• Keine Ergebnisse gefunden

Eisenmangel erschwert das Leben

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Eisenmangel erschwert das Leben"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

BERICHT

ARS MEDICI 212017

953

Als ursächlich für einen Eisenmangel gelten eine gestörte Eisenabsorption, eine vermin- derte Eisenfreisetzung aus den Speichern oder verborgene chronische Blutungen vor allem bei antikoagulierten Patienten. Die Konsequenzen eines Eisenmangels auf die Skelettmuskeln sind gravierend (1), die Leistungsintoleranz wird durch die mito-

chondriale Dysfunktion der peripheren Myopathie und der Anämie zusätzlich ver- stärkt. Bei einer Herzinsuffizienz führt eine periphere Myopathie zu einem Teufels- kreis. Mit sinkender Herzleistung und Dys- pnoe nimmt der Sauerstoffnachschub ab, der zusammen mit dem Eisenmangel die Muskeln atrophieren lässt, was zu einer verminderten Mobilität führt.

Von einem absoluten Eisenmangel bei Ge- sunden spricht man bei einem Ferritin

< 20 µg/L bei Frauen respektive < 30 µg/L bei Männern. Ist eine chronische Erkran- kung im Spiel, gelten Ferritinwerte von

< 100 µg/L für Männer und Frauen. Ein funktioneller Eisenmangel entspricht einem Ferritinwert von < 300 µg/L plus einer Trans- ferrinsättigung (TSAT) von < 20 Prozent.

Einfluss auf Morbidität und Mortalität In der Schweizer Herzinsuffizienzkohorte des EVITA-RAID-Registers haben von 223 Herzinsuffizienten 36 Prozent einen absoluten Eisenmangel und 18 Prozent einen funktionellen Eisenmangel. Insge- samt hat ein Eisenmangel einen signifikan- ten Einfluss auf die Morbidität, betreffend Verschlechterung der Herzinsuffizienz, und

die Alltagsaktivitäten. Auf die Mortalität hat der Eisenmangel ebenfalls Einfluss, wie eine internationale gepoolte Analyse aus Daten von 1506 Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz ergab (2): Das Gesamtüber- leben von Patienten mit Eisenmangel war nach 8 Jahren Beobachtungszeit signifikant tiefer als bei jenen ohne Eisenmangel.

Von einem Eisenmangel bei Herzinsuf - fizienz sind mehr Frauen betroffen, mehr Patienten im NYHA-Stadium III–IV und mehr Patienten mit höheren BNP- und CRP-Werten (3). Auch der Hämoglobin- wert (Hb) ist ein unabhängiger Mortali- tätsprädiktor: Unterhalb und oberhalb eines Hb-Wertes zwischen 14,5 und 15,4 g/dl stieg das Mortalitätsrisiko in der ELITE-II- Studie an (4).

Zwei mögliche Behandlungswege

«Eine Eisensubstitution ist sinnvoll, das zeigten verschiedene Studien. Sie erhöht die Hämoglobinkonzentration bei anämischen Patienten, verbessert die NYHA-Klasse bei anämischen und nicht anämischen Patien- ten, steigert die maximale Sauerstoffauf- nahmekapazität, den NT-BNP-Wert wie auch die Kreatinin clearance», erklärte Dr.

Annina Vischer, Medizinische Poliklinik, Universitätsspital Basel. Die FAIR-HF-Stu- die liefert die Evidenz: Herzinsuffizienz - patienten der NYHA-Klasse II und III mit einem Hb-Wert von 9,5 bis 13,5 g/dl und einem Ferritinwert von < 100 ng/mL oder

< 300 ng/mL bei TSAT < 20 Prozent erhiel- ten Eisencarboxymaltose 200 mg intravenös

alle 4 Wochen versus Plazebo. In der Ve - rumgruppe kam es zu einer Verbesserung bezüglich NYHA-Klasse, 6-Minuten-Geh- test und Lebensqualität. Der Hb-Wert stieg ebenfalls an, korrelierte aber nicht mit der klinischen Verbesserung (5). In der CONFIRM-HF-Studie bestätigte sich die Zunahme der Leistungskapazität im 6-Mi- nuten-Gehtest. Fatigue und Rehospitalisie- rungsrate nahmen unter der Eisentherapie ebenfalls ab (6). Gemäss einer Metaanalyse über 5 Eisencarboxymaltosestudien sind die Resultate konsistent, der Effekt auf die Ge- samtmortalität wie auch auf die kardiovas- kuläre Mortalität bleibt jedoch neutral (7).

Während die intravenöse Eisensubstitution einen klaren Nutzen bringt, erbrachte die orale Substitution mit Eisenpolysaccharid gemäss der kürzlich publizierten IRONOUT- HF-Studie (siehe auch Seite 966 in dieser Ausgabe von ARS MEDICI) für herzinsuf- fiziente Patienten keinen signifikanten Vorteil bezüglich Leistungskapazität und Lebensqualität (8).

Der Behandlungsalgorithmus sehe daher bei Herzinsuffizienzpatienten bei diagnosti- ziertem Eisenmangel gemäss dem Studien- design von FAIR-HF und CONFIRM-HF zwei Varianten vor, so Vischer. Eine wö- chentliche Aufdosierung mit 200 mg Eisen- carboxymaltose, bis sich die Ferritin- be - ziehungsweise TSAT-Werte erholt haben, gefolgt von einer Erhaltungstherapie von 200 mg alle 4 Wochen. Die zweite Variante beinhaltet eine einmalige Aufdosierung mit 500 bis 1000 mg und nach 1 bis 3 Mona- ten, wenn sich die Werte erholt haben, eine erneute einmalige Erhaltungsdosis von 500 mg. Ferritin, TST und Hb sollten dabei ein- bis zweimal im Jahr kontrolliert wer-

den (9).

Valérie Herzog

Quelle: «The role of iron treatment in heart failure». Gemein- same Jahrestagung der Schweizerischen Gesellschaften für Kardiologie (SGK) und für Herz- und Thorakale Gefässchirurgie (SGHC), 7. bis 9. Juni 2017, Baden AG.

Literatur unter www.arsmedici.ch

Eisenmangel erschwert das Leben

Substitution ist sinnvoll

Fast die Hälfte der Herzinsuffizienzpatienten hat einen Eisenmangel – das hat Einfluss auf Morbidität und Mortalität. Eine intravenöse Substitution ist daher sinnvoll, eine orale dagegen eher weniger, wie am gemeinsamen SGK/SGHC-Kongress in Baden AG zu erfahren war.

Valérie Herzog

Eine Eisensubstitution verbessert die NYHA-Klasse bei anämischen

und nicht anämischen Patienten.

(2)

Referenzen:

1. Stugiewicz M et al.: The influence of iron deficiency on the functioning of skeletal muscles: experimental evidence and clinical implications. Eur J Heart Fail 2016; 18: 762–773.

2. Klip IT et al.: Iron deficiency in chronic heart failure:

an international pooled analysis. Am Heart J 2013;

575–582.

3. Jankowska EA et al.: Iron deficiency: an ominous sign in patients with systolic chronic heart failure. Eur Heart J 2010; 31: 1872–1880.

4. Sharma R et al.: Haemoglobin predicts survival in patients with chronic heart failure: a substudy of the ELITE II trial. Eur Heart J 2004; 25: 1021–1028.

5. Anker SD et al.: N Engl J Med 2009; 361: 2436–2448.

6. Ponikowski P et al.: Beneficial effects of longterm in- travenous iron therapy with ferric carboxymaltose in patients with symptomathic heart failure and iron deficiency. Eur Heart J 2015; 36: 657–668.

7. Jankowska EA et al.: Effects of intravenous iron therapy in iron-deficient patients with systolic heart failure: a meta-analysis of randomized controlled trials. Eur J Heart Fail 2016; 18: 786–795.

8. Lewis GD et al.: Effect of Oral Iron Repletion on Exer- cise Capacity in Patients With Heart Failure With Reduced Ejection Fraction and Iron Deficiency: The IRONOUT HF Randomized Clinical Trial. JAMA 2017;

317: 1958–1966.

9. McDonagh T et al.: Iron therapy for the treatment of iron deficiency in chronic heart failure: intravenous or oral? Eur J Heart Fail 2015; 17: 248–262.

BERICHT

ARS MEDICI 212017

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Insbesondere nach elektiven Eingriffen zeigte sich eine signifikant erhöhte Mortalitätsrate innerhalb der Gruppe der homozygoten TT-Allelträger des

Fazit ist, dass der T-786C-Polymorphimus nicht als prädiktiver Risikofaktor für eine erhöhte Mortalität im Langzeitverlauf bei Patienten nach herzchirurgischen

Eine weitere Studie zu etwaig bestehenden Risikofaktoren und der Entstehung einer KHK zeigte dies ebenfalls: Die protektiven Effekte mäßigen Konsums von Rotwein werden laut dieser

Dabei zeigte sich das erwartete Er- gebnis, daß mit wachsendem Alko- holkonsum die koronare Morbidität und Mortalität (überlebter und tödli- cher Herzinfarkt) abnimmt

In den aktuellen ESC-Leitlinien zur Schrittmacher- und kardialen Resynchronisationstherapie wird auf der Grundlage von fünf randomisierten Studien (59,62,63,67,74),

Der Verdacht, eine präoperative Anämie sei ein eigenständiger Risikofaktor für eine erhöhte Krankenhausmortalität aber auch eine erhöhte Langzeitmortalität sowie

Grundsätzlich wird zwischen partieller (Stimulationsantwort mit PRL- Konzentrationen über dem vierfachen Basalwert) und kompletter PRL-IS (Stimulationsantwort mit

Sowohl Übergewicht als auch Adipositas (BMI &gt; 30 kg/m 2 ) bergen für einige Erkrankungen ein erhöhtes, für andere ein ver- mindertes oder unverändertes Risiko.. Für Adipositas ist