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Es ist offensichtlich, daß diese natürliche Vertiefung in der antiken Zeit eine kultische Bedeutung hatte

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DIE BASILIKEN VON KANLIDIVAN (= KANYTELIDEIS - KANYTELLEIS)

von Semavi Eyice, Istanbul

Seit 1972 unternehmen wir in Silifke (= Seleukia) und Umgebung archäologische

Forschungen auf der Erdoberfläche. Im Rahmen dieser Arbeiten haben wir uns mit

einer alten kleinen Niederlassung beschäftigt, die im Osten von Silifke hegt und

Kanlidivan genannt wird'. Die Bauten dieser in der Antike Kanytelleis oder Kany-

telideis genannten Ortschaft sind der Forschungswelt nicht ganz unbekannt, aber sie

sind in bezug auf die Frühchristliche und Byzantinische Kunstgeschichte nicht

genug bewertet worden^. Dieses Städtchen befindet sich auf einem Abhang des

Taums-Gebirges und ist nur in einigen Kilometern Entfernung von der antiken

Küstenstraße am Rande einer trichterförmigen geologischen Vertiefung gebaut wor¬

den. Auf der Nord- und Südseite der Vertiefung sieht man Häuserreste und dazwi¬

schen die zu den Nekropolen gehörigen Sarkophage und Grabdenkmäler. Ein drittes

Nekorpolis befindet sich im Westen auf der nach Elaiussa-Sebaste führenden alten

Straße'. Es ist offensichtlich, daß diese natürliche Vertiefung in der antiken Zeit

eine kultische Bedeutung hatte. Wie auf dem dicht daneben stehenden Turm'' zu

lesen ist, wurde sie für Zeus Olbios von Teukros, den Sohn von Tarkyaris, eingerich¬

tet. Strabon berichtet, daß diese Gegend zuerst von den Olba-Priestern regiert,

später aber von Räuberrittern übernommen wurde. Aber später kam die Herrschaft

wieder an Priester-Fürsten. Im ersten Jahrhundert n. Chr. wurde Kanytelleis ein

Dorf (Korne) von dem nahen Elaiussa-Sebaste und führte auf diese Weise in Römi-

1 Dieser Beitrag ist in ausführlicher Form in Türkisch veröffentlicht worden: Silifke gevresinde incelemeler: Kanlidivan (= Kanytelleis-Kanytelideis basilikalari, , .Anadolu Arastirmalari"

IV-V, 1976-1977, S. 411-442 und XVIII Tf.

2 V. Langlois, Rapport sur l'exploration archeologique de la Cilicie ,Archives des Missions Scientifiques" IV, 1856, S. 47; id.. Voyage dans la Cilicie, Paris 1861, S. 225; J. T. Bent, Exploration in Cilicia Tracheia, „Proceedings of R. Geogr. Society" XII, 1890, S. 448; id., A Joumey in Cilicia Tracheia, „Journal of Hei. St." XII, 1891, S. 208, und die Inschriften bearbeitet von E. L. Hicks, S. 226; R. Heberdey u. A. WUhelm, Reisen in Kilikien, „Denk¬

schriften d. Akad." XLIV, Abh. 6, Wien 1896, S. 51; J. Strzygowski, Kleinasien, Leipzig 1903, S. 51;G. L. Bell, Notes on a Journey through Cilicia, „Revue Archeologique" I, 1906, S. 402; V. Schultze, Altchristliche Städte und Landschaften II - Kleinasien, Gütersloh 1926, II, S. 296; Ch. Diehl, Manuel d'art byzantin, Paris 1925, I, S. 91; J. Ebersolt, Monuments d'architectute byzantine, Paris 1934, S. 138; R. Krautheimer, Early Christian and Byzantine Architecture, Middlesex 1965, S. 82, 84; M. Gough, The Early Christians, London 1961, S.

140; O. Feld, Beobachtungen an spätantiken und frühchrisUichen Bauten in Kilikien, ,, Rö¬

mische Quartalschrift" LX, 1965, S. 133.

3 A. Machatschek, Die Nekropolen und Grabmäler im Gebiet von Elaiussa-Sebaste „Denk¬

schr. d. Öst. Akad." Wien 1967.

4 P. Verzone, Cittä ellenistiche e romane dell'Asia Minore „Palladio" II-III, 1957, S. 65.

xx. Deutscher Orientalistentag 1977 in Erlangen

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scher Zeit seine Entwicklung weiter*. Die Geschichte, die diese kleine Niederlas¬

sung, die ihre heilige Bedeutung auch in der christlichen Zeit, selbstverständlich in christianisierter Form im Byzantinischen Reich beibehalten hat, ist uns noch unbe¬

kannt. Da diese an einer wichtigen Straße und außerdem so nahe am Meer gelegene

Ortschaft niemals befestigt wurde, müssen wir annehmen, daß sie in den VII.—IX.

Jahrhunderten, in denen das Mittelmeer für Byzanz gefährlich war, verlassen wor¬

den sein muß. V. Langlois berichtet, ohne seine Quelle zu nennen, daß diese Ort¬

schaft unter Theodosius II. mit dem Namen Neapolis gegründet wurde. Aber die

weitläufige Nekropolis zeigt , daß es sich hier nicht um eine Neugründung handeln

kann. Außerdem ist eine Stadt mit dem Namen Neapolis in Kilikien nicht bekannt,

wenigstens in der Spätantiken Zeit. Nur auf einer zur Zeit von Kaiser Leon VI.

(886-911) aufgestellten Liste der Bistümer sieht man ein Neapolis, das Seleukia

angeschlossen ist. Eine Ortschaft mit soviel religiösen Bauten müßte in der kirchli¬

chen Hierarchie sicher eine Stellung haben. Es ist offensichtlich, daß die Armenier, die am Ende des XI. Jahrhunderts in Kilikien ein Königreich gründeten, Kanytelleis nicht besiedelt haben. Es sind keine Baudenkmäler im armenischen Stil vorhanden,

aber auch, wie es überall üblich war, keine armenische Befestigung. Außerdem ist

auf der im Jahre 1195 von Sembad aufgestellten Liste der armenischen Bistümer

und Baronien kein Name aufgeführt, der auf diesen Ort hinweist. In der ganzen

türkischen Zeit ist dieser Ort nur als Überwintemngslager von Nomaden gebraucht

und keine Häuser für Daueraufenthalt gebaut worden.

Heute sieht man am Rande der Vertiefung außer Häuserresten auch die Ruinen

von vier Basiliken. Von der fünften Basilika, die etwas rückwärts gelegen haben

muß und deren sehr geringe Spuren Miss G. L. Bell 1905 gefunden hat, sieht man

heute nichts mehr. Die anderen BasUiken befinden sich am West- und Nordrand der

Vertiefung, die auch zur christlichen Zeit ein Kultplatz war. Die tunnelartige Trep¬

pe, die von der IV. Basüika heruntergeht, sieht man noch heute. Die erste BasUika

war ein Bau, der durch zwei Säulenreihen in drei Schiffe verteilt wurde. Ihre Nar¬

thex hat einen Eingang mit drei Bögen, die auf zwei Säulen mhen. Die halbrunde

Apsis ist draußen mit einer geraden Mauer zugedeckt und auf beiden Seiten sind die

Pastophorien-Zellen untergebracht, die wenigstens zwei Stockwerke gehabt haben

müssen. Die etwas nördhcher liegende II. Basilika hatte wahrscheinlich auch drei

Schiffe. Da sie aber sehr zerstört ist, kann man ihre architektonischen Eigenschaften nicht erkennen. Nur ist das Vorhandensein von geschlossenen, vielleicht sogar zwei¬

stöckigen Räumen auf beiden Seiten und vor der Apsis auffällig. Die III. Basilika,

die sich am Nordrand der Vertiefung und an der zu dem großen Grabdenkmal füh¬

renden Straße liegt, hat einen sehr ungleichmäßigen Grundriß. Vor den Eingängen

befindet sich kein Narthex. Nur sieht man auf der antiken Mauer, die sich auf der

anderen Seite der Straße befmdet, Balkeiüöcherspuren, die darauf schließen lassen,

daß ein Schutzdach oder ein Stockwerk von der Westmauer zu der antiken Mauer

führte. Es ist schwer anzunehmen, daß diese Basilika drei Schiffe und Emporen

5 Art. Kanytelis (W. Rüge), Pauly-Wissowa, Realenzyklopädie, X, 2, 1919, Sp. 1882; E.

Kirsten, Mersin, Pompeiopolis, Kanytelleis, in Logbuch des Karawane-Verlages, S. 575; Art.

Kanli divane (M. Gough) in R. Stilwell, The Princeton Encyclopedia of Classical Sites, Princeton 1976, S. 435; D. Magie, Roman Rule in Asia Minor, Princeton 1950, II. S. 1144.

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Die Basiliicen von Kanlidivan 491

gehabt hat. Man kann annehmen, daß sie mit einem Walmdach überdeckt war. Die

Apsis ist wieder von einer geraden Mauer abgeschlossen und auf beiden Seiten be¬

fmden sich mehrstöckige Pastophorien-Räume. Daß diese mehrstöckig sind, ersieht

man aus den Fenstern, die sich an der Fassade befmden. Der bekannteste und in¬

teressanteste Bau von Kanytelleis ist die auf einem zum Teil behauenen Felsen

errichtete IV. Basilika*. Über der Tür, die von Narthex zum Hauptschiff führt, be¬

findet sich eine zweizeilige Inschrift. Die erste Zeile ist ein Spmch aus einem Psalm (CXVIII,20). In der zweiten Zeile steht aber, daß dieses Gebäude als Votivkirche

von Papylas (oder Babylas) gestiftet worden ist. Von der IV. Basilika ist die Süd¬

front in den Abgmnd gestürzt, sonst ist sie sehr gut erhalten. Im Westen davon be¬

findet sich ein Atrium. Es ist nicht bekannt, wieviel Säulen die Schiffe geteUt ha¬

ben, aber es ist gewiß, daß sich auf den Seitenschiffen Emporen befunden haben.

Das Bema zwischen der Apsis und den Schiffen bildet einen separaten Raum. Da

die Enden nicht aus der Mauer herausschauen, kann man es nicht ein Transept

nennen. Das ganze Problem ist herauszufinden, wie dieser Teü überdeckt und diese

Überdeckung dem Satteldach der Schiffe angepaßt war'. Apsis und die Nebenräume

sind wieder von einer geraden Mauer abgeschlossen. An verschiedenen Stellen der

Basüüca, besonders am Anfang der Arkaden, ziehen verschieden dekorierte PfeUer-

Kapitelle die Aufmerksamkeit auf sich.

Wir können die Haupteigenschaften der Basiliken in Kanytelleis in bezug auf

frühchristliche und byzantinische Architektur wie folgt resümieren:

1. Sie sind aus in kleinem Format behauenen Steinen gebaut. Größere Steine

sind nur an gewissen Stellen verwendet.

2. Die innere und äußere Architektur ist äußerst schlicht und pmnklos. Die ein¬

zigen Schmuckelemente sind die Bogenanfänge und die Pfeüer-Kapitelle am

Triumphbogen.

3. Außer der III. Basüüca haben sie einen Hof auf der Westseite, aber üue Archi¬

tektur ist nicht zu durchschauen.

4. Sie haben an den Fassaden über den Fenstern und Türen einen Regenschutz.

Die Nordfassade ist zum Schutz gegen das Wetter fensterlos.

5. Die Fenster sind doppelt und haben eine Hufeisenform. Das ist aber bei den

anderen Bögen nicht der Fall.

6. Die Vorhalle hat einen Eingang mit drei Bögen, die auf zwei Säulen ruhen.

7. Die Säulen, die die Schiffe trennen, müssen früher Archivolten gehabt haben.

8. Die Apsisfassade ist wie bei den syrischen Basiliken geschlossen.

9. Die Pastophorien sind genau so hoch wie die Gebäude und sind in mehrere

Stockwerke geteilt.

10. Die Nebenschiffe haben Türen nach außen.

Wir glauben, daß die Basüiken von Kanytelleis, die die charakteristischen Merk¬

male der christlichen Architektur vom rauhen Küikien tragen, zwischen Ende des

IV. und VI. Jahrhunderts gebaut sind.

6 G. H. Forsyth, An Early Byzantine Church at Kanli Divane in Cilicia, in De Artibus Opuscu¬

la XL, Essays in Honor of Erwin Panofsky, New York 1961, S. 127.

7 Wir werden dieses Problem in unserer großen Studie über Silifke und Umgebung ausführlich erörtern.

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zu EINIGEN SPOLIEN IN DER FREITAGSMOSCHEE VON SAN'Ä'

von Barbara Finster, Bamberg

Die Freitagsmoschee von San'ä', unter dem Umayyadenkalifen Walid ibn 'Abd

al-Malik im beginnenden 8. Jh. erbaut, setzt sich zu einem großen Teil aus Spolien zusammen, die als repräsentativ für die Kunstgeschichte des Yemen gelten können.

Damit sind uns Relikte einer Epoche und eines Kunstkreises erhalten, über die

wir kaum etwas wissen: über die christliche Kunst des aethiopisch-yemenitischen Raumes im 6. Jh.

Unter den Spolien der Freitagsmoschee fallen Kapitelle auf, die das Kreuzes¬

zeichen tragen (Foto 1). Das Kreuz wächst aus Akanthuspflanzen, die die Schau¬

seite des Kapitells völlig bedecken. Die Blätter - ursprünglich Eckblätter des „Vier¬

blattkapitells" (n. Kautzsch) - sind miteinander zu einer Kelchform verschmolzen, der die Blattrippen in konzentrischen Kreisen als vertiefte Rillen folgen. Die Blatt¬

ränder sind gebogt, die Spitzen rollen sich zu einer Volute ein.

Der dreiblättrige Akanthus eines anderen Kapitells zeigt die Verschmelzung der

Eckblätter mit dem früheren „Hochblatt" (Foto 2). Weisen die Seitenblätter die charakteristischen Rillen der calixförmigen Akanthoi auf, so sind die Blattrippen

des mittleren Blattes plastisch angegeben und enger modelliert. Der Rand ist fein

gebogt, die Eckblätter enden in Rosetten. Mit diesem Kapitell ist die Säule voll¬

ständig erhalten (Foto 3). Die wulstartige Basis mht auf einer quadratischen, block¬

artigen Plinthe, die — wie ein anderes Stück beweist - ebenfalls von den dreiblättri¬

gen Akanthuspflanzen überzogen wird (Foto 4). Die Blattspitzen sind zur Erde ge¬

dreht, auf den Ecken sitzt ein tropfenförmiger Sporn.

Den Säulenschaft gliedert em Flechtband in zwei Abschnitte (Abb. 3). Ranken

überziehen den Schaft netzartig. Im unteren Teil verknüpfen sich die dreiblättrigen Blätter untereinander, so daß eine kontinuierliche Bewegung innerhalb des Musters

entsteht. Im oberen Abschnitt werden die Ranken durch Knoten aneinanderge-

knüpft, aus denen sich vereinzelte Blättchen lösen. Die Ranken liegen flach auf dem Hintergrund, erhalten eine gewisse Plastizität durch die Rundung der Stiele und die gekerbten Blätter mit dem gekräuselten Rand. Abgesehen von der Dichtmaschigkeit

des Ornaments wukt das Muster unübersichtlich und kraus.

Einfacher, auch weniger qualitätvoll ist ein fragmentierter Schaft, den horizonta¬

le Ornamentstreifen gliedern (Foto 5). Die Streifen setzen sich aus einzelnen, einan¬

der zugewandten, intermittierenden Wellenranken zusammen. Um die Mitte des

Schaftes, den heutigen Abschluß, legen sich Bänder ineinanderwachsender Calices,

deren Blätter weich modelliert sind.

Ornamentierte Säulen waren seit der Spätantike sowohl im Mittelmeerraum als

auch im Iran verbreitet. Doch folgen die Ornamente der PUaster von Damgän/Iran einer klaren Ordnung, ebenso die Ranken auf koptischen Pilastern und Schranken.

XX. Deutscher Orientalistentag 1977 in Erlangen

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