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„Kommunikationskompetenz – Schlüssel in der Informationsvermittlung“

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medizin - bibliothek - information · Vol 5 · Nr 3 ·September 2005

„Kommunikationskompetenz – Schlüssel in der Informationsvermittlung“

Tagungsbericht vom 23. Oberhofer Kolloquium in Gotha, 7. – 9. Apil 2005 Eva Teubert, Mannheim

Unter dem Titel „Kommunikations- kompetenz – Schlüssel in der Informa- tionsvermittlung“ veranstaltete die DGI/

KPI (Deutsche Gesellschaft für Infor- mationswissenschaft und Informations- praxis e.V./Komitee Praxis der Inhouse- Informationsvermittlung) zusammen mit dem Leibniz-Institut für Neurobio- logie in Magdeburg, der Technischen Universität Ilmenau und dem VDI (Ar- beitskreis Information Magdeburg) vom 7. – 9. April 2005 in Gotha das 23.

Oberhofer Kolloquium. Der Titel der Veranstaltung und die Namen der Ver- anstalter deuten die Thematik an: Es ging in den Vorträgen und Diskussions- runden um die Schnittstelle zwischen natürlichem Sprachgebrauch und Infor- mationsaufbereitung, -dokumentation sowie –verarbeitung in Forschung, Wissenschaft und Wirtschaft. Diese Schnittstelle wird auf linguistischen Ta- gungen und Veranstaltungen meist nur am Rande fokussiert, so dass den Veran- staltern der Oberhofer Kolloquien Dank dafür gebührt, dass sie seit langem im Abstand von zwei Jahren Sprachwissen- schaft, Dokumentation, Informations- verarbeitung und deren Praxis in Ge- sellschaft und Wirtschaft zusammenfüh- ren.

Den Eröffnungvortrag hielt Joseph Weizenbaum Berlin, (ehem. MIT Mas- sachusetts Institute of Technology, USA): „Das Symbol gilbt zu denken.

Über die Be-deutung als Basis der Kom- munikation“. Der Altmeister der Com- puterwissenschaft erinnerte anhand von anschaulichen Beispielen aus seinem umfangreichen Erfahrungsschatz an ei- nige zentrale begriffliche Differenzie- rungen: Der Computer verarbeitet nur Signale (Impulse), die „an und für sich“

keinerlei Bedeutung haben und/oder vermitteln. Be-deutungen, die Verste- hen und Verständigung ermöglichen, entstehen durch Interpretationen in den Köpfen von Menschen, und die Inter- pretationen beruhen auf (gemeinsamen)

sozialen Erfahrungen, sie beruhen auf Lebensgeschichten. „Kommunikation“

hat etwas mit „community“ zu tun, und Computer bilden nun einmal keine

„communities“. Mit einem Seitenhieb auf die sog. „KI“ (Künstliche Intelli- genz)-Forschung warnte Weizenbaum vor einer Übertragung von informati- onstechnischen Modellen auf die menschliche Kommunikation. Die War- nung erwies sich im Hinblick auf die Gegenstände der Tagung als durchaus relevant.

Ein Workshop (FIZ Fachinformations- zentrum Chemie, Berlin) hatte zum Thema: „Informationseinrichtungen als Kommunikationszentren“, wozu René Deplanque (FIZ-Fachinformationszen- trum Chemie, Berlin) einführend am Beispiel seines Fachs über die immensen Fortschritte bei der quantitativen Er- weiterung und Vernetzung von Fach- und Wissenschaftsdatenbanken berich- tete. Die Erfindung bzw. Entwicklung von geeigneten Werkzeugen der geziel- ten und effizienten Informations- oder besser Bedeutungssuche (vgl. Weizen- baum) wird deshalb immer dringlicher.

Es ist nicht mehr nur von Wort- und Textsuche die Rede, sondern auch von ontologischen Datenbanken, was Lin- guisten an die schwierige Geschichte von Begriffswörterbüchern erinnert.

Gabriele Kirch-Verfuß (Unterneh- mensberatung „WissensWert“, Reck- linghausen) konnte aus ihrer Beratungs- erfahrung dann auch einen informati- ven Überblick über Probleme der In- haltssuche in der Praxis geben.

Sie „Session 1“ war Fragen der Kommu- nikationsberatung für die Wirtschaft und in der Wirtschaft gewidmet. Anita M. Duerr (Beratung für Informations- Bewirtschaftung/Ghostreading, CH- Glattenfelden) berichtete unter dem Titel „Kompetenz in Sprache“ aus ihrer Praxis über die Anforderungen aus dem

Kundenkreis (Wirtschaft) an die Auf- bereitung von Informationen und Da- ten. Fazit: Man muss eine Datenpflege betreiben, die den (zu eruierenden) Kundeninteressen in Bezug auf die Ordnung und Normierung von Inhal- ten entgegenkommt.

Gertrud Ihls (Kommunikationsbera- tung, Leipzig) brachte die „nonverbale Kommunikation als Erfolgsfaktor“ ins Spiel (z.B. Gestik, Mimik, Haltung, Sprachkultur).

Wolfgang Zollner (Zollner Manage- ment, Buch aE) sprach praxisnah über Optimierungsmöglichkeiten bei der Gestaltung von Pressemitteilungen und Newslettern.

Programmierte Verarbeitung von natür- licher Sprache war das zentrale Thema der „Session 2“. Robert Fugmann (Id- stein) setzte sich in einem Grundsatz- beitrag mit den Problemen auseinander, in die man geraten kann, wenn „die rei- ne T e c h n o l o g i e der Informations- bereitstellung ganz im Vordergrund steht und wenn es an einer brauchba- ren Informations - P h i l o s o p h i e mangelt“. In Fugmanns Informations- Philosophie werden u.a. thematisiert:

Erinnerungs- und Entdeckungsrecher- chen, Prototypen von Informationssys- temen, der Unterschied zwischen

„Wort“ und „Begriff“, Lexikalisierungs- und Interpretationsfragen, Indexie- rung.

Christian Heinisch (NEWBASE GmbH) gab schließlich einen Über- blick über die Geschichte der Informa- tionsverdichtung am Beispiel des Pres- sespiegels, und Manfred Bonitz (Dres- den) setzte sich mit der Rolle von Zitie- rungen und Zitierungshäufigkeiten und deren Bewertung in der Wissen- schaft auseinander.

Oberhofer Kolloquium

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medizin - bibliothek - information · Vol 5 · Nr 3 ·September 2005 In der „Session 3“ stand das Internet im

Mittelpunkt. „Algorithmen zur Quali- tätsbestimmung in Suchmaschinen“ war das Thema Michael Mandls (Universi- tät Hildesheim, IFAS). Welchen Quali- tätsbegriff für Internetseiten kann/soll man entwickeln bzw. favorisieren?

Daniel Fischer und Bernd Markschef- fel (TU Ilmenau) beschreiben und klas- sifizieren Informationsdienstleistungen im Internet: Welche Geschäftsmodelle kann man für diese Dienstleistungen entwickeln?

Mathias Rickes (TU Ilmenau) geht von der Feststellung aus, dass ca. 98 % der Informationen im Web (www) von den Anwendern nicht genutzt werden. Er zieht daraus die Konsequenz, dass die

„Konsumenten“-Verhaltensweisen näher untersucht werden müssen. Sollten die Web-Informationen nicht im Hinblick auf ihre Individualisierungsmöglichkei- ten differenziert werden? Rickes be- schreibt und bewertet verschiedene Entscheidungstheorien, die den empi- risch beobachtbaren Auswahlverfahren mehr oder weniger gerecht werden.

In „Session 4“ analysiert Hans-Jürgen Püttmann (Essen) eine Werbeanzeige (Printmedium, Anzeige aus einem Bran- chen-Telefonbuch) unter der Fragestel- lung, wie man Fragmente einer solchen Anzeige unter Informations- und Do- kumentationsgesichtspunkten effektiv klassifizieren kann. Es geht um sehr prak- tische Fragen der Inhaltserschließung zwischen Linguistik und Informations- wissenschaft. – Im zweiten Beitrag der

„Session“. der nur im Tagungsband dokumentiert ist, behandelt Johanna Dahm (Europahochschule für Wirt- schaft und Medien, Köln) Wandlungen des Symbolbegriffs unter dem Einfluss der neuen Medien.

Im Rahmen der „Session 5“ trug Jana False (infonic, Ilmenau) über „Kommu- nikation in Open Source Projekten“ vor.

„Open Source Projekte“ werden von einem Projekt-Inhaber bzw. einem

„Maintainer“ gesteuert, der die Weiter- entwicklung einer Projektstudie kontrol- liert. Ihre Vorstellung jedoch ist es, dass viele „freie“ Mitarbeiter oder Gruppen je nach Fähigkeiten und Ressourcen zum Gelingen eines Informationspro- jekts beitragen. Als Ertrag verspricht man sich vor allem Ideenerweiterung, Innovativität und den Aufbau neuer

„communities“, die gleiche oder ähnli- che Ziele verfolgen. – Gerd-Uwe Funk (agiplan GmbH, Mühlheim an der Ruhr) hat unter dem Titel „Erfolgsfak- tor Kommunikation“ die Qualität der innerbetrieblichen Kommunikation als einen wirtschaftlichen Erfolgsfaktor ausgemacht. Er ging dabei auf kommu- nikationsethische Fragen ein, allerdings in einem Sinne, in dem der Ethikbegriff heute durchgängig von der Wirtschaft gebraucht wird, nämlich mit Bezug auf Werte, die den Firmenzielen nutzen (z.B.

Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Beschei- denheit, Flexibilität usw.).

Der Abschlussvortrag des Kolloquiums wurde von Gernot Wersig (FU Berlin) unter dem Titel „Wiederverzauberung und Medienkompetenz in der Informa- tionsgesellschaft“ bestritten. Wersig hat eine Tour d’Horizon durch drei Stadien der sog. Informations- und Medienge- sellschaft unternommen (aus s e i n e r Sicht): 1. In den 70er Jahren des vori- gen Jahrhunderts glaubte man noch an eine umfassende Informationsgesell- schaft. IuD (Information und Doku- mentations)-Projekte wurden öffentlich gefördert, mit dem Ziel, tatsächlich umfassend Zugänge zu Wissen/Inhal- ten zu eröffnen. 2. Wegen der Unüber- sichtlichkeit/Unüberschaubarkeit der

„Wissensmengen“ wurden die IuD-Pro- jekte zugunsten von Förderungspro- grammen für Infrastrukturen aufgege- ben: Strukturen also anstelle von Inhal- ten bzw. Bedeutungen. Dies war auch die Zeit der KI-Forschung. 3. Heute ist das Internet das dominierende Medium für Datenströme. Das Netz ermöglicht den Nutzern auch wieder eine indivi- duelle Gestaltung des Daten- und In- formationszugriffs – und damit einen

„Informationszauber“, der dem Einzel- nen zugleich nutzt und ihn unterhält.

Damit kommt Wersig am Ende seines Durchmarschs durch die Stationen der

„Informationsgesellschaft“ wieder beim (sprach)handelnden Individuum mit seiner Kommunikationskompetenz an.

Der Ausdruck „Kommunikationskom- petenz“, der im Titel des Kolloquiums steht und der während der Veranstal- tung häufig auch in einer allzu techni- schen Verfremdung strapaziert wurde, bezeichnet eben – im Sinne von Wei- zenbaum – doch eine soziale Kompe- tenz von Menschen, ein Verstehens- und Verständigungsvermögen, das seine Ba- sis in der natürlichen Sprache hat.

Literatur:

Markscheffel, Bernd/Daniel Fischer (Hrsgg.): Kommunikationskompetenz.

Proceedings des 23. Kolloquiums über Information und Dokumentation, 07.

– 09.April 2005, Gotha/Thüringen.

Eva Teubert

Institut für Deutsche Sprache Leiterin der Bibliothek Postfach 101621 D-68016 Mannheim

E-Mail: eva.teubert@ids-mannheim.de

13. - 16. September 2005, Bozen:

ODOK ’05: 11. Österreichisches Onli- ne-Informationstreffen, 12. Österreichi- scher Dokumentartag: „Zugang zum Fachwissen“ http://voeb.uibk.ac.at/

odok2005

20. - 23. September 2005, Salvador, Bahia (Brazil): 9th

World Congress on Health Information and Libraries, www.icml9org

26. - 28. September 2005 Graz: AGMB Jahrestagung unter dem Motto „Medi- zinbibliotheken: das Netz wächst“.

www.agmb.de

2. - 3. November 2005 Jülich: Know- ledge Extended: Die Kooperation von Wissenschaftlern, Bibliothekaren und IT-Spezialisten.

www.knowledge-extended.de

14. - 15. November 2005 London: 8th International Forum on Virtual Com- munities

5. - 6. Dezember 2005 Nancy: 7th In- ternational Conference on Grey Literat- ure

A. Fulda

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Oberhofer Kolloquium

Referenzen

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