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Einleitung PersonalDigitalAssistant(PDA):developmentandprospect PersonalDigitalAssistant(PDA):woherundwohin?

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Personal Digital Assistant (PDA): woher und wohin?

Personal Digital Assistant (PDA): development and prospect

Abstract

This paper describes the development of modern PDAs and traces some historical roots because personal information management is an idea

Helmut Dollfuß

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with a long tradition. It was put into practice early in human history

1 Medizinische Universität Wien, Universitätsbibliothek, Wien, Österreich

based on different materials as data carrier. From wax plates and paper the idea was grafted onto microprocessor powered calculators. Further on the concept was transferred to coat-pocket sized handheld com- puters. These were called PDAs forming a device class on their own though functions of a PDA are ingreasingly integrated into other mobile devices.

Finally the paper discusses the future of PDAs as spearhead of the mobile library. The PDA can be seen as a prophet in this movement followed by a range of new to-be mobile devices. Out of this we can ex- pect to meet an even greater variety of operating systems, display sizes and communication channels in the future. PDA-projects are an ideal way to gain expert knowledge now for a mobile future in library informa- tion technology.

Keywords:Personal Information Manager (PIM), Personal Digital Assistant (PDA), history, wax plate, Filofax, Psion, Newton, Palm, PocketPC, mobile library

Zusammenfassung

Die ersten Teile der vorliegenden Arbeit beschreiben die Entwicklung der heutigen PDAs, aber auch einige historische Wurzeln, denn persön- liches Informationsmanagement ist eine Idee mit lange Tradition. Sie wurde schon sehr früh in der Kulturgeschichte des Menschen verwirk- licht, mit unterschiedlichen Materialien als Datenträger. Von Wachstafeln und Papier losgelöst, wurde das Konzept auf den Stamm der mikro- prozessorgesteuerten Taschenrechner aufgepfropft und danach auf jackentaschengroßen Computern veredelt. Heute bilden PDAs eine selbstständige Geräteklasse, allerdings werden die Grundfunktionen eines PDAs zunehmend in andere Mobilgeräte integriert.

Der letzte Teil der Arbeit beschäftigt sich mit der Zukunft des PDAs in der sich abzeichnenden Entwicklung zur "Mobile Library". Man kann im PDA einen Propheten dieser Entwicklungslinie sehen, dem zahlreiche weitere Mobiltechnologien folgen werden. In Zukunft muss man also mit einer noch breiteren Palette an Betriebsplattformen, Displaygrößen und Kommunikationsmöglichkeiten rechnen. PDA-Projekte sind ein guter Weg, sich schon jetzt das nötige Expertenwissen für die mobile Zukunft der bibliothekarischen Informationstechnologie zu erarbeiten.

Schlüsselwörter:Informationsmanagement, Personal Digital Assistant (PDA), Geschichte, Wachstafel, Filofax, Psion, Newton, Palm, PocketPC, mobile Bibliothek

Einleitung

Menschen merken sich eine erstaunliche Anzahl an Mit- menschen, samt ihren Eigenschaften und Lebensumstän-

den, oder finden vertraute Orte ganz ohne GPS. Das mo- bile Leben in einer weltumspannenden Informationsge- sellschaft überfordert jedoch dieses biologische Grund- vermögen beträchtlich. Telefonnummern, Adressen, Ter-

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mine und Notizen verlangen nach mehr (Speicher-)Platz und Ordnung. Die dazu erfundenen Hilfsmittel werden im angloamerikanischen Sprachraum "Personal Informa- tion Manager" (PIM) genannt, ganz allgemein und unab- hängig von der Art und Weise ihrer materiellen Ausfüh- rung. PIMs sollen nun ihrem Benutzer unter die Arme, in diesem Falle wohl besser unter das Gedächtnis greifen.

Ein kleiner Notizblock mag zwar auch seine Dienste tun, ein PIM geht aber über dessen einfache Linienstruktur weit hinaus. Er ist bereits grob vororganisiert und stellt dem Benutzer gleich mehrere Ordnungskonzepte zur Verfügung. Seine grundlegenden Bestandteile, also Ter- minplaner mit Kalender, sowie Adress- und Notizbuch, werden im Englischen auch gerne "Productivity Tools"

genannt. Im physikalischen Sinne ist ja Leistung die pro Zeiteinheit verrichtete Arbeit, im persönlichen Bereich wohl vergleichbar mit der Anzahl an Aufgaben, die pro Tag erledigt werden. Der PIM möchte also seinem Benut- zer durch penible Ordnung und rasches Wiederfinden von Information zu einem effektiveren Arbeiten verhelfen.

Im Laufe der Zeit wurde das Konzept eines persönlichen Informationsmanagers unter verschiedenen Namen auf sehr unterschiedlichen Trägermaterialien verwirklicht.

Das Wachs von fleißigen Bienen, verwendet in der Antike, wurde durch Papier abgelöst, dessen Ursprünge im schnellwachsenden Papyrus liegen. Der PIM auf einem modernen PDA schreibt, für uns unsichtbar, Erinnerungs- spuren in Silikon, dem Substrat der überaus innovativen Computerindustrie.

Wachstafeln: Der PIM "in Cera"

Die in der Antike und auch noch im Mittelalter benutzten Wachstafeln bestanden aus einem Holzrahmen mit einer flächigen Vertiefung von einigen Millimetern. Diese wurde mit einer Wachsmischung, der man Ruß oder andere geeignete Färbemittel beimengte, ausgefüllt. Es gab auch luxuriöse Ausführungen, die statt Holz Elfenbein, Silber oder Gold verwendeten. Die noch erhaltenen Wachstafeln stammen vorwiegend aus Ägypten, Pompeji und Dakien und geben Aufschluss über das Wirtschafts- und Alltags- leben der Antike [1].

Kleinere Wachstäfelchen waren leicht mitzunehmen und auch durchaus geeignet persönliche Informationen zu sammeln und zu verwalten. Mehrere dieser Tafeln zusam- men gebunden erhöhte die "Speicherkapazität". Als Schreibstift diente der, auf einer Seite angespitzte Stylus.

Sein anderes, flaches Ende glättete das Wachs und löschte unwiederbringlich alte Eindrücke. Der Verlust des Schreibstiftes war vermutlich auch schon in der Antike ein Problem, zumindest weisen Befestigungslöcher am Stylusende darauf hin. Moderne PDAs verwenden eben- falls einen Stylus zur Dateneingabe und zur Markierung von zu löschenden Textteilen. PDAs heutiger Erzeugung besitzen ein integriertes Aufbewahrungs- und Sicherungs- fach für den Stylus, trotzdem werden Ersatzstifte im 3er- Pack angeboten.

Filofax: Der PIM "in Carta"

Der wohl bekannteste persönliche Informationsmanager aus Papier ist der Filofax. Der Britische Staatsbürger Co- lonel Disney lernte während des ersten Weltkriegs in den Vereinigten Staaten das "Organiser System" kennen, kleine Ringordner mit vorgedruckten auswechselbaren Einzelblättern. Der Colonel begeisterte sich für diese Art einer Loseblattsammlung und dachte daran, es zu einer flexiblen Kombination aus Kalender, Adress- und Notiz- buch auszubauen. In London gründete er 1921 das Un- ternehmen Norman&Hill, um seine Idee zu vermarkten.

"File of Facts" war ein handlicher ringgebundener Ordner mit hochwertigem Einband und austauschbaren Einlage- blättern für Kalender, Adress- und Notizbuch. Allgemein bekannt wurde dieses Produkt unter seinem Handelsna- men "Filofax", registriert ab 1930. Die britische Armee, Kirche und Universitäten waren anfänglich die Hauptab- nehmer. Später fand der hilfreiche Organisator auch weite Verbreitung im privaten Bereich, insbesondere bei Ärzten, Rechtsanwälten, Journalisten und Geschäftsleu- ten. In edles Leder gebunden, mit allen Spielmöglichkei- ten eines auf Papier basierenden PIMs ausgestattet und in Luxusgeschäften weltweit vertrieben wurde er in den 70er und 80er Jahren zum Symbol vielbeschäftigter Ma- nager und Yuppies.

Der Filofax war, nach heutigen technischen Begriffen, eine "Offene Plattform" mit vorgegebener einfacher Hardware in mehreren Größen. Das sehr erfolgreiche Prinzip einer offenen Plattform verfolgten später auch die beiden größten Hersteller von Betriebssystemen für moderne PDAs. Der Filofax wurde in der Grundausstattung mit Kalender, Adress- und Notizbuch angeboten. Der Käufer konnte aus einem Sortiment des Originalherstel- lers zusätzliche Ringbucheinlagen auswählen, sich für interessante Produkte anderer Anbieter entscheiden oder auch selbstgestaltete Einlageblätter anfertigen. Dabei musste er nur darauf achten, dass die Blattgröße und Mehrfachlochung mit den Vorgaben seines Filofax kom- patibel waren. Findige Tüftler entwickelten im Laufe der Zeit eine Vielzahl passender Ringbucheinlagen. Alle Arten von Kalender, Terminplaner, farbige A–Z-Register, Stadt- und Länderpläne, Verzeichnisse öffentlicher Verkehrsmit- tel, Lexika, Reiseführer und Wörterbücher, aber auch medizinische Behandlungsrichtlinien wurden im Filofax- format hergestellt und verkauft. Bemerkenswert erscheint mir auch der einheftbare Spiegel im Filofax-Format zu sein, denn auch das elektronische Display eines moder- nen PDAs spiegelt im abgeschaltetem Zustand das Kon- terfei seines Besitzers.

Dem Filofax wollte man schon sehr früh Marktanteile mit elektronischen Konkurrenzprodukten abringen. Die Gerä- te der 70er und 80er Jahren waren aber unzulänglich und konnten dem praktischen, ohne Anleitung verwend- baren und eleganten Informationsorganisator aus Papier bei weitem nicht das Wasser reichen.

Ganze Firmen entstanden und verschwanden bald darauf wieder beim Versuch die Filofax-Idee mit der damals noch mäßig entwickelten Digitaltechnik umzusetzen. Oder wie

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es Scott Clark in seinem Computerhandbuch zurückbli- ckend formulierte: "The history of PDA is, in many ways, the history of failure" [2].

Personal Digital Assistant: Der PIM

"in Silico"

Die technischen Wurzeln des modernen CPU-bestückten PDAs reichen rund 40 Jahre zurück, bis in die Topferde des PCs [3], [4]. Anfang der 70er Jahre brachte die zuneh- mende Miniaturisierung in der Elektronik den Mikropro- zessor hervor. Viele Hersteller von Tisch- und Taschen- rechner rangen damals weltweit um Marktanteile. Herz dieser Kleingeräte waren stets mehrere integrierte Schaltkreise, also winzige knopfzellengrosse Elektronik- bausteine. Diese wurden nach genauen Vorgaben für je- den Taschenrechnerhersteller kostspielig und mühsam immer wieder neu entwickelt und speziell angefertigt. Die Firma Intel, ein Produzent von Schaltkreisen, wollte diese Elektronikbausteine nun von vornherein variabler konzi- pieren, um sie leicht anpassbar, in grosser Stückzahl, und damit vor allem billiger produzieren zu können. Aus diesem Ansatz heraus entstand 1971 Intel's berühmte erste CPU 4004, als Zentraleinheit eines hochintegrierten Mikroprozessors. Dieser war eine Art kleinstmöglicher, maximal vereinfachter und vor allem vergleichsweise sehr billiger Computer. Sein Konzept orientierte sich an der technischen Architektur der damals vorhandenen Groß- rechner, die aber ganze Räume füllten und enorm teuer waren [5].

Hochwertige Taschenrechner mit Mikroprozessor waren zu dieser Zeit im geringen Umfang durch den Benutzer selbst programmierbar. Man konnte Daten, Tastenfolgen und Rechenschritte abspeichern und zu einer wiederhol- baren Abfolge zusammenfassen, ähnlich dem "Makro"

einiger moderner Programme am PC. Warum also das Rad zweimal erfinden, dachten sich Unternehmen, die dem Filofax Marktanteile mit elektronischen Konkurrenz- produkten abringen wollten.

PSION Organiser

Der "Organiser I" der Firma PSION, ein 1984 auf dem Markt erschienener Vorläufer der heutigen PDAs, glich daher, wenig verwunderlich, einem umgebauten Taschen- rechner. Er besaß ein einzeiliges Display, eine Uhr, konnte rechnen und Wörter in einer Datenbank speichern, mit maximal 200 Zeichen pro Eintrag. Den Inhalt der Datenbank vermochte man mit Stichwörtern, die automa- tisch trunkiert wurden, zu durchsuchen. Das Zeichen "*"

wurde als Steuerelement in der Suchsprache schon ver- wendet, wenn auch nicht zur Trunkierung. Mit "*Berg"

fand man Wörter die mit der Zeichenfolge "Berg" began- nen, also zum Beispiel "Bergsteiger" aber nicht "Groß- berg". Scott Clark [2] beschreibt ihn als "... a small handheld device that looked a lot like a pocket calculator on steroids". Er tut diesem Urvater aller PDAs aber Un- recht, der "Organiser I" war der erste vollwertige und

vollständige Computer für die Jackentasche. Ab 1986 produzierte PSION den verbesserten "Organiser II" mit programmierbarem Wecker, Terminplaner mit Wochen- übersicht und Erinnerungsfunktion, sowie mit einem elektronischen Notizblock der rechnen konnte (Abbildung 1). Damit war er der erste vollwertige PDA. Ein interessan- tes Detail sind dabei die "Time Slots" des Terminplaners.

Es gab vormittags, mittags, nachmittags und abends.

Man konnte also maximal 4 Termine pro Tag eintragen, mit viertelstündiger Genauigkeit. Heutige Terminplaner auf einem PDA arbeiten mit "Time Slots" auf Stundenbasis und minutengenauer Terminangabe. Durchaus ein Hin- weis auf sich ändernde Zeiten und Gewohnheiten. Über Schnittstellen am Organiser schloss man Drucker, Barco- de-Leser, Magnetkarten-Scanner, Modem und PC an. Das Gerät kam monatelang mit seiner Batterie aus, war zuver- lässig und auch gegenüber physikalischen Abstürzen unglaublich robust. Es hieß, man bräuchte sich keine Gedanken um den Psion zu machen, sondern nur um den Teil auf dem er landet.

Abbildung 1: Psion Organiser II. Die taschenrechnerartigen Computer der Firma PSION können als die ersten, auch kommerziell erfolgreichen PDAs bezeichnet werden. Der Organiser II, produziert ab 1986, wurde weltweit rund 1 Million

Mal verkauft. Das Gerät besitzt ein zweizeiliges LCD-Display.

Die Dateneingabe erfolgt über Tasten (©Foto: H.D.).

Vom "Organiser II" wurden, nach Schätzungen, rund 1 Million Stück verkauft. In den weiteren Jahren produzierte PSION mehrere sehr erfolgreiche PDAs und begründete 1998 mit anderen Firmen das Betriebssystem Symbian, welches heute in den meisten Mobiltelefonen verwendet wird. PSION zog sich 2001 vom Markt zurück.

Newton MessagePad

Ein wichtiger, wenn auch kommerziell wenig erfolgreicher Beitrag zur Entwicklung der elektronischen PIMs war das Newton MessagePad der Firma Apple (Abbildung 2). Es wurde 1993 auf einer Computermesse in Boston als

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"Personal Digital Assistant" vorgestellt und ist somit der Namenspatron dieser Geräteklasse.

Abbildung 2: Newton MessagePad. Apple brachte 1993 einen tragbaren, aber mehr als jackentaschengroßen Computer, mit berührungsempfindlichem LCD-Bildschirm und grafischer Benutzeroberfläche auf den Markt. Die Firma bezeichnete diese Art von Geräten erstmals auch als "Personal Digital Assistant". Dieser berühmte Namenspatron der Geräteklasse PDA wurde kein kommerzieller Erfolg und Apple stellte seine

Produktion 1998 ein (©Foto: H.D.).

Der Newton besaß ein relativ großes berührungsempfind- liches LCD-Display mit 5" Bildschirmdiagonale. Ein leichtes Antippen der Symbole der graphischen Benutzeroberflä- che mit dem Finger, besser aber mit dem mitgelieferten Stylus, aktivierte die Programme. Der Benutzer konnte Texte per Hand, mit dem Stylus, auf das Display schreiben und das Gerät versuchte die Handschrift in maschinen- lesbaren Text zu übersetzten.

Trotz der sehr ambitionierten und fortschrittlichen "inne- ren Werte" des Newtons gelang es Apple nicht den Markt der tragbaren elektronischen PIMs zu erobern. Das lag sicherlich auch an den "äußeren Werten" des Newtons.

Mit Maßen von etwa 19x12 Zentimeter und über 400 Gramm Gewicht (eine spätere Version maßen sogar 21x12 Zentimeter bei 600 Gramm Gewicht) war er zwar immer noch in einer Hand haltbar, aber kaum noch in einer Jackentasche unter zu bringen. Weiters erreichte der Newton besondere negative Bekanntheit durch seine unzuverlässige und oftmals bewitzelte fehleranfällige Handschriftenerkennung. So übersetzte der Newton in der TV-Serie "The Simpsons" die handschriftliche Notiz

"Beat up Martin" fehlerhaft in "Eat up Martha".

Die Firma Apple stelle 1998 die Produktion des Newtons ein. Nach Schätzungen wurden etwa 300.000 Stück weltweit von Kunden erworben. Aus diesen Käufern re- krutiert sich eine hartnäckige Newton-Liebhabergemein- schaft. Die Mitglieder dieser "Brand Community" versu-

chen nicht nur ihre Newtons technisch am Leben zu er- halten, sie entwickelten auch Software und Bastelanlei- tungen für Ergänzungen der Hardware, wie zum Beispiel ein WLAN-Modul. Auf Pressekonferenzen von Apple ste- hen sie im Publikum und winken mit ihren alten Newtons, als Aufforderung an die Firma die Produktion und Weiter- entwicklung wieder aufzunehmen. Eine Studie [6] unter- stellt dieser eingeschworenen, etwa 20.000 Personen umfassenden Newton Fan-Gemeinde pseudoreligiöse Tendenzen, unter anderem den Glauben an die "Rückkehr des Newtons".

Eine ähnliche, vielleicht religiös weniger durchtränkte Liebhabergemeinschaft gibt es auch rund um andere technische Geräte, vor allem, wenn sie nicht mehr vom Hersteller produziert werden. Das gilt für die bereits er- wähnten PDAs der Firma Psion, aber auch für Geräte der nachfolgend vorgestellten Firma Palm.

Palm

Im März 1996 stellte Palm, damals in Besitz von U.S.

Robotics, auf der Computermesse CeBIT den Pilot1000 vor (Abbildung 3). Dieser hatte, wie sein Apple-Pendant Newton, keine echte Tastatur zur Dateneingabe. Stattdes- sen wurde auf dem berührungsempfindlichen Bildschirm bei Bedarf eine virtuelle Tastatur eingeblendet. Die Ein- gabe erfolgt durch leichtes Antippen der Zeichen mit dem Stylus. Echte Handschriftenerkennung, bis heute tech- nisch sehr schwierig umzusetzen, umging Palm durch

"Graffiti". Das ist eine standardisierte handschriftenähn- liche Schreibweise von Zeichen und Zahlen, die der Be- nutzer jedoch rasch erlernen konnte.

Kleiner und leichter, ähnlich dem Newton aber weitaus zuverlässiger, erfüllte das Gerät endlich die Erwartungen des Marktes an einen elektronischen PIM. Schon im ersten Jahr konnte Palm rund 1 Million Geräte weltweit verkaufen. Die konsequente technische Weiterentwick- lung und die Konzentration auf Zuverlässigkeit und einfa- che Bedienung machten Palm sehr rasch und für viele Jahr zum Marktführer. Dabei half auch sicherlich das Konzept seiner offenen Plattform für Hard- und Software.

Hunderttausende private Bastler und Tüftler entwickeln weltweit Zusatzgeräte und oftmals kostenlose Software die dem Palm einen unglaublich breiten Einsatzbereich und große Nachfrage bescherten. Das Betriebssystems Palm Operating System (PalmOS) konnte von anderen Firmen lizenziert werden. Diese brachten dann ihrerseits ähnliche Geräte, basierend auf dem Betriebssystem PalmOS, auf den Markt.

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Abbildung 3: Palm Pilot 1000. Die Firma Palm brachte dieses, sehr handliche Gerät 1996 auf den Markt. Es hatte einen

berührungsempfindlichen Bildschirm mit grafischer Benutzeroberfläche. Die handschriftliche Dateneingabe erfolgte

mit standardisierten Zeichen und Zahlen, dem sogenannten Graffiti, oder über die am Display eingeblendete Tastatur (©Foto:

H.D.).

Besondere Aufmerksamkeit erregte 1999 die Plakatserie

"Simply Palm" für die Vermarktung der Gerätemodelle PalmIII und PalmV. Die Werbung nach dem Motto "sex sells" wurde hier erstmals für PDAs eingesetzt und sorgte für heftige Reaktionen in Fachmagazinen, in der Presse und im Internet. Besonders angefeuert wurde die Diskus- sion durch eine Parodie auf Palm's Inseratenkampagne, durch den amerikanischen Web-Designer Jason Kottke.

Er kreierte vier Werbesujets mit dem Schriftzug "Simply Porn", die er auf nachdrücklichen Wunsch der Firma Palm wieder von seinen Internetseiten nehmen musste.

Den rasch wachsenden millionenschweren Markt für PDAs wollten man aber nicht Palm alleine überlassen.

Bald nach der erfolgreichen Einführung des Palm Pilot 1000 versuchte die Firma Microsoft sich Marktanteile zu holen.

Pocket PC

Schon Ende 1996 brachte Microsoft eine spezielle Versi- on seines Betriebssystems Windows auf den Markt.

Windows CE sollte kleine, in der Hand haltbare Geräte mit der bereits bekannten und kommerziell erfolgreichen grafischen Oberfläche ausstatten. Microsoft selbst baut bis heute keine entsprechenden Mobilgeräte, sondern verkauft nur Lizenzen für dieses Betriebssystem an Her- steller von Hardware. Um sich von den, als "PalmTop"

bezeichneten Geräten der Firma Palm abzuheben, kreier- te Microsoft den Namen "PocketPC" für PDAs mit seinem Betriebssystem Windows CE (Abbildung 4). Diese Geräte hatten es Anfangs allerdings schwer sich gegen die PDAs der Firma Palm durchzusetzen. Entscheidende Nachteile

waren die geringe Akkulaufzeit, die nur wenige Stunden Betriebsdauer erlaubte, die Klobigkeit der Geräte, der hohe Preis und vor allem die verschwindend geringe An- zahl an verfügbarer Software. Beharrlich brachte Micro- soft aber verbesserte Versionen von Windows CE auf den Markt und setzte auf Multimedia, Multitasking und Inter- net um sich vom Marktführer Palm abzusetzen. Dieser hielt seine Geräte bewusst sehr einfach und auf die Grundfunktionen eines PIMs beschränkt.

Abbildung 4: PocketPC. PocketPCs sind PDAs verschiedenster Hersteller mit dem Betriebssystem Windows CE der Firma Microsoft. Sie sind Konkurrenzprodukte zu den Geräten der

Firma Palm und mit diesen nicht kompatibel (©Foto: H.D.).

In Europa werden heute bereits mehr PDAs mit dem Be- triebssystem von Windows verkauft als Geräte mit dem Palm Operating System. Windows CE wurde von Microsoft im Laufe der Zeit in immer neuen Versionen mit neuem Namen an die PDA-Hersteller lizenziert. Nach Windows CE 1.0 und 2.0 folgten PocketPC 2000, PocketPC 2002, Windows Mobile 2003, Windows Mobile 2003SE und Windows Mobile 5.0.

Derzeit aktuell ist Windows CE 6.1, lizenziert unter dem Namen Windows Mobile 6.1 in drei Varianten: "Classic"

für PDAs ohne Telefonfunktion, "Professional" für PDAs die ein Telefonmodul besitzen und "Standard" für SmartPhones.

Die Zukunft der PDAs

Nach der 1996 sehr erfolgreichen Markteinführung des Palm Pilot 1000 stiegen die Verkaufszahlen von PDAs über Jahre hinweg mit zweistelligen Prozentsätzen. Die Anbieter von Mobiltelefonen statten ihre Geräte aber seit ein paar Jahren zunehmend mit PIM-Funktion, Multime- diafähigkeiten und Internetzugang aus. Diese sogenann- ten SmartPhones, Telefon und PDA in einem (Abbildung 5), erwiesen sich als Verkaufsschlager und verringerten

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deutlich die Nachfrage für klassische PDAs ohne Telefon- funktion.

Abbildung 5: SmartPhone. Diese Geräte sind Mobiltelefon und PDA in einem. Es gibt mehrere Hersteller von SmartPhones

und eine unübersichtliche Fülle an Modellen mit unterschiedlichen, nicht kompatiblen Betriebssystemen (©Foto:

H.D.).

Nervöse Analysten sprachen vom baldigen Ende des PDAs und die Marktforschung prophezeite dem SmartPhone schier unglaubliche Absatzmöglichkeiten. Ist damit das Ende von PDA-Projekten an Medizinbibliotheken eingeläu- tet?

Keineswegs, denn der PDA ist nur einer der ersten Boten der Entwicklungsrichtung hin zur Mobile Library. Nach den umwälzenden Erfolgen von Internet und Mobiltelefo- nie wird schon heftig daran gearbeitet die Informations- plattform "WWW" und das Kommunikationsmittel "Handy"

zusammen zu bringen. WLAN könnte auch in den Spitä- lern so selbstverständlich werden wie der PC oder eine Anschlussdose für das Computernetzwerk im Büro. Das solchermaßen entstehende mobile Internet wird die digi- tale Medizinibliothek in Richtung mobile Bibliothek drängen. Mit einer unübersichtlichen Anzahl an Betriebs- plattformen, Displaygrößen und technischen Merkmalen bei den Endgeräten der Benutzer ist zu rechnen. Biblio- thekare werden dem PDA damit zukünftig in vielen Varia- tionen und integriert in anderen Geräten begegnen. Mo- bilgeräte werden in den Jackentaschen von Ärzten, Stu- denten und Krankenpflegern vermehrt zu finden sein,

leicht transportierbar und mit großen Mengen an gespei- cherter relevanter Information für den Arbeitsalltag in ei- ner elektronisch schnell durchsuchbaren Form [7].

Sich schon jetzt Expertenwissen durch PDA-Projekte zu erarbeiten hilft sicherlich, den spannenden Schritt zur mobilen Bibliothek sattelfest anzugehen.

Literatur

1. Irmscher J, Hrsg. Lexikon der Antike. 10. Auflage. Leipzig; 1990.

2. Clark SH. Peter Norton's new inside the PC. First Edition.

Indianapolis: Verlag Sams; 2002.

3. Shipman JP, Morton AC. The new black bag: PDAs, health care and library services. Reference Services Review. 2001;29(3):229- 37. DOI: 10.1108/EUM0000000005661

4. Wiggins R. Personal Digital Assistant. J Digit Imaging.

2004;17(1):5-17. DOI: 10.1007/s10278-003-1665-83 5. Jackson T. Inside INTEL. Die Geschichte des erfolgreichsten Chip-

Produzenten der Welt. München: Wilhelm Heyne Verlag; 1999.

6. Muñiz AM, Schau HJ. Religiosity in the Abandoned Apple Newton Brand Community. Journal of Consumer Research. 2005;31:737- 47. Verfügbar unter:

http://userinnovation.mit.edu/papers/MunizSchauNewton.pdf 7. Obst O. Mit dem PDA am Krankenbett. Die Bibliothek in der

Kitteltasche. Dtsch Arztebl. Suppl. Praxis Computer.

2004;20(3):16. Verfügbar unter:

http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/pdf.asp?id=43261

Korrespondenzadresse:

Mag. Helmut Dollfuß

Medizinische Universität Wien, Universitätsbibliothek, Währinger Guertel 18-20, A-1097 Wien, Tel: 01- 40400/1071, Fax:01-40400/1086

Helmut.Dollfuss@meduniwien.ac.at

Bitte zitieren als

Dollfuß H. Personal Digital Assistant (PDA): woher und wohin?. GMS Med Bibl Inf. 2008;8(2):Doc12.

Artikel online frei zugänglich unter

http://www.egms.de/en/journals/mbi/2008-8/mbi000109.shtml Veröffentlicht:17.09.2008

Copyright

©2008 Dollfuß. Dieser Artikel ist ein Open Access-Artikel und steht unter den Creative Commons Lizenzbedingungen

(http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.de). Er darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, vorausgesetzt dass Autor und Quelle genannt werden.

Abbildung

Abbildung 1: Psion Organiser II. Die taschenrechnerartigen Computer der Firma PSION können als die ersten, auch kommerziell erfolgreichen PDAs bezeichnet werden
Abbildung 2: Newton MessagePad. Apple brachte 1993 einen tragbaren, aber mehr als jackentaschengroßen Computer, mit berührungsempfindlichem LCD-Bildschirm und grafischer Benutzeroberfläche auf den Markt
Abbildung 3: Palm Pilot 1000. Die Firma Palm brachte dieses, sehr handliche Gerät 1996 auf den Markt
Abbildung 5: SmartPhone. Diese Geräte sind Mobiltelefon und PDA in einem. Es gibt mehrere Hersteller von SmartPhones

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