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Charakterisierung der Mittenseigerung beim Stranggießen von Brammen mittels OES-PDA

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Academic year: 2022

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Stranggießen von Brammen mittels OES-PDA

Masterarbeit

eingereicht von

Michael Brombauer

am Lehrstuhl f ¨ur Metallurgie an der Montanuniversit ¨at Leoben zur Erlangung des akademischen Grades

Diplomingenieur

in der Studienrichtung Metallurgie

(2)

Masterarbeitsthema S670 gestellt:

Charakterisierung der Mittenseigerung beim Stranggießen von Brammen mittels OES-PDA

Inhalt:

Zur Beurteilung der Mittenseigerung wurde eine neue Methode der Seigerungsbeurteilung, die Optical Emission Spectrometry–Pulse Discrimination Analysis (OES-PDA), entwickelt. Die Messanlage besteht aus einem Funkenspektrometer (Standardausr ¨ustung) und einer Vorrich- tung zur Manipulation der Proben. Durch gezielte Methodenentwicklung konnte eine Erweite- rung der Messm ¨oglichkeiten erzielt werden. Dadurch ist die Bestimmung des Seigerungsaus- maßes bei allen produktionsrelevanten chemischen Elementen m ¨oglich. Die Ziele der Arbeit k ¨onnen wie folgt zusammengefasst werden:

Literaturstudium (Makroseigerungen, theoretische Makroseigerungsmodelle, Beurteilungs- m ¨oglichkeiten).

Messmethodencharakterisierung (analytische Grenzen, Reproduzierbarkeit, Artefakte, etc.) und Optimierung der Probenlage.

Darstellung des Einflusses der

”Soft Reduction“ und des Rollenteppichs sowie des Ver- laufs der Mittenseigerung ¨uber die Brammenl ¨ange und -breite.

Ermittlung der

”Standard“ Kenngr ¨oße – OES-PDA f ¨ur verschiedene Stahlgruppen (Mit- tenseigerungsbeurteilung).

Darstellung und Diskussion der Ergebnisse.

Industriepartner:

Leoben, im Juni 2011 Ao. Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. mont. Christian Bernhard

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Kurzfassung

Beim Stranggießen von Brammen entsteht ein Gussgef ¨uge (Dendriten und erstarrte Rest- schmelze), wobei sich in der Mitte der Bramme Makroseigerung (= Mittenseigerung) ausbildet.

Mittenseigerung ist ein Qualit ¨atsmerkmal von Brammen und beeinflusst die Weiterverarbei- tung und die Qualit ¨at vom Endprodukt. Durch steigende Anforderungen an physikalische und chemische Eigenschaften bei Stahlprodukten ist es notwendig Mittenseigerungen messen und beurteilen zu k ¨onnen, bevor Maßnahmen zur Verminderung ergriffen werden.

F ¨ur ein effiziente Beurteilung der Mittenseigerung wird eine neuartige Bewertungsmethode names ATLAS (Automatic Line Scans for Analysis of Segregation), die auf der Messmetho- de OES-PDA (Optical Emission Spectrometry–Pulse Discrimination Analysis) mit automati- scher Probenmanipulation und speziellen Auswertealgorithmen zur Bestimmung von aussa- gekr ¨aftigen Seigerungsfaktoren basiert, entwickelt.

Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist die Charakterisierung der Mittenseigerung von sauergas- best ¨andigen Brammen ¨uber die L ¨ange und gesamte Breite. Daf ¨ur ist es notwendig eine Analyse der neuartigen Bewertungsmethode ATLAS durch ausgew ¨ahlte Parameter (Messwiederholun- gen, MnS-Einschl ¨usse, Messbereich und Fahrweise der Messung) durchzuf ¨uhren und die Aus- sagekraft von Seigerungsfaktoren zu kennen.

Die Analyse zeigt, dass bei einer bestimmten Vorgehensweise und Einstellung von Parametern bei ATLAS aussagekr ¨aftige und reproduzierbare Seigerungsfaktoren ermittelt werden k ¨onnen, die im Vergleich mit Mikrosondenuntersuchungen tendenzielle gleiche Ergebnisse liefern. Die Charakterisierung der Mittenseigerung mittels ATLAS ist m ¨oglich und zeigt bei sauergas- best ¨andigen Brammen signifikante Schwankungen der produktionsrelevanten Seigerungsfak- toren, die allerdings unter einem f ¨ur die Qualit ¨at des Endproduktes relevanten Grenzwert lie- gen.

(4)

Abstract

During continuous casting of slabs a cast structure consisting of dentrites and solidified residu- al melt is formed with a macrosegregation (centre segregation) developing in the centre of the slab. Centre segragation is a quality feature of slabs and it also has an effect on the proces- sing and quality of the final product. Due to increasing requirements for the physico-chemical characteristics of steel products, it is essential to be able to measure and to evaluate centre segragations before one can start minimising the level of segregation.

A new valuation method called ATLAS (Automatic Line Scans for Analysis of Segregation) is being developed for an efficient evaluation of centre segregation. ATLAS is based on OES-PDA (Optical Emission Spectrometry–Pulse Discrimination Analysis), which is an analysing method with automatic sample manipulation as well as a specific evaluation algorithm for determining meaningful segregation factors.

The aim of this thesis is the characterisation of centre segregation of sourgas resistant slabs both lengthwise and widthwise. For this reason, it is necessary to introduce an analysis of the valuation method ATLAS by using selected parameters (repeated measurements, MnS- inclusion, range and mode of measurement) and to know the validity of segregation factors.

The analysis shows that valid and reproducible segregation factors can be determined by using a specific approach and setting of parameters. In addition, these factors tend to provide similar results when compared to micro-sample analyses. The characterisation of centre segregation by means of ATLAS is possible and shows significant variations of the production-relevant se- gregation factors in sourgas resistant slabs. Nevertheless, these variations are below the limit value, which is relevant for the quality of the final product.

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Eidesstattliche Erkl ¨arung

Ich erkl ¨are an Eides statt, dass ich die vorliegende Masterarbeit selbstst ¨andig und ohne fremde Hilfe verfasst, andere als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel nicht benutzt und die den verwendeten Quellen w ¨ortlich und inhaltlich entnommenen Stellen als solche erkenntlich ge- macht habe.

Ort, Datum Michael Brombauer

(6)

Danksagung

Bedanken m ¨ochte ich mich bei der voestalpine Stahl GmbH, Abteilung Forschung und Ent- wicklung (B2E) unter der Leitung von Peter Reisinger und Abteilung Prozessanalytik (B4P) von Michael Schuller f ¨ur das interessante Thema dieser Masterarbeit. Ein besonderer Dank geb ¨uhrt meinen beiden Industriebetreuern Sergiu Ilie (B2E) und Andreas Pissenberger (B4P), die mir stets unterst ¨utzend zur Seite standen. Einen weiteren Dank m ¨ochte ich an alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen beider Abteilungen richten, speziell an die Abteilung B4P, wo ich die meiste Zeit meiner fast sechs monatigen T ¨atigkeit verbrachte habe und ich mich nach k ¨urzester Zeit integriert f ¨uhlte.

Zu Dank verpflichtet bin auch dem Lehrstuhl f ¨ur Metallurgie, Johannes Schenk und Christian Bernhard sowie meinem Universit ¨atsbetreuer Robert Pierer f ¨ur die Unterst ¨utzung bei der Er- stellung dieser Arbeit. Ich m ¨ochte die Gelegenheit ergreifen, um mich f ¨ur nahezu sechs Jahre Mitarbeit am Lehrstuhl bei allen Kolleginnen und Kollegen zu bedanken. Erg ¨anzend zu mei- nem Studium der Metallurgie konnte ich in dieser Zeit noch vieles zus ¨atzliches lernen und auf meinem weiteren Weg mitnehmen.

Einen weiteren Dank richte ich an alle meine Studienkollegen und Freunde f ¨ur ihr Verst ¨andnis meiner zahlreichen Abwesenheit in den letzten Monaten. Besonders danken m ¨ochte Harald Panhofer, der ebenfalls zum ann ¨ahernd gleichen Zeitpunkt in Linz seine Masterarbeit begann, f ¨ur die fachlichen Diskussionen nach der Arbeit sowie auch f ¨ur die Bereicherungen bei der Abendgestaltung.

Der aller wichtigste Dank ergeht an meine Familie, ohne deren Unterst ¨utzung und R ¨uckhalt w ¨are mein Studium an der Montanuniversit ¨at Leoben nicht m ¨oglich.

(7)

Inhaltsverzeichnis

Abk ¨urzungsverzeichnis X

Abbildungsverzeichnis XIV

Tabellenverzeichnis XV

1 Einleitung 1

2 Makroseigerung beim Brammenstrangguss 3

2.1 Entstehung . . . 3

2.1.1 Seigerungsmodelle mit planarer Erstarrungsfront . . . 5

2.1.2 Seigerungsmodell mit heterogener Erstarrungsfront . . . 14

2.1.3 Mittenseigerung beim Brammenstrangguss . . . 15

2.2 Beeinflussung der Mittenseigerung . . . 21

2.3 Bewertungsm ¨oglichkeiten von Mittenseigerung . . . 25

2.3.1 ¨Atzverfahren . . . 25

2.3.2 Mikrosondenuntersuchung . . . 27

2.3.3 OES-PDA . . . 29

2.4 Zusammenfassung . . . 30

3 Analysemethode ATLAS 31 3.1 Aufbau der Anlage . . . 32

3.2 Messung von Seigerungsproben . . . 34

3.3 Bestimmung von Seigerungsfaktoren . . . 36

3.4 Messsystemanalyse . . . 41

(8)

3.4.1 Reproduzierbarkeit der Seigerungsfaktoren . . . 42

3.4.2 Auswirkung von MnS-Einschl ¨ussen aufAtot Mn . . . 45

3.4.3 Einfluss der Linien aufAtot . . . 48

3.4.4 Vollst ¨andige ¨Uberlappung der Messlinien . . . 53

3.5 Zusammenfassung . . . 56

4 Vergleich mit Mikrosondenuntersuchungen 58 5 Verlauf der Makroseigerung in Brammen 63 5.1 Gießrichtung . . . 63

5.1.1 Probenlage . . . 64

5.1.2 Die Bramme . . . 69

5.1.3 Stab (M) . . . 71

5.1.4 Platte (AL) . . . 76

5.1.5 Vergleich Platte-Stab . . . 79

5.2 Brammenbreite . . . 81

5.2.1 Verlauf bei sauergasbest ¨andigen St ¨ahlen . . . 81

5.2.2 Anwendungsfall: Softreduction Optimierung bei sauergasbest ¨andigen und TRIP St ¨ahlen . . . 85

5.3 Zusammenfassung . . . 88

6 Bewertung von Seigerungsfaktoren 89 6.1 Sauergasbest ¨andige St ¨ahle . . . 89

6.2 TRIP-St ¨ahle . . . 92

6.3 Vergleich sauergasbest ¨andige und TRIP St ¨ahle . . . 93

6.4 Korrelationen . . . 94

6.5 Zusammenfassung . . . 96

7 Zusammenfassung 97 A Proben A1–A10 104 A.1 Reproduzierbarkeitsmessungen . . . 104

A.2 Anteilsverteilungen . . . 106

B Proben C1–C4 110 B.1 P-Werte f ¨ur vollst ¨andige ¨Uberlappung . . . 110

(9)

C Einfluss von MnS-Einschl ¨usse aufAtot Mn 112

D Mikrosondenuntersuchung 113

D.1 Zusammensetzung der Vergleichsproben . . . 113

E Verlauf von Makroseigerungen in Brammen 115

E.1 Stab Nachmessung . . . 115 E.2 ¨Atzbilder der AL-Proben . . . 116

F Statistische Ergebnisse 119

F.1 Korrelationen . . . 119

Literaturverzeichnis 104

Lebenslauf 121

(10)

Abk ¨urzungsverzeichnis

¯

c . . . Mittelwert der jeweiligen Konzentration

δc . . . Dicke der Grenzschicht vor der Erstarrungsfront δN . . . Dicke der Erstarrungsfront bei Konvektion ν . . . Geschwindigkeit der Erstarrungsfront ρL . . . Dichte der fl ¨ussigen Phase (Stahl) ρS . . . Dichte der festen Phase (Stahl)

Atot L1 . . . Teilseigerungsfaktor aus der Linie mit dem gr ¨oßten Feldeinzelwert (Hmax) Atot L3 . . . Teilseigerungsfaktor ausAtot L1und den Teilseigerungsfaktoren aus den zwei

danebenliegenden Linien

Atot L5 . . . Teilseigerungsfaktor aus f ¨unf Linien, entsprichtAtot aus einer Standardmes- sung

Atot Mn . . . Seigerungsfaktor von Mangan Atot Nb . . . Seigerungsfaktor von Niob Atot P . . . Seigerungsfaktor von Phosphor Atot Ti . . . Seigerungsfaktor von Titan

Atot . . . Seigerungsfaktor: Summe aller signifikanten Konzentrationsver ¨anderungen im Messbereich

ATLAS . . . Automatic Line Scans for Analysis of Segregation (determination with OES-PDA) c . . . Konzentration

c0 . . . Ausgangszusammensetzung cL . . . Konzentration der fl ¨ussigen Phase

(11)

cS . . . Konzentration der festen Phase

cmax . . . Seigerungsfaktor: Mittelwert der zehn gr ¨oßten Konzentrationen cmin . . . Seigerungsfaktor: Mittelwert der zehn niedrigsten Konzentrationen CM . . . Concentration Mapping

DL . . . Diffusionskoeffizient der Schmelze DS . . . Diffusionskoeffizient des Feststoffes fL . . . Anteil der fl ¨ussigen Phase

fS . . . Anteil der festen Phase (Festk ¨orperanteil) Hmax . . . Seigerungsfaktor: Gr ¨oßte Feldeinzelwert k . . . Verteilungskoeffizient Konzentration fest/fl ¨ussig keff . . . effektiver Verteilungskoeffizient

L . . . Probenl ¨ange beim Streifenmodell MW . . . Mittelwert

Stabw . . . Standardabweichung t . . . Zeit, Zeitpunkt TL . . . Liquidustemperatur TS . . . Solidustemperatur

x . . . Abstand der Erstarrungsfront vom Erstarrungsbeginn z . . . Position der Erstarrungsfront beim Streifenmodell

OES-PDA . . . Optical Emission Spectrometry–Pulse Discrimination Analysis

(12)

Abbildungsverzeichnis

2-1: Ablaufende Vorg ¨ange bei der Abk ¨uhlung einer Legierung . . . 4 2-2: Schematische Darstellung der Erstarrung und der Konzentrations ¨anderungen

bei vollst ¨andigem Diffusionsausgleich in der Schmelze und im Festem . . . 6 2-3: Konzentrationsverl ¨aufe f ¨ur ein schematisches Modell f ¨ur vollst ¨andigem Diffusi-

onsausgleich in der Schmelze und keine Festk ¨orperdiffusion . . . 9 2-4: Konzentrationsverl ¨aufe f ¨ur ein schematische Modell mit Stofftransport in der

Schmelze durch endlichen Diffusionkoeffizienten und keine Festk ¨orperdiffusion 11 2-5: Konzentrationsverl ¨aufe f ¨ur ein schematische Modell mit Stofftransport in der

Schmelze durch endlichem Diffusionkoeffizienten und keine Festk ¨orperdiffusion 13 2-6: Heterogene Erstarrungsfront und dazugeh ¨origer Konzentrationsverlauf . . . . 14 2-7: Modell und Ergebnisse zur Entstehung von Mittenseigerung beim Brammen-

strangguss. a) Modell einer ausgebauchten Strangschale b) Str ¨omungsfelder in der Restschmelze (reiner Ausbauchungseffekt und ¨uberlagerte Saugstr ¨omung c) Berechnete Konzentrationsprofile am Erstarrungsende d) Umgebogene Den- driten an der Mittellinie . . . 17 2-8: Ausbauchung in Abh ¨angigkeit a) vom St ¨utzrollenabstand, b) von der Strango-

berfl ¨achentemperatur, c) von der Gießgeschwindigkeit und d) des Strangstill- standes zwischen zwei St ¨utzrollen (Zunahme) . . . 20 2-9: Beitrag der einzelnen mechanischen Faktoren zur Mittenseigerung . . . 21 2-10: Erstarrungsgef ¨uge sowie Kohlenstoff- und Schwefelverteilung ¨uber den Bram-

menquerschnitt bei gerichteter, dendritischer Erstarrung: a) keine Ausbauchung, b) Ausbauchung . . . 23

(13)

2-11: Spektroskopische Bestimmung der Kohlenstoffseigerung in Brammenmitte bei

a) nicht idealer und b) idealer Mittenausbildung . . . 24

2-12: Beurteilung der Pr ¨ufverfahren nach Kosten, Pr ¨ufzeit und Aussagewert . . . 29

3-1: Aufbau von ATLAS . . . 33

3-2: Position der Seigerungsprobe in der Bramme f ¨ur die Standardmessung . . . . 34

3-3: Positionen der f ¨unf Linien bei der Standardmessung . . . 36

3-4: Schrittweise Darstellung der Bestimmung von Seigerungsfaktoren f ¨ur eine Li- nie durch Mangan . . . 40

3-5: Verlauf vonAtot Mn,Atot P,Atot Ti undAtot Nb ¨uber 10 Messungen der Probe A2 43 3-6: Theoretische Betrachtung: Situation A ohne MnS-Einschluss (links); Situation B mit MnS-Einschluss (rechts) . . . 46

3-7: M ¨ogliche Beeinflussung des SeigerungsfaktorsAtot Mn durch unterschiedliche Gr ¨oßen von MnS-Einschl ¨ussen in Abh ¨angigkeit vom Mn-Gehalt im Stahl . . . . 47

3-8: Idealfall und Kombinationen bei Definierung vonAtot L1,Atot L3undAtot L5 . . . 49

3-9: Prozentuelle Verteilung der Anteile und der Seigerungsfaktor vonAtot Mn(links) undAtot P (rechts) . . . 50

3-10: SeigerungsfaktorAtot Mn f ¨ur jedes der 60 Felder . . . 52

3-11: Verhalten vonAtot Mn bei vollst ¨andiger ¨Uberlappung der Probe C1 . . . 54

3-12: Verhalten vonAtot Mn bei vollst ¨andiger ¨Uberlappung der Probe C2 . . . 54

3-13: Verhalten vonAtot Mn bei vollst ¨andiger ¨Uberlappung der Probe C3 . . . 55

3-14: Verhalten vonAtot Mn bei vollst ¨andiger ¨Uberlappung der Probe C4 . . . 55

4-1: Drei- und zweidimensionale Darstellung der CM’s von Probe A2 (Mangan) . . . 58

4-2: CM’s der restlichen ausgew ¨ahlten Proben der A Serie (Mangan) . . . 59

4-3: Gegen ¨uberstellung der Analysemethoden Mikrosonde und ATLAS anhand von Atot Mn Werten . . . 61

5-1: Zwei m ¨ogliche Positionen der Probennahme . . . 64

5-2: Vergleich der Probenlage mit ATLAS . . . 65

5-3: Gegen ¨uberstellung der CM von Mangan der Proben B1, B2 und B3 bei Pro- benlage AL und M . . . 67

5-4: Gießgeschwindigkeit, Gießspiegelh ¨ohe und Stopfenposition ¨uber Brammenl ¨ange 69 5-5: Probennahme in Gießrichtung . . . 70

(14)

5-6: Verlauf vonAtot Mn,Atot P,Atot Ti undAtot Nb im gesamten Stab . . . 72

5-7: Konzentrationsverl ¨aufe im Stab . . . 73

5-7: Vergleich der Nachmessung mit der Erstmessung vonAtot Mn,Atot P,Atot Tiund Atot Nb . . . 75

5-8: Positionen der Messlinien bei der Platte . . . 76

5-9: Verlauf vonAtot Mn,Atot P,Atot Ti undAtot Nb ¨uber die Platte . . . 77

5-9: Vergleich vonAtot Mn,Atot P,Atot Ti undAtot Nbzwischen Platte und Stab . . . . 80

5-10: Seigerungsverlauf von zwei Sauergasst ¨ahlen a) und b) in Verbindung mit den St ¨utzstellen in der Richtzone der CC6 f ¨ur den Außen- und Innenbogen c) (sym- metrisch) . . . 84

6-1: Box Charts von vier sauergasbest ¨andigen Stahlsorten und der gesamten Grup- pe f ¨urAtot Mn,Atot P,Atot Ti undAtot Nb . . . 90

6-2: Box Charts f ¨ur sieben TRIP-Stahlsorten und der gesamten Gruppe f ¨urAtot Mn undAtot P . . . 92

6-3: Vergleich von sauergasbest ¨andigen St ¨ahlen mit TRIP-St ¨ahle durchAtot Mnund Atot P . . . 94

6-4: Vergleiche zwischenAtot Mn undAtot Nb bzw.Atot P undAtot Nb . . . 95

A-0: Reproduzierbarkeit Proben A1 bis A10 . . . 105

A–2: Anteilsverteilung der Serie A . . . 109

B-0: Verhalten vonAtot P bei vollst ¨andiger ¨Uberlappung der Probe C1 bis C4 . . . . 111

E-1: Erneute Messung und Bestimmung vonAtot Mn,Atot P,Atot Ti undAtot Nb . . . . 115

E-2: ¨Atzbilder der AL-Proben . . . 118

F-0: Korrelationen zwischenAtot Mn,Atot P,Atot Ti undAtot Nb . . . 120

(15)

Tabellenverzeichnis

3-I: Zusammensetzung der zehn Proben in Prozent mit Mittelwerten (MW) und Stan- dardabweichungen (STABW) f ¨urAtot Mn,Atot P,Atot Ti undAtot Nb . . . 42 5-I: Bestimmung vonAtot Mn mit ATLAS und Mikrosonde bei AL und M Proben und

Differenzen . . . 66 5-II: Atot Werte f ¨ur sauergasbest ¨andigen Stahl bei unterschiedlichen Gießgeschwin-

digkeiten . . . 86 5-III:Atot Werte f ¨ur TRIP-Stahl bei unterschiedlichen Gießgeschwindigkeiten . . . 87 6-I: Statistische Gr ¨oßen vonAtot Mn und Atot P f ¨ur sauergasbest ¨andigen und TRIP

St ¨ahle . . . 93 C-I: Beeinflussung des SeigerungsfaktorsAtot Mn durch MnS Einschl ¨usse . . . 112 D-I: Zusammensetzung in Prozent der 16 Proben f ¨ur den Vergleich vonAtot Mn zwi-

schen Mikrosondenuntersuchung und ATLAS . . . 114

(16)

1. Einleitung

Von dem im Jahre 2010 weltweit ca. 1,41 Milliarden Tonnen1erzeugten Rohstahl wurden 95%1 (ca. 1,34 Mrd. t)1 in Stranggussmaschinen vergossen. Das in Stranggussmaschinen erstarrte Gussgef ¨uge der Bramme besteht aus Dendriten und der erstarrten Restschmelze. Das Guss- gef ¨uge ist von einer Vielzahl von Einfl ¨ussen unter anderem von der Zusammensetzung des Stahls und den K ¨uhlbedingungen abh ¨angig. In der Mitte der Bramme bildet sich der Bereich von Makroseigerung (= Mittenseigerung) aus. Mittenseigerung ist ein Qualit ¨atsmerkmal und beeinflusst die Weiterverarbeitung und die Qualit ¨at des Endprodukts. Durch steigende Anfor- derungen an physikalische und chemische Eigenschaften bei Stahlprodukten ist es notwendig Mittenseigerungen messen und beurteilen zu k ¨onnen, bevor Maßnahmen zur Verminderung ergriffen werden.

Die voestalpine Stahl GmbH m ¨ochte daf ¨ur eine neue Messm ¨oglichkeit von Konzentrationen, die Methode der optische Emissionsfunkenspektrometrie (OES) mit Einzelfunkenaufl ¨osung (PDA) einsetzen. F ¨ur eine effiziente Beurteilung der Mittenseigerung in Brammen wurde der Ent- wicklungsweg eines voll automatisierten Systems namens ATLAS (Automatic Line Scans for Analysis of Segregation), basierend auf OES-PDA mit Probenmanipulation und Auswerteal- gorithmen zur Bestimmung von einfachen, aussagekr ¨aftigen Seigerungsfaktoren von produkti- onsrelevanten chemischen Elementen eingeschlagen.

In dieser Arbeit soll unter anderem gezeigt werden, wie die Vorgehensweise bei ATLAS zur Bestimmung von Seigerungsfaktoren ist und wie sich einzelne Messparameter auf das Ergeb- nis auswirken. Die vorliegende Arbeit nimmt eine Einordnung der produktionsrelevanten Seige- rungsfaktoren vor und ermittelt

”Standard“ Kenngr ¨oßen f ¨ur sauergasbest ¨andige und Trip St ¨ahle.

In einem umfangreichen Ausmaß zeigt diese Arbeit die Ausbildung der Mittenseigerung ¨uber die Brammenl ¨ange und -breite sowie verkn ¨upft Einfl ¨usse von

”Soft Reduction“ und Rollentep-

(17)

pich auf die mit ATLAS ermittelten (Seigerungs-) Faktoren der Mittenseigerung (Probenlage).

Zur Erreichung der gesetzten Ziel, ist zu Beginn des praktischen Teils der Aufbau von ATLAS, die standardisierte Messung von Seigerungsproben und die Bestimmung von Seigerungsfak- toren dargestellt. Anschließend wurde eine Messsystemanalyse durchgef ¨uhrt, um Wertebe- reiche, Grenzen und Einfl ¨usse auf ausgew ¨ahlte Seigerungsfaktoren zu kennen. Daf ¨ur wurden mit zehn unterschiedlichen Stahlsorten Untersuchungen auf Reproduzierbarkeit durchgef ¨uhrt.

Weiters wurde der theoretische Einfluss von MnS-Einschl ¨usse, die Auswirkung des Messberei- ches (Anzahl von Messlinien) sowie die Ver ¨anderung einer speziellen Fahrweise der Messung auf die ausgew ¨ahlte Seigerungsfaktoren untersucht. Die ermittelten Werte der Seigerungsfak- toren aus ATLAS wurden den Ergebnissen von der Methode der Mikrosondenuntersuchung vergleichend gegen ¨ubergestellt.

Die Charakterisierung einer sauergasbest ¨andigen Brammen wurde durch die Ermittlung von Verl ¨aufen der Mittenseigerung in Gießrichtung von drei Meter bei zwei unterschiedlichen Pro- benlagen und ¨uber die gesamte Brammenbreite erreicht. Zus ¨atzlich wurden die Verl ¨aufe ¨uber die Brammenbreite mit dem Rollenteppich der Stranggußanlage in Verbindung gebracht und eine M ¨oglichkeit zur erfolgreichen Steuerung des Gießprozesses aufgezeigt. Ausgehend von diesen Daten, kann eine Optimierung der Probenlage vorgenommen werden.

Ein abschließendes Ziel dieser Arbeit ist die Beurteilung bzw. Bewertung der Seigerungsfakto- ren von sauergasbest ¨andigen und TRIP St ¨ahlen bez ¨uglich als Kennwerte (Genzwerte) f ¨ur die Weiterverarbeitung der Brammen.

Im folgenden Abschnitt 2 wird in einer ausf ¨uhrlichen Literaturstudie ¨uber die Entstehung und Beeinflussung von Mittenseigerung diskutiert. Berechnungen von Konzentrationen in der festen und fl ¨ussigen Phase w ¨ahrend der Erstarrung sind mit Hilfe von Seigerungsmodellen mit un- terschiedlichen Randbedingungen und Erstarrungsfronten dokumentiert. Eine Beschreibung und Gegen ¨uberstellung von Vor- und Nachteilen einzelner Bewertungsmethoden die bei der voestalpine Stahl GmbH angewandt werden, schließt die Literaturstudie.

(18)

2. Makroseigerung beim Brammenstrangguss

Das vorliegende Kapitel gibt in Abschnitt 2.1 einen ¨Uberblick ¨uber die Entstehung von Makro- seigerung beim Brammenstrangguss. Dabei wird mit Hilfe von unterschiedlichen Seigerungs- modellen f ¨ur planare (Abschnitt 2.1.1) und heterogene Erstarrungsfront (Abschnitt 2.1.2) spezi- ell auf die Mittenseigerung eingegangen. Diese Modelle erlauben es, ¨uber eine Massenbilanz jeweils die Konzentration der festen und fl ¨ussigen Phase zu bestimmen. Anschließend wer- den in Abschnitt 2.1.3 die Ursachen f ¨ur Mittenseigerung definiert und ausf ¨uhrlich beschrieben.

Basierend auf der Entstehung von Mittenseigerung werden im Abschnitt 2.2 Maßnahmen zur positiven Beeinflussung dieser dargelegt. Am Ende dieses Kapitels werden in Abschnitt 2.3 Be- wertungsm ¨oglichkeiten f ¨ur Mittenseigerung dargelegt. Ein wichtiger Punkt dabei ist die Vorteile der OES-PDA Pr ¨ufmethode gegen ¨uber anderer Methoden hervor zu streichen.

2.1. Entstehung

Bei der Stahlherstellung kommt es zur Erstarrung von Schmelzen, die gel ¨oste Legierungs- elemente enthalten. Aufgrund der unterschiedlichen L ¨oslichkeiten dieser Elemente in der fes- ten und fl ¨ussigen Phase sowie des Dichteunterschiedes entstehen Entmischungen. Nach der vollst ¨andigen Erstarrung bleiben zum gr ¨oßten Teil die Inhomogenit ¨aten der Konzentration in- nerhalb des Materials erhalten. Inhomogenit ¨aten der Konzentration wird als Seigerung be- zeichnet. Eine Einteilung der Seigerung wird allgemein in Mikroseigerung (short range segre- gation) und Makroseigerung (long range segregation) vorgenommen. Unter Mikroseigerungen werden Konzentrationsschwankungen zwischen den Dentridenachsen und -zwischenr ¨aumen (2 μm bis 1000 μm) verstanden. Makroseigerungen sind Konzentrationsunterschiede in der

(19)

Gr ¨oßenordnung des Gussst ¨uckes (>1000 μm). Makroseigerung kann nur in Verbindung mit Mi- kroseigerung auftreten, d. h. ohne Mikroseigerung keine Makroseigerung. Mittenseigerungen von Brammen sind Makroseigerungen und haben einen ausschlaggebenden Einfluss auf die Werkstoffeigenschaften innerhalb eines Gussst ¨uckes.2

Bei der Abk ¨uhlung der Legierung mit der Konzentrationc0aus der Schmelze,Abbildung 2-1, beginnt die Erstarrung nach Unterschreiten der LiquidustemperaturTL. Im folgenden Zweipha- sengebiet haben die feste und die fl ¨ussige Phase unterschiedliche Konzentrationen voncSund cL. Dieser Konzentrationssprung ist die Hauptursache f ¨ur alle Arten von Seigerungen und wird mit dem Gleichgewichtsverteilungskoeffizientenk beschrieben. Bei den weiteren Betrachtun- gen dieser Arbeit nehmen die Liquidus- und Solidustemperaturen immer ab, dadurch kannk immer als kleiner 1 (k < 1) angenommen werden. Der Gleichgewichtsverteilungskoeffizient beschreibt das Verh ¨altnis zwischen der Konzentration der festen und der fl ¨ussigen Phase:

k = cS

cL (2-1)

Der Gleichgewichtsverteilungskoeffizient ist unter anderem von Temperatur und Druck ab- h ¨angig, wird aber bei geringen Gehalten an Legierungselementen als konstant angenommen.

Dadurch kann, wie in Abbildung 2-1 gezeigt, ein vereinfachtes Phasendiagramm verwendet werden, indem die Linien von Liquidus und Solidus als Geraden dargestellt sind.2, 3

c0 cs(T1) cs(T2) cL(T2)

Legierung 90% A | 10% B

T1

T3 T2

Änderung der Schmelze Änderung

der festen Phase

cS c0 cL

k= cS cL

Verteilungskoeffizient

k=konst

cL(T3)

A B

A

c

c

Temperatur T

Schmelze c0 (90% A | 10% B)

Feste Phase

(schwarze Umrandung) c=cs(T2) 96% A | 4% B

Konzentration an B steigt

97% A | 3% B

Gleichgewichtsbedingungen DL= DS=

Abbildung 2-1.:Ablaufende Vorg ¨ange bei der Abk ¨uhlung einer Legierung, schematisch2, 3

(20)

Anhand der eingezeichneten Legierung von 90 % A und 10 % B sollen ablaufende Vorg ¨ange bei der Abk ¨uhlung erkl ¨art werden: Nach Unterschreiten der Liquiduslinie beiT1 befindet sich die Legierung im Zweiphasengebiet und die Schmelze steht mit der gebildeten festen Phase im Gleichgewicht. Die Konzentration der festen Phase an B im Punkt 1, mitcS(T1) (ca. 3 % B) in der Abbildung eingezeichnet, ist wesentlich geringer als die Ausgangskonzentration von B mit 10 %.

Eine weitere Abk ¨uhlung zur TemperaturT2f ¨uhrt zu einem gr ¨oßeren Anteil der festen Phase mit der Konzentration an B mitcS(T2). Die feste Phase ¨andert also w ¨ahrend ihrer Durcherstarrung ihre Zusammensetzung nach der Soliduslinie. F ¨allt die Temperatur unter die Solidustemperatur ist die Erstarrung abgeschlossen und die feste Phase hat wiederum die homogene Ausgangs- zusammensetzung vonc0. Da der B-Gehalt der gebildeten festen Phase immer geringer ist als der der urspr ¨unglichen Schmelze (c0) muss der B-Gehalt in der Restschmelze nach dem Ver- lauf der Liquiduslinie ansteigen. Bei Gleichgewichtsbedingungen muss die Restschmelze mit der Konzentration voncL(T3) zur festen Phase mitc0erstarren. Da eine vollst ¨andige Gleichge- wichtseinstellung wegen der geforderten technischen Abk ¨uhlgeschwindigkeiten nicht m ¨oglich ist, sind Seigerungen nahezu immer vorhanden. Neben Entmischungen f ¨uhren Stofftransport- vorg ¨ange im Festen und Fl ¨ussigem, wie z. B. Diffusionsvorg ¨ange und Str ¨omungen ebenfalls zu Seigerungen.2

Zur Beschreibung der Seigerung sind entsprechende Seigerungsmodelle erforderlich. Die entwickelten Modelle2, 4, 5 sind unterschiedlich, weil die Bildung von Seigerungen, wie vorher erw ¨ahnt, von mehreren Ursachen bestimmt werden. Anschließend werden zuerst Seigerungs- modelle mit planarer Erstarrungsfront betrachtet. Die Ann ¨aherung an die realen Bedingungen im Strangguss erfolgt dabei ¨uber vier Modelle und anschließend eine Umlegung auf eine hete- rogene Erstarrungsfront.

2.1.1. Seigerungsmodelle mit planarer Erstarrungsfront

Es wird eine eindimensionale, planare Erstarrung mit einer gr ¨oßeren Legierungsmenge mit der Ausgangszusammensetzungc0betrachtet. W ¨ahrend des Erstarrungsvorgangs wird angenom- men, dass der Gleichgewichtsverteilungskoeffizient konstant bleibt und an den Phasengrenzen Gleichgewicht wie inAbbildung 2-1herrscht. In den nachfolgenden Abbildungen wird der Er- starrungsvorgang eindimensional beschrieben. In der Probe bewegt sich die Phasengrenze mit konstanter Geschwindigkeit von der einen (z. B. Kokillenwand) zur anderen Seite (z. B. Bram- menmitte). Die erste ankristallisierende Schicht erstarrt bei Liquidustemperatur mit der Zusam-

(21)

mensetzungk·c0, die Aufgrundk < 1, geringere alsc0ist. Die Konzentration der Phasengrenze wird durch cS = k ·cL beschrieben. Der Unterschied in den Mengen an gel ¨ostem Stoff sei- gert in die Schmelze. Die weiteren Vorg ¨ange sind von den angenommenen Randbedingungen abh ¨angig. Im Folgenden werden in Abh ¨angigkeit von vier unterschiedlichen Randbedingungen einfache Seigerungsmodelle vorgestellt:6

RANDBEDINGUNG 1:

Vollst ¨andiger Diffusionsausgleich in der Schmelze und im Festem

Das erste Seigerungsmodell, das Randbedingungen f ¨ur ein absolutes Gleichgewicht hat, wurde einleitend bereits andiskutiert. F ¨ur ein absolutes Gleichgewicht (Hebelgesetz) wer- den die Diffusionskeoffizienten der Legierungselemente in der SchmelzeDLund im Fest- stoff DS mit unendlich angenommen (DL = und DS = ∞). Der Erstarrungsvorgang mit dem ¨Ubergang aus Abbildung 2-1in die Streifendarstellung und die dazugeh ¨origen Konzentrations ¨anderungen sind inAbbildung 2-2schematisch dargestellt.

c0

k·c0

c0/k

fest flüssig

L 0

Erstarrungsfront

z(T2) Kokillenwand

v

DL =

DS =

Verlauf von cL

Verlauf von cS

Abbildung 2-2.:Schematische Darstellung der Erstarrung und der Konzentrations ¨anderungen bei vollst ¨andigem Diffusionsausgleich in der Schmelze und im Festem, schematisch4, 6

(22)

Sobald die Schmelze mit der Ausgangskonzentration vonc0an der Kokillenwand erstarrt, scheidet sich die erste feste Phase mit der Konzentration vonk·c0aus. Der Unterschied vonc0−k·c0reichert sich vor der Erstarrungsfront an. Diese Anreicherung vermischt sich Aufgrund der vorgegebenen Randbedingung (DL=∞) vollst ¨andig mit der Schmelze, so- dass die Konzentration der Schmelze ansteigt. Aus der angereicherten Schmelze erstarrt bei geringf ¨ugig tieferen Temperaturen eine weitere Schicht mit entsprechend erh ¨ohter Konzentration. Der Vorgang beginnt von neuem, die Schmelze wird wieder angereichert, die Temperatur nimmt ab und die Konzentration im Festen erh ¨oht sich weiter. Bei den n ¨achsten Schichten ¨andern sich die Konzentrationen mit. Durch die Randbedingung des vollst ¨andigen Diffusionsausgleich im Festen (DS=∞), gleichen sich die Konzentrationen in den Schichten der Ausgangskonzentration vonc0 an. Die Konzentrationen im Festen und Fl ¨ussigem ¨andern sich w ¨ahrend der Erstarrung, jedoch muss folgende Massenbilanz inGleichung 2-2erhalten bleiben:

cs·fs+cL·fL=c0 (2-2)

Die MultiplikatorenfS und fL sind jeweils der Anteil der festen und fl ¨ussigen Phase. F ¨ur die betrachtete eindimensionale Erstarrung giltfS =fL1 = zL, wobeiz die Position der Erstarrungsfront und L die Probenl ¨ange ist. Dichteunterschiede zwischen Festem und Fl ¨ussigem wurden dabei vernachl ¨assigt. Durch die Elimination von cS oder cL mit Hilfe des Gleichgewichtsverteilungskoeffizientenk = ccS

L kannGleichung 2-2nachcS bzw.cL

aufgel ¨ost werden:

cS= k·c0

1(1−k)·fS (2-3)

cL= c0

1(1−k)·fS (2-4)

Das sind die Gleichungen der Hebelbeziehung und damit k ¨onnen die Konzentrationen als Funktion der erstarrten Strecke ausgerechnet werden. Das Ergebnis der Gleichungen

¨uber die Probenl ¨ange ist der Konzentrationsverlauf im Festen und Fl ¨ussigen w ¨ahrend der Erstarrung und sind in Abbildung 2-2 als gestrichelte, ansteigende Linien dargestellt.

Die horizontale Gerade kennzeichnet die Ausgangskonzentration c0. Die durchgezoge- nen Linien beschreiben die Konzentrationen zum eingezeichneten Punkt z(T2), wobei die mit c0 eingeschlossenen, grauen Fl ¨achen gleich groß sein m ¨ussen (Massenbilanz).

Die Konzentration im Fl ¨ussigemcL steigt vonc0 bis auf ck0 am Ende der Erstarrung. Die

(23)

Konzentration der festen Phase ist am Erstarrungsanfangk ·c0 und ver ¨andert sich zum Erstarrungsende (fS = 1) hin zu einer homogenen KonzentrationcS =c0. Am Ende der Erstarrung liegt also keine Seigerung vor.4, 6

RANDBEDINGUNG 2:

Vollst ¨andiger Diffusionsausgleich in der Schmelze und keine Festk ¨orperdiffusion Das Modell f ¨ur die angegebenen Randbedingungen,DL=undDS = 0, geht auf Scheil7 und Pfann8zur ¨uck. Wie inAbbildung 2-3schematisch dargestellt, beginnt die Erstarrung beiTLmitcS =k ·c0. Da es keinen Konzentrationsausgleich im Festen gibt, beh ¨alt jede Schicht die Konzentration, mit der sie aus der Schmelze erstarrt ist. Nur an der Erstar- rungsfront stellt sich, entsprechend der Zunahme voncL=cL, die Gleichgewichtskonzen- tration cS = k ·cL ein. W ¨ahrend der Erstarrung wird im Festen ein Konzentrationsprofil entsprechend der Zunahme voncS eingestellt. Bei einer ¨Anderung des festen AnteilsdfS

f ¨uhrt die Differenz (cL−cS) zu einer gleichm ¨aßigen Steigerung der KonzentrationdcL in der Restschmelze (1−fS). Die Massenbilanz nachGleichung 2-5lautet:

(cL−cS)·dfS =dcL(1−fS) (2-5) Mit (cL−cS) = (1−k)·cLund durch Integration derGleichung 2-6von

cL

c0

dcL

(1−k)·cL = fS

0

dfS

1−fS (2-6)

ergibt sich f ¨urcS dieGleichung 2-7und f ¨urcL dieGleichung 2-8:

cS =k·c0·(1−fS)(k1) (2-7) cL =c0·(1−fS)(k1) (2-8) Diese Gleichungen sind die Seigerungsformeln von Scheil7und Pfann,8die ein konstan- tes k, also niedrige Konzentrationen, voraus setzen. Da k < 1 ist, wird f ¨ur fS = 1 die Konzentration cS = . Dieser Fall tritt in Wirklichkeit nicht auf, da vorher eutektische Ausscheidung einsetzt. Bei Systemen mit l ¨uckenloser Mischbarkeit im Festen sind die Gleichungen nicht anwendbar, da hierk nicht als konstant angenommen werden darf.

(24)

c0

k·c0

fest flüssig

L 0

z(T2)

v

DL = DS = 0

Erstarrungsfront

dfS

dcL

c*S c*L

Abbildung 2-3.:Konzentrationsverl ¨aufe f ¨ur ein schematisches Modell f ¨ur vollst ¨andigem Diffusionsaus- gleich in der Schmelze und keine Festk ¨orperdiffusion7, 8

RANDBEDINGUNG 3:

Stofftransport in der Schmelze durch endlichem Diffusionkoeffizienten und keine Festk ¨orperdiffusion

Tiller et al.9 haben f ¨ur die angegeben Randbedingungen, DL = konst. und DS = 0, ein Diffusionsmodell entwickelt. InAbbildung 2-4wird der Erstarrungsvorgang und die Mo- mentaufnahme der Konzentrationsverl ¨aufe dargestellt. Zu Beginn der Erstarrung ist die Konzentration im Festen wiederumcS =k ·c0. W ¨ahrend der Erstarrung kann der Mate- rialfluss infolge des L ¨oslichkeitssprunges aus der Erstarrungsfront nur durch Diffusion in die fl ¨ussige Schmelze ¨ubergehen.Gleichung 2-9stellt eine allgemeine lokale Stoffbilanz f ¨ur die Schmelze angef ¨uhrt dar:

dcL

dt =DL2cL

∂x2 +ν∂cL

∂x (2-9)

In dieser Stoffbilanz istx der Abstand vor der Erstarrungsfront, die sich mit der Geschwin- digkeitν bewegt.DL ist der endliche Diffusionskoeffizient in der Schmelze undz ist der zur ¨uckgelegte Weg der Erstarrungsfront. Bei diesem Modell wird die Erstarrung in An- fangsstadium, station ¨arer Zustand und Endstadium eingeteilt.

(25)

Anfangsstadium: In diesem Stadium wird ein Konzentrationsaufbau vor der Phasen- grenze gebildet. Die Randbedingungen f ¨ur die Stoffbilanz (Gleichung 2-9) sindcL = c0

beit = 0 undx > 0, sowiecL =c0beit > 0 undx =. Die Aufl ¨osung dieser komplexen Gleichung f ¨uhrt zuGleichung 2-10:

cL= c0

k

1(1−k)k·ν·DLz

(2-10) Die Konzentrationen an der Erstarrungsfront,cL undcS steigen, wie auchAbbildung 2-4 darstellt, schnell an. Die Konzentrationen erreichen nach kurzer Zeit den station ¨aren Zu- stand voncL = ck0 undcS=c0.

Eine anderer Ansatz und L ¨osungsweg f ¨uhrt zum selben Ergebnis, jedoch muss die kom- plexe Gleichung der Stoffbilanz nicht aufgel ¨ost werden. Der Ansatz geht von einer ¨aqui- valenten Grenzschicht vor der Erstarrungsfront aus, die die Anreicherung in der Schmelze aufnimmt. Die Dicke dieser Schicht ist δc = 2· Dν, in der die KonzentrationcLvon cL bis c0 abnimmt. Da die Verarmung im Festen und die entsprechende Anreicherung in der Schmelze gleich sind, gilt folgenden Massenbilanz:

(c0−k ·cL)·dz =dcL·DL

ν (2-11)

Durch Umstellen der Gleichung und Integration ¨uber die Grenzen von 0 bisz f ¨urdz und c0biscLf ¨urdcL ergibt sich wieder dieGleichung 2-10.

Station ¨arer Zustand: Die Konzentration im Festen (cS) ist im station ¨aren Zustand im- mer konstant und betr ¨agtc0. Die feste Phase w ¨achst mit der urspr ¨unglichen Konzentrati- onc0 weiter, bis der Konzentrationsaufstau das Ende der Probe erreicht. Im station ¨aren Zustand bleibt das Konzentrationsprofil vor der wandernden Erstarrungsfront zeitlich un- ver ¨andert, so dass dcdtL = 0 ist. Dadurch ¨andert sich die Stoffbilanz vonGleichung 2-9zu Gleichung 2-12.

0 =DL2cL

∂x2 +ν∂cL

∂x (2-12)

Mit den entsprechenden Randbedingungen ergibt sich folgendes f ¨urcL. cL=c0

1 +1−k k

ν·x

DL

(2-13)

(26)

Endstadium: Erreicht der Konzentrationsaufstau das Ende der Probe, dann schiebt sich die Grenzschicht zusammen und die darin angereicherten Komponenten f ¨uhren zu einer Steigerung der Konzentration am Ende der festen Phase. Die L ¨ange dieses Be- reichs ist sehr klein und hat die selbe Gr ¨oßenordnung wie DνL.

c0

k·c0

c0/k

fest flüssig

L 0

z(T2)

v

DL = konst DS = 0

Erstarrungsfront

cS = c 0 Konzentrationsaufbau

x

Abbildung 2-4.:Konzentrationsverl ¨aufe f ¨ur ein schematische Modell mit Stofftransport in der Schmelze durch endlichen Diffusionkoeffizienten und keine Festk ¨orperdiffusion9

RANDBEDINGUNG 4:

Wie Randbedingung 3 und mit zus ¨atzlich starker Konvektion in der Schmelze Das von Burton, Prim und Slichter10, 11 weiter entwickelte Modell mit zus ¨atzlicher starker Konvektion wird auch kurz BPS-Modell nach den Anfangsbuchstaben der Autoren ge- nannte. Durch die Konvektion in der Schmelze wird die Grenzschicht vor der Erstarrungs- front schnell abgebaut. Die durch die Konvektion zusammengeschobene Grenzschicht hat eine Dicke die mitδN bezeichnet wird. Aus der Tatsache, dass jede makroskopische Str ¨omung bei der Ann ¨aherung an eine feste Grenze mit der Geschwindigkeit gegen Null geht, setzt dieses Modell folgende Bedingungen voraus:

Stofftransport in der Grenzschicht (x <δN) nur durch Diffusion.

Stofftransport in der Schmelze außerhalb der Grenzschicht durch Konvektion.

Keine Festk ¨operdiffusion.

(27)

F ¨ur den station ¨aren Zustand gilt die Gleichung 2-12 aus dem Diffusionsmodell. Die Randbedingungen sind cL = cL bei x = 0 und cL = ¯cL bei x = δN. Variable ¯cL ist die mittlere Konzentration in der Schmelze. In technischen Anwendungen (z. B. Strangguss) ist δN viel kleiner als die Probenl ¨ange L und f ¨ur ein großes Volumen der Schmelze gilt

¯

cL c0. Mit ¨ahnlicher Vorgehensweise wie beim Diffusionsmodell ergibt sich f ¨ur den station ¨aren Zustand:

cL = c¯L

k+ (1−k)DLν·δN (2-14)

F ¨ur die praktische Anwendung wird ein effektiver Verteilungskoeffizient keff eingef ¨uhrt, der nachGleichung 2-15folgendermaßen definiert ist:

keff = cS

c¯L k ·cL c¯L

(2-15) Durch Einsetzen vonGleichung 2-14inGleichung 2-15ergibt sich:

kkeff = k

k + (1−k)DLν·δN (2-16)

DaδN sehr klein ist, ist der Massenanteil in der Grenzschicht im Vergleich mit dem gan- zen System vernachl ¨assigbar. Die Massenbilanz f ¨ur das gegebene System kann auf die gleiche Art, wie beim Modell nach Scheil7und Pfann8gezeigt, angesetzt werden. F ¨ur die Konzentration der Schmelze wird jeweils c¯L und f ¨ur cS = keff ·¯cL ber ¨ucksichtigt. Unter diesen n ¨aherungsweisen Annahmen ergibt sich:

¯

cL·(1−keff)·dfS = (1−fS)·dc¯L (2-17) Die Integration von Gleichung 2-17 liefert die Gleichung 2-18 f ¨ur die Berechnung von cS undGleichung 2-19f ¨ur¯cL:

cS =keff ·c0·(1−fS)(keff1) (2-18)

¯

cL=c0·(1−fS)(keff1) (2-19) Diese Gleichungen sind eine Modifikation des Scheil-Modells. F ¨ur (Dν

L ·δN) 1. Mit niedriger Erstarrungsgeschwindigkeit, hoher Diffusionsf ¨ahigkeit und starker Konvektion ergibt sich ausGleichung 2-16 keff k. In diesem Fall sindGleichung 2-18und Glei- chung 2-19idententisch mit dem Scheil-Modell (Gleichung 2-7undGleichung 2-8), das f ¨ur vollst ¨andige Mischung der Schmelze gilt. F ¨ur (Dν

L ·δN) 1 bzw. ohne Konvektion, gilt

(28)

keff 1. Aus Gleichung 2-18ergibt sich cS =c0. Dies stimmt mit dem Diffusionsmodell (station ¨arer Zustand) ¨uberein.

c0

k·c0

fest flüssig

L 0

z(T2)

v

DL = konst DS = 0

Erstarrungsfront

Konvektion

cL δN

c*

S

c*L

Abbildung 2-5.:Konzentrationsverl ¨aufe f ¨ur ein schematische Modell mit Stofftransport in der Schmelze durch endlichem Diffusionkoeffizienten und keine Festk ¨orperdiffusion10, 11

Bei der Erstarrung bilden sich h ¨aufig dritte Phasen, z. B. eine zweite metallische Phase (Eu- tektika), nichtmetallische Einschl ¨usse (Sulfide) oder Gasblasen. Ausgehend von einer Mas- senbilanz, k ¨onnen diese Anreicherungsvorg ¨ange prinzipiell genau so erkl ¨art und berechnet werden, wie vorstehend beschrieben wurde.

Die vier vorgestellten Seigerungsmodelle gelten nur f ¨ur planare Phasengrenzen, die durch die sogenannten Stabilit ¨atskriterien gegeben sind. Die Ausbildung von planaren Phasengren- zen wird durch hohe ¨Uberhitzung, Konvektion, kleine Erstarrungsgeschwindigkeiten, gerin- gen Gehalten an Legierungselementen bzw. Verunreinigungen und hohen Wert des Gleich- gewichtsverteilungskoeffizienten beg ¨unstigt. Beim Stranggießen sind die Bedingungen meist so, dass planare Phasengrenzen instabil sind, es treten heterogene Phasengrenzen auf.

(29)

2.1.2. Seigerungsmodell mit heterogener Erstarrungsfront

Das Stabilit ¨atskriterium f ¨ur eine planare Erstarrungsfront ist beim Stranggießen nicht erf ¨ullt und es setzt eine zellulare, dendritische oder globulitische Erstarrung ein.6 Die sich dadurch ausbildende Form der heterogene Schicht und der dazugeh ¨orige Konzentrationsverlauf ist in Abbildung 2-6schematisch dargestellt.

fest fest und flüssig

flüssig

k·c0

cs cL

c2

Kokillenwand

fest flüssig

x

x c

x3 x2 x1

v

Temperatur

TS

TL

fS

0 1

a)

b)

Abbildung 2-6.:Heterogene Erstarrungsfront und dazugeh ¨origer Konzentrationsverlauf2, 4

Abbildung 2-6azeigt schematisch die heterogene Schicht mit Temperaturprofil und verein- facht dargestellten Dendriten, die von der Kokillenwand in die Strangmitte wachsen. In Ab- bildung 2-6bist der Konzentrationsverlauf gekoppelt mit dem Erstarrungsvorgang dargestellt.

(30)

Es soll explizit darauf hingewiesen werden, dass beim betrachteten Modell keine Konvektion vorliegt. Die Konzentration an der Stellex1, die der Ebene der Dendritenwurzel entspricht, ist gleich der Soliduskonzentration voncS. An der Stellex2, entspricht der Ebene der Dendriten- spitzen, ist die Konzentration gleichc2. Vor der Ebene der Dendritenspitzen befindet sich eine GrenzschichtδNin der die Konzentration vonc2aufcLabf ¨allt. Der Abfall der Konzentration von der Ebene der Dendritenwurzel bis zur Ebene der Dendritenspitzen ist durch die Anreicherung des Gel ¨osten in der Restschmelze infolge des fortschreitens der Erstarrung bedingt.2, 4

Der gesamte Konzentrationsanstieg in und vor der heterogenen Schicht liegt in der gleichen Gr ¨oßenordnung wie die Konzentrationsanreicherung von einer planaren Erstarrungsfront. Der Konzentrationsanstieg bei einer planaren Erstarrungsfront verl ¨auft ¨uber eine Dicke im Zentel- bereich (102cm).6 Bei einer heterogenen Erstarrungsfront k ¨onnen in Abh ¨angigkeit von der L ¨ange, Dendritenwurzel bis -spitze, Dicken entstehen, die Gr ¨oßenordnungen bis in den Zen- timeterbereich haben. Das bedeutet, dass der Konzentrationsgradient bei heterogener Erstar- rungsfront bis zu 100-mal flacher6ist, als vor einer planaren Erstarrungsfront. Das Temperatur- feld ist ungef ¨ahr gleich.

Auf die umfangreiche Berechnung des Konzentrationsverlaufs in der heterogenen Schicht und deren L ¨ange wird in dieser Arbeit verzichtet und auf die einschl ¨agige Literatur12–14verwiesen.

Die L ¨ange der heterogenen Schicht ist der Konzentration des Gel ¨osten direkt und dem Tem- peraturgradienten ann ¨ahernd indirekt proportional. Von großer Bedeutung f ¨ur das Ausmaß der horizontalen Makroseigerung bei Erstarrung mit bewegter Restschmelze ist die L ¨ange der hete- rogenen Schicht. Mit zunehmender L ¨ange der heterogenen Schicht geht die Seigerung zur ¨uck.

Der Zeitpunkt der Bildung der heterogenen Schicht nimmt mit zunehmenden Gehalt an Legie- rungselementen ab. Wenn mit zunehmendem Abbau der ¨Uberhitzung in der Restschmelze die Dendriten immer l ¨anger werden, kommt ein Punkt, an dem die Dendriten mechanisch insta- bil werden und abbrechen. Durch R ¨uhren kann das Abbrechen der Globuliten (Fragmentation) gef ¨ordert und zeitlich vorverlegt werden.6

2.1.3. Mittenseigerung beim Brammenstrangguss

Basierend auf den betrachteten Modellen mit planarer und heterogener Erstarrungsfront und einem Auszug aus den praktischen und theoretischen Ergebnissen aus der Literatur wird die Entstehung von Mittenseigerung beim Brammenstrangguss beschrieben.

Wie bereits bei den Modellbeschreibungen erw ¨ahnt und auch durch viele weitere Autoren

(31)

best ¨atigt, ist die Ursache f ¨ur Mittenseigerungen beim Brammenstrangguss die Bewegung der Restschmelze (interdendritische Str ¨omung), verursacht durch mechanische Faktoren und Er- starrungsschrumpfung.

Mechanische Faktoren, die Mittenseigerung hervorrufen k ¨onnen sind z. B. Ausbauchung der Brammenschale zwischen den Rollen, Fehlausrichtung der Rollen (Rollenversatz), Rollenbie- gung, Rollenabnutzung, Auffederung von Rollen und Rahmen, mechanisches Spiel, usw.

Zur Erstarrungsschrumpfung kommt es beim Stranggießen, weil die w ¨ahrend der Erstarrung gebildete fest Phase eine gr ¨oßere Dichte als die Restschmelze hat. Bei der Erstarrung eines in der heterogenen Schicht befindlichen Volumenelements wird deshalb Raum

”frei“, das durch Ansaugen von Restschmelze anderer Zusammensetzung aus dem benachbarten Volumen- element gef ¨ullt wird. Die vertikale Str ¨omungsgeschwindigkeit der Restschmelze nimmt beim Brammenstrangguss nach unten hin ab, d. h. in ein auf der Mittellinie befindliches Volumenele- ment str ¨omt an der oberen Grenzfl ¨ache mehr Restschmelze hinein als unten heraus und die horizontalen Komponenten der Str ¨omungsgeschwindigkeit sind zur Strangoberfl ¨ache hin ge- richtet. Durch das Nachstr ¨omen der dar ¨uberliegenden, weniger angereicherten Restschmelze (Saugstr ¨omung) kommt es zu einer Abnahme der durchschnittlichen Konzentration.

Beim Stranggießen von Brammen sind die beiden heterogenen Erstarrungsfronten, die von den Breitseiten ausgehen, vorderrangig, und wachsen aufeinander zu bis sie in der Mitte zu- sammentreffen. Die Konzentration der Restschmelze cL nimmt mit zunehmender metallurgi- scher L ¨ange bis zum Erreichen der Sumpfspitze zu, der Temperaturgradient verh ¨alt sich ge- genl ¨aufig.2, 6

Wie einleitend festgehalten, entstehen Mittenseigerung auch durch das Ausbauchen der Strangschale (Bulging) verbunden mit dem Anstieg der zwischendendritischen Str ¨omung. Miya- zawa et. al15haben ein Modell zur Berechnung von Makroseigerung (Mittenseigerung) in Bram- menstr ¨angen durch station ¨are Ausbauchung entwickelt. Das Modell,Abbildung 2-7a, und die dazugeh ¨origen Ergebnisse sind inAbbildung 2-7b-ddargestellt.

(32)

Bereich BBereich A vS

*

vS* δ

Stützrolle

Stützrolle

Solidus- kontur

heterogene Zone Strang-

schale

Strangmitte Oberfläche

zB

lB

x

z‘

Entfernung von der Strangmitte x in cm

Strangmitte Strangmitte

heterogen heterogen

fest

Abstand zwischen Stützrollen z‘ in cm

ρS = ρL = 7,2 g·cm-3 ρS = 7,4g·cm-3; ρL = 7,0 g·cm-3

zB = 7,87 m δmax = 2 mm

fest

0 1

2 2 1 0

0

40 20

0,02 cm/s

0,2 cm/s

v‘L,x = vL,x - vS,x

v‘L,z = vL,z - u Bereich ABereich B

umgebogene Dendritenspitzen

Kohlenstoff Mangan

Strangmitte

Entfernung von der Strangmitte x in cm Massengehalt cS in %

0,72

0,68

0,64

0,60

0,56

0 1 2

3 1 2 δmax (mm)

0 1 2

Strangmitte

a) b)

d) c)

Abbildung 2-7.:Modell und Ergebnisse zur Entstehung von Mittenseigerung beim Brammenstrang- guss. a) Modell einer ausgebauchten Strangschale b) Str ¨omungsfelder in der Rest- schmelze (reiner Ausbauchungseffekt und ¨uberlagerte Saugstr ¨omung c) Berechnete Konzentrationsprofile am Erstarrungsende d) Umgebogene Dendriten an der Mittelli- nie15, 16

In Abbildung 2-7a ist ersichtlich, wie infolge des ferrostatischen Drucks die Strangschale zwischen zwei St ¨utzrollen ausbaucht. Es wird angenommen, dass sich oberhalb und unter- halb des St ¨utzrollenpaares der Strang ohne Ausbauchung nach unten bewegt. Der Abstand des Rollenpaares ist 40 cm und die maximale Ausbauchung, genau zwischen den beiden Rol- len betr ¨agt 2 mm. Der Raum zwischen den beiden Rollen wird in Bereich A und B unterteilt.

Der Strang wird im Bereich A auseinander gezogen und im Bereich B wieder zusammenge-

(33)

dr ¨uckt. Weiters wird angenommen, dass die Dendriten fest mit dem Strang verbunden sind und diese die gleichen Bewegungen mit der selben Geschwindigkeit νs erfahren. Der reine Aus- bauchungseffekt kann nur dann gut sichtbar gemacht werden, wenn die Str ¨omung aufgrund der Erstarrungsschrumpfung vernachl ¨assigt wird. Das wird erreicht durch ein Gleichsetzen der Dichten von Schmelze und Feststoff. InAbbildung 2-7bist das berechnete Geschwindigkeits- feld der Restschmelze durch Ausbauchung dargestellt. Im unteren Bereich B wird durch das Zusammendr ¨ucken der heterogene Bereich gestaucht und die angereicherte Restschmelze wird in Richtung fester Schale (Soliduskontur) gedr ¨uckt und str ¨omt weiter in den Bereich A.

Die Restschmelze im Bereich A str ¨omt von der dortigen Soliduskontur weiter in die Mitte des Strangs und f ¨ullt den durch die Ausbauchung entstanden Spalt auf.

In der Realit ¨at sind die Dichten nicht gleich (ρS = 7, 4cmg3,ρL= 7, 0cmg3)15 und das System wird von einer starken Saugstr ¨omung ¨uberlagert. Die Richtung der Saugstr ¨omung ist haupts ¨achlich vertikal, hindurch beider Bereiche A und B. Die horizontale Komponente der Saugstr ¨omung ist sehr klein und darum wird die horizontale Str ¨omung alleine von der Ausbauchung bestimmt.

InAbbildung 2-7csind berechnete Konzentrationsprofile nach beendeter Erstarrung f ¨ur Koh- lenstoff und Mangan nahe der Strangmitte, f ¨ur drei unterschiedlichen maximalen Ausbauchun- gen dargestellt. Das Maximum liegt in der Strangmitte und kurz davor ist ein Minimum zu erken- nen. Maxima und Minima nehmen mit zunehmender Ausbauchung zu und sind bei Kohlenstoff gr ¨oßer als bei Mangan. Sehr ¨ahnliche Ergebnisse dieser berechneten Art sind auch bei prakti- schen Untersuchungen ermittelt worden, siehe z. B.Abbildung 2-10bin Abschnitt 2.2.

Die positive Mittenseigerung entsteht wegen der im Bereich A ausgel ¨osten Str ¨omung von an- gereicherter Restschmelze zur Mittellinie. Die negative Mittenseigerung vor der Mittellinie hat zwei Gr ¨unde:

1. Der Abfluss von Restschmelze im unteren Bereich B. Die Schmelze str ¨omt vom heiße- rem (Strangmitte) zum k ¨uhleren Bereich (Soliduskontur) und dabei nimmt der Anteil an gel ¨ostem Stoff zu.

2. Durch das Zusammendr ¨ucken der festen Phase und das Stauchen bzw. Umbiegen der Dendriten. Dazu kommt es, weil die w ¨ahrend der Ausbauchung im Bereich A weiter gewachsenen Dendriten beim Zusammendr ¨ucken im Bereich B durch die gegen ¨uber- liegenden Dendriten (zweite Erstarrungsfront) gestaucht bzw. gebogen werden k ¨onnen.

Abbildung 2-7dzeigt den experimentellen Nachweis von verformten Dendriten.

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