• Keine Ergebnisse gefunden

Die naive Nachricht, daß unter dem in der 6ähilijja gepflegten Bildungs- stoff auch „die Wissenschaft von den Religionen&#34

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Die naive Nachricht, daß unter dem in der 6ähilijja gepflegten Bildungs- stoff auch „die Wissenschaft von den Religionen&#34"

Copied!
44
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

349

Anzeigen.

Kitab al-Fark bejna-l-firak wa-bajän al-firka al-nägija min¬

hum von Äbü Mansür 'Abdalkähir al-Bagdädi;

herausgegeben von Muhammad Badr. (Kairo, mat;ba'at

al-ma'ärif, 1328/1910.) " 30 + 355 SS. 80.

Die ältere arabische Literatur weist eine stattliche Beihe von

Schriften religionsgeschichtlichen Inhalts auf, von deren größtem

Teile wir freilich nur den Titeln nach Kenntnis besitzen. Die

naive Nachricht, daß unter dem in der 6ähilijja gepflegten Bildungs- stoff auch „die Wissenschaft von den Religionen" (^yLo!^! ^JLc) eine 5 Stelle hatte'), kann natürlich nur auf die Glaubensvorstellungen

und die religiösen Bräuche des heidnischen Arabertums bezogen

werden. Man weiß jedoch , was man von derlei Nachrichten über

die geistige Kultur der alten Araber zu halten hat.

Die seit der Mitte des 2. Jahrhunderts d. H. aufkeimenden For- i«

schungen über die arabischen Antiquitäten bezogen auch Informa¬

tionen über das vorislamische Religionswesen in ihren Interessen -

kreis ein. An der Spitze steht Ibn al-Kelbi mit einem IwJLäS'

iwjyü! '^^^ seinem ^.LLo^^! i_jLcJ' unterschieden wird'').

Weiterhin erstreckte sich die gelehrte Forschung auch auf fremde 18

Religionskreise. Am Anfang des 3. Jahrhunderts schreibt der

Philosoph a 1 - K i n d 1 über die Verzweigung des monotheistischen

Bekenntnisses Jwp>yd! ^ JJUl öSyCst »JL^^); bald nachher der

schi'itische Theologe al-Hasan b. Müsä al-Naubachti ein

unvollendet gebliebenes oULjiXÜj jU^'*), das — wie wir 20

1) Sahrastäni ed. Cureton 434 ult.

2) Fihrist 92, 24.

3) Ibid. 259, 20.

4) Ibid. 177, 15. Bei NagSsI, Kitäb al-rigSl (Bombay 1316) 46, wo viele der zahlreichen Werke des Naubachti aufgezählt sind, wird diese Scbrift, die N. noch gelesen hat, in die Klasse der Antiquitäten (Joljl) eingeordnet und charakterisiert als ü^a^J' fy^-c- JwC ^y'"^ (ed. y>SS ) yKtS VjLäJ'.

2 I

(2)

350 Anzeigen.

aus einem Zitat bei Mas'üdi ersehen — sich auf außerislamisches

Eeligionswesen erstreckt; auch eine Schrift des Abü Zejd al-

Balchi (t 322/934) scheint die Institutionen der verschiedenen

Religionen (^Lp^t ^tyi)") zum Gegenstand zu haben. Tief ein-

5 schneidend in die Kenntnisse auf diesem Gebiete sind die ims zu¬

ganglichen Forschungen des großen Abü Rejhän al-Berüni

(t 440/1048). In weitem Umfange scheint ein Gelehrter barrä¬

nischen Ursprungs, der als Historiker gewürdigte 8) Staatsbeamte

der Fätimiden in Ägypten, Muhammad b. 'Ubej-dalläh al¬

io Mus'abbihi (t 420/1029) auf Religionen und Kulte eingegangen

zu sein in einem als umfangreich geschilderten Werk (3800 Blätter)

mit dem Titel: obLxJl^ a^'^' v_«j«S} j Mi+Jl w5^J v.jL;;^'*).

Um dieselbe Zeit interessierte sich in Nisäbür 'Abdalkähir al-

Bagdädi (t 429/1037), derselbe Gelehrte dessen anderes Werk

15 uns hier beschäftigen wird , für die DarsteUung der Religionen in

einem Buch unter dem Titel: ij^^tj JJLli v_)U^', das Täg al-din

al-Subki als ,auf diesem Gebiete unvergleichliches Kompendium"

bezeichnet"*). Es ist in der Stambuler Bibliothek 'Äiir Efendi

Nr. 555 handschriftlich vorhanden und bedürfte näherer Unter-

20 suchung. Auch unter den Schriften des 'Abdallatif (t 555/1160)

wird eine JJii! ^5 xJLä« erwähnt*).

Einer anderen Schicht religionsgeschichtlicher Forschung ge¬

hören die Schriften über die dogmatische Verzweigung

innerhalb des Islams an.- Die Keime und Quellen dieser

»5 Literatur sind in den polemischen Produkten zu finden, welche die

wegen dogmatischer und metaphysischer Subtilitäten einander stark

befehenden, ja sogar verketzernden') mu'tazilitischen Schulhäupter

und andere Dissenters gegen die von den ihrigen abweichenden

Lehrmeinungen richteten. Die positiven Auseinandersetzungen dieser

so arbab oder askäb al-makäiät (Mas'üdi, Tanbih 266, 5) begleitet

nämlich eine überreiche polemische Literatur, von deren Ergiebig¬

keit im 3. Jahrhundert d. H. wir aus einer summarischen Über¬

sicht bei Mas'üdi*) uns einen Begriff bilden können.

Aus solchen Einzelschriften konnte dann recht bald die zumeist

85 vom Gesichtspunkte der Orthodoxie aus unternommene zusammen¬

fassende Gesamtdarstellung der dogmatischen Parteibewegungen im

1) Hurüg ed. Paris I, 156.

2) Jäküt, Hu'^am al-udabä' ed. Margolioutli 1, 142,4, nach Fihrist 138,14.

3) C. H. Becker, Beiträge zur Geschichte Ägyptens unter dem Islam 16 IT.

4) Ihn Challikän Nr. 664 (Wiistenfeld).

5) Tabakät al-ääfi'ijja III, 239, 9 v. u. «Ii* ^yXl ltXS> ^j ,j«uJ yaX^ . 6) Bei de Sacy, Relation de l'Egypte par A. 548, 1.

7) 'Abdalkähir, Fark 115, 7; 153, 4; 167, 9; 184, 5 v. u.

8) Tanbih ed. de Goeje 395, 13 fif.

2 I

(3)

Goldziher: Muh. Badr, al-Bagdädi's Kitäb al-Fark. 351

Islam nach ihrer bunten Mannigfaltigkeit hervorgehen. Aus den

Tabakät des Subki (I, 252; 288; II, 171) erfahren wir von einigen

makälat-Werken der alten Kaläm-Periode , insofern ihre Verfasser

der säfi'itischen Richtung angehörten: Husejn al-KaräblsI

(t 245/859) wird als einer der größten Kenner der Lehrmeinungen 5

der ahl al-ahwä gerühmt; Muh. b. Ahmed al-Tirmidl (f 295/908)

iyc':i\ j B:i*aJ! Jjp! «ul ^LäT o^LsI! j «J; auch der

Vezir Abu-l-fadl al-Bal'ami (t 329/941) hat ein o^iLäli v^^.

Von dem durch seinen Eingriff in die Theorie der Challl'schen Metrik ^) ,

bekannten 'Abdallah al-Nä^I ibn Öirsir aus Anbär 10

(f 293/906) wird bereits ein auf 4000 Verse sich erstreckendes

Lehrgedicht auf Nün (diesen Reim haben auch in späterer Zeit die

Verfasser dogmatischer Gedichte [Nünijja] gern beibehalten*)) an¬

geführt, in welchem al-NäÄi die verschiedenen Lehrrichtungen und

Sekten vorführt Zu den frühesten uns erhaltenen Produkten dieser 15

Literatur gehört das polemische Tendenzen verfolgende jylt oLäS'

t!j5>^t} ^^Jy-S' S-^^ Makljül b. al-Mufaddal al-NasafI

(t 318/930), dessen von G. W. Thatcher auf Grund einer Bodleya¬

niscben Handschrift geplante Edition auf das Programm des Gibb-

Memorial gesetzt ist. — Eine überaus fruchtbare, leider nur aus so

seinen eigenen Zitaten bekannte Tätigkeit entfaltete Mas'üdi

(t 345-46/956) auf dem Gebiet religionsgeschichtlicher Forschung,

sowohl in Schriften über außerislamische Religionen , als auch in

solchen über islamische Sekten und Religionsparteien*). In der

folgenden Generation liefert der schon erwähnte 'Abdalkähir b. ss

Tähir al-Bagdädi, ein in Nisäbür lehrender, sehr angesehener

und vielseitiger Theologe"*), der wegen der in seiner Heimat aus¬

gebrochenen Turkmenenunruhen nach Isfaräin auswanderte*), nach

seinem größeren Sektenwerk das Buch , das den Anlaß zu vor¬

liegender Anzeige bietet und das auch die Grundlage eines i»jLäJ' so

o - t

i_5^t fj):^ vjjjiit von Sahfür b. Tähir al-lsfaräinl')

1) Vgl. WZKM. 1903, 188.

2) Über dogmatiscbe' Nünijja's s. Ithäf al-säda (ed. Kairo) II, 8 ff. Tttg al-dln al-Subkl hat ein solches Poem in seinen Artikel über al-As'arl ein¬

geschaltet, TabakSt al-Säfi'yja II, 262 — 269. Bekannt ist die Nünijja des Ibn Kajjim al-6auzijja (6000 Distichen).

3) Mas'üdi, MurüjV VII, 89, 1.

4) S. das Verzeichnis in de Goeje's Einleitung zum Tanbih Nr. 11—13.18.

5) Er hat eine überaus rühmende Vita erhalten in Subkl's Tabakät al- Säfi'ijja III, 238 f. die Biographie seines Vaters II, 228.

6) Die Angabe in meinen Vorlesungen über den Islam 166, daß er iu Bagdad lebte, ist zu berichtigen.

7) Brockelmann I, 387.

(4)

352 Anzeigen.

(t 471/1078), der in nahem verwandtschaftlichen Verhältnis zu

Bagdädi stand ^), gebildet hat. In der Zwischenzeit hatte ein "

persischer Schriftsteller (angeblich Murtadä, f 436/1044) in

einem ^.Ü^! o^Liw jüyw ^ »y«iAJ, das wir nur nach An-

6 deutungen Ch. Schefer's erwähnen können*), die islamischen Religions¬

parteien dargestellt, ferner der Andalusier Ibn Hazm (f 456/1064)

sein seit kurzem auch in einem nicht eben tadellosen Kairoer Druck

zugänglich gewordenes Milal wa-nihal-Werk mit vorwiegend käm¬

pfender Tendenz verfaßt^) und faßt gleichzeitig Abu-1-K;äsim''

lö'Abdalrahmän al-Färänl aus Merw (t 461/1069) eine Dar¬

stellung der dogmatischen Parteiungen geboten *). Eine gedrängte

Übersicht der 73 Verzweigungen liefert nebst Voraussendung der

nichtislamischen Religionen wieder in persischer Sprache der am

Ghaznewidenhofe lebende und der 'alidischen Familie angehörige

15 Abu-l-Ma'äll Muhammed b. 'Ubejdalläh (schrieb 485/1092) unter

dem Titel jjLo^! »wiLÄi'*). Bald nachher erscheint das klas¬

sische Werk von Sahrastäni (f 545/1153), dem ein nur dem

Titel nach bekanntes xjycti*,^! ö^l ,5 'Lü' vom Kädi Öihäb

al-din Ibrähim al-Hamawi (f 642/1244) folgt«). Ein spätes

so Produkt (1024/1615) dieser Gattung ist das in Haleb verfaßte

türkische Kompendium von Muhammed b. §adr al-din al-

Öirwäni, von welchem Handschriften in hebräischer Transkription

vorhanden sind'). Es lohnte sich nicht der Mühe, die neueren

Ausläufer dieser Literatur zu verfolgen , die mit dem Werke des

26 Sahrastäni auf ihren Höhepunkt gelangt war.

Trotz des gleichen Zweckes beider Werke, eine Beschreibung

der verschiedenen dogmatischen Lehrrichtungen im Islam, auf Grund

der Tradition von den 73 Verzweigungen des Islam*), sowie eine

Schilderung der außerislamischen Meinungen über religiöse Fragen

30 zu bieten, ist der Charakter der Werke des 'Abdalkähir und des

Sahrastäni ein wesentlich verschiedener. Bei ersterem erscheint im

vorliegenden Buche das Nichtislamische als nebensächliche Beigabe,

1) Subkl, Tab. Säf. III, 175: ^\ ÖLä^^L s^L*3X liLai'l xJ ^.Jj^

j_5i>!tX3L*.M jyii.«,

2) Chrestomathie persane J, 137.

3) S. zuletzt I. Friedländer in der Nöldeke-Festschrift 267 flf.

4) Ibn Challikän Nr. 372 (Wüstenf.).

5) Im Text veröffentlicht in Schefer's Chrest. persane II, 131 —171, daraus vielfach benutzt in E. Blochet, Le Messianisme dans l'Hetirodoxie musulmane (Paris 1903), besonders 147—157.

6) H. Ch. V, 130.

7) Steinschneider in ZDMG. 9, 839.

8) ZDMG. 61, 73 ff.

(5)

Goldziher: Muh. Badr, al-Bagdädi's Kitah al-Fark. 353

während S. das ganze Gebiet der Religion mit gleicher Aufmerk¬

samkeit umfaßt. Mehr als zwei Drittel seines Werkes sind den

jüdischen , christlichen , indischen etc. Sekten , den griechischen

Philosophen und der peripatetischen Philosophie mit Rücksicht auf

ihre Stellung zu Prägen, die zum religiösen Vorstellungskreise in 5

Beziehung stehen , gewidmet. Solche Dinge werden bei Bagdädi

hier gleichsam im Fluge berührt, aber nicht eingehend behandelt;

er scheint sie allerdings in seinem dem Park vorhergehenden Milal-

Werke erledigt zu haben. Auch in bezug auf die islamischen

Parteien findet man zwischen ihnen große Verschiedenheit im Ton 10

der Darstellung desselben Stoffes. Sahrastäni leitet uns im Labyrinth

der dogmatischen und metaphysischen Subtilitäten als objektiver

Führer umher ; er läßt sich durch die Absurdität oder Heterodoxie

der analysierten Schulrichtungen nicht in Harnisch bringen oder

zu herber Kritik verleiten. Wenn er auch hin und wieder ein i5

Achselzucken über die Widersinnigkeit der einen und anderen Lehre

nicht unterdrücken kann, so weiß er doch im allgemeinen sich in

vornehmer Weise über den Lehrverschiedenheiten zu halten. Sein

Vorgänger begnügt sich nicht mit der Analyse der dogmatischen

Thesen, sondem rückt immer mit seiner polemischen Absicht, als 20

der Hauptsache des ^erkes hervor. Ganz besonders ist es ihm

aber um die Frage der Rechtgläubigkeit zu tun. Er bekennt

sich immerfort als Aä'ariten (al-AÄ'arl nennt er mit Vorliebe Lls\^

24,3 v.u. 51 paenult. 55,11; 115, 13 u. ö.) '). Bei Täg al-dln

al-Subkl wird er in der Aufzählung der hervorragenden Vertreter 25

der a^'aritischen Richtung in der zweiten .to^aifca als A bü Mansür

al-Bagdädl erwähntEr hält sich vorwiegend an den äußersten

rechten, orthodoxen Flügel der Schule, was sich besonders in der

religiösen Bewertung der Bekenner scharfer dogmatischer Ab¬

weichungen (Mu'taziliten u. a.) kundgibt. Wenn er sie, insofem sie so

mit ihren Lehren die Grundprinzipien des Islams nicht erschüttern, aus der Gemeinschaft der Muslimen äußerlich auch nicht ausschließt

(„man begräbt ihre Leichen inmitten der muslimischen Gräber, sie

dürfen ihre Gebete in den Moscheen verrichten, im Kriege beteiligt

man sie mit den den Rechtgläubigen zukommenden Beuteanteilen"), 35

so entzieht er ihnen in wichtigen Beziehungen die praktischen

Rechte der Gläubigen: „man solle das Totengebet über ihre Leichen

nicht verrichten , sich ihrer nicht als Vorbeter bedienen ; was sie

schlachten, dürfe nicht als Speise benutzt werden; das Konnubium

mit ihnen ist orthodoxen Muslimen nicht erlaubt" (11, 5 v.u. 222, Tff.), «

was der Herausgeber mit Recht als über die Schnur gehauen be¬

urteilt, da doch nach sunnitischem Gesetz selbst die Heirat mit einer

zu den Ahl al-kitäb gehörigen Frau gestattet ist. 'Abdalkähir

geht in seinem Mißtrauen gegen die Vertreter ketzerischer Lehre

1) Auch Härit al-HuliSsibl nennt er 351, 7 als LL^\.i;.

2) Tabakät al-Säfi'Uja II, 257, 4 v. u.

Zeitschrift der D. M. G. Bd. LXV. 28

2 8*

(6)

354 Ameigett.

so weit, daß er Kadariten, Rawäfid und Chärigiten nicht einmal in

sprachlichen Fragen jä!!} KfUt ^j als Gewährsmänner gelten läßt

(302,6). Wenn auch nicht in so geharnischter Weise, wie. der

streitbare Ibn Hazm , gießt doch auch 'Abdalkähir die Schale des

5 Spottes und Zornes über Leute wie Nazzäm , Gäl^iz u. a. m. in

malitiösen Bemerkungen aus. Die Werke des letzteren charakterisiert er in sehr geringschätzender Weise ; das „Tierbuch" als Kompilation

aus Aristoteles mit einigem Aufputz aus arabischen Dichtem (162);

und wo er weitläufig über die das Tierleben betreffenden Be¬

io obachtungen der Araber spricht (295 ff.), geht er an Gäl;iiz, der doch im Kitäb al-hajawän das reichste Material darüber zusammengestellt

hat, stillschweigend vorüber und nennt nicht einmal seinen Namen.

Die Tendenz des Werkes, aus den 73 Verzweigungen die jcsyi

jUs«-Lj hervorzuheben — am Schluß des Werkes (299 ff.) gibt er

15 ja eine detaillierte Beschreibung des Begriffs der Orthodoxie i^) —,

läßt er besonders auch darin erkennen, daß er die einzelnen Thesen

der großen Mu'taziliten als „ Schändlichkeiten " (gjLas) — ein

beliebter terminus der Sektenpolemik*) — einführt und sie als

fadiha Nr. 1, 2 usw. aneinanderreiht. Bei Nazzäm bringt es

20 auf 21 fadä'ih-Tifummera. In der Liste , die Subki von seinen

Werken gibt, wird eine Spezialschrift gJjXjS goLas »Lxi' auf¬

geführt'). Auch in gebundener Form drückt er hin und wieder

seinen Widerspruch gegen die ketzerischen Lehren aus*). Gleich

dem Ibn Hazm kann auch 'Abdalkähir von mündlichen Disputationen

25 mit Bekennern ketzerischer Lehren berichten (245, 10 mit einem

Anhänger der Hilmänijja); eine dieser Unterredungen ist nach Ort

und Zeit datiert, nämlich die mit einem karrämitischen Schejch,

Ibrähim b. Muhägir, mit dem er am Hofe des „Generals der

Samanidenarmee" Näsir al-daula Abu-1-Hasan Muhammad b. Simgür 5)

so i. J. 370 d. H. einen Ideenaustausch hatte (213, 11). 'Abdalkähir

kann zu jener Zeit nur ein ganz junger Mensch gewesen sein.

Der Abfassung des vorliegenden Buches gingen andere Werke

des Verfassers voraus, dessen Vielseitigkeit in den theologischen

Disziplinen (besonders wird auch seine Kennerschaft im Erbrecht —

1) Darauf bezieht sich wohl ein ^yaX/i oLä*»^! HiAAftc

auf den sicb al-Subld II, 265, 10 v. u. als auf sein eigenes Werk beruft.

2) Aucb der alte Karäer Ibn Säküjeb betitelt seine gegen die Babbaniten gerichtete polemische Scbrift als TT'NiStcbN 3NnD, vgl. S. Poznanski, The Karaite Literary Opponents of Saadiab (London 1908) 4; 8.

8) Tab. ääf. III, 239, 11; auch ein ÜjyotyC!! gJLas i^Uf.

4) Fark 29—30; 72; 100; 285.

5) S. Uber ihn Barthold in der Enzyklop. d. Islam I, 97 a.

2 8 *

(7)

Goldziher: Mufy. Badr, al-Bagdädi's Kitäb al-Far^. 355

v_jL>«Ji — hervorgehoben^)) von seinen Biographen in über-

schwänglicher Weise gerühmt wird. Er hielt Vorträge über 17 Dis¬

ziplinen*). Auch die bei Subkl aufgezählten 19 Werke bewegen

sich in den verschiedensten Sphären der islamischen Wissenschaft;

sie erschöpfen jedoch seine literarische Tätigkeit nicht; denn im 5

Fark zitiert er selbst einige seiner Schriften, die bei Subki nicht mit

genannt sind. Zunächst verweist er hier öfters auf sein v_jLäJ'

JcS^JIj JJU!, wo er manches in erschöpfender Weise ausgeführt habe,

was er im K. al-fark in kürzerer Fassung darlegt. Aus dessen

Inhalt verweist der Verfasser hier auf die ausführlichen Mitteilungen 10 über die Lehren der Ibädijja und Bejhasijja, sowie anderer ketzerischer Parteien (t!^^! J^t 89,1; 219, 4) und über die religionsgesetzliche Behandlung ihrer Anhänger (tt^^! J>^! f,\Si»-\ 352, 10), auf seine

Beweisführang für den tauhid-Glmhen (322; 16), auf seine Wider¬

legung der Annahme der Seelenwanderung (259 paenult.). Auch 15

die Lehren der griechischen Philosophen, die er hier nur berührt

(346), hat er im Milal-Werk ausführlicher behandelt (254,12). Eine

spezielle Streitschrift hat er gegen den Mu'taziliten (ja'far b. Harb

u. d. T. vy*" Vt"^ I—'Lxi' abgefaßt (155, 3), ferner die

an Sure 75, 23 anknüpfende dogmatische Streitfrage («JJ! 8'

in einer besonderen Abhandlung erörtert (324 ult.). Die beiden

letzteren Schriften sind in der Liste Subkl's nicht mit aufgeführt.

Einmal (104, 4 v. u.) verweist er im allgemeinen auf seine über

Kalämgegenstände verfaßten Bücher*).

Das Kitäb al-fark bietet hier und da Einzelheiten, von denen 25

wir aus der Darstellung des Sahrastäni nichts erfahren. Der orthodox¬

polemische Zweck des Verfassers läßt ihn auf Punkte achten und

Gewicht legen, die den mehr philosophisch gerichteten Sahrastäni

1) Eines seiner erbrechtlichen Werke hat den Beifall des Fachr al-dln al-Bäzi errungen,

2) SubkT I.e. 238, 7: Lü jiXc sJlu^ ^ LTj^. e)^' ~ *^

in der Abhandlung darUber, ob die Sondermeinungen des DSwüd al-ZähirT in

Fragen der berücksichtigt werden köonen, beißt es, daß eine der ver¬

scbiedenen Ansichten darUber sei: ^1 i3Lä*»^! Lo UÜIk »jLäc!

(^OtJotjJ! jjMijut ; damit ist 'Abdalkähir gemeint; auch 1. c. I, 174, 8;

185, 14, als al-ustäd oder al-imäm Abü Mansür al-B. zitiert.

3) Damit sind wohl die bei Subkl 1. c. 239 unten erwäbnten Schriften

gemeint: V-jLcJ' — vJÜe» ^^sd iw>L^ — jW^^' «jLiJw« Jj^Li

;Syo\ ^lXII — tSyo\^ ^jUj^t — ^^^ÄAaJi

oJydb jyiJ! ^iliu! — l5^'

23'

(8)

356 Anzeigen.

weniger interessieren mochten. Auch in der Analyse der einzelnen

'Thesen ist er umständlicher, wo seine polemische Absicht ein

spezielleres Eingehen auf die zu widerlegenden Lehrmeinungen

erfordert. Darum wird das Studium des Werkes des 'Abdalkähir

8 sich jedem lohnen, dem die Fragen der dogmatischen Theologie des

Islams und die mit denselben zusammenhängenden metaphysischen

Probleme ■ nahe gehen. Zuweilen bietet er auch in der Kenntnis

der Parteiverzweigung die Mitteilungen des Sahr. ergänzende An¬

gaben. So kennt er z. B. (19, 11) karrämitische Untersekten, die

10 bei S. nicht erwähnt sind ; er berichtet auch über die Lehren der

bei S. nicht vorkommenden Sälimijja in Basra (247,8; 324 ult.*)).

Es sind auch früher Textmitteilungen aus dem Werke nach

der Berliner Handschrift (Ahlwardt Nr. 2800) gemacht worden.

Zuerst hat M. Schreiner in der Revue des Etudes juives

15 XXIX (1894) 211 u. 212, dann in seiner Abhandlung Der Kaläm

in der jüdischen Litteratur (Berlin 1895) und in späteren

Schriften das Kitäb al-fark verwertet und Textstellen aus demselben

im Original gegeben ; reichliche Textauszüge daraus über Nazzäm und

andere Mu'taziliten hat dann S. Horovitz in seiner Schrift: Über

so den Einfluß der griechischen Philosophie auf die

Entwicklung des Kaläm (Breslau 1909) herausgegeben; in

seiner Arbeit The Heterodoxies of the Shiites aceording

to Ibn Hazm (New Haven 1909 aus JAOS., XXVIH. XXIX) dann

in ZA. xxm, 307—310; XXIV, 38—43 hat L Friedländer mehrere

S5 der auf das Schi'itentum und auf 'Abdalläh ibn Sabä bezüglichen

Stellen im Text mitgeteilt. In der im Titel genannten Publikation erhalten wir endlich eine volle Textausgabe des wichtigen Werkes aus

der Hand eines in Europa geschulten orientalischen Gelehrten. So

dankbar wir auch für die Darbietung des Werkes sind, können wir

so der Ausgabe doch nicht unseren Beifall zollen. Sie steht nicht auf dem

2) Vgl. ZDMO. 61, 73 ff. Als Nachlese zu den an dieser Stelle angeführten Daten über die Berücksichtigung der Sälimijja in der Literatur möchte ich bei dieser Gelegenheit darauf verweisen, daß Ibn Tejmijja mehreremal anf ihre vermittelnde Formel über den Charakter des Korans verweist, Ma^ü'at al-rasä'il (Kairo 1323) I, 102, 9; 121, 12; Gawäb ahl-al-imän bi-tahklk mS achbara bihi rasül al-Rahmän (Kairo 1322, Ahmed Nsgi) 34, 12. In den Rasä'il I, 86, 10 nennt I. T. unter den Sekten, deren Scbriften er gelesen hat, xaLLuJI ; es ist nicht ausgeschlossen , dafi dies ans xaXLwJI verscbrieben ist. In der Bio¬

graphie des Grammatikers Abü 'Abdalläh Muhammed b. Jahjä al-Zubejdl (in Bagdäd; f 555) gibt Si^ütT, Bugjat al-wu'ät (Kairo 1326) 113 nach Ibn al-öauzl

folgende Nachricht: li^ij^ iiAlL*Jt v-^S'öu« ^ji^ *Äc ^yl^

^Uil j ^^y^j5 ^y^L o!^b!l J

«jJ! .Oüij

(9)

Goldziher: Midi. Badr, al-BagdädVs Kitäb al-Fark. 357

Niveau der arabischen Textausgaben, die wir jetzt von orientalischen

Gelehrten zu erhalten pflegen, trotzdem der Herausgeber sich be¬

strebt, den Äußerlichkeiten europäischer Editionsarbeit durch eine

orientierende Einleitung, Namenindex und erklärende Noten nach¬

zueifern. Der Text ist in einem sehr unvollkommenen Zustande 5

gegeben, zumeist eine sklavische durch unangenehme, sinnstörende

Drnckfebler verunzierte Reproduktion der stellenweise recht bösen

handschriftlichen Vorlage. Es ist kaum immer möglich, in dieser

Ausgabe Druckfehler und Korrekturversehen (ein Verzeichnis der¬

selben hat der Herausgeber nicht angelegt) von Verständnisfehlern 10

zu unterscheiden. Erstere sind in ganz ungehörigem Maße aufge¬

häuft. Typisch ist z. B. 93, 9. 10 hintereinander iuoLii-i nnd

^Lfcü. für üIjLjJ- und J^Lii u. a. m: Pür viele solcher Fälle

wird wohl die Hs. verantwortlich sein, die der Herausgeber mit

wenig Kritik behandelt hat. Es war mir nicht möglich, für die i6

folgenden Bemerkungen die Hs. selbst zu Rate zu ziehen; in bezug

auf einige Stellen bin ich jedoct Herm Dr. F. Kern in Berlin

dafür dankbar, daß er auf meine Anfragen sich mit Mitteilungen

aus derselben fttr mich bemüht hat. Ich gestehe, daß bei einigen

ganz arg verstümmelten Stellen (z. B. 114, 3 qaLj; 124, 1) meine *o

Kombinaiionsgabe nicht ausreichend war, einen vernünftigen Text

2U erraten.

Vielleicht leiste ich zukünftigen Lesem des für die Theologie

des Islams wichtigen Buches einen Dienst, wenn ich die bei der

Lektüre desselben auftauchenden Textbemerkungen hier folgen lasse : «6

6, 3 olj^blt J.*! ganz unverständlich ; in der Hs. steht richtig

'!. — 7, 2. S zweimal lies ^^j^^I, (Gegensatz zu

JulXxj wie 196, 1; vgl. ZDMG. Ö4, 402) — ibid. 7 das völlig un¬

brauchbare j^^AÜilj) inmitten der Aufzählung dogmatischer

Lehrstücke ist in Ä,cL£aXwiS!j ^AäJIj zu verändern; für das folgende, so

ganz sinnlose Xj^^t jJc^Co ist gemäß der Aufzählung am Schluß

«

der vorigen Seite jü^j^tj iXc^lj zu erwarten, soweit auch ej~-*^ires

Wort vom edierten Text absteht. — Ibid. 12 (j^uJjt 1. ^y^^. —

«WC P «

10, 8 ^! 1. «J!. — Ibid. 5 v. u. jüJijyi JuuLäj, 1. JuulJü,, das

Bekenntnis zu der ewigen Gültigkeit des islamischen Gesetzes, im s&

Gegensatz zu 11, 6 Jwyl] ^ f,'l^)i\ iüu^ Jj.

(10)

358 Anzeigen.

Dieselbe Korrektur wird auch 98 paenult. 99, 6; 154, 2 erfordert

(Ewigkeit der Höllenstrafen). — 13,6 v.u. Lc 1. L« (ebenso

33, 10 hLjLÜ! 1. sUJi). — Ibid. 4 v. n. 1. J^. — 15, 5 v.u.

1. X*bSt. — 16, 5 ^yi 1. ^. — 27, 11 die Anrede des 'Alt

s an Muhammad b. al-Hanafijja bei Übergabe der Fahne (Kamel¬

schlacht) ist nach der Hs. zu ergänzen und richtigzustellen:

(Hs. vxjji") Jy]j" !j! <JjS. ^li- * iXi^' ö5UjI ^y^b L^ ^^Üj!

29 paenult. ^U! 1. UL«t. — 1. — 30, 1—3 sind die

* *

Verse an unrichtiger Stelle ; sie müssen nach ZeUe 8 versetzt werden;

10 Z. 9 ist V. 4 des polemischen Gedichtes. — 34,11 ^jla^ 1. —

42, 3 1. ^-La. — 43, 1 jöXo 1. iüdXto. — 47, 9 ^(

1. *.aj!. — 48, 1 L^^as» 1. LpjAi>. — 49 paenult. ergänze:

^j_j5> ,^ f^:i,^MoJ]. — 50,2 zu streichen. — 52,4

Od * J J

^ac 1. SjAC. — Ibid. 4 V. u. zu ergänzen: »Jü! [b^!^!] c^jOiä. —

16 54, 1 vjüi. vi>L«ji3 L 1. wie in der Hs. jsf^\ oU.i>-j L ,o ihr Geier des Luftraumes" (der Vogel dient zu bösen Vergleichungen,

s. Damiri s. v. I, 157 f.). — Ibid. 9 iü*! 1. äüj. — 56, 2 Osj^c 1.

ff

tXt^ Strafandrohung. — Ibid. 7 zu ergänzen: ^- ^*

al-Aä'ari. — Ibid. 11 stlü.. — 64, 3 Ii! 1. — 67,7; 70 ult.

£.

20 1. — 72,10 ^^^Ji 1. ^3 ^yi. — Ibid. 6 v. u. £!js..^

II *

1. ttjii. — 73, 6 V. u. ^y>uaj U jO/i ^_5JJJ| 1. gJ! U xJuo 1^^. —

77, 8 Oüic, 1. yicj. — Ibid. paenult. ^ 1. — 82, 9 jüJLÜ!

1. jL*oL«J!. — Ibid. 10 ergänze: gJ! Jc>.^ [ti] jil^. — 87, 4 v. u.

äULU! 1. iüLa!. — 91, Iff. Der Name (^^) ist ,»1^. (Usd

&

25 al-gäba H, 120, 3). In V. 1 o^ji*. erfordert das Metrum v_äju«.

V. 2 findet sich (wie ich von R. Geyer lerne) Ag. XXI, 13, 5 in

einem Gedicht des Sohnes, Ajman b. Churejm. — !• —

LLaL 1. — 103, 5 v. u. ^i! 1. Ül. — 104, 9 oJLs>

(11)

Goldziher: Muh. Badr, al-Bagdädi's Kitäb al-Fark. 359

1. ejjLc». — 106, 3 V. XI. 1. — 107, 9 das Wort

Joe zu streichen. — 110, 4 v. u. ergänze: «jjOcä j^. —

III, 8 ^j, 1. ^j^. — Ibid. 6 V. u. XjIJlJ!j 1. »JlJ^!^. — 113, 9

^ . . . lj?LuJb> \. ^ . . .. Lj?Ll^. — Ibid. 11 iüüJu

unverstÄndlich. — 114, 7 v. u. 1. ^L«Jt. — Ibid. 6 v.u. 5

^ 1. vJiL. — 117, 7 JatÄj 1. JjUj. — Ibid. ergänze: ^jjü ^

^^yJt Joii [^'t] ^i. ^ ^5 [^\-\. — Ibid. 7 v.u.

jCsjLi L^lVäj. — Ibid. 5 V. u. J^U^. — 118, 4 oUil 1. ^Uil. —

119, 6 1. t^i- — 120 ult. ,:iJU.i 1. ^iiJL^. — 121, 4 v. u.

zu streichen. — 122, 3- v. u. ^<\*i 1. «^Ä*J. — 123, 9 10

1. t^. — Ibid. 4 V. u. 1. x!y5. — 126, 4 v. u. . . .

SoLii._5 1. .... J4^. — 127, 6^1. — 129, 9 J^_^

1. — 130, 8 ^5U? 1. ^L^. — Ibid. 11 ^! 1. Jl. — 133,2

L5>y^ 1. L^. — 141, 6^1. — 142, 5 \^\y^. — 144, 10

bÜü 1. bUJ VgL 148 ult. 147, 2 vor oLc ist ein Wort ausge- 15

fallen, etwa sm\^^ oder x^bij. — 148, 7 iöojjjw. — 153, 6 jä*».

1. ^^/*=- — 157, 5 sSJji. 1. «^^Li. — Ibid. 7 s^ä-JÜ

iu^UÄc^l, 1. äjoLäc^!^ »yiwJÜ Prohnarbeit. — 158, 8 v. u. ^

xxjSf 1. XAAÄä — 160, 4 nach ergftnze: tsL]

wie bei Friedländer, Heterodoxies II, 57, 2. — 162, 6 v. u. 20

jUÄA-ajj 1. jUjCUu». — Ibid. paenult. vioLib <ii/3jl\ jjv>i3J 1- J**»*"

ouÜLj c^^äjJÜ Friedländer. — Ibid. ult. ^jä 1. Friedländer. —

163, 6 V. u. ^..^yjl 1. ^yütj/Jl. — 165, 1 1. ^L>5 (Hs.

^^1*5) was noch zum vorhergehenden i^^Jö (viell. gwno) g-«^ zii

ziehen ist; das folgende t^ijfi 1. tbly^. — 169, 8 juyü 1. «j^. — 25

Ibid. 11. 18 ^j^Jt, ii^yoOJi l.'^jJI, s;iC.jJ!. — 171, 3 (i^U 1.

— Ibid. 6 ^ am Anfang der Zeile zu streichen. — 172. IQ

(12)

360 Ameigen.

^^^äaas 1. ^^jÄAÄxs. — 175, 4 L^tjl 1. L^U. — Ibid. 8 Xj^j" 1. «jc^jjj"

oder ii^^t. — Ibid. 7 v. u. das zweite i^yütit (vorletztes Wort)

*

zu sti-eichen. — 178, 2 v. u. nach soL* (in der Hs. steht das

Wort nur einmal) sind einige Worte ausgefallen. — 182, 6 jyjj"

5 1. jyü. — 185, 8 1. v'y»^'- — 1^>*^- g-^'- — 190, 8. 10

(ebenso 193, 7;. 328, 8) j+i-L, 1. jaj^Lj,. — 196 ult. äoLxJ!

1. sjLxJi. — 201, 4 V. u. L?!^ ^ iujLsiÜt. — 203, 2

^■jJlj (jTjiii! »es folgten ihm eine geringe Anzahl von

den Webern (xi^, d. h. den Unwissenden) der Ortschaften und

S c

10 den Verachteten unter ihnen* 1. ^, {V' M^- — Ibid. 8 1. |.bLy!. —

204, 4 V. u. Lo:^!^ 1. UJ^!^. — 205, 7 v. u. jL^li L ^Ls>Li. —

o ^ y

207, 1 jyü 1. — 211, 4 V. u. ^Ji 1. o»^. — Ibid. »j^Juij

1. «jO, Juu. — 212, 1 ^.jj,iX-J 1. ^^yi. — Ibid. 9 ».fc;s\*£Lj

1. iCÄjiaj. — 214, 5 V. u. ^yi l.^jj. — 215, 1 1. —

15 220, 8^Läs.( I-jLaäc*!. — 225, 7 JOc 1. — Ibid. 10 jUxaJLi. —

240, 1 ,.^^\ [|JLc] ^ Friedländer H, 106, 15. — Ibid. 2

1. \f^- — Ibid. 9 S^Äs>.. 1. — 241, 5 J^A^aajj 1. JuuwaÄjj. —

245, 9 ^1. — 246, 6 ^\^\ 1. oLil^i. — Ibid. 7

^J«LÜt 1. ^LÜt. — 251, 10; 252, 3 v.u. (so auch im Index

20 s. V. «5olj) 1. wie richtig 268, 2. — 255, 8 H^LaJt 1. B^IUI

(vgl. 113 paenult. 185, 2). — 259 ult. ergänze: \iJsf\ xas Uj. —

260, 3 V. u. L^l 1. '^T. — 269, 5 Juuoäj 1. J>A*aäj-. — 270, 4

1. ^jt^S- — 272, 4 s.U5>:i! 1. tU^Ü!. — 273, 5 v. u.

(285 ult.) ^Ut! 1. ^\ss.\. — Ibid. J^. 1. J^.. — 275, 12 »LaW

251. wie in der Hs. SjUi?. — 278, 4 ^yJjLaJl. — Ibid. ult. ^jj^j

1. J^. — Ibid. 1. — 281, 6 S±j^\ 1. O^t? — 282, paenult.

1. tjÄi?. — 287, 11 ^Jtylb!! J-fri^-^i 1- i)-<w-**>^ sein ganzes

(13)

Goldziher: Muh. Badr, al-Bagdadi's Kitäb al-Fark. 3gl

Vermögen frommen Zwecken (J,ju-w) widmen, was weiter 289, 4 v. u.

genauer umschrieben ist; vgL ZDMG. 85, 775. — Ibid. 6 v, u.

Ibb L Ulab. — 288, 7 V. u. Li!^_, L Üt]j Zauberer. — 290, 6

L — 292, 5 zu ergänzen: [jJb ^wj. —

296, 6 L — Ibid. 9 t^Luwaä,. — 298,1 L ^^t. — s

301, 5 iüob L ii^Lob. — Ibid. 5 v. u. L — 809, 4

tjö, 1. tjj;- — Ibid. 5 L L^. — ibid. 8 jj^j ganz unmöglich. —

310, 9 ff. In der Aufzählung der Lehrstücke • des sunnitischen i^ma'

herrscht Verwirrung , die durch Vergleichung der speziellen Dar¬

legungen 338, 4 V. u. ff. in Ordnung gebracht werden kann. Der lo

11. Titel ist in dieser Aufzählung ausgefallen; hingegen yi^c ^J^^

L.yi* ^LSÜI (VgL 840, 2). — 814, 6 t^t ^Ui-tj L ÜP^LAi^t,. —

332, 9 gw*aj. — Ibid. 6 v. u. ttys-l L ysA. — 336, 7 v. u. iyjtH

L yjii!. — 887, 2 — 341, 9 iiAÜJt L üIsxJl. — 843, 7 v. u.

1. »yy. — 349, 4 L jyotx^ab. — 850, paenult. 15

XÄAÄ^ L JCaiüI. — 351, 8 ergänze: j^>tj [^].

Mancher Fehler hat sich auch bei der Behandlung der Bigen-

Tiamen eingeschlichen. Störend sind mit Rücksicht auf den Cha¬

rakter des Buches in erster Reihe die unrichtig wiedergegebenen

Sekten- und Parteibenennungen. — 9, 4 v. u. xliLf^LÄ (auch im to

Index figuriert ihr Stifter als ^yLy,U.) für iiliLTöLÄ wie 220,5 v.u.

(vgl. über diese Sekte zuletzt die Nachweisungen Poznanski's in

Revue des Etudes juives LX, 311). — 11, 10; 16, 3 iü^LSÜ! L

iü^bFÜt (VgL 19, 7). — 17,1 iCxSUoat L iüiUAJÜi. -r 18, 7 v. u.

. f Cll> m '

»-ij*s^ L Jüji*/!}. — Ibid. 6 v.u. Jü^yitält, könnte wohl jü^t^bltj 25

(vgl. 114 paenult.) sein, wird aber im Sinne der speziellen Aus¬

führung 155, 4 in XAsbwiltj zu emendieren sein. — 19, 9 üxijiy

L iJßjSiji. — 52, 9 ÜA-a^t L üa^IisS«. — 113, 5 v.u. XaÄ4-J(

L KAA4.M.S1. — 237, 1 iiAÄjLJi L xAiLAJl. — 268,4 v.u. ÜAiLACji!

L 2CAiLÄ>uül, denn daran ist wohl nicht zu denken, daß die Seilte so

neben dieser allbekannten noch eine sonst nicht belegte, an den

(14)

362 Anzeigen.

Beinamen ihres Stifters ^^^ctjit (Kirkisani ed. Harkavy, Zapiski 1894,

VIH, 284, 12; 312, 15; Vgl. Grätz-Eppenstein, Gesch. d. Juden V*,

483) anknüpfende Benennung erhalten hätte. — 347, 7 v.u.

1. iUJbjIt. — Ferner geht durch das ganze Buch, von 34, 3 an

5 etwa ein dutzendmal wiederkehrend die Schreibung üajLÄ*» (von

y,„KM schmähen) — wie auch bei Ahlwardt in seiner Inhaltsangabe

der Hs. — für KajL-w (von 'Abdallah b. Sabä), eine in Hand¬

schriften häufige Verwechslung (vgl. I. Friedländer, Heterodoxies H, 41 f.).

10 Ebenso ist an den Personennamen manches zu ändern und die

unrichtigen Formen sind hier um so unangenehmer, als auch im Index

(wo etwa eingeschlichene Druckfehler allerdings noch hätten gut ge¬

macht werden können, wie dies z. B. bei Chälid al-Kasri geschehen ist,

der im Text zweimal als ^_^JJilÄJt erscheint) die falschen Namen-

15 formen eingetragen sind. 26, 4 erscheint der Vater des Nasr b.

Sajjär als ^Lij ; der Beiname des Chalifen 'Otmän ^y^ySt ^3 29, 6

als y>jyJ! 5v3; 77, 7 «j^^as- 1. ik^yp-; 145, 6 und dann durch

das ganze Kapitel hindurch ^^yä^\ 1- ^jhyii]; 147, 2 ^UaJL»

(.= 262, 1 ,j;^jA*xaJI) 1. ^j4Mal\ ^yUL.; 159, 6 passim

80 jij^b 1. t>(jO; 160,2 ^^ir^. 1- ysn Vater des (jähiz (ist übrigens

im Index unter nicht eingetragen); 202, 2 wird Hafs al-fard

zu einem Affen jyiii; 266, 8 ^^lOv-ö 1. ^IlXJl) vgl. de Goeje,

Carmathes* 15, n. 2; 267, 8 «j^y 1. ju^yi;. 274, 10 1.

^y*^ = Tülün (wie in der Hs.); 276, 10 Käbüs b. ^JJUXi^l^,

25 278, 5 V. u. ^yLÄ^. 1. ^Uil ; 333, 5 jy3y> 1. ^jißy wie richtig

349,7; im Index steht nur die verderbte Form; 342, 5 ^yij»-

I. jyy> ; 346, 5 ^JiS 1. ,jJlft3 ^\ = Empedokles, unrichtig

identifiziert bei M. Horten, Die philosophischen Ansichten bei RäzT

und Tflsi (Bonn 1910) 235, wo diese SteUe des Bagdädi benutzt ist.

JO Hingegen hüft uns dies Buch, wie es scheint, einen in der

Lautung eines Eigennamens eingewurzelten Fehler richtig stellen.

Nach Sahrastäni 48,10 haben wir bisher dem als rähib al-mu'tazila

bekannten Abü Müsä 'Isä b. Sablh den Beinamen al-mazdär ge-

(15)

Goldziher: Muk. Badr, al-Bagdadi's Kitab al-Fark. 363

geben, die nacb ihra benannte Schule als al-mazdarijja bezeichnet.

Nun aber folgt aus Bagdädi 151, 7 (vgl. 152 passim, 154, 5 v. u.,

187,5 v.u.), daß dieser Beiname richtig al-murdär zu lauten hat.

Der Verfasser knüpft daran nämlich die spöttische Bemerkung, daß

dies lakab (pers. der Schmutzige) für den Ketzer recht passend sei 5

iu J^"^J^^ ' j'^^i^' Bemerkung keinen

Sinn. Freilich druckt der Herausgeber wieder 102, 8; 103, 6

und nimmt gerade diese unrichtige Form in den Index auf.

Auch die geographischen Namen sind nicht selten verdüstert.

61, 5 ^j,jy> Jj- 1. ^jy> jj, vgl. de Goeje, Carmathes* 171,11. — lo

64, 10 ^UaJIj 1. ^y^\y — 78, 6. 7 v. u. 1. gj^^ . — 101, 1

J^LT 1. JoLT. — 241, 8 öy 1. V- — 243, 9 1. oäbLt.

— 244, 4 v^l^^ yü' 1. v^-i^i Sy^. — 273, 7 ^^sl] 1.

Tibet. — Ibid. 8 ^yä ^\ oUI 1. ^ ^UI. —

Ibid. L?yR Liu*» y*« 1. LPy^ v^i*« yS, vgl. Jäk. III, 122, 14 is

yj" Küstenstadt des . indischen Meeres (die Hs. hat übrigens auch

■_«.„., )■ — 274, ult. der Ort, bei dem die Karmathen die

Mekkapilger überfielen, 1. ^aa^I, vgl. Ibn al-Atir ad ann. 322 und

Jäk. s. V.

Das Werk des 'Abdalkähir hätte eine sorgfältigere Behandlung «o

verdient; aber jedenfalls hat der Herausgeber das Verdienst, uns immer¬

hin eine Basis für die Benutzung des Buches gegeben zu haben.

Ign. Goldziher.

Publications of the Princeton Expedition to Abyssinia. By

Enno Littmann. Tales, Customs, Names and Dirges a

of the Tigre Tnbes. Vol. 1: Tigre Text {XVII, 287 S.).

Vol. II: 'English Translation {XVlll, 344 8., 25 Illustr.) Leyden, E. J. Brill, 1910.

Der erfreuliche Aufschwung, den die abessinischen Studien in

der letzten Zeit genommen haben, ist besonders anch der Erforschung so

des Tigre zugute gekommen. Das Tigre steht unter den drei semi¬

tischen Sprachen', die heute in Abessinien gesprochen werden, was

seine praktische Bedeutung betrifft, an letzter SteUe. Für den

amtlichen und geschäftlichen Verkehr kommt es nur wenig in Be¬

tracht; es wird in einem verhältnismäßig nur kleinen Teile des ss

(16)

364 Anzeigen.

Landes gesprochen. Um so größer ist aber seine ■wissenschaft¬

liche Bedeutung für die Behandlung der semitisch-abessinischen

Sprachgruppe und für die vergleichende semitische Sprachwissen¬

schaft überhaupt.

8 Schon viele Jabre von dem Plane erfüllt, eine Grammatik der

TigrSsprache zu schreiben, zu der er bereits bedeutende Vorarbeiten

geleistet hatte, begab sich Enno Littmann im Jahre 1905 nach

Abessinien, um sich dort den vertrauten Gebrauch der lebendigen

Sprache zu eigen zu machen und eine Menge von Texten zu sammeln,

10 die seiner Grammatik zur Grundlage dienen sollten. Beides gelang

ihm in glücklichster Weise, wobei es ihm besonders zustatten kam,

daß er in Naffa' wad 'Etmän, einem in der schwedischen Missions¬

schule erzogenen jungen Manne aus dem Volksstamme der Mänsa',

den rechten Gehilfen fttr seine Studien fand. Der gut vorgebildete 16 und geistig hochbegabte junge Abessinier leistete in seiner Heimat

und spater in Straßburg, wo er sich zwei Jahre lang aufhielt,

unserem Autor, wie dieser im Vorwort mit herzlichen Worten des

Dankes bekennt, hervorragende Dienste. Von wahrem wissenschaft¬

lichen Eifer erfüllt, wurde er nicht müde, die verschiedenartigsten

«0 Texte über die Sitten und Bräuche seines Volkes, Fabeln, Erzählungen, Eätsel, Gedichte und vieles andere niederzuschreiben und zu erklären.

Die meisten Texte, die in den beiden vorliegenden Bänden gesammelt

und bearbeitet sind, gehen auf Naffa' zurück. Auf der Rückreise

in seine Heimat ist der lehr- und lerneifrige Mänsa'-Jüngling spurlos

»5 verschwunden. Wer, wie ich, den bescheidenen, anspruchslosen,

intelligenten jungen Mann gekannt hat, wird sein trauriges Geschick

tief beklagen und ihm eine warme Erinnerung bewabren. Sein Tod,

an dem kaum mehr zu zweifeln ist, bedeutet, wie Littmann mit Recht

hervorhebt, einen großen Verlust für sein Volk und für die semitische

so Sprachwissenschaft. Er hätte in seiner Heimat noch manches wert¬

volle Material für unsere Disziplin zusammengebracht. Der erste

Band der sehr bedeutsamen Publikation, der diese Zeilen gelten,

ist seinem Andenken gewidmet.

Die Orthographie, die Littmann seinen Texten zugrunde legt,

S6 ist im allgemeinen dieselbe, wie sie die Missionare in ihrer Tigre-

Übersetzung des Neuen Testaments, die 1902 erschienen ist, zur

Anwendung gebracht haben. Das Tigre ist keine Schriftsprache,

sondern höchstens auf dem Wege, eine solche zu werden. Es wurde

bis in die neueste Zeit wohl gesprochen, aber kaum geschrieben.

40 In gewissem Maße gilt das auch für das Amharische. Aber für

dieses ist bei der praktischen Bedeutung, die ihm als der Haupt¬

verkehrssprache Abessiniens zukommt, doch schon eine gewisse

Tradition vorhanden. Bei allen Schwankungen, die wohl im einzelnen

zu konstatieren sind, werden im Amharischen doch in gewissen

45 Worten in der Schrift noch Buchstaben verwandt, die für die Aus¬

sprache nicht mehr in Betracht kommen , und ebenso Buchstaben

uaterschieden, die in der Aussprache zusammenfallen. Obwohl in

(17)

Mittwoch: Littmann, Tales, Customs etc. of the Tigre Tribes. 365

der heutigen Aussprache die dem N und » entsprechenden und O

nur noch den leisen Einsatz bedeuten, werden sie doch noch ge¬

schrieben; ebenso wird im Amharischen, obwohl ip und A

heute lautlich völlig gleichwertig sind, z. B. im Worte •»/»• i „König"

iramer der gerade nach diesem Worte ,nogü.<>-S* genannte s-Laut 5

geschrieben. Ähnliches läßt sich auch bei andern heute völlig zu¬

sammengefallenen Lautgruppen konstatieren. Bald werden in be¬

stimmten Worten bestimmte Buchstaben verwandt (ähnlich wie wir

im Deutschen den Laut f bald mit f, bald mit v wiedergeben);

bald werden die verschiedenen Buchstaben , die den gleichen Laut lo

repräsentieren, promiscue gebraucht. Pür das Tigre liegt keine

solche Tradition vor. Darum durften die Schöpfer der Tigre-

Schriftsprache , die schwedischen Missionare und jetzt vor allem

Littmann, mit Recht, die infolge Zusammenfallens verschiedener

Laute überflüssig gewordenen Buchstaben völlig vermeiden. So is

sind in unseren Texten die Buchstaben •\, if und 0 ganz in Weg¬

fall gekommen. Ob sich freilich, die Tigre-Leute selbst, wenn sie

einmal aus sich heraus dazu übergehen sollten, ihre Sprache zur

Schriftsprache zu erheben, mit dieser Art von Reform-Orthographie

befreunden werden, ist eine andere Frage. Sie werden vermutlich 20

auch an den überflüssigen Buchstaben mit besonderer Freude fest¬

halten, wie das auch die Abessinier amharischer Zunge tun, und

wie wir das ähnlich auch in der Schreibung des Deutschen und

anderer moderner Sprachen beobachten können.

In dankenswerter Weise hat Littmann die Lektüre seiner Texte S6

durch die konsequente Einführung eines Verdoppelungszeichens er¬

leichtert. Er verwendet dafür das arabische {-^). Damit ist einem

erheblichen Mangel der äthiopischen Schrift abgeholfen , die eben

kein Verdoppelungszeichen kennt. Einem weiteren Mangel dieser

Schrift , nämlich daß ein und dasselbe Zeichen den sechsten , sog. so

, unbestimmten" Vokal oder Murmelvokal und gleichzeitig auch die

Vokallosigkeit wiedergibt , wie das hebräische Sewä , könnte man

— ebenfalls nach arabischer Weise — dadurch begegnen, daß

überall dort, wo Vokallosigkeit vorliegt, ein arabisches Sukün ge¬

setzt würde. Buchstaben ohne dieses Zeichen wären dann also mit 35

dem „unbestimmten" Vokal zu sprechen.

Mit vollem. Recht verwendet Littmann in seiner Schrift vielfach

den vierten Vokal , gewöhnlich als langes a bezeichnet , dort , wo

die Missionare den ersten Vokal (ä) schreiben. Er schreibt z. B.

die Nisbe-Endung immer äi. Zwar lautet sie in der Aussprache, 40

wenn die Silbe unbetont ist, wie ai — man spricht also käl'ai, aber

käl'dit —, diese beiden Formen jedoch verschieden zu schreiben

wäre irreführend. Ebenso heißt z. B. das Verbum ,er ging hinaus"

im Tigre : fdgra (mit kurzem a am Ende). Tritt an das Verbum

das enklitische Wörtchen bü , so lautet jenes Wort fagrä. Mit 45

Recht scbreibt also Littmann das Wort in beiden Fällen gleich.

Man könnte höchstens dai'über im Zweifel sein, ob beide Male

2 S .

(18)

366 Anzeigen.

' oder A.Ii' « zu schreiben wäre. Für jene Form spräche die

Analogie der übrigen semitischen Sprachen, für diese die Tatsache,

dass Littmann in Briefen von Tigre-Leuten die Bevorzugung des

vierten Vokals in diesen Fällen beobachtet hat. Es wird eben für

6 das Tigre das gleiche gelten, was ich in den Vorbemerkungen zu

meinen .Proben aus amharischen Volksmunde' (M. S. 0. S. X, 1907,

Westasiatische Studien, S. 194 = S. 10 des Sonderdrucks) für das

Amharische hervorgehoben habe, und was nicht nur in der heutigen

Aussprache des Äthiopischen, sondem sicher auch hier schon in

10 alter Zeit sich bemerkbar machte , nämlich , daß der Unterschied

der Vokale , daß vor allem der Unterschied zwischen dem ersten

und vierten Vokal nicht so sehr ein quantitativer als ein quali¬

tativer ist, daß der vierte Vokal nicht durchgängig ein quantitativ

langes a bezeichnet, sondern immer ein weites, offenes a dar¬

is stellt, das in quantitativer Hinsicht bald lang, bald mittellang, bald

geradezu kurz gesprochen wird, ebenso wie auch der zweite und

dritte Vokal nicht nur langes, sondem auch halblanges und geradezu

kurzes u bezw. i wiedergeben. Will man die verschiedenen Nuancen,

die die Vokale .in der lebendigen Sprache erfahren, in der Schrift

so ausdrücken , so muß man sich eines komplizierten Transkriptions¬

systems bedienen. Benutzt man das nicht sehr vollkommene äthio¬

pische Alphabet, so kann man jener Aufgabe ebensowenig gerecht

werden, wie man etwa mit dem gewöhnlichen deutschen Alphabet

die verschiedenen Färbungen unserer Vokale bezeichnen kann.

28 Littmann's Texte sind für die Formenlehre und für die Syntax

des Tigre eine überaus ergiebige Quelle. Kann man sich über die

Struktur des Nomens und Verbums auch aus der Übersetzung des

N. T. ein klares Bild machen , so hat doch der Satzbau in dieser,

eben unter dem Zwange der Übersetzung, die sich nach Möglichkeit

30 der Vorlage anschmiegt , sehr gelitten. Wenn das auch nicht ih

dem Maße der Fall ist, wie in der amharischen Bibelübersetzung, die in dem Bestreben, dem hebräischen bezw. griechischen Originale

möglichst getreu zu folgen, soweit gegangen ist, daß oft die ge¬

samten Veree eines Kapitels in ihrer Wortfolge geändert werden

35 müßten , um ein korrektes amharisches Satzgefüge darzustellen , so

ist doch auch die Tigre-Übersetzung des N. T. keine völlig un¬

getrübte Quelle für die Erkenntnis des Satzbaus dieser Sprache.

Wir sind daher Littmann zu besonderem Danke verpflichtet, daß

wir durch ihn jetzt eine Fülle von Tigre-Texten besitzen, die der

40 lebendigen Rede entnommen sind und darum die Sprache so wieder¬

geben, wie sie im Munde der Leute selbst gesprochen wird. Auf

Einzelheiten der Pormen- und Satzlehre will ich an dieser Stelle

nicht eingehen, zumal Littmann — hoffentlich sehr bald — mit

seiner Grammatik des Tigre herauskommen wird.

45 Doch von noch größerer Bedeutung als das sprachwissenschaft¬

liche Material, das die Texte liefern, ist ihr Inhalt für die ver¬

gleichende Volks- und Sitt'enkunde. Er ist auch dem Nichtkenner

2 8

(19)

Mittwoch: Littmann, Tales, Customs etc. of the Tigre Tribes. 367

des Tigre, durch die im zweiten Bande enthaltene englische Über¬

setzung, die auch, wo es notwendig ist, mit erklärenden Anmerkungen

versehen ist, zugänglich gemacht. Ich zitiere gewöhnlich nach den

Kapiteln, zum Teil auch nach den Seiten der englischen Übersetzung.

Pie korrespondierenden Seiten der Tigre-Texte sind in dieser immer 5

am Rande angegeben.

Die Texte machen uns mit dem geistigen und wirtschaftlichen

Leben der Tigre-Stämme, im besonderen der Mänsa' vertraut; wir

lernen aus ihnen die Gestalten kennen, an denen die Volksphantasie

sich begeistert, Fabeln, Anekdoten und Heldengeschichten, ihre An- lo

sichten von Mond, Sternen und deren Konstellationen, ihren Glauben

an Dämonen und Geister , ihre totemistischen Vorstellungen , den

merkwürdigen Synkretismus ihrer religiösen Anschauungen, unter

denen wir Reste des alteingesessenen Heidentums neben christ¬

lichen Elementen und Glaubenssätzen des immer mehr zur Geltung i5

kommenden Islams gewahren. Wir begleiten das Leben eines Mänsa'

von seinem Eintritt in die Welt bis zu seinem Verscheiden, lemen

die Sitten kennen, die bei Schwangerschaft, Geburt, Entwöhnung,

bei Beschneidung und Taufe geübt werden, verfolgen das Leben

der Erwachsenen, feiern mit ihnen ihre Verlobungs- und Hochzeits- «o

bräuche, nehmen an ihren Leichenfeierlichkeiten teil und singen

mit ihren Klagefrauen ihre fremdartigen Totenklagen. Wir er¬

fahren die Namen ihrer Männer und Frauen, hören, wie sie ihre

Kamele und ihr sonstiges Vieh benennen, wie sie sich grüßen,

wie sie einander beschimpfen, wie sie ihre Getränke und ihr un- «5

gesäuertes ' Brot bereiten und überhaupt, wie ihr tägliches Wirt¬

schaftsleben sich abspielt.

Bei der Lektüre dieser Texte drängen sich einem Parallelen

aus dem Vorstellungskreise der verschiedensten Völker, vor allem

aber der alten Araber, auf Das kann uns nicht Wunder nehmen, so

denn das Leben der Tigre-Stämme spielt sich ungefähr unter den¬

selben Kulturformen ab wie das der arabischen Beduinen. Manche

Anekdote und Heldensage der Tigre, die wir in diesem Buche lesen,

gemahnt uns an Erzählungen der altarabischen Literatur, an die

ajjäm und ahbär al-'arab. Wie in. den arabischen Erzählungen S5

häufig jemand ein paar Worte spricht, von denen es heißt tii* Vy***

,sie wurden sprichwörtlich", so auch hier (vgl. Kap. 36, 39, 40).

Natürlich ist auch hier das geflügelte Wort vielfach das ursprüngliche

und die dazu erzählte Geschichte erst später zur Erklärung er¬

funden. — Der Abschnitt über die Namen der Schwerter (Kap. 92), «

Arten der Schwerter (Kap. 93), über die Namen der Kamele, ver¬

schieden je nach dem Lebensjahre (Kap. 95) erinnern an die ent¬

sprechenden Abschnitte bei den alten arabischen Lexikographen. —

Die Stemnamen (Kap. 43) sind geradezu arabisch oder aus arabischen

Namen verdorben, ebenso viele Monatsnamen (Kap. 51, 2. Hälfte). — 46

ßiblische Anklänge enthalten die Geschichte von Jakob und

(20)

368 Anzeigen.

Josef (Kap. 80) tind Moses und Muhammed (Kap. 42). — Eine

schwache Erinnerung an das römische Beich zeigen die Berichte

von dem Riesenvolke der Röm (Kap. 73 und 74). Unter den riesen¬

haften Grabern (Kap. 74; vgl. das Bild neben S. 94) sind wohl

5 Hünengräber zu verstehen, die sich dort finden; zu Kap. 93 vgl.

die arabische Erzählung von den 'aditischen Brunnen.

Die Fabeln, Erzählungen und Anekdoten sind zu einem be¬

trächtlichen Teile internationales Gut. Aber auch , wo das der

Fall ist, atmen sie etwas von dem Erdgeruch des Landes, in dem

10 sie erzählt werden. Auf ein paar derartige Parallelen , zumeist

solche, die sich auf den ersten Blick ergeben, will icb hier, dem

Gange des Buches folgend, hinweisen. Wer dem Gegenstande näher

nachgeht, wird leicht weitere hinzufügen .können.

Kap. 1: Warum beschnuppem die Esel einander am Maule?

15 Antwort: Die Esel haben einen aus ihrer Mitte zum Herm ge¬

schickt mit der Bitte, sie von der Herrschaft des Menschen zn

befreien. Nun fragen sie einander, ob der entsandte Esel schon

zurückgekehrt sei. — Dieselbe Geschichte wird auch sonst vielfach

erzählt, aber auf folgende Weise: Warum beriechen die Hunde

«0 einander am Hintern? Die Antwort ist ähnlich. Nur trug der

abgesandte Hund den Brief unter dem Schwänze , verlor ihn aber,

und alle Hunde suchen noch heute die Antwort. Ähnlich sind mir

auch sonsther bekannt die Erzählungen Kap. 4 (Mensch, Schlange

und Fuchs); Kap. 5 (Rat der Mäuse); Kap. 13 (wie der Fuchs dem

«R Elefanten ^folgt) ; Kap. 14 (Geschichte der Henne, die selbst das

Scblachtmesser aus der Erde herausscharrt, vgl. das griechische

ai| TTJV ftajjatpofv ; auch im Arabischen vorkommend); Kap. 16 (teil¬

weise bekannt ; vgl. Andersen : Der große und der kleine Klaus) ;

Kap. 25 (vgl. die Geschichte von Abü Nuwäs und dem Kalifen);

80 Kap. 26 (verdorben ; vgl. Grimm) ; Kap. 29: Geschichte von einem

Manne, der in einem engen Kahne einen Leoparden (sonst Wolf),

eine Ziege und ein Blatt (anderwärts Kohl) übers Wasser fabren

soll, in der Weise, daß die Ziege weder das Blatt frißt, noch

vom Leoparden (bezw. Wolf) gefressen wird (auch im Deutschen,

«5 Arabischen usw. vertreten ; vgl. das französische Sprichwort : Manager

le chou et la chövre). Die ähnliche Geschichte, Kap. 30, kommt

ebenfalls auch sonst vor. — Was im Kap. 63 von der Schlange

Hewäi erzählt wird, stellt die allgemeine mittelalterliche Anschauung

vom Basilisken dar ; man braucht also nicht mit Littmann dabei

40 einen unmittelbaren Zusammenhang mit dem altsemitischen Schlangen¬

mythus anzunehmen. — Zu Kap. 76 (der Mann, der die Sprache

der Tiere kennt) vgl. die Einleitung zu 1001 Nacht. — Kap. 78,

die Geschichte von einer Frau, die ihrem Manne ein dunkelfarbiges

Kind gebiert, da sie sich an einer dunkelhäutigen Kamelin ver-

45 sehen hat , wird auch arabisch ähnlich erzählt ; vgl. die arabische Erzählung, die mit dem geflügelten Worte schließt: c li vjä^ß xLii.

(21)

Mittwoch: Littmann, Tales, Customs etc. of the Tigre Tribes. 369

Eine besondere Fülle lehrreichen Materials enthält das Kap. 86.

Es bildet geradezu ein Buch für sich und behandelt in aller Aus¬

führlichkeit die Namen der Tigre-Leute , zunächst die Bezeichnung

für die Verwandtschaftsgrade ,■ sodann Männernamen, Frauennamen

und Seqrät-Namen. Unter diesen sind Namen zu verstehen, die 5

die Kinder von den Frauen des Stammes erhalten , und die sie

neben den ihnen von den Männern beigelegten führen. Die Namen

sind in dem ersten Band alphabetisch , in der englischen Über¬

setzung nach Gruppen (theophore Namen, fremdsprachige Namen,

TieAamen usw.) geordnet und mit Erklärungen versehen. Dieser lo

Abschnitt bildet eine reiche Fundgrube für fernere Untersuchungen.

Hier nur ein paar kurze Bemerkungen über diese Materie!

Eigennamen, die eigentlich Monate oder Wochentage bezeichnen

(S. 160—161), werden wohl nicht nur dann gegeben, wenn das Kind

in diesem Monate oder an diesem Tage geboren wird. Das mag 15

ursprünglich der Fall gewesen sein. Später aber erstarren diese

Namen zu Eigennamen , und man denkt bei ihnen wohl überhaupt

nicht mehr an ihre eigentliche Bedeutung. Übrigens werden in

dieser Gruppe eine Reihe von Namen genannt, die genau so auch

im Arabischen vorkommen; vgl. Ramadän No. 198; öema' No. 200 20

- a >

(= Freitag Äjt».:?-); Edris No. 648 (= Donnerstag ; vgl. den arabischen

Namen ■ t '■^) — , Geographische* Vornamen (No. 238 — 270)

finden sich ebenfalls auch im Arabischen ; vgl. Himjari, Abu 1-IJai- bari, guzä'i u. a. m. — Der Name Bakit, No. 403 (.glücklich")

gehört in die Gruppe der aus dem Arabischen stammenden Namen 25

(S. 175 f.); vgl. den ägyptisch-arabischen Namen o^-jj^: der Wechsel

von Ä und k ist nicht auffallend). — Den Namen Gannä, No. 816,

habe ich inzwischen bereits an anderer Stelle (vgl. „Abessinische

Kinderspiele», Sonderdruck aus M. S. 0. S. XIII, 1910, Westas. Abt.

S. 21) mit amharisch 79 = {Xqusxov) yivvcc in Verbindung ge- so

bracht. Wenn das richtig ist, so gehört er in die Gruppe No. 205 ff.,

Namen wie „Ostern", 'Arafa usw. — Kinder, die nach dem früh¬

zeitigen Tode von Geschwistern geboren werden, erhalten, wie auch

anderwärts, ,Ersatz"-Namen, z. B. No. 217, Hälafa (vgl. Aramäisch

Nnsbn in derselben Bedeutung); oder aber sie werden nach häß- s5

liehen oder unbedeutenden Dingen genannt. Eine Illustration dazu

bildet Kap. 40. Ein angesehener Mann, Adeg, der Sohn des Fedel

wird gefragt, wie er zu seinem häßlichen Namen (Adeg = Esel)

komme. Er antwortet: „Meine Mutter hatte ihre Kinder verloren,

darum wurde ich Esel genannt, damit nicht auch ich ihr wegsterbe'. 40

Einen ähnlichen Brauch aus dem jüdischen Aberglauben besinne

ich mich in Zangwill's „ Children of the Ghetto" gelesen zu haben.

Der Brauch des wered (Ordeal), Kap. 94, ist dem der arabischen

ZeitBchrift der D. M. G. Bd. LXV. 24

2 9 *

(22)

370 Anzeigen.

qasäma vergleichbar. Bei den Tigre wirken dabei 50 Männer und

5 Frauen aus der Familie des Angeklagten, bei den Arabern nur die

50 Männer mit. — Unter den Tabu-Bräuchen (Kap. 104) erinnert

die Sitte, das Herz nicht zu essen, an die Geschichte von Muhammed B und den Banü Sa'd. Jene Sitte ist übrigens auch sonst verbreitet.

Von besonderem Interesse sind die Lieder, zumeist Klagelieder

von Frauen, vielfach — ganz wie die altarabischen Lieder — voller

Anspielungen und darum recht schwer zu verstehen. In dem einen

dieser Lieder (No. 52, S. 305 f.) von Tauded (vgl. den ähnlichen

10 arabischen Namen ooy) ist besonders merkwürdig, daß neben Allah

und dem Propheten auch 'Ali angerufen wird.

Gegen den Schluß des Bandes werden in einer Reihe von Ab¬

schnitten allerlei abergläubische Vorstellungen besprochen. Kap. 112

handelt vom Seelenvogel, einer Art Eule. Dieser Gän der Tigre

15 deckt sich so ziemlich mit der altarabischen käma, dem Toten¬

vogel. — Kap. 117: Die Pingernägel werden nach dem Schneiden

verbrannt. Am Tage der Auferstehung wird man gefragt, wo man

die Nägel hingetan habe; vgl. dazu Bab. Talm. Traktat Niddah

fol. 17a: »Drei Dinge wurden inbezug auf die Nägel gesagt: es

so verbrennt sie der Häsid , es vergräbt sie der Saddiq , es wirft sie

weg der Bösewicht". Nägel spielen überhaupt im Aberglauben

eine große Rolle. Aus den Nägeln , die man den Leichen nicht

schneidet, wird z. B. nach der Edda am jüngsten Tage das Schiff

,naglfari' gebaut, auf dem die Feuergeister gegen die Götter

S6 zieben. — Der Brauch, Kap. 118, daß Kinder, die einen Zahn ver¬

loren haben, sich an die Hyäne mit den Worten wenden: , Howling

hyaena, this my pretty toothlet I give thee; give thou me thy

ugly tooth!" ist international. Auch im Deutschen gibt es ähnliche Verse (an eine Mans gerichtet) ; vgl. das arabisehe, in Ägypten (ähnlich so auch in Syrien) gebräuchliche

Lj ^jm«4ham Lj XAwjjJti! xÄM (_5'j'LS'^ BjL*Ji- iwÄjw. ^_^tXs>

Daß Eisen gegen Dämonen schützt (Kap. 120) ist ebenfalls

eine weitverbreitete Vorstellung; ebenso die Deutung gewisser Arten

35 von Gliederzucken (Kap. 122 Abs. 4 und 5); vgl. zuletzt die Zu¬

sammenstellungen von Diels, S. B. A. W. 1908.

Derartiger Parallelen wird sich , wie bereits bemerkt , noch

eine Fülle beibringen lassen. Das hier Angedeutete mag genügen,

um auf den reichen , vielgestaltigen Inhalt der von Littmann ge-

40 sammelten, übersetzten und erklärten Texte hinzuweisen.

Der Verfasser hat sich, wie zum Schlüsse noch einmal hervor¬

gehoben sei, nicht nur die kleine Zahl der Abessinologen , sondem

auch den weiten Kreis derer, die die semitische oder allgemeine

Volks- und Sittenkunde in den Bereich ihrer Studien ziehen, zu

45 warmem Danke verpflichtet. EugenMittwoch.

2 9*

(23)

Sobernheim: Neue Publikationen M. van Berchem's. 371

(1) Max van Berchem, MatSriaux pour un Corpus in¬

scriptionum arabicarum. Troisieme partie: Asie Mineure.

Premier fascicule: Siwas et Diwrigi, par M.van Berchem

et Halil Edhem. Le Caire, Imprimerie de l'Institut

fran5ais (etc.). 1910. 110 p. et 46 planches. 40. (Bildet s

den Tome XXIX der Memoires publiSs par les membres

de VInstitut frangais d'archeologie Orientale, sous la direc¬

tion de M. E. Chassinat.) Frcs. 65.—.

(2) Max van Berchem, Arabische Inschriften. Sonder¬

abdruek aus Fr. Sarre und E. Herzfeld, Archaeo- lo

logische Beise im Euphrat- und Tigris-Gebiet (Dieser —

nicht im Handel befindliche — Sonderabdruek bildet das

1. Kapitel des 1. Bandes dieses großen demnächst bei

Dietrich Reimer, Berlin, erscheinenden Reiseberichts.) 51 S.

mit 24 Abbildungen im Text, XIII Tafeln. 15

(3) Max van Berchem und Josef Strzygowski , Amida.

Heidelberg, Carl Winter ; Paris, Ernest Leroux. 1910. 390 S.

mit 330 Abbildungen im Text, XXIII Tafeln). 4". M. 60. —.

(Es gelangt hier zur Besprechung der Teil S. 1—128 [mit

21 Tafeln]: MatSriaux pour VSpigraphie et Vhistoire musul- 20

mane du Diyar Bakr par Max van Berchem)

(1) Von dem groß angelegten Sammelwerk der arabischen In¬

schriften, dessen erster Teil Ägypten und dessen zweiter Teil Syrien behandelt, liegt uns jetzt das erste Faszikel des dritten Teils vor,

der Kleinasien umfaßt. Es enthält die arabischen Inschriften von ss

Siwas und Diwrigi, methodisch gesammelt und in ihrem historischen

und archäologischen Zusammenhang erklärt, ein Meisterwerk der

gemeinschaftlichen Arbeit zweier Männer : des Begründers der syste¬

matischen arabischen Epigraphik Max van Berchem und des Kon¬

stantinopeler Museumsdirektors Halil Bey Edhem, eines begeisterten so

Freundes des arabischen Mittelalters. Auf seinen Reisen war Halil

Bey, dank seiner wissenschaftlichen Vorbildung und seiner Stellung,

vor anderen vorzüglich in der Lage ausgezeichnete epigraphische

Aufnahmen durch Abschrift, Abklatsch und Photographien^) zu

machen. Durch das Studium in den ihm auch damals leicht zu- 35

gänglichen Konstantinopeler Bibliotheken war es ihm möglich, noch

unbekannte Quellen zu benutzen. Die Ausstattung des Werkes

nebst den Reproduktionen in Heliogravüre sind wie in den übrigen

Verölfentlicbungen des „Institut fran9ais d'archeologie du Caire"

alles Lobes wert, und mit Recht statten die Verfasser dem eifrigen 40

Direktor des Instituts E. Chassinat warmen Dank für sein stets

bereitwilliges Entgegenkommen ab.

1) Seine Pliotographien geben nicht uur die Inschriften, sondern meist ein Bild des ganzen Gebäudeteiles, auf dom sie sich befinden.

24»

(24)

372 Anzeigen.

. Siwas blühte hauptsächlich unter der Herrschaft der Sel¬

dschuken ; von ihnen und ihren Wesiren stammen die Inschriften der

Zitadelle , der großen Moschee , der Oökmedrese. Die prächtige

Medrese Tachift Menere ist, wie scharfsinnig nachgewiesen wird,

5 vom Großwesir des mongolischen Sultans Abagha erbaut. Das

Mausoleum Hasan Bei's, des Sohnes des Sultans Eretna, gibt den

Verfassern Gelegenheit durch einen auf Quellen beruhenden Auszug

Licht in die Geschichte dieser wenig bekannten Dynastie zu bringen,

und auch über die Dynastie der Burhaniden, die, gleichwie andere

10 Herrscher im Orient, von dem Qadi-Amt zur Sultanswürde auf¬

gestiegen, erhalten wir neue wissenswerte Nachrichten.

Spärlicher sind die Nachrichten über Diwrigi : es ist nicht be¬

kannt, wann die Muslimen die Stadt eroberten, ebensowenig, wie

lange die Dynastie der Mengudschiden am Ruder blieb und zu

15 welchem Zeitpunkt die Mamlukensultane zur Herrschaft kamen.

Doch haben die Verfasser alle erreichbaren Nachrichten vereinigt und

die Geschichte der Mengudschiden aus den Inschriften und den bis¬

her noch unbekannten Chroniken im Zusammenhang dargestellt. Am

wichtigsten sind die Inscbriften des Fürsten Schahanschah, sowohl

20 in Beziehung auf die Epigraphie als auf das Protokoll^). Aus der

Mamlukcnzeit stammen zwei Grabinschriften und zwei Dekrete.

Diese beiden Edikte, No. 57 und No. 61, sind deshalb nicht

so ausführlich im vorliegenden Werke behandelt, weil sie im Zu¬

sammenhang mit den zahlreichen inschriftlichen Gesetzesverordnungen

25 in den syrischen Städten bearbeitet werden müssen. Zu ihrer vor¬

läufigen Erklärung möchte ich einiges anführen. In der Inschrift 57

lese ich nach der auf p. 93 befindlichen Zeichnung ^Uü^t v^lJ».**)

am Schlüsse von Z. 2 und Anfang Z. 3; femer in Zeile 2 i^jUwy

statt u5Jl« ein Eigenname analog ^ijjjj (jj — jyt g^-an, s.

30 Houtsma, Ein arabisch-türkisches Glossar).

Demnaeh schlage ich folgende Lesung vor:

iüO/. ,jüt Jdi» i^yiyi ,yau! utjyiJi f,y^ß\ 1.

otJ^ ^JliijLj »yaj ji= ^5yLy! ^j5Juy yj ^yt ^3,yiJl yil! j 2.

äjUjUJj} ij^.M.,tr>^ ä-Lw jiuo y!i.c. j^t^ ^ jtijj ^^j^iXi ^Laj^i 3.

1) Noch nicht besprochen war der Titel \j-yj<Z>-. Nach nunmehriger Fest¬

stellung konnte er an manchen Stellen, wo er bisher verkannt war, richtig ein¬

gesetzt werden.

2) Ac (s. Dozy , Suppl. und Histoire des Sultans Mamlouks , par M, Quatremcre. Paris 1837. Ia p. 189 Note 69) ist die Bezeichnung für die den Bauern und Nomaden auferlegte Herdensteuer. j\ju\ bedeutet Stück Vieh. Eine graphisch mögliche Lesung ^Liüt ist abzulehnen, weil der Plural ^LäjI von jÄj nicht belegt ist und es sich nur um Hammelherden handeln kann.

(25)

Sobernheim: Neue- Publikationen M. van BerchenC». 373

1'. Es langte das allerhöchste Dekret des Malik al-Zähir (seil.

Sultan Khoschqadam) ... an

2. in den Tagen Seiner Exzellenz Scharaf al-din Abu Bekr

Bozmelik al-?ähirl . . . über die Abschaffung der Steuer

3. auf Vieh 5

In der Inschrift 61 wird bestimmt, daß nicht wie bisher aus

dem Gesamteinkommen der Gemeinde Diwrigi von ihren Ländereien

eine Grundsteuer entrichtet werden soll, sondern es wird die Höhe

der Umlagen einzelner Abgaben festgestellt. Z. 2 steht ^.^1

jüiiil iüoJ»j-; in Z. 3 schlage ich die Lesung vor: ij\.Jl*U! y»

[^]^^j|j. Die Übersetzung ist: 1. Es hat festgesetzt ,

daß für die Ehrenkleider-Steuer 400 Dinare und der Teil eines

Dinars genommen werde, als Herrschaftsgebühr 200 Dinare und

2 Dirhem und als Brautsteuer ein Dinar, von den Hammelherden

der Muslime und ihren Häusern (Gehöften) 60 Dinare; es soll aber 15

keine feste Steuer von der Gesamtheit der Ländereien des Bezirks

Diwrigi genommen werden.

Ich möchte nur kurz darauf hinweisen, daß hier eine mesk-

würdige Entwicklung vorliegt, die mit dem gesamten Steuersystem

der Araber vor der letzten Mamlukcnzeit im- scharfen Widerspruch 20

steht. In diesem Edikt wird die dem geistlichen Gesetz ent¬

sprechende Bodensteuer aufgehoben und dafiir die Höhe einer Art

Abgaben bestimmt, die man sonst als ma^äHiin „Ungerechtigkeiten'

bezeichnete und stets nur vorübergehend auf dem Verordnungswege

einführte, dann aber häufig auf Beschwerden der betroffenen Steuer-

Zahler abschaffte. Diese Art Steuer ist im ottomanischen Reiche

durch die Verordnyngssammlung {Qänünnümi) des Sultans Suleiman

bekannt. Hammer-Purgstall hat Auszüge daraus in seinem ver¬

dienstlichen Buche „Die Staatsverfassung der Osmanen. Wien 1815*.

mitgeteilt. Es werden die Abgaben {resm genannt; vergl. khidmet so

der Inschrift) im einzelnen angeführt; resm-i-khil'at wurde als Ab¬

gabe für das Ehrenkleid bezahlt, das ein Beamter bei Antritt eines

neuen Amtes erhielt^). Resm-i-rijäset (khidmet er-rijäse)'^) „Herr¬

schaftsgebühr' ist vielleicht eine Ablösungssteuer für Dienste , die

man dem Gouverneur zu leisten hatte : sei es für Wegbau oder ss

z. B. als Treiber auf den Kreisjagden 8), für die später Hörige im

Bezirk Diwrigi verwendet wurden. Khidmet el'irs (Brautsteuer)

ist das oft erwähnte resm-i-'arüsäne des Qänünnäme: eine Jung¬

frau zahlte im allgemeinen 60 Asper, eine Witwe 40. Die Herden¬

steuer resm-i-aghnäm ist in den Distrikten verschieden , im all- 40

gemeinen für 2 Schafe 1 Asper. Auch einer Haus- nnd Gartensteuer

1) Hammer, 1. c. I, p. 228. Auch bei uns sind gewisse Titel und Adels¬

prädikate besteuert.

2) Hammer, 1. c. I, p. 228.

3) Fjir Diwrigi erwähnt bei Hammer, 1. c. I, p. 252/253.

(26)

374 Anzeigen.

resm-i-tegne wird bei Hammer (I, 300 und 311) Erwähnung getan.

Spuren solcher Steuer finden sich in der Ba'albekker Insebrift

No. 30^), wo das resm-i-qudüm, die Abgabe bei der Ankunft eines

neuen Statthalters, abgeschafft und in dem Fragment No. 54*) in

5 Tripolis, wo das resm-i-mubashirija^ in nicht ganz klarer Weise

erwähnt wird. Wann diese Art Steuern in Wirksamkeit traten und

in welcher Weise die Regierung die ursprüngliche Art der Steuern

umänderte, das wird die Aufgabe einer besonderen üntersuchung

sein und konnte deshalb in dem Rabmen des vorliegenden Bandes

10 nicht berücksichtigt werden. Im Anhang des Werkes steht an

erster Stelle ein Auszug aus einer bisher nicht veröifentlichten Chronik über die Mengudschiden-Geschichte, es folgt eine kurze Abhandlung

über Münzen des Mengudschiden Schahanschah. Beide Abschnitte

sind für die Geschichte dieser Dynastie äußerst lehrreich. Am

15 Schluß — man kann sagen „last not least" — finden wir die

Kopie eines Waqf-Aktes der großen Moschee in Diwrigi, wie wir

solche sonst nur auf den Inschriften in Auszügen kennen lernen.

So schließt das Sammelwerk der Inschriften von Siwas und Diwrigi,

das zum ersten Male diese Inschriften fehlerfrei und zusammen-

20 hängend gebracht hat, würdig ab.

(2) Auf seiner Forschungsreise im Jahre 1908 im Euphrat-

und Tigris-Gebiet hat Professor Sarre in dankenswerter Weise auch

seine Aufmerksamkeit der arabischen Epigraphie zugewandt. Sarre

hat eine Anzahl vorzüglicher Photographien und Abklatsche von

25 Inschriften mitgebracht und sein Mitarbeiter Dr. Herzfeld genaue

Zeichnungen. So haben beide Forscher nicht nur vortrefiliches

Material zur philologisch-historischen Behandlung geliefert, sondem selbsttätig zur Kenntnis der arabischen Graphik einen bedeutsamen

Beitrag gegeben. Die Bearbeitung der Inschriften wurde Max

30 van Berchem anvertraut.

Die Inschriften stammen aus Sindschar, al-Khan, Mosul, Imam

Durr und Bagdad. In der großen Inschrift von al-Khan bietet

eine Stelle Schwierigkeiten, da die Zeichnung nicht ganz genau ist.

Ich möchte mich der S. 14 Anm. 4 vorgeschlagenen Lesung an¬

ss schließen : schahrijär al-sckäm würde eine in Titeln häufig vor¬

kommende historische Reminiszenz an die Zeit sein , wo Zengiden

den Thron von Damaskus beansprucht*) oder tatsächlich wie Nur

al-din vom Jahre 549 (1154) bis zu seinem Tode innegehabt haben:

pahlawän al 'Iräqain wäre möglich, wenn man nicht doch an eine

1) Meine Sammlung der Ba'albekker Inschriften soll demnächst in dem Werke über die Ausgrabungen in Ba'albekk erscbeinen.

2) C. I. A. II, p. 124. 125.

3) Hammer, 1. c. I, 10. 228.

4) Siehe ein Beispiel in meinem Artikel „Das Heiligtum Shaikh Muhassin"

in den «Melanges Direnbourg> p. 385. So führt in unserer Zeit, um ein modernes Beispiel herauszugreifen, der König von Dänemark den Titel eines Herzogs von Lauenburg.

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sowohl der Personengruppe der Universitätsdozentinnen, Universitätsdozenten, wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im

Zufallsereignis x: Wortvorkommen ist ein bestimmtes Wort Zufallsereignis y: Wortvorkommen ist in Email einer bestimmten Kategorie, z.B.. HAM oder SPAM

kartesisches

Untersuchung auf gleiche (Teil)sequenzen oder Ähnlichkeit der Sequenzen für Fragestellungen der molekularen Bioinformatik von großer Wichtigkeit sind..

Untersuchung auf gleiche (Teil)sequenzen oder Ähnlichkeit der Sequenzen für Fragestellungen der molekularen Bioinformatik von großer Wichtigkeit sind..

4 Werst vor der Stadt fortzusetzen.. Hier hatten sich unter Anführung Sr. Excel!, des Herrn General-Gouverneurs, die in und bey Riga der Zeit befindlichen

Es wird keine Haftung übernommen für Schäden durch die Verwendung von Informationen aus diesem Online-Angebot oder durch das Fehlen von Informationen.. Dies gilt auch für

Sind die Wände ohne Farben einfach immer weiß, fühlt sich dabei jeder gleich oder hat jeder immer noch seine eigene Empfindung gegenüber diesem Weiß?.. Kann eine Empfindung