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Ross. Goslar * Auf dem "Reichstag in Goslar" erhält Herzog Heinrich "der Löwe" von Kaiser Friedrich Barbarossa das Herzogtum Baiern zuerkannt.

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Ross

Juni 1154

Goslar * Auf dem "Reichstag in Goslar" erhält Herzog Heinrich "der Löwe" von Kaiser Friedrich Barbarossa das Herzogtum Baiern zuerkannt.

Es wird aber noch bis zum 8. September 1156 dauern,bis der Babenberger-Herzog Heinrich XI. "Jasomirgott"

offiziell auf das Herzogtum verzichtet.

6. April 1156

Worms * In Worms erklärt Kaiser Friedrich Barbarossa in einer Urkunde alle Zölle am Main - bis auf wenige Ausnahmen - für aufgehoben.

Fernhändler hatten sich bei ihm beschwert, dass sie zwischen Bamberg und Mainz allzu oft von regionalen Herrschern zur Kasse gebeten würden.

Die Anmaßung königlicher Befugnisse durch die Fürsten widerspricht aber den politischen Zielen Kaiser Friedrich Barbarossas, weshalb er diesen Missbrauch eindämmen will.

Der Kaiser setzt den Grundherren daraufhin eine Frist, binnen der sie die Berechtigung dieser Zollerhebungen anhand königlicher Privilegien nachzuweisen haben.

Nur die wenigsten Betroffenen können den geforderten Nachweis erbringen.

Gut vorstellbar, dass sich vor diesem Hintergrund auch ein heftiger Streit über die "bischöflichen Einnahmen" aus dem "Zoll", dem "Markt", der "Münze" und der "Isarbrücke" in Föhring entzündet hat.

Man muss davon ausgehen, dass Herzog Heinrich XII. "der Löwe" die unsicheren Rechtsgrundlagen des Freisinger Bischofs Otto I. über seine selbstherrlich geschaffenen Einrichtungen bewusst sind.

Außer den Ansprüchen der beiden Kontrahenten spielt dabei natürlich auch das machtpolitische Interesse des Kaisers mit.

Dieser tritt zwar vordergründig als unparteiischer Richter oder Schlichter auf, kann aber im Hintergrund agierend so seine Interessen und Ziele dennoch verwirklichen.

Der Herzog und der Kaiser ziehen also am gleichen Ende des Seiles.

8. September 1156

Konstanz * Der 26-jährige WelfenherzogHerzog Heinrich XII. der Löweerhält von seinem Cousin Kaiser Friedrich I. Barbarossa das Herzogtum Baiernübertragen. Der Herzog verfügt damit aber nicht über ein in sich

geschlossenes Areal, sondern muss auf seinem Herrschaftsgebietunter anderem eine bischöfliche

Enklavetolerieren, zu der neben dem Freisinger Dombezirkauch die Brücke in Föhringgehört. Zwei wichtige ehemalige Römerstraßendurchziehen das Herzogtum Baiernvon Ost nach West, um sich bei Augsburg zu vereinen:

Die von Salzburg kommende Straße überschreitet die Isar bei Grünwald, wobei der beschwerliche Übergang

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bereits gegen Ende des ersten Jahrtausends aufgegeben worden ist.

Der andere, der von Wien über Wels kommende Verkehrsweg, überquert die Isar bei Föhring und zieht dadurch den gesamten Fernhandelsverkehrauf sich. Dieser Isarübergang liegt also auf dem Gebiet des

FreisingerBischofsOtto I., dem Onkel Kaiser Friedrich Barbarossas.

Um 1157

München - Haidhausen * Im Jahr 1157 - zuvor und danach war Herzog Heinrich XII. "der Löwe" nicht in Baiern - wird die "Salzstraße" nach "Munichen" umgeleitet.

Die "Salzstraße" muss man sich als "Trampelpfad" vorstellen, denn der Lastentransport erfolgt noch nicht mit Fuhrwerken oder Karren, sondern mit "Saumpferden".

Sie führt noch nicht über den "Gasteig" (= gacher Steig = steiler Weg) hinunter zur Isar, sondern nutzt eine "Fuhrt"

etwa auf der Höhe der heutigen "Maximiliansbrücke".

Dass der Welfenherzog ein elementares Interesse an der Aufhebung des unrechtmäßig in Föhring eingerichteten bischöflichen "Fernhandelsmarktes" hat, ist naheliegend, da er der größte Nutznießer dieser Entscheidung ist.

Und der Freisinger Bischof will nach den Erfahrungen von Worms retten, was noch zu retten ist.

Schon deshalb ziehen die beiden Kontrahenten gemeinsam mit dieser Angelegenheit vor den Kaiser.

14. Juni 1158

Augsburg - München * Ein vergilbtes Stück Pergament im Format 34 mal 44 Zentimeter gilt als Geburtsschein der bayerischen Landeshauptstadt. Die von Kaiser Friedrich Barbarossa auf dem Reichstag in

Augsburgunterzeichnete Urkunde geht als "Augsburger Schied" in die Geschichte ein. Dieses Kaiserdiplomwird als "conventio", also Übereinkunft, bezeichnet.

"Mit Zustimmung und Willen der beiden streitenden Parteien" wird darin vereinbart:

Der Markt, der bisher zu Föhring abgehalten wurde, die Zollbrücke und die Münze, werden dort künftig nicht mehr bestehen.

Als Ersatz hat unser Vetter Herzog Heinrich der Kirche von Freising ein Drittel des Gesamteinkommens aus seinem Marktzoll zu München übertragen, sei es aus Abgaben für Salz, sei es für andere dort ein- und ausgehende Groß- und Kleinstückwaren.

Was den Zöllner betrifft, so soll nach Gutdünken jeder von Euch seinen eigenen haben oder, wenn das für gut erscheint, beide zusammen einen, der jedem von Euch verantwortlich sein soll.

Mit der Münze soll es ähnlich gehalten werden, indem ein Drittel der Einkünfte der Bischof erhält, zwei Drittel aber für den Gebrauch des Herzogs bestimmt sind.

Eine Münzstätte soll nach Gutdünken des Herzogs errichtet werden.

Endlich soll eine Freisinger Münzstätte auch der Bischof errichten dürfen, wenn er will. Von deren Einkünften soll der Herzog nur ein Drittel erhalten und er soll diesen Anteil, er sei groß oder klein, nach dem Wunsch des Bischofs als Lehen weitergeben, wie er es auch bereits getan hat.

Von einem Unrechtoder gar einer Freveltatdes Welfenherzogs findet sich in dieser kaiserlichen Urkundekein Wort. Als Zeugen für die Richtigkeit des Rechtsspruchs werden vier hohe geistliche Würdenträger und vier weltliche Herrscher benannt.

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Doch auch wenn die Kaiserurkundeden Charakter einer gütlichen Einigungin sich trägt, so ist sie in ihrem Kern doch ein regalienrechtlicher Spruchdes Kaisers. Mit diesem Kompromiss kann Kaiser Friedrich I. Barbarossa einen Interessenausgleich zwischen dem Bischof von Freising und dem baierischen Herzog erzielen und damit beide zufrieden stellen.

Nach dem 11. November 1158

Roncaglia * Zwischen dem 11. und 26. November 1158 findet in Roncaglia ein Reichstagstatt. Dabei erlässt Kaiser Friedrich Barbarossa ein Gesetz, das jede nicht genehmigte Erhebung von Abgaben untersagt.

Darunter fällt freilich auch die unrechtmäßige Verlegung des Marktrechtsvon Freising nach Föhring durch - den inzwischen verstorbenen - Bischof Otto I.. Auffällig ist dabei die Nähe dieses Gesetzes und der Wormser Urkunde vom 6. April 1156 zum Föhringer Konflikt.

Um den 1. Februar 1176

Chiavenna * Es kommt zum Bruch zwischen Friedrich Barbarossa und Heinrich dem Löwen, nachdem der Herzog in Chiavenna am Comer See dem Kaiser die militärische Unterstützung für dessen kriegerischen

Auseinandersetzungen in der Lombardei versagt. Denn als Gegenleistung verlangt Herzog Heinrich der Löwedie Kaiserpfalz Goslar und deren reichen Silberminen. Eine Forderung, die der Kaiser strikt ablehnt.

Es kommt angeblich zum Kniefall des Kaisers vor dem mächtigen und uneinsichtigen Herzog - und damit kommt es unausweichlich zum Konflikt. Nun beginnt der Stern des Löwenzu sinken, denn ein kaiserlicher Kniefall gehört zum Zeremoniell der staatlichen Ordnungund gilt zugleich als ein Verfassungselement. Da sich aber der

Welfenherzog auch durch diese kaiserliche Geste nicht erweichen lässt, verletzt er die Regeln, was ihm als Überheblichkeit, Hochmut und Verachtung gegenüber dem Reich und dem Kaiser ausgelegt wird.

29. Mai 1176

Legano * In der Schlacht bei Leganonordwestlich von Mailand werden die kaiserlichen Truppen Friedrich

Barbarossas vom lombardischen Fußvolk besiegt. Damit ist Kaiser Friedrich Barbarossas Italienpolitikgescheitert, weshalb er stattliche Besitzungen abgeben muss.

24. Juli 1177

Venedig * In Venedig kommt es zu einem Verständigungsfrieden zwischen Kaiser Friedrich Barbarossa mit Papst Alexander III..

11. November 1178

Speyer * Herzog Heinrich XII. der Löwe erhebt auf dem Hoftag zu SpeyerKlage gegen den FürstbischofPhilipp von Köln und andere Fürsten, weil diese ihm Unrechtzugefügt haben.

Der ebenfalls anwesende Kölner Bischof hat zwar mit seiner Gegenklageeinen schwachen Stand, doch Kaiser Friedrich Barbarossa greift nicht Herzog Heinrichs, sondern die Klage seiner Gegner auf und setzt zur

Behandlung dieser Angelegenheit einen Hoftag in Wormsan.

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13. Januar 1179

Worms * Auf dem Hoftag zu Wormswird der eigentliche AnklägerHerzog Heinrich als Angeklagtervorgeladen. Er ist sich über die gegen ihn eingeleitete Aktion im Klaren und glaubt nicht mehr daran, sein Recht zu erlangen. Die Verweigerung von Chiavenna hat ihn in die Isolierung geführt. Aus den verschiedensten und zum Teil weit zurückliegenden Gründen haben sich der Kaiser, der Kölner Erzbischof sowie viele sächsische Bischöfe und Adelige gegen den Löwen verbündet.

Der Gerichtstagbringt ihnen den ersten Erfolg: Da sich Heinrich weigert zu erscheinen, macht er sich, da er "die Majestät verachtete", der Rechtsverweigerung, der contumancia, schuldig.

Kaiser Friedrich I. Barbarossa kommt das Nichterscheinen des Herzogs gerade recht, da er sich auf diesem Wormser Hoftagdie schwäbischen Welfenbesitzungen, die er nur wenige Wochen zuvor trotz des Erbvertrags zwischen Welf VI. und Heinrich dem Löwen gekauft hatte, formell übertragen lässt.

24. Juni 1179

Magdeburg * Da der WelfenherzogHeinrich der Löwe auf dem Hoftag in Magdeburg- trotz Ladung - wieder nicht erscheint, verfällt er der Ächtung, die nach Ablauf von einem Jahr das Verfahren mit der Oberachtabschließt.

Mit dem Aussprechen der Oberachtwürde der Herzog alle Besitzungen und Lehen verlieren. Würde er sich aber

"unterwerfen", dann wäre der Kaiser berechtigt, ihn wieder in seine Gnade aufzunehmen und teilweise oder vollständig von Neuem in seine Güter und Rechte einzusetzen. Herzog Heinrich hatalso ein Jahr Zeit, sein

"Unrecht" wieder gutzumachen.

Juli 1179

Köln * Unter der Führung des "Fürstbischofs" Philipp von Köln überlagert die Mehrzahl der Fürsten und Bischöfe das kaiserliche "volksrechtliche Verfahren" mit einem Zweiten nach der strengen "lehnsrechtlichen

Prozessordnung".

Es geht ihnen dabei nicht um die Beschleunigung der Angelegenheit, sondern darum, dass der Kaiser das Urteil nicht mehr abmildern und die dem Löwen entzogenen Lehen und Ämter am Ende doch wieder an ihn

zurückgeben kann.

Gerade Erzbischof Philipp von Köln geht es um diese Rechtssicherheit.

Der von der Kölner Kirche beherrschte westfälische Teil des "Herzogtums Sachsen" soll nicht wieder gefährdet sein und vor allem vor einer etwaigen Rückgabe an den Herzog geschützt werden.

Deshalb verwundert es nicht, dass es erneut der "Kölner Fürstbischof" war, der das Verfahren nicht nur konsequent fordert, sondern es auch in Gang bringt.

13. Januar 1180

Würzburg * Auf dem Hoftag zu Würzburgfällen die Fürsten wegen "Nichterscheinen des Beklagten" ihr Urteil:

Herzog Heinrich werden - noch vor dem Aussprechen der Oberacht- alle Reichslehenabgesprochen und Kaiser Friedrich Barbarossa zur Neuverteilung übertragen. Dieses Urteil kann der Kaiser weder abmildern noch darauf in anderer Form einwirken.

Verfahrenstechnisch entscheidend für den Kölner Erzbischof Philipp ist die Vollstreckung des lehnrechtlichen

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Urteilsnoch vor der Verkündigung der volksrechtlichen Oberacht.

Um den 28. Juni 1180

Regensburg * Kaiser Friedrich Barbarossa verhängt auf dem Reichstag zu Regensburgüber den

WelfenherzogHeinrich XII. dem Löwen die "Oberacht". Erstmals wird auch über die Neuvergabe des Herzogtums Baiernberaten.

13. Juli 1180

Regensburg * Auf dem Reichstag zu Regensburgwiderruft Kaiser Friedrich Barbarossa die Belehnung des Herzogtums Baiern an Herzog Heinrich dem Löwen. Das Regensburger Urteil, der zweiten für die Gründung Münchenswichtigen Kaiserurkunde, wird vom selben Fürstengremium getroffen, das den Herzog zuvor abgesetzt hat und steht damit natürlich in einem engen Zusammenhang mit der EntmachtungHeinrichs des Löwen.

Erstmals ist darin von der Zerstörung der Brückeund der gewaltsamen Verlegung des Marktes von Föhringdie Rede. Die Regensburger Kaiserurkundebezieht sich allerdings mit keinem Wort auf den Augsburger Schiedvom 14. Juni 1158. Dafür heißt es: "Es mögen daher in Gegenwart und Zukunft alle Getreuen des Reiches wissen, dass unser geliebter Albert, Bischof von Freising, vor unserer Majestät erschienen ist und untertänig vor uns Klage geführt hat, dass der Edelmann Heinrich von Braunschweig, vormals Herzog von Baiern und Sachsen, den Markt mit der Brücke in Föhring, den seine Kirche seit uralten Zeiten ungestört in Besitz gehabt hatte, zerstört und ihn gewaltsam in den Ort München verlegt habe".

Die Darstellung ist knapp und sehr ungenau. Welchen Markt und welche Brücke sollte denn der Löwe zerstört haben? Lautete der erste Punkt des "Augsburger Schieds" vom 14. Juni 1158 doch: "Der Markt, der bisher zu Föhring abgehalten wurde, die Zollbrücke und die Münze, werden dort künftig nicht mehr bestehen".

Für die weitere wirtschaftliche Entwicklung der Stadt enthält der vierte Absatz des Kaiserdiplomseine

regalrechtliche Regelung.Demnach wird dem Freisinger Bischof der Marktund die Zollbrückeübertragen. Wie künftig die Einkünfte der Münze aufgeteilt werden, darüber trifft die Urkunde jedoch keine Aussage.

Um diesen Sachverhalt und die Berechtigung der Klage zu untermauern und eine spätere eventuelle Zurücknahme der Entscheidung zu verhindern, bietet der Freisinger Bischof eine Reihe von hochrangigen Würdenträgern als Zeugen auf.

Damit ist die Rechnung des Klage führenden Bischofs von Freising aufgegangen, indem er sich an das knapp einen Monat zuvor abgeschlossene landrechtliche Verfahrenangehängt und gewonnen hat. Er hat in dieser Verfahrensweise die Gelegenheit gesehen, über eine Verurteilung des Welfenherzogs als Friedens- und Rechtsbrecher einen Gewinn für die eigene Kirche herauszuholen. Die Münchner Stadtherrschaftder Freisinger Bischöfe wird bis zum Jahr 1240 andauern.

11. November 1181

Erfurt * Herzog Heinrich der Löwe muss sich auf dem Hoftag zu Erfurt denKaiser zu Füßen werfen und um Gnade bitten. Mit dieser Geste ist die Entmachtung des einst einflussreichen Herzogs vollstreckt. Der Kaiser ist durch das lehnsrechtliche Urteilohne jede Handlungsmöglichkeit.

Nur noch die Rückgabe des Eigenbesitzes gesteht man dem Ex-Herzog Heinrich dem Löwenunter der

Voraussetzung zu, dass dieser sich zu einem Exil am Königshof in London - bei seinem Schwiegervater - bereit

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erklärt. Die deutschen Fürsten meinen, er soll künftig nicht mehr ihrem Standangehören.

Um den 28. Oktober 1437

München-Angerviertel * Das neue Stadtbordellwird eröffnet.Es befindet sich in der Mühlgasse am Anger, Ecke Rossmarkt und Blumenstraße.Umgeben ist das Gebäude von einem kleinen Garten.

Das Münchner Frauenhausist ein zweigeschossiges, äußerlich an ein oberbaierisches Bauernhaus erinnerndes Gebäude mit 32 großen und zwei kleinen Fenstern. In jedem Geschoss ist eine Stubeuntergebracht, in der die Kontakte zwischen dem Freierund den Prostituiertenhergestellt werden. Hier kann aber auch gezecht und vermutlich gespielt werden. Sie sind also ein Ort der Geselligkeit.

Um diese Stuben, die als einzige Räume beheizbar sind, gruppieren sich insgesamt zwölf abschließbare Kammern. Diese sind mit je einem Bett bestückt. Sehr wahrscheinlich sind das die einzigen

Einrichtungsgegenstände dieser Räume. Das Münchner Frauenhaus"ähnelte demnach eher einem modernen Barbetrieb mit angeschlossenen chambres separéesals einem heutigen Eroscenter.

Das Frauenhausist nicht weit vom Haus des Scharfrichtersentfernt. In dem direkt an das Haus angebauten Gebäude mit dem Aufzuggiebel ist lange Zeit der städtische Schinder, Wasenmeisteroder

Abdeckeruntergebracht, der ebenso wie der Henkerbis zum Ende des 18. Jahrhunderts als "ehrlos" gilt und nicht im bürgerlichen Wohnbereich geduldet wird.

10. Juni 1530

Ramersdorf - Haidhausen - München * Die kaiserliche Gefolgschaft wird kurz hinter Ramersdorf, auf einer Lüften genannten Schafweide, von einer festlich herausgeputzten Ritterschar begrüßt, die den Rahmen für ein

Manöverspiel bilden.

Wie der Historiker Sigmund Riezler in seiner Baierischen Geschichte berichtet, ist hier "mit den herzoglichen Heerpaukern und Trompetern die Reiterei der Landsassen und Hofbeamten aufgestellt, 550 Pferde stark, darunter etwa 300 in vollständiger Rüstung, Blankharnisch, Armzeug, Knieköpfen, die Rosse mit Eisenstrinen, alle in roten Röcken mit dem herzoglichen Wappen auf dem Ärmel, eine buntschimmernde Masse, überragt von langen, schwarz und weiß bemalten Spießen mit schwarzen Fransen. An den Anführern bewundert man damastene Röcke, goldene Ketten und vergoldete Waffen".

Jeder Reiter hat hinter sich einen Pagen, der ihm die Lanze und den Helm mit wallenden Federn trägt. Ein alter Kriegsmann, der Ritter Dietrich von Knöringen, befehligt diese glänzende "cavalli alla borgognona".

Um den Empfangsplatz bilden einhundert Feldgeschütze - Quartanen, Schlangen, Falkonetlein und Mörser - einen Halbkreis, wobei die Zuschauer ganz besonders eine achtzehn Fuß lange, hölzerne, mit Eisenringen umwickelte Büchse interessiert. Diese haben baierische Truppen im Jahr 1525 vor Rastatt den aufständischen Bauern abgenommen.

2. Juli 1590

München * Der von Herzog Wilhelm V. ausgehende Hexenprozessist zu Ende. Die Anklage gegen vier

"Weibspersonen" unterschiedlichen Alters lautet auf

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Buhlschaft mit dem Teufel,

Leichenraubund Leichenschändung, Hostienentweihungsowie

Hexerei.

Die vier Frauen, Anna Anbacherin, Brigitte Anbacherin, Regina Bollingerin und Regina Lutzin, machen die üblichen Geständnisse: Ausfahrt mit dem Teufel über Felder und in verschiedene Weinkeller.Eine andere

gestand, sie habe ein totes Kindlein auf dem Gottesacker vor dem Sendlinger Thor ausgegraben und daraus eine wässrige, zähe und wasserfarbige Salbe bereitet.

Aufgrund des erdrückenden Beweismaterialswerden alle vier Frauen als Hexenzum Tode verurteilt.Wegen ihres hohen Alters werden sie - auf Fürbitte hoher fürstlicher Personen - vorher erdrosselt und danach ihre

geschundenen Körper verbrannt.

1611

München-Kreuzviertel * Der Augsburger Patrizier Philipp Hainhofer berichtet vom Weinanbau in der

"Herzog-Max-Burg" folgendes:

"[...] haben Sie mir zur nachtmahlzeit zwo grosse Flaschen ihres [Münchner] gewächß geschickhet, als ein rotten, den Sie Rappes [Kräuterwein, Würzwein] nennen, und ein schiller [rosafarbener Wein], der so schön im glaß, als wannß ein Carfunkel were, und kein schönern Wein nie gesehen habe und ist nit nur schön, sondern auch guet darneben".

1616

Istanbul * Die "Rosskastanie", der typische Münchner Biergartenbaum, gelangt von Istanbul nach Frankreich, von wo aus sie sich dann über den ganzen Kontinent verbreitet.

16. Mai 1652

Turin - München * Die savoyische Prinzessin Henriette Adelaide zieht mit einem Tross mit 350 Personen von Turin in Richtung München.

9. Januar 1666

München * Der 78-jährige Greis Simon Altseer aus der Hofmark Rottenbuchwird - wegen seiner Gefährlichkeit - in München als Hexerhingerichtet. Er wird auf der Gerichtsstattmit glühenden Zangen gezwickt und ihm dann - wegen seiner Diebstähle - die rechte Hand abgehackt. Schließlich wird er auf dem Scheiterhaufenerdrosselt und anschließend sein Leichnam zu Asche verbrannt.

Um den 1668

München * Dr. Johann Joachim Becher ist zwischenzeitlich zum kurbaierischen Leibmedicus und kurfürstlichen Rat erhoben worden, hat sich aber nach einem zweijährigen Aufenthalt in Baiern - wegen der "erfahrenen Schmähungen" - verärgert nach Wien zurückgezogen, wo er sich der dortigen Seidenmanufaktur widmet. Das Wiener Unternehmen entwickelt sich bald zur großen baierischen Konkurrenz.

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Zu Bechers Nachfolger als Direktor der Churbaierischen Seidencomapgnie wird der kurfürstliche Revisionsrath Dr. Jobst ernannt. Die Churbaierische Seidencompagnie ist - wie alle merkantilistischen Unternehmen - mit besonderen Freiheiten und Privilegien ausgestattet worden. Alleine die Gesellschaft ist befugt, "die roh eingeführte oder im Land erzeugte Seide verarbeiten" zu lassen. Nur sie darf die Seide in grosso verkaufen.

Das heißt, dass alle baierischen Kaufleute ihren Bedarf an Seide bei der Churfürstlichen

Seidencompagniedecken müssen. Wer gegen diese Vorgaben verstößt und fremde Seidenwaren einführt, muss die Confiscation der Ware hinnehmen und dem Staat eine Strafe von 1.000 Reichstalern bezahlen.

5. Februar 1680

München - Versailles * Prinzessin Maria Anna Christina Victorie verlässt mit zwölf Karossen unter festlichen Glockengeläute die kurfürstliche Haupt- und Residenzstadt München in Richtung Versailles.

5. März 1681

Burghausen - Altötting * Der kaiserliche Tross überschreitet die österreichisch-baierische Grenze. Über Burghausen geht es nach Altötting, wo das Kaiserpaar von einer Prozession des gesamten örtlichen Klerus empfangen und unter Glockengeläut zur Heiligen Kapelle geführt wird.

24. Dezember 1705

Thalkirchen * Gegen 22 Uhr erreicht der Tross Thalkirchen. Weil sich etwa 400 Bauern abgesetzt haben, ist die Abteilung auf rund 2.300 Kämpfer geschrumpft. AuchKriegskommissärMatthias Ägidius Fuchs und derTölzer WeinwirtFranz Jäger, der Bruder des MünchnerJägerwirtshaben das Aufgebot verlassen.

In Thalkirchen wird unter der Leitung vonLeutnantJohann Houis der Angriff auf München vorbereitet.Die verbliebene Streitmacht wird dazu in drei Gruppen aufgeteilt.

Die erste Gruppe mit 800 Mann, darunter der größte Teil derSchützen, soll unter der Führung vonLeutnantJohann Georg Aberle denRoten Turmeinnehmen und den Flussübergang sperren.

Die zweite Gruppe mit ebenfalls 800 Männern, aus der Masse derSpießler und Stänglerbestehend, soll unter der Leitung vonLeutnantJohann Clanze gegenüber demAngertorStellung beziehen, um einen Ausbruch

derKaiserlichenzu verhindern.

Der Rest, die am schlechtesten Bewaffneten, sowie dieReitereiund dieArtillerie, etwa 700 Mann stark, sollen in dem nahe gelegenen DorfUntersendlingStellung beziehen.

Dieser Gruppe schließt sich auch die Führungsgruppe derAufständischenan.Sie bezieht im dortigen Wirtshaus ihr Hauptquartier.

Um Mitternacht treten die einzelnen Gruppen den"Marsch auf München"an.

1726

München * In München gibt es sieben "Kaffeehäuser".

Davon sind drei bürgerlich: André Bellini, Rossignol und Bernath.

Vier stehen unter "Hofschutz". Das sind Claudi Surat, Johann Koller, Tibo und Maria Schönwein.

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3. August 1773

München * Ein kurfürstliches Mandatbefasst sich mit der Erbauung der Bierkeller außer dem Burgfrieden und Verleitung des Biers. Das in den genannten Märzenkellern"gelagerte Bier darf nur an Gäuwirteund nur in grossooder Fassweise verkauft werden. Der Minutoverschleiß, das Abgeben des Bieres massweiseist verboten.

Das Bier muss vom Bräu in die entsprechende Stadt oder den Markt gebracht werden.

21. November 1838

München-Graggenau * Als letzter Schritt zur Fertigstellung der Hauptpost-Fassadezum Max-Joseph-Platz werden sechs Bilder mit "Rosseführern" angeordnet, die von Johann Georg Hiltensperger auf den roten Grund der Hallenrückwand gemalt werden.

11. Februar 1848

München-Maxvorstadt - Schloss Blutenburg * Am Morgen belagert eine aufgebrachte Menge das Palais Montezin der Barer Straße. Die ersten Steine fliegen, ein Eingreifen des Militärs wird als aussichtslosangesehen. Der Bayerische InnenministerFranz von Berks meint sogar:"Die Position an der Barer Straße ist unhaltbar" und befürchtet, "die Gräfin könne eine Stunde nach dem Angriff eine Leiche sein."

Auch der Polizeidirektorwill für Lolas Sicherheit nicht mehr garantieren und erklärt ihr, sie müsse innerhalb einer Stunde die Stadt verlassen. Da bleibt nur die Flucht. Lola Montez entkommt in einer Kutsche, die sie im Eiltempo aus der Stadt bringt. Das Palaisder Gräfin von Landsfeld wird danach gestürmt - eine Verwüstung der Villa aber verhindert.

Lola Montez flieht - eskortiert und bewacht von einem Tross, den Graf von Arco-Steppberg anführt - über die Vorstadt Au nach Baiersbrunn. Dort verlassen sie ihre Bewacher. Nun begibt sie sich über Schleichwege über Großhesselohe nach Schloss Blutenburg. Der Wirt meldet das Versteck, weshalb die Polizei die sich auf der Flucht befindliche Gräfin von Landsfeld festnimmt, sie nach Pasing bringt und in den Zug nach Augsburg setzt.

Ab 1850

München * Erstmals können großflächige Glasscheiben ohne Sprossen hergestellt werden.

Ideal für die eleganten, neuen "Kaufhäuser".

Oktober 1856

München-Graggenau - München-Lehel * Die Maximilianstraße ist nach über dreijährigen Bauarbeiten fertiggestellt.

Die Länge vom Max-Joseph-Platz bis zur Isar beträgt 1.664 Meter, breit ist die Straße dreiundzwanzig Meter. Das

"Forum" ist 82 Meter breit und 379 Meter lang.

Abschließend werden die Grünflächen im "Forum" hergestellt und mit "Rosskastanien" bepflanzt.

Entlang der Straße pflanzt man "Platanen". Diese vertragen allerdings das Münchner Klima nicht und sterben ab, weshalb sie durch "Bergahorn" ersetzt werden.

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25. September 1881

München-Theresienwiese * Der MetzgermeisterJohann Rössler kommt mit einem selbst entworfenen Apparat aufs Oktoberfest. In einem Plakat beschreibt er die neue Attraktion:

"Auf der Theresienwiese. Seltene Volksbelustigung!Das Braten eines ganzen Ochsen.

Sonntag, den 25, September 1881 wird ein ganzer Ochse auf einer eigens dazu construirten Maschine am Spiess gebraten.Anfang der Zubereitung Früh 8 Uhr. Beginn des Bratens 9 Uhr.Das Garsein wird auf Abends halb 5 Uhr festgesetzt und wird durch drei Böllerschüsse bekannt gegeben.Preis per Portion 50 Pfg. Entrée 50 Pfg.Von 2 Uhr an Musik-Produktion.Ausschank von gutem, alten Hacker-Bier.Die Maschine steht von Montag, den 26.

September an gegen Entrée von 10 Pfg. ausgestellt,Wozu ergebenst einladen die Unternehmer J. Rössler &

A. Schibanek."

Die Ochsenbratereiwird in den Polizeiberichten als "Schaustellung" und nicht als gastronomischer Betriebgeführt.

September 1892

München-Theresienwiese * Wegen fehlender Toiletten darf der "Ochsenbrater" Johann Rössler kein Bier ausschenken.

Und weil Ochs? ohne Bier in München gar nicht geht, erleidet Rössler einen geschäftlichen Misserfolg.

1893

München-Theresienwiese * Der Magistrat der Stadt teilt Johann Rössler von der "Ochsenbraterei" mit, dass er für eine Ausschankgenehmigung eine Bierbude bauen müsse.

Dafür fehlt dem "Metzgermeister" aber das Geld.

Ab dem 15. August 1894

München-Untergiesing * Auf der Radrennbahn am Schyrenplatz findet wieder ein spektakulärer Wettkampf zwischen einem Ross und einem Stahlross statt. Der aus den Vereinigten Staaten von Amerika kommende Reiter ist angeblich der Sohn von Buffalo Bill: Samuel Franklin Cody.

Doch weder der Wild-West-Weltstar William Frederick Cody alias Buffalo Bill noch dessen Sohn traten bei dem Radl-Pferde-Rennats am Schyrenplatz an den Start. Der Reiter ist vielmehr ein US-amerikanischer

Wildwest-Show-Darsteller, der sein Vorbild Buffalo Bill nicht nur in Sachen Kleidung und Auftreten kopiert, sondern auch über die Angleichung an den berühmten Namen sogar bewusst mit einer Verwechslung spekuliert.

Denn der Mann, der sich immer wieder Samuel Franklin Cody oder Captain Cody nennt, heißt in Wirklichkeit Samuel Franklin Cowdery. Der Rennradler ist der aus dem Westend stammende Josef Fischer.

Das Radl-Pferde-Rennats findet an mehreren Tagen (15., 17.und 19. August) - über insgesamt sieben Stunden - statt. "Zu diesem Schauspiel hatte sich am ersten Tag eine kolossale Menschenmenge auf dem Rennplatz des Münchner Velozipedclubs eingefunden". Die Bahnlänge beträgt für den Radler 500, für den Reiter 494 Meter. S.

F. Cody benutzt von seinen zehn Pferden sechs und beweist sich als ausgezeichneter Reiter, verliert beim Wechsel der Pferde aber jedes Mal sechzig Meter.

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Fischer kann das Rennen nur deshalb für sich entscheiden, weil die Ausgangslage für die beiden Rivalen ungleich ist. So ist die Veloziped-Bahn eigens für Radrennen hergestellt worden, während die Reitbahn für ein Pferderennen ungeeignet ist. Die Kurven sind zu eng und die Längsseiten zu wenig lang, sodass Cody seine Pferde gar nicht richtig ausreiten kann. Wäre eine bessere Bahn vorhanden gewesen, hätte Cody den

Dauerradfahrer auch geschlagen, so wie er in Paris, Pest und anderen Orten bis dahin alle Rennradfahrer besiegt hatte.

Zum Schluss schlägt Fischer den Texaner - bei einer Gesamtrennstrecke von 259 Kilometer - mit einem Vorsprung von knapp fünfzig Kilometern. Die Bezahlung für die sieben Rennstunden soll 350 Mark betragen haben.

1895

München-Untergiesing * Nicht nur die Männer liefern sich die ungleichen Wettrennen zwischen Pferd und Fahrrad.

Es kommt auch zu einem Wettkampf zwischen einer amerikanischen Präriereiterin und einer Münchner Radfahrerin.

"Daß Damen sich auch an den öffentlichen Wettfahrten betheiligen, ist [...] das Eigenartigste auf diesem Gebiete des Sports. [...]

Dieser Wettkampf fand kürzlich zu München auf dem "Neuen Sportplatze" zwischen der amerikanischen Prairiereiterin Miß Nelly und der Münchener Radfahrerin Fräulein Amanda Löschke statt.

Das Publikum hatte sich zu dieser noch nie dagewesenen Schaustellung überaus zahlreich eingefunden und verfolgte mit lebhaftester Spannung den Verlauf dieses Wettkampfes, aus dem die Reiterin als Siegerin hervorging".

September 1897

München-Theresienwiese * Johann Rössler erhält ein Schreiben vom Münchner Magistrat, in dem dieser ihn bittet, den Wunsch vieler Münchner zu erfüllen und die zur Attraktion gewordene "Ochsenbraterei" wieder auf der

"Wiesn" zu präsentieren.

September 1901

München-Theresienwiese * Das "Bräurosl-Festzelt" wird mit elektrischen Glühbirnen beleuchtet.

Die vom preußischen "Hofmaler" Schultheiss gemalte "Bräurosl" ziert die ehemalige "Pschorr-Alm".

Es soll sich um die Brauertochter Rosl Pschorr handeln, die jeden Abend ihre Runden auf einem Bräuross drehend eine Mass Bier geleert haben soll. Ob?s wahr ist?

1904

München-Au * Ludwig Weinberger senior karossiert seinen ersten Motorwagen.

Damals sind Automobile überlicherweise noch zweigeteilt:

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Es gibt einerseits das "Fahrgestell" mit Motor und Kühler - das "Chassis" - und dann noch die "Karosserie" als zweiten Bestandteil.

Meistens werden beide Komponenten nicht vom selben Hersteller produziert, weshalb es den Beruf des

"Wagenbauers" gibt.

Eineinhalb Jahrzehnte lang gestaltet Ludwig Weinberger senior verschiedenste Fahrgestelle mit einzelgefertigten Aufbauten, ganz nach Wunsch des Kunden.

18. September 1909

München-Lehel * Der Deutsche Kaiser und König von Preußen, Wilhelm II., eröffnet die Schack-Galeriean der Prinzregentenstraße 9. Die Münchner Neuesten Nachrichtenschreiben:"Als Kunstfreund und Mäcen ist der Kaiser bei uns erschienen, nachdem er erst als oberster Kriegsherr, umgeben vom Glanz seines militärischen Gefolges, die friedlichen Schlachtfelder im Frankenland verlassen".

Im Giebelfeld des neuen Kultur-Tempels, das von massigen Säulen getragen wird, befindet sich der preußische Adler und die Inschrift: "Kaiser Wilhelm II. der Stadt Muenchen zur Mehrung ihres Ruhmes und grossen

Kuenstlern zum Gedaechtnis". In diesem Sinne ist auch die kaiserliche Eröffnungsrede gehalten, in der er die wohlgesetzten Worte spricht:"Ich weiß mich eins mit der vaterländischen Gesinnung des Münchner Bürgertums, auf welches ganz Deutschland, von der Meeresküste bis zu den bayerischen Bergen, ein Recht hat, stolz zu sein."

4. November 1918

München - Königreich Bayern * Selbst von militärischer Seite wird festgestellt: "Die Stimmung der Bevölkerung ist kriegsmüder, niedergeschlagener und verdrossener denn je. Nur die Hoffnung auf baldigen Friedensschluss hebt die Gemüter."

18. August 1925

München * Der päpstliche NuntiusEugenio Pacelli beendet seine Tätigkeit in München. Seine Aufgabe übernimmt Alberto Vassallo di Torregrossa.

22. August 1925

München-Maxvorstadt * Der päpstliche NuntiusAlberto Vassallo di Torregrossa nimmt seine Tätigkeit in München auf.

1926

Molsheim * Der erste "Bugatti Royale" (Chassis 41-111) wird hergestellt.

Die Konstruktion des Typs 41 führt Jean Bugatti aus, Ettore Bugattis Sohn.

Wie damals im Luxuswagen-Markt üblich, liefert die Firma Bugatti nur das "Rolling Chassis", also, das Fahrgestell mit allen Komponenten samt Motor und Kühlergrill, während die Gestaltung des Aufbaus unabhängigen

Karosseriebauunternehmen überlassen wird.

(13)

Ettore Bugatti behält jedoch die Kontrolle über sein Projekt, indem er die Lieferung des Chassis von seiner Zustimmung zum ausgewählten Karosseriebauer und zum Karosserie-Entwurf abhängig macht:

Nur die angesehensten Firmen und die geschmackvollsten Aufbauten sollen für seinen "Royale" gut genug sein.

Jean Bugatti zeichnet einige dieser Entwürfe.

September 1926

München-Theresienwiese * Als Johann Rössler stirbt, übernimmt seine Witwe die Geschäfte der "Ochsenbraterei"

und betreibt diese bis 1958.

1931

München-Au * Ludwig Weinberger junior, der zuvor sein Studium am "Technikum" in Köthen abgeschlossen hat, tritt in das väterliche Karosserie-Unternehmen in der Au ein.

Fast gleichzeitig übernimmt Weinberger eine BMW-Vertretung.

Seit dieser Zeit werden fast nur noch BMW-Fahrgestelle mit Aufbauten ? häufig offene Zweisitzer ? versehen.

Bis zum Zweiten Weltkrieg entstehen etwa 300 Karosserien.

Dr. Joseph Fuchs, der rennfahrende Chirurg aus Nürnberg, lässt sich von Ludwig Weinberger jun. einen Bugatti Typ 50 mit 4,9-Liter-Maschine karossieren.

Die schwarze Lackierung und die postgelb abgefassten Tür- und Seitenbänder lassen das ohnehin niedrige Zweitüren-Cabriolet noch gestreckter erscheinen.

Die Gestaltung dieses Autos weist schon eine große Ähnlichkeit mit dem "Bugatti Royale" auf.

1932

München-Au * Ludwig Weinberger junior macht den Zwanzig-Mann-Betrieb in der Zeppelinstraße 41 in der Autowelt über Nacht berühmt.

Der Nürnberger Modearzt Dr. Joseph Fuchs, der bereits auch einige Rennen mit kleineren "Bugatti-Rennwagen"

gefahren ist, lässt in der Werkstatt in der Au sein "Bugatti Royale"-Fahrgestell (Typ 41) mit einer imposanten Karosserie versehen.

Das Chassis 41-121 ist das erste Fahrgestell der "Bugatti-Royale"-Serie, das nur einen Aufbau erhält.

Das Luxusauto erhält eine Cabriolet-Karosserie mit langer Motorhaube und knapp geschnittenem Fahrgastabteil.

Das Auto wird mit einer schwarzen Lackierung, die auch die postgelb abgefassten Tür- und Seitenbänder aufweist, und hellem Verdeck ausgeliefert.

Die Sitze werden mit grobporigem Schweinsleder bezogen.

Die Kühlermaske und die Stoßstangen sind verchromt.

Drei Monate dauert die Herstellung der "Karosserie", die etwa 7.000 RM kostet.

Das Fahrgestell für das Auto der Luxusklasse war rund 75.000 RM teuer.

Der Gesamtpreis entspricht dem Wert von mehr als acht Einfamilienhäusern.

5. März 1933

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München-Kreuzviertel - München-Maxvorstadt * In ihrer unbedingten Gegnerschaft zum Bolschewismusund zur Freidenker- und Gottlosenbewegungsind sich katholische Kirche und NSDAP einig. In einem Schreiben teilt KardinalMichael von Faulhaber dempäpstlichen NuntiusAlberto Vassallo di Torregrossa mit:

"Verbot auf die gesamte kommunistische Propaganda und auf die sozialdemokratischen Freidenkerverbände ausgedehnt, die ebenso radikal wie die eigentlichen Proletarier gegen christlichen Glauben und christliche Sitte wüteten. [...]Sicher müssen neben den staatlichen Gewaltmitteln heute die kirchlichen Kräfte neu erweckt werden, um den Vormarsch des russischen Bolschewismus zum Weltbolschewismus in Deutschland aufzuhalten."

23. September 1933

München-Berg am Laim?Der NSDAP-StadtratW. Holzwarth stellt den Antrag auf Umbenennung der Schüleinstraße und des Schüleinplatzes in Berg am Laim. In seiner Begründung gibt er an, dass der

"Kommerzienrat Joseph Schülein keine besonderen Verdienste, weder in sozialer Hinsicht, noch um die Stadtgemeinde München im Besonderen, nachgewiesen werden können" und aus diesem Grund "keine

Veranlassung besteht, dass in einem nationalsozialistischen Staate eine Strasse und ein Platz nach einem Juden benannt werden.

Schülein war Hauptaktionär und Aufsichtsrat-Vorsitzender der Löwenbrauerei und bei seinem nicht unbeträchtlichen Einkommen und grossem Vermögen, dürfte es wohl nicht als besonderes Verdienst

anzurechnen sein, wenn er von diesen Geldern wieder einen kleinen Bruchteil der Allgemeinheit für bestimmte Zwecke zur Verfügung stellte. [...]

Ausserdem hat meines Wissens gerade Schülein dafür gesorgt, dass der grösste Teil der Landbrauereien Bayerns [mehrere 1.000 Betriebe] durch die Löwenbrauerei aufgekauft wurden.Sämtliche aufgekauften Betriebe wurden sofort geschlossen, wodurch die in Bayern blühende Land-Bier-Industrie vollständig vernichtet wurde.Die daraus sowohl für die einschlägige Industrie und das Handwerk, als auch für den Arbeitslosenmarkt entstandenen und zugefügten Schäden sind gar nicht zu übersehen."

31. Mai 1934

München * Der päpstliche NuntiusAlberto Vassallo di Torregrossa beendet offiziell seine Tätigkeit in München.

23. Oktober 1936

München * Der ehemalige päpstliche NuntiusAlberto Vassallo di Torregrossa verlässt München.

1953

München-Au * Der in der Zwischenzeit weltweit angesehene "Auto-Designer" Ludwig Weinberger gibt aus Altersgründen den "Karosseriebau" auf und zieht sich ins Privatleben zurück.

Ludwig Weinberger hat - nach eigenesn Angaben - insgesamt etwa zehn Bugattis und fast 300 "BMW- Fahrgestelle" karossiert.

Das Anwesen in der Zeppelinstraße 41 bleibt auch weiterhin in Weinbergers Familienbesitz.

14. Januar 2005

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München * Rudolph Mooshammer wird von dem irakischen StricherHerish A. im Streit um den Liebeslohn erdrosselt.

2014

München-Thalkirchen * Die Surfwellean der Floßländein Thalkirchen ist ganz verschwunden, weil die Stadtwerke die Wasserzuführungen stark gedrosselt haben. Dabei galt diese Welle für Anfänger als ideal. Der Eisbachist nur was für Könner.

Januar 2016

München-Thalkirchen * Die "Surferwelle" bei der "Floßlände" in Thalkirchen wird durch Ingenieure durch einen Einbau eines einfachen Keils gerettet.

Die Welle kommt nun mit 75 Prozent der ursprünglichen Wassermenge aus.

Die "Surfwelle" war seit dem Jahr 2014 ganz verschwunden, nachdem die Stadtwerke die Wasserzuführungen beginnend im Jahr 2009 stark gedrosselt haben.

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