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Wege zur Quelle Eine Betrachtung zur Jahreslosung 2018 von Heinrich Bedford-Strohm

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M E C K L E N B U R G I S C H E & P O M M E R S C H E

Evangelisches Wochenblatt für die Nordkirche Nr. 1 | 73. Jahrgang | 7. Januar 2018 | 1,20 Euro | www.kirchenzeitung-mv.de

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Lutherhof lebt

Am 6. Januar wird ein geschichtsträchtiges Haus Greifswalds neu eröffnet

13 Alles klar bis 2150

Rostocks astronomische Uhr bekam zu Neujahr ein neues Kalenderblatt

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Kirchenkreis Mecklenburg plant Fest für Ehrenamtliche

Rostock. Der Kirchenkreis Mecklenburg will sich mit einem Fest in der Rostocker Nikolaikirche am 26. Januar bei Menschen bedanken, die sich im Kirchenkreis ehrenamtlich für mehr Gerechtigkeit in der Welt einsetzen. Die sogenannte Welt.Mahl.

Zeit. mit Essen, Musik, Tischreden und Austausch ist für diejenigen gedacht, die sich für kirchliche Partnerschaftsbeziehungen nach Tansania, Ka- sachstan und andere Länder engagieren, teilt der Kirchenkreis mit. Willkommen sind auch Ehren- amtliche, die sich in Kirchengemeinden um Flücht- linge und die Verwendung fair gehandelter Pro-

dukte kümmern. epd

Sternsinger aus Bützow und Sternberg im Kanzleramt

Bützow. Vier Kinder der katholischen Pfarrei St.

Antonius in Bützow vertreten am 8. Januar das Erz- bistum Hamburg beim Sternsinger-Empfang der Bundeskanzlerin in Berlin. Sophia (11) und Clara Mia (12) aus Sternberg sowie Elisabeth (13) und Martha (17) aus Bützow hatten sich am Sternsin- ger-Wettbewerb der 60. Aktion Dreikönigssingen beteiligt. Gemeinsam mit Pfarrer Tobias Sellen- schlo fahren sie in die Hauptstadt. Seit 1984 brin- gen die Sternsinger jedes Jahr ihren Segen „Chris- tus mansionem benedicat – Christus segne dieses Haus“ ins Bundeskanzleramt. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) heißt die Könige zum 13. Mal willkommen. „Segen bringen, Segen sein. Gemein- sam gegen Kinderarbeit – in Indien und weltweit!“

heißt das Leitwort, deren Beispielland in diesem Jahr Indien ist (siehe auch Seite 8). epd

Nordkirche gibt 100 000 Euro für die Winternothilfe im Nordirak

Hamburg. Die Nordkirche spendet 100 000 Euro für die Winternothilfe im Nordirak. Unterstützt werden damit vor allem gefl üchtete Christen und Jesiden, wie die kirchliche Pressestelle mitteilte.

Angesichts der beginnenden Frostperiode sollen damit mehr als 3000 Familien im Bezirk Dohuk und der angrenzenden Bergregion Amadiya zwei Monate lang mit Kerosin zum Heizen versorgt wer- den. Zudem erhalten 15 Schulen größere Mengen Kerosin. Christen und andere Minderheiten im Nordirak hätten sich seit ihrer Flucht kein neues Leben aufb auen können, beklagte Landesbischof Gerhard Ulrich. Sie würden jetzt im Winter, wo die Temperaturen auf bis zu minus zwölf Grad fallen, besonders unter wirtschaft licher Not und unsiche- ren politischen Verhältnissen leiden. Partnerin der Nordkirche vor Ort ist die lokale christliche Hilfs- organisation CAPNI (Christian Aid Program Nort- hern Iraq). CAPNI könne durch sein lokales Netz- werk vor allem christliche und jesidische Flüchtlinge in Behelfssiedlungen und abgelegenen Regionen erreichen, erläuterte Nordkirchen-Nah- ostreferentin Hanna Lehming. epd

MELDUNGEN

Von Heinrich Bedford-Strohm Wie kostbar Wasser ist, merken wir erst, wenn es uns fehlt. Ich er- innere mich an eine Bergtour im Sommer. Nach vier Stunden Auf- stieg war mein Wasservorrat schon fast aufgebraucht. Und beim Abstieg wurde der Durst im- mer größer, jeden Schluck habe ich genau eingeteilt. Wenn meine Begleiter nicht mit mir geteilt hät- ten, wäre ich wohl nicht gesund angekommen. Diese Erfahrung hat sich eingeprägt. Immer wie- der, wenn ich Wasser trinke, den- ke ich daran und danke Gott da- für, dass er uns das Wasser schenkt.

Schon unser körperliches Durstgefühl ist etwas ganz Grund- legendes. Erst recht das, was die Jahreslosung anspricht, unseren Lebensdurst. Hier geht es um un- sere Existenz. Hier geht es um die Lebensquellen, die uns vor dem inneren Austrocknen bewahren.

Trinkwasser haben wir in unse- rem Land genug. Aber Quellen für die Seele fehlen uns. Viele Menschen spüren: Mit einem Le- ben, in dem der materielle und der berufliche Erfolg an erster Stelle stehen, verpassen wir das Eigentliche. Die Gesundheitsfor- scher sagen schon lange: Ab ei- nem bestimmten materiellen Ni- veau steigt die Lebenszufrieden- heit nicht weiter an, wenn wir noch mehr haben. Die Zufrieden- heit von Gesellschaft en wird grö- ßer, wenn alle Menschen etwas vom Wohlstand haben. Auch die Reichen – so das erstaunliche Er- gebnis der Forscher – sind dann zufriedener. Und die Glücks- forscher sagen: Achten Sie auf Ihre sozialen Beziehungen! Kein schickes Auto und keine neue Couch kann die Liebe zwischen Menschen ersetzen!

Wir wissen das. Aber warum vergessen wir das so leicht? Weil diese Erkenntnisse vielleicht unse- ren Kopf, nicht aber die Seele errei-

chen. Deswegen ist der Satz der Jahreslosung so wichtig: Es ist ein Satz, der unsere Sehnsucht auf- nimmt. Echte Lebensquellen kom- men von dem, der uns alle geschaf- fen hat, der dich und mich mit seiner Liebe anstrahlt, sodass wir diese Liebe in uns aufnehmen und irgendwann selbst ausstrahlen.

Die Neuentdeckung der Frömmigkeit

Alles, was wir tun müssen, ist, uns dafür zu öff nen, auf die kraft vol- len Worte Gottes zu hören, sie in uns aufzunehmen, ihnen nachzu- spüren, uns selbst leer zu machen und die göttliche Energie in uns aufzunehmen, gemeinsam mit anderen zu singen und uns von der Musik das Herz öff nen zu las- sen für das, was Gott uns sagen will. Ich meine eine religiöse Pra- xis, die zu so etwas wie einer Schu- le der Freiheit werden kann, ei- nem Weg zu den Quellen des Lebens, der Tür

zu einem Le- ben mit Gott.

Eine Neu- entdeckung der Frömmigkeit öff net uns den Blick auf die Fülle des Le-

bens. Das ist vielleicht das Wich- tigste im Deutschland des Jahres 2018, einem reich gesegneten Land, in dem Knappheits gefühle und Verlustangst überhandzuneh- men drohen. Dass wir herausfi n- den aus dem Gefühl, zu kurz zu kommen. Und dass wir entdecken, aus welcher Fülle wir leben dür- fen. Und diese Fülle spüren.

An vielen Stellen spricht die Bibel von dieser Fülle. Und manchmal sind es auch Erfah- rungen mit Menschen, die uns einen neuen Blick auf die Fülle

und das Glück des Lebens gewäh- ren. Ich habe in den Tagen vor Weihnachten einen Menschen näher kennengelernt, der im Münchner Hauptbahnhof Stra- ßenzeitungen verkauft . Sein Le- ben weist viele Brüche auf. Sei- nen ganzen Besitz hat er in ein paar Plastiktüten neben sich ste- hen. Die Nacht verbringt er jetzt im Winter an Orten im Bahnhof, wo es eine Wärmequelle gibt – oder in der Nachtlinie der Tram.

Als ich ihn frage: Können Sie so genügend schlafen?, antwortet er mir, fast überrascht über diese Frage: „Ja, klar! Ich komme zu- recht!“ Er ist fest angestellt bei der Straßenzeitung und ist zu- frieden. Ich habe in dem ganzen Gespräch keine Klage gehört. Für mich war dieses Gespräch eine Schule der Demut. Nach der Be- gegnung mit diesem Mann habe ich immer wieder darüber nach- gedacht, wofür ich dankbar bin und was ich wirklich brauche, um zufrieden zu sein.

„Es gibt erfülltes Leben trotz vieler unerfüll- ter Wünsche.“

D ies er Satz stammt von Dietrich Bon- hoeff er, aus ei- nem Brief vom 19. März 1944 aus dem Ge- fängnis. Immer wieder beein- druckt mich Bonhoeffers tiefe Frömmigkeit und sein mutiges Zeugnis im Widerstand gegen die Nationalsozialisten. Ich glaube, dass es uns in unseren manchmal viel weniger dramatisch scheinen- den Alltagsfragen helfen kann. In unseren Sehnsüchten und Wün- schen immer wieder von Neuem den Kontakt mit Gott zu suchen, all das, was uns bewegt, in Gottes Hand zu legen, zu spüren, dass Gott mit uns geht in den guten und in den schweren Zeiten, Frie-

den zu fi nden mit Gott und mit uns selbst, das ist erfülltes Leben.

Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst – sagt Gott. Und weist uns damit den Weg zu einem Leben mit den anderen, in dem niemand mehr zu kurz kommt, in dem wir, weil wir Zugang zum le- bendigen Wasser fi nden, selbst zur Wasserquelle werden.

Das ist die Vision, mit der wir in das Jahr 2018 gehen dürfen. Es wird Deutschland guttun. Es wird der Welt guttun. Es wird uns allen guttun.

Klaus Jürgen Thies aus Hermanns- burg hat unserer Redaktion dieses Bild mit einem Kanon zur Jahres- losung 2018 geschickt.

Montage: Grafi k

Eine Betrachtung zur Jahreslosung 2018 von Heinrich Bedford-Strohm

Wege zur Quelle

4 1 9 7 7 2 3 5 0 1 7 0 2 1 0

Gott spricht: Ich will dem Durstigen geben von der

Quelle des lebendigen Wassers umsonst.

Offenbarung 21, 6

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Heinrich Bedford-Strohm ist Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland und bayerischer Landesbischof.

Foto: epd-bild

unter 寿 0385-302080

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2 xMEINUNGx

Sonntag, 7. Januar 2018 | Nr. 1 MV

Zum Interview mit Bischof Hans- Jürgen Abromeit (Greifswald) in Ausgabe 51, Seite 2, zur Anerken- nung Jerusalems als Hauptstadt Israels durch Trump schreibt Hel- mut Schall, Alt Meteln:

Wächter Jerusalems

Was treibt Bischof Abromeit dazu, der doch die Bibel sowie die Ge- schichte der Juden und des Lan- des Israel genau kennt, die Ent- scheidung Donald Trumps zur Anerken nung Jerusalems als Haupt stadt von Israel zu kritisie- ren und abzulehnen? Seit König David vor 3000 Jahren Jerusalem zum Regierungssitz und zur Hauptstadt von Israel gekürt hat, ist Jerusalem das kulturelle und religiöses Zentrum der Juden. So- wohl im babylonischen Exil als auch in der 2000-jährigen Diaspo- ra haben die Juden ihre Hoffnung und ihren Traum, dass Jerusalem auch im tatsächlichen wieder ihre Hauptstadt werde, nie aufgege- ben: So beschwor man sich all- jährlich gegenseitig zum Ab- schluss des Passahfestes: „Nächstes Jahr in Jerusalem“.

Völlig zu Recht hat daher Da- vid Ben Gurion nach dem Unab- hängigkeitskrieg Israels Ende 1949 Jerusalem zur ewigen Hauptstadt Israels erklärt. Das

Parlament bestätigte diese Positi- on am 4. Januar 1950.

Heute ist Jerusalem unstreitig das religiöse wie auch politische Zentrum Israels. Abromeit merkt mit Blick auf die zu erwartenden Reaktionen der Palästinenser und der muslimischen Nachbarstaa- ten an, dass die Ankerkennung Jerusalems als Hauptstadt Israels bedeute „Öl ins Feuer“ zu gießen.

Hierzu ist zu entgegnen, dass Jeru- salem außer von Israel nie die Hauptstadt eines anderen Landes, insbesondere auch keines musli- mischen oder arabischen Landes, gewesen ist (Ausnahme: während der kurze Episode des von den Kreuzrittern geründeten „König- reiches Jerusalem“ von 1099 bis 1187). Der Anspruch der Palästi- nenser, Ost-Jerusalem zur Haupt- stadt ihres geplanten eigenen Staat zu machen, lässt sich daher historisch nicht begründen.

Nach dem Unabhängigkeits- krieg 1948 wurde Ost-Jerusalem von Jordanien völkerrechtswidrig besetzt. Während dieser Besat- zungszeit wurde jüdischen wie auch christlichen Gläubigen der Zugang zu ihren heiligen Stätten in Ost-Jerusalem verwehrt, viele Synagogen zerstört oder entweiht.

Seitdem jedoch nach dem Sechs- Tage-Krieg im Juni 1967 ganz Je- rusalem wieder unter jüdischer

Kontrolle ist, blüht Jerusalem auf und Israel sorgt dafür, dass Juden, Christen und Muslime Zugang zu ihren religiösen Stätten haben.

Als Christen dürfen wir uns als Wächter, die Gott auf die Mauern von Jerusalems setzt, verstehen (Jesaja 62, 6) und sollen für den Frieden Jerusalems beten (Psalm 122, 6). Auf Basis solch oben ge- nannter Lügen kann es jedoch weder Frieden in Jerusalem ge- ben, noch sind solche Lügen kom- promisswürdig. Wahrheit muss Wahrheit bleiben. Und die heißt in diesem Falle: Jerusalem ist die Hautstadt Israels.

Zum Bericht „Wenn der Abschied fehlt“ in Ausgabe 47, Seite 10, schreibt Klinikpfarrer Lars Wiß- mann, Beauftragter für Kranken- haus-Seelsorge in der Landes- kirche Hannovers:

Kleine Ergänzungen

Ich danke für Ihre anregenden Ar- tikel. Ich habe selbst zahlreiche Trauerfeiern in der Medizini- schen Hochschule Hannover für Vermächtnisgeber zur Ganzkör- per-Spende durchgeführt.

Gern ergänze ich Ihren Artikel, indem ich darauf verweise, dass es sehr wohl individuelle Trauerfei- ern für die Spender und deren An-

gehörige gibt. Diese Feiern finden meist ein bis drei Wochen nach Versterben in den Räumen der Anatomischen Fakultäten statt. In diesem Zusammenhang werden den Angehörigen ebenfalls die Be- stattungsorte genannt. Eine Präzi- sierung Ihres Artikels: Die Ganz- körper-Spender zahlen meist eine Gebühr. Insofern ist diese Spende mit regional unterschiedlichen Kosten für den Vermächtnisgeber verbunden und keine kostenneut- rale Angelegenheit.

Falls die Körperspende eine Aggression und ein Affront gegen die eigene Familie ist oder von den Angehörigen so wahrgenom- men wird, können seelsorgliche Gespräche und Rituale hilfreich sein – wenn nicht vor dem Tod die Regelung in der Familie be- kannt gegeben oder gar miteinan- der besprochen wird.

IMPRESSUM LESERBRIEFE

Wir in der Redaktion freuen uns über Leserbriefe zu Beiträgen in unserer Zeitung, auch wenn sie nicht der Meinung der Redakti- onsmitglieder entsprechen. Wir behalten uns aber bei Abdruck sinnwahrende Kürzungen vor.

Per E-Mail an: redaktion- schwerin@kirchenzeitung-mv.de, Herausgeber und Verlag:

Ev. Presseverband Norddeutschland GmbH, Geschäftsführer Prof. Dr. Matthias Gülzow Redaktionskollegium:

19055 Schwerin, Schliemannstraße 12 a

Redaktionssekretariat: Michaela Jestrimski, Tel. 0385/30 20 80, Fax: 0385/30 20 823, redaktion-schwerin@kirchenzeitung-mv.de Chefredaktion:

Pastor Tilman Baier (v.i.S.d.P.), Tel. 0385/30 20 818, baier@kirchenzeitung-mv.de

Chefin vom Dienst:

Mirjam Rüscher, Tel. 040/70 975 243, ruescher@evangelische-zeitung.de Redaktion Mecklenburg:

Marion Wulf-Nixdorf, Tel. 0385/30 20 812, wulf-nixdorf@

kirchenzeitung-mv.de

Redaktion Vorpommern: 17489 Greifswald, Domstraße 23/24 Tel. 03834/77 63 331, Fax 03834/77 63 332

Christine Senkbeil, senkbeil@kirchenzeitung-mv.de Sybille Marx, marx@kirchenzeitung-mv.de

Vertrieb: Michaela Jestrimski, Schliemannstraße 12 a, 19055 Schwerin, Tel. 0385/30 20 80, Fax: 0385/30 20 823, vertrieb@

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Leserreisen: Michaela Jestrimski, Schliemannstraße 12 a, 19055 Schwerin, Tel. 0385/30 20 80, Fax: 0385/30 20 823, leserreisen@kirchenzeitung-mv.de Verantwortlich für den Anzeigenteil:

Bodo Elsner, 0431/55 779 260, anzeigen@kirchenzeitung-mv.de, Anzeigenagentur Reiner Prinzler. Tel. 0172/31 14 842 Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 29 vom 1. März 2014.

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Layoutkonzept: Anke Dessin, Anja Steinig, Sabine Wilms Layout: Christine Matthies, Allison Liebke, Corinna Kahrs Druck:

Druckzentrum Schleswig-Holstein, Büdelsdorf

Die Mecklenburgische & Pommersche Kirchenzeitung erscheint wöchentlich und kann beim Vertrieb (s.o.) bestellt werden. Der monatliche Bezugspreis beträgt ab 1. Januar 2018 6,80 Euro einschließlich Zustellgebühr und 7 Prozent Mehrwertsteuer.

Nach Ablauf des vertraglich vereinbarten Bezugszeitraumes sind Kündigungen mit einer Frist von sechs Wochen zum Quartalsende möglich.

Die Zeitung und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine Verwertung ohne Einwilligung des Verlages strafbar. Erfüllungsort und Gerichtsstand ist Kiel. Für unverlangt eingesandte Manuskripte wird kein Honorar gezahlt.

Redaktion: 0385 / 30 20 80 Vertrieb: 0385 / 30 20 811

Schwerin/Greifswald. Die beiden Bischöfe im Nordkirchensprengel Mecklenburg und Pommern haben in ihren Neujahrsbotschaften an die lebens- verändernde Kraft des christlichen Glaubens erin- nert. Dabei warnte Hans-Jürgen Abromeit aus Greifswald davor, muslimische Flüchtlinge unter den Generalverdacht zu stellen, sie ließen sich nur zum Schein in Deutschland taufen. Bischof Andreas v. Maltzahn aus Schwerin sagte, in den Ta- gen zwischen den Jahren spürten Menschen stärker als sonst, dass ihr Leben auf Veränderung und Neu- werden aus sei. Menschen könnten aufleben durch den Einsatz für Gerechtigkeit, für ein gutes Mitein- ander und für die Schöpfung.

Die im Grundgesetz ga- rantierte Religionsfreiheit werde durch richterliche Glaubensprüfungen im Rah- men von Asylverfahren be- rührt, sagte Abromeit . Ge- richte würden häufig eine Kon version zum Christen- tum nicht als Grund für eine Verfolgung im Herkunfts- land anerkennen. Muslime, die sich taufen lassen, würden unter Generalverdacht gestellt. Nach dem Grund- gesetz seien Fragen des Religionswechsels aber Ge- wissensentscheidungen und staatlicher Beurtei- lung entzogen. Es sei irritierend, wenn ein Richter die von einer Körperschaft des öffentlichen Rechts ausgestellte Taufurkunde nicht anerkenne. Hier sei die Politik gefordert, Recht und Gesetz so eindeutig zu fassen, „dass Richter keine Spielräume haben, die grundgesetzliche Unterscheidung von Kirche und Staat zu unterlaufen“.

Bischof v. Maltzahn sagte, ein gutes Miteinander in der Gesellschaft benötige den Ein- satz für andere und für gerech- tere Verhältnisse. „Armut energisch zu bekämpfen, be- darf einer gesamtgesellschaft- lichen Anstrengung.“ Zugleich rief er dazu auf, mutig die not- wendigen Schritte zu gehen, damit Deutschland seine Kli-

maziele erreicht. Es sei beunruhigend, dass dieses Thema im Vorfeld der Sondierungsgespräche zwi- schen SPD und CDU keine wesentliche Rolle zu spielen scheint. Er plädierte für eine gute Streitkul- tur. Differenzen müssten in der Sache klar benannt werden, ohne Personen herabzusetzen. epd

Seit dem Urteil gegen die Ärztin Kristina Hänel ist es wieder in der Diskussion: das Abtreibungs- recht. Die Allgemeinmedizinerin hatte im Internet über Abtrei- bungsmöglichkeiten informiert.

Gießen. 6000 Euro Strafe – so lau- tet das Urteil des Gießener Amts- gerichts gegen die Ärztin Kristina Hänel wegen unerlaubter Wer- bung im Internet für Abtreibun- gen. Es ist ein Urteil, das großes Aufsehen erregt und eine Debatte über die Streichung des Straf- rechtsparagrafen 219a ausgelöst hat. Danach macht sich strafbar, wer „seines Vermögensvorteils wegen (...) Dienste zur Vornahme eines Schwangerschaftsabbruchs (...) anbietet, ankündigt oder an- preist“. Hänel hatte am 12. De- zember in Berlin eine Petition mit mehr als 150 000 Unterschrif- ten zur Abschaffung des Paragra- fen übergeben.

Politik ist uneins über den Paragrafen

In der darauffolgenden Debatte forderten die Unterstützer Hä- nels, wie zum Beispiel „pro fami- lia“, die Abschaffung des Paragra- fen. Andere Gruppen, wie zum Beispiel der private katholische Verein „donum vitae“, argumen- tierten dagegen. Beide Organisa- tionen beraten Schwangere und stellen den Beratungsschein aus, der im Falle eines Schwanger- schaftsabbruchs beim Arzt vorge- legt werden muss. Gleichzeitig forderten mehrere Bundeslän- der, den Paragrafen 219a ersatz- los zu streichen. Im Bundestag werben Linke, SPD und die Grü- nen für eine Streichung, die Uni- on will den Paragrafen beibehal- ten, die FDP kann sich einen Kompromiss vorstellen.

Während sich die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) bis- her mit Stellungnahmen zurück-

hält, hat der Bischof der Evangeli- schen Kirche von Kurhessen-Wal- deck, Martin Hein, eine Abschaf- fung von 219a für falsch erklärt.

Damit würde der bisher bestehen- de Schutz des ungeborenen Le- bens aufgegeben, sagte Hein. Zu- dem warf er der EKD „in dieser Fragestellung eine seltsame Leise- treterei“ vor.

Auch der Leiter des Katholi- schen Büros in Berlin, Prälat Karl Jüsten, warnte vor einer Abschaf- fung des Werbeverbotes. Schwan- gere seien ergebnisoffen, aber in Richtung des Schutzes des ungebo- renen Lebens zu beraten, sagte er.

Der Logik dieser Werbepflicht für das ungeborene Leben entspreche das Werbeverbot für die Abtrei- bung. Das Werbeverbot solle die Betroffenen auch vor manipulier- ten Informationen schützen. „Ich sehe daher keinen gesetzgeberi- schen Handlungsbedarf.“

Soll das Abtreibungsrecht ge- ändert werden? Wir haben die Pro- und Kontra-Argumente zu- sammengestellt.

PRO:

Frauen werde es schwergemacht, an Informationen über einen möglichen Schwangerschafts- abbruch zu kommen, kritisiert

Regine Wlassitschau vom Bun- desverband von „pro familia“.

Wer einen Abbruch vornehme und mit welchen Methoden – ob medikamentös oder operativ –, erführen die Frauen erst bei der Beratungsstelle. „Wir plädieren aber für möglichst viel Informa- tion zum frühestmöglichen Zeit- punkt“, sagt Wlassitschau.

Die verurteilte Ärztin Hänel hatte auf der Homepage ihrer Praxis über Abtreibungsmethoden auf- geklärt und eine Preisliste veröf- fentlicht. Das Urteil gegen die Ärztin habe gezeigt, dass auch solche Informationen strafbar sind, die jedoch zu einem straf- freien Schwangerschaftsabbruch nötig seien, führt Wlassitschau aus. Dies habe der Gesetzgeber automatisch als Werbung ausge- legt. „Der Fall Hänel zeigt, dass man Informationen und Wer- bung aber nicht so einfach un- terscheiden kann.“

„Es muss möglich sein für Ärzte, sachliche Informationen zu ge- ben, ohne sich strafbar zu ma- chen“, erklärt Wlassitschau. Die Berufsordnung für Ärzte regele bereits, dass Werbung für Schwangerschaftsabbrüche nicht zulässig sei. Ansonsten würden Ärzte durch Anzeigen von Abtrei- bungsgegnern eingeschüchtert oder müssten Patientinnen wei-

terhin auf österreichische Infor- mations-Seiten verweisen, be- fürchtet sie. „Das ist einfach kein Zustand.“

KONTRA:

Rita Waschbüsch, „donum vitae“- Bundesvorsitzende, warnt vor übereilten Reaktionen. „Das gel- tende Recht repräsentiert den breiten gesellschaftlichen Kon- sens und hat sich bewährt“, sagt Waschbüsch. Der Gesetzgeber ha- be geregelt, dass die Informati- onspflicht bei den Beratungsstel- len liege, die Frauen vor einem Schwangerschaftsabbruch auf- suchen müssen. „Wir dürfen nicht außer Acht lassen, dass in Deutschland grundsätzlich Ab- treibungen verboten sind und nur unter bestimmten Bedingun- gen von Strafe abgesehen wird.“

Die Beratungen, bei denen die Frauen auf Wunsch von Abtrei- bungsmethoden und Anlaufstel- len erfahren, „seien hilfreich“, sagt Waschbüsch. „In einem offe- nen und intensiven Gespräch hat die Frau das Recht darauf, infor- miert zu werden.“ Die Frau erhalte die Möglichkeit, eine verantwor- tungsvolle Lösung zu finden.

Falls ein Arzt eine Preisliste ver- öffentliche, die Schwanger- schaftsabbrüche aufführe, wi- derspreche das dem Werbever- bot, betont sie: „Schwanger- schaftsabbrüche sind eine Frage von Leben und Tod und gehören nicht auf eine Preisliste.“

Waschbüsch plädiert deshalb für die Aufrechterhaltung einer Auf- gabentrennung von Beratungs- stellen und Ärzten: „Die Beratun- gen haben Auskunft zu geben, die Ärzte den Abbruch vorzuneh- men, wenn die Frau das wünscht.“ Ohne Beratungsstellen erführen die Frauen möglicher- weise nicht, welche Hilfen es für sie und ihr Ungeborenes gebe.

„Abtreibungswerbung ist kontra- produktiv.“

Der Prozess gegen Ärztin Kristina Hänel löste eine Debatte um den Paragrafen 219a aus

Werbung oder Aufklärung?

Etwa 3000 christliche Abtreibungsgegner waren im September mit einem „Marsch für das Leben“ durch Berlin gezogen.

Foto: epd-bild/Rolf Zöllner

Kraft des Glaubens betont

Bischöfe in MV zum neuen Jahr

Beilagenhinweis: Der gesamten Auflage ist die Beilage

„Bestrelax Ltd.“ beigefügt Bischof Hans- Jürgen Abromeit

Bischof Andreas v.

Maltzahn

Foto: Daniel Vogel

Foto: Nordkirche

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XGLAUBEN UND WISSENx 3

Sonntag, 7. Januar 2018 | Nr. 1 NK

Neues Jahr, neuer Beginn. Auch wenn wir anders leben, ändern wir uns nicht vollständig. Für das andere Le- ben im Vertrauten steht auch die Tau- fe. Doch ist der Initialritus für Chris- ten immer richtig?

Von Wolf Krötke

„Wir lassen unser Kind jetzt taufen und später soll es selbst entscheiden, ob es zur Kirche gehören will.“ So oder ähnlich äußern sich viele Eltern, die ihr Kind zur Taufe anmelden. Sie verstehen die Taufe als eine Segens- handlung, bei der das Wasser die Le- benskräfte des Schöpfers zum Aus- druck bringt. Eltern können deshalb auch sagen: „Wir lassen das Kind tau- fen, damit es gut gedeiht.“ Die Tauf- broschüre der Evangelischen Kirche der schlesischen Oberlausitz sagt in diesem Sinne: „Eltern wünschen sich Schutz und Segen für ihre Kinder.“

Das ist an und für sich auch recht und gut. Doch ist eine Kindersegnung mit Wasser der Sinn der Taufe?

Alle Kirchen taufen die Menschen, die in sie aufgenommen werden. Sie tun das, weil Jesus Christus es geboten hat. „Geht hin und macht zu Jüngern alle Völker: Tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie alles halten, was ich euch befohlen habe“, lautet dieses Gebot (Matthäus 28, 19- 20). Wir können an ihm drei Merk- male der christlichen Taufe erkennen.

Erstens: Die Taufe steht im Zusam- menhang mit der Sendung Jesu Christi in die Welt. Alle Menschen sollen zu seinen Jüngern werden und leben, wie er es gelehrt hat.

Das Wasser wäscht die Sünden ab

Zweitens: Leben in der Nachfol - ge Jesu Christi bedeutet, dasselbe Erkennungszeichen zu tragen, das am Beginn seines Auftretens stand.

Er ließ sich von Johannes taufen.

Die Taufe ist das Zeichen der Zuge- hörigkeit eines Menschen zu Jesus Christus.

Drittens: Die Taufe, die Johannes vollzog, symbolisierte die Vergebung der Sünden. Das Taufwasser hat des- halb die Bedeutung des „Abwa- schens“ von Sünden. Indem auf den

„Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“ getauft wird, gewinnt dieses „Abwaschen“

aber einen besonderen Sinn. Es be- stätigt, dass Gott uns im Leben und Sterben Jesu Christi von unseren Sünden frei gemacht hat. Diese Frei- heit ist jetzt die Ausgangs position eines neuen Lebens. Wer getauft ist, wird darum „in einem neuen Leben wandeln“ (Römer 6, 4).

Ist der erste Akt eines Christenle- bens aber die Taufe, dann bedeutet das zugleich das Eintreten eines Menschen in die Gemeinschaft der

Glaubenden. Darum ist die Taufe zum Kennzeichen der Zugehörigkeit eines Menschen zur Kirche gewor- den. Vom Segen des Schöpfers für das Gedeihen von Kindern aber ist im Taufzeugnis des Neuen Testa- ments nicht die Rede. Das „Kindere- vangelium“ (Markus 10, 13-16), nach dem Jesus Kinder segnete, hat mit der Taufe nichts tun. Alle Taufaussa- gen des Neuen Testaments betreffen die Taufe von Erwachsenen.

Der Brauch der Kindertaufe ist dagegen erst im 4. und 5. Jahrhun- dert üblich geworden. Das Christen- tum war jetzt die Religion des Römi- schen Reiches. Menschen wurden in die Kirche hineingeboren. Darum erschien es naheliegend, ihre Zuge- hörigkeit zur Kirche gleich nach der Geburt mit der Taufe zu besiegeln.

Diese Taufpraxis halten alle christli- chen Kirchen, mit Ausnahme der Baptisten und Mennoniten, bis heu- te für richtig.

Dennoch bedarf die Kindertaufe einer eigenen Rechtfertigung. Denn

ihr fehlt etwas. Das ist das Hören des Täuflings auf das Wort Christi, der eigene Glaube und der Beginn eines christlichen Lebens. Ohne Glauben sei die Taufe „nichts nütz“, hat Luther im Großen Katechismus gesagt. Also laufen fast alle Rechtfer- tigungen der Kindertaufe darauf hi- naus, den Glauben des Täuflings auf Umwegen in dieser Taufpraxis unter- zubringen.

Es geht um die Gnade Gottes

Auch Luther hat das getan. So rech- nete er zum Beispiel mit einem „Kin- derglauben“. Er hat auch den stell- vertretenden Glauben der Eltern bejaht. In der reformierten Tradition hat der Bezug auf den zukünftigen Glauben des Täuflings eine Rolle ge- spielt. Ein ganz schwaches Argument erklärt den Glauben des Täuflings überhaupt für unnötig. Es lautet: Die

Kindertaufe präge die zuvorkom- mende Gnade Gottes ein, für die ein Mensch nichts tun kann.

Das Taufzeugnis des Neuen Testa- ments aber redet von einer Gnade Gottes, die Menschen in den Dienst Jesu Christi einbezieht. Unsere Kirche vergibt sich nichts, wenn sie einräumt, dass alle Argumente für die Kinder- taufe nachträgliche Rechtfertigungen eines ererbten Brauches sind. Es kön- nen gute Argumente sein, wenn Eltern und Paten sich ernstlich ver- pflichten, mit ihren getauften Kin- dern einen Weg zu gehen, auf dem der eigene Glaube des Täuflings ge- weckt und Mut zu einem eigenen christlichen Leben gemacht wird. Die Gemeinden werden dieses Anliegen mit regelmäßigen Tauferinnerungen unterstützen.

Rumdeuteln an Bedeutung der Taufe

Problematisch wird es aber, wenn jene Argumente beim Taufen keine Rolle spielen. Pfarrer finden es pein- lich, angesichts eines Babys von der Vergebung der Sünden und einem christlichen Leben zu reden. Folglich begeben sie sich auf einen Neben- schauplatz. Sie deuten das Wasser als Ausdruck der Segenskraft Gottes für einen neugeborenen Menschen.

Luther hat ein derartiges Rum- deuteln am Taufwasser barsch ab- geblockt. Er sagt im Großen Kate- chismus: Nimmt man das Wort Christi vom Taufwasser weg, „so ist’s nicht ander Wasser, denn damit die Magd kochet“. Anders gesagt: „Nimm Christus und sein Taufgebot weg, dann richtest du den Sinn der Taufe zugrunde.“

Die Gefahr, dass unsere Kirche den Sinn der Taufe zugrunde richtet, besteht heute. Durch die Verschie- bung des Sinnes der Taufe zu einer Segenshandlung wird ein „magi- sches“ Missverständnis der Taufe be- fördert. Schlimmer noch: Menschen werden getauft, die weder an Chris- tus glauben lernen noch als Christen leben. Die Taufe aber ist die Festle- gung auf einen bestimmten Lebens- weg. Der Einwand, Eltern würden damit ihre Kinder „manipulieren“, ist nichtig. Sie „manipulieren“ sie auch, wenn sie sie im Geiste des Atheismus erziehen.

Die Herausforderung, vor welcher unsere Kirche heute mit ihrer Kinder- taufpraxis steht, ist klar. Sie darf keine schlafende, passive, zur Verantwor- tung des christlichen Glaubens unfä- hige Christenheit befördern. Sie ist durch das Taufgebot Jesu Christi auf- gefordert, ihre Taufpraxis als Initial- zündung für ein verantwortetes Christenleben zu gestalten.

Wolf Krötke ist Professor für Syste- matische Theologie in Berlin.

Foto: Die Kirche

Pilger erneuern ihre Taufe im Jordan. Dieser Ort wird als Taufstelle Jesu verehrt, denn hier soll Johannes der Täufer gewirkt haben. Foto: epd-bild/Alexander Fröhlich

Glaubenskurs Grundfragen des christlichen Glaubens

der Evangelischen Wochenzeitungen im Norden

Teil 41

FÜR DAS GESPRÄCH

Fragen zum Einstieg:

1) Warum ist für Sie die Taufe wichtig?

2) Spielt für Sie eine Rolle, dass Sie getauft sind?

3) Wären Sie lieber als Erwachsener getauft worden?

Zugang zum Thema

Betrachtung von Fotos der eigenen Taufen als Gesprächsgrundlage. Was erinnern Sie noch? Was wurde Ihnen von Ihrer Taufe erzählt?

ZUR WEITERARBEIT

Verwandte Themen des Kurses:

Bibel als Wort Gottes; Mensch als Gottes Geschöpf; Sünde; Rechtferti- gung des Gottlosen aus Glauben oh- ne Werke; christliche Ethik Bibeltexte:

Matthäus 28, 16-20; Römer 6, 1-11 Literatur:

Die Taufe. Eine Orientierungshilfe zu Verständnis und Praxis der Taufe in der evangelischen Kirche. Rat der EKD, Hannover 2008; zur kritischen Auseinandersetzung: Taufe und Frei- heit. Themenheft der EKD zum „Jahr der Taufe“ 2011

Die Taufe gilt in der evangelischen Kirche zusammen mit dem Abendmahl als Sakrament. Dieser Begriff war ursprünglich die Bezeichnung für den Fahneneid. Er bedeutet so viel wie Weihe. In der kirchlichen Tradition hat sich eine besondere Bedeutung dieses Begriffs herausgebildet. Danach gehört zu einem Sakrament ein sichtbares Zeichen und ein Wort Jesu Christi. Im Falle der Taufe ist dieses sichtbare Zeichen das Wasser. Das Wort aber ist das Gebot Jesu Christi, die an ihn Glaubenden zu taufen. Im evangelischen Verständnis hat ein Sakrament keine tiefere Bedeutung als die Worte der Verkündigung, mit denen die Kirche Menschen zum Glauben an Jesus Christus einlädt. Das Sakrament teilt dasselbe mit wie die Verkündigung, nur auf andere Weise. Während die Verkündigung sich an den Gehörsinn wendet, betreffen die Sakramente unsere sinnliche Wahrnehmung. Sie werden darum „sichtbare Worte“ genannt. Das sichtbare Wort der Taufe vergewissert Menschen am Anfang ihres christlichen Lebens, dass sie zu Jesus Christus gehören, der sie von ihren Sünden befreit. Es macht sie zu Gliedern der Gemeinde und verpflichtet sie zu einem Leben in der Nachfolge Jesu Christi.

Basisinformation

Gemeinschaft, die auf Wasser baut

Die Taufe ist die Initialzündung für das Christenleben

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Sonntag, 7. Januar 2018 | Nr. 1 NK

Im Winter 2011/2012 strömten unzählige Neugierige ins nieder- bayrische Mitterfi rmiansreut, um eine Kirche aus Schnee zu be- staunen. Das Bauwerk in Weiß erinnerte an den Protest eines Dorfes – bis es schmolz.

Von Mareen Meier und Catharina Volkert Mitterfirmiansreut. Es war ein ungewöhnlicher Sakralbau, die Schneekirche im niederbayeri- schen Mitterfi rmiansreut: Im In- neren erwartete die Kirchgänger ein Altar und Kreuz aus Eis, die Besucher nahmen auf Sitzbänken aus Eis Platz. Der Rest des „Wei- ßen Wunders“ bestand nur aus Schnee. Das weiße Gebilde von 26 Metern Länge, elf Metern Breite und knapp 19 Metern Turmhöhe thronte seit dem 28. Dezember über dem Ski-Ort im Landkreis Freyung-Grafenau.

Das Wunder hatte sein erwart- bares Ende. Am 23. März 2013 meldete die Passsauer Neue Pres- se schließlich „Das Ende der Schneekirche“. „Es tropft an allen Ecken und Enden, einige Schnee- brocken liegen auf dem Boden − und nun ist das Ende der Schnee- kirche in Mitterfi rmiansreut end- gültig besiegelt: Die ersten Teile des Kirchenschiff es und des Sei- tenportals sind am Freitag einge- stürzt“, schrieb die Zeitung.

Noch rund zwei Monate zuvor schwärmte Pfarrerin Sonja Schus- ter: „Das Licht bricht sich durch die Eisblöcke, verschiedene Far- ben werden sichtbar, vor allem Blau und die warmen Töne, das ist wirklich eine ganz tolle Atmo- sphäre hier.“ Die Pfarrerin der Kir- chengemeinde Grafenau ließ sich

bei ihrer Predigt, die sie während eines ökumenischen Gottesdiens- tes in der Schneekirche hielt, vor allem vom Propheten Elija inspi- rieren: „Ich musste an Elija den- ken, der in seiner Höhle sitzt und sich nicht so recht raus traut und dem dann Gott auf eine ganz an- dere Weise begegnet, nämlich im Zarten, in der Hoff nung.“

Die Schneekirche blickt auf ein besonderes geschichtliches Ereig- nis zurück: Im Jahr 1911 bauten die Bewohner von Mitterfi rmans- reut aus Protest eine Schneekir- che, weil sie in ihrer Gemeinde keine eigene Kirche hatten. Sie mussten für einen Gottesdienst- besuch stets den beschwerlichen Fußmarsch ins acht Kilometer entfernte Mauth zurücklegen. Als die Dorfb ewohner an Weihnach- ten 1910 nicht nach Mauth mar- schieren konnten, weil die Reise zu gefährlich gewesen wäre, be-

schlossen sie, ihre eigene Kirche zu bauen. Zudem sah man dies

„als Protest gegen die Welt, die ih- ren entlegenen Winkel vergessen wollte“, heißt es vom Förderver- ein „100 Jahre Schneekirche Mit- terfi rmiansreut“.

Das Einzige, was sie hatten, war Schnee

„Der Bischof hat ihnen aber kei- nen Zuschuss gegeben. Baumate- rial hatten die Bewohner auch nicht. Nur Schnee hatten sie ge- nug, deshalb haben sie aus Schnee eine Kirche gebaut“, erin- nert Heinrich Herzig vom För- derverein „100 Jahre Schneekir- che Mitterfi rmiansreut“. Um das historische Jubiläum gebührend zu feiern, gründete sich der För- derverein.

Ehrenamtliche Helfer hatten monatelang alle Hände voll zu tun, bei ihrem Vorhaben, an die Protestaktion vor 100 Jahren zu erinnern, denn eine Hiobsbot- schaft jagte die nächste. Erst kam der benötigte Schnee zum Bau der Kirche viel zu spät, schließ- lich hätte die Kirche schon am 17. Dezember 2011 eröff net wer- den sollen. Dann blieben Förder- gelder aus Brüssel aus. Die Mit- terfirmiansreuter gaben aber, wie ihre Vorgänger, nicht auf und schafften es dank vieler Spenden, den Kuppelbau aus rund 1100 Kubikmeter Schnee zu errichten.

Mehr als 20 000 Besucher be- sichtigen im Winter 2011/2012 die Schneekirche, die 2013 den BDA Preis Bayern erhielt. Den Preis des Bundes Deutscher Ar- chitekten gewann sie im Bereich Soziales Engagement.

Protest gegen das Vergessen der Welt

Ein bayrisches Dorf baute sich 1911 eine Kirche aus Schnee

Aus dem Wunsch nach weißer Weihnacht ist auch dieses Mal für die meisten Menschen in Deutsch- land wieder nichts geworden. Doch die Frage bleibt: Was fasziniert so viele Menschen an Schneelandschaften, dass diese Bilder vom Heili- gen Abend in weiß-leuchtender Pracht so tief in uns verankert sind, dass sie fast untrennbar mit der Weihnachtszeit verbunden sind?

Von Tilman Baier

Das makellose Weiß frisch gefallenen Schnees ver- binden Menschen seit Jahrtausenden mit Unbe- rührtheit und Neuanfang. Noch vor einem Jahr- hundert war das weiße Brautkleid, jedenfalls offi ziell, Symbol für die Jungfräulichkeit der Braut.

Auch in den meisten Religionen ist das blenden- de Weiß des Schnees ein Bild für Reinheit, für die Heiligkeit der Götter und ihrer Sphäre. So hatten die Götter der antiken Griechen ihren Rückzugsort auf dem Gipfel des meist schneebedeckten Olymp.

Einer der weißen Gipfel des Himalaya-Haupt- kamms, der 6997 Meter hohe Macchapuchare in Nepal, darf bis heute nicht von Menschen bestie- gen werden – er gilt als Wohnsitz Buddhas. Ebenso sind in vielen anderen Ländern solche schneebe- deckten Berge Sitze von Gottheiten, ob auf dem Fudschijama in Japan oder gar auf Hawaii oder in Afrika. So kennt die hawaiianisch-polynesische Götterwelt die die strahlend schöne Schneegöttin Poliahu – eine Widersacherin der Vulkangöttin Pele. Und auf dem höchsten Berg Afrikas auf der Grenze zwischen Kenia und Tansania lebt Kilima Ndscharo, der Geist der Kälte, der dem Berg bis heute seinen Namen gibt.

In der nordischen Mythologie gibt es – wen wun- dert es?– gleich etliche Götter und Geister, die mit Schnee in Verbindung gebracht werden. Die wich- tigste Schneegöttin ist wohl Skadi, die den Monat Januar regiert. Nach ihr ist die ganze Region „Skan- dinavien“ benannt. Die Sprachwurzel ihres Namens

„skadus“ verweist auf das Wort „Schatten“. Denn als Göttin des eisigen nordischen Winters ist sie die Mutter des Todes. Sie ist eigentlich identisch mit der Unterweltsgöttin Hel, die als „Frau Holle“ mit dem Schnee die Erde stilllegt und regenerieren lässt.

Auch die Bibel erwähnt Schnee als Ereignis; so im 2. Samuelbuch 23, 20 und 1. Chronikbuch 11, 22. Denn ab und zu waren und sind auch heute die Höhen des Judäischen Gebirges in Schnee gehüllt – und das Gebirgsmassiv des Hermon im Norden trägt fast durchgehend eine Schneehaube.

Doch auch die Bibel benutzt den Schnee zu- meist als Metapher für Reinheit: „Kommt her“, sagt Gott im Buch des Propheten Jesaja 1, 18,

„lasst uns prüfen, wer von uns recht hat, ihr oder ich. Eure Taten sind rot wie Blut, und doch könn- ten sie weiß werden wie Schnee.“ Diese Verwen- dung gibt es an zahlreichen Stellen im Alten und im Neuen Testament, so zum Beispiel im 2. Mose- buch 4, 6, im 4. Mosebuch 12, 10, im 2. Buch der Könige 5, 27; im Daniel-Buch 7, 9 oder im Matthä- us-Evangelium 28, 3 und im Buch der Off enba- rung 1, 14. So bat David Gott, ihn von Sünde zu reinigen, ihn zu waschen, damit er „weißer werde sogar als Schnee“ (Psalm 51:7).

Möglicherweise stammt auch die Vorstellung von Schnee an Weihnachten aus diesem Zusammen- hang. Schnee ist weiß und rein. Er fällt leise von oben und bedeckt viel Schmutz, genauso, wie die Liebe viele Sünden bedeckt. Deswegen gehört der Schnee zu Weihnachten, ganz gleich, an welchem Datum Jesus geboren wurde. Der Traum von der weißen Weihnacht ist mehr als Romantik. Es ist der Traum von einer reinen Welt ohne Sünde, vom Frie- den und von der Freude, von Liebe und Glück. Es ist der Traum vom Erlöser, der alles neu macht.

So weiß, so rein, so heilig

Schnee in den Religionen

Keiner darf den Macchapu chare (l.) in Nepal bestei- gen, er gilt als Wohnort des Buddha. Foto: Tilman Baier

Altar und Kreuz machten die Schneekirche zum Sakralbau.

Die vergängliche Kirche wurde zur Touristenattraktion in Bayern – bis die Temperaturen stiegen. Fotos (2): Mareen Meier

Grönland, das ist die Heimat des ewigen Eises und des Schnees.

Fünf mal so groß wie Deutschland ist die Fläche zwischen Nord- atlantik und Polarmeer – noch.

Von Benjamin Lassiwe

„Du kannst kein Glück kaufen, aber einen Skipass.“ So steht es auf einem großen Werbeschild ge- schrieben, das in Faraya, einem li- banesischen Bergdorf eine Stunde von Beirut entfernt, am Straßen- rand platziert ist. In Sichtweite des Mittelmeers fi ndet sich hier das größte Skigebiet des Nahen Os- tens. Wie der Deutschlandfunk kürzlich berichtete, verfügt es über 84 Kilometer präparierte Pisten, 14 Sessellift e und fünf Schlepplift e.

5000 Skifahrer werden täglich er- wartet, 100 Tage dauert die Saison.

Und im Unterschied zu wohl jedem anderen Skiresort der Welt

wurden die Pisten im Libanon schon in der Bibel erwähnt.

„Weicht denn von den felsigen Hängen der Schnee des Libanon?

Oder versiegen die laufenden Was- ser aus sprudelnden Quellen?“, heißt es bei Jeremia. Hier ist der Schnee, genau wie das Wasser aus den Bergen, ein Zeichen für die Wohltaten Gottes, mitten in einem Text, der ansonsten voller Zorn und Drohung steckt. Wie über- haupt der Schnee in der Bibel eine sehr ambivalente Rolle einnimmt.

Bei Jesaja fällt er zusammen mit dem Regen vom Himmel und macht die Böden fruchtbar, doch im Alten Testament ist er auch ein Symbol des Aussatzes: Mehr als einmal wird die weiße Körperfar- be Erkrankter mit dem Schnee verglichen, sie waren „aussätzig wie Schnee“. Doch auch als Zei- chen der Reinheit, der Unberührt-

heit und der Sauberkeit wird der Schnee gesehen.

Heute dagegen sind die durch- schnittlichen Mitteleuropäer vor allem vom Schnee genervt. Fallen die Flocken, stellt die Deutsche Bahn in Norddeutschland in der Regel den Betrieb ein. Auf den Flughäfen sieht es nicht viel anders aus. Straßen verwandeln sich in Rutschbahnen, weil der kommu- nale Winterdienst in vielen Gegen- den mit der Schneeräumung nicht mehr hinterherkommt. Und die Notaufnahmen der Krankenhäu- ser füllen sich mit Menschen, de- nen es nicht gelungen ist, heil nach Hause zu kommen. Denkbar, dass es manchem da gefällt, dass die Winter wärmer werden.

Eine Bischöfi n kämpft für das Klima

Doch dass es etwa in Berlin in die- sem Winter noch keinen einzigen Tag gab, an dem Schnee wirklich liegen geblieben ist, deutet eben auch auf den Klimawandel hin.

„Weicht denn von den felsigen Hängen der Schnee des Libanon?“

Vielleicht irgendwann auch das.

Auf Grönland jedenfalls ist der Rückzug der Gletscher schon in vollem Gange. Mehr als drei Kilo- meter ist der grönländische Eis-

schild dick, und in der fl ächenmä- ßigen Ausdehnung fünf Mal so groß wie Deutschland – noch. Im Frühjahr 2016 etwa war die arkti- sche Insel von einer wahren Hitze- welle betroff en: Mit 18 Grad Celsi- us war es in Teilen Grönlands wär- mer als zeitgleich in Kalifornien.

Und in den letzten zehn Jahren seien zwischen 2,5 und 3 Terraton- nen Eis geschmolzen und in die

Wenn Schnee zur Wasserquelle wird

Kirchen aus Nord und Süd kämpfen für den Erhalt der Schöpfung

Felsen statt Eisberge ragen an der Küste Grönla

Das ewige Eis schwindet in Grönland.

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Sonntag, 7. Januar 2018 | Nr. 1 NK

SCHNEE

Er ist Stoff für Kindheitsträume und Ursache für Stürze. Erinne- rungen an den Schnee von ges- tern und seine Spuren heute.

Von Catharina Volkert Abends fi elen endlich die ersten Flocken aus dem schweren, bleier- nen Himmel. Als Kind konnte ich mich nicht sattsehen am Schnee.

Die Arme auf die Fensterbank ge- stützt, beobachtete ich die lang- sam schwebenden Flocken, die im Schein der Laterne auf unsere Straße fi elen und Hecken, Gehwe- ge und parkende Autos bedeck- ten, bis auf allem eine helle Schicht lag. Unendlich viele Kris- talle funkelten dann im Licht.

Am nächsten Morgen lenkte ich meinen Blick wieder nach draußen. Schaute ich in einen grauen, norddeutschen Winter- morgen war die Enttäuschung groß – der Schnee war über Nacht geschmolzen. Umso größer war jedoch die Freude, wenn die gan- ze Welt in eine weiße Decke ge- hüllt war und aus der dünnen Schicht des Abends mehrere Zen- timeter geworden waren.

Im Schnee war alles möglich:

weich fallen, Schneeengel machen, Schneemänner bauen. Sogar Iglus ließen sich formen. Der große Pas- toratsgarten voller Schnee war ein Schlaraff enland, in dem es weißen Baustoff statt Grießbrei gab.

Gehasst habe ich die Schnee- bälle, die über den Schulhof fl o- gen. Laut geschrien, gelacht und geweint habe ich, wenn sich mei- ne Geschwister mit einem Arm voller Schnee auf mich stürzten zum „Einseifen“, dem Pendent zum Durchkitzeln. Es hinterließ Eisbrocken in der Jacke, die, zu-

rück im Haus, auf den Boden fi e- len und kleine Pfützen auf den Fliesen im Flur hinterließen.

Das war früher, der Schnee von gestern. Heute hinterlässt er seine Lehren. Ich glaube, dass Schnee guttut. Das Verbrauchte, Alltägli- che ist durch ihn unverbraucht.

Gottes Zusage: „Und siehe, ich mache alles neu“, fällt buchstäb- lich vom Himmel. Denn der Schnee verändert die Welt. Dort, wo sonst die Hecken, Mauern und Autos in allen Farben leuchten, ist alles weiß. Weich und friedlich sieht die Schneedecke aus, die auf

allem liegt. Nichts wirkt mehr be- drohlich, kein Stein ragt hervor, keine Schwelle, über die ich stol- pern könnte.

Doch der Schein trügt. Der frisch gefallene Schnee kehrt al- les unter den Teppich: Den Müll, der am Straßenrand liegt. Den verwilderten Vorgarten des un- bewohnten Hauses. Den Hunde- kot auf dem Grünstreifen. Alles ist wunderschön weiß gepudert und bedeckt. Bis die Räumfahr- zeuge kommen, eilig geschippt wird und Streusand die Gehwege bedeckt.

Schnee entschleunigt. Am Win- termorgen schleicht die Stadt in den Tag. Diejenigen, die morgens hektisch in ihre Büros eilen, set- zen vorsichtig Schritt vor Schritt.

Autos bahnen sich langsam den Weg durch die Straßen. So fühlt es sich also an, wenn sich jeder die Zeit nimmt, die er braucht.

Oder verkläre ich den Winter?

Wie oft verlor ich schon das Gleich- gewicht, rutschte aus und ging mit blauen Flecken an den Beinen durch die kalte Jahreszeit? Wie oft waren meine Füße schon stunden- lang durchnässt und eiskalt?

Doch dann da wieder das kind- liche Glück an der unberührten, dichten Schicht, die alles über- zieht. Ich muss mich dann ent- scheiden: Lasse ich sie unberührt liegen? Oder ist es nicht gerade eine Freude, die Erste zu sein, die hier Spuren hinterlässt? Das leise Knirschen des Schnees dabei zu hören, die erste, gefrorene Schicht zu durchbrechen?

Andere haben bereits ihre Spu- ren hinterlassen. Sie erzählen Ge- schichten. Vom Vater, der sein Kind frühmorgens irgendwohin begleitete – vielleicht in die Kita?

Von den Schlittenkufen, die hier entlanggezogen wurden, zum Ro- delberg. Später erzählen die Spu- ren dann, wie viele Menschen hier unterwegs waren – bis sie sich auflösen und aus strahlendem Weiß ein brauner Brei wird.

Durch Spuren ahne ich, was wäh- rend des Tages hier geschieht.

So bleibt der Schnee Stoff für die Fantasie. Früher ließen sich ganze Welten daraus schaffen.

Heute erzählt er kleine Geschich- ten aus unserem Alltag, unserem Miteinander in unserer Stadt.

Der Schein trügt

Gedanken über die Ambivalenz des weißen Glücks

Sie hielten ihn für einen „Spinner im Schuppen“, die Leute aus Jericho im US-Staat Vermont. Als

„Schneefl ockenmann“ ging er in die Geschichte ein, und auch das örtliche Lokalblatt lobte nach seinem Tod das „unendlich sorgfältige Genie“ des Wilson Bentley. Heute ist er eine lokale Berühmtheit.

Christine Senkbeil

Jericho. 5381 Schneekristalle fotografi erte Wilson Bentley in seinem Leben. Viele davon sind festge- halten in seinem 1931 erschienenen Fotoband

„Snow Crystals“. Meteorologen, Kernphysiker und Mathematiker nutzten Bentleys Mikroskopaufnah- men. Und es war seine Erkenntnis, dass keine Schneeflocke einer anderen gleicht. Es hatte Jahre geduldigen Ex-

perimentierens gedauert, bis ihm 1885 seine erste mikroskopische Aufnahme eines Schneekristalls ge- lang. Sorgfalt und ein wenig Eigen- brötlertum – beides war wohl nötig für das nun folgende Lebenswerk.

Der Erste, der jemals eine Schneefl ocke fotogra- fi sch festhielt, war allerdings ein Norddeutscher:

Johann Heinrich Ludwig Flögel (1834-1918) aus Ahrensburg in Schleswig-Holstein. Ihm gelang es schon 1879, sechs Jahre vor Bentley. Fast ein Jahr- hundert später fand der Nachbesitzer von Flögels Villa die Aufnahme im Keller, in ei-

nem Pappkarton. Er schickte das Foto der Schleswig-Holsteini- schen Landeszeitung, wie Sybille Bremer dort 2010 schreibt.

Flögel war ein Multitalent:

Rechtswissenschaft ler und Ast- ronom, Finanzbuchhalter, Kirch- spielvogt und Naturforscher. Unter

seinem Mikroskop landeten neben Schneefl ocken auch Insekten, Milben und Blattläuse.

Für den Schneefl ockenmann aber gab es nur den Schnee. Schon als Kind, so beschreibt es Fabi- enne Hurst in einem Spiegel-online-Artikel, saß er, während andere spielten, in der Scheune. Unter dem Mikroskop seiner Mutter, sie war Lehrerin, beobachtete er Wassertropfen und Blüten. Schnee- fl ocken faszinieren ihn am meisten. Doch die per- fekten Kristalle verfl üchtigen sich selbst b ei Minusgraden

schnell: „Jedes Mal, wenn eine Flocke verdunstete, dachte ich: Ihre Schönheit ist für immer dahin“, schreibt Wilson Bentley. Er zeichnete sie. Zu ungenau, fand er.

Mit 17 kauft der Vater ihm eine sündhaft teure Kamera. Die Mutter hatte den Far- mer dazu überredet. Doch auch damit dauert es noch zwei Winter, bis ihm die erste Abbildung ge- lang, endlich. Aufgeregt organisierte er einen Licht- bildervortrag im Heimatort, inzwischen Mitte 40 und noch bei den Eltern lebend. Sechs Leute kamen.

„Dabei kostete es noch nicht einmal Eintritt“, no- tierte er enttäuscht. Nach Jahrzehnten der Demüti- gung und Ignoranz kauft e schließlich ein Professor der Uni Vermont ein paar Flockenfotos für sein Se- minar und half Wilson 1898, seinen ersten Artikel in einer Fachzeitschrift für Meteorologie zu veröf- fentlichen. Einige Fotos drucken Wissenschaft sma- gazineauch in Europa. Geradezu poetische Abhand- lungen über Schnee veröff entlicht er in großen Magazinen. Im November 1931 dann endlich sein Buch „Snow Crystals“ – sein Lebenswerk. Einen Monat später zieht er sich bei einem Schneesturm eine Lungenentzündung zu – und stirbt an den Folgen. Er wurde 66. In Jerichow er-

innert ein Museum an sein Wir- ken. Seine Fotoplatten vermach- te er dem Buff alo Museum of Science. Titus Müller schrieb 2013 die Erzählung „Der Schneekristallforscher“.

Der Mann der Schneefl ocken

Wilson Bentley gelang 1885 die erste Aufnahme eines Schneekristalls: Schnee war seine Passion.

Der Schnee macht jeden Menschen zum Engel. Foto: Christine Senkbeil

Fotograf der Vergänglichkeit

CHNEE

für Kind See gefl ossen, also eine Menge von bis zu 3 000 000 000 000 kg, sagt Shafaq Abbas Khan, der an Däne- marks Technischer Universität über den grönländischen Eisschild forscht. „Es gibt keinen Zweifel da- ran, dass sich Dinge verändern werden, wenn all das Wasser hin- zukommt.“ Wenn das Eis auf Grön- land komplett schmilzt, würde der Meeresspiegel weltweit um 7,5 Me-

ter steigen. Die „laufenden Wasser aus sprudelnden Quellen“ können bedrohlich werden.

Sofie Petersen, die Bischöfin von Nuuk, der grönländischen Hauptstadt, die einst den schönen dänischen Namen Godthåb, „Gute Hoffnung“, trug, ist deswegen schon seit vielen Jahren eine Vor- kämpferin für den Klimaschutz.

„Selbst das Wissen und die Weis-

heit der ganzen Welt können nicht das verhindern, was rund um uns herum geschieht, wenn wir nicht alle stoppen und darüber nach- denken, wie wir die Gabe Gottes, die die Schöpfung ist, brauchen und missbrauchen“, schreibt Peter- sen auf dem dänischen Portal www.groenkirke.dk. „Es ist ein und derselbe Planet, auf dem wir leben, deswegen müssen wir uns

trotz aller politischen Unterschie- de treff en und handeln. Wir haben diesen Planeten geschenkt bekom- men, deswegen müssen wir darum beten, dass wir zusammenstehen, und unseren Planeten und das Le- ben auf ihm beschützen.“

Christen ringen um Heilung

Womit sich die grönländische Theologin nicht weit weg befi ndet von dem dramatischen Appell, den der pazifi sche Pastor Tafue M.

Lusama im Herbst an die Dele- gierten der EKD-Synode in Bonn richtete. Keine der pazifi schen In- seln habe nennenswert zum Kli- mawandel beigetragen, sagte Lusa- ma damals. Dennoch würden sie nun in den Fluten zu versinken drohen. „In puncto Entwicklung sind die meisten, wenn nicht gar alle pazifi schen Inselstaaten unter- entwickelte Länder im Sinne von industrieller Entwicklung“, so Lu- sama. „Bei uns gibt es keine Fabri- ken mit ganzjährig ununterbro- chen rauchenden Schloten.“ Die Länder hätten aber nur beschränk- te fi nanzielle Möglichkeiten zur Meisterung dieser Herausforde- rung. „Als Christ glaube ich, dass es unsere heilige Pfl icht ist, als Brü- der und Schwestern zusammenzu- stehen, damit Heilung gesche- hen kann.“

Denn auch wenn 2017 das erste Jahr seit Langem war, in dem der grönländi- sche Eispanzer wieder mal etwas gewachsen ist: Auch künftige Generationen sollen schließlich noch erfahren kön- nen, dass sich hinter dem Begriff

„Schnee“ mehr als eine sprudeln- de Wasserquelle verbirgt.

ands aus dem Wasser. Der Meeresspiegel steigt stetig. Fotos (2): Benjamin Lassiwe

Fotos (5): Wikipedia

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6 KIRCHEN IN DEUTSCHLAND

Sonntag, 7. Januar 2018 | Nr. 1 NK

Pilger kritisiert Sigmar Gabriel

Köln. Der Schweriner Pilger David Britsch erhebt nach seiner Freilassung aus türkischer Haft Vor- würfe gegen das Auswärtige Amt. Vertreter der Deutschen Botschaft in Ankara hätten sich bei ih- ren Versuchen, Kontakt zu ihm aufzunehmen, von den türkischen Behörden abspeisen lassen, sagte er. Es habe nur drei direkte Begegnungen mit deut- schen Diplomaten gegeben. „Ich hätte mir stärke- ren Druck erwartet, weil die Türkei ganz offensicht- lich gegen internationale Vereinbarungen versto- ßen hat“, so Britsch. Seit seiner Rückkehr nach Deutschland habe er weder vom Auswärtigen Amt noch von Bundesaußenminister Sigmar Gabriel (SPD) „auch nur einen Pieps gehört“. Der 55 Jahre alte Schweriner war laut Medienberichten zu einer Pilgerreise nach Jerusalem aufgebrochen – zu Fuß und ohne Geld. Im April wurde er den Angaben zufolge in der türkischen Stadt Antakya festge- nommen. Kurz vor Weihnachten wurde der Pilger freigelassen und durfte ausreisen. KNA

Protest gegen Kirchenverkauf

Elsterwerda. In Südbrandenburg regt sich Wider- stand gegen den geplanten Verkauf der evangeli- schen Dorfkirche von Döllingen bei Elsterwerda.

Inzwischen sei eine Unterschriftensammlung ge- gen die Entwidmung und Veräußerung des 1739 errichteten Bauwerks gestartet worden, teilte der Förderkreis Alte Kirchen mit. An einer Lichteran- dacht gegen die Verkaufspläne und einem Gottes- dienst hätten im Dezember mehr als 50 Menschen

teilgenommen. epd

Ökumenisches Pfarrbüro?

Karlsruhe. Der badische Landesbischof Jochen Cornelius-Bundschuh erklärt, dass es in der Lan- deskirche vereinzelt Überlegungen gebe, die Ko- operation zwischen evangelischen und katholi- schen Gemeinden zu verstärken. So sei es etwa denkbar, in kleineren Orten ein gemeinsames Pfarrbüro für die evangelische und katholische Gemeinde einzurichten. Es gehe darum, Ressour- cen zu bündeln. Zur Frage nach einem gemeinsa- men Abendmahl von Protestanten und Katholiken sagte Jochen Cornelius-Bundschuh, er könne sich vorstellen, dass in den nächsten zwei bis drei Jah- ren zunächst für konfessionsverschiedene Ehen eine Lösung gefunden wird. idea

Bibelmobil bald wieder auf Tour

Görlitz. Das Bibelmobil wird auch künftig auf Deutschlands Straßen unterwegs sein, um Men- schen über das Buch der Bücher zu informieren.

Mitte Dezember wurde dafür in Görlitz der Verein Bibelmobil gegründet. Ziel sei es, Spenden zu sam- meln, um den weiteren Betrieb des Busses zu si- chern. Man sei aber hoffnungsvoll, dass das Bibel- mobil ab 1. Juni wieder unterwegs sein wird. An- fragen seien bereits jetzt möglich. idea

MELDUNGEN

Das Verhältnis zwischen Kirche und AfD bleibt angespannt. So vergleicht die Bundestagsfrakti- onsvorsitzende Alice Weidel die Rolle der Kirchen in Deutschland mit der zur NS-Zeit.

Berlin. Die AfD hat erneut die Kirchen scharf angegriff en. In ei- nem Interview zog die Bundes- tagsfraktionsvorsitzende Alice Weidel einen Vergleich mit der Rolle der Kirchen in der NS-Zeit.

Sprecher von Evangelischer Kir- che in Deutschland (EKD) und katholischer Deutscher Bischofs- konferenz (DBK) erklärten, man lasse sich nicht provozieren und wolle diese „Entgleisung“ bezie- hungsweise „Polemik“ nicht kommentieren.

Weidel hatte dem „Focus“ im Zusammenhang mit der Haltung der Kirchen zur Flüchtlingspoli- tik gesagt, die „Amtskirchen, egal ob evangelisch oder katholisch“, seien „durch und durch politi- siert“. „Die Trennung von Staat und Kirche wird nicht mehr ein- gehalten“, sagte die Vorsitzende der AfD-Fraktion im Bundestag und ergänzte: „Damit spielen wei- te Teile der Kirchen bis auf wenige Ausnahmen genau die gleiche un- rühmliche Rolle, die sie auch im Dritten Reich gespielt haben.“

Für Empörung sorgen die Äu- ßerungen beim Bundesvorsitzen- den des Evangelischen Arbeits- kreises der CDU/CSU, Thomas Rachel. Der Vergleich mit der Nazi-Zeit sei „absurd und diff a- mierend“, erklärte der Parlamen- tarische Staatssekretär im Bundes- bildungsministerium, der auch dem Rat der EKD angehört. Die Äußerungen seien ein Beispiel da- für, „wie die AfD auf Spaltung und Polarisierung in unserer Ge- sellschaft setzt“. Die Partei sei „ein Sammelbecken von Leuten mit zum Teil unverhohlen nationalis- tischem und völkischem Gedan- kengut“, so Rachel.

Vertreter der rechtskonservati- ven Partei hatten die Kirchen wie- derholt scharf angegriff en, insbe- sondere nachdem führende Ver-

treter von Protestanten und Ka- tholiken die Vereinbarkeit von Positionen der AfD mit der christ- lichen Botschaft infrage gestellt hatten. AfD-Chef Jörg Meuthen warf den Kirchen nach der Bun- destagswahl vor, sich „relativ un- freundlich“ über die AfD zu äu- ßern. Auch zum Kirchenaustritt wurde aus den Reihen der AfD bereits aufgerufen.

In der NS-Zeit unterstützten die damaligen „Deutschen Chris- ten“ die Nazis. Dagegen bildete sich auf evangelischer Seite die Bekennende Kirche, deren An- hänger als Oppositionelle verfolgt wurden. Grundlage der Beken- nenden Kirche war die Barmer Erklärung, die eine an Rasse und Boden orientierte Theologie ab- lehnte. Die Evangelische Kirche in Deutschland versteht sich heute in der Tradition dieser Erklärung.

Ärger gab es auch zwischen Diakonie und AfD, nachdem das

Diakoniewerk Sonneberg eine AfD-Spende für Bedürft ige abge- lehnt hat. Der Südthüringer AfD- Bundestagsabgeordnete Anton Friesen hatte bei einem Besuch der „Sonneberger Tafel“ 100 Euro übergeben, sagte der Tafelvor- standsvorsitzende Wolfgang Krauß. Da Friesen nicht als Privat- person gehandelt habe und man die Auff assungen der AfD in vie- len Punkten nicht teile, sei im Vorstand beschlossen worden, das Geld an den Parlamentarier zu- rückzuschicken.

Der katholische Bischof von Passau, Stefan Oster, geht trotz der jüngsten Anfeindungen da- von aus, dass sich der Kontakt zwischen Kirche und AfD ent- spannen wird. „Das Verhältnis wird sich in jedem Fall entkramp- fen“, sagte er im „Interview der Woche“ des Deutschlandfunks.

Die Bundestagswahl habe die po- litische Landschaft sehr stark

durchein andergebracht. Nun ver- suche man, sich zu profi lieren.

Oster signalisierte Gesprächsbe- reitschaft gegenüber AfD-Wäh- lern. Als Pfarrer habe er den An- spruch, „für alle Menschen da und off en zu sein“.

Oster b emängelte, dass Deutsch land zurzeit „nicht so ent- scheidungsfähig sei“, und appel- lierte an die Parteien, bald eine stabile Bundesregierung zu bil- den. „Ich glaube durchaus, dass wir in Europa natürlich einen Führungsanspruch haben, mit dem politischen, gesellschaftli- chen, moralischen Gewicht, das wir haben“, sagte er zur Begrün- dung. Von einer Minderheitsre- gierung riet der Bischof ab. „Ich habe nicht so wahnsinnig viel üb- rig für das Thema Minderheiten- regierung, weil es einfach gut ist, aus einer gelassenen Mehrheit heraus auch gelassen Themen dis- kutieren zu können.“ epd

AfD-Politikerin sorgt mit Äußerungen über die Rolle der Kirche für Empörung

„Absurd und diff amierend“

Äußerst angespannt ist das Verhältnis von AfD und den verfassten Kirchen. Hier demonstrieren Anhänger dieser Partei vor der Kulisse der Marktkirche in Halle an der Saale. Foto: epd-bild/Stefan Schellhorn

Mainz. Im frühmittelalterlichen Mainzer Dom, der heutigen Johannis- kirche, gab es bereits zu Zeiten des le- gendären Bischofs Bonifatius (um 673-754) eine Fußbodenheizung. Ar- chäologen stießen bei großangelegten Grabungsarbeiten in der Kirche auf die Überreste von Heißluft schächten aus dem 7. oder 8. Jahrhundert. Gra- bungsleiter Guido Faccani sprach von einem einzigartigen Fund, der einen weiteren Beleg für die enorme einstige Bedeutung der Kirche darstelle. Seit 2013 hatten Archäologen im gesam- ten Kircheninnenraum Grabungen durchgeführt und dabei nahezu den kompletten Boden bis in drei Meter Tiefe ausgehoben.

Die mehrjährigen Arbeiten sollen zum Jahresende abge- schlossen werden. Ein zahlen- mäßig deutlich reduziertes Archäologenteam soll dann nur noch an einigen Punkten in der Kirche und im Außenbereich wei- tere kleinere Grabungen vorneh- men. Die Wissenschaft ler hatten mit ihrer Arbeit zweifelsfrei nach- gewiesen, dass es sich bei der evan- gelischen Johanniskirche um den Vorgängerbau des benachbarten weltberühmten Mainzer Doms handelt. Außerdem konnten sie

belegen, dass St. Johannis zugleich die älteste frühmittelalterliche Großkirche nördlich der Alpen mit großfl ächig erhaltenem Origi- nalmauerwerk ist.

Die ältesten freigelegten Bau- elemente können mittlerweile sogar auf das 5. oder 6. Jahrhun- dert datiert werden. Vor rund 1300 Jahren erreichte die später

noch verlängerte Kirche den jüngsten Erkenntnissen der For- scher zufolge bereits ihre heutige Höhe. Laut Faccani gibt es in Eu- ropa nur wenige mit der Mainzer Johanniskirche vergleichbare Bauten, etwa den Trierer Dom oder das karolingische Kloster von Müstair in Graubünden. In Mainz gab es bereits in der Rö- merzeit eine christliche Gemein- de und bereits in der Spätantike einen Bischof.

Wie die seit 2013 für Besucher gesperrte Johanniskirche künft ig genutzt werden soll, ist bislang noch nicht geklärt. Im kommen- den Jahr werde ein Nutzungskon- zept erstellt, kündigte der evange- lische Mainzer Dekan Andreas Klodt an. Darin solle die heraus- ragende Geschichte der Kirche angemessen berücksichtigt wer- den. Bislang haben die archäolo- gischen Arbeiten 4,4 Millionen Euro gekostet, die überwiegend aus Kirchensteuern aufgebracht wurden. Die evangelische Ge- meinde der Johanniskirche feiert ihre Gottesdienste bereits seit vier Jahren in der nahe gelege- nen Kirche des katholischen Priesterseminars. epd

Ein besonderer Fund

Archäologen entdecken Heißluftschächte unter Mainzer Kirche

Die Ausgrabungsstätte in der Mainzer Kirche. Foto: epd-bild

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