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Zur Kenntnis nehmen aber noch nicht handeln

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Newsletter Juli 2020

Zur Kenntnis nehmen – aber noch nicht handeln

Der divergente Umgang des Marktes mit Value- und Wachstumsaktien wird zuneh- mend thematisiert. In der Ausgabe vom 8. Juli weiss Finanz und Wirtschaft zu berich- ten, dass der Bewertungsabschlag der günstigen Valueaktien auf ein Allzeithoch gestie- gen ist. So sehe ich die Ergänzung der technischen Analyse mit dem was ausserhalb des Systems Börse geschieht, nämlich der Wirtschaft, der Gesellschaft, der Gesetzgebung der einzelnen Unternehmen: Sammeln von allen Informationen, die darauf hinweisen, was sich zusammenbraut, aber erst darauf reagieren, wenn das komplexe System Börse bereit ist, sich dafür zu öffnen und bislang eher vernachlässigte Informationen in die Preisfindung zu integrieren. Einiges davon kann in Bildern, bekannt als Charts, abge- bildet werden, anderes nicht. In diesem Beitrag konzentriere ich mich auf die Charts.

Dass gerade jetzt das Thema wieder einmal prominent behandelt wird, überrascht nicht. Nach doppelstelli- gen Zuwachsraten für den Nasdaq 100 (+20%) seit Jahresanfang und teilweise noch deutlich besseren Kurs- gewinnen einzelner Industrien muss das Thema irgendwann auf den Tisch kommen. Dies wird noch dadurch befördert, dass dieses Jahr der DJ US Growth auf ein Allzeithoch mit einem Kursgewinn von 10% gestiegen ist während der DJ US Value nach einem Verlust von 13.3% seit Jahresanfang immerhin noch 15.3% unter dem im Februar erreichten Höchstkurs notiert.

Die Bewertungsdivergenz wird dann relevant, wenn die technischen Daten bereit sind darauf zu reagieren.

Schauen wir uns zwei Beispiele an, wie Charts aussehen, wenn Trends, die lange gedauert und weit geführt haben, zu Ende gehen:

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Charts Taipan / Lenz & Partner, Dortmund. Unteres Fenster: relative Stärke zum S&P 500.

Charts Taipan / Lenz & Partner, Dortmund. Unteres Fenster: relative Stärke zum S&P 500.

Sie sehen den Nasdaq für die Periode von 1985 bis 2002 und Wirecard für die Zeit von 2009 bis aktuell.

In Bulletpoints fasse ich zusammen, was nicht nur in diesen zwei Fällen geschah, sondern was nach Trends von solcher Dauer und solchem Ausmass wie bei Nasdaq und Wirecard immer zu beobachten war:

▪ Akzeleration der Kurse

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▪ Blasenbildung im 20-Monate-Bollinger-Band

▪ Technisch schwache Erholung nach einer Kurskorrektur

▪ Akzeleration der relativen Stärke (unteres Fenster)

▪ Nach erstem Rückschlag technisch schwache Erholung der relativen Stärke

▪ Trendbruch der relativen Stärke

▪ Flacher Verlauf des 20-Monate-Kursdurchschnitts

▪ Unterbietung des 20-Monate-Kursdurchschnitts

▪ Baisse

Was hat man in beiden Fällen falsch machen können?

Auszusteigen bevor die Blase geplatzt war. In keinem Falle war es à priori möglich vorherzusagen, wann das der Fall sein wird.

Wendet man diesen Ansatz an, steigt man immer unter dem Allzeithöchst aus. Der Ausstiegspunkt ist aber in fast allen Fällen, die mir bekannt sind, trotzdem deutlich höher als er gewesen wäre als erstmals Warnun- gen vor Bewertungsübertreibungen diskutiert wurden.

Ich stehe immer für vernetzende technische Analyse ein. Das bedeutet, dass man mehr Vergleiche anstellt als nur jene eines Charts zu einem Index. Die Vergleiche müssen sich gegenseitig bestätigen um zu einer starken Meinung zu gelangen. Dazu zeige ich im Fall von Wirecard zwei Gegenüberstellungen, die die Trendwende bestätigen:

Charts Taipan / Lenz & Partner, Dortmund. Relative Stärke zu MSCI World und DJ US Semiconductors (Es muss nicht immer gegen die eigene Industrie gemessen werden, sondern soll auch gegen eine zu einer bestimmten Zeit besonders starken Industrie in Relation gesetzt werden).

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Charts Taipan / Lenz & Partner, Dortmund. S&P Global 1200 Technology und TecDAX

Wo stehen wir heute?

Alle nachstehend abgebildeten Indizes zeigen sehr starke Aufwärtstrends mit Ansätzen von Übertreibungen.

Rückschläge solcher Trends sollten keine Handlung auslösen. Technisch schwache Erholungen sollten je- doch Konsequenzen haben, wenn die anderen Voraussetzungen, die in den Bulletpoints auf Seite 2 aufge- führt sind, erfüllt wurden. Die Konsequenzen sollten je nach Stärke des Signals ein Rebalancing bis zu einem vollständigen Ausstieg sein:

Charts Taipan / Lenz & Partner, Dortmund. Erstes Fenster: relative Stärke zum S&P 500 und zweites Fenster: relative Stärke zum MSCI Welt.

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Charts Taipan / Lenz & Partner, Dortmund. Erstes Fenster: relative Stärke zum S&P 500 und zweites Fenster: relative Stärke zum MSCI Welt.

Charts Taipan / Lenz & Partner, Dortmund. Erstes Fenster: relative Stärke zum S&P 500 und zweites Fenster: relative Stärke zum MSCI Welt.

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Charts Taipan / Lenz & Partner, Dortmund. Erstes Fenster: relative Stärke zum S&P 500 und zweites Fenster: relative Stärke zum MSCI Welt.

Value löst Growth nicht ab

Growth weist eine Akzeleration des relativen Trends auf, nicht jedoch des Kurstrends. Folgt man dem Grundsatz, dass es sich nicht lohnt, in relativ schwachen Objekten investiert zu sein, steigt man auch aus schwachen Objekten aus ohne dass ein Bärenmarkt bevorstehen muss. Ein Beispiel dafür ist der DJ US Value Index. Dieser war bis 2017 relativ stark zum MSCI Welt, aber relativ schwach zum S&P 500. Die Erholung seit März weist Merkmale der technischen Schwäche auf. Daraus schliesse ich, dass der DJ US Value Index nicht in den Startlöchern steht für eine Aufholjagd gegen den DJ US Growth Index:

Charts Taipan / Lenz & Partner, Dortmund. Erstes Fenster: relative Stärke zum S&P 500 und zweites Fenster: relative Stärke zum MSCI Welt.

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Charts Taipan / Lenz & Partner, Dortmund. Erstes Fenster: relative Stärke zum S&P 500 und zweites Fenster: relative Stärke zum MSCI Welt.

Wie verträgt sich die obige Zusammenfassung mit der vor Monatsfrist publizierten Annahme, dass sich die Börse im Spannungsfeld zwischen Konjunktur und Geldpolitik auf die Seite der Geldpolitik schlagen wird und dadurch die Marktbreite zunimmt? Sehr gut, weil die Zunahme der Marktbreite sich nur langsam fort- setzt und sich bislang vor allem in einzelnen Industrien bemerkbar macht, aber kaum in ganzen Sektoren.

Dabei handelt es sich zumeist um ganze Industrien oder Teilen davon, die stark zurückversetzte Preise und damit auch reduziertes Kapitalgewicht aufweisen. Das ist ein ganz beachtlicher Unterschied zur Gewichtung der vom Innovations-Narrativ im Aufwind gehaltenen Sektorenindustrien.

Unifinanz Trust reg.

Alfons Cortés Senior Partner

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