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Predigt beim Eröffnungsgottesdienst der Sommerakademie „Pro Scientia“ zum Thema „Wasser“ in Raabs an der Thaya

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Wasser

Predigt beim Eröffnungsgottesdienst der Sommerakademie „Pro Scientia“

zum Thema „Wasser“

30. August 2021, Raabs an der Thaya

In den letzten Jahren wurde uns der Klimawandel anschaulich vor Augen geführt. Wasser war und ist mit Naturkatastrophen verbunden: Zerstörte Häuser und Straßen, mehr als 170 Tote und Menschen, die in einer Nacht im Juli 2021 alles verloren haben. Angesichts von Wasser- massen, die in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Sachsen, Bayern, Österreich verhee- rende Schäden in Milliardenhöhe angerichtet haben – Jahrhundertereignisse. Die Gletscher gehen massiv zurück. Trockenheit, Lärm, Staub und Luftverschmutzung beeinträchtigen die Lebensqualität. – Boden, Wasser, Luft sind lange vergessene, aber auch bedrohte Güter.

Bodenerosion und Bodenverschlechterung führen zu Muren, zu Hochwasser und zu sinken- den Grundwasserspiegeln. Und Wasser wird zum umkämpften Rohstoff. – Täglich werden wir daran erinnert, dass im Bereich der Umwelt etwas geschehen muss. Der Klimawandel entwi- ckelt sich zu einem Brennpunkt globaler Gerechtigkeit. Die Auswirkungen bedrohen die Lebensgrundlage vieler Menschen, Tiere und Pflanzen. Einige Grad Erwärmung können zu großen Problemen bei der Ernährung führen und neue Krankheiten auslösen. Konflikte um Wasser, Öl, Rohstoffe und Lebensräume führen in manchen Ländern schnell zu Kriegen. So bildet die Frage der Schöpfung eine Einheit mit der Frage nach Gerechtigkeit und Frieden.

Das Element Wasser ist Ursprung und Garantie unseres Lebens, wenn man die verschiede- nen Formen des Wassers vom Gletscher bis zum Wasserlauf, von der Quelle bis zu den Ther- men, von Wellness bis zur Unterhaltung, vom Bewässerungskanal bis zum Regen oder vom See bis zum Brunnen betrachtet. Flüsse sind Transportwege, Wasser ist Energie, Landwirt- schaft und somit Ernährung hängt ganz entscheidend vom Wasser ab. Wasser ist Nahrung aller Gewächse, Pflanzen und Samen, aller Organismen, die an der vitalen Funktion der Be- wegung, in deren Produktion der Mensch Nahrung und Labung findet. Sportarten wie Schifah- ren oder Schwimmen haben mit Wasser und seinen verschiedenen Temperaturen zu tun.

Wasser ist ein umfassendes Grundelement: Ökologie, Spiritualität, Gesundheit, Gemeinwe- sen, Politik, Krieg und Frieden, Energie und Nachhaltigkeit, Ernährung, Himmel und Hölle, Lebensraum und Mobilität sind einzubeziehen.

Burkina Faso

Burkina Faso habe ich als Innsbrucker Bischof 2005 und 2008 besucht.1 Mein Bild von Burkina Faso ist am stärksten vom Wasser, von Brunnen und Boulis geprägt. Das Wasser ist das größte Problem, so wurde uns gesagt, z. B. vom Gouverneur in Dori bei der Segnung des neuen Caritas-Zentrums. Am Wasser bzw. Mangel an Wasser oder verschmutztem Wasser hängen Mangel und Fehlernährung und viele Fragen der Gesundheit. Wasser ist heilig, Was- ser ist Leben, so die biblische Botschaft. In der Kathedrale von Ouagadougou sind zwei Bilder:

Mose schlägt Wasser aus dem Felsen (Ex 17), die Frau am Jakobsbrunnen (Joh 4). Bei den Staudämmen wird Gemüse angepflanzt, die Brunnen müssen 100 Meter tief sein, wenn man

1 Manfred Scheuer, Von Hexen, Wasser und Inkulturation, in: Isidore Ouedraogo, Nicht auf Sand bauen. Heraus- forderungen für das soziale Engagement der Kirche in Burkina Faso, Innsbruck university press 2012, 13–18.

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auf klares Wasser stoßen will. – Christen und Muslime haben sich in der Diözese Dori zusam- mengeschlossen, um dem Vordringen der Wüste im Sahelgebiet und der zunehmenden Was- ser- und Nahrungsmittelknappheit entgegenzuwirken. Gemeinsam legen sie Erdwälle an, pflanzen Bäume und bauen Brunnen.

Nigeria

Im Juli 2018 war ich in Diözesen Nigerias, aus denen Priester in der Diözese Linz wirken.2 In und bei den Häusern, auf den Straßen und auch in den Schulen ist insgesamt viel Staub, Schmutz und Müll da. Plastik, Moos, Moder, Bauruinen, Abfall lassen keine Ahnung von Schönheit aufkommen. Das tut dem Auge und auch der Seele weh. Das spiegelt schon etwas von den Menschen und von der Gesellschaft. In manchen Räumen bekomme ich Kopfweh, bei bestimmten Speisen und Getränken Durchfall. Umstände ermüden und manche Themen lähmen die Antriebskraft. Die Fliegen und die Mücken, der Müll und das Wasser, der Durchfall lassen den Appetit vergehen. Man hat keinen Bock mehr auf etwas und keinen Sinn, keinen Geschmack für das Gute und Schöne. – Wie schaut der Innenraum der Menschen aus und wie der Außenraum? Hygiene, Reinigung, Entrümpelung, Entstauben, Aufräumen, produktiv wegwerfen sind nicht nur körperliche, sondern auch spirituelle Aufgaben. „Die Kirche hat eine Verantwortung für die Schöpfung und muss diese Verantwortung auch öffentlich geltend machen. Und wenn sie das tut, muss sie nicht nur die Erde, das Wasser und die Luft als Gaben der Schöpfung verteidigen, die allen gehören. Sie muss vor allem den Menschen gegen seine Selbstzerstörung schützen. Es muss so etwas wie eine richtig verstandene Ökologie des Menschen geben. Die Beschädigung der Natur hängt nämlich eng mit der Kultur zusammen, die das menschliche Zusammenleben gestaltet. Wenn in der Gesellschaft die

‚Humanökologie‘ respektiert wird, profitiert davon auch die Umweltökologie.“3 Von einer recht verstandenen Ökologie des Menschen spricht auch Papst Franziskus.

Ökologie und Ethik

„Sauberes Trinkwasser ist eine Frage von vorrangiger Bedeutung, denn es ist unentbehrlich für das menschliche Leben und zur Erhaltung der Ökosysteme von Erde und Wasser. Die Süßwasserquellen versorgen die Bereiche von Gesundheitswesen, Landwirtschaft und Indust- rie. Über lange Zeit blieb der Wasservorrat relativ konstant, jetzt aber übersteigt an vielen Orten die Nachfrage das nachhaltige Angebot, mit schweren kurz- und langfristigen Folgen.

Große Städte, die von einem bedeutenden Volumen der Wasserspeicherung abhängig sind, erleiden zeitweise einen Ressourcenrückgang, der in kritischen Momenten nicht immer mit einer angemessenen Steuerung und mit Unparteilichkeit verwaltet wird. Die Knappheit an Gemeinschaftswasser besteht besonders in Afrika, wo große Teile der Bevölkerung keinen Zugang zu sicherem Trinkwasser haben oder unter Dürreperioden leiden, die die Produktion von Nahrungsmitteln erschweren. In einigen Ländern gibt es wasserreiche Regionen und zu- gleich andere, die unter schwerem Wassermangel leiden.“4

2 Manfred Scheuer, Ermächtigung zum Leben. Tagebuchnotizen und Reflexionen eines Besuchs der Partnerdiö- zesen in Nigeria, 13. bis 25.Juli 2018, hg. Katholische Kirche in Oberösterreich, Linz 2018.

3 Benedikt XVI., Enzyklika Caritas in Veritate über die ganzheitliche Entwicklung des Menschen in der Liebe und in der Wahrheit, Rom 2009, Nr. 7.

4 Papst Franziskus, Enzyklika Laudato si. Über die Sorge für das gemeinsame Haus, Vatikan Juni 2015, Nr. 28;

Ingeborg Gabriel, Die Enzyklika „Laudato Si‘“. Ein Meilenstein in der lehramtlichen Sozialverkündigung, in: IKaZ

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Unter dem Titel „Die Wasserfrage“ greift Papst Franziskus in seiner Sozialenzyklika „Laudato si“ die „Vernutzung“ der Natur durch die Menschen auf und macht deutlich, dass wir nicht so weiter wirtschaften können wie bisher. Wasser ist die Grundlage allen Lebens. Wasser ist Menschenrecht und gehört allen, auch zukünftigen Generationen. Wasser wird jedoch immer mehr zu einem Wirtschaftsfaktor und das Geschäft mit dem Wasser boomt. Die Privatisierung von Wasser wird vorangetrieben. Firmen kaufen weltweit Quellgebiete auf. „Watergrabbing“

ist auf dem Vormarsch. Tiefenbrunnen werden gebohrt, um sauberes Grundwasser abzufüllen.

Den armen Menschen der Umgebung bleibt wegen des absinkenden Grundwasserspiegels nur das verschmutze Wasser. Nach Einschätzung von Papst Franziskus dürften die Konflikte, die schon jetzt weltweit um Wasser geführt werden, weiter zunehmen, weil weltweite Unter- nehmen zunehmend das Wasser unter ihre Kontrolle bringen (vgl. Nr. 31). Die Fakten: Laut Resolutionstext der Vereinten Nationen von 2009 haben ca. 783 Millionen Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser, 2,6 Milliarden Menschen leben ohne jedwede sanitäre Grundversorgung. Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO beläuft sich weltweit die Zahl der jährlichen Toten in Folge von unsauberem Trinkwasser und schlechten hygienischen Bedingungen auf acht Millionen Menschen, davon 1,5 Millionen Kinder unter fünf Jahren. Momentan leiden weltweit bereits mehr als eine Milliarde Menschen unter extremer Wasserknappheit, nach Schätzungen der OECD wird es im Jahr 2030 die Hälfte der Weltbe- völkerung sein. Papst Franziskus betont, dass sauberes Trinkwasser eine Frage von vorran- giger Bedeutung ist (vgl. Nr. 28). „Ein besonders ernstes Problem, das täglich viele Todesopfer fordert, ist die Qualität des Wassers, das den Armen zur Verfügung steht. Unter den Armen sind Krankheiten im Zusammenhang mit Wasser häufig, einschließlich derer, die durch Mikro- organismen und chemische Substanzen verursacht werden. Diarrhoe und Cholera, die mit unangemessenen hygienischen Einrichtungen und mit einem ungeeigneten Wasservorrat zu- sammenhängen, sind ein bedeutender Faktor für das Leiden von Kindern und für die Kinder- sterblichkeit.“ (Nr. 29) Der Wasserverbrauch steigt gleichzeitig stetig an. Oftmals fehlt das Be- wusstsein. Als Ursachen benennt Papst Franziskus fehlende ökologische Erziehung und kul- turelle Gegebenheiten. In der Landwirtschaft ist der Wasserverbrauch für Fleischprodukte be- sonders hoch, verständlicherweise, da bereits für die Futtermittelerzeugung viel Wasser be- nötigt wird. Oder anders ausgedrückt: Mit steigendem Verarbeitungsgrad der Nahrungsmittel steigt auch der Wasserverbrauch. „Ein größerer Wassermangel wird einen Anstieg der Nah- rungsmittelpreise und der Kosten bestimmter Produkte verursachen, die vom Wasserver- brauch abhängen. Einige Forscher haben von der Möglichkeit eines akuten Wassermangels innerhalb weniger Jahrzehnte gewarnt, wenn nicht schnell gehandelt wird.“ (Nr. 31) Neben der Bestandsaufnahme zur weltweiten Versorgung mit sauberem Trinkwasser und der dringenden Herausforderungen unserer Tage nimmt Papst Franziskus aber auch die Umweltverschmut- zung unserer Flüsse, Seen und Meere in den Blick. „Das Grundwasser ist an vielen Orten durch die Verschmutzung bedroht, die von einigen Formen der Rohstoffgewinnung, von land- wirtschaftlichen und von industriellen Betrieben verursacht wird, vor allem in Ländern, in denen es keine Regelung und ausreichende Kontrolle gibt. Denken wir nicht nur an die Abfälle der Fabriken. Die Waschmittel und die chemischen Produkte, welche die Bevölkerung vielerorts in der Welt verwendet, sickern fortlaufend in Flüsse, Seen und Meere.“ (Nr. 29) Die Ressour- cen dieser Erde werden geplündert, geschädigt und zugrunde gerichtet. Der Papst bezieht dazu eindeutig Position: „Dazu haben wir kein Recht.“ (Nr.33) Unser Handeln heute schädigt nicht nur die Schöpfung, sondern ist ungerecht gegenüber kommenden Generationen. Tatsa- che ist: Das Wasser unserer Erde wird als Müllhalde missbraucht. Unser Wirtschaftssystem

44 (2015), 639-646; Mechthild Hartmann-Schäfers, Die Wasserfrage in der Enzyklika „Laudato si“, in:

https://www.kab.de/fileadmin/user_upload/kab_de/news/Die_Wasserfrage__2_.pdf

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produziert unvorstellbar viel Abfall mit einer langen Verfallsdauer. Hier ist beispielweise Plastik zu nennen. Jährlich werden 300.000 Millionen Tonnen Plastik hergestellt, allein 57 Millionen Tonnen in Europa. Jedes Jahr kommen 500 Milliarden Plastikflaschen in den Handel. Tendenz steigend. Die größten Abfallhalden für Plastik sind die Ozeane. Auch wenn Fischer schon statt zu fischen den Plastikmüll abschöpfen, besteht wissenschaftliche Einigkeit, dass es nicht mög- lich sein wird, den Plastikmüll aus den Meeren zu sammeln. Aus dem Plastik wird durch Wel- lenschlag und UV-Strahlung langlebiges Mikroplastik, das in vielen Meeresorganismen bereits nachweisbar ist. Die Folgen für die Tiere und durch die Nahrungskette auch für die Menschen sind unabsehbar. In der Enzyklika wird neben der Verschmutzung der Flüsse, Seen und Meere auf mehrere Beispiele nicht hinzunehmender Schädigungen des Wasserreichtums unserer Schöpfung hingewiesen: Schädigung des Amazonasgebietes, der Küstenregionen, Überfi- schung, Zerstörung der Korallenbänke. Neben dem Klimawandel wird die Umweltverschmut- zung als zentrale Herausforderung identifiziert, wobei die Menschen Verursacher und Opfer sind, auch weil in Folge die sozialen Ungerechtigkeiten zunehmen. Die „menschliche Umwelt und die natürliche Umwelt verschlechtern sich gemeinsam, und wir werden die Umweltzerstö- rung nicht sachgemäß angehen können, wenn wir nicht auf Ursachen achten, die mit dem Niedergang auf menschlicher und sozialer Ebene zusammenhängen. Tatsächlich schädigen der Verfall der Umwelt und der der Gesellschaft in besonderer Weise die Schwächsten des Planeten.“ (Nr. 48) Die ökologische Frage ist immer auch eine soziale Frage. Konsequenter- weise fordert Papst Franziskus eine „ganzheitliche Ökologie“, die das „ganze“ Haus in den Blick nimmt, da alles zusammenhängt, was gerade an der Wasserfrage sehr deutlich wird. Ein anderer auch verzichtender Umgang mit den natürlichen Ressourcen unserer Erde bedeutet aber nicht in Folge den Verlust von Lebensqualität, sondern eröffnet neue Perspektiven. „Eine ganzheitliche Ökologie beinhaltet auch, sich etwas Zeit zu nehmen, um den ruhigen Einklang mit der Schöpfung wiederzugewinnen, um über unseren Lebensstil und unsere Ideale nach- zudenken, um den Schöpfer zu betrachten, der unter uns und in unserer Umgebung lebt und dessen Gegenwart ‚nicht hergestellt, sondern entdeckt, enthüllt werden‘ muss.“ (Nr. 125)

Wasser ist Musik

Bei einer Spiritualität der Schöpfung sind Freude, Dankbarkeit und ein Gespür für das Schöne, der Geschmack am Guten nicht zu vergessen oder auszublenden. Es wäre fatal, die Wasser- frage ausschließlich als ethisches oder politisches Problem zu sehen. Gerade beim Wasser sind Ästhetik, Politik, Ethik, Ökonomie und Spiritualität sind zu verbinden: „Zu Zeiten sind wir Dachbewohner und pfeifen von allen Dächern. In anderen Zeiten leben wir in Kellern und sin- gen, um uns Mut zu machen und die Furcht im Dunkel zu überwinden. Wir brauchen Musik.

Das Gespenst ist die lautlose Welt.“5 Positiv geht es um den Geschmack am Guten, am Reich Gottes, um einen inneren Spürsinn für das, was wirklich Leben ist: Wähle das Leben (Dtn 30, 15-20).

Die Wassermusik (Water Music, HWV 348-350) von Georg Friedrich Händel (1685-1759) ist eine Sammlung von drei Suiten mit Ouvertüre und einundzwanzig Tanzsätzen mit repräsen- tativem Charakter. Sie untermalte eine Lustfahrt des englischen Königs Georg I., Kurfürst von Hannover, am 17. Juli 1717 auf der Themse.6...

5 Ingeborg Bachmann, Die wunderliche Musik; in: Ingeborg Bachmann, Werke, Essays, Reden, Vermischte Schriften, Hg. Christine Koschel (u.a.) Band 4, 3. Aufl., München Zürich, 1982, 45–58, 54.

6 Art. Händel Georg Friedrich, in: Brockhaus Riemann Musiklexikon in 4 Bd., hg. von Carl Dahlhaus und Hans Heinrich Eggebrecht, Bd. 2, 166–169.

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Der Komponist Bedrich (Friedrich) Smetana hat in seinem Orchesterwerk „Die Moldau“ den Flusslauf in Töne verwandelt: Die Musik beschreibt, wie aus den zwei sprudelnden Quellen ein kleiner Bach und später der breite Fluss wird, der majestätisch an der Burg Vysehrad in Prag vorbeifließt, bevor er zuletzt in die Elbe mündet. Das Werk entstand 1874, als Smetana bereits vollständig ertaubt war, und wurde am 4. April 1875 in Prag uraufgeführt.7

Das Klavierquintett opus post. 114 – D 667 in A-Dur von Franz Schubert ist unter dem Namen Forellenquintett bekannt.8 Es ist Schuberts einziges Klavierquintett und verlangt die aus heutiger Sicht unübliche Besetzung Pianoforte, Violine, Viola, Violoncello und Kontrabass.

Schubert begann die Komposition des heiteren Stücks vermutlich im Jahre 1819 während seines ersten Aufenthaltes in Steyr, Oberösterreich und vollendete es in Wien. Aus ihrem Titelblatt geht hervor, dass das Quintett auf Anregung und Wunsch des Steyrer Musikmäzens und Cellisten Silvester Paumgartner entstand und ihm auch gewidmet ist.

Der Walzer An der schönen blauen Donau (Donauwalzer) wurde von Johann Strauss (Sohn) im Spätherbst 1866 und Winter 1866/67 komponiert und am 15. Februar 1867 mit einer eige- nen Fassung mit dem Wiener Männergesang-Verein uraufgeführt. Der Walzer wurde bald zu einer heimlichen Hymne Österreichs und wird regelmäßig zum Jahreswechsel, sowohl um Mitternacht als auch beim Neujahrkonzert, gespielt.

Bei einem anderen großen Komponisten, Anton Bruckner, gibt es nicht unmittelbar einen Zusammenhang zwischen Wasser und Musik, wohl aber zwischen seiner Gesundheit und dem Wasser. Bruckner war 1864 und 1867 wegen eines Nervenleidens in Bad Kreuzen. Sein Auf- enthalt dauerte jeweils drei Monate. In seinem Brief vom 21. Juli 1867 an seinen Freund Rudolf Weinwurm beschreibt Bruckner genau den Tagesablauf in der Kuranstalt: „Lieber Freund! 1.

Das Bad Kreuzen ist nur Kaltwasserheilanstalt. Luft u Quellen sind sehr gut; aber die Anstalt selbst hat kein lobenswerthes Wasser. 2. Die Cur wird vorgenommen – mittelst Einpackungen (in feuchte Leintücher u Kotzen eingewickelt durch 1 o mehrere Stunden), ferner mittelst Halb- bäder (Abwaschungen), Sitzbäder, Abreibungen, Abklatschungen (auf nasse Leintücher) Fuß- bäder, Regen-, Douche- u Wellenbäder; Die Cur beginnt um 4 Uhr oder bald nachher Morgens u zwar irgend etwas von dem Genannten. Dann muß man wie nach jeder Cur zu den Quellen gehen zu trinken. Dann kalte saurer o süße Milch zum Frühstück mit Butter o Obst; als Erd- beeren dgl. Dann nach 10 Uhr 2. Cur wieder eines, aber meistens verschieden. Quellen wie oben. 12 Uhr Mittagessen gemeinschaftlich; Manche speisen auch allein (Suppe eine Fleisch- speise mit Gemüse u. dann Mehlspeise) pr Tag für Mittag 60 Kr) Nach 4 Uhr wieder Cur – Quellen wie oben. Dann: saure Milch etc wie zum Frühstück als Abendkost. Vor dem Schla- fengehen letzte Cur, jedoch diese nicht bei Allen. Ich z.B. habe Morgens jetzt: 1 Stunde Ein- packung dann Halbbad; ½ 11 Uhr Abklatschung dann Sitzbad; nach 4 Uhr Nachmittags das- selbe, o wenn es schön ist Wellenbad. Abends: Fußbad.“9

Wasser als Krankheit

In den Beinen: Ein Ödem entsteht, wenn sich Lymphflüssigkeit staut und nicht mehr richtig abfließen kann. Schwere, müde, dicke Beine und Füße sind das Resultat. Die Haut spannt

7 Art. Smetana, Bedrich (Friedrich), in: Musiklexikon Bd. 4, 167-168

8 Art. Schubert, Franz Peter, in: Musiklexikon Bd. 4, 126-130.

9 Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank.- ABIL 03.10.2017; Text bei 11/85f,Nr.53, 34/405-407, 830/125f und (nach dem Original) 936/69; Wiener Stadt- und Landesbibliothek, I.N. 35323 (936/69) http://www.abil.at/Datenbank_Scheder/Bruckner_Chonologie.php?we_objectID=12538

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mitunter unangenehm, Kleidung und Schmuck können Abdrücke hinterlassen. Auch Bewe- gungseinschränkungen sind möglich. Herzinsuffizienz ist eine häufige Ursache für Wasser in den Beinen. Bei einer Herzschwäche pumpt das Herz weniger bzw. langsamer als sonst Blut durch den Körper. Daher staut sich das Blut vor dem Herzen – also in den Venen. Der erhöhte Druck und die größere Flüssigkeitsmenge in den Beinvenen führt ebenfalls dazu, dass sich die Flüssigkeit im umliegenden Gewebe einlagert und die Beine anschwellen. Außerdem führt die verringerte Pumpleistung des Herzens dazu, dass auch die Niere schlechter durchblutet wird und dies als einen zu niedrigen Blutdruck fehlinterpretiert. Daraufhin scheidet die Niere weniger Wasser aus, um den vermeintlich zu niedrigen Blutdruck wieder zu erhöhen, was die Menge der überschüssigen Flüssigkeit im Körper noch weiter erhöht. Auf Dauer kann sich bei einer bestehenden Herzschwäche zusätzlich noch eine Nierenschwäche entwickeln, was den Körper zusätzlich belastet.

Wasser in der Lunge (Lungenödem): ist ein akut bedrohlicher Zustand mit schwerster Atemnot.

Es tritt Flüssigkeit aus den feinen Kapillargefäßen in das Gewebegerüst (Interstitium) und schließlich in die Lungenbläschen über, in denen der Gasaustausch stattfindet. Der wird durch den Flüssigkeitsandrang natürlich massiv behindert.

Wasser im Bauch: Das Bauchwasser wird in der Medizin als Aszites bezeichnet und ist immer ein Austritt von Flüssigkeit aus den Blutgefäßen des Bauchraumes. Dafür kann es verschie- dene Ursachen geben. Die häufigste Ursache ist ein hoher Druck in der Pfortader („portale Hypertension“), die bei Leberzirrhose und Herzinsuffizienz entsteht.

Cholera (früher auch Gallenruhr), ist eine schwere bakterielle Infektionskrankheit vorwiegend des Dünndarms. Die Infektion erfolgt zumeist über verunreinigtes Trinkwasser oder infizierte Nahrung. Die Bakterien können extremen Durchfall (mit „Reiswasserstühlen“) und starkes Er- brechen (Brechdurchfall) verursachen, was zu einer Exsikkose durch Elektrolytverlust mit Un- tertemperatur und Kollaps führen kann. Obwohl die meisten Infektionen (etwa 85 Prozent) ohne Symptome verlaufen, beträgt die Letalität bei Ausbruch der Krankheit unbehandelt zwi- schen 20 und 70 Prozent.

Wasser als Therapie

Die Hydrotherapie (deutsch Wasserheilkunde) ist die methodische Anwendung von Wasser zur therapeutischen Behandlung akuter oder chronischer Beschwerden, zur Stabilisierung von Körperfunktionen (Abhärtung), zur Vorbeugung, zur Rehabilitation und/oder zur Regeneration.

Vor allem wird der Temperaturreiz des Wassers genutzt, weniger der Druck oder der Auftrieb als therapeutischer Reiz. Verwendet wird Wasser in allen drei Aggregatzuständen: Eis, kaltes/temperiertes/warmes Wasser und Dampf. Die in ihren Wurzeln bis in die Antike zurückreichende Hydrotherapie ist als zwischen 1830 und 1850 dogmatisch und medizinkritisch angewendete Wasserheilkunde Teil und Grundlage der

„klassischen“ Naturheilkunde.10 Anwendungsformen sind Waschungen, Wickel, Auflagen und Packungen, Güsse Kneippsche Güsse, Bäder (Teil- und Vollbäder) mit und ohne Zusätze, Sauna und Dampfbäder, Bewegungsbäder, Wassertreten, Abreibungen …

10 Michael Anderson, Heilen mit Wasser. Güsse, Bäder, Wickel, Packungen, Wärme und Kälte. Wiesbaden 21995;

Hubertus Averbeck, Von der Kaltwasserkur bis zur physikalischen Therapie. Betrachtungen zu Personen und zur Zeit der wichtigsten Entwicklungen im 19. Jahrhundert, Bremen 2012.

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Thomas von Aquin stellt in der Summa Theologiae eine hochspekulative Frage: Lassen sich Schmerz und Traurigkeit durch Schlaf und Bäder lindern? Antwort: „Wie schon gesagt, steht die Traurigkeit ihrer Art nach der lebensvollen Bewegung des Leibes entgegen. Was daher die leibliche Natur in den erforderlichen Zustand lebensvoller Bewegung zurückversetzt, steht der Traurigkeit entgegen und lindert sie. Auch erzeugt es Lust, wenn durch derlei Heilmittel die Natur in ihren erforderlichen Zustand zurückgeführt wird. Dies nämlich ist es, was Lust erzeugt.

Da nun alle Lust die Traurigkeit lindert, lässt sich folglich durch derlei leibliche Heilmittel die Traurigkeit lindern.“11 Was ein Bad und ein Gesundheitsschlaf erreichen können, ist auf ande- rer Ebene manchmal einfach körperliche Bewegung: Im Wandern oder Laufen, Bergsteigen kann man Distanz zu Verkrampfungen finden, Aggressionen in den Boden stampfen, sich Probleme vom Leibe schwitzen, die Sinne läutern, Verstopfungen auflösen, die eigene Träg- heit überwinden.

Spiritualität

In der Symbolsprache steht Wasser als Zeichen der Fülle aller Möglichkeiten. Im Wasser ist der Uranfang alles Seienden enthalten. „Die Erde war wüst und wirr und Finsternis lag über der Urflut und Gottes Geist schwebte über dem Wasser“, so beginnt die biblische Schöpfungs- geschichte (Gen 1,2)12. „Die Elenden und die Armen suchen Wasser, doch es ist keines da;

ihre Zunge vertrocknet vor Durst. Ich, der Herr will sie erhören, ich, der Gott Israels, verlasse sie nicht. Auf den kahlen Hügeln lasse ich Ströme hervorbrechen und Quellen inmitten der Täler. Ich mache die Wüste zum Wasserteich und das ausgetrocknete Land zu sprudelnden Wassern.“ (Jes 41,17-18)

Jesus selbst nimmt das Wasser immer wieder in den Mund: „Wer einem von diesen Kleinen auch nur einen Becher frisches Wasser zu trinken gibt, weil es ein Jünger ist – Amen, ich sage euch: Er wird gewiss nicht um seinen Lohn kommen.“ (Mt 10, 42) „Ich war durstig und ihr habt mir (nichts) zu trinken gegeben.“ (Mt 25, 35.37.42) Der Jakobsbrunnen liegt auf dem Weg von Galiläa nach Jerusalem (Judäa) in Samarien. Nach dem Johannesevangelium (Joh 4,5-6) soll der israelitische Stammvater Jakob den Brunnen gegraben haben: „Wer von diesem Wasser trinkt, wird wieder Durst bekommen; wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird niemals mehr Durst haben; vielmehr wird das Wasser, das ich ihm gebe, in ihm zu einer Quelle werden, deren Wasser ins ewige Leben fließt.“ (Joh 4,13-14) Jesus rief: „Wer Durst hat, komme zu mir und es trinke, wer an mich glaubt! Wie die Schrift sagt: Aus seinem Inneren werden Ströme von lebendigem Wasser fließen.“ (Joh 7, 37-38)

Schwester Quelle, Bruder Fluss, keusches Wasser

Franz von Assisi spricht im Sonnengesang vom keuschen Wasser: „Gepriesen sei, du mein Herr, durch Schwester Quelle. Ihr Wasser ist nützlich und keusch, demütig und helle.“ Es geht um zärtlichen und ehrfürchtigen Umgang mit Schöpfung und auch mit Menschen, also um alles andere als um Beziehungsunfähigkeit und Isolation. Alles ist aufeinander bezogen, und alle Menschen sind als Brüder und Schwestern gemeinsam auf einer wunderbaren Pilgerschaft, miteinander verflochten durch die Liebe, die Gott für jedes seiner Geschöpfe hegt und die uns

11Thomas von Aquin, Summa Theologiae I-II 38,5.

12 Vgl. dazu Jörg Lauster, Der Heilige Geist. Eine Biographie, München 2021, 17-33.

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auch in zärtlicher Liebe mit „Bruder Sonne“, „Schwester Mond“, Bruder Fluss und Mutter Erde vereint.“13

Als Zeitpunkt für die Komposition des „Sonnengesanges“14 gibt die Leg. Per. näherhin „duobus annis ante obitum suum“ an, d. h. den Herbst 1224, als Franziskus nach der Stigmatisation auf dem Berg Alverna krank in einer Schilfhütte bei San Damiano lag.

Der Sonnengesang ist deshalb nicht einfach eine Naturschwärmerei. Sein Jubel ist die Reak- tion auf die innere Gewissheit der Erlösung in einer der finstersten Nächte, die ein Mensch durchleben kann. Der Sonnengesang ist ein Gebet, ein Lob Gottes durch die Natur, durch die Fülle der Schöpfung. Franziskus positioniert sich in diesem Lied nicht zur Natur, sondern zu Gott. In diesem Sinne ist der Sonnengesang aber auch ein klares Bekenntnis zur Natur als einer Schöpfung Gottes.

Weg der Reinigung

„Gott, sei mir gnädig nach deiner Huld, tilge meine Frevel nach deinem reichen Erbarmen!

Wasch meine Schuld von mir ab und mach mich rein von meiner Sünde.“ (Ps 51,3-4) Wasser ist mit Reinigung verbunden. Waschungen sind in den Religionen ein Bild für Reinigung von Sünde und Schuld, aber auch für die Reinigung der Sprache, der Kultur, des Denkens, des Gedächtnisses … Von Reinigung sprechen ganz unterschiedliche, teilweise vordergründig ge- gensätzliche spirituelle und philosophische Traditionen. So sind Mystik und Aufklärung einan- der gar nicht so fremd, wie es auf den ersten Blick erscheint. Dies lässt sich an der radikalen Selbstkritik bzw. Selbsterkenntnis, die an der Basis mystischer Wege steht, aber auch für die Aufklärung charakteristisch ist, zeigen15. Die Wahrung der Freiheit erfordert die Unterschei- dung der Geister mit einem Gespür bzw. mit der Analyse der Täuschungen in Gefühl und Erkenntnis. Und in diesem Anliegen sind sich mystische, spirituelle und aufgeklärte Traditionen näher, als manche Verächter der Spiritualität und der Mystik meinen (Ignatius, Teresa von Avila, Fenelon, Kant). In beiden Traditionen schlägt das Ideal der Reinigung bzw. Reinheit, Klarheit und Lauterkeit in allen Dimensionen der Wirklichkeit immer wieder durch. Die Mystiker, und nicht nur sie, suchen die reine Selbstlosigkeit der Liebe, Immanuel Kant die Reinheit der sittlichen Gesinnung (ohne jede sinnliche Neigung!). Die Anliegen von Mystik und Aufklärung sind wahlverwandt. Selbstaufklärung über die Bedingungen der Möglichkeit der eigenen Er- kenntnis, kritische Durchleuchtung aller vorfindlichen Bilder und Ergebnisse16, schonungslose Analyse des Subjekts und seiner Welt, eine Reinigung der sittlichen Motive (bis hin zu einem starken Antieudämonismus), die Entdeckung der Passivität der Vernunft ...17

Bei der „Reinigung des Gedächtnisses“ bedarf der Bereitschaft zur Selbstkritik und zum Ler- nen von den anderen. Papst Johannes Paul II. hat im Rahmen seiner großen Vergebungsbitte im Heiligen Jahr 2000 zur „Reinigung des Gedächtnisses“ hatte Johannes Paul II. die Kirche

13 Papst Franziskus, Enzyklika Laudato si, Nr. 92.

14 Franz von Assisi, Die Werke, Zürich 1979, 7f.

15 Zur Bedeutung der Selbsterkenntnis im geistlichen Leben vgl. Evagruius Ponticos, Augustinus, Ignatius von Loyola, Teresa von Avila.

16 Gerade Mystiker wie Meister Eckhart oder Johannes vom Kreuz sind die radikalsten Kritiker von vordergründiger Sucht nach Erfahrung, Visionen oder Wundern.

17 dazu Elmar Salmann, Der geteilte Logos. Zum offenen Prozess von neuzeitlichem Denken und Theologie, (Studia anselmiana 111) Roma 1992, 159.

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eingeladen, dass sie „vor Gott hinkniet und Verzeihung für die vergangenen und gegenwärti- gen Sünden ihrer Kinder erfleht“. Johannes Paul II. sprach damals von „der objektiven Verant- wortung, die die Christen verbindet, da sie Glieder des Mystischen Leibes Christi sind, und die die Gläubigen von heute dazu drängt – im Licht einer genauen historischen und theologischen Kenntnis – zusammen mit der eigenen Schuld auch die [Schuld] der Christen von gestern anzuerkennen. Auch wenn wir keine persönliche Verantwortung haben ..., tragen wir doch die Last der Irrungen und der Schuld derer, die uns vorangegangen sind. Die Verfehlungen der Vergangenheit anzuerkennen, trägt auch dazu bei, unsere Gewissen angesichts der Heraus- forderungen der Gegenwart wieder zu wecken.“

Das Gleichnis vom Wasser18

Teresa von Avila (1515 – 1582) ist eine der sympathischsten und faszinierendsten Frauenge- stalten der Kirchengeschichte. Sie ist geistvoll und mystisch begabt, in ihrer Frömmigkeit ist sie keine Verächterin der Theologie. Zudem ist sie auch recht menschlich, erfrischend spontan und herzlich, alles andere als frömmelnd und umständlich. Ihre leidenschaftliche Christusliebe verkürzt ihre Menschlichkeit nicht, im Gegenteil, sie dynamisiert diese. Wasser Und Bewässe- rung sind für sie am besten geeignet, um geistliche Erfahrungen und Prozesse zu erläutern:

„Schauen wir nun, auf welche Weise man bewässern kann, damit wir erkennen, was wir tun müssen, und ob die Mühe, die uns das kosten wird, größer ist als der Gewinn, oder wie lange wir sie aufwenden müssen. Ich meine, dass man auf viererlei Weisen bewässern kann: Ent- weder, indem man Wasser aus einem Brunnen schöpft, was uns große Anstrengung kostet;

oder mit Hilfe von Schöpfrad und Rohrleitungen, wo das Wässer mit einer Drehkurbel herauf- geholt wird; ich habe es selbst manchmal heraufgeholt: das ist weniger anstrengend als jene andere Art und fördert mehr Wässer, oder aus einem Fluss oder Bach: Damit wird viel besser bewässert, weil die Erde besser mit Wässer durchtränkt wird und man nicht so oft bewässern muss, und es ist für den Gärtner viel weniger anstrengend; oder indem es stark regnet; dann bewässert der Herr ihn ohne jede Anstrengung unsererseits, und das ist unvergleichlich viel besser als alles, was gesagt wurde. … Diese vier Arten der Bewässerung … etwas von den vier Gebetsstufen erläutern zu können, in die der Herr in seiner Güte meine Seele manchmal versetzt hat.“19

Im Bewässerungsgleichnis versucht Teresa die verschiedenen Arten des Gebetes zu be- schreiben. Ihre Vorliebe für das Bild des Wassers erwähnt sie an anderer Stelle: „Das, was ich Wonnen Gottes nenne und an anderer Stelle als Gebet der Ruhe bezeichnet habe, ist von ganz anderer Art, wie es diejenigen von euch, die es durch Gottes Erbarmen erlebt haben, verstehen werden. Stellen wir uns vor, um es besser zu verstehen, wir sähen zwei Brunnen mit zwei Becken, die sich mit Wasser füllen. Ich finde nichts Passenderes, um gewisse geist- liche Dinge zu erklären als das Wasser; ich habe es, weil ich wenig weiß und meine Intelligenz mir auch wenig weiterhilft und ich dieses Element sehr liebe, aufmerksamer betrachtet als andere Dinge. … Diese beiden Becken füllen sich auf unterschiedliche Weisen mit Wasser:

Beim einen kommt es von weiter her durch viele Röhren und Technik; das andere ist unmittel- bar am Quellort des Wassers erbaut und füllt sich nach und nach ohne jedes Geräusch, und wenn die Quelle überströmend ist, …, dann strömt aus ihr ein gewaltiger Bach hervor, sobald

18 Gemma Hinricher, Alle sind eingeladen. Zur Gotteserfahrung und Gebetslehre Teresas von Avila, in: GuL 54 (1981) 54–61.

19 Teresa von Avila, Das Buch meines Lebens (GW Bd. 1, hg., übersetzt und eingeleitet von Ulrich Dobhan OCD und Elisabeth Peeters OCD), Freiburg i. B. 2001, XI 8–9, S. 186f.

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das Becken voll ist. … Die andere Quelle bekommt das Wasser von seinem Ursprung selbst, der Gott ist.“20

Volksfrömmigkeit

In der Volksfrömmigkeit haben Heilige wie Christophorus, Florian oder Johannes Nepomuk einen speziellen Bezug zum Wasser. Quellen im Besonderen hatten einen mystischen und religiösen Charakter. In der Antike sind Quellen mit Wassergottheiten verbunden gewesen.

Der Volksglaube verbindet an Wallfahrtsorten die Muttergottes mit Quellen: „Lourdes: 9. Er- scheinung: Donnerstag, 25. Februar 1858. Die Dame teilt Bernadette ein drittes Geheimnis mit; dann sagt sie: Und nun trinke und wasche dich in der Quelle und iß von den Kräutern, die dort wachsen!“ Unter den grabenden Händen des Mädchens entspringt im linken Teil der Höhle die Quelle. – Am folgenden Tag bleibt die Erscheinung aus. Es geschieht das erste Wunder: Der Steinbrucharbeiter Bouriette wird durch das Wasser der Quelle geheilt; sein rech- tes, von Steinsplitten zerstörtes Auge erhält die Sehkraft wieder.“21

+ Manfred Scheuer Bischof von Linz

20 Teresa von Avila, Wohnungen der Inneren Burg (GW Bd. 4, hg., übersetzt und eingeleitet von Ulrich Dobhan OCD und Elisabeth Peeters OCD), Freiburg i. B. 2005, IV 2–4, S. 151–153.

21 Marianisches Lourdeskomitee Wien, Pilgergebetsbuch. Gebete und Lieder Unserer Lieben Frau von Lourdes, Wien 2006, 216f.

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