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Gute Gründe für eine baldige Wende PRESSEMITTEILUNG

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Herausgeber: Institut der deutschen Wirtschaft Köln / Verantwortlich für den Inhalt: Karl Schawinsky / Telefon 0221 4981-531 schawinsky@iwkoeln.de / www.iwkoeln.de / Verlag und Druck: Institut der deutschen Wirtschaft Köln Medien GmbH, Postfach 10 18 63, 50458 Köln / Konrad-Adenauer-Ufer 21, 50668 Köln

pressemitteilung@iwkoeln.de iwkoeln.de

Niedrigzinsen

Gute Gründe für eine baldige Wende

Von der heutigen Sitzung des Rats der Europäischen Zentralbank (EZB) erwarten viele Beobachter weitere Zinssenkungen. Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) spricht sich gegen einen solchen Schritt aus und warnt vor wachsen- den Risiken der Niedrigzinsen, wie aus der heute vorgelegten IW-Studie „Das aktuelle Niedrigzinsumfeld: Ursachen, Wirkungen und Auswege“ hervorgeht.

Auch wenn die EZB bei ihrer Niedrigzinspolitik bleibt, sprechen laut IW handfeste Ar- gumente für eine baldige Zinswende. Wichtigster Grund sei die positive konjunkturelle Entwicklung im Euroraum und in den ehemaligen Krisenländern. Auch dort zeigten Frühindikatoren wie Auftragseingänge und Einkaufsmanager-Indizes seit längerem deutlich nach oben. Die Untersuchung, die im Auftrag des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) erstellt wurde, nennt als weitere Gründe die erfolgreichen Strukturreformen in den Euro-Krisenländern sowie spürbare Fortschritte bei der Konsolidierung des Bankensektors. So steigerten die großen Banken der Euro- zone den Durchschnitt (Median) ihrer risikogewichteten Eigenkapitalquote deutlich von rund 8 Prozent im Jahr 2007 auf zuletzt rund 13 Prozent.

All dies spreche gegen Deflationssorgen und für anziehende Inflationsraten. IW-Direktor Prof. Michael Hüther: „Nach unserer Einschätzung ist auf dieser Basis eine vorsichtige Zinswende im zweiten Halbjahr 2015 möglich. Wenn sich das gesamtwirtschaftliche Umfeld weiter wie erwartet normalisiert, kann die EZB bald vom Krisen- in den Nor- malmodus umschalten.“ Zu der gleichen Einschätzung kommt GDV-Präsident Alexan- der Erdland: „Der Wind beginnt sich zu drehen. Wir sollten deshalb den neuen Kurs abstecken und Segel und Mannschaft auf die Wende vorbereiten. Es ist Zeit für eine Zinswende.“

Für die Zinswende ist, so die Studie, Augenmaß erforderlich. Ein zu schneller Ausstieg aus der Niedrigzinsphase könne die Langfristzinsen zu schnell steigen lassen. Die IW- Forscher schlagen eine "schonend" gestaltete Zinswende vor. Dazu solle die EZB die Leitzinsen anfangs in nur sehr kleinen Schritten anheben. Wichtig sei zudem, die Märk- te rechtzeitig auf Zinserhöhungen vorzubereiten, um Verunsicherung zu vermeiden.

IW-Studie "Das aktuelle Niedrigzinsumfeld: Ursachen, Wirkungen und Auswege"

Ansprechpartner im IW: Jürgen Matthes, Markus Demary, Telefon: 0172 388 1002

PRESSEMITTEILUNG

Pressemitteilung Nr. 23 5. Juni 2014

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tion. Deshalb fordern sie von der EZB eine weitere geldpolitische Lo- ckerung und den Einsatz unkonven- tioneller Instrumente wie negative Einlagenzinsen für die Banken.

Zwar müssen die Währungshüter die Gefahr eines länger anhaltenden Preisverfalls im Blick behalten, die Zinsen sollten sie jetzt jedoch nicht weiter senken. Denn die Deflations- gefahren sind übertrieben: Zum ei- nen sinken die Preise nicht auf brei- ter Front; zum anderen steckt hinter dem sinkenden Preisniveau teilweise nichts anderes, als dass die Krisen- länder an preislicher Wettbewerbs- fähigkeit zurückgewinnen.

Stabilere Banken. Auch das Ban- kensystem hat sich mittlerweile deut- lich verbessert – abzulesen ist das an der Kapitalausstattung:

Die großen Banken der Eurozone haben ihre durchschnittliche, nach Risikoklassen gewichtete Eigenkapi- talquote von rund 8 Prozent im Jahr 2007 auf rund 13 Prozent gesteigert.

Dahinter stehen vor allem höhere staatliche Kapitalanforderungen und Reformen im Bankensystem, was zu sinkenden Risikoaufschlägen beigetragen hat (Grafik):

Die Ausfallrisiken für Staats- und Bankanleihen in der Eurozone sind massiv gesunken – und mit ihnen die Spreads, also die Risikoaufschläge auf die Zinsen.

Folglich können sich viele Finanz- institute wieder günstiger finanzie- ren. Allerdings nicht alle: Gerade einige Banken aus den Krisenlän- dern haben das Vertrauen der Fi- nanzmärkte noch nicht vollständig zurückgewonnen. Grund dafür ist, dass im Laufe der Wirtschaftskrise Wenn sich der Aufschwung in der

Eurozone weiter stabilisiert, werden auch die derzeit sehr niedrigen Infla- tionsraten anziehen – eine zentrale Voraussetzung für die Zinswende.

Keine Deflationsspirale. Wegen der aktuell geringen Teuerung fürch- ten manche Beobachter eine Defla- Niedrigzinspolitik. In der Banken- und Schuldenkrise waren niedrige Leit-

zinsen ein probates Mittel, inzwischen aber birgt diese Strategie immer mehr Nachteile. Eine Studie des IW Köln zeigt, dass unter bestimmten Bedingungen eine wohldosierte Zinswende im zweiten Halbjahr 2015 möglich wäre.

Mit 0,25 Prozent steht der Leit- zins der Europäischen Zentralbank (EZB) seit November 2013 auf einem historisch niedrigen Niveau.

Weil die Minizinsen aber auf Dauer wie eine Enteignung der Sparer wir- ken und die private Vorsorge quasi aushebeln, muss irgendwann die Zinswende kommen. Das ist laut einer Studie des Instituts der deut- schen Wirtschaft Köln (IW) mög- lich, sofern sich die Wirtschaftslage im Euroraum weiter normalisiert.

Und das scheint der Fall zu sein:

Stabilere Konjunktur. Die Wachs- tumsaussichten haben sich deutlich verbessert. Schrumpfte die Wirt- schaft im Euroraum 2012 noch um 0,7 Prozent, wird für das laufende Jahr ein Plus von gut 1 Prozent pro- gnostiziert, und 2015 dürften es so- gar gut 1,5 Prozent sein.

Diese Prognosen stützen sich auf eine Reihe von Frühindikatoren, wie sie der aggregierte OECD-Konjunk- turindikator zusammenfasst (Grafik Seite 7):

Seit gut einem Jahr verbessert sich der OECD-Indikator für den Euro- raum von Monat zu Monat – er liegt inzwischen auch in den Krisenländern über dem langfristigen Durchschnitt.

Zudem bescheinigt die OECD den Krisenländern, zahlreiche Strukturreformen umgesetzt zu ha- ben. Die Erfolge dürften sich schon bald zeigen – in Form von mehr Produktivität, Wachstum, Beschäf- tigung und Wettbewerbsfähigkeit.

iw-dienst

Vorsichtige Zinswende möglich

© 2014 IW Medien · iwd 24

Stand: jeweils letzter Tag im Quartal, letzter Wert 30. 4. 2014;

Banken wurden mit ihrer Bilanzsumme gewichtet, Staaten mit ihrem Bruttoinlandsprodukt

Ursprungsdaten: Bloomberg, Eurostat

Die Finanzmärkte

fassen wieder Vertrauen

Mit Credit Default Swaps (CDS) kann sich ein Investor gegen den Ausfall einer Anleihe ver- sichern. Steigt das Ausfallrisiko einer Anleihe, wird die Versicherung teurer, was sich in einem höheren Spread – einem Risikoaufschlag auf die Zinsen – ausdrückt.

Ausfallrisiken von Bankanleihen und Staats- anleihen des Euroraums gemessen anhand der gewichteten CDS-Spreads in Basispunkten (100 Basispunkte = 1 Prozentpunkt)

Staaten der Eurozone

0 300

200

100

0 300

200

100

2008 2009 2010 2011

2012 2013

2014

20,4 52,6

79,9

64,7

Systemrelevante Banken der Eurozone

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figeren Zinsschritten. Zugleich sollte die EZB die Erwartungen der Fi- nanzmärkte mit einer intensiven Kommunikationsstrategie so gut wie möglich zu steuern versuchen.

Schonende Zinswende. Wenn sich das gesamtwirtschaftliche Umfeld weiter verbessert, könnte die EZB im zweiten Halbjahr 2015 beginnen, aus der Niedrigzinsphase auszusteigen.

Allerdings gilt es zu verhindern, dass die Finanzmärkte davon überrascht werden und überreagieren – wie im Mai 2013 in den USA. Daher sollte die EZB den Leitzins nicht gleich um 0,25 oder 0,5 Prozentpunkte im Quartalsabstand erhöhen, sondern zunächst in sehr kleinen, aber häu- der Umfang an notleidenden Kre-

diten stark gestiegen ist. Die betrof- fenen Banken vergeben daher kaum Kredite an Unternehmen und Pri- vathaushalte, was den Aufschwung im Keim ersticken könnte.

Deshalb sollten diese Banken beim anstehenden Stresstest der EZB gezwungen werden, ihre Bi- lanzlöcher zu stopfen – womit eine weitere Voraussetzung für den Aus- stieg aus der Niedrigzinsphase besser erfüllt wäre.

Staatsverschuldung und fiskalische Dominanz. Kritiker behaupten, die Geldpolitik sei zum Handlanger der hoch verschuldeten Eurostaaten ge- worden. Sie müsse ihr Hauptziel – Preisstabilität – hintanstellen, um über anhaltende Niedrigzinsen die Zahlungsfähigkeit der Staaten zu sichern. Das bezeichnen Ökonomen als „fiskalische Dominanz“.

Diese Sorge ist zwar verständlich, sie sollte aber nicht übertrieben wer- den. Zwar zeigen sich beim Schul- denabbau im Euroraum bisher kaum Fortschritte. Die strukturellen Haus- haltsdefizite der Staaten sinken aber kontinuierlich und die staatlichen Zinsquoten sind erträglich. Daher kann die EZB den Leitzins durchaus auf ein neutrales Niveau anheben, ohne die Tragfähigkeit der Staats- schulden in der Breite zu gefährden.

Privatverschuldung. Die hohe Ver- schuldung von privaten Unterneh- men und Haushalten kann in einigen Ländern die Nachfrage für längere Zeit dämpfen. Ziel muss daher ein Schuldenabbau sein, der das Wachs- tum so wenig wie möglich beein- trächtigt – dazu gehören Schulden- und Zinsnachlässe, Tilgungsstre- ckungen und gegebenenfalls auch Insolvenzen. Vor allem in Griechen- land und Italien bedarf es dazu wei- terer Reformen des Insolvenzrechts.

iw-dienst

© 2014 IW Medien · iwd 24

Quelle: OECD

Krisenländer: Das Schlimmste ist vorbei

Aggregierter Konjunkturindikator der OECD, der beispielsweise die Auftragseingänge, das Geschäftsklima, die Produktionserwartungen und die Einzelhandelsumsätze enthält (langfristiger Durchschnitt = 100)

2012J F M A M J J A S O N D

Griechenland

Irland

Italien

Portugal

Spanien

Euroraum

96 102 100 98

96 102 104

100 98

96 102 100 98

96 102 100 98

96 102 100 98

96 102 100 98

2007

104,8 101,1

101,7

102,7

102,1

101,8

102,7

101,3

101,5

103,0

102,8

101,2

2008 2009 2010 2011

2013

J F M A M J J A S O N D 2014 J F M A M J

Information

IW-Studie

iwkoeln.de/niedrigzinsen Markus Demary, Jürgen Matthes:

Das aktuelle Niedrigzinsumfeld:

Ursachen, Wirkungen und Auswege, Studie für den Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V.

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