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Einfluss des Heterostrukturdesigns auf die Effizienz und die optische Polarisation von (In)AlGaN-basierten Leuchtdioden im ultravioletten Spektralbereich

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Academic year: 2021

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Einfluss des Heterostrukturdesigns auf die

Effizienz und die optische Polarisation von

(In)AlGaN-basierten Leuchtdioden im

ultravioletten Spektralbereich

vorgelegt von

Diplom-Physiker Tim Kolbe

Brandenburg an der Havel

Von der Fakult¨at II - Mathematik und Naturwissenschaften der Technischen Universit¨at Berlin

zur Erlangung des akademischen Grades Doktor der Naturwissenschaften

(Dr. rer. nat.) genehmigte Dissertation Promotionsausschuss: Vorsitzender: Prof. Dr. M. Lehmann Gutachter: Prof. Dr. M. Kneissl Prof. Dr. F. Scholz PD Dr. habil. M. Weyers

Tag der wissenschaftlichen Aussprache: 23. November 2012

Berlin 2012 D83

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-Einfluss des Heterostrukturdesigns auf die Effizienz und die optische Polarisation von (In)AlGaN-basierten Leuchtdioden im ultravioletten

Spektralbereich Tim Kolbe

In dieser Arbeit wird der Einfluss des Heterostrukturdesigns auf die externe Quanteneffi-zienz (EQE) von ultravioletten (UV) Leuchtdioden (LEDs) untersucht. Durch Simulatio-nen der LED-Heterostruktur in Kombination mit Elektrolumineszenzmessungen an 320 nm LEDs konnte eine gezielte Verbesserung der Heterostruktur und damit der internen Quan-teneffizienz (IQE) der LEDs erreicht werden. Neben der IQE spielt auch die Extrakti-onseffizienz eine wichtige Rolle, um LEDs mit einer m¨oglichst hohen EQE zu realisieren. Daher wurde im zweiten Teil der Arbeit die ¨Anderung der Polarisation der senkrecht zur c-Achse emittierten Elektrolumineszenz mit steigendem Aluminiumgehalt der aktiven Zone weltweit erstmals systematisch untersucht, da sie eine entscheidende Rolle f¨ur die Extrak-tionseffizienz der LEDs spielt.

F¨ur eine Erh¨ohung der IQE sind die Reduzierung der Defektdichte in den einzelnen Schich-ten sowie das Design der aktiven Zone und der ElektronensperrschichSchich-ten von entscheidender Bedeutung. Durch eine gezielte Verbesserung dieser Parameter konnte die nichtstrahlen-de Rekombination nichtstrahlen-der Ladungstr¨ager an Defekten reduziert, die Ladungstr¨agerinjektion und der Ladungstr¨agereinschluss gesteigert werden, was die IQE der LEDs deutlich erh¨oht hat. Bei der Untersuchung des Einflusses der Defektdichte konnte eine Reduzierung der Lichtleistung um einen Faktor von 4,6 bei einer Zunahme der Defektdichte um rund eine Gr¨oßenordnung in 380 nm LEDs beobachtet werden. Der gleiche tendenzielle Verlauf ergab sich auch f¨ur 320 nm LEDs in Simulationen. Zudem zeigten Untersuchungen an 320 nm LEDs, dass die h¨ochste Lichtleistung f¨ur LEDs mit einer Quantenfilmbreite von 2 nm und einer AlGaN:Mg-Elektronensperrschicht mit einer Aluminiumkonzentration zwischen 42 % und 45 % erzielt werden konnte. Außerdem wurde deutlich, dass aufgrund der sehr asymme-trischen Verteilung der Ladungstr¨ager in den Quantenfilmen die Lichtleistung unabh¨angig von der Quantenfilmanzahl der LEDs ist.

Im zweiten Teil der Arbeit wurde die optische Polarisation der senkrecht zur c-Achse emit-tierten Elektrolumineszenz von UVA-, UVB- und UVC-LEDs untersucht. Dabei konnte f¨ur die LEDs auf den Saphirsubstraten eine nahezu lineare Abh¨angigkeit des Polarisations-grades von der Wellenl¨ange beobachtet werden. Eine ¨Anderung der dominanten Polarisa-tion ließ sich f¨ur LEDs mit einer Wellenl¨ange um 300 nm nachweisen. F¨ur gr¨oßere Wel-lenl¨angen wurde eine dominante transversal elektrisch (TE) und f¨ur kleinere Wellenl¨angen eine dominante transversal magnetisch (TM) polarisierte Emission beobachtet. Dies konn-te durch konn-temperaturabh¨angige Polarisationsmessungen best¨atigt werden. Zudem wurde ge-zeigt, dass eine Kontrolle des Polarisationsgrades durch eine gezielte Verspannung der LED-Heterostuktur m¨oglich ist. So konnte f¨ur 253 nm LEDs durch einen Wechsel der Substra-te eine ¨Anderung der dominanten Polarisation von einer haupts¨achlich TM-polarisierten Emission f¨ur LEDs auf den Saphirsubstraten zu einer haupts¨achlich TE-polarisierten Emis-sion f¨ur pseudomorph gewachsene LEDs auf AlN-Substraten beobachtet werden.

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Influence of the heterostructure design on the efficiency and the optical polarization of (In)AlGaN-based light emitting diodes in the ultraviolet

spectral region Tim Kolbe

In this work the influence of the heterostructure design on the external quantum efficiency (EQE) of ultraviolet (UV) light emitting diodes (LEDs) has been investigated. By simulati-ons of the LED heterostructure in combination with electroluminescence measurements on 320 nm LEDs a systematic improvement of the heterostructure and therefore a systematic improvement of the internal quantum efficiency (IQE) of the LEDs could be achieved. In addition to the IQE, the extraction efficiency plays also an important role in realising LEDs with a high EQE. Therefore, in the second part of this work the polarisation of the in-plane emitted electroluminescence has been investigated, with increasing aluminium content of the active region, for the first time worldwide because the polarisation of the light plays a decisive role in the extraction efficiency of the LEDs.

For an increase in the IQE, a reduction of the dislocation density in specific layers as well as the design of the active region and of the electron blocking layer is vitally important. By a systematic improvement of these parameters the non-radiative recombination of the carriers at the defects could be reduced, the carrier injection and carrier confinement could be increased which clearly improved the IQE of the LEDs. During the investigation of the influence of the dislocation density in 380 nm LEDs, a reduction of the light output power by a factor of 4.6 was found if the dislocation density increases by around one order of magnitude. The same trend was observed in 320 nm LEDs by simulations. Furthermore, the investigations on 320 nm LEDs have shown that the highest light output power can be found for LEDs with 2 nm thick quantum wells and an AlGaN:Mg electron blocking layer with aluminium content between 42 % and 45 %. Additional, it was observed that the output power of the 320 nm LEDs is independent of the number of quantum wells because of the asymmetric distribution of the carriers.

In the second part of this work the in-plane electroluminescence of UVA-, UVB- and UVC-LEDs has been investigated. For the LEDs on sapphire substrates, a nearly linear dependency of the degree of polarisation on the wavelength could be observed. A change of the dominant polarisation could be demonstrated for a wavelength of around 300 nm. For larger wavelengths a dominant transversal electric (TE) and for smaller wavelengths a do-minant transversal magnetic (TM) polarised emission could be observed. This could be also confirmed by temperature dependent measurements. Additionally, it could be shown that the degree of polarisation can be controlled by a systematic strain in the LED heterostruc-ture. Thus, for 253 nm LEDs a change of the dominant polarisation from a mainly TM polarised emission, for LEDs on sapphire substrates, to a mainly TE polarised emission, for pseudomorphically grown LEDs on AlN-substrates, could be observed.

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(7)

Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung 1

2 Grundlagen AlGaN-basierter ultravioletter LEDs 5

2.1 Materialeigenschaften von GaN, AlN und deren Verbindungen . . . 5

2.2 Dotierung von AlGaN . . . 12

2.3 Aktive Zone und Ladungstr¨agereinschluss . . . 14

2.4 Quantum Confined Stark Effekt . . . 16

3 Physikalische Grundlagen des Simulationsmodells 19 3.1 Drift-Diffusions-Modell . . . 19

3.2 Berechnung der Ladungstr¨agerdichten . . . 20

3.3 Strahlende und nichtstrahlende Rekombinationsprozesse . . . 21

3.4 Berechnung der Energieniveaus, Wellenfunktionen und Emissionsspektren . 23 3.5 Grenzen der Simulationssoftware . . . 23

4 Herstellung, Aufbau und Charakterisierung von UV-LEDs 27 4.1 Metallorganische Gasphasenepitaxie . . . 27

4.2 Aufbau der LED-Heterostruktur . . . 27

4.3 Prozessierung der LEDs . . . 29

4.4 Elektrolumineszenzspektroskopie . . . 32

5 Steigerung der internen Quanteneffizienz von UV-LEDs 35 5.1 Einfluss der Defektdichte . . . 36

5.2 Einfluss der aktiven Zone . . . 43

5.2.1 Quantenfilmbreite . . . 43

5.2.2 Quantenfilmanzahl . . . 48

5.3 Untersuchung der Ladungstr¨agerinjektion . . . 52

5.3.1 Aluminiumkonzentration der Elektronensperrschicht . . . 53

5.3.2 Dotierung der Elektronensperrschicht . . . 57

5.3.3 Integration einer Zwischenschicht . . . 61 5.4 Zusammenfassung: Steigerung der internen Quanteneffizienz von UV-LEDs 68

(8)

Inhaltsverzeichnis

6 Polarisationsabh¨angigkeit der lateralen Emission von UV-LEDs 73

6.1 Einfluss der Emissionswellenl¨ange . . . 75

6.2 Einfluss der Temperatur auf die optische Polarisation . . . 79

6.3 Abh¨angigkeit der optischen Polarisation von der Verspannung der aktiven Zone . . . 83

6.3.1 Einfluss der Quantenfilmbarrieren . . . 83

6.3.2 Einfluss des Substrates . . . 86

6.4 Stromabh¨angigkeit der optischen Polarisation . . . 90

6.5 Zusammenfassung: Polarisationsabh¨angigkeit der lateralen Elektrolumines-zenz . . . 92

7 Zusammenfassung und Ausblick 95

Abk¨urzungsverzeichnis 101 Simulationsparameter 103 Abbildungsverzeichnis 105 Literaturverzeichnis 109 Publikationen 123 Eingereichte Patente 125 Vortr¨age 127 Danksagung 129

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1

Einleitung

Das Gruppe-III-Nitridsystem mit den Verbindungshalbleitern Aluminiumnitrid (AlN), Gal-liumnitrid (GaN) und Indiumnitrid (InN) ist sehr interessant f¨ur die Anwendung in opto-elektronischen Bauelementen. Wegen des großen direkten Bandl¨uckenbereichs dieses Mate-rialsystems (von 0,7 eV f¨ur InN [WWS+02] bis 6,0 eV f¨ur AlN [FLNT10]) kann ein breiter spektraler Emissionsbereich abgedeckt werden. Eingesetzt werden diese Materialien heut-zutage z.B. in lichtemittierenden Dioden (vom ultravioletten (UV) bis gr¨unen Spektralbe-reich) sowie in violetten, blauen und gr¨unen Laserdioden.

Der große Durchbruch bei den nitrid-basierten Halbleitern gelang Mitte der 80er Jahre durch die Abscheidung von qualitativ guten GaN-Schichten auf Saphirsubstraten. Dies wurde durch den Einsatz einer AlN-Nukleationsschicht erreicht. Zuerst 1982 mittels Mo-lekularstahlepitaxie [YMG83] und dann drei Jahre sp¨ater mit der metallorganischen Gas-phasenepitaxie (MOVPE1) [ASA86]. Weiterhin konnte 1989 erstmals die p-Leitung in GaN

durch den Beschuss einer mit Magnesium dotierten GaN-Schicht mit niederenergetischen Elektronen realisiert werden [AKHA89]. Drei Jahre sp¨ater wurde dann ¨uber eine ther-mische Aktivierung der p-Dotierung berichtet [NMSI92]. Ab diesem Zeitpunkt schritt die Forschung und Entwicklung bei den Nitridhalbleitern schnell voran, so dass bereits ein Jahr sp¨ater die ersten kommerziellen blauen GaN-basierten lichtemittierenden Dioden (LEDs) von Nichia erh¨altlich waren [NMS94].

Die Entwicklung von UV-LEDs begann deutlich sp¨ater. Selbst in der heutigen Zeit sind UV-LEDs mit einer Emissionswellenl¨ange unter 340 nm nur von einer Firma kommerziel erh¨altlich, obwohl es zahlreiche Anwendungen f¨ur diese LEDs g¨abe, wie z.B. im medi-zinischen Bereich, zum Aush¨arten von Lacken und Klebstoffen, f¨ur die Br¨aunung oder zur Wasserdesinfektion und Sterilisation von Gegenst¨anden [WKL+11; DaWPIN+05]. Das

Problem bei der Nutzung von UV-LEDs f¨ur diese Anwendungen sind die gegenwertig noch zu hohen Kosten der LEDs bei einer gleichzeitig sehr geringen Lichtleistung. Trotz dieser Nachteile wurde im Rahmen dieser Arbeit2 bereits ein erstes Wasserdesinfektionsmodul

entwickelt, um die Funktionalit¨at von UV-LEDs f¨ur diese spezielle Anwendung zu demons-trieren. In diesem Modul wurden 282 nm LEDs als Lichtquellen genutzt, da sie sehr viele Vorteile gegen¨uber den daf¨ur bisher verwendeten Niederdruckquecksilberdampflampen auf-weisen. So enthalten diese LEDs keine giftigen Stoffe, sind sehr kompakt und robust, ihre komplette Lichtleistung ist mit dem Anschalten des Desinfektionsger¨ates sofort vorhanden (wichtig f¨ur

”Point of use“ Anwendungen) und sie ben¨otigen nur eine sehr geringe Span-nung, so dass man sie auch f¨ur mobile Anwendungen einfach mit Solarzellen oder Akkus betreiben kann.

1englisch: metal organic vapor phase epitaxy 2

In enger Zusammenarbeit mit dem Ferdinand-Braun-Institut, Leibniz-Institut f¨ur H¨ochstfrequenztechnik und dem Institut f¨ur Technischen Umweltschutz (Fachgebiet Wasserreinhaltung) der TU Berlin.

(10)

1 Einleitung

UV-LED-Wasserdesinfektionsmodul

In Abb. 1 ist das entwickelte Wasserdesinfektionsmodul dargestellt. Es besteht aus einer Basiseinheit, welche die gesamte Elektronik und 35 UV-LEDs beinhaltet. Die 282 nm LEDs sind dabei auf drei konzentrisch angeordneten Kreisen mit einem Durchmesser von 1,8 cm, 3,5 cm und 5,2 cm eingelassen. F¨ur die unterschiedlichen Testreihen (statische Tests und Durchflussdesinfektionstests) wurden zwei verschiedene Aufs¨atze entwickelt. Bei dem stati-schen Tests wurde auf das LED-Array eine Petrischale mit transparentem Boden (Suprasil-Quarzglas) und eine R¨uhreinheit platziert (siehe Abb. 1b). Diese ist f¨ur eine homogene Bestrahlung der Testfl¨ussigkeit n¨otig. Die Bestimmung der Lichtleistung der LEDs er-folgte w¨ahrend der gesamten Messung mit einer verkapselten Siliziumfotodiode an Refe-renz-LEDs, so dass die gleiche Bestrahlungsst¨arke f¨ur alle Desinfektionstests sichergestellt werden konnte. F¨ur die Durchflusstests wurde ein Durchflussmodul (siehe Box in Abb. 1a) auf das LED-Array aufgesetzt. Es bestand aus Aluminium, in das schneckenf¨ormig Kan¨ale hineingefr¨ast wurden. Auf der Bestrahlungsseite wurde das Modul mit einer synthetischen Quarzglasscheibe abgeschlossen, welche eine Transmission von ¨uber 90 % f¨ur Licht mit ei-ner Emissionswellenl¨ange von 282 nm aufwies. Die Flussgeschwindigkeit konnte bei diesen Tests ¨uber ein Ventil in der Zuleitung eingestellt werden.

Abb. 2 zeigt die Reduktion der Bacillus subtilis Sporen, welche f¨ur die Desinfektionstests benutzt wurden, als Funktion der Bestrahlungsdichte der 282 nm LEDs f¨ur verschiedene Wasserqualit¨aten. Dabei ist ein nahezu linearer Anstieg der logarithmisch aufgetragenen Reduktion der Sporen mit zunehmender Bestrahlungsdichte zu beobachten. Eine Reduzie-rung um vier Gr¨oßenordnungen, welche f¨ur die Desinfektion von Trinkwasser gefordert ist, konnte f¨ur eine Bestrahlungsdichte von ca. 400 J/m2 beobachtet werden. Dies entsprach

einer Bestrahlungzeit von ca. drei Minuten f¨ur 30 ml Wasser. Neben den statischen Tests wurden auch Durchflusstests durchgef¨uhrt. Bei ihnen konnte eine erfolgreiche

Desinfekti-Abbildung 1: UV-LED-Desinfektionsmodul. a) Basiseinheit mit integrierter Elektronik und 35 LEDs mit einer Emissionswellenl¨ange von 282 nm. In der Box ist das Durchflussmodul dargestellt. b) LED Array mit R¨uhreinheit f¨ur die statischen Tests mit Wasser in einer Pe-trischale. [WKL+11]

(11)

Abbildung 2: Reduktion der Ba-cillus subtilis Sporen als Funktion der Bestrahlungsdichte von 282 nm LEDs f¨ur verschiedene Wasserqua-lit¨aten (DI: deionisiertes Wasser, TW: Leitungswasser, SW: Seewas-ser, SE: Abwasser). In Klammern ist die Anzahl der durchgef¨uhrten Testreihen angegeben. In der Abbil-dung ist zus¨atzlich die UV-Transpa-renz (UVT) der verschiedenen Was-serqualit¨aten angegeben. [WKL+11]

on des Wassers f¨ur Flussraten bis 10,8 ml/min beobachtet werden. Damit konnte gezeigt werden, dass UV-LEDs prinzipiell zur Wasserdesinfektion eingesetzt werden k¨onnen und gerade f¨ur mobile Anwendung vielversprechende M¨oglichkeiten bieten. Der entscheidende Nachteil der LEDs ist im Moment noch die sehr geringe Lichtleistung (typischerweise unter 1 mW bei einem ¨ublichen Betriebsstrom von 20 mA) bei den gleichzeitig sehr hohen Kosten f¨ur die Bauelemente. In der Zukunft wird sich dies jedoch durch die vielen Forschungsakti-vit¨aten in diesem Bereich ¨andern, so dass Anwendungen von UV-LEDs deutlich zunehmen werden.

Inhalt dieser Arbeit

Geringe Lichtleistungen treten besonders bei UV-LEDs mit Emissionswellenl¨angen unter 360 nm auf. Bei ihnen muss wegen der Lichtauskopplung von GaN-basierten Templates, welche eine Absorptionskante zwischen 360 nm und 370 nm aufweisen, auf AlGaN-ba-sierte Templates gewechselt werden, was in einer sehr geringen externe Quanteneffizi-enz (EQE) im einstelligen Prozentbereich resultiert [KKC+11]. Gr¨unde daf¨ur sind

un-ter anderem die sehr hohen Defektdichten in den LEDs, die geringe Injektionseffizienz, der schlechte Ladungstr¨agereinschluss, die hohen Ionisierungsenergien der Akzeptoren in den p-dotierten Schichten und die schlechte Lichtauskopplung aus dem Halbleiterchip [KKC+11; HYNN10; ZNS+10; NLN+04]. Um einige dieser Effekte n¨aher zu analysieren, wurden in dieser Arbeit UVA-, UVB- und UVC-LEDs untersucht, welche mittels MOVPE hergestellt wurden. Durch die Kombination von Simulationen3 der LED-Heterostruktur

und Elektrolumineszenzmessungen konnten gezielte Verbesserungen der LED-Heterostruk-tur und damit der Lichtleistung erzielt werden. Zudem wurden wichtige physikalische Ef-fekte, wie die ¨Anderung der Polarisation der senkrecht zur c-Achse emittierten Elektrolu-mineszenz mit steigendem Aluminiumgehalt der aktiven Zone, untersucht.

Die vorliegende Arbeit ist in sieben Kapitel eingeteilt. Nachdem in den ersten Kapiteln die Grundlagen zum Verst¨andniss dieser Arbeit n¨aher erl¨autert werden, geht es in Kapitel 5

3

F¨ur die Simulationen wurde die kommerzielle Software

(12)

1 Einleitung

und Kapitel 6 darum, die erzielten experimentellen Ergebnisse n¨aher darzustellen. Dazu wird in Kapitel 5 diskutiert, welche M¨oglichkeiten es gibt, die interne Quanteneffizienz von UV-LEDs zu steigern. So wird der Einfluss der Defektdiche auf die Performance der LEDs sowohl theoretisch als auch experimentell untersucht, da eine Reduzierung der Defektdichte in den LEDs wohl das gr¨oßte Potential f¨ur eine Erh¨ohung der internen Quanteneffizienz bietet. Im weiteren Verlauf des Kapitels wird der Einfluss des Designs der aktiven Zo-ne von 320 nm LEDs betrachtet, um eiZo-ne m¨oglichst hohe strahlende Rekombinationsrate der Ladungstr¨ager zu erzielen. Dabei spielt die Ladungstr¨agerinjektion in die einzelnen Quantenfilme eine wichtige Rolle. Neben der Ladungstr¨agerinjektion ist aber auch der La-dungstr¨agereinschluss f¨ur eine Effizienzsteigerung der LEDs von entscheidener Bedeutung. Daher wird auch der Einfluss verschiedener Elektronsperrschichten untersucht. Dabei wird sowohl die Zusammensetzung einer einzelnen Sperrschicht variiert, wie auch die Verwen-dung eines Sperrschichtsystems betrachtet. Im folgenden sechsten Kapitel wird dann auf die optische Polarisation der senkrecht zur c-Achse emittierten Elektrolumineszenz von na-hen und fernen UV-LEDs n¨aher eingegangen, da diese einen entscheidenen Einfluss auf die Lichtauskopplung aus dem Halbleiterchip und damit auf die externe Quateneffizienz der LEDs haben kann [NLN+04]. Dabei wurde der Einfluss der Temperatur, der Verspannung

(13)

2

Grundlagen AlGaN-basierter ultravioletter LEDs

Halbleiterbasierte Lichtemitter bestehen aus einer Vielzahl von Schichten, die unterschied-liche Funktionen haben. So findet bei den in dieser Arbeit untersuchten Lichtemittern die Rekombination der Elektronen und L¨ochern in sogenannten Mehrfachquantenfilmen (MQWs4) statt. Außerdem sind f¨ur einen effektiven Ladungstr¨agereinschluss in der akti-ven Zone Schichten n¨otig, welche aus Halbleitermaterialien gr¨oßerer Bandl¨ucke bestehen. Sie dienen als Barrieren f¨ur die Ladungstr¨ager und sind f¨ur hoch effiziente Lichtemitter sehr wichtig.

Das Ziel dieses Kapitels ist, die n¨otigen Grundlagen f¨ur das Verst¨andnis der weiteren Arbeit zu legen. Im Folgenden wird z.B. auf wichtige Materialeigenschaften der Halbleiterschich-ten, deren Dotierung sowie auf den Aufbau und Einfluss der Mehrfachquantenfilme und der Elektronensperrschicht auf die Performance der LEDs eingegangen.

2.1

Materialeigenschaften von GaN, AlN und deren Verbindungen

Das Gruppe-III-Nitrid-System mit den Verbindungen InN, GaN, AlN und seinen tern¨aren und quatern¨aren Verbindungen eignet sich hervorragend, wegen der direkten Bandl¨ucke und des großen einstellbaren Bandl¨uckenbereichs (siehe Abb. 3), zur Herstellung von Licht-emittern vom UV bis hin zum infraroten (IR) Emissionswellenl¨angenbereich5. Diese

Verbin-dungen kristallisieren in Wurtzit- oder kubischer Struktur, wie z.B. der Zinkblendestruktur, wobei nur die Wurtzitstruktur auf Saphir- und GaN-Substraten thermodynamisch stabil ist. In Abb. 4 ist die Wurtzitstruktur von GaN mit den Gitterkonstanten a und c zu sehen.

Abbildung 3: Bandl¨ucke als Funktion der Gitterkonstante der Verbindungen InN, GaN, AlN und ihren tern¨aren Verbindungen [Pip07].

4englisch: multi quantum wells

5Bis heute sind nur Lichtemitter vom UV bis roten Emissionswellenl¨angenbereich realisiert worden, da es

problematisch ist InGaN in einer guten Qualit¨at mit hohem Indiumanteil herzustellen und es f¨ur rote und infrarote Lichtemitter bereits weit erforschte Materialien f¨ur effiziente Lichtemitter gibt.

(14)

2 Grundlagen AlGaN-basierter ultravioletter LEDs

Abbildung 4: Wurtzitstruk-tur mit Gitterkonstante a und c des GaN. In schwarz sind die Galliumatome und in weiß die Stickstoffatome dargestellt [Pip07].

In schwarz sind die Galliumatome und in weiß die Stickstoffatome dargestellt. In der he-xagonalen Einheitszelle ist jedes Atom von vier Nachbaratomen der entsprechend anderen Atomsorte umgeben. Die Atome sind tetraedisch gebunden und es liegt eine Stapelfolge ABABAB vor, wobei z.B. A eine Ebene Galliumatome und B eine Ebene Stickstoffatome darstellt.

Galliumnitrid

Galliumnitrid (GaN) wurde 1932 zum ersten Mal von Johnson et al. [JPC32] synthetisiert. Seitdem ist es eins der meist untersuchtesten Materialien des Gruppe-III-Nitrid Systems. Da GaN-Substrate um ein Vielfaches teurer sind als Fremdsubstrate, wird GaN gr¨oßtenteils auf Saphirsubstraten abgeschieden. Aufgrund der unterschiedlichen Gitterkonstanten von GaN und Saphir f¨uhrt dies zu Verspannungen und Versetzungen, die zus¨atzlich Defekte im Kristall hervorrufen k¨onnen (siehe auch Abschnitt

”Wachstum auf Saphir-, GaN- und AlN-Substraten“). Durch diese hohe Defektdichte, die um einige Gr¨oßenordnungen h¨oher ist als bei klassischen III-V-Halbleitern (wie z.B. GaAs), und durch Verunreinigungen ist GaN oft schon n-leitend, was zu Problemen bei der p-Dotierung f¨uhren kann. Genauere Informationen zur Dotierung und den Dotierstoffen sind in Kapitel 2.2 zu finden.

Weitere Eigenschaften von GaN sind seine chemische Stabilit¨at und mechanische Festig-keit. Mit diesen Eigenschaften und der Bandl¨ucke von 3,44 eV (f¨ur die Wurzitstruktur bei 295 K [Mon74]) eignet sich dieses Material gut f¨ur Hochtemperaturanwendungen. Die Git-terkonstanten bei Raumtemperatur f¨ur die thermodynamisch stabile Wurtzitstruktur sind a = 0,3188 nm [LM78] und c = 0,5182 nm [LM78]. Sie h¨angen aber nach Ref. [MAS74] von den Wachstumsbedingungen, der Verunreinigungskonzentration und der St¨ochiometrie der GaN-Filme ab. Außerdem wird in Ref. [MAS74] ¨uber eine Gitterausdehnung mit zuneh-mender Magnesiumdotierung berichtet, da die Magnesiumatome verst¨arkt die Gitterpl¨atze der wesentlich kleineren Stickstoffatome besetzen.

Die elektronische Valenzbandstruktur von GaN ist in Abb. 5 im Bereich des Γ-Punktes dargestellt. Wegen der Wurzitstruktur des GaN und der Spin-Bahn-Wechselwirkung

(15)

spal-2.1 Materialeigenschaften von GaN, AlN und deren Verbindungen

Abbildung 5: Valenzbandstruk-tur von GaN (Wurzitstruktur) [KLSS97]. Dargestellt sind das Schwerloch- (HH), Leichtloch-(LH) und Kristallfeldaufspaltungs-lochband (CH) im Bereich des Γ-Punktes.

tet sich das Valenzband in drei B¨ander auf. Dabei ist am Γ-Punkt das oberste Schwer-(HH6) und Leichtlochband (LH7) von dem Kristallfeldaufspaltungslochband (CH8) um ei-ne Eei-nergie von 37 meV [NLN+04] getrennt (der energetische Abstand zwischen dem

Schwer-und Leichtlochband ist dabei sehr gering). Dies f¨uhrt zu einer bevorzugten Rekombination der Ladungstr¨ager zwischen dem s-artigen Leitungsband und dem Schwer- bzw. Leicht-lochband, was sich in einer Emission von hauts¨achlich transversal elektrisch polarisiertem Licht (elektrisches Feld ist senkrecht zur c-Achse) bemerkbar macht, da das Schwer- und Leichtlochband aus den px- und py-Orbitalen (x, y Koordinaten liegen in der

Wachstums-ebene) gebildet werden [BFK09; TK11] und somit ihr Dipolmoment senkrecht zur c-Achse steht.

Aluminiumnitrid

Aluminiumnitrid (AlN) wird wie GaN haupts¨achlich auf Fremdsubstraten (z.B. auf Saphir) abgeschieden, da lange Zeit keine AlN-Substrate in ausreichender Qualit¨at vorhanden wa-ren und der Einsatz heutzutage sehr kostenintensiv ist. Durch dieses heteroepitaktische Wachstum entstehen aufgrund der stark unterschiedlichen Gitterkonstanten von Substrat und AlN-Schicht (siehe Abschnitt

”Wachstum auf Saphir-, GaN- und AlN-Substraten“) starke Verspannungen und eine Vielzahl an Defekten, welche die Effizienz von Lichtemit-tern stark negativ beeinflussen k¨onnen.

AlN ist ein direkter Halbleiter mit einer Bandl¨ucke von 6,0 eV [FLNT10], wodurch dieses Material f¨ur Anwendungen in fernen UV-LEDs sehr interessant ist. Die Gitterkonstanten bei Raumtemperatur f¨ur die thermodynamisch stabile Wurzitstruktur sind a = 0,3111 nm [QSR96] und c = 0,4979 nm [QSR96].

Die elektronische Valenzbandstruktur von AlN ist in Abb. 6 dargestellt. Wegen der negati-ven Kristallfeldaufspaltung von unter -200 meV [NLN+04; CSD+04; SJG+05] ist im

Halb-6englisch: heavy hole 7englisch: light hole

(16)

2 Grundlagen AlGaN-basierter ultravioletter LEDs

Abbildung 6: Valenzbandstruktur von AlN (Wurzitstruktur) [Pip07]. Dargestellt sind das Schwerloch- (HH), Leichtloch- (LH) und Kris-tallfeldaufspaltungslochband (CH) im Bereich des Γ-Punktes.

leiter AlN am Γ-Punkt das oberste Valenzband das Kristallfeldaufspaltungslochband (CH) gefolgt von dem Schwer- (HH) und Leichtlochband (LH). Dies f¨uhrt zu einer bevorzugten Rekombination der Ladungstr¨ager zwischen dem s-artigen Leitungs- und dem Kristallfeld-aufspaltungslochband, was die Polarisation des senkrecht zur c-Achse emittierten Lichts stark beeinflusst. Dieses ist haupts¨achlich transversal magnetisch polarisiert (elektrisches Feld ist parallel zur c-Achse), da das Kristallfeldaufspaltungslochband aus dem pz-Orbital

(zkc) gebildet wird [BFK09; TK11] und dessen Dipol parallel zur c-Achse ausgerichtet ist.

Aluminiumgallium-, Indiumgallium- und Indiumaluminiumgalliumnitrid

Bei der Herstellung von halbleiterbasierten Lichtemittern wird die Emissionswellenl¨ange ¨

uber die Bandl¨ucke eingestellt. Dazu werden verschiedene Materialzusammensetzungen als lichtemittierende Bereiche eingesetzt. Durch eine Kompositions¨anderung in den Halbleiter-materialien, wie z.B. f¨ur AlxGa1−xN, ¨andert sich die Bandl¨ucke und somit auch die

Emis-sionswellenl¨ange (siehe Abb. 3) der LEDs. F¨ur nahe UV-LEDs mit Emissionswellenl¨angen von 360 nm bis 400 nm werden aktive Zone aus InxGa1−xN mit einem Indiumanteil bis ca.

7 % benutzt. F¨ur LEDs im Spektralbereich zwischen 360 nm und 210 nm werden hingegen aktive Zone aus AlxGa1−xN eingesetzt. Zudem werden in niederdimensionalen Strukturen

Barrieren ben¨otigt, deren H¨ohe variierbar sein muss, um einen ausreichenden Ladungstr¨ a-gereinschluss zu gew¨ahrleisten. So kann eine m¨oglichst hohe Anzahl an Ladungstr¨agern, welche strahlend miteinander rekombinieren k¨onnen, im lichtemittierenden Bereich erreicht werden. Bei den in dieser Arbeit untersuchten Strukturen bestehen die lichtemittierenden (aktiven) Bereiche sowie die Barrieren hauts¨achlich aus InAlGaN9 bzw. AlGaN.

Die Bandl¨ucke von AlxGa1−xN berechnet sich nach Ref. [Mor99] mit folgender empirischer

Gleichung:

Eg(x) = xEg(AlN ) + (1 − x)Eg(GaN ) − bx(1 − x). (1)

(17)

2.1 Materialeigenschaften von GaN, AlN und deren Verbindungen

Dabei sind Eg(GaN) = 3,44 eV [Mon74] bzw. Eg(AlN) = 6,0 eV [FLNT10] die

entsprechen-den Bandl¨ucken von GaN und AlN, x der Anteil an Aluminium und b der Bowingparame-ter. In der Literatur gibt es allerdings widerspr¨uchliche Angaben zum Bowingparameter. Es sind f¨ur das Wachstum auf Saphir Werte von 0,6 eV [LWC+99] bis 1,3 eV [SIY+99] zu finden. Am gebr¨auchlisten, z.B. f¨ur Berechnungen der Bandstruktur, sind nach Piprek [Pip07] Werte um 1,0 eV, die durch Photolumineszenz- [KKI+86] und

Absorptionsmessung-en [KIK+86] bestimmt wurden.

Das Wachstum von InGaN mit hohen Indiumkonzentrationen (¨uber 25 %) ist sehr schwie-rig, da Temperaturen ben¨otigt werden, bei denen die Indiumatome schlecht oder nicht mehr an der Oberfl¨ache gebunden werden. Außerdem ist der Atomdurchmesser von Indi-um gr¨oßer als von Gallium, was im Verbund zu Druckspannung f¨uhrt. Somit wird Indium schlecht und inhomogen in GaN eingebaut und qualitativ hochwertige InGaN-Schichten sind nicht mehr zu erreichen. Durch piezoelektrische Felder und den inhomogenen Indi-umeinbau ist eine Bestimmung der tats¨achlichen Bandl¨ucke f¨ur eine bestimmte InGaN-Komposition sehr schwer. Nach Ref. [Mor99] berechnet sich die Bandl¨ucke von InxGa1−xN

nach folgender empirischer Gleichung:

Eg(x) = xEg(InN ) + (1 − x)Eg(GaN ) − bx(1 − x), (2)

wobei Eg(GaN) = 3,44 eV [Mon74] bzw. Eg(InN) = 0,7 eV [HK02][BFF+03][WWS+02] die

Bandl¨ucken f¨ur GaN und InN sind, x der Anteil an Indium und b ist der Bowingparameter ist. Die Werte f¨ur den Bowingparameter streuen dabei in der Literatur noch wesentlich st¨arker als bei AlGaN, da es bislang immer noch schwierig ist, qualitativ gute InGaN-Schichten mit hohem Indiumanteil herzustellen. Nach Osamura et al. [ONM75] liegt der Wert f¨ur den Bowingparameter bei rund 1,0 eV, was durch viele weitere Gruppen best¨atigt wurde. So best¨atigte Shuji Nakamura 1994 diesen Wert durch Photolumineszenzmessungen f¨ur Indiumkonzentrationen bis 33 % [Nak95].

Eine weitere M¨oglichkeit, um die Effizienz von UVA- und UVB-LEDs zu steigern, ist die Verwendung der quatern¨aren Verbindung InAlGaN. Ein Vorteil dieser Verbindung ist, dass durch Indiumsegregationseffekte trotz hoher Defektdichte eine hohe strahlende Rekombi-nation der Ladungstr¨ager erreicht werden kann [Hir05], da die Ladungstr¨ager durch die resultierenden Indiumfluktuationen st¨arker lokalisiert sind und ihre Diffusion zu nichtstrah-lenden Rekombinationszentren verhindert wird. Zum anderen ist es m¨oglich, durch eine ge-eignete Wahl der Zusammensetzung der InAlGaN-Schicht ein gitterangepasstes Wachstum zu realisieren und damit Verspannungen in den LEDs zu minimieren, was z.B. den Quantum Confined Stark Effekt (siehe Kapitel 2.4) deutlich reduzieren kann [KWK+08; KKW+09].

Die Bandl¨ucke des quatern¨aren Materials InxAlyGa1−x−yN berechnet sich nach Piprek et

al. [PWK07] nach folgender empirischer Gleichung:

Eg(x, y) = xEg(InN ) + yEg(AlN ) + (1 − x − y)Eg(GaN ) + xybInAlN

+x(1 − x − y)bInGaN+ y(1 − x − y)bAlGaN + xy(1 − x − y)InAlGaN,

(3)

(18)

2 Grundlagen AlGaN-basierter ultravioletter LEDs

Wachstum auf Saphir-, GaN- und AlN-Substraten

Das Wachstum von GaN-basierten Strukturen ist auf einer Vielzahl von Substraten m¨oglich wie z.B. Saphir, Si, NaCl, GaP, InP, SiC, ZnO, TiO2, MgO oder auch GaN und AlN

[Mor99]. Ein Nachteil bei der Verwendung von Fremdsubstraten (Heteroepitaxie) ist, dass die gewachsenen Schichten u.a. wegen der großen Gitterfehlanpassung sehr defektreich sind und eine schlechte Morphologie aufweisen k¨onnen.

Die in dieser Arbeit untersuchten LED-Strukturen wurden zum gr¨oßten Teil auf (0001)-Saphirsubstraten gewachsen. Ein Vorteil dieser Substrate ist z.B., dass die Herstellung in großen Mengen von hochwertiger Qualit¨at bis zu einer Gr¨oße von 6 Zoll m¨oglich ist. Außerdem sind sie im Emissionswellenl¨angenbereich der untersuchten LEDs quasi trans-parent, so dass eine Lichtauskopplung durch das Substrat ohne große Verluste m¨oglich ist. Weitere Vorteile sind die thermische Stabilit¨at bei Temperaturen ¨uber 1000◦C, wel-che f¨ur das Wachstum von UV-LEDs ben¨otigt werden, sowie der vergleichsweise geringe Preis. Beim Wachstum der Nitridhalbleiter auf Saphirsubstraten gibt es allerdings zwei problematische Punkte. Zum einen sind es die stark unterschiedlichen Gitterkonstanten (siehe Tabelle 1) von Saphir und GaN, was theoretisch zu einer Gitterfehlanpassung (in a-Richtung) von ca. 49 % f¨uhrt. In der Realit¨at sind es allerdings nur ca. 15 % (was bei der Epitaxie immer noch zu einer Vielzahl an Versetzungen und Verspannungen f¨uhrt), da die kleinen Zellen der Aluminiumatome auf der (0001)-Saphirebene im Vergleich zum GaN-Gitter um 30◦ verdreht sind, wie es in Abb. 7 dargestellt ist [LLM93]. Zum anderen haben Saphir und GaN stark unterschiedliche thermische Ausdehnungskoeffizienten (sie-he Tabelle 1), was beim Abk¨uhlen nach dem Wachstum zu starken Verspannungen f¨uhrt und somit im Kristall zur Entstehung von piezoelektrischen Feldern beitr¨agt. Bei der Kon-taktierung der Lichtemitter muss, da Saphir ein hervorragender elektrischer Isolator ist, auch anders als bei den klassischen III-V-Halbleitern vorgegangen werden. Die Kontak-tierung der p- und n-dotierten Schicht erfolgt von der Oberseite der Probe, so dass die Lichtauskopplung gr¨oßtenteils durch das Substrat erfolgen muss. Um die Qualit¨at einer GaN-Schicht beim Wachstum auf Saphirsubstraten zu erh¨ohen, ist eine dicke (bis in den µm-Bereich) AlN- [AAK+89; AAH+88] oder GaN-Schicht [NMS92] n¨otig, die bei niedri-gen Temperaturen abgeschieden wird. Ohne diese Pufferschicht erh¨alt man eine qualitativ

Kristall Struktur Gitterkonstante Ausdehnungskoeffizient (a; c) in nm (a; c) in (10−6K−1) GaN wurzit (0,3188; 0,5182) [LM78] (5,59; 3,17) [QSR96]

InN wurzit (0,3538; 0,5706) [WZY+06] (3,83; 2,75) [WR01]

AlN wurzit (0,3111; 0,4979) [QSR96] (4,15; 5,27) [QSR96] Saphir hexagonal (0,4758; 1,2991) [AHA91] (7,5; 8,5) [AHA91]

Tabelle 1: Gitterkonstanten und thermische Ausdehnungskoeffizienten (Werte f¨ur 300 K) von GaN, InN, AlN und Saphir. Die Werte in Klammern (a; c) stehen f¨ur die verschiedenen Richtungen a und c im Kristall (siehe Abb. 4).

(19)

2.1 Materialeigenschaften von GaN, AlN und deren Verbindungen

Abbildung 7: Dargestellt ist die Projektion einer auf (0001)-Saphir gewachsenen GaN-Schicht. Die Kreise stellen die Position der Aluminiumatome und die Quadrate die Positi-on der Galliumatome dar. Die Einheitszellen vPositi-on Saphir sind mit gestrichelten Linien, die von GaN mit durchgezogenen Linien gekennzeichnet. Das Aluminiumatom befindet sich ca. 0,05 nm ¨uber und unter der planaren Position [LLM93].

schlechte Epitaxieschicht mit einer sehr rauhen Oberfl¨ache, die zudem noch eine hohe Elek-tronenkonzentration von ca. 1019cm−3 aufweist und eine starke Defektlumineszenz10 zeigt [AAK+89; NMS92].

Beim Wachstum auf GaN-Substraten tritt diese ganze Problematik nicht bzw. nur in ei-nem sehr geringen Maße auf, da die Gitterkonstanten und thermischen Ausdehnungsko-effizienten vom Substrat und den LED-Schichten sehr ¨ahnlich sind (siehe Tabelle 1). Auf GaN-Substraten ist es mittels metallorganischen Gasphasenepitaxie m¨oglich, sehr hochwer-tige GaN-Schichten mit einer Defektdichte von 107cm−2 bis 108cm−2 [Gil98] abzuscheiden.

Vergleicht man diese Werte mit der Defektdichte von GaN-Schichten auf Saphirsubstra-ten (109cm−2 bis 1010cm−2 [Gil98]), so stellt man fest, dass die Defektdichte durch den Einsatz der Saphirsubstrate und der daraus resultierende Gitterfehlanpassung zwischen Substrat und GaN-Schicht um einige Gr¨oßenordnungen steigt. Dies macht sich u.a. in ei-ner wesentlich h¨oheren Lichtleistung von violetten und blauen LEDs auf GaN-Substraten bemerkbar, da die nichtstrahlende Rekombination an Defekten abnimmt [Kol08; BYT+11].

Der große Nachteil von GaN-Substraten ist die aufw¨andige Herstellung und somit der er-heblich h¨ohere Preis im Vergleich zum Saphir. Zudem hat GaN eine Bandl¨ucke von 3,44 eV (f¨ur die Wurzitstruktur bei 295 K [Mon74]), so dass sich eine theoretische Absoptionskante bei ca. 360 nm ergibt. Unsere Experimente haben allerdings gezeigt, dass eine Absorpti-on schAbsorpti-on bei EmissiAbsorpti-onswellenl¨angen unter 380 nm einsetzt, was z.B. mit einer nicht zu vermeidenen Verunreigungen der Substrate erkl¨art werden kann. Daher sind diese Sub-strate nur f¨ur nahe UV-LEDs mit einer minimalen Emissionswellenl¨ange von ca. 380 nm

10Auch unter dem Begriff

(20)

2 Grundlagen AlGaN-basierter ultravioletter LEDs

(Bottomemitter) geeignet. Topemitter-LEDs k¨onnen auf GaN-Substraten noch f¨ur etwas k¨urzere Emissionswellenl¨angen realisiert werden (bis ca. 340 nm), obwohl bei diesen LEDs die transparenten Kontakte eine Herausforderung darstellen. Zudem k¨onnen aufgrund der oben beschriebenen Absorption keine reflektierenden Schichten auf der R¨uckseite der LEDs verwendet werden, so dass ein Großteil des in der aktiven Zone erzeugten Lichts nicht aus dem LED-Chip ausgekoppelt werden kann.

Die Entwicklung von AlN-Substraten hat in den letzten Jahren stark zugenommen. So sind heutzutage erste AlN-Substrate kommerziell erh¨altlich. Sie sind vielversprechende Kandidaten zur Herstellung von fernen UV-LEDs, da sie mit einer Bandl¨ucke von 6,0 eV [FLNT10] f¨ur Licht mit einer minimalen Emissionswellenl¨ange bis ca. 210 nm theoretisch transparent sind. Jedoch tritt, aufgrund von Verunreinigungen im AlN (z.B. Kohlenstoff) in diesen Substraten, heutzutage noch eine teilweise starke Absorption von Photonen mit einer Emissionswellenl¨ange unter 280 nm auf [CXG+12]. Allerdings haben AlN-Substrate,

wie auch GaN-Substrate, ¨ahnliche Materialeigenschaften wie die einzelnen LED-Schichten der Heterostruktur, so dass es m¨oglich sein sollte, sehr defektarme LEDs mit einer hohen Lichtleistung im fernen UV-Spektralbereich herzustellen. Jedoch sind auch diese Substrate wegen ihrer aufwendigen Herstellung in der heutigen Zeit viel zu teuer, um auf ihrer Basis eine LED-Entwicklung betreiben zu k¨onnen, so dass Saphirsubstrate f¨ur UV-LEDs noch am h¨aufigsten zum Einsatz kommen.

2.2

Dotierung von AlGaN

Um Bauelemente herstellen zu k¨onnen, werden Ladungstr¨agerinjektionsschichten ben¨otigt. F¨ur diese Schichten ist eine kontrollierte und gezielte Dotierung unabdingbar. Bei GaN-ba-sierten Materialien ist allerdings schon eine sehr hohe n-Hintergrunddotierung vorhanden, welche durch nat¨urliche Defekte zustande kommt. F¨ur gute Proben ist deren Konzentration ca. 5 · 1016cm−3 [Mor99] mit einer Ionisierungsenergie von 20 meV bis 30 meV [MLM92]. M¨ochte man nun GaN-basierte Verbindungen p-dotieren, so tritt durch die Hintergrunddo-tierung eine Kompensation auf, was eine hohe p-DoHintergrunddo-tierung schwierig macht, da nur wenige Akzeptoren aufgrund ihrer hohen Ionisierungsenergie ionisiert sind (siehe weiter unten). Um in GaN-basierten Verbindungen eine n-Leitf¨ahigkeit zu erreichen, gibt es mehrere Do-tierstoffe wie z.B. Germanium, Silizium und Selen. ¨Uber das Erreichen einer kontrollierten n-Leitf¨ahigkeit von GaN-Verbindungen mit Silizium mittels MOVPE wurde 1991 berichtet [KKS+91]. Derzeit wird meistens Silizium f¨ur die n-Dotierung von GaN-basierten

Verbin-dungen genutzt, da damit hohe Dotierungskonzentrationen von mehr als 1020cm−3 erreicht werden k¨onnen. Als Ausgangsstoff wird Silan (SiH4) oder Disilan (Si2H6) genutzt. Die

Elek-tronenkonzentration ist dabei linear vom Silanfluss abh¨angig [KKS+91]. Im Kristallgitter

wird beim Dotierungsprozess ein Galliumatom durch ein Siliziumatom ersetzt, wodurch ein schwach gebundenes Elektron entsteht. Die Ionisierungsenergie der Si-Donatoren im GaN liegt bei ca. 27 meV und f¨allt mit zunehmender Dotierung auf ca. 22 meV ab [GJC+96].

(21)

2.2 Dotierung von AlGaN

Abbildung 8: Dargestellt ist Mg-dotiertes GaN mit ungebundener Ein-lagerung von Wasserstoff (H) und ge-bundenem Mg-H-Komplex. [Mor99]

Wesentlich komplizierter bei den GaN-basierenden Halbleitermaterialien ist die p-Dotie-rung. Als g¨unstigstes Element f¨ur die p-Dotierung hat sich Magnesium herausgestellt. Als Ausgangsquelle wird oft Bicyclopentadienylmagnesium (Cp2Mg) genutzt. Die

Magnesium-konzentration ist dabei linear vom Cp2Mg-Fluss abh¨angig [AAK+90]. Ein großes Problem

beim Wachstum von p-dotierten GaN-basierten Verbindungen ist der große Schichtwider-stand nach der Epitaxie. So wurde 1989 das erste Mal eine p-Leitung in GaN realisiert, indem die Schicht nach dem Wachstum durch Beschuss mit niederenergetischen Elektro-nen aktiviert wurde [AKHA89]. Drei Jahre sp¨ater gab es Berichte ¨uber eine thermische Aktivierung der p-Dotierung [NMSI92]. Durch diese Aktivierung war es nun m¨oglich, den Schichtwiderstand um einige Gr¨oßenordnungen zu senken.

Eine Aktivierung der p-dotierten Schichten nach dem Wachstum ist n¨otig, da bei der Epitaxie Magnesium-Wasserstoffkomplexe entstehen und diese die Bildung von gen¨ugend Akzeptoren verhindern [LJvdW12]. Sie wirken wie ein nat¨urlicher Donator [LJvdW12]. Der Wasserstoff wird dabei auf dem f¨ur ihn energetisch g¨unstigsten Platz, einem Zwi-schengitterplatz, gebunden [Vec97]. Schematisch ist dies in Abb. 8 dargestellt. Durch die Nachbehandlung der Schicht, z.B. durch eine thermische Aktivierung, werden diese Mag-nesium-Wasserstoffkomplexe aufgebrochen und der Wasserstoff kann aus der Probe her-ausdiffundieren. Dadurch wird das Magnesium zu einem Akzeptor.

Ein weiterer Grund, warum die p-Dotierung heute noch ein Hauptproblem bei den GaN-ba-sierten Verbindungen darstellt, ist die hohe Ionisierungsenergie der Mg-Akzeptoren. Sie liegt f¨ur GaN bei ca. 160 meV [KSO+00] und steigt in AlGaN-Verbindungen mit

zu-nehmender Aluminiumkonzentration stark an [NNL+03; IKO+07]. So liegt die

Ionisie-rungsenergie der Mg-Akzeptoren im AlN bei ¨uber 500 meV [NNL+03; IKO+07]. Damit sind bei Raumtemperatur nur wenige Akzeptoren ionisiert, was zu einer sehr geringen L¨ocherkonzentration f¨uhrt. Somit ist nur eine schlechte L¨ocherinjektion in die aktive Zo-ne m¨oglich. Zudem werden durch den Anstieg der Ionisierungsenergie mit zunehmender Aluminiumkonzentration die p-dotierten Schichten zunehmend hochohmiger, was zu ho-hen Betriebsspannungen f¨uhrt und demzufolge eine sehr starke Selbsterw¨armung der LEDs bewirkt.

(22)

2 Grundlagen AlGaN-basierter ultravioletter LEDs

2.3

Aktive Zone und Ladungstr¨

agereinschluss

Der wichtigste Bereich in der Struktur von Lichtemittern ist die aktive Zone. Sie besteht aus einem p- und n-dotierten Bereich, dem sogenannten pn- ¨Ubergang. Treten Elektronen (Minorit¨atsladungstr¨ager) in den p-dotierten Bereich am pn- ¨Ubergang ein, so k¨onnen diese mit den L¨ochern (Majorit¨atsladungstr¨ager) rekombinieren11. Die dabei frei werdene

Ener-gie hν (entspricht der Bandl¨ucke, h: planksches Wirkungsquantum, ν: Frequenz) wird in Form von Photonen abgegeben. Die durchschnittliche L¨ange, nach der dies geschieht, ist die Diffusionsl¨ange der Elektronen und L¨ocher (siehe Abb. 9a). Typische Werte f¨ur die Diffusionsl¨ange der Elektronen und L¨ocher im GaN liegen zwischen 0,05 µm und 2 µm [KMK+05; COFS00]. In einem einfachen pn- ¨Ubergang gibt es somit f¨ur die Ladungstr¨ager eine sehr große Distanz (ihre Diffusionsl¨ange) in der die Ladungstr¨agerrekombination statt-finden kann. Aufgrund dieser großen Distanz ist ihre Rekombination sehr ineffizient, da die Rekombinationszeiten der Ladungstr¨ager groß sind und somit die Wahrscheinlichkeit f¨ur eine nichtstrahlende Rekombination steigt.

F¨ur die Effizienz einer LED ist der Ladungstr¨agereinschluss am pn- ¨Ubergang von ent-scheidender Bedeutung. Deshalb werden f¨ur effiziente und leistungsstarke LEDs pn-He-tero¨uberg¨ange eingesetzt. Sie bestehen aus zwei verschiedenen Halbleitermaterialien mit einer unterschiedlichen Bandl¨ucke. Das Halbleitermaterial mit der kleineren Bandl¨ucke ist dabei in das Hableitermaterial mit der gr¨oßeren Bandl¨ucke eingebettet, so dass zwei Bar-rieren f¨ur die Ladungstr¨ager entstehen. In Abb. 9b ist ein solcher pn-Hetero¨ubergang in Vorw¨artsrichtung dargestellt. Durch die zwei Barrieren, deren Abstand kleiner sein muss als die Diffusionsl¨ange der Ladungstr¨ager, werden die Elektronen und L¨ocher in einem kleinen Bereich am pn- ¨Ubergang konzentriert. Somit nimmt die Rekombinationszeit der

(a) pn- ¨Ubergang mit Vorw¨artsspannung (b) pn-Hetero¨ubergang mit Vorw¨artsspannung

Abbildung 9: (a) schematische Darstellung eines pn- ¨Ubergangs unter Vorw¨artsspannung. Die Ladungstr¨ager bewegen sich innerhalb der Diffusionsl¨angen bis sie rekombinieren. In (b) ist ein pn-Hetero¨ubergang dargestellt. Die Ladungstr¨agerbewegung ist nun zwischen den Barrieren begrenzt und die Rekombination ist somit effizienter.

11

Gleiches gilt nat¨urlich, wenn im n-Bereich Elektronen Majorit¨atsladungstr¨ager und L¨ocher Mino-rit¨atsladungstr¨ager sind.

(23)

2.3 Aktive Zone und Ladungstr¨agereinschluss

Ladungstr¨ager ab und die strahlende Rekombination steigt.

Wird der Abstand zwischen den beiden Barrieren auf eine Distanz kleiner oder gleich der deBroglie-Wellenl¨ange f¨ur Elektronen verringert, so reduziert sich die Bewegungsfreiheit der Ladungstr¨ager auf zwei Dimensionen. Man spricht nun von einem sogenannten Quantenfilm (QW12). Durch diesen Einschluss von Ladungstr¨agern ¨andern sich viele Eigenschaften des

Halbleiters. In zwei Richtungen bleiben die Wellenfunktionen der Elektronen und L¨ocher wie im Volumenkristall erhalten. In der dritten Richtung hingegen wird die Wellenfunktion durch die Reflektion an den Barrieren zu einer stehenden Welle. Die Energiezust¨ande der Ladungstr¨ager in den Quantenfilmen sind somit in einer Richtung quantisiert. Dadurch ¨

andert sich die Zustandsdichte, welche im dreidimensionalen Kristall durch eine Wurzel-funktion beschrieben wird, zu einer Konstanten (f¨ur jedes diskrete Energieniveau).

F¨ur den effektiven Einschluss der Ladungstr¨ager sollten die Barrieren f¨ur die Elektronen und L¨ocher um die Quantenfilme stets gr¨oßer sein als kT (k: Bolzmannkonstante, T: Tempe-ratur), um gr¨oßere Ladungstr¨agerverluste in der aktiven Zone zu vermeiden. Die Verteilung freier Ladungstr¨ager in der aktiven Zone wird durch die Fermi-Dirac-Funktion beschieben, so dass immer Ladungstr¨ager mit gr¨oßerer Energie als die Barrierenh¨ohe vorhanden sind. Durch diese, meist geringe Anzahl an Ladungstr¨agern entstehen in der Diode Leckstr¨ome, die exponentiell von der Temperatur abh¨angig sind und zu einer Entstehung von Nebenlu-mineszenz, durch die strahlende Rekombination von Ladungstr¨agern außerhalb der aktiven Zone, beitragen k¨onnen. Daher ist auch die Effizienz einer LED stark von der Temperatur abh¨angig und f¨allt schnell mit zunehmender Temperatur ab. Um dies zu vermeiden, sollten Quantenfilmbarrieren mit einer ausreichenden H¨ohe verwendet werden.

Bei der Verwendung von Quantenfilmen als aktive Zone kann es auch zum Ladungs-tr¨ager¨uberlauf kommen. Er kann z.B. bei niedrigen Quantenfilmbarrieren und hohen Strom-dichten auftreten, da mit einer Erh¨ohung der Stromdichte die Ladungstr¨agerkonzentration in der aktiven Zone zunimmt und die Fermienergie steigt. Bei einem bestimmten Strom ¨

ubersteigt die Fermienergie die Barriere und die aktive Zone ist vollst¨andig mit Ladungs-tr¨agern gef¨ullt. Eine weitere Erh¨ohung des Stromes f¨uhrt nun zu keiner h¨oheren Ladungs-tr¨agerkonzentration in der aktiven Zone und die optische Intensit¨at ist somit ges¨attigt. Um dies zu vermeiden bzw. die Intensit¨at der LEDs weiter zu steigern, ist der Einsatz von mehreren Quantenfilmen (MQWs) n¨otig [HSS+92].

Eine weitere M¨oglichkeit Leckstr¨ome zu verhindern, den Ladungstr¨agereinschluss zu ver-bessern und den Temperatureinfluss auf die Emissionsleistung zu verringern, ist der Einsatz einer Elektronen- bzw. L¨ochersperrschicht. Solche Schichten werden durch das Abscheiden eines Halbleitermaterials mit gr¨oßerer Bandl¨ucke als die Barriere der aktiven Zone rea-lisiert, was in Abb. 10 schematisch f¨ur den Fall einer Elektronensperrschicht dargestellt ist. Durch diese zus¨atzliche Potentialbarriere im Leitungsband wird der Fluss der Elek-tronen in das p-Gebiet und damit eine Rekombination der Ladungstr¨ager außerhalb der aktiven Zone reduziert bzw. verhindert. Dies erh¨oht die strahlende Rekombination der Elektronen und L¨ocher in der aktiven Zone, was die Effizienz der LED deutlich erh¨oht.

(24)

2 Grundlagen AlGaN-basierter ultravioletter LEDs

Abbildung 10: Schematische Darstellung der Bandstruktur eines pn- ¨Ubergangs (Ein-fachquantenfilm) mit Elektronensperrschicht (ohne Maßstab). In rot und blau sind die L¨ocher- bzw. Elektronenstr¨ome eingezeichnet.

Dabei ist zu beachten, dass die Elektronensperrschicht so hergestellt wird (z.B. durch eine ausreichende p-Dotierung), dass f¨ur die L¨ocher keine oder nur eine sehr gering Potential-barriere im Valenzband entsteht. Bei den III-V-Halbleitern ist meist nur eine Elektronen-sperrschicht n¨otig, da aufgrund der wesentlich gr¨oßeren Diffusionskonstante der Elektronen [AKN+11; SSG+05] der Elektronenleckstrom sehr viel gr¨oßer ist als der der L¨ocher.

2.4

Quantum Confined Stark Effekt

In Bauelementen des Gruppe III-Nitrid-Systems, mit seiner hexagonalen Kristallstruk-tur und ausgezeichneter Achse in c-Richtung13, treten teils große Polarisationsfelder auf

[AMM+02; FBS+99]. Diese Felder k¨onnen zu einer Bandverbiegung und somit zu einer

Verschiebung der Emissionswellenl¨ange und zur Reduzierung der Emissionsleistung f¨uhren [CAM+98]. Dabei sind zwei verschiedene Ursachen zu ber¨ucksichtigen. Eine Ursache ist die

spontane Polarisation, die aus der Polarit¨at der Bindungen (unterschiedliche Elektronega-tivit¨at) zwischen den III-V-Elementen und der Abweichung dieser Bindungen vom idealen Tetraederwinkel (ungleiche Bindungsl¨angen) von 109,5◦ resultiert [AMM+02; FBS+99].

Diese Abweichung kommt durch die Minimierung der Gesamtenergie des Kristallgitters zustande. Des weiteren besitzen GaN, InN und AlN stark unterschiedliche Gitterkonstan-ten in a- und c-Richtung, wodurch sich die spontane Polarisation von Schicht zu Schicht ¨

andert [AMM+02; FBS+99]. Somit kann sie sich, ¨uber den gesamten Kristall gesehen, nicht

herausmitteln. Die spontane Polarisation wurde von Bernardini et al. [BFV01] berechnet. Die Werte f¨ur GaN, InN und AlN lauten -0,034 C/m2, -0,042 C/m2 und -0,09 C/m2.

Eine andere Ursache f¨ur die großen Polarisationsfelder sind die Verspannungen zwischen den in (0001)-Richtung gewachsenen Schichten bzw. den Schichten und dem Substrat, wel-che durch unterschiedliwel-che thermiswel-che Ausdehnungskoeffizienten und die Gitterfehlanpas-sung entstehen [Smi86; SM88; BGS93; AMM+02; FBS+99]. Dies wird als piezoelektrische

(25)

2.4 Quantum Confined Stark Effekt

(a) ohne piezoelektrisches Feld

...

(b) mit piezoelektrischem Feld

Abbildung 11: Schematische Darstellung des Leitungs- und Valenzbandes eines Quanten-films mit und ohne piezoelektrischem Feld. In blau bzw. rot sind schematisch jeweils das Grundenergienieveau und die Wellenfunktionen der Elektronen bzw. L¨ocher eingezeichnet.

Polarisation bezeichent. Sie berechnet sich nach: ~

Ppe = e · ~, (4)

wobei e die piezoelektrische Konstante und ~ der Verspannungstensor der Kristallstruktur ist [Som04].

Die starke ¨Anderung des Polarisationsfeldes (Gesamtfeld aus spontaner und piezoelektri-scher Polarisation) am ¨Ubegang der einzelnen Schichten in der LED f¨uhrt zur Entstehung einer effektiven Grenzfl¨achenladung, welche eine Verschiebung des Potentialverlaufes von Leitungs- und Valenzband bewirkt. Dies ist schematisch in Abb. 11 dargestellt. Dort sind das Leitungs- und Valenzband eines Quantenfilms sowie das Grundenergienieveau und die Wellenfunktion f¨ur Elektronen (blau) bzw. L¨ocher (rot) ohne und mit piezoelektrischem Feld gezeigt. Aufgrund des starken piezoelektrischen Feldes sind Leitungs- und Valenzband verkippt, was auch als

”Quantum Confined Stark Effekt“ bezeichnet wird. Dadurch wird zum einen der Bandabstand zwischen den Energieniveaus im Valenz- und Leitungsband verringert (siehe Abb. 11), was zu einer Rotverschiebung der Emissionswellenl¨ange f¨uhrt. Zum anderen tritt eine entgegengesetzte Verschiebung der Wellenfunktion von Elektronen (blau) und L¨ochern (rot) auf. Dadurch verringert sich ihre r¨aumliche ¨Uberlappung, was zu einer geringeren strahlenden Rekombinationsrate der Ladungstr¨ager f¨uhrt [IKO+98].

Durch eine Erh¨ohung der Ladungstr¨agerdichte in den Quantenfilmen kann es zu einer Ab-schirmung der Polarisationsfelder kommen, was zu einer Reduzierung des Quantum Confi-ned Stark Effekts f¨uhrt [DCL+99]. Dies macht sich besonders in einer Blauverschiebung der

(26)

2 Grundlagen AlGaN-basierter ultravioletter LEDs

Emissionswellenl¨ange bemerkbar [TSK+97]. Zudem ist es durch eine geeignete Wahl der Quantenfilmbarrieren m¨oglich, die Verspannung und damit die Polarisationsfelder in den LEDs zu verringern [KWK+08; KKW+09]. Damit kann die Verschiebung der Emissions-wellenl¨ange reduziert werden und der Wellenfunktionen¨uberlapp und damit die Effizienz der LED gesteigert werden.

(27)

3

Physikalische Grundlagen des Simulationsmodells

Zur Modellierung der LED-Heterostruktur in dieser Arbeit wurde die kommerzielle Soft-ware

”SiLENSe“ der Firma”Semiconductor Technology Research“ [STRa] benutzt. Sie ba-siert auf einem ein-dimensionalen Drift-Diffusions-Modell, in dem die Poisson- und Trans-portgleichungen selbstkonsistent gel¨ost werden. Aus ihnen ist es z.B. m¨oglich, das Potenti-al oder die Elektronen- und L¨ocherstr¨ome zu brechnen. Im optischen Modul der Software werden durch L¨osung der Schr¨odingergleichung f¨ur Elektronen und L¨ocher die Ladungs-tr¨agerzust¨ande, die Elektronen- und L¨ocherwellenfunktionen und das Emissionsspektrum berechnet. Einen ¨Uberblick ¨uber die in den Simulationen verwendeten Materialparameter f¨ur AlN, InN und GaN ist im Anhang in Tabelle 3 und 4 gegeben. F¨ur die Ermittelung der Materialparameter der tern¨aren Verbindungen wird bei den Werten, bei denen kein Bowingparameter angegeben ist, eine linerare Interpolation zwischen den entsprechenden Werten der bin¨aren Verbindungen durchgef¨uhrt.

Im folgendem Kapitel soll, f¨ur ein besseres Verst¨andnis der Arbeit, ein kurzer ¨Uberblick der verwendeten physikalischen Modelle gegeben werden. Eine ausf¨uhrlichere Beschreibung der Gleichungen aus den nun folgenden Unterkapiteln ist in der physikalischen Zusammen-fassung der

”SiLENSe“ Software zu finden [STRa].

3.1

Drift-Diffusions-Modell

Das Drift-Diffusions-Modell ist ein weit verbreitetes Modell bei der Simulation des La-dungstr¨agertransportes in Halbleiterbauelementen. Es wurde bereits 1950 von van Roos-broeck vorgeschlagen [vR50]. Aufgebaut ist das ein-dimensionale Drift-Diffusions-Modell aus folgenden Gleichungen:

• der Poissongleichung:

d2ϕ

dx2 = −

ρ

 (5)

mit der Raumladung ρ, welche durch freie Ladungstr¨ager und den ortsfesten gela-denen St¨orstellen (Dotanden) hervorgerufen wird:

ρ = q(p − n + ND+− NA−) (6)

• der Kontinuit¨atsgleichung f¨ur Elektronen (Gl. 7) und L¨ocher (Gl. 8): ∂n ∂t = 1 q∇ · Jn− Rnet (7) ∂p ∂t = − 1 q∇ · Jp− Rnet (8)

(28)

3 Physikalische Grundlagen des Simulationsmodells

• sowie der Stromgleichung f¨ur Elektronen (Gl. 9) und L¨ocher (Gl. 10):

Jn= −qnµn∇Fn (9)

Jp = −q(pHHµHH+ pLHµLH + pCHµCH)∇Fp, (10)

wobei der Driftanteil, welcher aus dem elektrisch Feld zu erwarten ist, durch den entsprechenden Diffusionsanteil kompensiert wird [Ahl01].

Dabei ist q die Ladung der Ladungstr¨ager,  die Permittivit¨at, ϕ das elektrische Potential, n die Elektronenkonzentration, p die L¨ocherkonzentration, N+D die Konzentration an ionisier-ten Donatoren, N−A die Konzentration an ionisierten Akzeptoren, Jν die Elektronen- bzw.

L¨ocherstromdichte, Rnet die Netto-Rekombinations- bzw. Generationsrate, Fν das

Quasi-fermipotential f¨ur Elektronen bzw. L¨ocher und µν die Beweglichkeit der Elektronen (e), der

schweren L¨ocher (HH), leichten L¨ocher (LH) und Kristallfeldaufspaltungsl¨ocher (CH). Mit den Differentialgleichungen 5 bis 10 ist es nun m¨oglich, unbekannte Gr¨oßen wie z.B. das Potential oder die Elektronen- bzw. L¨ocherkonzentration in den entsprechenden Schichten zu berechnen.

3.2

Berechnung der Ladungstr¨

agerdichten

Im Halbleiter unterliegen die Elektronen und L¨ocher der Fermi-Dirac-Statistik. Die La-dungstr¨agerkonzentration h¨angt dabei vom elektrische Potential ϕ, dem Elektronen- und L¨ocher-Quasifermilevel (Fν) und der Leitungs- (EC) und Valenzbandkante (EV) ab. Die

Elektronen- (Gl. 11) und L¨ocherkonzentration (Gl. 12) ergibt sich somit aus:

n = NC · F1/2  Fn− EC + qϕ kT  (11) p = NV · F1/2  EV − Fp− qϕ kT  (12) mit Nν = 2  mav ν kT 2π~2 3/2 . (13)

Dabei ist F1/2 das Fermiintegral, q die Ladung der entsprechenden Ladungstr¨ager, k die

Bolzmannkonstante, T die Temperatur, Nν die effektive Zustandsdichte im Leitungs- bzw.

Valenzband und mavν eine mittlere Elektronen- bzw. L¨ochermasse. Diese ist n¨otig, da sich die effektiven Massen im Halbleiter entlang der a- und c-Achse unterscheiden. Auf die Berechnung dieser Werte soll an dieser Stelle jedoch nicht weiter eingegangen werden. Die Konzentration von ionisierten Donatoren (N+D) und ionisierten Akzeptoren (N−A) ergibt sich aus:

ND+ = ND

1 + gDexp Fn−ECkT+ED+qϕ

(29)

3.3 Strahlende und nichtstrahlende Rekombinationsprozesse NA− = NA 1 + gAexp E V+EA−Fp+qϕ kT  . (15)

ND und NAstellen dabei die Dotierungskonzention der Donatoren bzw. Akzeptoren mit den

entsprechenden Aktivierungsenergien ED und EA da. gD und gA ist der Entartungsfaktor,

welcher die Anzahl der m¨oglichen Permutationen der Elektronen zwischen den energeti-schen Zust¨anden angibt, die zu einer gleichen Gesamtenergie des Systems f¨uhren [Kre07]. Er wird in den Simulationen f¨ur die Donatoren als 2 und f¨ur die Akzetoren als 4 angenom-men.

3.3

Strahlende und nichtstrahlende Rekombinationsprozesse

Die Simulationssoftware

”SiLENSe“ ber¨ucksicht sowohl strahlende als auch nichtstahlende Rekombinationsmechanismen. Im folgendem Abschnitt sollen hierzu kurz die wichtigsten Gleichungen vorgestellt werden. Die gesamte Rekombinationsrate R setzt sich dabei wie folgt zusammen:

R = Rrad+ Rdis+ Rdef + RAuger, (16) wobei Rrad die strahlende Rekombinationsrate, Rdis und Rdef die nichtstahlende

Rekom-binationsrate an Stufenversetzungen bzw. Punktdefekten und RAuger die nichtstrahlende Augerrekombinationsrate ist.

Die strahlende Rekombinationsrate berechent sich dabei aus der temperaturabh¨angigen Rekombinationskonstante (proportional zu T−3/2), der Elektronen- (n) und L¨ ocherkonzen-tration (p), dem Quasiferminiveau Fν f¨ur Elektronen und L¨ocher, der Bolzmannkonstante

k und der Temperatur (T):

Rrad = Bnp  1 − exp  −Fn− Fp kT  . (17)

Die nichtstahlende Rekombinationsrate an Stufenversetzungen wird nach der Shockley-Read-N¨aherung [SR52] berechnet (Gl. 18). Sie ist abh¨angig von der Elektronen- (n) und L¨ocherkonzentration (p), dem Quasiferminiveau Fν f¨ur Elektronen und L¨ocher, der

Bolz-mannkonstante k, der Temperatur T und der nichtstrahlenden Lebensdauer der Elektronen (τdis

n ) und L¨ocher (τpdis), welche sich nach Gleichung 19 [KM02] berechnen l¨asst.

Rdis= np τdis p n + τndisp  1 − exp  −Fn− Fp kT  (18) τνdis = 1 4πDνNd  ln  1 πa2N d −3 2 + 2Dν aVνS  . (19)

(30)

3 Physikalische Grundlagen des Simulationsmodells

Dabei ist Dν der Diffusionskoeffizient, Vν die thermische Geschwindigkeit der Elektronen

und L¨ocher, a die Gitterkonstante (Radius f¨ur Versetzung), Nd die Versetzungsdichte und

S der Anteil des elektrisch aktiven Bereichs an der Oberfl¨ache der Stufenversetzung. Die nichtstahlende Rekombination an Punktdefekten l¨asst sich ebenfalls nach Gleichung 18 berechen. Hierf¨ur muss lediglich die nichtstrahlende Lebensdauer der Ladungstr¨ager be-zogen auf die Punktdefekte vom Nutzer der Software festgelegt werden. Eine Absch¨atzung der nichtstrahlenden Lebensdauer ist dabei z.B. durch zeitaufgel¨oste Photolumineszenz-messungen bei unterschiedlichen Temperaturen (Tief- und Raumtemperatur) m¨oglich. Eine Korrelation zwischen der nichtstrahlender Lebensdauer der Ladungstr¨ager und der Defektdichte f¨ur eine 320 nm LED ist in Abb. 12 dargestellt. Die Berechnung erfolgte nach dem Modell von Karpov et al. [KM02], welches annimmt, dass die Defekte eine Art Ak-zeptorzust¨ande bilden, in denen Elektronen eingefangen werden. Somit bildet sich um die Defekte eine Raumladungszone aus. Durch das elektrische Feld der Raumladungszone wer-den nun L¨ocher angezogen, die mit den eingefangenen Elektronen rekombinieren k¨onnen. Die Distanz zwischen den Defekten wird dabei durch die Diffunsionsl¨ange der L¨ocher und damit der nichstrahlenden Rekombinationsrate bzw. der nichtstrahlenden Lebensdauer der Ladungstr¨ager bestimmt.

Die Auger-Rekombination, welche ebenfalls zu den nichtstrahlenden Rekombinationspro-zessen zu z¨ahlen ist, l¨asst sich nach folgender Gleichung berechnen:

RAuger = (Cnn + Cpp) np  1 − exp  −Fn− Fp kT  , (20)

wobei Cn und Cp die Auger-Rekombinationskoeffizienten sind. Sie ist besonders bei

ho-hen Ladungstr¨agerdichten dominant, da sie nach Gleichung 20 zum Kubik der Ladungs-tr¨agerkonzentration eingeht. Bei den in dieser Arbeit untersuchten UV-LEDs kann die-ser nichtstrahlende Rekombinationsmechanismus jedoch nahezu vernachl¨assigt werden, da die UV-LEDs nur bei kleinen Str¨omen betrieben wurden und in Simulationen (in die-ser Arbeit nicht n¨aher dargestellt) f¨ur diese Str¨ome nur ein sehr geringer Einfluss der

Abbildung 12: Simulierte nichtstrahlende Lebensdauer der Ladungstr¨ager als Funktion der Defektdichte f¨ur eine 320 nm LED. Die Si-mulation erfolgte nach einem Modell von Kar-pov et al. [KM02].

(31)

3.4 Berechnung der Energieniveaus, Wellenfunktionen und Emissionsspektren

Auger-Rekombination auf die interne Quanteneffizienz der LEDs beobachtet werden konn-te ( ¨Anderung ≤ 2 % bei einem Vergleich ohne und mit Auger-Rekombination, wobei ein Augerkoeffizient von C = 3,5·10−31cm−6s−1 angenommen wurde).

3.4

Berechnung der Energieniveaus, Wellenfunktionen und

Emissionsspektren

Mit dem optischen Modul von SiLENSe ist es m¨oglich, die jeweiligen Energieniveaus der La-dungstr¨ager und deren Wellenfunktionen sowie das Emissionspektrum und die strahlende Rekombinationsrate f¨ur jedes Paar der Elektronen- und L¨ocherniveaus zu berechnen. Dazu wird die ein-dimensionale Schr¨odingergleichung f¨ur die Elektronen und L¨ocher gel¨ost, wobei die Energie des Potentials im Quantenfilm aus der selbstkonsistenten L¨osung der Poisson-und Drift-Diffusions-Transportgleichung berechnet wird. Die komplexe Valenzbandstruk-tur der LEDs, mit den einzelnen B¨andern f¨ur leichte L¨ocher, schwere L¨ocher und Kristall-feldaufspaltungsl¨ocher, wird dabei durch Verwendung des 8×8 Kane-Hamilton-Operators [CC96] ber¨ucksichtigt.

Zur Berechnung des Emissionsspektrums und damit der spontanen Emission werden nur die vertikalen Band-zu-Band- ¨Uberg¨ange zwischen den einzelnen Elektronen- und L¨ocherniveaus ber¨ucksichtigt. Andere wichtige strahlende Rekombinationsmechanismen, wie die Rekom-bination der Ladungstr¨ager außerhalb der definierten aktiven Zone oder der Einfang von Ladungstr¨agern an Donatoren und Akzeptoren, werden in der Simulation vernachl¨assigt. Um die in den Experimenten z.B. durch Konzentrationsfluktuationen im Halbleiter oder durch Temperatureinfl¨usse verursachte spektrale Verbreiterung Iverbr in der Simulation zu

ber¨ucksichtigen, wird die berechnete Emissionsintensit¨at I mit einer Verbreiterungsfunktion L (siehe Gl. 22) gefaltet: Iverbr(ω) = Z ∞ 0 I(ω0)L(ω − ω0)dω0 (21) L(x) = 1 2γexp(−γ |x|). (22)

Dabei ist ω die Frequenz und γ der Verbreiterungsfaktor, welcher vom Benutzer der Soft-ware auf die entsprechende LED-Struktur angepasst werden kann. Geht er gegen Null, so n¨ahert sich die Verbreiterungsfunktion einer Dirac-Delta-Funktion.

3.5

Grenzen der Simulationssoftware

Wie bei jeder Simulation eines realen Bauelements gibt es Grenzen im Simulationsmodell, welche zu Abweichungen zwischen den simulierten und realen Ergebnissen f¨uhren k¨onnen. Diese Abweichungen kommen durch unvermeidbare Vereinfachungen und Annahmen in der

(32)

3 Physikalische Grundlagen des Simulationsmodells

Simulationssoftware zustande. In diesem Unterkapitel sollen daher einige dieser Grenzen der in dieser Arbeit verwendeten

”SiLENSe“ Simulationssoftware [STRa] aufgezeigt werden. Ein großes Problem bei der Simulation von Bauelementen aus dem Gruppe-III-Nitrid-Sys-tem ist die Unsicherheit bei den Werten der verwendeten Materialparameter. Bei ihnen ist eine sehr starke Streuung in der Literatur zu finden, was sich zum Teil erheblich auf die Simulationsergebnisse auswirken kann. So sind z.B. f¨ur die Ionisierungsenergie der Ma-gnesiumakzeptoren im AlN Werte von 510 meV [NNL+03] oder 1000 meV [IKO+07] zu

finden.

Zudem m¨ussen wichtige Materialparameter wie die Beweglichkeit und die nichtstrahlen-de Lebensdauer nichtstrahlen-der Ladungstr¨ager f¨ur jede einzelne Schicht der LED manuell definiert werden. Dabei sind jedoch meistens die genauen Eigenschaften der jeweiligen teils sehr d¨unnen Schichten der LED nicht bekannt, so dass durch deren Absch¨atzungen ebenfalls eine Abweichung zwischen den Simulations- und Messergebnissen zustande kommen kann. Bei der Dotierung der einzelnen Schichten im Bauelement erfolgt die Festlegung der Dotier-stoffkonzentration durch den Benutzer. F¨ur (In)(Al)GaN berechnet die Software in diesem Fall die Ionisierungsenergie der Akzeptoren oder Donatoren durch eine linerare Anpas-sung zwischen den in den Materialparametern festgelegten bin¨aren Werten. Messungen von z.B. Nam und Imura et al. [NNL+03; IKO+07] haben jedoch f¨ur die Dotierung von

AlGaN mit Magnesium gezeigt, dass kein linearer Verlauf ¨uber den kompletten Zusam-mensetzungsbereich vorliegt. Außerdem ist es schwer, weitere wichtige Effekte, wie einen versp¨ateten Einbau des Magnesiums [GKW+11] beim Wachstum der LED sowie eine

Dif-fusion von Magnesium [GKW+11], in der Software zu ber¨ucksichtigen, was speziell bei der Optimierung der Elektronensperrschicht eine wichtige Rolle spielt. Zu beachten ist auch die Selbstkompensation, welche speziell bei Schichten mit hoher p-Dotierung eine wichti-ge Rolle spielt und bei der Nutzung der Simulationssoftware keine Ber¨ucksichtigung fand. Durch diese Selbstkompensationseffekte nimmt die L¨ocherkonzentration ab einer bestimm-ten Magnesiumdotierung in den GaN-basierbestimm-ten Schichbestimm-ten wieder stark ab [Kus11] (siehe auch Kapitel 5.2.2), was zu einem Einbruch der internen Quanteneffizienz der LED f¨uhrt. Ein weiterer wichtiger Effekt f¨ur den Landungstr¨agertransport in den LEDs ist das ther-misch assistierte Tunneln von Ladungstr¨agern. Dieser kann bei der Simulationssoftware ber¨ucksichtig werden und sollte speziell bei der Verwendung von sehr d¨unnen Schichten verwendet werden. Jedoch m¨ussen auch f¨ur diesen Effekt vom Nutzer Korrekturwerte ein-gegeben werden, welche den Einfluss (die Intensit¨at) dieser Erscheinung auf den Ladungs-tr¨agertransport in den Simulationen ver¨andern.

Bei der Berechnung des Emissionsspektrums und damit der spontanen Emission werden in den Simulationen nur die vertikalen Band-zu-Band- ¨Uberg¨ange zwischen den einzelnen Elektronen- und L¨ocherniveaus ber¨ucksichtigt. Andere wichtige strahlende Rekombinati-onsmechanismen, wie die Rekombination der Ladungstr¨ager außerhalb der vom Benutzer definierten aktiven Zone oder der Einfang von Ladungstr¨agern an Donatoren und Ak-zeptoren werden in der Simulation vernachl¨assigt. So ist es z.B. f¨ur die Simulation von Nebenlumineszenz aus dem ¨Ubergitter der LED n¨otig, dieses in der Simulationssoftware

(33)

3.5 Grenzen der Simulationssoftware

als aktive Zone zu markieren.

Somit kann zusammengefasst werden, dass eine Simulation immer nur eine N¨aherung an die realen Ergebnisse sein kann. Die Simulationen k¨onnen aber gut genutzt werden, um bestimmte Effekte, z.B. beim Ladungstr¨agertransport in der LED, vergleichend mit dem Experiment zu untersuchen und zu verstehen. Dabei ist allerdings immer eine gewisse Erfahrung im Einklang mit Vergleichen zu experimentellen Ergebnissen n¨otig, um mittels Simulationen gute Ergebnisse erzielen zu k¨onnen.

(34)
(35)

4

Herstellung, Aufbau und Charakterisierung von

UV-LEDs

In diesem Kapitel soll kurz auf die Herstellung, den Aufbau, die Prozessierung und die Cha-rakterisierung der UV-LEDs eingegangen werden. Im Vordergrund soll dabei der Aufbau und die Charakterisierung der Bauelemente stehen, da die Herstellung und Prozessierung nicht Gegenstand dieser Arbeit war.

4.1

Metallorganische Gasphasenepitaxie

Zur Abscheidung von Schicht- und niederdimensionalen Halbleiterstrukturen eignen sich Verfahren wie die Molekularstahlepitaxie (MBE) und die metallorganische Gasphasenepi-taxie (MOVPE). Die in dieser Arbeit untersuchten LEDs wurden mit Hilfe der MOVPE auf (0001)-Saphirsubstraten abgeschieden.

Das Grundprinzip der MOVPE beruht auf einer chemischen Reaktion der Ausgangsstoffe in der Gasphase und an der Oberfl¨ache des beheizten Substrates oder Halbleiters. Aus-gangsstoffe f¨ur die Gruppe-III-Elemente sind metallorganische Verbindungen wie Trime-thylgallium, Trimethylindium (TMIn) und Trimethylaluminium, die in einem fl¨ussigen bzw. f¨ur TMIn festen Aggregatzustand in sogenanten Bubblern vorliegen. Durch ein Tr¨agergas (Wasserstoff oder Stickstoff), welches ¨uber Massenflussregler in die Bubbler str¨omt, wer-den diese gel¨ost und in den Reaktor transportiert. Das Gruppe-V-Element Stickstoff wird in Form von Ammoniak in den Reaktor geleitet. Dort k¨onnen die verschiedenen Aus-gangsstoffe nach thermischer Dissoziation miteinander reagieren, was ein Abscheiden der Schichtstrukturen zur Folge hat. Als Ausgangsstoffe f¨ur die n- bzw. p-Dotierung werden Silan oder Disilan bzw. Bicyclopentadienylmagnesium benutzt.

Ausf¨uhrliche Informationen zum Aufbau und der Funktionsweise einer MOVPE-Anlage befinden sich z.B. in Ref. [HRS04].

4.2

Aufbau der LED-Heterostruktur

Die in dieser Arbeit untersuchten LEDs wurden in vier verschiedenen MOVPE-Anlagen ge-wachsen. Dabei wurde f¨ur einen erhebliche Teil der LED-Strukturen die an der TU-Berlin benutzte

”Thomas Swan CCS“ Anlage sowie die am Ferdinand-Braun-Institut, Leibniz-Institut f¨ur H¨ochstfrequenztechnik befindlichen Aixtron

”Aix200HT“ und”Aix2400G3HT“ Anlagen eingesetzt. Teilweise wurden auch LEDs vom Palo Alto Research Center verwen-det, um den zu untersuchenden Emissionswellenl¨angenbereich zu erweitern. Der schemati-sche Aufbau dieser LED-Strukturen ist in Abb. 13 im Querschnitt dargestellt14.

14In diesem Abschnitt ist der Aufbau der LEDs ganz allgemeinen beschrieben. Ein detaillierter ¨Uberblick

¨

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