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Umweltgefährdung und Umweltschutz in Japan — erdkunde

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falls, die Einfiihrung des Begriffspaares ?fossil" und

?rezent" fiir die genauere Kennzeichnung der dauer

haften Wiistungen und die Einbeziehung der Arbeits

stattenwiistungen in das an der gesamten Kulturland schaft orientierte Wustungsschema.

Tabelle 2: Modifiziertes Wustungsschema

Ort (Wohnstatte) Flur Arbeitsstatte Interimsorts- Interimsflur- Interimsarbeits

wiistung wustung stattenwiistung

partiell/ relativ/ partiell/ relativ/ partiell/ relativ/

total absolut total absolut total absolut fristet

temporare temporare temporare Ar

Ortswiistung Flurwiistung beitsstattenwiist.

partiell/ relativ/ partiell/ relativ/ partiell/ relativ/

total absolut total absolut total absolut f ossile f ossile f ossile Arbeits Ortswiistung Flurwiistung stattenwiistung

partiell/ relativ/ partiell/ relativ/ partiell/ relativ/

dauer- tota^ absolut total absolut total absolut

haft _ . .

rezente rezente rezente Arbeits

Ortswiistung Flurwiistung stattenwiistung

partiell/ relativ/ partiell/ relativ/ partiell/ relativ/

total absolut total absolut total absolut

Literatur

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UMWELTGEFAHRDUNG UND UMWELTSCHUTZ IN JAPAN

Gedanken zu einem internationalen Kongrefi der Pflanzensoziologen, 1974 Mit 4 Abbildungen

Martin Schwind

?Das Japanische Exekutivkomitee zur Durchfiihrung einer internationalen Exkursion und eines Symposion iiber Fragen des Umweltschutzes aus der Sieht der

Vegetationskunde" hatte durch seinen Prasidenten,

Prof. Dr. Akira Miyawaki, etwa 60 auslandische Wis

senschaftler aus vorwiegend europaischen Staaten zu

einer vom 16. Mai bis 2. Juni 1974 dauernden Excur sion und einem Symposion vom 5. bis 7. Juni einge

laden. Getragen wurde die Veranstaltung von der

Japan Ecology Society, International Society for Plant

(2)

flight path Hokkaido) | ^^^yjj.

-s. Bahn-, Busfahrten }

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^4&&. 7: Exkursionsroute

Geography and Ecology, der National Park Associa tion und von der grofien Tageszeitung ?The Yomiuri Shimbun". Eine alle Erwartungen iibertreffende Orga nisation des Exkursionsablaufs und der Kongrefitage

forderte die Kontaktnahme zwischen den nichtjapa nischen und zu den japanischen Teilnehmern.

1. Die Exkursion

Der Exkursionsroute waren zwei Uberlegungen zu

entnehmen. Zum ersten sollten die auslandischen Teil nehmer, von denen mehr als 90% das erste Mal japa nischen Boden betraten, in kurzer Zeit eine Vorstel lung vom dreidimensionalen Wandel des Vegetations bildes auf dem sich zwischen 30? und 45? n. Br. er

streckenden Hauptinselbogen durch Autopsie erhalten;

zum zweiten wollte man an moglichst unterschiedlichen Stellen die Einwirkungen der Industrie- und Verkehrs wirtschaft sowie des Stadtebaus auf die Vegetation sichtbar machen und Beispiele dafiir geben, wie Um weltzerstorung gemildert oder gar verhindert werden

kann. Aus diesen Zielsetzungen ergab sich das ge drangte Programm fiir die iiber 2500 km Luftlinie messende Route (vgl. Abb. 1). Als Hilfe diente das unter Miyawakis Federfiihrung zusammengestellte Ex kursions-Handbuch (13).

Der erste Exkursionstag (16. Mai) gait dem Wald am Takakumayama (1237 m) auf der Osumi-Halb

insel des Kagoshima-Ken. Bei 31? 30' d. Br. gelegen,

zeigt die potentiell natiirliche Vegetation eine Hohen stufung, wie sie fiir Yakushima gilt, das sich einen Brei tengrad siidlicher an der Tokara-Strafie mit 1935 m Hohe aus dem Meere hebt und die Vegetationsgrenze

gegen die Ryukyu-Inseln bezeichnet (34). Die immer griinen Laubwalder (Camellietea japonicae), am Taka kumayama durch C as tanopsis-Gesellschzf ten und

Distylio-Cyclobalanopsietum reprasentiert, konnten

allerdings nur noch in begrenzten Arealen gesehen werden. Beim Vergleich der fiir dieses Gebiet gleich

zeitig vorliegenden Karten der potentiell natiirlichen und der realen Vegetation (14) gewannen die Teilneh

mer zum ersten Mal eine Vorstellung von den tief

greifenden Veranderungen, die die Natur selbst in in dustriefernen Gebieten innerhalb des Industriestaates

erfahren hat. Pflanzliche Ersatzgesellschaften, darunter

Forstbestande aus Cryptomeria japonica (japan, sugi), Chamaecyparis obtusa (hinoki), Pinus Thunbergii

(kuromatsu), aber auch Miscanthus sinensis (kaya) ha ben die Areale der immergriinen Laubwalder weit gehend zum Schrumpfen gebracht. Besonders ein drucksvoll war der Anblick der aus 28 Blatt bestehen den, fiir die gesamte Osumi-Halbinsel fertiggestellten Karten, die wahrend des Empfangs durch den Gouver

neur von Kagoshima als Diskussionsgrundlage die Stirnseite des Saales schmiickten.

Die folgenden sieben Exkursionstage bewegten sich weiterhin in der Region der immergriinen Laubwalder;

insbesondere fuhrte sie in Vulkangebiete und Tempel haine, weil sich an solchen Platzen die natiirliche oder

zumindest naturnahe Vegetation am ehesten vor den

Eingriffen des Industrialisierungsgeschehens erhalten hat (vgl. Abb. 1). Eine Konfrontation mit der Frage

?Industrie und Umwelt" ergab sich erstmals an den

geothermischen Kraftwerken Otake und Hatchobaru

im Gebiet des Vulkans Kujusan. Beide Werke gehoren der Kyushu Electric Power Co (9). Otake liegt in mitten einer Zone von heifien Quellen und Fumarolen, deren Ausnutzung ein Kraftwerk mit einer installierten Kapazitat von 13 000 kW ermoglichte. Hatchobaru

arbeitet mit dem Druckgemisch aus heifien Quellen und deren Dampf und ist mit einer Kapazitat von 50 000 kW das bislang grofite geothermische Kraftwerk Ja pans. Fiir beide Werke wurden bei A. Miyawaki Gut achten zur Umweltgestaltung eingeholt. Das hatte den Erfolg, dafi man sich nun bemiiht, die Werke mit

standortgerechten Vegetationshullen zu umgeben und

damit den umweltfremden Charakter der Industrie bis auf ein ertragliches Mafi zu mildern.

Die Frage nach der standortgerechten Vegetation rief in Hinblick auf die von Miscanthus-Steppen be deckten Vulkanhange die Diskussion iiber die ur sprungliche Vegetation hervor. Handelt es sich doch um Gebiete, die sowohl um die Quellkuppe des Kuju

san (1788 m) als auch im Bereich des noch tatigen Asosan (1592 m) insgesamt mehr als 1000 km2 aus

machen. Die an fast alien Vulkanen Japans auftretende

?Hara"-Region (auch ?Genya"-Region genannt), ist

schon von Justus Rein mit dem Bedauern diskutiert worden, dafi sie ?der Viehzucht vortreffliche Dienste

leisten konnte, bislang aber nur wenig benutzt wird"

(29). Spater haben sich M. Oseko, Yoshida und Numata mit dem Grasland ausfiihrlich beschaftigt

(28, 38, 26). Numata sagt zur Miscanthus-Wiese:

?Only in rare instances is it used for grazing" (27).

Wenn von pflanzensoziologischer Seite zu erklaren versucht wurde, fiir die Miscanthus-Fl'ddien sei eine weitverbreitete Viehwirtschaft der Vergangenheit ver

antwortlich zu machen, dann offnete sich hier eine Nahtstelle zwischen Pflanzensoziologie und Wirt

schaftsgeschichte: es ist eine Viehhaltung in Verbin

(3)

dung mit einer extensiven Weidewirtschaft aus der Geschichte Japans vollig unbekannt. Weidewirtschaft

ist erst seit der Meiji-Zeit raumwirksam geworden, anfangs zogernd, beschleunigt spater parellel mit dem Fortschreiten der Industrialisierung. Die Erklarung fiir die weiten Miscanthus- und S^sd-Graslander steht noch aus: sie kann nur in enger Zusammenarbeit mit der Geschichte gesucht und gefunden werden. Was bislang als Ursache angefiihrt wird, beruht weithin nicht auf der Auswertung historischer Quellen, sondern nur auf indirekten Schlussen. Zu denken mufi geben, dafi die Einfiihrung der Weide- und Milchwirtschaft im Vor

gang der Erschliefiungsarbeit in Hokkaido selbst noch vor dem Zweiten Weltkrieg als Pioniertat gewertet wurde und dafi, von Fischen abgesehen, Fleischnahrung seit Einfiihrung des Buddhismus vielen Tabus unter

lag.

Ganz ahnlich nur in Zusammenarbeit mit der Ge schichte zu losen ist die Frage nach der Stellung der Cryptomeria japonica (sugi) und der Chamaecyparis

obtusa (hinoki) im Verbande der natiirlichen Vegetation Siidwest-Japans. Zweifellos haben gerade diese beiden Baume durch Aufforstung grofiere Verbreitung erfah ren, als ihnen ursprunglich zufiel. Aber die in der Dis kussion auf dem Wakakusayama (Nara) beim Anblick

des von Koniferen durchsetzten immergriinen Laubwal

des an den Hangen des Kasugayama zum Ausdruck ge brachte Meinung, dafi die genannten Zedern nicht zum urspriinglichen Bestande der Vegetation in den unteren Hohenlagen Siidwest-Japans gehoren, widerspricht den Befunden der Fruhgeschichte. Bereits in den urns Jahr 700 niedergeschriebenen Legenden iiber die Ent

stehung des Landes werden sie nicht nur genannt: sie werden auch von einer Gottheit fiir besondere Ver wendung empfohlen. Was in der Legende Niederschlag fand, war selbstverstandlich langst Brauch (31). Dar iiber hinaus liefert die Natur selbst ein Argument; auf Yakushima (s. o.) beherrschen Zedernwalder die Re

gion ab 800 m aufwarts noch heute, ohne angepflanzt zu sein (34). Es ist bekannt, dafi die Hohenstufung die

ser Insel all das schon vorausnimmt, was mit fort

schreitender Breitenlage nach und nach bis zur Kiiste

tritt. Das Erscheinen von Zedern in meeresnahen La

gen im Bereich des Kansai ist ein natiirliches Phanomen.

Die 400 Jahre alten Cryptomerien am Enryakuji (Hieizan), Giganten mit einem Querschnitt von 1,65 m

und einer Hohe von 59 m, legen ebenso eindrucksvolles Zeugnis von ihrer Bodenstandigkeit ab wie die iiber

50 m hohen Cryptomerien am Ise Jingu. Man kann nur hoffen, dafi die Zedernfrage einmal interdiszipli nar von Pflanzensoziologie und Geschichte bearbeitet werde; wahrscheinlich werden beide Wissenschaften

daraus gewinnen. Die Zedernfrage wurde spater in

Kamakura und Nikko nochmals aufgegriffen, wobei

die von Akira Miyawaki bearbeiteten Vegetations

karten besondere Beachtung fanden, die dem Ziel die nen, ?eine vegetationsreiche Umwelt zu schaf fen und die historische Landschaft der alten Hauptstadt Kama kura zu erhalten" (15). Aus den Karten der potentiell natiirlichen und der 1973 vorgefundenen realen Vege

tation hat Miyawaki die Karte ?des Natiirlichkeits

grades" der Vegetation im Stadtraum Kamakura ent

wickelt, die wie die beiden Grundkarten im Mafistab 1:10 0C0 vorliegt (16). Es werden darin 5 Stufen un

terschieden. Die beiden untersten bezeichnen Situatio

nen, die mit der natiirlichen Vegetation keinerlei Be zug mehr haben; es ist von Siedlung, Fabriken und von Kulturpflanzen bebautes Gelande. Die Stufen III-V unterscheiden zunehmende Naturahnlichkeit.

Am Beispiel Kamakura fallt die Forderung nach der

Erhaltung der naturnahen Vegetation zusammen mit

dem Bemuhen, die Schogunatshauptstadt des friihen Feudalismus auch in ihrem historischen Habitus so weit wie moglich zu bewahren. Es geht hier auch um den

Schutz des historischen oder vielmehr heute noch leben digen kulturellen Inhalts der Umwelt. Die Walder der Kultstatten, die alte Stadt und zugleich auch der Bade

strand der sauber erhaltenen Schonan-Kiiste sind fiir die Menschen von Tokyo-Yokohama unentbehrliche

Erholungs- und Touristik-Ziele.

Die bedeutende Funktion, die das Kultur- und Landschaftsschutzgebiet Kamakura fiir die Industrie gesellschaft ausiibt, erhellt auch aus der fiir Kanagawa Ken entworfenen Nutzungskarte 1:200 000, mit der Miyawakis Arbeit unmittelbar einfliefit in den Bereich der Kulturgeographie (18). Die farbige Karte unter

scheidet fiinf Areale in der Spanne zwischen Fabrik flachen und Naturparks (vgl. Abb. 3). Es gibt kein an deres Dokument, das wie diese Karte den Weg Japans

aus dem feudalen Agrarstaat zum monoregional be lasteten Industriestaat modernster Pragung so ein

drucksvoll vor Augen stellt: denn hier war es, wo

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28* 30" 3?* 3V 36' 38* W 42*

y4&?. 2: Sud-nordliches Vegetationsprofil des Japanischen Archipels (nach Horikawa, Miyawaki u. a., 1967)

(4)

K v ?1 Landwirtschaftliche Nutzungsflache V^Si3*?** o* 0 ^t^^^^^^^Vh Ura9a-Bucht

1" w " J (Reisfelder, Acker, Obstgarten.Thea sinensis-Garten u. a.) farmland (ricefields,arable,orchards, Thea sinensis-gardens etc) *'

fl* ?**J Baumbestand (Walder. sekundare Walder. Aufforstungen) /CCsft^' w u

"^^^^^^^^^

r o 0 p-. p- I woodland (forests, secondary woodland, plantations etc) /v ^jpww U 1 Griine Flache (Stadtparke, vorstadtische Griinflache,

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I_? "

I Landschaftsschutzgebiet nach Gesetz des Stadtplanes) vC vllffm landscape protection areas under town planning law) o*~^pr

_D_G_

Abb. 3: Nutzungskarte fiir die Prafektur Kanagawa 1973 (2386 qkm) (nach Miyawaki, Akira)

1853 in der Bucht von Uraga die Amerikaner landeten und den Vorgang der Landoffnung einleiteten. Damals

waren Kanagawa (Yokohama) und Kawasaki Post

stationen am Tokaido; heute sind sie Millionenstadte,

von denen aus die Agrarlandschaft inselartig zusam menschrumpfte. Der Karteninhalt gibt stellvertretend

die Umweltsituation Gesamtjapans wieder, und nicht nur dies: auch die kulturlandschaftliche Entwicklung der letzten 100 Jahre, die Dynamik des Prozesses, der

Japan zur wirtschaftlichen Grofimacht werden liefi und zugleich an der pazifischen Kustenfront die irreversibel

erscheinende Umweltzerstorung heraufbeschwor.

Der zweite Teil der Exkursion fuhrte aus Mittel japan heraus nach Tohoku und Hokkaido und damit

in die Region von Fagetea crenatae- und Vaccinio

Picetea japoniae-Gesellschzhen. Es war ein glucklicher Gedanke, trotz der friihen Jahreszeit zunachst den

Fujisan so hoch wie moglich zu befahren (2300 m), da

(5)

die Hohenstufung an seinen Hangen grundsatzlich jene

Pflanzengesellschaften vorausnimmt, die nordwarts

allmahlich die voile Breite der Inseln bis zu den Kiisten erreichen. Nordlich der Horikawa-Linie (bei Sendai)

sind die sommergrunen Laubwalder bis zum Meeres

niveau hinabgestiegen (5, 2). Landschaft des Ubergangs ist die Hakone-Caldera. Bis zu 600 m Hohe gehort sie vegetationsgeographisch noch zum siidwestjapanischen Bereich, oberhalb davon zum Bereich der sommergrii nen Laubwalder (21, 22). Zum Problem wird die als Nationalpark geltende Landschaft durch den Strom von jahrlich etwa 20 Millionen Touristen, durch die Abgase von taglich 50 000 Motorfahrzeugen, die zur Saison das Gebiet durchqueren, durch die Motor- und Dampfschiffe, die auf dem Ashino-ko, dem Caldera

See, verkehren, durch Drahtseilbahnen und Golfplatze.

Das schon am Fujisan angerissene Thema ?Vegetation

und Strafienbau" (19, 10) wurde hier wieder aufge nommen, aber besonders intensiv in Nikko in der Cryptomerienallee des Reiheishi Kaido diskutiert. Die

in den Jahren 1628-1657 angepflanzten Zedern haben heute bei einer Hohe von 30-50 m einen Durchmesser bis zu 1,6 m. Mehrere befmden sich im Absterben. Als eine der Ursachen wurde die parallel zur Allee gebaute Betonstrafie erkannt, die den Lebensbereich der Baume

einengt und z. T. angeschnitten hat. Am Oirasegawa

und am Towada-See befand sich die Exkursion mitten in der Klimax-Gesellschaft des Fagus crenata-W aides und auf der Fahrt iiber das Vulkanmassiv des Hakko dasan (1581 m), am 29. Mai noch von Schnee bedeckt, wurde die Hohenstufe der Abies-Mariesii-GeseMschah

(4, 12, 24) durchquert.

Unmittelbaren Kontakt mit einem Industriewerk er hielten alle Teilnehmer in Muroran (Hokkaido) beim Besuch einer Filiale der Nippon Steel Works, einer der grofiten Stahlfirmen der Erde. In Kontaktnahme mit Akira Miyawaki hat die Firma begonnen, unter dem

Motto ?Creation of Native Forests" Schutz waldstrei fen anzulegen. Takeshi Shikimura iiberreichte jedem

Teilnehmer eine Schrift (32), aus der hervorgeht, wie sich die Firma in den Bereichen ihrer 10 Eisen- und

Stahlwerke um die Verbesserung der Umweltbedingun gen bemiiht. In den Muroranwerken sollen 21% des Fabrikgelandes eingegrtint werden. Die Anpflanzungen

fiir den aufieren Griingiirtel wurden im Gelande be sichtigt. Vorgesehen sind weiterhin Griinflachen in mitten des Werkgelandes und Grasflachen mit Luft

reinigungsfunktionen. Die iiber Japan verteilten Werke mit einer Flache von insgesamt 5192 ha haben 1109 ha in das Begriinungsprogramm aufgenommen;

davon waren 1973 bereits 39,5% begriint. Die Nippon Steel Works leisten fiir die Verbesserung der Umwelt bedingungen zweifellos Pionierarbeit.

Mit kurzem Aufenthalt am Showa Shinzan (406 m), einer 1944-1945 aufgestiegenen parasitaren Quellkuppe desUsudake (725 m), fuhrte dieExkursion zumNatur park Nopporo (3, 35), einem Naturwald fiir land

schaf tsokologische Forschung, der zugleich Erholungs gebiet fiir Sapporo ist. Ober Asahikawa wurde bei Sounkyo (Ishikarital) das umfangreichste Areal po

tentiell-natiirlicher Vegetation Japans erreicht: der 231 929 ha umfassende Nationalpark des Daisetsuzan

(2290 m). Die Jahreszeit erlaubte nicht, in die von

Picea-Abies-^Wald bedeckten mittleren Hohenlagen

einzudringen. Die Weiterfahrt nach Kitami bot wie derholt Gelegenheit, die an Strafieneinschnitten beson ders haufigen Windbruchschaden zu beobachten. Der vom Bihoro-Pafi mogliche Blick auf das grofiartige Bild der Kutcharo- und Akan-Calderen blieb infolge Schlechtwetters versagt. Man mufite sich mit der aus

dem ?Japanischen Inselreich" entnommenen, im Ex

kursionsfiihrer abgedruckten Strukturskizze begnii gen (30). Ihren letzten Hohepunkt fand die Exkursion in der Fahrt durch das Kushiro Shitsu Gen, das Kushiro-Moorgebiet. Nur aus Zeitmangel mufite wohl

eine Exkursion innerhalb der Industriegasse selbst ver bleiben. Gerade Miyawaki hat auch hier schon Grund

legendes an Beobachtungen geleistet. Gemeinsam mit Kiyoshi Okutomi bearbeitete er eine Karte von

Tokyo-to, die den Degradierungsprozefi der Vege

tation vom 2018 m hohen Kumotoriyama des Kanto

gebirges aus in allmahlichem Ubergang bis zum Hafen

\\ r _ X

^3 ? 5 K=Kumotoriyama^\^ 0_10_20 km^

2018m \.> ' ' '

Abb. 4: Vegetationswandel innerhalb der Prafektur Tokyo (Tokyo-to) vom Kantogebirge bis zum Tokyo-Hafen (nach A. Miyawaki und K. Okutomi in Mainichi Daily News vom 4. 8. 1974

1 Natiirliche Waldbestande von Tsuga Sieboldii und Fagus crenata; 2 Sekundarwalder aus weifier Eiche (Quercus myrsinaefolia) und Forste aus Cryptomeria japonica und Chamaecyparis obtusa; 3 Sekundarwalder aus weifier Eiche

(Quercus my rsinae folia); 4 Verstadterungsgebiet mit fleckenweisem Acker- und Forstland; 5 Verstadterungsgebiet fast ohne Griinland; 6 Aufschiittungsflachen an der Kiiste, z. T. bedeckt von Grasern und Krautern fremder Herkunft

(6)

von Tokyo auf zeigt: Natiirlicher Wald aus Tsuga und Fagus in den hohen Berglagen, allmahliches Hervor

treten von Ersatzgesellschaften bis zum volligen Er

loschen jeder Vegetation in den geschlossenen Wohn gebieten; auf 80 km Luftlinie vom natiirlichen Wald

iiber Sekundarvegetation bis zur pflanzenlosen Stein wiiste (vgl. Abb. 4). Eine Exkursion auf solcher oder

ahnlicher Stichroute ware geeignet gewesen, die Teil nehmer in aller Konzentration vom rein biologischen

Interesse auf das Problem der angewandten Pflanzen

soziologie zu lenken, das im Kongrefi zur Diskussion

stand.

2. Die geographischen Aspekte des Kongresses

Das endgiiltige Programm bezeichnete den Kongrefi als ? International Symposium in Tokyo on Contribu

tion of Vegetation Science to Environmental Protec

tion for Human Survival." Das Thema sprach nicht

nur Japan, sondern alle Staaten und Menschen der Erde an. Wissenschaftler aus alien Erdteilen referier

ten: Es wurde iiber Umweltschutzmafinahmen in Papua, Siidafrika, Argentinien, Nordamerika, Asien

und vor allem in den Industrielandern Europas ge sprochen, und dies machte die weitgehende Differen zierung des Problems, zugleich auch die nur graduell

verschiedene Situation ein und desselben Vorgangs weltweit deutlich. In unmittelbarem Zusammenhang mit der vorausgegangenen Exkursion standen 7 der

49 Referate. Der industrielle Kernraum Japans wurde von M. Numata (Impact of Urbanisation on Vege

tation in Japan), von A. Miyawaki und S. Okuda

(Phytosociological Diagnosis of the Tokyo Metropoli

tan Area and Proposals for its Environmental Protec

tion) sowie vom Berichterstatter angesprochen (The Environmental Problem in Japan as Observed by a Foreign Geographer). Auch das Referat von J. Schmit husen iiber ? Plant Geography Maps as Foundation of

Studying the Worldwide Problem of Environmental

Protection" lag in unmittelbarer Nachbarschaft zur

Exkursion, auf der die Teilnehmer immer wieder mit

Beispielen aus der Kartenwerkstatt des unter Miyawakis Leitung stehenden ?Department of Vege

tation Science Institute of Environmental Science and

Technology, Yokohama National University" be schenkt worden waren. Der Geograph wird die vielen

wertvollen Beitrage erst auswerten konnen, wenn sie

gedruckt vorliegen. Es wird in erster Linie darum gehen miissen, fiir die aus pflanzensoziologischer Sicht

gewonnenen Erkenntnisse den rechten Stellenwert im Rahmen des Gesamtphanomens der Umweltzerstorung

zu finden: denn der Bereich, fiir den die Pflanzengesell schaften durch die Veranderungen ihrer Artenverbin dungen ?fein reagierende Mefiinstrumente sind, die Abweichungen in den Lebensbedingungen scharf an

zeigen (Tuxen, 37), umfafit nur einen Teil des genann ten Phanomens. Von ebenso grofier Bedeutung sind die Massierung der Menschen selbst und die mit dieser Massierung gesetzten zivilisatorischen Einrichtungen, die sich in ihrer Wirksamkeit gegenseitig lahmzulegen drohen, und letztlich liegt Umweltzerstorung auch in alien raumwirksamen Mafinahmen, die das historische und kulturelle Bewufitsein eines Volkes zur Schwa

chung oder Auflosung bringen. Fiir die systematische

Bearbeitung der Umweltzerstorungsfrage fehlt es im ubrigen an einem Begriff fiir Landschaftsraume, die im Beginn oder schon in der Endphase der Zerstorung

ihres okologischen und kulturlandschaftlichen Gleich gewichtes stehen, ein Begriff, unter dem solche Ein

heiten klassiflziert werden konnten, woraus ein System differenzierter Hilfs- oder Schutzmaftnahmen zu ent wickeln ware. Der Berichterstatter hat auf dem Kon

greft deutlich gemacht, daft der Begriff einer ?umwelt

verschmutzten Landschaft" oder ?landscape of envi

ronmental pollution" den Sachverhalt nicht in vollem

Umfang trifft. Das ?Basic Law for Environmental

Pollution Control" (1) verwendet im Grunde genom men einen der Sache nicht voll entsprechenden Titel;

denn schon in Artikel 2 fiihrt es Umweltmiftstande wie Larm, Vibration, Bodensenkung und Geriiche auf, die

nicht ohne weiteres als Verschmutzung zu bezeichnen sind. ?Umweltschadigung" (deterioration) und ?Um weltzerstorung" (destruction) wiederum meinen den

Anfang und das Ende des Vorgangs; deterioration"

ist Schadigung verschiedenen Grades, ? destruction" ist

die Zerstorung bis zur Vernichtung. Der gesuchte Be griff sollte die verschiedensten Formen der negativen

Umweltbeeintrachtigungen umgreifen, ohne schon in sich einen Teilaspekt besonders anzusprechen. Fiir Ja

pan, das in Artikel 2 seines Schutzgesetzes aufter der

Verschmutzung eine Reihe anderer Umweltschadigun

gen schon auffiihrt, lassen sich unschwer noch viel

mehr, aber noch nicht im Gesetz behandelte umwelt gefahrdende Vorgange benennen. Bodenzerstorung ist

in fast alien Landesteilen eine akute Gefahr. Sie wurde schon im 18. und 19. Jahrhundert in Chugoku durch den Miftbrauch des ?iriaichi" beschleunigt, das vom

Feudalherrn dem Bauern iiberlassene Recht zur Nut

zung des Bergwaldes in hoheren Lagen: das Holz wurde geschlagen und im Schwarzhandel fiir die Salz

gewinnung an die Besitzer der Sudpfannen verkauft.

Die Folge war und ist eine fast irreversible Bodenzer storung der Granithiigel im Kibi-Plateau und auf der Halbinsel Kojima. Bodenzerstorung ereignet sich in

erschreckendem Mafie noch heute. Fumio Tada hat ge

zeigt (34), wie die Stauseen Japans hinter ihren Stau dammen viel schneller versanden als in den USA. Das Kentucky-Reservoir wird in 100 Jahren erst zu 4%

verschiittet sein, das Sennin-Dani-Reservoir im Kuro

begawa-Tal ist es nach rd. 7 (!) Jahren schon zu 71%.

Bodenabschwemmung wird auch durch eine iibergrofie Belastung von Berghangen durch Golfplatze gefordert, deren Anblick oft schon und durchaus nicht als ?Ver

schmutzung" der Umwelt empfunden wird. Die Tokyo's Taiyo Bank stellte in einer Untersuchung fest,

daft der ? Golf boom" noch steigen und die golfspie lende Bevolkerung Japans von 6 Millionen im Jahre 1973 in naher Zukunft auf 10 Millionen steigen wird.

Es gibt in Japan bereits Gebiete, die man Golf-Land schaften nennen konnte. Golfplatze in Hanglage be wirken bei Starkregen raschen Wasserabfluft und dieser

lost Bergrutsche aus. Topographie verandernd macht

sich auch die Suche nach Bauplatzen geltend. Es wer den Hiigelgebiete von oft bedeutendem Umfang ab

geholzt und eingeebnet, z. T. aber auch nur ange

schnitten, so daft die Gesteinsnarben weit in die Land schaft hineinscheinen. In Higashi Shiogama machen die

Einebnungen erst an der Grenze zum Nationalpark

(7)

Matsushima halt; andere Orte solcher Mafinahmen sind in Aichi, bei Hiroshima, Kitakyushu oder auch auf Okinawa zu finden. Auf eine besondere Art der Umweltschadigung macht Tad a aufmerksam (33). Das

den Mehrzweckdammen entfliefiende Wasser ist weit kalter als das vor der Errichtung des Staudamms den Fliissen fiir die Bewasserung der Reisfelder entnom

mene Wasser. Es schadigt den Reisertrag. Dies erfor dert Mafinahmen, um das ?6ffentliche Argernis" zu be seitigen. Umwelt ist zusatzlich inmitten der vegeta tionslosen Stadte nicht verschmutzt, so doch gescha

digt, wo die Sonne den Menschen nicht mehr erreicht.

Es gibt in Japan die Forderung nach dem ?Menschen

recht auf Sonnenschein". Nicht nur die Tokyo-Verwal

tung, auch Stadte des Binnenlandes haben dieses Recht

bereits anerkannt, und sie haben begonnen, es in den

Bebauungsplanen zu beriicksichtigen. Tokyo ordnete fiir Neubauten die ?sha-sen" an, die Schragelinie:

Jedes neue Gebaude erfahrt in seinem Aufrifi jene Ab schragung, die erforderlich ist, um dem Gegeniiber

nicht das Sonnenlicht zu nehmen.

Letzthin gehort auch der Kulturbesitz zur Umwelt;

denkt man an die Tempelhaine und an den Fujisan, so ist auch jedweder in die Natur eingelegte Sinn Kul turbesitz. Das Meer und das Land sind nicht nur Rau me der Biosphare, sie sind auch Trager historischen Bewufitseins. Wo immer man die Umwelt des Menschen

verletzt, fiihlt sich dieser herausgefordert, diese Ver letzung riickgangig zu machen. Fiir diesen Sachverhalt sind Begriffe wie umweltgeschadigte oder umweltver

schmutzte oder umweltzerstorte Landschaft viel zu

flach und zu wenig umgreifend. Es handelt sich hier um die Frage, wie das mit dem Industriezeitalter auf

gekommene Phanomen am treffendsten zu fassen ist.

Das Industriegeschehen hat die gesamte Welt ergriffen.

Warum soil das gesuchte Wort nicht aus der Sprache eines Volkes entnommen werden, das sich in die Fragen

der Umwelterhaltung am starksten verstrickt zu haben scheint? Die Japaner sprechen von ?kogai", und dieses

Wort erhalt durch zwei chinesische Schriftzeichen seinen Sinn: ?gai" heifit Schaden, Schadigung, und ?ko" ist die offentliche Entriistung dariiber. Ein grofiartiger Begriff, der in kiirzester Form nicht nur einen Sach verhalt in allgemeinster und zugleich treffender Form, sondern zugleich auch den Willen zur Tat anspricht, den Schaden zu bekampfen! Der Vorschlag heifit dem nach, Kogai als umfassenden Begriff fiir all das zu verwenden, was in den Landern der Erde die Umwelt

gefahrdet, d. h. von Kogai-Gebieten, Kogai-Land

schaften dort zu sprechen, wo die Umwelt zu Schaden

gekommen ist.

3. Ausblicke auf kulturgeographische Forschung Wenn das, was ?Kogai" beinhaltet, auf dem Kon grefi in der weiten geographischen Spanne zwischen Papua und den Industrielandern sichtbar wurde, dann liegt schon darin eine Aufforderung, die Lander der Erde nach dem Ausmafi des Kogai zu ordnen und aus solcher Sicht die Moglichkeiten fiir differenzierte Gegenmafinahmen zu entwickeln (s. o.). Darin sollte auch das U.N. Environment Program (UNEP) eine seiner Aufgaben sehen. Hierin wiirde der Bericht

erstatter die folgenreichste der ihm auf dem Kongrefi

gegebenen Anregungen sehen.

Aber auch zwei weitere, fiir die kulturgeographische Forschung selbst bedeutende, im vorstehenden Bericht schon behandelte Fragestellungen sollen an dieser Stelle nochmals hervorgehoben werden: Im Neben einander von Karten der potentiell natiirlichen und der heutig realen Vegetation ein und desselben geo graphischen Raums liegt eine Quelle hochsten Ranges fiir die Ermittlung der raumwirksamen Tatigkeit der

Bevolkerung, insbesondere auch des Staates, und dies sowohl fiir gegenwartsbezogene Zusammenhange als

auch riickgreifend fiir Fragen der historischen Geo graphie. Im Falle Japans beleuchten diese Karten die

geographisch relevanten Vorgange seit dem 7. Jahr

hundert. Im Vergleichen der Karteninhalte sind Frage

stellungen, aber auch Antworten enthalten, die in

ihrer raumlichen Tragweite durch schriftliche Uber lieferung nicht ausdriickbar gewesen sind. Zum an dern hat die Diskussion in der Landschaft deutlich gemacht, dafi Pflanzensoziologie und Geschichte aus den im Landschaftsraum liegenden Fragestellungen gegenseitig hohen Gewinn zu ziehen vermochten, der wiederum fiir die kulturgeographische Forschung for dernd sein konnte. Die Antwort auf die Fragen nach der urspriinglichen raumlichen Zuordnung der Zedern Cryptomeria japonica und Chamaecyparis obtusa und nach dem Beginn von deren Ausbreitung bis nach Nordhonshu wiirde fiir die Bewertung der Kulturland

schaftsentwicklung von hoher Bedeutung sein. Dafi iibrigens die Cryptomerien nicht nur dem Castanopsis Wald als Einzelbaume zugehorten, sondern auch ganz

eigene Bestande gebildet haben mussen, konnte aus ihrem Vorkommen auf Yakushima abgeleitet werden, wo sie in eigener Hohenstufe iiber 1200 m zugleich ihre

sudliche Verbreitungsgrenze erreichen. Viele dieser Baume werden auf 1000 Jahre und alter geschatzt;

etwa 10 qkm dieses Waldes wurden am 27. Marz 1974

unter absoluten Staatsschutz gestellt, und er darf seit

her nur noch mit Genehmigung betreten werden (11).

Zusammenarbeit von

Pflanzensoziologie und Ge

schichte empnehlt sich auch fiir die Losung des wHara"

Problems. Die Miscanthus-Wiesen wie die Zoysia- und

.Stfstf-Graslander sind von so verschiedener Entstehung,

daft jedes einzelne Vorkommen nach seiner Geschichte iiberpriift werden sollte. Daft diese Klarungen fiir die

Kulturgeographie von hohem Interesse waren, steht

aufter Zweifel.

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Referenzen

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