Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 44⏐⏐3. November 2006 A2935
B R I E F E
Signale vom Arzt nicht aufgegrif- fen, erkundigt er sich nicht nach den näheren Umständen, vielleicht aus Scheu, den Eltern zu nahe zu treten, so bleiben die „Mitteilun- gen“ durch die Verhaltensauffällig- keiten unerhört. Die von der Bun- desärztekammer auf Empfehlung des wissenschaftlichen Beirats (DÄ 51–52/2005) empfohlene Behand- lungsmaßnahmen, die aus der Gabe von Psychostimulanzien und ver- haltenskorrigierender Psychothera- pie besteht, berücksichtigt nicht genügend die emotionalen Nöte dieser Kinder und ihrer Eltern und stellt von daher kein ausreichendes Angebot dar. Vielmehr brauchen die Kinder Psychotherapie, in der auch ihre inneren Konflikte, Ängste und depressiven Gefühle Berück- sichtigung finden. Und auch den Eltern müsste Hilfe angeboten wer- den in Form von Elterngesprächen und familientherapeutischen Sit- zungen, bei denen sie die bisheri- gen Beziehungsmuster in der Fami- lie hinterfragen und korrigieren können.
Dr. med. Terje Neraal,Höhenstraße 33 c, 35435 Wettenberg
INTERNISTEN
Der BDI lehnt einen Ausstieg aus dem GKV-System ab (DÄ 39/2006: „Bekennt- nis zur Sachleis- tung“ von Heike Korzilius).
Zum Opfer gefallen
In der politischen Aussage stimme ich dem Tenor des Artikels (nolens volens) zu. Allerdings zeigt mir We- siacks Argumentation, dass freiheitli- ches Denken des anderen/Neuen (Kostenerstattung) dem etablierten Sachleistungs-Denken geopfert wird,
„weil nicht sein kann, was KV-seitig nicht sein darf“. Diese Beschränkung im Denken (vorauseilender Gehor- sam, Blauäugigkeit, normative Kraft des Faktischen etc.) ist die jahrzehn- tealte Crux unserer Standesfunktionä- re. Ob fach- oder allgemeinärztlich.
Jürgen Schlee,Bahnhofstraße 9, 31675 Bückeburg