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Archiv "„Essential drugs” Für Industrieländer zu spartanisch : I." (24.09.1981)

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Zur Fortbildung Aktuelle Medizin AUSSPRACHE

I.

Essential Drugs sind nicht nur für Industrieländer zu spartanisch, son- dern offensichtlich auch für Länder, die nicht zum Bereich der westli- chen Industrieländer beziehungs- weise der OECD-Länder gehören.

Anläßlich eines UNIDO-Seminars im Herbst 1979 in Havana/Cuba wurde dem Vizegesundheitsminister die Frage gestellt, wieweit das cubani- sche Gesundheitsministerium die ca. 200 von der WHO vorgeschlage- nen Essential Drugs bei der Zusam- menstellung der „Guiä Terapäutica"

berücksichtigt habe. Die Antwort darauf: „Unsere 800 Arzneimittel beinhalten ohne Zweifel die 200 von der WHO vorgeschlagenen Substan- zen ... aber Cuba ist kein so unter- entwickeltes Land . . . wir hielten da- her weitere Arzneimittel für drin- gend erforderlich."

Literatur

Gerd Dörner „Gesundheitswesen und Phar- mazie in Cuba", Pharmazeutische Zeitung Nr.

41 (1979) 2034-2038

Apotheker Gerd Dörner Abteilungsdirektor E. Merck

Frankfurter Straße 250 Postfach 41 19

6100 Darmstadt II.

Herr Prof. Forth erläutert die Entste- hung der von der Weltgesundheits- organisation (WHO) und von Exper- ten bearbeiteten Liste der „Essential Drugs" und hebt mit Recht hervor, daß die Auswahl von rund 200 preis- günstigen Substanzen, die für die

Therapie aller bekannten Erkran- kungen ausreichen, für Entwick- lungsländer bestimmt ist, denen nicht die gleichen finanziellen Mittel zur Verfügung stehen wie den Indu- strienationen.

Eine Auswahlliste die den Gegeben- heiten unserer Bevölkerung ange- paßt wäre, könnte sich natürlich nicht auf eine so eng begrenzte Se- lektion beschränken. Sie müßte an- ders aussehen, auch wenn sie die

„Essential Drugs" der WHO als un- umgängliche Basis betrachtete. Al- lein die Entwicklung neuer Arznei- mittel und ihre Erprobung in den industrialisierten Ländern darf durch eine eng begrenzte Medika- mentenliste nicht beeinträchtigt werden.

Eine Selektion, wie sie die WHO vor- genommen hat, ist aber nur sinnvoll, wenn der Empfehlung eines Arznei- mittels wesentliche Informationen über pharmakologische Eigenschaf- ten, Indikation, Nebenwirkungen etc. beigefügt sind, welche die Aus- wahl begründen. Die Experten, wel- che die Liste erstellt haben, fordern von den Entwicklungsländern, daß sie ihren Ärzten diese Daten zur Ver- fügung stellen. Diese Anregung soll- te auch bei uns ernst genommen werden! Es fehlt nämlich in unserem Land an einem Werk, wie es von der American Medical Association vor- bildlich erstellt wurde und im Jahr 1977 in 3 Auflage") erschienen ist: In den „AMA Drug Evaluations" sind 200 pharmazeutische Präparate — darunter 50 neue Arzneimittel — in all ihren Eigenschaften beschrieben.

Ein unabhängiges Beratergremium traf nach Befragung von mehr als

*) Die 4. Auflage erschien 1980 (Die Redaktion)

100 Experten für dieses Werk die Auswahl wie auch die Bewertung der Arzneimittel

Eine vergleichbare Information wür- de den Interessen der Ärzte und auch der pharmazeutischen Indu- strie gerecht. Die „Rote Liste", die anstelle von 1200 rund 8000 Arznei- mittel enthält, darf nicht die Rolle eines „Lückenbüßers" einnehmen.

Nachschlagewerke — wie die „Rote Liste" —, die keine Ergänzung durch eine unabhängige, breite Informa- tion finden, wie sie die amerikani- schen „Drug Evaluations" liefern, sind ein Armutszeugnis für unsere Arzneimitteltherapie. Die „Arznei- verordnungen", welche, von den Mitgliedern der Arzneimittelkommis- sion der deutschen Ärzteschaft in einer sehr verdienstvollen Zusam- menarbeit herausgegeben, in diesen Tagen ihre 14. Auflage erleben, sind ein sehr nützliches Nachschlage- werk zur Information für mehr als 3000 Arzneimittel. In Inhalt und Form sind sie aber mit der viel stren- ger geprüften Auswahl der „Drug Evaluations" nicht vergleichbar.

Die „Essential Drugs" der WHO mahnen die deutsche Ärzteschaft, dem Weg derjenigen armen, aber auch reichen Länder zu folgen, die ihren Ärzten eine für ihre medizini- schen Belange geeignete unabhän- gige Information anbieten. Wäre es nicht möglich, die „Drug Evalua- tions" zu übernehmen und unseren Verhältnissen anzupassen?

Professor Dr. med. Dr. h. c.

Herbert Remmer Direktor des

Instituts für Toxikologie der Universität Tübingen Lothar Meyer-Bau Wilhelmstraße 56 7400 Tübingen

Dieser Aufsatz wird meiner Meinung nach dem WHO-Vorschlag einer Li- ste essentieller Arzneimittel nicht gerecht. Erstens enthält er sachliche Fehler; so steht das angeblich feh-

„Essential drugs”

Für Industrieländer zu spartanisch

Zu dem Beitrag von Professor Dr. med. Wolfgang Forth in Heft 15/1981, Seite 734 ff.

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 39 vom 24. September 1981 1829

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Zur Fortbildung Aktuelle Medizin Essential drugs

lende Antidot bei Nitroprussidna- trium-Überdosierung doch in der Li- ste (sodium thiosulfate, Seite 12), ebenso werden drei der angeblich fehlenden lokalen Mittel gegen Pilz- erkrankungen aufgezählt (Seite 20).

Zweitens treffen einige Vorwürfe die Liste nicht, da sie nicht als verbind- lich betrachtet, sondern den natio- nalen Gegebenheiten angepaßt wer- den soll, so würde man neben dem billigen Amilorid sicher auch das hier verfügbare und hier bezahlbare Spironolacton nehmen. Diese Liste würde allerdings mit allen notwendi- ge Ergänzungen sicher nicht 9000 Präparate wie die Rote Liste errei- chen. Wieviel leichter wären dann Wirkungen und Nebenwirkungen der Präparate zu übersehen, die die Patienten einnehmen.

Dagegen setzt Forth nur noch das Argument, damit würden „die Prinzi- pien der Marktwirtschaft gegen die einer. Planwirtschaft eingetauscht".

Aber gibt es bei den wenigen markt- beherrschenden Pharmakonzernen eigentlich noch Marktwirtschaft?

Wenigstens ist Forths Alternative, der Arzt müsse „sich in der Fortbil- dung mit den Neuentwicklungen auf dem Gebiet der Arzneitherapie stän- dig bekannt" machen, bei der gegenwärtigen Medikamentenflut nicht erfüllbar.

Es wäre zu begrüßen, wenn das Ärz- teblatt auch die WHO-Liste selbst und einen befürwortenden Aufsatz (z. B. vom „Arzneimittelbrief") ab- druckt, damit sich die Leser selbst ein Urteil machen können.

Dr. med. F. Elgeti Im Ellener Feld 30 2800 Bremen 44

Schlußwort

Es war zu erwarten, daß das Echo zu meiner Stellungnahme über die „Es- sential Drugs" je nach der weltan- schaulichen Tönung des Lesers un- terschiedlich ausfallen muß. Ich möchte deshalb zu den eingesand- ten Meinungen nur insoweit Stel- lung nehmen, als sie Sachfragen be- treffen.

Es ist uns nicht entgangen, daß unter den Dermatologika (Pos. 14, Seite 20 des Technical Report Nr.

641, 1979) unter den Fungiziden Mi- conazol als Vertreter der sogenann- ten Imidazolderivate aufgeführt ist.

Unsere Kritik war allerdings auf die Seite 16, Pos. 7.11 der systemischen Antimykotika gerichtet. Dort ist kein einziges Imidazolderivat verzeich- net, obwohl die therapeutischen Er- fahrungen wie das Nebenwirkungs- potential der lmidazole gegenüber den dort verzeichneten Arzneimit- teln der ersten Wahl Vorzüge besit- zen. Als Arzneimittel der zweiten Wahl ist dort Flucytosin aufgeführt, das im engeren Sinne zwar kein Imidazolderivat ist, dem Wirkungs- mechanismus nach aber wohl zu dieser Reihe von Arzneimitteln zu zählen ist.

Wahrscheinlich ist daraus den Ver- fassern der Liste gar nicht primär ein Vorwurf zu machen, denn man muß bedenken, wie lange Zeit ins Land geht, bis eine derartige Liste hieb- und stichfest ist. So ist es durchaus möglich, daß die Verfasser über den therapeutischen Wert der Imidazol- derivate damals noch nicht die Kenntnisse haben konnten, die wir heute haben. Dies bestätigt mich al- lerdings in meiner tiefen Abneigung gegenüber jedem System vertikaler Organisation bei therapeutischen Entscheidungen.

© Wir haben auch nicht überlesen, daß Thiosulfat als Antidot in der Li- ste enthalten ist. Es wäre schlimm, wenn Thiosulfat nicht aufgeführt ge- wesen wäre, weil es bei vielerlei Ver- giftungen einzusetzen ist. Da in allen einschlägigen Werken nachzulesen ist, daß bei einer akuten Cyanidinto- xikation Thiosulfat zu spät wirksam werden könnte, bedarf es auch der Verfügbarkeit rasch wirksamer Anti- dote wie beispielsweise des 4-DMAP/

4-Dimethylaminophenol)*). Die Ge- fahr einer Cyanidvergiftung kann bei der Nitroprusidnatriumtherapie, wie das in einigen Kliniken hierzulande bereits geübt wird, durch gleichzeiti- ge Mitinfusion von Thiosulfat prak- tisch annihiliert werden. Die Kritik

*) Hydroxycobalamin wird nicht mehr herge- stellt!

aller Fachleute richtet sich vor allem aber gegen die Auflistung von Nitro- prusidnatrium als Antihypertensiv- um der ersten Wahl zur Sicherstel- lung dessen, was man im Vorwort der Liste als „Primary Health Gare"

bezeichnet.

Professor Dr. med. Wolfgang Forth Vorstand des Instituts

für Pharmakologie und Toxikologie der Ludwig-Maximilians-Universität Nußbaumstraße 26

8000 München 2

ECHO

Zu: „Sind Depressionen Rhyth- muskrankheiten? - von Diplom- Psychologe Urban Goetze in Heft 18/1981, Seite 889 f.

Depression verändert Phasen der „inneren Uhr"

Über Veränderungen der zeitlichen Organisation bio- logischer Abläufe bei De- pressionen körperlichen Ur- sprunges berichtet der Mün- steraner Diplompsychologe Goetze jetzt im DEUTSCHEN ÄRZTEBLATT (18/81). Bei al- len Lebensformen vom Ein- zeller bis zum Menschen und für nahezu alle meßba- ren biochemischen, physio- logischen und psychologi- schen Abläufe besteht eine Schwankung innerhalb des 24-Stunden-Rhythmus. Von diesen ,zirkadianen` Rhyth- men wurden bislang die Kör- pertemperatur und die Hor- monausschüttung am ge- nauesten untersucht. Neue- re Tierexperimente haben den Verdacht aufkommen lassen, daß viele Lebens- funktionen auch jahreszeitli- che Schwankungen, aufwei- sen, und zwar selbst dann, wenn die Versuchstiere von äußeren Zeitgebern abge- schnitten werden. . ." (Rolf Degen in „Der Tagesspie- gel", Berlin)

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 39 vom 24. September 1981 1831

Referenzen

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