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Trockenlaufende Bremssysteme in Traktoren und mobilen Arbeitsmaschinen

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TRAKTORTECHNIK

86

59 LANDTECHNIK 2/2004

Henning J. Meyer, Berlin

Trockenlaufende Bremssysteme in

Traktoren und mobilen Arbeitsmaschinen

I

n mobilen Arbeitsmaschinen kommen ei- ne Vielzahl unterschiedlich arbeitender Bremssysteme zum Einsatz, seien es trocken- oder nasslaufende Einscheiben- oder Lamellenbremsen sowie Trommel- bremsen.

Die an die Bremsen gestellten Anforde- rungen können grob in anwendungsorien- tierte, technologische Anforderungen und gesetzliche Anforderungen eingeteilt wer- den. Von besonderer Bedeutung sind die ge- setzlichen Anforderungen, da sie bestim- mend für die Gestaltung und Auslegung der Komponenten und des Gesamtsystems sind.

Die hierfür zu beachtenden Regeln sind [1]:

• in Deutschland etwa die Straßenverkehrs- zulassungsordnung (StVZO) mit dem § 41

• die Richtlinien der Europäischen Gemein- schaft 71/320/EWG und 76/432/EWG

• die ECE-Regelungen 13 und 78

Der § 41 der StVZO schreibt mit Ausnahme spezieller Fahrzeuge die Einführung der EU- Richtlinie oder der ECE-Regelung vor, wo- bei diese aber weitgehend übereinstimmen.

Neben der Fahrzeugmasse ist ein hervorste- chendes Kriterium für die Einteilung der Traktoren und Arbeitsmaschinen die Fahrge- schwindigkeit. Für Fahrgeschwindigkeiten größer als 40 km/h kommen die schärferen Anforderungen der Nutzfahrzeuge nach der Richtlinie 71/320/EEC zum Tragen [2].

In dieser Richtlinie werden die Nutzfahr- zeuge in die Klassen N1 (zulässige Gesamt- masse < 3,5 t), N2 (zulässige Gesamtmasse zwischen 3,5 t und 12 t) und N3 (zulässige Gesamtmasse > 12 t) eingeteilt. Während für alle Klassen die Betriebsbremse auf alle vier Räder wirken muss, wird ein Antiblockier- System nur für Fahrzeuge der Klassen N2 und N3 verlangt.

Auf Grund der höheren Anforderungen an Bremsanlagen in Fahrzeugen mit höheren Fahrgeschwindigkeiten und der Bedeutung von Scheibenbremssystemen in Nutzfahr- zeugen liegt es nahe, sich mit den Mechanis- men trockenlaufender Scheibenbremssyste- men zu befassen. Im Folgenden sollen neue- re Erkenntnisse über die Mechanismen trockenlaufender Bremsen näher betrachtet werden, die am Fachgebiet Konstruktion von Maschinensystemen der Technischen Uni- versität Berlin in mehreren Forschungsvor- haben erworben worden sind [3].

Bei der Entwicklung von Bremsen und der Auswahl für die Anwendung geeigneter Reibpartner müssen eine Vielzahl von Ein- flussparametern auf den Reibprozess be- rücksichtigt werden, die mit unterschied- licher Intensität in den Kontaktflächen zwischen den Reibpartnern wirken. Die wichtigsten Parameter zeigt Bild 1. In der Praxis ist es üblich, sich mit den globalen

Die Erhöhung der maximalen Fahrgeschwindigkeit von Traktoren und Landmaschinen erfordert ent- sprechend leistungsfähige Brems- systeme. Bei der Auswahl und Dimensionierung gilt es, neben si- cherheitstechnischen Anforderun- gen auch anwendungsorientierte und konstruktive Randbedingun- gen ausreichend zu berücksichti- gen. In diesem Beitrag werden die Mechanismen trockenlaufender Bremssysteme beschrieben, da die- se besonders in Nutzfahrzeugen und Lastkraftwagen mit Fahrge- schwindigkeiten über 60 km/h eine weite Verbreitung gefunden haben.

Prof. Dr.-Ing. Henning Jürgen Meyer leitet das Fachgebiet Konstruktion von Maschinensystemen (LT 1) der Technischen Universität Berlin, Zoppoter Str. 35, D - 14199 Berlin; e-mail: Henning.meyer@tu- berlin.de

Schlüsselwörter

Traktor, Bremsen, Reibmechanismen, Reibtempera- tur

Keywords

Tractor, brake, friction mechanism, friction tempera- ture

Bild 1: Wichtige Einflussgrößen auf den Reibprozess Fig. 1: Important factors of influence on the friction process

(2)

Reibeigenschaften zu befassen, man geht al- so von mittleren Reibungszahlen und Ver- schleißkennzahlen aus und nimmt an, dass die Reibeigenschaften über der Reibfläche konstant sind. Untersuchungen der lokalen Reibeigenschaften zeigen aber, dass dem nicht so ist. In der Kontaktfläche wechseln sich, über die Reibflächenbreite gesehen, Orte höherer thermischer Belastung mit Or- ten kleiner thermischer Belastung ab. Es bil- den sich auf Scheiben von Bremsen und Kupplungen konzentrische Reibringe unter- schiedlicher Reibintensität. Die thermische Belastung in einem Reibring ist nahezu gleich und ändert sich während des Reibpro- zesses periodisch.

Untersuchungen der zeitlichen Verände- rungen lokaler Reibeigenschaften zeigen deutlich Zusammenhänge zwischen lokalen und globalen Reibungsgrößen auf. Mit Hilfe eines am Fachgebiet entwickelten Mess- systems zur Beobachtung der lokalen Reibintensität (Bild 2) und zusätzlichen Messkomponenten, wie Laser-Aerosol-Par- tikelgrößen-Spektrometer, wurden die Zu- sammenhänge zwischen den lokalen und globalen Reibeigenschaften eingehender un- tersucht.

Bild 3 zeigt, dass die Temperaturen in den einzelnen Reibringsegmenten jeweils unge- fähr gleich groß sind, von Reibring zu Reib- ring allerdings unterschiedlich hoch sind und sich periodisch verlagern. Diese Eigen- schaft ist im oberen Teil des Bildes mit Hil- fe der Wärmebilder dargestellt. Weiterhin zeigt der untere Teil, dass bei einer Verlage- rung der Reibzone das Reibmoment und die Schallemissionen ansteigen. Es ist ebenfalls zu beobachten, dass in den am stärksten be- lasteten Zonen auch der Verschleiß am größ- ten ist. Dieses kann mit einem örtlichen Messen der Partikelkonzentration festge- stellt werden. Darüber hinaus ist zu beob-

achten, dass die Geschwindigkeit des Reib- ringwechsels sich auf Reibungs- und Ver- schleißeigenschaften auswirkt. Diese Phä- nomene treten in unterschiedlichen Ausprä- gungen bei verschiedenen Reibpartnern auf.

Ein weiterer wichtiger Aspekt sind Verfor- mungen und Ungleichmäßigkeiten von Bremsscheiben. Die Erwärmung der Schei- ben während des Bremsens verursacht Ver- formungen der Scheibe, die während des Be- triebes zu Vibrationen führen. Neben der Wärme verursachen aber auch Fertigungs- ungenauigkeiten entsprechende Vibrationen während des Bremsens. Bei der Konstruk- tion können diese negativen Aspekte, beson- ders die thermisch bedingten, mit Hilfe von FEM-Analysen durch Optimierung der Ge- stalt reduziert werden.

Konstruktive Aspekte

Für die technischen Anwendungen können die Beziehungen zwischen den lokalen und globalen Reibungseigenschaften in vielerlei Hinsicht genutzt werden.

Durch die messtechnische Erfassung loka- ler Reibungsgrößen können Aussagen zu den globalen Eigenschaften angestellt wer- den. Die Untersuchung dieser Größen er- möglicht eine verbesserte anwendungsorien- tierte Auswahl der Reibpartner für die prak- tischen Anwendungen mit den Zielen:

• Reduzierung des Verschleißes

• Reduzierung der Schallemissionen

• Reduzierung der Bremsschwingungen

• Erhöhung der Lebensdauer

• Optimierung der Bremswirkung

Die Messung lokaler Reibparameter kann darüber hinaus einen Beitrag zur Optimie- rung der Fahrzeugsicherheit leisten, etwa in Bremsmanagementsystemen, die Bestand- teil eines übergeordneten Traktor- und Fahr- werksmanagementsystems sind oder in Bremsdiagnosesystemen. Es ist damit eine geeignete Maßnahme, um die Sicherheit und den Komfort von schnelllaufenden Trakto- ren und mobilen Arbeitsmaschinen zu er- höhen.

Literatur

Bücher sind mit • gezeichnet

[1] • Bosch Kraftfahrtechnisches Taschenbuch. 24.

Auflage. Robert Bosch GmbH [Hrg.]. Friedr.

Vieweg & Sohn Verlagsgesellschaft mbH, Braunschweig/Wiesbaden, 2002

[2] 71/320/EEC Council Directive of 26 July 1971 on the approximation of the laws of the Member States relating to the braking devices of certain categories of motor vehicles and of their trailers.Official Journal of the European Union 202, p. 37, 6.9.1971

[3] Severin, D. und C. Kleinlein: Beziehung zwischen den Vorgängen in der Kontaktfläche von Reib- paarungen und deren Verhalten im praktischen Betrieb. VDI-Bericht Nr. 1786, 2003, S. 243 - 263 [4] • Kleinlein, C. und D. Severin : 21 Eigenschaften der

Reibpaarungen im Bremsprozess. Bremsenhand- buch. Breuer, B. und K. H. Bill [Hrsg.]. Friedr.

Vieweg & Sohn Verlagsgesellschaft mbH, Braunschweig/Wiesbaden, 2003

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Bild 2: Messsystem zur Erfassung der lokalen Reibtemperatur

Fig. 2: Measuring system for observation of temperature distribution in the contact area

Bild 3: Zusammenhang zwischen der Temperaturverteilung, dem Reibmoment und den Schallemissio- nen [4]

Fig. 3: Relationship between temperature distribution, friction moment and noise emission over time

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