• Keine Ergebnisse gefunden

Studie in Zusammenarbeit mit der Umwelt-AG des WZB Oktober 1993

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Studie in Zusammenarbeit mit der Umwelt-AG des WZB Oktober 1993"

Copied!
131
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Wissenschaftszentrum Berlin fur Sozialforschung Administrative Geschäftsführung

GF 93-001 Umweltberatung

Papier (Schwerpunkt), Büromaterial, Energie, Biomüllkompostierung

Almut Reichel Julia Bär

Studie in Zusammenarbeit mit der Umwelt-AG des WZB Oktober 1993

Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH (WZB) Reichpietschufer 50, D - 10785 Berlin

Tel. (030)-25491-0

(2)

Vorbemerkung

Hiermit legt die Geschäftsführung ein ungewöhnliches WZB-Paper vor:

Es handelt sich um eine der ersten wissenschaftlichen Untersuchungen, deren Ge­

genstand das WZB selbst ist. Die Untersuchung wurde auf Initiative der Um weit-AG des WZB von Studentinnen des Technischen Umweltschutzes an der TU Berlin er­

arbeitet und befaßt sich mit dem Umweitverhalten unseres Instituts. Man mußte kein Experte sein, um zu sehen, daß insbesondere der Umgang mit der Ressource Pa­

pier das WZB - im Gegensatz zu fast allen anderen öffentlichen Institutionen- als nicht besonders umweltfreundlich ausweist. Dies ist ein auffälliger Widerspruch zu der wissenschaftlichen Arbeit mancher Bereiche des WZB, die der Ökologie ver­

pflichtet ist.

Das Mißverständnis, nur blütenweißes Papier biete ein seriöses, wertvolles Erschei­

nungsbild von Veröffentlichungen und Schriftwechsel, führte in der Vergangenheit dazu, daß die Verwendung von Recyclingpapier niemals dauerhafte Akzeptanz erfuhr.

Unsicherheiten über sinnvolle Maßnahmen der Entsorgung, Unwissen über die ökologischen Auswirkungen der Papierproduktion kamen dazu.

Die vorgelegte Untersuchung will hiermit aufräumen und die Geschäftsführung hat sich entschlossen, auf der Basis der geleisteten Überzeugungsarbeit eine Umkehr zu versuchen.

In Zukunft soll im WZB hauptsächlich Recyclingpapier verarbeitet werden; getrennte Abfallsammlung und Entsorgung sind umgesetzt.

In dem Bewußtsein, in diesem Bereich einmal nicht Avantgarde, sondern eher Nachzügler zu sein, bedarf es jetzt konsequenten Handelns.

Wir danken der Umwelt-AG für ihr Engagement für die gemeinsame Sache, die mit­

unter aufwendige Koordination der Untersuchung und vor allem für die vorbildliche Kommunikation und die Überzeugungskraft, mit der sie dieses Projekt auch unter den von früher fehlgeschlagenen Versuchen frustrierten Mitarbeiterinnen und Mitar­

beitern populär gemacht haben. Das Projekt hat gute Chancen, sich als ein Beispiel für die Lernfähigkeit von Institutionen zu entwickeln.

Christiane Neumann

Administrative Geschäftsführerin

(3)

Einführung

Seit einiger Zeit besteht ein stetig wachsendes Interesse an wissenschaftlichen Un­

tersuchungen zur Umweltrelevanz von Produkten jeglicher Art. Ökobilanzen, Pro- duktlinienanlaysen und Umweltverträglichkeitsprüfungen werden als Grundlagen einer rationalen Umweltpolitik gefordert und durchgeführt, ihre Ergebnisse werden meist öffenilichkeitswirksam präsentiert und diskutiert. Oft drängt sich dabei jedoch der Eindruck auf, daß der Marketing-Aspekt gegenüber dem eigentlichen Ziel der Umweltentlastung überbetont wird und die Studien eher dem Absatz vermeintlich besserer Produkte dienen sollen als die tatsächliche Vermeidung von Umweltbe­

lastungen zu fördern. Ökobilanzen werden noch ailzu häufig als. Bement eines

"grünen" corporate image mißbraucht und nicht als Grundlage für zielgerichtete und energische Problemvermeidung genutzt.

Dies ist bei der vorliegenden Studie erfreulicherweise nicht der Fall. Sie ist in zweifa­

cher Weise bemerkenswert: Zum einen als wissenschaftliche Studie zur Umweltrele­

vanz der Papierverwendung und zum anderen als Ergebnisbericht einer beispielhaf­

ten Umweltberatung für das Wissenschaftszentrum Berlin. Durch ihre Veröffentli­

chung wird nicht ein vermeintlich grünes Image des Wissenschaftszentrums unter­

stützt, sondern ein Schritt zur offenen Diskussion und damit zu einer Reduzierung von Umweltbelastungen in den Bereichen Forschung und Verwaltung unternommen, Die Zweiteilung des Berichtes in Teil A (Projektarbeit) und Teil B (Umweltberatung) entspricht zunächst der Unterscheidung von wissenschaftlicher Studie und berateri­

scher Tätigkeit. Allerdings sind diejenigen Beratungsinhalte, die das Thema Papter betreffen, bereits in Teil A enthalten, während Teil B weitere umweltrelevante The­

men in kurzer Form behandelt.

Der Bericht betont die wissenschaftliche Seite und gibt die Ergebnisse der Bera­

tungstätigkeit nur in knapper Form wieder. Dies spiegelt die Tatsache, daß die Arbeit der beiden Autorinnen als Projektarbeit im Rahmen ihres Studiums des Technischen Umweltschutzes an der TU Berlin eingereicht wurde, wobei den Betreuern der theoretische Aspekt der Arbeit besonders wichtig war. Dies wird der tatsächlichen Wirkung der Projektarbeit im Wissenschaftszentrum nicht gerecht, denn hier hatte die intensiv betriebene fachliche und persönliche Umweltberatung gegenüber der wissenschaftlichen Begründung der einzelnen Schritte Priorität.

Doch zunächst zum -Inhalt des Berichts:

Die Einleitung nennt als Oberziele der Projektarbeit die Förderung eines umweltbe­

wußten Umgangs mit Papier und das Aufzeigen von Handlungsmögtichkeiten für Großverbraucher, wie es das Wlssenschaftszentrum ist.

Im folgenden Grundlagenkapitel wird die Umweitreievanz von Papier über seinen gesamten Produktlebenszyklus beschrieben und mit einer Fülle von Daten quantifi­

ziert dargesteilt. Besonderen Raum erhält darin die ökologische Bewertung der

vorgestellten Daten.

(4)

Im dritten Kapitel werden alle Facetten der Papierverwendung im Wissenschaftszen­

trum untersucht Die “Papierströme" werden auf ihrem Weg durch die verschiedenen Abteilungen verfolgt und mit Hilfe umwelttechnischer, ökologischer und modell­

theoretischer Überlegungen qualitativ und quantitativ dargestellt. Dies ergibt ein detailliertes Bild des "Papierstoffwechsefs" des Wissenschaftszentrums.

Kernstück und gleichzeitig Anknüpfungspunkt für den zweiten Teil des Berichts ist Kapitel 4. Aufbauend auf der Jstanalyse wird für das Wissenschaftszentrum das Ziel der Umweltentlastung durch Papiereinsparung und Papierrecycling in Maßnahmen- vorschiägen konkretisiert. Das Ergebnis ist ein konsistenter Maßnahmenkatalog zur Einsparung, Substitution und getrennten Sammlung von Papier, der zusätzlich mit einer Einschätzung der Umsetzungschancen versehen ist. Hier wird das Feld der wissenschaftlichen Problemaufnahme (Anamnese) und Problembeurteilung (Dia­

gnose) bereits verlassen und der Umriß einer Problemlösung (Therapie) formuliert.

Ergänzt wird dieser Teil durch die wieder stärker theoretisch-abstrakt gehaltenen Modellrechnungen in Kapitel 5, die der Abschätzung der möglichen Umweltentla­

stung im Bereich Papier dienen, durch einige Anhänge mit Grundlagendaten und Erläuterungen, sowie durch eine ausführliche Literaturliste.

Im zweiten Teil werden weitergehende Vorschläge zur Umweltentlastung am Wis­

senschaftszentrum umrissen, die die Bereiche Büromaterial, Energieverbrauch und Biomüllkompostierung betreffen. Auf diese Bereiche konnte nur sehr kurz einge­

gangen werden, eine eingehende Behandlung bleibt als Aufgabe für die Zukunft bestehen.

Insgesamt liegt der Schwerpunkt des Berichts eindeutig auf Seiten der theoretischen Durchdringung des Problemfeldes Papier und Umwelt. Die wissenschaftliche De­

tailarbeit wird in diesem Bericht ausführlich, übersichtlich und ansprechend darge­

stellt, Dabei mag die weitgehende Ausblendung der praktischen Arbeit der Autorin­

nen erstaunen. Immerhin waren sie während eines halben Jahres intensiv mit dem Wissenschaftszentrum verbunden, haben eine Fülle von Interviews mit den zustän­

digen und interessierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern durchgeführt, ausgedehn­

te Recherehearbeit in Verwaltung, Bibliothek, Materialstelle und in den einzelnen Abteilungen geleistet, sowie in Rückkopplung mit der informellen Umwelt-Arbeits­

gruppe des Wissenschaftszentrums die Schwachstellen und Verbesserungsmöglich­

keiten entdeckt, beschrieben und diskutiert.

Neben den inhaltlichen Ergebnissen, die im vorliegenden Bericht ausführlich vorge­

stellt werden, hatte bereits die Erhebungs- und Analysetätigkeit viele weitere positive Folgen. Insbesondere weckten die freundlich und kompetent geführten Interviews das Umweltinteresse vieler Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wechselseitige Bestätigung und Ergänzung von Wissen und Erfahrungen im Umgang mit Papier, aber auch das Erinnnern und Neubedenken bereits gescheiterter Versuche zur Verbesserung der Umweltsitutation waren wichtige Nebenwirkungen der wissen­

schaftlichen Tätigkeit.

(5)

Das im Hause schon vorhandene Umweltbewußtsein wurde durch diese Aktivitäten gestärkt und durch das Aufzeigen der in der eingefahrenen Routine verborgenen Handlungsmöglichkeiten auf konkrete Ziele gerichtet. Das Thema Umwelt als fach- und hierarchieübergreifende Aufgabe stiftete auch hier manche unkonventionelle Idee zur Verbesserung der Situation.

Nachdem die inhaltliche Arbeit im Frühjahr 1993 abgeschlossen war, wurden in einer internen Präsentation die wichtigsten Ergebnisse vorgestellt und erste Schritte zur Umsetzung besprochen. In den folgenden Monaten konnten einige davon bereits erfolgreich realisiert werden: So sind seit dem Sommer die Kopiergeräte der Abtei­

lungen vollständig auf Recyclingpapier umgestellt, was die papierbezogene Um­

weltbelastung bereits um etwa ein Drittel senkt.

Die Mehrfachnutzung und getrennte Entsorgung von Schreibpapier wird durch ein System von Sammelbehältern unterstützt und hat bereits zu einer (grob geschätzt) Halbierung der verbleibenden Abfallmenge geführt. Von der Verwaltung wurde die Aufgabe der umweltfreundlichen Beschaffung in die organisatorische Struktur inte­

griert und wird in Zukunft selbständig wahrgenommen. Diese Maßnahmen fanden bei den Beschäftigten überwiegend positive Resonanz, was nicht zuletzt auf die motivierende Beratungstätigkeit der Autorinnen zurückgeführt werden kann.

Eine erste Veröffentlichung der Beratungsergebnisse in den WZB-Mitteilungen führte ebenfalls zu positiven Rückmeldungen aus dem Umfeld des Wissenschaftszen­

trums, so daß insgesamt festgestellt werden kann, daß das Thema Umweltschutz am Wissenschaftszentrum intern und extern als Chance zur Weiterentwicklung der Organisation bewußt gemacht werden konnte. Immerhin sind rund 40 Angehörige des wissenschaftlichen Stabes beruflich unmittelbar mit Umweltschutzthemen be­

schäftigt und können diese nun auch durch ihr eigenes Verhalten im Arbeitsalltag unterstützen.

Der eingeschlagene Weg zu einer Organisationsentwicklung unter ökologischen Gesichtspunkten steht dem Wissenschaftszentrum also gut zu Gesicht, wobei nicht die folgenlose Imageverbesserung, sondern der in den Alltag integrierte, selbstver­

ständlich gewordene schonende Umgang mit knappen Ressourcen zählt. Im Jargon der ökologischen Betriebswirtschaft ausgedrückt geht es also nicht um ein "grünes8 corporate image, sondern um eine ökologisch bewußt gestaltete Materialwirtschaft als Schritt zu einer ökologisch verantwortlichen corporate identity des Wissen- schaftszentrums.

Zum Schluß dieser Einleitung sei den Autorinnen für ihren engagierten, motivieren­

den und überaus erfolgreichen Einsatz ganz herzlich gedankt; ebenso den Mitarbei­

terinnen und Mitarbeitern für die aufgeschlossene Haltung dem Projekt und Thema gegenüber und nicht zuletzt der Geschäftsführerin für ihre beispielhaft kooperative und konstruktive Unterstützung.

Sebastian Büttner

für die Umwelt-AG am Wissenschaftszentrum

(6)

Vorwort

W as Sie gerade in den Händen halten, ist - 280 g beschriebenes nachgebleichtes Recycling­

papier. Im Zuge der Erstellung dieser Arbeit wurden noch einmal ca. 18 kg Papier verbraucht.

Und Papier ist auch das Thema dieser Arbeit.

An dieser Stelle möchten wir uns nun bei allen bedanken, die uns bei dieser Arbeit unterstützt haben, insbesondere bei

- der Umwelt-AG des Wissenschaftszentrum Berlin für die gute Zusammenarbeit und die M otivation in schwierigen Phasen,

- Dipl.-Ing. Birgit Lackmann für die W ZB-seitige Betreuung,

- Dipl.-Ing. Jürgen Ringe und Prof.Dr.Ing. Günter Fleischer für die Ermöglichung des Projektes am Fachgebiet Abfallvermeidung und die universitätsseitige Betreuung,

- den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des WZB für die Hilfe bei der Datenrecherche und zahlreiche wertvolle Hinweise und Anregungen,

- der Geschäftsleitung des WZB für die Zusammenarbeit,

- M aike Janßen für die Durchsicht des Manuskriptes auf Rechtschreibfehler.

Natürlich hoffen wir, daß möglichst viele der hier vorgestellten Erkenntnisse nun auch in die Praxis umgesetzt werden und wünschen der Umwelt-AG eine erfolgreiche Weiterarbeit.

(7)
(8)

Teil A : Papier (Projektarbeit)

1. Einleitung...7

2. Umweltrelevanz von Papier - Von der Herstellung bis zur Entsorgung...9

2.1 Rahm enbedingungen...9

2.2 Rohstoff für die Papierproduktion: H o lz ... 11

2.3 Faserstoffgewinnung... 12

2.3.1 Zellstoff...13

2.3.2 H olzstoff... 15

2.3.3 Altpapierstoff... 15

2.3.4 Ökologischer V ergleich zwischen Papieren aus Zellstoff, Holzstoff und A ltpapierstoff... 16

2.4 Papierherstellung... 20

2.4.1 Allgemeines und Papierbestandteile... 20

2.4.2 Der Papierherstellungsprozeß... ... ... ...21

2.4.3 Papierveredelung... 21

2.4.4 Umweltbelastungen bei der Papierherstellung... 22

2.5 Ge- und Verbrauch von P a p ie r... 24

2.6 Getrennte Sammlung und Entsorgung von Papier... 25

2.6.1 A ltpapiersam m lung... ... ... 25

2.6.2 Der A ltpapierm arkt... ... ...26

2.6.3 Verwendung von Altpapier bei der Herstellung von Neupapier... 27

2.6.4 Papier im A b fa ll...28

2.7 Schlußfolgerungen aus ökologischer Sicht... ... ... ...28

3. Istanalyse: Zur Bedeutung von Papier am WZB...31

3.1 Grundlagen zur Datenaufnahm e...31

3.2 Der Papier"input"... ...32

3.3 Differenzierung der einzelnen Papierposten und V erteilungsanalyse...33

3.3.1 Druck- und Kopierpapier... 33

3.3.2 Externe D rucksachen... 35

3.3.3 T abellierpapier... 37

3.3.4 Schreibpapiere... 37

3.3.5 Ordnungsm aterialien...38

3.3.6 Versandtaschen... ....40

3.3.7 Hygienepapiere... 41

3.3.8 Spezialpapiere... 42

3.3.9 Bücher, Zeitungen, Zeitschriften...42

3.3.10 Verpackungen... 44

3.3.11 P o st...44

3.4 Der Papieroutput... 45

3.4.1 Gesamtbetrachtung des Papieroutputs... 45

3.4.2 Altpapiererfassung und Papierabfälle... 46

3.5 Zusam m enfassung...47

(9)

4. Maßnahmen zur Verminderung der vom WZB im Bereich Papier verursachten

Umweltbelastungen...48

4.1 Papiereinsparung... 48

4.1.1 Papiereinsparung durch O rganisation... 48

4.1.2 Doppelseitiges Kopieren und Verkleinern auf E tagenkopierem ... 50

4.1.3 Weiterverwendung von Konzeptpapier (einseitig bedrucktes Papier)... 51

4.1.4 Weiterverwendung von Ordnungsm aterialien... 53

4.1.5 Zeitungen, Zeitschriften, B ü ch er... 53

4.1.6 Einsparung von H ygienepapieren... 53

4.2 Substitution...54

4.2.1 Substitution durch Recyclingpapier... 54

4.2.1.1 Rahmenbedingungen für grafische Papiere... 55

4.2.1.2 Drucken m it Recyclingpapier auf der Druckmaschine des W Z B ... 58

4.2.1.3 Recyclingpapier bei Externen Drucksachen...61

4.2.1.4 Recyclingpapier in Etagen-K opiergeräten... 63

4.2.1.5 Recyclingpapier im Schnellkopiergerät des W Z B ... 69

4.2.1.6 Recyclingpapier in ED V -D ruckem ... ... ... . 70

4.2.1.7 Recycling-Schreibpapiere... 72

4.2.1.8 Recyclingpapier in Ordnungsmaterialien und Versandtaschen...73

4.2.1.9 Recycling-Hygienepapiere (Toilettenpapier)... ... 74

4.2.2 Substitution durch chlorfrei gebleichte Papiere... 76

4.2.3 Sonstige Substitutionen...78

4.3 Getrennte Sammlung und Verwertung von Altpapier... ... 80

4.3.1 Derzeitige Altpapiersammlung im W Z B ... ... ...81

4.4 Zusammenfassende Empfehlungen und Einschätzung der Umsetzungchancen: kurz-, mittel- und langfristige M aßnahmen... 85

5. Abschätzung der Umweltentlastungseffekte (Modellrechnung)... . 88

5.1 Datenproblematik bei der M odellrechnung...88

5.2 Grundlagen der Berechnung... 89

5.3 Die Modelle und ihre Umweltentlastungspotentiale... 90

5.4 Schlußbemerkungen zur M odellrechnung...94

6. Zusammenfassung... 95

N achw ort...97

Glossar und Abkürzungen... 99

Literaturverzeichnis... 101

Anhang 1: Abschätzung der Altpapiermenge und der Verpackungen... 105

Anhang 2: Abschätzung des Papiers im Restabfallcontainer und des zusätzlichen Altpa­ pierpotentials...107

Anhang 3: Einsatz von Recyclingpapier in anderen Institutionen... ...108

Anhang 4: Erläuterungen zur Modellrechnung (Kapitel 5 ) ...111

(10)

Teil B: Büromaterial, Energie, Biomüllkompostierung (Umweltberatung)

1. Büromaterial...S. 119

2. Energie...S. 123

3. Biomü II kompostier urig... S.127

(11)
(12)

Kapitel 1: Einleitung 7

1. Einleitung

Papierverbrauch und Umweltschutz - ein etwas unspektakulärer Bereich?

Empfehlungen, Altpapier zu sammeln und Recyclingpapier zu verwenden, fehlen in keiner Umweltberatung und in keinem Abfallkonzept und haben bereits in zahlreiche (allerdings un­

verbindliche) Richtlinien Eingang gefunden (z.B. in die EG-Richtlinie 81/972 über die W ie­

derverwendung von Altpapier und die Verwendung von Recyclingpapier1). Doch offensicht­

lich mangelt es immer noch an der breiten Umsetzung dieses "Allgemeinwissens" in die Praxis.

M it dieser Projektarbeit möchten wir daher einen Beitrag dazu leisten, daß ein umweltbe­

wußter Umgang mit Papier ein Stück weit selbstverständlicher wird und am Beispiel des Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) zeigen, welche Einflußmöglichkei­

ten ein Großverbraucher auf diesem Gebiet hat.

Das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB)

Das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) ist eine sozialwissenschaftliche Forschungseinrichtung und wird von der Bundesrepublik Deutschland und dem Land Berlin getragen. Das WZB hat insgesamt etwa 280 Beschäftigte (einschließlich Doktoranden, Aus­

hilfskräften, Gastwissenschaftlem).

Alle Forschungsergebnisse werden grundsätzlich veröffentlicht, dazu gibt das WZB Bücher, eine Fachzeitschrift und weitere Publikationen heraus.

Diese Projektarbeit entstand au f Anregung und in Zusammenarbeit mit der im Sommer 1992 von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des WZB gegründeten Umwelt-Arbeitsgruppe.

Als erster Schwerpunkt für umweltorientierte Veränderungen am WZB wurde der Bereich

"Papier" ausgewählt, da Papier ein wesentliches Arbeitsmaterial in einer sozialwissenschaftli­

chen Forschungseinrichtung darstellt.

Ziele der Arbeit

Die Ziele der Arbeit sind im einzelnen:

- M it Hilfe einer Input-, Verteilungs- und Outputanalyse für Papier und Papierprodukte auf Basis der vorhandenen Daten soll zunächst der Ist-Zustand im WZB dokumentiert werden.

Soweit möglich, soll dabei auch der jeweilige Einsatzzweck der Papierprodukte erfaßt werden.

- Daneben sollen die Umweltbelastungen, die durch den Verbrauch von Papier verursacht werden (von der Rohstoffgewinnung bis zur Entsorgung), dargestellt werden.

- A uf Basis der obigen Analyse sowie der Kenntnis der Umweltbelastungen soll ein Hand­

lungsbedarf erkannt und Umweltschutzmaßnahmen für den Bereich "Papier" erarbeitet werden.

- Die Maßnahmenvorschläge sollen unter technischen, ökonomischen und sozialen Ge­

sichtspunkten auf ihre Durchsetzbarkeit hin geprüft werden.

1 EG-Richtlinie 81/972/EWG, 1981

(13)

8 Kapitel 1: Einleitung

Zur Erhöhung der Akzeptanz unter den Mitarbeitem/-innen und Entscheidungsträgem/- innen soll die Umweltentlastung durch die vorgeschlagenen Maßnahmen abgeschätzt und dargestellt werden

(14)

Kapitel 2: Umweltbelastungen

2. Umweltrelevanz von Papier - Von der Herstellung bis zur Entsorgung

Auf den ersten Blick scheint Papier kein Umweltproblem darzustellen: Papier sieht sauber aus, ist ein alltägliches Material, und im Gegensatz zu Kunststoffen hat es bezüglich seiner Umweltverträglichkeit in der Öffentlichkeit einen überaus guten Ruf (mensch denke nur an die Diskussion um Plastik- und Papiertragetaschen). Dies hat seinen Hauptgrund wohl darin, daß Papier in Form von Altpapier vergleichsweise gut zu verwerten ist und daß es aus dem nachwachsenden Rohstoff H olz hergestellt wird.

Die wesentlichen Umweltbelastungen werden beim Papier insbesondere durch die Herstel­

lung und die Entsorgung hervorgerufen, nicht durch den Gebrauch des Papiers an sich. Ab­

fallwirtschaftlich gesehen sind Papierabfälle kein gefährlicher Sonderabfall, stellen aber ein Mengenproblem dar.

Im folgenden werden daher zunächst der Weg des Papiers von der Herstellung bis zur Entsor gung und die damit verbundenen Umweltbeeinträchtigungen dargestellt. Die Kenntnis dieser Tatsachen soll einerseits zu bewußterem Umgang mit Papier motivieren, zum anderen wird dargestellt, inwieweit Umweltbelastungen auch durch geeignete Auswahl von Papiersorten und -qualitäten durch einen "Großverbraucher" wie das WZB verringert werden können.

Dabei sollte berücksichtigt werden, daß es sich hier nicht um eine Ökobilanz handeln kann und daß die Darstellung daher nicht lückenlos ist.

2.1 Rahmenbedingungen

In den letzten Jahren ist der Verbrauch an Papier und Pappe in Deutschland (West) stetig an­

gestiegen, wie auch Abbildung 1 zeigt. Mit einem Pro-Kopf-Verbrauch an Papier von 210 kg pro Einwohner und Jahr verbrauchen die Deutschen zwar ein Drittel weniger Papier als die US-Amerikaner, aber schon Österreich kommt mit "nur" 154 kg/EW *a aus, in Asien werden sogar nur 16 kg/EW*a verbraucht2.

2 Greenpcace-Spezial "Papier" 1991, S.52

(15)

10 Kapitel 2: Umweltbelastungen

Abb. 1:

Entwicklung des Papierverbrauches in Deutschland3

Die folgende Aufstellung (Abbildung 2) zeigt den Anteil der Papiersorten am Verbrauch, die in der Papierstatistik aufgeführt werden, eingeteilt nach Anwendungszwecken. Die ersten beiden Kategorien werden auch als "grafische Papiere" zusammengefaßt. Die Büropapiere und die Hygienepapiere haben darunter die höchsten Verbrauchssteigerungsraten zu ver­

zeichnen.

Abb. 2:

Papiersorten und ihre Verbrauchsanteile in der Bundesrepublik Deutschland 1990 einschließlich neue Bundesländer33 (Administrationspapiere: Druck- und Schreibpa­

piere, die überwiegend in Büros, Verwaltungen und Schulen eingesetzt werden)

3 Greenpeace-Spezial "Papier" 1991, S.51, Zahlen des Verbandes Deutscher Papierfabriken 3a Greenpeace-Studie "Papier ..." 1992, S.34

(16)

Kapitel 2: Umweltbelastungen 11

2.2 Rohstoff für die Papierproduktion: Holz

Papier besteht zu 60-95% aus Faserstoffen, die aus Holz (Primärfaserstoffe) oder Altpapier (Sekundärfaserstoffe) gewonnen werden. Die übrigen Inhaltsstoffe, deren Anteil und Zusam ­ mensetzung stark von der Papiersorte abhängig sind, sind Füllstoffe, Leime und Pigmente.

Auf diese wird in Kap. 2.4 (Papierherstellung) näher eingegangen.

Bei der Faserstoffgewinnung kommen verschiedene Holzqualitäten zum Einsatz:

- Stammholz,

- Industrierohholz (= Durchforstungsholz und Äste, die als Sägeholz ungeeignet sind), - Sägerestholz.

In Deutschland wird ausschließlich Industrierohholz und Sägerestholz zur Papieiproduktion verwendet4, im für den deutschen Import wichtigen Ausland wird allerdings auch Stammholz zu Papier verarbeitet.

Umweltauswirkungen

Die Durchforstung (Auslichtung, Entfernen von Schwachholz) wird im allgemeinen als öko­

nomisch und ökologisch wichtige Waldpflegemaßnahme betrachtet. Es wird darauf geachtet, nach dem Prinzip der "Nachhaltigkeit" zu wirtschaften, d.h. nicht mehr Holz einzuschlagen als nachwachsen kann, so daß die Holz-Biomasse konstant bleibt5. Von anderer Seite wird diese Art der Forstwirtschaft auch als Intensivforstwirtschaft bezeichnet und dahingehend kritisiert, daß mit dem Schwachholz insbesondere auch Totholz weitgehend aus den Wäldern entfernt wird, das viele Vogel-, Insekten-, Pilz- und Flechtenarten als Lebensraum benötigen.

Viele dieser Arten sind durch solch eine Intensivforstwirtschaft, aber auch durch K ahl­

schlagrodung inzwischen vom Aussterben bedroht. Auch die "geordnete" Forstwirtschaft ist somit Mitverursacher des fortschreitenden Artenschwundes6. Da Nadelholz (nicht nur in der Papierindustrie) industriell besser verwertbar ist und gleichzeitig schneller wächst, ist die W aldstruktur zudem im m er m ehr in Richtung Nadelwald verändert worden: in Deutschland sind große W aldflächen m it Fichten-Monokulturen bepflanzt, die sehr anfällig gegenüber Sturm und Schädlingsbefall sind 7. Natürliche Urwälder gibt es in Deutschland fast überhaupt nicht mehr.

Als noch bedenklicher wird die in Kanada, den USA und der ehemaligen Sowjetunion auch für die Papierproduktion immer noch großflächig praktizierte Methode, einen W ald vollstän­

dig "abzuemten" (Kahlschlag, "timber mining"), eingestuft8. Der Kahlschlag läßt den Was­

serhaushalt des Waldes zusammenbrechen und setzt den Boden der Erosion aus. Zahlreiche Tiere und Pflanzen verlieren schlagartig ihren Lebensraum. Der Wald wird in der Regel an­

schließend nur mit einigen wenigen, schnell wachsenden Arten aufgeforstet. In Kanada sind durch diese Art der Forstwirtschaft überdies nicht nur Tiere und Pflanzen, sondern auch in­

dianische Ureinwohner bedroht, da auch die W älder, die für sie die Lebensgrundlage bilden, nur unzureichend vor großflächigem Holzeinschlag geschützt sind9. Die Umweltschutzorga­

nisation Greenpeace schätzt, daß die kanadischen Urwälder bei Weiterführung der derzeitigen

4 Kibat 1990, S.64

5 siehe z.B. Kibat 1990, S.64 oder Kühn 1986, S.140 6 Thies 1992a

' Greenpeace Spezial "Papier" 1991, S .ll 8 Postei 1991, S .164

9 "Kahlschlag bedroht Indianervolk", in: Ökotest-Magazin 2/93

(17)

12 Kapitel 2: Umweltbelastungen

Abholzungspraxis in 30 Jahren ausgerottet sein werden111.

Diese Umstände sind insofern auch für die in der Bundesrepublik Deutschland produzierten und verkauften Papiere von Bedeutung, als über 90 % des hier verbrauchten Papierzellstoffes importiert w ird* 11 und Kanada eines der Hauptlieferländer ist12.

2.3 Faserstoffgewinnung

Für die Papierherstellung müssen die Fasern aus ihrem Verbund im Holz herausgelöst wer­

den. Je nach Aufbereitungsverfahren entstehen dabei verschiedene Faserstoffe: Beim chemi­

schen Herauslösen

Zellstoff,

beim überwiegend mechanischen Herauslösen

Holzstoff.

Auch die Altpapieraufbereitung ist ein Verfahren zur Faserstoffgewinnung.

Abbildung 3 gibt einen Überblick, welche Papiersorten aus welchen Faserstoffen hergestellt werden und wie diese Papiere bezeichnet werden.

Abb. 3:

Übersicht über Rohstoffe, Faserstoffe und Papiersorten je nach Faserstoffeinsatz Welcher Faserstoff in einer Papiersorte zum Einsatz kommt, hängt von der geforderten Pa­

pierqualität ab. Zellstoff erreicht die höchste Festigkeit und den höchsten Weißegrad, Holz­

stoff hat eine hohe Opazität (Lichtundurchlässigkeit). Altpapierstoff liegt bezüglich dieser Ei­

genschaften meistens zwischen Zellstoff und Holzstoff, da Altpapier in der Regel eine Mischung aus beiden Faserstoffarten darstellt.

Thies 1992a

11 Baumann u.a. 1993, S.12

Klingen u.a. 1992, S.76, Daten des Verbandes deutscher Papierfabriken

(18)

Kapitel 2: Umweltbelastungen 13

2.3.1 Zellstoff

Aus Zellstoff wird sogenanntes "holzfreies Papier" oder Zellstoffpapier hergestellt. In

Abbildung 4 sind der Ablauf der Zellstoffherstellung und die dabei entstehenden Abfälle und Emissionen vereinfacht dargestellt:

Holz

Abwasser, Rinde

Abgase (SO?, H?S, Staub u.a.)

Verbrennungsrückstände z.T. verwertbare Stoffe Ablauge

Abfall (Störstoffe) Abwasser

Zellstoff

Abb. 4:

Vereinfachte Darstellung der Zellstoffherstellung13

Die Holzausbeute ist bei der Zellstoffherstellung gering: nur 40-50 % der ursprünglichen Holzsubstanz bleibt als Zellstoff erhalten.

Bei der Herstellung wird unterschieden zwischen

Sulfitzellstoff

und

Sulfatzellstoff,

die sich in den Aufschlußchemikalien, mit denen die Zellstoffasem bei der Kochung aus dem Holz herausgelöst werden, unterscheiden.

Das Sulfatverfahren ist mit einem Anteil von 82 % 14 weltweit am weitesten verbreitet, weil damit die höchste Zellstoffqualität (sehr hohe Festigkeit) erzielt wird. Aufgrund der Emissio­

nen übelriechender und toxischer Schwefelverbindungen wie Schwefelwasserstoff (Geruch nach faulen Eiern), Merkaptanen und Dimethylsulfid und der hohen Abwasserbelastung wird das Sulfatverfahren vorwiegend in dünn besiedelten Gebieten angewandt, in der dicht besie­

delten Bundesrepublik Deutschland wird Zellstoff nur mit dem bezüglich seiner Emissionen besser kontrollierbaren Sulfitverfahren erzeugt. Sulfatzellstoff hat aber mit 87 % den größten Anteil am importierten Zellstoff15. Das bedeutet, daß der umweltschädigendste Prozeß der Papierherstellung überwiegend im Ausland lokalisiert ist.

Für die Papierherstellung wird je nach den Anforderungen, die an das Papier gestellt werden, meistens Sulfat- und Sulfitzellstoff gemischt eingesetzt.

13 Abbildung aus Klingen u.a. 1992, S.7, verändert 14 Göttsching 1990, S.84

15 Göttsching 1990, S.82

(19)

14 Kapitel 2: Umweltbelastungen

Zellstoffbleiche

Für einige Einsatzbereiche wird der braune, ungebleichte Zellstoff direkt verarbeitet, z.B. in Kartonagen oder Versandtaschen. Für alle übrigen Einsatzbereiche jedoch wird der Zellstoff gebleicht. D urch die Bleiche wird der Zellstoff nicht nur weißer, sondern es wird dabei auch die Festigkeit, bei Hygienepapieren auch die Saugfähigkeit erhöht.

Die wesentlichen Bleichverfahren, die sich insbesondere bezüglich ihrer Umweltbelastung unterscheiden, sind

- die Bleiche mit Chlorgas (C12),

- die Bleiche mit Chlorverbindungen (Hypochlorit, Chlordioxid), - die Bleiche mit Sauerstoffverbindungen (Wasserstoffperoxid, Ozon).

Umweltbelastungen durch die Bleiche

Bei der Bleiche m it Chlorgas oder -Verbindungen entsteht eine Vielzahl von Organochlorver- bindungen (z.B. Chlorphenole), eine Gruppe von chemischen Verbindungen, von denen viele aufgrund ihrer Toxizität, Bioakkumulierbarkeit und Persistenz als gefährlich für Menschen und Ökosysteme eingestuft werden. Diese Verbindungen gelangen einerseits mit dem Abwas­

ser in die Gewässer, zum Teil jedoch auch in den Zellstoff selbst. Da eine genaue Analyse der Einzelstoffe nicht möglich ist, werden sie meßtechnisch nur gemeinsam als AOX

(Adsorbierbare Organische Halogenverbindungen) erfaßt. Aufgrund der Gefährlichkeit der organischen Chlorverbindungen spricht sich beispielsweise der Rat von Sachverständigen für Umweltfragen in seinem "Sondergutachten Abfallwirtschaft" für die Bundesregierung für ein Verbot aller Bleichverfahren aus’ die mit Chlorgas oder Chlorverbindungen arbeiten16.

Bei der Bleiche mit Chlorgas wiederum entstehen wesentlich größere Mengen an chlororgani­

schen Verbindungen als bei der Bleiche mit Chlorverbindungen (die AOX-Werte im Abwas­

ser liegen um das 3- bis 45-fache höher, je nach Verfahrensablauf und Abwasserreinigungssy­

stem17). Die Bleiche mit Chlorverbindungen wird daher oft auch als ''chlorarme Bleiche"

bezeichnet.

In der Bundesrepublik Deutschland wird inzwischen mit Ausnahme eines Herstellers auf den Einsatz von Chlorgas bei der Bleiche verzichtet, Chlorverbindungen werden jedoch weiterhin eingesetzt18. Allerdings werden zur Papierherstellung in Deutschland weiterhin auch im por­

tierte mit Chlorgas gebleichte Zellstoffe eingesetzt.

Als Alternative zur Chlorbleiche bietet sich die Bleiche mit Sauerstoffverbindungen an, bei der keinerlei chlororganische Verbindungen entstehen, die den Zellstoff jedoch etwas stärker angreift19 und etwas geringere Weißegrade erzielt.

Während Sulfitzellstoff sich vergleichsweise gut m it Sauerstoffverbindungen bleichen läßt, bestehen beim Sulfatzellstoff noch größere techische Schwierigkeiten, so daß Sulfatzellstoff noch zu fast 100% mit Chlorverbindungen gebleicht wird. Die höchste Zellstoffqualität (größte Festigkeit und größter Weißegrad) ist somit auch mit den höchsten Umweltbelastun­

gen verbunden.

16 SRU 1991,S.219 Tiedemann 1992, S.27a

18 Ökologische Briefe 49/1992, S.18 und Klingen u.a. 1992, S.26 19 Göttsching 1990, S.124

(20)

Kapitel 2: Umweltbelastungen 15

2.3.2 Holzstoff

Unter den Rohstoffen, die in der BRD zur Papier- und Pappenproduktion eingesetzt werden, hat Holzstoff mit ca. 17 % einen vergleichsweise geringen Anteil20. Er wird v.a. zur Herstel­

lung von Zeitungspapier sowie als Beimischung zu den verschiedensten Papieren verwendet.

Als Rohstoff zur Herstellung von Holzstoff dient - zumindest in Deutschland - ausschließlich Durchforstungs- und Sägerestholz.

Abbildung 5 zeigt schematisch die Holzstoffgewinnung m it ihren Emissionen.

Wasser, Energie, evtl. Chemikalien

Holz i Mechanische

Zerfaserung

Rinde Abwasser i

Sortierung --- ~ Abfall 1

Bleichchemikalien--- ► Bleiche — — ► Abwasser i

Holzstoff Abb. 5: Vereinfachtes Schema der Holzstoffgewinnung

Im Gegensatz zum Zellstoff werden hier die Fasern mechanisch unter Zugabe von W asser aus dem Holzverband herausgerissen, zur Holzstoffbleiche werden keine Chlorverbindungen eingesetzt.

Die Holzausbeute ist bei der Holzstoffherstellung wesentlich höher als beim Zellstoff: aus 100 kg Holz lassen sich bis zu 98 kg Holzstoff hersteilen.

2.3.3 Altpapierstoff

Altpapier ist neben Zellstoff und Holzstoff der wichtigste Rohstoff der Papierindustrie.

Entscheidend für die Altpapierqualität ist der Gehalt an Störstoffen, Druckfarben und sonsti­

gen "produktionsschädlichen Bestandteilen" wie z.B. Klebern sowie der Reinheitsgrad der Papiersorten im A ltpapier (hohe Reinheit haben z.B. unbedruckte Schnittabfälle aus Drucke­

reien, geringe Reinheit hat gemischtes Haushaltsaltpapier).

Der Aufwand für die Aufbereitung zu Altpapierstoff ist daher von der Altpapierqualität und von der herzu stellenden Papiersorte abhängig. Je hochwertiger das neue Papier sein soll und je schlechter die Altpapierqualität ist, desto aufwendiger wird die Aufbereitung.

Die Abbildung 6 zeigt vereinfacht den Ablauf der Altpapieraufbereitung zu Altpapierstoff und die dabei anfallenden Abfälle und Emissionen.

20 Göttsching 1990, S.75

(21)

16 Kapitel 2: Umweltbelastungen

Abb. 2.6:

Verfahrensschritte der Altpapieraufbereitung

Die

Druckfarbenentfernung

(Deinking) ist besonders für den Einsatz von Altpapier in grafi­

schen Papieren notwendig, da eine große Menge des Altpapieraufkommens aus gemischtem, bedruckten Haushaltsaltpapier besteht und Recyclingpapier zunehmend für grafische Zwecke gefragt ist.

Beim Deinking werden die Druckfarben mit Hilfe verschiedener Chemikalien (H2O2, NaOH, Di-Ethylen-Tri-Amin-Penta-Essigsäure, Wasserglas, Emulgatoren, Fettsäuren u.a.)21 von den Fasern abgelöst und dispergiert und der Altpapierstoff gleichzeitig gebleicht. Farbe, Chemi­

kalien und ein Teil der Faserstoffe werden als Schaum ausgetragen und fallen als Abfall an (Deinkingschlamm).

Zur Erzielung höherer Weißegrade kann auch eine zusätzliche

Bleiche

als gesonderter Pro­

zeßschritt nachgeschaltet werden. Die Bleiche erfolgt sowohl dabei als auch beim Deinking nur mit Sauerstoffverbindungen.

Bei der Sortierung werden zu kurze Fasern und ein Teil der Füllstoffe entfernt. Diese Abfälle machen zusammen mit dem Deinkingschlamm insgesamt etwa 11 % der eingesetzten Altpa­

piermasse aus22.

2.3.4 Ökologischer Vergleich zwischen Papieren aus Zellstoff, H olzstoff und Altpapierstoff

Eine vollständige vergleichende Ökobilanz für Papiere aus verschiedenen Faserstoffen gibt es unseres W issens bislang nicht. Dennoch ist aus den derzeit bekannten Umweltbelastungsdaten - im Gegensatz zur ökologischen Betrachtung vieler anderer Materialien - eine eindeutige Präferenz für Recyclingpapieren gegenüber Zellstoffpapieren ablesbar.

Der folgende Vergleich umfaßt holzfreies Primärfaserpapier (Zellstoffpapier), holzhaltiges Primärfaseipapier (Holzstoffpapier) und Sekundärfaseipapier (Recyclingpapier). Die Daten beziehen sich in der Regel auf weiße, also gebleichte Papiere bzw. gebleichten Zellstoff und charakterisieren damit v.a. die grafischen Papiere. Aus Gründen der besseren Vergleichbar- 21 Ullmanns Enzyklopädie, Bd.12, S.572

22 Göttsching 1990, S.135

(22)

Kapitel 2: Umweltbelastungen 17

keit werden hier nur Daten aus einer Untersuchung des Umweltbundesamtes23 aus dem Jahr 1992 aufgeführt, in der die verschiedensten Literaturdaten zusammenfaßt sind und die uns am aktuellsten und seriösesten erschien.

Die einzelnen Verbrauchsdaten weisen teilweise sehr große Spannen auf. Die Ursachen dafür sind vielfältig, z.B.

- gibt es Differenzen der Umweltbelastungsdaten je nach Jahr, Produktionsprozeß, Stand der Technik, Systemgrenzen,

- werden in den Quellen häufig unterschiedliche Bezugsgrößen gewählt oder Voraus­

setzungen nicht genannt,

- liegen teilweise kumulierte Daten vor, teilweise nur Daten für einzelne Prozesse, - sind n ur Daten für wenige Umweltbelastungsparameter vorhanden.

Hinzu kom m t die Problematik der Aussagekraft und der Wirkung dieser Umweltbelastungen, z.B.

- hat der Verbrauch der gleichen Menge W asser in trockenen Gebieten andere Umweltaus­

wirkungen als in wasserreichen Gebieten (z.B. Finnland)

- ist die Bewertung und der Vergleich verschiedener Umweltbelastungen (W asser, Energie, Abfall etc. sowie nicht quantifizierbare Umweltbelastungen) sehr umstritten.

Die absoluten Zahlen sind daher nur sehr eingeschränkt aussagekräftig und sollten eher als Größenordnungen denn als genaue Werte verstanden werden. Dennoch zeigen sich in den Relationen der Daten zueinander recht eindeutige Unterschiede.

Holzverbrauch

W ie aus Tabelle 1 ersichtlich, ist der Holzverbrauch zur Zellstoffherstellung etwa doppelt so hoch wie zur Holzstoffherstellung. Zur Gewinnung von Altpapierstoff wird direkt kein Holz verbraucht.

Faserstoff Holzverbrauch in kg Holz

pro 1000 kg Faserstoff

Holzverbrauch in kg pro 1000 kg Papier3'

Altpapierstoff 0 0

Holzstoff/-schliff 1020 bis 1111 836 bis 911

Zellstoff ungebleicht 1666 bis 2000 1366 bis 1640

Zellstoff gebleicht 2128 bis 2325 1745 bis 1907

a) bezogen auf ein Modellpapier mit einem Faserstoffanteil von 82 %

Tab. 1:

Holzverbrauch zur Herstellung verschiedener Faserstoffe24

Energieverbrauch

Für den Energieverbrauch liegen kumulierte Daten über mehrere wesentliche Lebenszyklus­

phasen von Papier vor (Faserstoffherstellung, Papierherstellung, Transportprozesse), die in Tabelle 2 dargestellt sind:

23 Tiedemaim 1992 24 Tiedemann 1992, S.21

(23)

18 Kapitel 2: Umweltbelastungen

holzfreies

Frischfaserpapier (gebleichter Zellstoff)

holzhaltiges Frischfaserpapier

Recyclingpapier (mit Drinking)

Primärenergieverbrauch

(GJ/t Papier) 53,4 - 34,6 36,8-29,1 13,0 - 16,8

Tab. 2:

Energieverbräuche zur Papierherstellung aus verschiedenen Faserstoffen26

Im Durchschnitt ergibt sich danach bei gebleichtem Zellstoffpapier der dreifache, für H olz­

stoffpapier der doppelte Energieverbrauch im Vergleich zu Recyclingpapier.

Frischwasserbedarf und Abwasserbelastung

Tabelle 3 gibt einen Überblick über die wesentlichen Abwasserbelastungen und den Frisch­

wasserverbrauch bei der Herstellung der verschiedenen Faserstoffe.

Frischwasser­

verbrauch, (Ab)wasser- belastung

Sulfitzellstoff herstellung

Sulfatzellstoff­

herstellung

Holzstoff­

gewinnung incl.

Papierherstellung

Altpapier- aufhereitung incl. Papier­

herstellung (pro 1000 kg Zellstoff ohne Weiterverarbeitung zu Papier) (pro 1000 kg Papier)

Chlor­

bleiche

chlorarme Bleiche

chlorfreie Bleiche

Chlor­

bleiche

chlorarme Bleiche Frischwasser­

verbrauch (m3)

100 - 400 50 - 100 20 -100 100 - 400 30 - 100 5 -3 0 5 - 16,5 BSB5 (kg/t) 26 - 81 2 - 5 0 2 -2 5 2 0 - 3 0 1 -8 2,5 - 50 0,1 - 1,5 CSB (kg/t) 70 - 290 2 5 -9 0 2 0-35 72 - 120 2 2 -6 5 2,7 - 90 0,8 - 5

AOX (kg/t) 3,7 - 7 0,25-1,1 0 3,7 -10 0,22 - 1,2 0 - 0,02 0,012-0,2

Tab. 3:

Frischwasserverbrauch und Abwasserbelastung bei der Herstellung verschiedener Faserstoffe und Papiere26

Die Holzstoffgewinnung und die Altpapieraufbereitung werden in der Regel direkt in der Pa­

pierfabrik selbst durchgeführt (integrierte Papierherstellung), so daß die Daten für Holzstoff und Altpapierstoff sowohl die Faserstoffgewinnung als auch die Papierherstellung selbst um ­ fassen. Die Zellstoffherstellung erfolgt dagegen oft von der Papierherstellung getrennt in Zellstoffabriken.

Gerade bezüglich der Abwasserbelastung haben die Daten fü r den gleichen Prozeß oft eine sehr große Bandbreite, was v.a. auf den unterschiedlichen Stand der Technik bei verschie­

denen Herstellern (Kreislaufführung des Wassers, Abwasserreinigung) zurückzuführen ist.

Die Holzstoffherstellung und Altpapieraufbereitung sind im Vergleich zur Zellstoffherstel­

lung sehr wassersparsam. Das wassersparsamste Zellstoffverfahren (Sulfitzellstoff mit chlor­

freier Bleiche) benötigt mit 20 noch die vierfache Menge an Frischwasser (pro M ega­

gramm Produkt) wie die wassersparsamste Recyclingpapierherstellung mit 5 m3 Frischwasser pro Megagramm Recyclingpapier.

Der Biologische Sauerstoffbedarf (BSB5)27 des Abwassers liegt bei der Zellstoff- und der Holzstoffherstellung in der gleichen Größenordnung, beim Recyclingpapier ist er am 26 Tiedemann 1992, S.21/22

Tiedemann 1992, S.27a

' Der BSB5 ist ein Maß für die Belastung des Abwassers mit biologisch abbaubaren Stoffen. Er gibt an, wie­

viel gelöster Sauerstoff innerhalb von 5 Tagen durch den mikrobiologischen Abbau dieser Substanzen ver­

braucht wird.

(24)

Kapitel 2: Umweltbelastungen 19

geringsten.

Beim Chemischen Sauerstoffbedarf (CSB)2^ zeigt sich der gleiche Trend wie beim Frisch­

wasserverbrauch: insgesamt betrachtet ist bei der Produktion von Holzstoff und Altpapierstoff der CSB durchgehend wesentlich geringer als bei den Zellstoffverfahren.

Der AOX-W ert (Adsorbierbare Organische Halogenverbindungen) charakterisiert in diesem Fall v.a. die Belastung des Abwassers mit organischen Chlorverbindungen. Da Holzstoff und Altpapierstoff generell ohne Chlor oder Chlorverbindungen gebleicht werden, ist der AOX bei diesen gering bis Null. Bei der Zellstoffherstellung zeigt sich die extrem hohe Belastung des Abwassers mit chlororganischen Verbindungen durch die Chlorbleiche in entsprechend hohen AOX-Werten. Der bundesdeutsche Grenzwert für die AOX-Belastung des Abwassers aus der Zellstoffherstellung liegt inzwischen bei 1 kg/Mg Produkt* 29, also weit unter den Durchschnittswerten für die konventionelle Chlor(gas)bleiche (3,7-10 kg/t Produkt). Die Chlorgasbleiche ist damit faktisch in der Bundesrepublik Deutschland verboten, nicht jedoch der Import chlorgebleichten Zellstoffes oder Papieres.

Zusammenfassend lassen sich für die Zellstoffherstellung durchschnittlich 10-20fach höhere Abwasserbelastungen (CSB, BSB5, AOX) als für die Altpapieraufbereitung feststellen, mit Ausnahme der AOX-Emissionen bei chlorfrei gebleichtem Zellstoff.

Abfälle

Als Abfälle bei der Produktion von Zell- und Holzstoff fallen v.a. Rinden, Schlämme aus der Abwasserreinigung und Verbrennungsrückstände an, bei der Altpapieraufbereitung sind es aussortierte Stör- und Füllstoffe, zu kurze Fasern und Deinkingschlamm.

Bei einer Untersuchung der Papier und Pappe erzeugenden Industrie30 ergab sich für Primär­

faserpapiere eine spezifische (nicht verwertbare und daher zu entsorgende) Reststoffmenge von 0,08-0,16 m3/M g Papier, für Recyclingpapier 0,19 m3/Mg Papier.

Durch die Produktion von Recyclingpapier wird allerdings die zu entsorgende Altpapier­

menge verringert: Zur Herstellung von 1000 kg deinktem Altpapierstoff werden im Durch­

schnitt 1130 kg Altpapier benötigt31, der Rest fällt als Abfall an (zu kurze Fasern, Fremd­

stoffe, Druckfarbenreste etc.).

Die Reststoffsituation in der Papier und Pappe erzeugenden Industrie wird zur Zeit in einem Forschungsvorhaben des Bundesforschungsministeriums genauer untersucht32.

Zusammenfassung

Bezüglich aller betrachteten Param eter verursachen Recyclingpapiere deutlich geringere Umweltbelastungen als Primärfaserpapiere aus Zellstoff. Holzhaltige Papiere nehmen bezüg­

lich der meisten Parameter eine Mittelstellung zwischen diesen beiden ein. Das Umweltbun­

desamt kommt in der Untersuchung, aus der die hier zitierten Daten stammen, zu dem Schluß, braucht wird.

2° Der CSB ist ein Maß für Belastung des Abwassers mit oxidierbaren organischen Stoffen; Er gibt die Menge an gelöstem Sauerstoff an, die aus der vollständigen Oxidation der im Wasser enthaltenen organischen Stoffe benötigt wird. Ein CSB/BSB5-Verhältnis > 2 ist ein Hinweis auf schwer abbaubare organische . Stoffe im Abwasser.

29 19. AbwVwV, 1991

30 Bienert 1989, zitiert nach Tiedemann 1992, S.38 31 Ifeu 1986, S.117

32 Papiertechnische Stiftung München: Untersuchung zur Reststoffsituation in der Papier und Pappe erzeu­

genden und verarbeitenden Industrie, Förderkennzeichen 1450577/7 im Auftrag des BMFT, zitiert nach Tiedemann 92, S.38

(25)

20 Kapitel 2: Umweltbelastungen

daß aus ökologischer Sicht eindeutig die Recyclingpapiere den Frischfaseipapieren vorzuzie­

hen sind (trotz zahlreicher Unterschiede auch bei den Primärfaserproduktionsverfahren) bzw.

daß in allen Bereichen Papiere mit möglichst hohem Altpapieranteil eingesetzt werden sollten.

2.4 Papierherstellung

2.4.1 Allgemeines und Papierbestandteile

Papier besteht grundsätzlich aus den Komponenten

-Faserstoffe,

(60-95 % Anteil der Papiermasse)

-Füllstoffe

und Pigmente,(0-35 % Anteil der Papiermasse)

-Hilfsstoffe,

(0-1 % Anteil der Papiermasse)33

Der Anteil der Füllstoffe und Hilfsstoffe hängt stark vom Einsatzzweck der produzierten Papiersorte und weniger von den eingesetzten Faserstoffen ab.

Der

Faserstoff

gibt dem Papier den Zusammenhalt und beeinflußt am stärksten die Festigkeit des Papiers.

Füllstoffe

werden dem Papier zugegeben, um Eigenschaften wie Oberflächenglätte, Porosität, Opazität, W eißegrad und Farbe zu beeinflussen. W eil Füllstoffe mit wenigen Ausnahmen (wie Titandioxid) preisgünstiger sind als Faserstoffe, wird ihr Anteil möglichst hoch gewählt.

Beispiele für Füllstoffe sind - Kreide,

- Kaolin, - Titandioxid, - Calciumsilikat und - Magnesiumsilikat.

Hilfsstoffe

werden einerseits dazu verwendet, um die Papierqualität zu beeinflussen, anderer­

seits, um den Papierherstellungsprozeß zu optimieren.

Hilfsstoffe im Papier sind beispielsweise

- optische Aufheller zur Umwandlung von UV-Licht in sichtbares Licht (meist Stilbenderi- vate),

- Leimstoffe zur Hydrophobierung der Fasern (z.B. natürliche oder synthetische Harze), - Naßfestharz zur Festigkeitserhöhung von nassem Papier (z.B. Diethylentriamin, Epichlor­

hydrin, Adipinsäure) und - Farbstoffe.

Hilfsstoffe für die Prozeßführung sind z.B.

- Flockungsmittel zur Rückgewinnung von Fasern aus dem Prozeßwasser, - Schaumverhüter,

- Schleimbekämpfungsmittel (Biozide) und - Siebreinigungsmittel (Tenside).

33 Götsching 1990, S.75

(26)

Kapitel 2: Umweltbelastungen 21

2.4.2 Der Papierherstellungsprozeß

Bevor auf der Papiermaschine die endlose Papierbahn entstehen kann, müssen die Faserstoffe unter Zugabe von Füllstoffen und Hilfsstoffen m it W asser aufbereitet werden.

Anschließend gelangt die Suspension in die Papiermaschine (siehe Abbildung 7), wo in der Siebpartie und den nachfolgenden Entwässerungs- und Trocknungsstufen die Papierbahn ge­

bildet wird. Je nach Papiersorte wird das Papier direkt nach der Trocknung oberflächen­

geleimt und geglättet. Nach der Trocknungstufe wird das Papier aufgerollt und dann entweder einer weiteren Veredelung unterzogen oder direkt zu Format- oder Rollenpapier zuge­

schnitten.

Nicht veredelte Papiere, die nur die Papiermaschine durchlaufen, werden als sogenannte Na­

turpapiere bezeichnet (z.B. Kopierpapier).

Herstellung von Papier (Papierfabrik)

Stoffaulloser Reinigungs Wahlwerk (Pulper» Zentrifugen

Schneiden Versand

Abb.

7: Schematische Darstellung einer Papiermaschine34

Die heutigen Papiermaschinen sind bis zu 10 m breit und erreichen Produktionsgeschwindig­

keiten von bis zu 2000 m Papier/min.

2.4.3 Papierveredelung

Papier wird immer dann veredelt, wenn die Eigenschaften des Naturpapiers den Anforderun­

gen an den Einsatzzweck nicht genügen. Die wichtigsten Veredelungschritte für grafische Pa­

piere sind - Streichen und - Satinieren.

34 Baumann u.a.1993, S.57

(27)

22 Kapitel 2: Umweltbelastungen

Steichen

Wo besondere Anforderungen an naturgetreue Bild Wiedergabe (z.B. Kunstdruckpapier, Glanzpapier) gestellt werden, ist eine glatte, geschlossene Oberfläche des Papiers notwendig.

Dazu wird das Naturpapier mit einer zähflüssigen Masse aus Bindemitteln, Füllstoffen und Pigmenten bestrichen.

Als Bindemittel werden verwendet:

- Tierleime (Kasein), - modifizierte Stärke oder

- synthetische Butadien-Styrol-Acrylsäureester.

Häufig werden dem Streichmittel Hilfsstoffe zugesetzt, z.B.

- Dispergiermittel zur gleichmäßigen Verteilung der Pigmentteilchen, - Gleitmittel zum Verhindern des Klebens am Trockenzylinder, - Vemetzungsmittel zum Verfestigen der Strichoberfläche,

- Verdickungs- und Wasserretentionsmittel zur Regulierung der Wasserabgabe durch die Streichschicht,

- optische Aufheller zur Erhöhung des Weißegrades u.a.

Satinierung

Ein weiterer Veredelungsschritt ist die Satinierung von Naturpapieren. Beim Durchlaufen m ehrerer erhitzter Walzen wird die Papieroberfläche geglättet. Dieser Schritt wird oft für Schreibpapiere und für Offset- und Tiefdruckpapiere eingesetzt.

2.4.4 Umweltbelastungen bei der Papierherste,lung

Die Darstellung der Umweltbelastungen bei der Papierherstellung kann hier nicht analog wie in Kapitel 2.3.4 "Ökologischer Vergleich zwischen Papieren aus Zellstoff, Holzstoff und Alt­

papierstoff" mit Hilfe von Verbrauchsdaten erfolgen, weil die Umweltdaten für die Papier­

herstellung entweder nur kumuliert vorliegen(z.B. Energie), sehr uneinheitlich sind oder ganz fehlen.

Frischwasserverbrauch

Der am meisten frischwasserverbrauchende Prozeß ist die Herstellung der Papiersuspension aus den Komponenten Faserstoff, Füllstoffe und Hilfstoffe, die auf einen W assergehalt von 98-99,9 % gebracht werden muß.

Innerhalb der "integrierten Papierherstellung", bei der die Faserstoffgewinnung und Papier­

herstellung am gleichen Ort erfolgen, ist der Frischwasserverbrauch am geringsten. Zellstoff wird als Halbstoff zu 90% importiert35 und muß deswegen in der Papierfabrik neu suspen­

diert werden, was zu einem höheren Wasserverbrauch führt. Der Wasserverbrauch liegt zwischen 5 und 40 m3/Mg Papier36. Durch verstärkte Kreislauffühlung konnte der W asser­

verbrauch derbundesdeutschen Papierindustrie zwischen 1970 und 1986 von im Mittel 65 auf

35 Baumann u.a. 1993, S.12 36 Baumann u.a. 1993, S.60

(28)

Kapitel 2: Umweltbelastungen 23

20 1/kg Papier gesenkt werden37. Die Kreislaufführung hat dort ihre Grenzen, wo die Verun­

reinigungen im Kreislaufwasser nicht ausgeschleust werden können und das Produkt ver­

schlechtern. So ist z.B. bei Spezialpapieren wie Zigarettenpapier eine Kreislaufführung nicht möglich.

Abwasserbelastung

Die Abwasserbelastung kommt durch den Verlust an Faserstoff und durch die ausge­

schwemmten Füllstoffe und Hilfsstoffe zustande. Bei Betrachtung in Tabelle 4 aufgeführten Stoffe erkennt mensch die nicht unerhebliche Abwasserbelastung durch die Papierherstellung selbst. Faserstoffe im Abwasser verursachen eine hohe organische Fracht. Nach der 19.

Abwasserverwaltungsvorschrift dürfen pro 1000 kg Papier maximal 8 kg CSB eingeleitet werden.

Bei der Verwendung von chlorgebleichtem Zellstoff gelangen bei der Papierherstellung durch Auswaschung des Zellstoffes wiederum organische Chlorverbindungen (20 g AOX/1000kg Zellstoff38) in das Abwasser. Farbstoffe und optische Aufheller sind bedenklich, weil sie nur schwer oder gar nicht biologisch abbaubar sind und oft noch im Ablauf der Kläranlagen op­

tisch zu erkennen sind.

Besonders die Vielzahl der im Prozeß eingesetzten Chemikalien mit ihrer häufig unge­

nügenden biologischen Abbaubarkeit belasten die Vorfluter (Flüsse oder Bäche).

Chemikalien

Die zahlreichen bei der Papierherstellung eingesetzten Chemikalien verbleiben teilweise im Papier selbst, teilweise gelangen sie in das Abwasser bzw. den Klärschlamm.

Die Tabelle 4 zeigt einige Beispiele für Chemikalien und Stoffgruppen der Papierherstellung, die als toxikologisch oder ökotoxikologisch besonders relevant eingestuft werden. So ist bei­

spielsweise das in verschiedenen Hilfsmitteln eingesetzte Formaldehyd nicht nur für M en­

schen karzinogen, sondern zählt aufgrund seiner Ökotoxizität auch zu den wasser­

gefährdenden Stoffen.

37 H aidu.a. 1990, S.53 38 Baumann u.a. 1993, S.187

(29)

24 Kapitel 2: Umweltbelastungen

Einsatzbereich Stoffe/Stoff gruppe

Leim stoffe - Harnstoff-Formaldehydharze

- Melamin-Formaldehydharze (Ersatzstoffe, z. B. Polyethylenim in-, Copolymerisate, sind bekannt) Schleim verhinderungsm ittel - 1,4 Bisbrom acetoxybuten

2-Brom-4 -hydroxyacetophcnon - N-(2-p-chlorbenzoylethyl )

hexaminiumchlor id 2-Oxo-2(4-hydroxyphenyU- acethydroximsäurechlorid 2-Brom-2-nitropropandiol(1,3) 5 Chlor-2-m ethyl-4-isolhiazolin-3 -on 2 ,2-Dibrom -3-nitrilo-propionamid Phcnyl-{2-chlor-2-cyan-vinyl) sulf on - Phenyl-fl ,2-dichlor-2-cyan-vinyHsutfon - 5 O xo-3,4-dichlofi>-1,2-dithiol Färbereihilfsm ittel/

N e tz m itte l/

F ixierm ittei

- Polyalkylen-Polyamin-Epichiorhycnn-Harz - Kondensalionsprodukle m it Formaldehyd

Retentions- und Flockungshilfsm ittel

- Mischungen aus Poiyamid-Ecichlorhydrinharzen - Kondensationsproriukte m it Form a’riehyd und

Phenolen M itte l gegen H.vz-

schw ierigkehen

- Kondensationsprodukte m it Formaldehyd

Spezialausi ü- stun gsrn ittel

Chromkomplexe

M itte l für die N aßfestigkeit

- H arnstoff-Forinaldohydhar/e - Melamin-Formaldehydharze - Epichlorhydrinharze

Konservierungsm ittel - Addukt aus Benzylalkohol und Formaldehyd H ärtungsm ittel für

P igm entstriche

- Melamin-Formaldehydharze - Harnstoff-Formaldehydharze M itte l für die

H aftverankerung

- Epichtorhydrinharze

Beschichtungs- und Im prägnierungsm ittel

- Chrom-Ill-Chlortd-Komplex

Tab.

4: Beispiele toxikologisch und ökologisch relevanter Substanzgruppen in der Papier­

herstellung39

In zahlreichen Hilfsmitteln kommen Polymere zum Einsatz, die noch chemisch aktive Rest­

monomere enthalten. Diese Monomere wirken teilweise bei Hautkontakt allergieauslösend (z.B. Acrylate, M ethacrylate), karzinogen (Styrol, Butadien u.a.), oder auch narkotisch (z.B.

Ethylen, Vinylacetat)40 und gefährden damit die in der Papierindustrie Beschäftigten.

Energieverbrauch

Der Energieverbrauch bei der Papierherstellung ist durch die vielen Mischungs und Aufbe- reitungsagregate, die hier nicht näher dargestellt werden, sehr hoch. Besonders energie­

intensiv sind jedoch die thermische Trocknung der Papierbahn und der Satinierungsprozeß.

Der mittlere Bedarf an elektrischer Energie beträgt 400-600 kWh/1000 kg Papier41.

2.5 Ge- und Verbrauch von Papier

Der Ge- und Verbrauch hat beim Papier nur vergleichsweise geringe Umweltrelevanz. Zu nennen ist dabei v.a. die Staubentwicklung, daneben stehen einige Papierchemikalien im Ver­

dacht, Allergien auszulösen. Mehrere Untersuchungen deuten auf eine allergieauslösende 39 Baumann u.a. 1993, S.167

41 Baumann u.a. 1993, S. 164-166 41 Baumann u.a. 1993, S.60

(30)

Kapitel 2: Umweltbelastungen 25

W irkung bei Selbstdurchschreibepapieren hin, ein eindeutiger Nachweis ist aufgrund zahl­

reicher weiterer Einflüsse beim Entstehen von Allergien jedoch bisher nicht gelungen. Eine Studie über Papierchemikalien im Auftrag des Umweltbundesamtes kommt daher zu dem Schluß, daß die unüberschaubare Zahl der Papierchemikalien möglichst verringert werden sollte, um solchen Gefahren vorzubeugen und gleichzeitig das Altpapier weniger mit diversen Chemikalien zu belasten42.

2.6 Getrennte Sammlung und Entsorgung von Papier

Die meisten Papiersorten sind sehr kurzlebige Produkte, die sehr schnell wieder zu Abfall werden. Die Voraussetzungen für eine Verwertung sind beim Papier vergleichsweise gut. Die getrennte Erfassung von Papier als Altpapier ist in den letzten Jahren in der Bundesrepublik Deutschland ebenso wie der Papierverbrauch kontinuierlich gestiegen (Abbildung 8). Wurden

1950 nur 26 % des verbrauchten Papiers als Altpapier gesammelt, so waren es 1989 schon 44 %. Die verstärkten Sammelaktivitäten konnten aber auf Grund des steigenden Verbrauches keinen Rückgang des Altpapieranteils im Abfall bewirken.

Abb. 8:

Papierverbrauch und Altpapiererfassung in der BRD 1950 bis 198943

2.6.1 Altpapiersammlung

Der erste Schritt zum Altpapierrecycling ist die getrennte Erfassung des Altpapieres vom übrigen Abfall am Verbrauchsort.

42 Baumann u.a. 1992, S .l

4^ Abbildung aus UBA 92, S.470, verändert

(31)

26 Kapitel 2: Umweltbelastungen

Die Verwertbarkeit des Altpapiers hängt im wesentlichen von der Altpapierqualität ab.

Beeinträchtigt wird die Qualität durch

- papierfremde Verunreinigungen ("Unrat") wie Metalle, organische Abfälle, Kunststoffe etc., die Schäden an den Maschinen während der Aufbereitung oder eine W ertminderung der Produkte hcrvorrufen,

- produktionsschädliche Papiere und Pappen ("Ungehörigkeiten"), die so behandelt wurden, daß sie zur Papierherstellung nicht m ehr geeignet sind (z.B. Kohlepapier, W achspapier, mit Kunststoff beschichtetes Papier) sowie

- Vermischung verschiedener Papiersorten.

Umweltrelevanter Bereich bei der Sammlung ist vor allem der Transport zum Altpapier­

container, weiter zum Altpapierhändler und dann zur Papierfabrik, ebenso wie der Weg des Papiers über den Restmüll zur Entsorgungsanlage. Interessant wäre hier ein Vergleich der verschiedenen Transportwege und der damit verbundenen Umweltbelastungen. Verglei­

chende Daten liegen darüber jedoch nicht vor.

2.6.2 Der Altpapiermarkt

Für den Handel u f dem Altpapiermarkt wird das Altpapier in Qualitätskategorien eingestuft und nach diesen Kategorien sortiert. Im folgenden sind fünf Großgruppen aufgeführt, nach denen Altpapier sortiert und verkauft wird.

- Gruppe I, A-D: untere Sorten

(gemischtes Haushalts-Altpapier, Kaufhaus-Altpapier, Zeitungen und Illustrierten) - Gruppe II, E-J: Mittlere Sorten

(Tageszeitungen, holzhaltige Endlosformulare, Kartonagen) - Gruppe III, K-U: Bessere Sorten

(holzfreie, weiße Akten, holzhaltige Späne und Endlosformulare) - Gruppe IV, V-W: Krafthaltige Sorten

(gebrauchte und ungebrauchte W ellpappen, sonstiges Kraftpapier ^u n g eb leich ter Sulfat­

zellstoff))

- Gruppe V, X: Sondersorten

(unsortiertes Altpapier aus der Mehrkomponententonne)

Das mengenmäßige Angebot der verschiedenen Altpapiersorten liegt deutlich zu ungunsten der besseren Sorten: Der Anteil der unteren Altpapiersorten an der Gesamtmenge des bei den Papierfabriken eingegangenen Altpapiers lag 1990 bei 66%44, die mittleren, besseren und krafthaltigen Sorten haben also nur einen Anteil von 34%. Doch gerade diese Sorten sind in der Papierindustrie besonders gefragt, Papierfabriken beklagen immer wieder die schlechten Qualitäten der in Haushalten gesammmelten Altpapiere.

Der überschüssige Anteil an unteren Altpapiersorten wird derzeit noch exportiert, vor allem nach Österreich und in die Niederlande. Im Gegenzug wird vor allem Altpapier der mittleren, besseren und krafthaltigen Sorten aus Finnland, Frankreich und den USA importiert45.

Das Überangebot der unteren Sorten hat zu einem so starken Preisverfall für diese Sorten ge­

44 Greenpeace-Studie 1992, S.25 45 Greenpeace-Studie 1992, S.25

(32)

Kapitel 2: Umweltbelastungen 27

führt, daß für deren Abnahme durch Altpapierhändler inzwischen kräftig zugezahlt werden muß. Das Aufkommen an unteren Sorten wird sich in Zukunft durch die flächendeckende Einführung des Dualen Systems für Veipackungen weiter erhöhen und die Situation verschärfen.

2.6.3 Verwendung von Altpapier bei der Herstellung von Neupapier

Grundsätzlich ist es sinnvoll, Altpapier auf einer m öglichst hohen Qualitätsstufe zu verwer­

ten, d.h. insbesondere in der Neupapierproduktion. Andere Verwertungsmöglichkeiten (Verwertung in Spanplatten, als Dämmaterial etc.) sind fast immer mit einem "Downcycling"

verbunden, d.h. Verwertung auf einer minderen Qualitätsstufe. Sie sollten zwar weiterverfolgt werden, jedoch eher als Ergänzung zur Verwertung von Altpapier in der Neupapierher­

stellung.

Ein Recyclingkollaps durch mehrfache Rückführung von Recyclingpapier ist derzeit nicht zu befurchten, weil die Papierfaser bis zu 6 mal im Kreislauf geführt werden kann46 und auch auf absehbare Zeit noch genug Primärfaserpapier ins Altpapier gelangt.

Papierproduktion und Altpapieranteile

Abb. 9:

Produktionsmengen der Papiersortengruppen und ihre Altpapiereinsatzquoten in der Bundesrepublik Deutschland47

Aus Abbildung 9 geht hervor, daß die Altpapiereinsatzquote bei den

Verpackungspapieren

kaum m ehr zu steigern ist, d.h. daß in diesem Sektor nur noch geringe zusätzliche Mengen an Altpapier unterzubringen sind.

Anders ist die Situation bei den

grafischen Papieren,

w o die Altpapiereinsatzquote erst bei 19% liegt. Im einzelnen liegt die Quote für

- Zeitungsdruckpapier bei 72%

- sonstige graph. Papiere, incl. Zeitschriftenpapier, K opieipapier etc. bei 7%.

Hier besteht also noch ein erhebliches Steigerungspotential.

Bei den

Hygienepapieren

ist die Altpapier-Einsatzquote von derzeit 58 % ebenfalls noch 46 Baumann u.a. 1993, S.20

47 VDP-Geschäftsbericht 1991/92, S.56

(33)

28 Kapitel 2: Umweltbelastungen

steigerungsfähig und ein verstärkter Altpapiereinsatz besonders sinnvoll, da die meisten Hygienepapiere (außer evtl. Papierhandtücher) nach Gebrauch nicht m ehr als Sekundär­

rohstoff verwertet werden können (klassische ”end-of-line"-Produkte).

2.6.4 Papier im Abfall

Immer noch gelangt ein großer Anteil an Papier in den Abfall: 1990 wurden ca. 4,2 Mio. Mg recyclingfähiges Papier48 zusammen mit dem übrigen Abfall verbrannt oder deponiert.

Papierabfall ist kein Sonderabfall, sondern stellt v.a. ein Mengenproblem dar. Durch das große Volumen des Papierabfalls werden knapper Deponieraum und Kapazitäten in der Müll­

verbrennung verbraucht. Dies hat zur Folge, daß der Flächenverbrauch durch Deponien weiter steigt und damit Landschaft und Natur zerstört.

Umweltbelastung

Gelangt das Papier auf die Deponie, wird es dort unter Einfluß von Feuchtigkeit biologisch zersetzt und trägt damit zur Bildung von Deponiegas, zur organischen Belastung des Sicker­

wassers und zur Bildung organischer Säuren bei, die ihrerseits wiederum Schadstoffe aus anderen Abfallbestandteilen mobilisieren können.

Gelangt das Papier dagegen in eine Müllverbrennungsanlage, so kann der Energiegehalt des Papiers noch genutzt werden. Nach einer Berechnung von Tiedemann49 steht einem nutzba­

ren Energiegewinn durch Verbrennung des Papiers von ca. 7 GJ/Mg in der Müllverbrennung jedoch eine Energieeinsparung von 12,3-40 GJ/Mg Altpapier gegenüber, wenn das Altpapier zu Recyclingpapier verarbeitet wird und eine entsprechende Menge Frischfaserpapier ersetzt.

2.7 Schlußfolgerungen aus ökologischer Sicht

Wie in den vorherigen Ausführungen deutlich wurde, ist der Verbrauch des Massenartikels Papier mit erheblichen Umweltbelastungen verbunden. Insbesondere Schäden an den natür­

lichen Lebensgrundlagen verursachen

- die mit dem Holzeinschlag verbundene Schädigung der Waldökosysteme und der damit zusammenhängende Artenschwund,

- der hohe Primärenergieverbrauch und die damit verbundenen Umweltbelastungen, - der Verbrauch von Chemikalien, sowohl durch deren Verbrauch und Anreicherung im

W asser und im Papier selbst, als auch deren Herstellung

- der hohe Verbrauch an Frischwasser und die Abwasserbelastung bei der Produktion, - die Entsorgung der Abfälle in Form von Klärschlamm, Verbrennungsrückständen und

Papierabfällen.

Aufgrund dieser Umweltbelastungen sind aus ökologischer Sicht folgende Maßnahmen sinn­

voll:

- Die Senkung des Papierverbrauches durch

Einsparung

von Papier,

- Die

Substitution

von Primärfaserpapieren (v.a. Zellstoffpapier) durch weniger umwelt­

belastende Sekundärfaseipapiere,

- Die Substitution von Papier durch andere Materialien oder organisatorische Lösungen 48 Greenpeace-Studie 1992, S.30

49 Tiedemann 1992, S.22

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Immer wieder wird das Thema Teilleistungsstörungen, wie die der Legasthenie oder der Rechenschwäche, nicht nur in der Schule vorstellig gemacht, sondern auch bei

Bei freiwilligen Praktika, die der Berufsorientierung dienen oder während der Ausbildungs- oder Studienzeit absolviert werden und die länger als 3 Monate dauern, ist zusätzlich

Allmählich werden sich auch dort die Menschen der Tatsache bewusst, dass eine bessere Hygiene, Medizin und Er- nährungsversorgung einen höheren Anteil der Kinder überleben lässt,

Doch ist es eine schlichte Tatsache, dass das Chaos, das wir in den vergangenen Wochen gesehen haben, noch größer werden wird, wenn nicht bald ein EU-Abkommen erreicht wird.

Ministerin Gebauer: 100 Jahre Grundschule – Hier werden für alle Kinder die Weichen für beste Bildung gestellt.. Das Ministerium für Schule und Bildung des Landes

So bauen zwar drei von vier Unternehmen nach eigenen Angaben gezielt den Einsatz digitaler Tools zur Verbesserung der Zusammenarbeit aus, aber nur in gut jedem vierten

Mit Bewerberinnen (BiAs) virtuell oder über Social Media arbeiten.. Betreuung von Säuglingen und Müttern

Dass die Regierung im Raumord- nungsverfahren offiziell den Bedarf nicht prüfen darf, dann aber in der lan- desplanerischen Beurteilung 'ein höheres Gewicht' für die 'für das Vorha-