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Nicht für zwei essen!

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114 DIE PTA IN DER APOTHEKE | Juni 2015 | www.pta-aktuell.de

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ur um etwa zehn Pro- zent steigt der Ener- giebedarf im Laufe einer Schwanger- schaft an, das sind circa 250 Kilo- kalorien am Tag, was etwa einer Scheibe Vollkornbrot mit Käse und Tomate entspricht. Bei bestimm- ten Nährstoffen jedoch ist der Mehr- bedarf deutlich höher.

Bei den Vitaminen betrifft dies vor allem die B-Vitamine und hier ins- besondere die Folsäure (Folat): Sie ist unverzichtbar für Zellteilung und Wachstum. Reich an dem es- senziellen Stoff sind vor allem grünes Blattgemüse, Kohl, Spar- gel, Hülsenfrüchte, Tomaten so- wie Zitrusfrüchte, Vollkornprodukte und Eigelb. Ausreichende Spiegel,

um die Entwicklung des Embryos in der Frühschwangerschaft sicherzu- stellen, lassen sich über die Nahrung alleine nicht erreichen.

Frauen mit Kinderwunsch wird des- wegen empfohlen, bereits vor Eintritt einer Schwangerschaft zusätzlich zu einer folatreichen Ernährung täglich ein Präparat mit 400 Mikrogramm Folsäure einzunehmen und diese Supplementierung mindestens bis zum Ende des ersten Schwanger- schaftsdrittels fortzusetzen, da in diese Zeit die besonders kritische Entwicklung des sogenannten Neu- ralrohrs, der Vorstufe des zentralen Nervensystems, fällt.

Zu den relevanten Mikronährstoffen zählt auch Jod: Die Versorgung mit diesem essenziellen Spurenelement ist für die Synthese der Schilddrüsen- hormone wichtig, die unter anderem Differenzierungs- und Wachstums- prozesse steuern, etwa bei der Kno- chenentwicklung und der Reifung des Nervensystems. Wichtig ist ein guter Jodstatus schon vor der Be- fruchtung. Empfehlenswert sind der Verzehr von Milch und Fisch und die Verwendung von Jodsalz. Weil schon eine relativ geringe Unterver- sorgung die Gehirnentwicklung des Kindes ungünstig beeinflusst, wird zu einer Jodprophylaxe während der Schwangerschaft geraten. Bei einer Supplementierung mit 100 bis 200 Mikrogramm am Tag be- steht keine Gefahr einer Überdo- sierung.

Zu wenig – und zu viel des Guten Während des Wachstums von Plazenta und Kind werden ne- ben anderem auch vermehrt Bau- stoffe für die Blutbildung benötigt und damit Eisen. Neben Fleisch und Fisch ist der Mineralstoff auch in verschiedenen (dunklen) Ge- müsearten, Kräutern und Vollkorn

© michelleamock / fotolia.com

Nicht für zwei essen!

PRAXIS ERNÄHRUNG ALS MEDIZIN

Raten Sie Ihren schwangeren Kundinnen davon ab, „einfach“

die Kalorienzahl zu

verdoppeln. Bei

ihnen kommt es

vielmehr ganz

besonders darauf

an, was im

Essen drin ist.

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enthalten, allerdings wird es daraus nicht so gut aufgenommen wie aus tierischen Produkten. Empfehlen Sie Ihren Kundinnen, zum Essen Vitamin-C-reiche Säfte zu genießen, das erhöht seine Bioverfügbarkeit aus pflanzlichen Lebensmitteln.

Da ein zu hohes Angebot an dem Mineralstoff auch negative Wirkun- gen haben kann, sollte ein Eisenprä- parat nur nach Laboruntersuchung der Blutwerte und ärztlicher Bera- tung genommen werden.

Vitamin A ist ebenfalls für viele Wachstumsprozesse nötig. Werden regelmäßig Milch, Käse und Fisch verzehrt, ist der Bedarf meist gut gedeckt. Eine weitere Quelle stellt das Provitamin A (Beta-Carotin) dar, das in vielen Gemüsen (Karot- ten, Spinat) enthalten ist, – am bes- ten wird es zusammen mit etwas Öl vom Körper aufgenommen.

Zuviel Vitamin A (nicht an Caro- tin!) kann das Kind schädigen. Eine solche Überdosierung kommt al- lerdings höchstens durch Verzehr von Leber vor: Bereits kleine Men- gen davon enthalten äußerst viel Vitamin A. Daher wird während des ersten Schwangerschaftsdrittels vom Verzehr dieser Innerei grundsätzlich abgeraten.

Achtung: Quecksilber! Langket- tige Omega-3-Fettsäuren, speziell solche aus fettem Salzwasserfisch, werden für eine optimale Entwick- lung von Nerven- und Sinneszellen des Fötus gebraucht. Schwangeren und stillenden Frauen wird empfoh- len, den Bedarf vorzugsweise über zwei Fischmahlzeiten pro Woche zu decken. Eine wichtige Einschrän- kung ist hier die hohe Quecksilber- belastung. Da sich das Gift über die Nahrungskette anreichert, wird auf Raubfische wie Hai, Steinbeißer oder Thunfisch besser verzichtet. Steht Fisch nicht auf dem Speiseplan der Frau, ist die Gabe von Supplementen mit langkettigen Omega-3-Fettsäu- ren zu erwägen.

Alkohol sollte wegen der vielfälti- gen Risiken für das Kind während der Schwangerschaft tabu sein. Bei

Koffein – neben Kaffee also auch schwarzer und grüner Tee sowie Energy-Drinks – gelten Mengen unter 300 Milligramm am Tag als unproblematisch, das entspricht bis zu drei Tassen Kaffe.

Keimbelastung von Nahrungs- mitteln Einige Erreger, die mit der Nahrung aufgenommen werden, können dem Ungeborenen schweren Schaden zufügen. So etwa Toxoplas- men, im Darm von Katzen lebende einzellige Parasiten, die Gesunden relativ wenig anhaben, aber Kinder im Mutterleib gefährden: Es kann zu Fehlgeburten, Behinderungen, verschiedenen Organschäden und neurologischen Störungen kommen.

Ähnlich verhält es sich mit Listerien:

Diese Bakterien sind für die meisten Menschen in der Regel harmlos. Bei Personen mit einer Abwehrschwä- che kommen dagegen schwere In-

fektionen vor. Besonders gefährdet ist auch der Fetus; es kann zu Fehl- oder Frühgeburten oder schweren Schäden kommen.

Die Keime sind praktisch überall, wo sich organisches Material findet, auf Böden, in Gewässern – und sie halten vielfältigen Umweltbedin- gungen stand. Erklären Sie Ihren Kundinnen, dass diese Bakterien sich auch bei vier Grad Celsius ver- mehren, selbst unter Vakuum-Ver- packungen! Neben Fleisch- können Milch- und vor allem auch Fisch- produkte, sowie – über organische Düngung – auch Gemüse und Salat kontaminiert sein.

Was Vegetarierinnen wissen sollten Vor allem wenn sich eine Schwangere bereits seit längerem fleischlos ernährt, muss besonders auf die Versorgung mit Vitamin B12 geachtet werden. Ein Mangel daran kann sich ungünstig auf das kind- liche Nervensystem auswirken und zum Teil irreversible Schäden aus- lösen. Auch zu einem Zinkmangel kann es kommen, was wiederum das Wachstum des Kindes beein- trächtigen kann.

Eine vegane, also rein pflanzliche Ernährungsweise vermag selbst bei sorgfältigster Kost-Zusammenstel- lung die essenziellen Nährstoffe nicht in der erforderlichen Menge zur Verfügung zu stellen. Kritisch ist vor allem die Versorgung von Mutter und Kind mit Eiweiß, Kal- zium und den Vitaminen B2 und D sowie mit den bereits genannten Mikronährstoffen. Diese Frauen sollten sich daher bei geplanter Schwangerschaft unbedingt ärztlich beraten lassen. ■

Waldtraud Paukstadt, Dip. Biologin ZUM SCHUTZ

VOR LISTERIA & CO

Auf folgende Lebensmittel ver- zichten Schwangere besser:

+ Rohwurst wie Salami, Mett- und Teewurst; nicht durchgebratenes Fleisch, insbesondere vom Schwein und Lamm.

+ rohe Eier und damit zube- reitete Speisen.

+ rohen und auch geräucher- ten Fisch.

+ Rohmilch und Rohmilchkäse;

auch alle Weichkäse besser meiden.

+ abgepackte Fertigsalate Natürlich sollten die Regeln der Küchenhygiene in dieser Zeit besonders gut befolgt werden.

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DIE PTA IN DER APOTHEKE | Juni 2015 | www.pta-aktuell.de

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