• Keine Ergebnisse gefunden

MMMMeeeerrrrkkkkssssäääättttzzzzeeee Schwangerschaftsdepression

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "MMMMeeeerrrrkkkkssssäääättttzzzzeeee Schwangerschaftsdepression"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Die Schwangerschaft schützt offensichtlich nicht vor psychischen Erkrankungen: Bei bis zu 20 Prozent der Frauen soll es während der Schwangerschaft zu Depressionen kommen.

Wie Hausärzte diese Störung erkennen und behandeln können, beschreibt ein kanadisches Autorenteam im «Canadian Family Physician».

C A N A D I A N FA M I LY P H Y S I C I A N

In den vergangenen 25 Jahren hat sich die Forschung auf die Wochenbettdepression konzentriert, während der Schwanger- schaftsdepression keine grosse Beachtung geschenkt wurde.

Doch lassen neuere Arbeiten vermuten, dass die Wochenbett- depression Teil einer Erkrankung ist, die schon während der Schwangerschaft beginnt.

Angaben in der Literatur zufolge entwickeln 7,4 Prozent der Frauen im ersten Schwangerschaftsdrittel eine Depression.

Allerdings ist es nicht einfach, eine Depression in diesem frü- hen Schwangerschaftsstadium zu erkennen, da sich Symptome der Schwangerschaft und Symptome einer Depression über- schneiden können. Im zweiten Trimester steigt die Depres- sionsrate laut einer Untersuchung aus dem Jahr 2004 auf 12,8 Prozent an und beträgt auch während des letzten Schwan- gerschaftsdrittels 12 Prozent. Andere Autoren nennen noch höhere Zahlen.

Derzeit gibt es kein spezifisches Screening-Verfahren zur Erfas- sung einer Schwangerschaftsdepression. Die Edinburgh Post- natal Depression Scale (EPDS) wurde zwar zur Beurteilung der Wochenbettdepression entwickelt, wird von manchen Autoren aber auch als Screening-Instrument zur Erfassung einer Schwangerschaftsdepression verwendet. Die EPDS ist ein kurzer Fragebogen (10 Fragen), mit dessen Hilfe das psychische Befinden der Patientin zumindest grob beurteilt werden kann.

Risikofaktoren

Als wesentliche biologische Risikofaktoren für das Auftreten einer Schwangerschaftsdepression gelten eine bereits durchge- machte Depression oder ein prämenstruelles dysphorisches Syndrom der Patientin sowie psychiatrische Erkrankungen in der Familienanamnese. An wichtigen psychosozialen Risiko- faktoren nennen die Autoren Missbrauch der Patientin in der Kindheit, Partnerschaftskonflikt, häusliche Gewalt, Drogen- und Nikotinkonsum, mangelnde soziale Unterstützung, gerin- ges Bildungsniveau, Arbeitslosigkeit und fehlende Unterstüt- zung durch den Kindsvater.

Schwangerschaftsdepression

Diagnose und Therapie

ARS MEDICI 12 2006

573

F O R T B I L D U N G

■■

■ In der Schwangerschaft besteht ein erhebliches Risiko für neu auftretende oder reaktivierte De- pressionen. Erfolgt keine Behandlung, kann die Depression bis in die Postpartalzeit fortdauern.

■■

■ Eine durchgemachte Depression, insbesondere eine postpartale Depression, gilt als Risikofaktor für eine erneut auftretende affektive Störung während der Schwangerschaft und danach.

■ Bei leichter bis mässiger Depression kann eine Psychotherapie ausreichen. Liegt eine schwere Depression vor, werden Antidepressiva empfohlen.

Welches Medikament eingesetzt wird, muss von Fall zu Fall nach Absprache mit der Patientin entschieden werden.

■■

■ Beim Neugeborenen auftretende Entzugserscheinun- gen sind transient. Eine unbehandelte Depression der Mutter wirkt sich auf das Neugeborene ungüns- tiger aus als die Exposition gegenüber der anti- depressiven Medikation.

M M M

M e e e e rr rr k k k k ss ss ä ä ä ä tt tt zz zz e e e e

(2)

Behandlungsoptionen

Die Schwangerschaftsdepression kann mit Antidepressiva, Psychotherapie (Einzel- oder Gruppentherapie), Lichttherapie und Elektrokrampfbehandlung angegangen werden. Den kana- dischen Autoren zufolge kommen von den psychotherapeuti- schen Verfahren am häufigsten die interpersonelle Psychothe- rapie und die kognitive Verhaltenstherapie zum Einsatz. Eine Lichttherapie ist vor allem bei Frauen hilfreich, die über jahres- zeitliche Stimmungsschwankungen berichten und die in der Schwangerschaft keine Antidepressiva einnehmen möchten.

Die Elektrokrampftherapie (ECT) wird sehr selten appliziert, obwohl verschiedene Kasuistiken zeigen, dass die ECT wäh- rend der Schwangerschaft relativ sicher und effektiv ist. Die American Psychiatric Association empfiehlt die ECT nur, wenn Frauen schwer psychotisch oder akut suizidal sind und wenn andere Therapiemassnahmen versagt haben.

Pharmakotherapie

Am häufigsten werden heute selektive Serotonin-Wiederauf- nahmehemmer (SSRI) und selektive Serotonin-Noradrenalin- Wiederaufnahmehemmer (SNRI) verabreicht. Zu den SSRI zäh- len z.B. Fluoxetin (Fluctine® und Generika), Paroxetin (Dero- xat® und Generika), Sertralin (Zoloft® und Generika), Fluvoxamin (Floxyfral® und Generika) sowie Citalopram (Sero- pram® und Generika). Venlafaxin (Efexor®) ist ein Vertreter der SNRI-Antidepressiva. Alle SSRI sowie Venlafaxin passieren die Plazenta.

Da jede Mutter und jedes Baby die Medikation anders metabo- lisiert, kann keine allgemeingültige Empfehlung hinsichtlich der Medikamentenwahl in der Schwangerschaft ausgesprochen werden. Wenn eine Frau während der Schwangerschaft eine medikamentöse antidepressive Therapie erhält, machen sich sowohl Arzt als auch Patientin Gedanken, ob das Medikament möglicherweise teratogen wirkt, dem Neugeborenen schadet oder die Entwicklung des Kindes längerfristig beeinträchtigt. Im ersten Schwangerschaftsdrittel steht die Angst vor möglichen fetalen Missbildungen im Vordergrund. Doch gibt es derzeit keine Hinweise, dass SSRI oder Venlafaxin mit einer vermehr- ten Teratogenität assoziiert sind. Im letzten Schwangerschafts- trimester bestehen vor allem Bedenken, ob die antidepressive Medikation zu Entzugserscheinungen beim Neugeborenen füh- ren kann. Eine Entzugssymptomatik (z.B. Gelbsucht, Respira- tory Distress, Tremor etc.) wird jedoch nur vorübergehend be- obachtet. Langfristige Nebenwirkungen durch eine pränatale Exposition gegenüber SSRI oder Venlafaxin wurden bisher nicht beschrieben. Allerdings sind hier weitere Forschungs- arbeiten erforderlich.

Das psychische Befinden der Frau sollte während der gesamten Schwangerschaft sorgfältig überwacht werden, insbesondere im letzten Trimester, weil dann körperliche Veränderungen Do- sisanpassungen erforderlich machen können. Eine neuere Untersuchung kam zu dem Ergebnis, dass eine mütterliche Ge- mütskrankheit, die im letzten Schwangerschaftsdrittel medika- mentös nicht ausreichend behandelt wurde, zu einer schlech- ten Anpassung des Neugeborenen beitrug. Geburtshelfer und Neonatologen müssen informiert werden, wenn die Schwan- gere mit SSRI behandelt wurde, damit das Kind während der Geburt sorgfältig überwacht und – wenn nötig – behandelt wer- den kann.

Individuelle Therapieentscheidung

Bei der Schwangerschaftsdepression müssen Arzt und Patientin gemeinsam entscheiden, welche Therapieoption im Einzelfall am besten ist. Beispielsweise sollte man Frauen mit rezidivie- renden depressiven Episoden, die schon zum Zeitpunkt der Konzeption medikamentös behandelt wurden, dazu raten, die Medikation bis nach der Geburt weiter zu nehmen. Hat eine Frau bereits zu einem früheren Zeitpunkt eine schwere Depres- sion erlitten und kommt es während der Schwangerschaft zu einem Rezidiv, sollte sie das Medikament nehmen, auf das sie bereits früher gut angesprochen hat. Eine erstmals während der Schwangerschaft auftretende depressive Episode sollte nur dann medikamentös behandelt werden, wenn es sich um eine schwere Depression handelt, die voraussichtlich auf eine Psychotherapie nicht ausreichend anspricht.

Eine Schwangerschaftsdepression sollte unbedingt behandelt werden. Bleibt die Störung unerkannt und unbehandelt, kann dies für Mutter und Kind erhebliche negative Auswirkungen haben (chronische affektive Störung bei der Mutter, Störung der Mutter-Kind-Beziehung, kognitive, emotionale und Verhaltens- störungen beim Kind).

Nicht jeder Hausarzt fühlt sich wohl bei dem Gedanken, eine Schwangere mit ausgeprägter Depression zu behandeln. Um- gekehrt möchte die werdende Mutter vielleicht die Meinung eines Experten hinsichtlich der antidepressiven Pharmakothe- rapie einholen. In diesen Fällen sollte die Überweisung zu

einem Psychiater erwogen werden.

Quelle:

Deirdre Ryan, Lisa Milis, Nicholas Misri (Reproductive Mental Health Program, BC Women's Hospital, Vancouver, Canada) et al.: Depression during pregnancy. Canadian Family Physician 2005; 51: 1087–1093.

Andrea Wülker Interessenkonflikte: keine deklariert

F O R T B I L D U N G F O R T B I L D U N G

574

ARS MEDICI 12 2006

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Das bestehende Projekt „Mit Migranten für Migranten“ (MiMi) für anerkannte Flüchtlin- ge solle ausgebaut werden. Huml sprach sich dafür aus, im Rahmen telemedizinischer Pro-

Auch wenn diese Ergebnisse nicht unwidersprochen geblieben sind, empfehlen manche Autoren, bei betroffenen Frauen einmal jährlich eine Untersuchung durchzuführen.. Symptome

Eine gynäkologische Untersuchung kann erforderlich sein, wenn Beginn und Dauer der Schmerzen auf eine sekundäre Dysmenorrhö hinweisen oder wenn eine medikamentöse Be- handlung

Schmerzen im Knie können auch durch eine ausstrahlende Hüftarthrose, Schleimbeutelentzündungen und Gelenkergüsse sowie mangelnde Bänderstabilität zwischen Ober- und Unter-

Dass der untere Ösophagussphinkter durch Kaffeekonsum ungünstig beein- flusst wird, haben einzelne Studien herausgefunden, andere zeigten aber, dass Refluxepisoden nicht im

Im Rahmen einer Longitudinalstudie einer repräsentativen Kohorte aus Schweden fand sich eine Dysme- norrhöprävalenz von 90 Prozent bei 19-Jährigen; immerhin noch zwei Drittel

Eine andere, kleinere Studie berichtete ebenfalls über eine günstige Adhärenz bei einer A-II-Antagonisten-Behandlung, fand aber auch eine vergleichbar gute Adhärenz unter dem

Kurze reaktive Psychose: Dabei entwickeln sich unerwartet binnen weniger Wochen psychotische Symptome, die in Zusammenhang mit extrem belastenden Situationen wie dem plötzlichen