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Weniger ist mehr: Antibiotika verantwortungsvoll einsetzen

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Hessisches Ärzteblatt 4/2016

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Weniger ist mehr:

Antibiotika verantwortungsvoll einsetzen

Expertinnenrunde informierte über die richtige Therapie von Grippe & Co.

Auf Einladung des MRE-Netz Rhein-Main haben kürzlich im Nordwestzentrum Frankfurt Vertreterinnen der Landesärz- tekammer, der Landesapothekerkammer und der Hessischen Krankenhausgesell- schaft Bürginnen und Bürger zu Erkäl- tung, Grippe und Antibiotika informiert.

Unter Moderation von Knud Zilian (Hessi- scher Rundfunk) wurden Vorträge, eine Umfrage und ein Gewinnspiel geboten.

Erkältungszeit = Antibiotikazeit?

Nein!

Winterzeit ist Erkältungszeit. Ein Fall für Antibiotika? Nein! Da waren sich alle Ex- pertinnen einig. Monika Buchalik, Fach- ärztin für Allgemeinmedizin und Vizeprä- sidentin der Landesärztekammer Hessen, betonte, dass bei Infekten zunächst der Hausarzt oder die Hausärztin aufgesucht werden soll. „Nach genauer Untersuchung wird Ihre Ärztin oder Arzt die angemesse- nen Mittel empfehlen. Erkältungen der oberen Luftwege sind in 80 Prozent der Fälle virale und nur zu ca. 20 Prozent bak- terielle Infektionen. Aber nur bei bakte- riellen Infekten können Antibiotika helfen.

Bei Viralen sind sie wirkungslos“. Buchalik weiter: „Sollte eine Besserung ausbleiben, empfehle ich unbedingt eine Verlaufskon- trolle nach einer Woche bei Ihrem Haus- arzt, da eine sekundäre bakterielle Besied- lung möglich ist. Die Therapie mit Anti- biotika ist dann vom Alter und Allgemein- zustand des Patienten abhängig.“

Antibiotika: Von der Wunderwaffe zum stumpfen Schwert

Bei viralen Infekten helfen körperliche Schonung, vermehrte Flüssigkeitsaufnah- me, Schleimlöser, Hustenstiller, abschwel- lende Nasentropfen und Schmerzmittel.

Antibiotika sind hier kontraindiziert. Dies konnte Ursula Funke, Präsidentin der Lan- desapothekerkammer Hessen, nur unter- stützen. „Wir Apotheker geben Tipps, wie Patienten sich bei den in der Regel viralen

Infekten verhalten sollen. Das Wichtigste sind Schonung und viel Trinken. Wir infor- mieren über die richtige Einnahme von An- tibiotika. Keinesfalls dürfen Antibiotika ei- genmächtig abgesetzt werden, wenn man sich besser fühlt. So werden nur Resisten- zen gefördert.“

Was es bedeutet, wenn bakterielle Infek- tionen nicht mehr mit Antibiotika zu be- handeln sind, legte Dr. med. Diana Mäser, Oberärztin an den Main-Kinzig-Kliniken Gelnhausen und Schlüchtern als Vertrete- rin der Hessischen Krankenhausgesell- schaft anschaulich dar. „Zwar werden in Kliniken weniger Antibiotika verbraucht als im ambulanten Bereich, aber in den Kliniken und insbesondere auf den Inten- sivstationen werden Menschen mit schweren Infektionen behandelt. Wir sind darauf angewiesen, dass Antibiotika wirk- sam bleiben, damit wir unseren Patienten noch helfen können. Wenn gegen die krankmachenden Bakterien nur noch we- nige oder sogar keine Antibiotika mehr wirken, können wir Ärzte die Infektions- ursache nicht mehr wirksam bekämpfen.“

„Deswegen haben wir das Projekt ,Weni- ger ist mehr – Antibiotika verantwor- tungsvoll einsetzen´ gestartet“, sagte Prof. Dr. med. Ursel Heudorf, Vorsitzende des MRE-Netzes Rhein-Main, und verwies auf die informativen Flyer des Netzwerks.

„Auch wenn Antibiotika gegen die Erkäl- tung nicht helfen, schädigen sie immer die Darmbakterien und können Magen-Darm-

Probleme verursachen. Darüber hinaus kann jede Antibiotikatherapie Resistenzen bei Bakterien triggern. Denken Sie also nicht, Ihr Arzt sei ein schlechter Arzt, wenn er Ihnen bei einer Erkältung kein An- tibiotikum verordnet.“

„Kann man hier Antibiotika gewinnen?“

42 Zuhörer füllten einen Fragebogen aus.

Über 40 Prozent meinten, dass eine Er- kältung wirksam mit Antibiotika behan- delt werden könne. Wie notwendig sol- che Infoveranstaltungen sind, zeigte die Frage einer Passantin, die im Hinblick auf das Gewinnspiel wissen wollte: „Kann man hier Antibiotika gewinnen?“

Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.mre-rhein-main.de/wim.php.

Dort können auch kostenlos Flyer und Poster bestellt werden. Die Landesärzte- kammer Hessen startet jetzt in Zusam- menarbeit mit dem MRE-Netz Rhein-Main eine Umfrage unter niedergelassenen Ärz- tinnen und Ärzten über Einflüsse auf die Verordnung von Antibiotika (EVA), siehe Seite 208.

Monika Buchalik Fachärztin für Allgemeinmedizin

und Vizepräsidentin der LÄKH Prof. Dr. med. Ursel Heudorf MRE-Netz Rhein-Main Expertinnenrunde mit (von links): LÄKH-Vizepräsidentin Monika Buchalik, Prof. Dr. med. Ursel Heu- dorf (MRE-Netz), Ursula Funke (Präsidentin der Landesapothekerkammer Hessen) und Dr. med. Diana Mäser (Hessische Krankenhausgesellschaft) mit Moderator Knud Zilian (Mitte)

Foto: Carmen Christina Benfer

Mensch und Gesundheit

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