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Dynamische Freiarbeit

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Academic year: 2022

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Dynamische Freiarbeit Gymnasium Bruckmühl

Die Dynamische Freiarbeit stellt eine offene Unterrichtsform dar, die den vielseitigen gymnasialen Lernbedürfnissen der heterogenen Mittelstufenschülerinnen und -schüler gerecht wird und eine hohe Eigenverantwortung in den Mittelpunkt stellt. Die Basis bildet dabei ein festes Lehrerteam, das um die anpassungsfähige und flexible Grundstruktur klar strukturierte Rahmenbedingungen setzt.

Wichtige Säulen der Dynamischen Freiarbeit:

1. Zeitliche und inhaltliche Modularisierung

2. Betreuung durch ein Lehrerteam und Arbeiten im Coaching-Modell 3. Individualisierung und Differenzierung

4. Flexible organisatorische Rahmenbedingungen (Funktionsbereiche, Arbeitszeiten, Sozialformen, Förderprogramme, Vorgaben)

5. Schülerorientierte Leistungsbewertung 6. Vorbereitungen

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1. Zeitliche und inhaltliche Modularisierung

Die Lerninhalte werden in 3 – 5 Lernmodulen (s. Material 1) über das gesamte Schuljahr eines Kernfaches ausgearbeitet und umfassen jeweils einen Zeitrahmen von ca. 8 Wochen.

Ein Lernmodul gliedert sich in die klassenübergreifende Erarbeitungsphase (ca. 6 Wochen), und eine Beurteilungs- und Bewertungsphase (ca. 2 Wochen) im Klassenverband. Während der Erarbeitungsphase werden 4 – 7 Unterthemen (s. Material 2), die jeweils in den verschiedenen Funktionsbereichen (s. unten) ausgearbeitet sind, von den Schülerinnen und Schülern je nach Lerninhalt in unterschiedlicher Reihenfolge oder auch flexibel bearbeitet.

Die erste Phase dient dem eigentlichen Lernprozess der Schülerinnen und Schüler, der entsprechend seiner Lernbedürfnisse freie Wahl in der Arbeits- und Sozialform erhält. Durch die Bewertungs- und Beurteilungsphase am Ende eines jeden Moduls wird der Lernfortschritt mit Hilfe von Feedback-Bögen, Gruppengesprächen und Ergebnissen der schriftlichen Leistungserhebungen reflektiert. Aufbauend auf diesen Erkenntnissen folgt die inhaltliche und organisatorische Umsetzung des nachfolgenden Lernmoduls.

2. Betreuung durch ein Lehrerteam

Im Vordergrund der Unterrichtsform steht ein Lehrerteam, das klassenübergreifend im Coaching-System arbeitet. Die Fachlehrer einer Jahrgangsstufe bilden das Lehrerteam, das während einer Besprechungsstunde pro Woche und vielen Tür- und Angelgesprächen pädagogische Fragen klärt. Die Klassenlehrerin bzw. der Klassenlehrer übernimmt die organisatorische Verantwortung für seine Schülerinnen und Schüler und weist nach Bedarf dem Fachkollegen einen Lernenden zu. Dieser kann auch die Betreuung durch eine bestimmte Lehrkraft wünschen.

Im Verlauf vieler Einzel- und Gruppengespräche mit den Schülerinnen und Schülern während der Erarbeitungsphase verfolgt der Lehrer den individuellen Entwicklungs- und Lernprozess, gibt Ratschläge und fixiert die Beobachtungen in einem Schülerbogen. Wichtig ist, dass die Verantwortung für das Lernen zunehmend von den Schülerinnen und Schülern ausgeht und der Lehrer auch „Umwege“ im Lernprozess erlaubt. Die Gespräche sind meist ganzheitlich angelegt, so werden nicht nur das Fachwissen sondern auch Alltagsprobleme thematisiert. Der emotional positiv gestimmte motivierende Charakter der Gesprächsführung stellt einen zentralen Punkt der vertrauensvollen Zusammenarbeit zwischen Lehrkraft und Schülerinnen und Schülern dar. Das Lehrerteam achtet auf einen ständigen Informationsaustausch, teilweise kann die Betreuung einer Schülerin bzw. eines Schülers auch im Team erfolgen.

3. Individualisierung und Differenzierung

Basis der Dynamischen Freiarbeit ist die Förderung jeder einzelnen Schülerin bzw. jedes einzelnen Schülers entsprechend ihres/seines Entwicklungs- und Leistungsstandes. Aus diesem Grund wird jeweils zu Beginn eines Moduls der momentane Entwicklungs- und Lernstand der Schülerinnen und Schüler, unter Einbeziehung vorangegangener Bewertungsphasen, erfasst. Daraus werden in Zusammenarbeit mit den Schülerinnen und Schülern individuelle Strukturierungshilfen für die Erarbeitungsphase entwickelt.

Leistungsstarke Schülerinnen und Schüler mit hoher Lernmotivation benötigen kaum

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Hilfestellungen, während leistungsschwache Schülerinnen und Schüler umfangreiche und detailliert ausgearbeitete Lern- und Planungshilfen mit dem Lehrer zusammenstellen.

Teilweise entstehen dabei homogene Lerngruppen mit vergleichbaren Strukturierungshilfen, in Einzelfällen werden auch Lernverträge einbezogen.

Das Lehrerteam begleitet auch hier die Schülerinnen und Schüler durch ehrliche und vertrauensvolle Gespräche. Probleme bzw. Wissenslücken werden in die Hilfestellungen integriert. Im Verlauf der Erarbeitungsphasen der Module bilden sich aus der Gruppe besonders leistungsstarker Schülerinnen und Schüler sog. Experten heraus, die eine zusätzliche Prüfung ablegen können, Anteil an dem Lernfortschritt der Mitschülerinnen und -schüler haben und weitere schulische Förderprogramme (z. B. Teilnahme an „Jugend forscht“, Teilnahme an fachorientierten Exkursionen) in Anspruch nehmen dürfen. Ihnen kommt eine hohe Bedeutung zu, da sie andere in der Wissensvermittlung unterstützen und eine wichtige Vorbildfunktion übernehmen.

Zusätzlich fördert eine Teamtrainingsschulung am Ende des ersten Moduls die gruppendynamischen Prozesse und analysiert bzw. bearbeitet Problemsituationen aus der Erarbeitungsphase. Die Angliederung ergänzender Fördermaßnahmen (s. Material 3) wie

„Lernen Lernen“, „Individuelle Förderung“, „Basiskurse“ (Grundwissenskurse) oder „Plus- Kurse“ (Begabtenförderung) unterstützen die individuelle Betreuung.

4. Flexible organisatorische Rahmenbedingungen

Das Lernmaterial ist in Funktionsbereiche (s. Material 4) untergliedert und kann den verschiedenen Kompetenzbereichen zugeordnet werden. So finden sich neben dem Medienbereich (z. B. Computer, iPod), dem Informationsbereich (z. B. Lexikon, Schulbücher, Zeitungen), dem Diagnosebereich (z. B. Selbstbeobachtungsbögen, Musterstegreifaufgaben) und dem strukturierten Arbeitsbereich (z. B. Arbeitsblätter), Lernhilfen) besonders fachliche Schwerpunktbereiche wie z. B. im Fach Chemie der Experimentierbereich und der Kommunikationsbereich (Beispiele s. u. 7.).

Für jeden Funktionsbereich wird variables Arbeitsmaterial in Schranksystemen bereitgestellt, z. T. entsteht auch eine räumliche Untergliederung der Arbeitsbereiche (s.

Material 5). Die Schülerinnen und Schüler sind durch eigene Arbeitsleistungen (z. B.

Erstellung eines kleinen Computerprogrammes) zur Weiterentwicklung des Lernmaterials verpflichtet, lediglich die Basisausstattung wird vom Lehrerteam zur Verfügung gestellt. So entstehen neue und kreative Material- und Ideensammlungen, die sich im Verlauf mehrerer Schuljahre an die Schule vor Ort und an die regionalen Bedürfnisse anpassen.

Die örtlichen Gegebenheiten des Schulgebäudes setzen den Rahmen für die Arbeitsbereiche. Je nach Schule können mehrere Räume, Lerninseln oder weitere Lernbereiche integriert werden. Den Aufenthaltsort während der Erarbeitungsphase wählen die Schülerinnen und Schüler in Absprache mit der betreuenden Lehrkraft, wobei auf den jeweiligen Entwicklungsstand der Schülerinnen und Schüler Rücksicht genommen wird, indem der Grad der Freiheit im Verlauf des Schuljahres allmählich ansteigt. Die Schülerinnen und Schüler besitzen die freie Wahl einer klassenübergreifenden sozialen Arbeitsform (Einzel-, Partner- oder Gruppenarbeit), und können damit Lerngruppen aus verschiedenen Klassen der gleichen Jahrgangsstufe bilden. Im Verlauf der Erarbeitungsphase entwickeln sich daraus vielfältige homogene oder heterogene

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Lerngruppen, die entsprechend der eigenen Bedürfnisse wechseln. Die Lehrkraft führt auch hier indirekt und schülerabhängig.

Die Arbeitszeit gliedert sich in eine Kernarbeitszeit und eine flexible Arbeitszeit (s.

Material 6). Die festen Unterrichtsstunden am Vormittag werden in Doppelstunden parallel und klassenübergreifend durchgeführt, die Nachmittagsstunden finden an jeweils verschiedenen Tagen statt. Die Kernarbeitszeit am Vormittag erlaubt den Schülerinnen und Schülern einen Wechsel zwischen den Klassen und verschiedenen Räumlichkeiten. Den Tag des flexiblen Nachmittagsunterrichts wählen Schülerinnen und Schüler selbst, er kann damit auch die Anzahl der Wochenstunden verändern. So ist es beispielsweise einem leistungsschwachen Schüler möglich, an mehreren Nachmittagen je nach individuellem Lernstand den Unterricht öfters zu besuchen, lediglich die minimale Pflichtzeit (in Chemie: 3 Stunden) muss im Durchschnitt pro Modul eingehalten werden. Die besuchten Unterrichtsstunden werden im Arbeitsbuch notiert und von der Lehrkraft kontrolliert. Die Betreuung der Unterrichtsstunden übernimmt die Lehrkraft des Teams entsprechend seinem Stundenplan.

Die Schülerinnen und Schüler entwickeln eigene Verhaltens- und Arbeitsregeln und verbessern bzw. ergänzen diese bei Bedarf während des gesamten Schuljahres. Sie führen ein Arbeitsbuch, in dem neben einer Anwesenheitsliste auch kurze Tätigkeitsbeschreibungen, Strukturierungshilfen, Grundwissenslisten und Übersichten zu Lerninhalten zusammengestellt sind.

5. Schülerorientierte Leistungsbewertung

Die Leistungsbewertung folgt einer für die Schülerinnen und Schüler klar erkennbaren Trennung von Lern- und Beurteilungszeit. Die Notenerhebung soll für sie berechenbar und vorhersagbar sein und kurze Lernpausen sowie unvorbereitete Phasen erlauben. Die Leistungsbewertungen sind während der Erarbeitungsphase individualisiert und prozessorientiert. Während der Lernphase eines Moduls wird im Rahmen eines sich wiederholenden Lehrer-Schülergesprächs eine Lernstandsfortschrittsnote erstellt, indem der individuelle fachliche Lernfortschritt ermittelt und bewertet wird. Die Gespräche erfolgen stets in Absprache mit den Schülerinnen und Schülern und können auf Wunsch zeitlich verschoben werden. Ergänzend erhalten die Schülerinnen und Schüler mündliche Noten für die Erstellung einer eigenen Arbeitsleistung (produktorientierte Leistungsbewertung) und für das Bestehen einer Expertenprüfung, die auf Wunsch mehrmals wiederholt werden kann. In der Beurteilungsphase am Ende eines jeden Moduls finden kleine (Kurzarbeiten) oder große schriftliche Leistungserhebungen statt.

6. Vorbereitungen

Die offene Unterrichtsform verlangt sowohl von den Schülerinnen und Schülern als auch von den Lehrkräften ein hohes Maß an gegenseitigem Vertrauen. Aus diesem Grund sind die ersten Schulwochen (ca. 4 Wochen) in eine Kennenlern- und eine Einführungsphase unterteilt und werden in konventioneller Unterrichtsform unterrichtet. Ein erster schriftlicher großer Leistungsnachweis am Ende der Kennenlernphase erfasst den aktuellen Lernstand der Schülerinnen und Schüler und dient als Ausgangspunkt für die Entwicklung der Strukturierungshilfen des ersten Moduls. Die Schülerinnen und Schüler werden während der

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Kennenlern- und Einführungsphase durch Gruppengesprächsrunden und Einzelgespräche auf eine zielorientierte Arbeitsweise und der Übernahme von Verantwortung hin trainiert.

Ein Elternabend in der Einführungsphase klärt auch die Eltern detailliert über die Unterrichtsform, ihre Probleme und Lösungsmöglichkeiten auf. Da mehrere Fachlehrkräfte ein Lehrerteam bilden und auch räumliche Bereiche in Anspruch nehmen (z. B.

Schranksysteme), sollte ein Fachschaftsbeschluss Grundlage für die Realisierung der Dynamischen Freiarbeit sein. Die Ausarbeitung des Arbeitsmaterials für die verschiedenen Funktionsbereiche stellt einen sehr zeitintensiven und über einen längeren Zeitraum zu planenden Arbeitsprozess dar, er ist jedoch als einmalig anzusehen und kann auf alle Lehrkräfte im Team verteilt werden.

7. Exemplarische Materialien zu den drei Lernmodulen Modul 1: Arbeitsblatt (s. Material 7)

Arbeitsheft (s. Material 8) Experiment (s. Material 9) Selbstdiagnose (s. Material 10) Modul 2: Arbeitsblatt (s. Material 11)

Arbeitsblatt Info (s. Material 12) Arbeitsblatt Material (s. Material 13) Spiel (s. Material 14)

Strukturiertes Lernen (s. Material 15) Modul 3: Arbeitsblatt (s. Material 16)

Arbeitsblatt Lösungen (s. Material 17) Arbeitsblatt Material A (s. Material 18) Arbeitsblatt Material B (s. Material 19) Experiment (s. Material 20)

Experiment Lösung (s. Material 21) Selbstdiagnose (s. Material 22)

fachliche und pädagogische Auswirkungen

Zu den Auswirkungen insgesamt s. Material 23.

a) Auswirkungen auf die Fachkompetenz der Schülerinnen und Schüler

Die Dynamische Freiarbeit ermöglicht den Schülerinnen und Schülern einen individuellen Zugang zu komplexen Themenbereichen der Mittelstufen-Kernfächer. Durch intensive Lernphasen, einer freien Zeiteinteilung und der stufenweisen Ausbildung verschiedener Denkmodelle entwickeln sie fundierte Fachkompetenzen, die sich besonders auffällig in den Notendurchschnitten der schriftlichen Leistungsnachweise wiederspiegeln.

Im Vergleich zu „traditionellen Unterrichtsformen“ haben sich die schriftlichen Noten durch die Dynamische Freiarbeit in der 9. Jahrgangsstufe im Schnitt um mehr als eine halbe Note verbessert. Eine Notenverbesserung zum Vorjahr, also zur 8. Jahrgangsstufe, geben mehr als 85 % der Schülerinnen und Schüler an und weisen auf ein besseres Verständnis sowie einen intensiveren emotionalen Bezug zum Fachbereich Chemie hin. Durch die freie

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Arbeitsform verringert sich im Verlauf des Projektes der individuell empfundene Notendruck und der Spaß am Lernen steigt nach eigenen Angaben bei über 90 % der Schülerinnen und Schüler.

Dies gelingt jedoch erst allmählich und kann auf keinen Fall bereits im ersten Modul in vollem Umfang erwartet werden. Sowohl Lehrkräfte wie auch Schülerinnen und Schüler sollten deshalb genug Geduld aufbringen, diesen Lernprozess über einen längeren Zeitraum zuzulassen, fachliches Wissen Schritt für Schritt aufzubauen und auch Fehlschläge als positive Erfahrungen miteinzubinden.

b) Auswirkungen auf die Handlungskompetenz der Schülerinnen und Schüler

Die Schülermotivation ist aufgrund der „neu“ gewonnenen Freiheiten im ersten Modul sehr hoch und nimmt im Verlauf der Arbeitsform zunächst ab, da der selbstgesteuerte Lernprozess als anstrengender gegenüber traditionellen Unterrichtsformen erkannt wird. Es liegt in der Geschicklichkeit und dem Einfühlungsvermögens des Lehrerteams, diese Schwankungen in der Arbeitshaltung der Schülerinnen und Schüler aufzufangen und bei Bedarf Einheiten zur Motivations- oder Konzentrationsförderung einzubauen.

Da die Schülerinnen und Schüler jedoch im Verlauf der Lernphasen zunehmend selbstkritischer und selbstreflektierender arbeiten, erleben sie gegen Ende der Module eine positive Rückmeldung vor allem in den Evaluationsrunden. Mehr als 60 % haben nach eigenen Aussagen eine optimale Arbeitsmethode zum Lernen durch die offene Arbeitsmethode gefunden. Steigende Kritikfähigkeit und Analysefähigkeit weist auf ein deutlich gestärktes Selbstbewusstsein hin. Das Arbeiten in Gruppen erfolgt für über 95 % der Schülerinnen und Schüler konstruktiv, eigene Teamrollen werden gefunden und reflektiert. Nach eigenen Angaben steigt die Sozialkompetenz in den Arbeitsgruppen und im Klassenverband.

Besonders motivierend erleben leistungsstarke Schülerinnen und Schüler die Arbeitsform der Dynamischen Freiarbeit. Als Experten erfahren sie eine stärkere Integration in die Klassengemeinschaft, da sie durch ihr fundiertes Fachwissen die Mitschülerinnen und -schüler unterstützen und fördern können. Das Erleben, dass das Erlangen von Wissen von diesen als positiv und erstrebenswert empfunden wird, stärkt diese Schülergruppe in besonderem Maße. Der Wunsch, Experte zu werden, nimmt während der offenen Unterrichtsform bei vielen Schülerinnen und Schülern zu und dient als motivierender Faktor.

Teilweise ergibt sich daraus für eine Klasse ein Expertenanteil über 30 %.

Die Übernahme von Verantwortung für das aktive Lernen ist für leistungsschwache Schülerinnen und Schüler anspruchsvoll und schwierig. Aus diesem Grund muss ein intensives Augenmerk des Lehrerteams auf die Betreuung und Vermittlung von Hilfestellungen bei dieser Schülergruppe liegen. Diese Schülerinnen und Schüler sollten besonders zu Beginn der Unterrichtsform erst schrittweise alle Freiheitsgrade erhalten und individuell vom Lehrerteam betreut werden. Strukturierte Arbeitshilfen wie Lern- und Zeitpläne haben sich hierbei bewährt.

Bedeutsam ist die Ausbildung der Planungskompetenz der Schülerinnen und Schüler durch die Dynamische Freiarbeit. Mehr als 70 % können nach eigenen Angaben ihre Zeit

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vorausschauend planen und die Lerninhalte in der vorgegebenen Zeit in der Schule bewältigen. Häusliche zusätzliche Arbeiten oder Lernzeiten sind ab dem zweiten Modul nach Aussagen der Schülerinnen und Schüler und Eltern nicht mehr notwendig. Ungünstige Lehrer-Schüler-Beziehungen können durch die Betreuung mehrerer Lehrer ausgeglichen werden, zumal die Schülerinnen und Schüler jederzeit Mitsprachemöglichkeit besitzt.

c) Auswirkungen auf die Zusammenarbeit mit den Eltern

Besonders zu Beginn der Einführung der Dynamischen Freiarbeit werden umfangreiche Informationsgespräche mit den Eltern geführt (z. B. im Rahmen der Elternabende). Damit entwickelt sich eine intensive und vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Eltern, Lehrerteam und Schülerinnen und Schüler können differenziert auf die neue Arbeitsform vorbereitet werden. Durch viele Mailkontakte und persönliche Gespräche wird auch die Begleitung während der Unterrichtsform intensiv weitergeführt.

Eltern unterstützen die neue Unterrichtsform sehr bereitwillig, da sie einen großen Gewinn in der flexiblen Zeiteinteilung am Nachmittag als auch in der individuelleren Leistungsbewertung ihres Kindes sehen. Zudem können pubertäre Situationen stärker berücksichtigt, unterstützt und damit die familiäre Situation entlastet werden. Die Lernzeit zu Hause verkürzt sich und lernintensive Phasen durch andere Kernfächer werden entzerrt. Die Elternabende im Verlauf der Dynamischen Freiarbeit ergaben mehrheitlich den Wunsch der Eltern, die offene Arbeitsform auch auf andere Fächer auszuweiten. Die Zunahme des Verantwortungsbewusstseins der Schülerinnen und Schüler wird von Elternseite am Ende des Moduls größtenteils bestätigt.

d) Auswirkungen auf das gesamtschulische Lernklima

Die Lehrer/Schüler-Beziehung verbessert sich nach Schüleraussagen für 90 % der Schülerinnen und Schüler, über 85 % der Schülerinnen und Schüler der 10. Jahrgangsstufe geben eine individuellere Betreuung im offenen Unterricht an. Persönliche Begabungen und Fähigkeiten treten deutlicher in den Vordergrund und finden auch über Fachgrenzen hinweg unter den Lehrerkollegen Beachtung. Die Lehrergespräche greifen differenzierter die gesamte Persönlichkeit der Schülerinnen und Schüler auf und erhalten einen wertschätzenderen Charakter. Die individuelle Förderung wird damit intensiviert.

Das Arbeiten im Lehrerteam stellt für die Lehrkräfte nach einer Einarbeitungsphase eine deutliche Arbeitsentlastung dar und der individuell empfundene Erfolg steigt nicht zuletzt durch das bessere Verhältnis zu den Schülerinnen und Schülern.

Das Erlangen von Wissen wird auch über den Fachbereich hinaus von den Schülerinnen und Schülern als wertvoll und erstrebenswert angesehen, da beispielsweise die Experten zusätzliche Auszeichnungen oder Sonderfahrten genehmigt bekommen. Auch herausragende Arbeitsleistungen werden offen über Jahrgangsstufen hinweg kommuniziert.

Die offene Unterrichtsform greift auf andere Fachbereiche über, das Interesse an weiteren schulischen Projekten wie z. B. fächerübergreifendes Arbeiten steigt und neue Konzepte können sich leichter etablieren. Das Lehrerkollegium wird insgesamt toleranter gegenüber neuen pädagogischen Denkmodellen. Der Focus richtet sich zunehmend stärker auf den einzelnen Schülerinnen und Schüler und ermöglicht ein Umdenken im Rollenverständnis.

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Insgesamt erscheint es ausreichend, die Unterrichtsform der Dynamischen Freiarbeit in einem Kernfach über einen längeren Zeitraum intensiv einzuüben, sie kann anschließend in anderen Fächern oder weiteren Jahrgangsstufen (s. Material 24) auch für kürzere Module Anwendung finden.

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