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H Wenn die Nacht zum Tage wird

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P H Y S I K I M A L LTA G

50 Physik Journal 7 (2008) Nr. 10 © 2008 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim Dr. Katja Bammel,

science & more redaktionsbüro, kb@science-and- more.de

H

ochspannung pur verspricht

„Das Schweigen der Läm- mer“ – ein Film, der 1991 für Furore sorgte. Besonders das ner- venaufreibende Finale, in dem die FBI-Agentin Clarice Starling mit gezückter Pistole hilflos in einem stockdunklen Keller herumirrt, hat es in sich. Denn ihr Gegenspieler, der Serienmörder Buffalo Bill, trägt eine Nachtsichtbrille, mit der er der panischen Clarice problemlos auflauern kann.1) Selten wurde wohl ein Nachtsichtgerät so effekt- voll in Szene gesetzt wie in diesem Thriller.

Wer wie Clarice durch absolute Dunkelheit irrt, sieht nichts, weil die Stäbchen und Zapfen in unserer Netzhaut nur auf Licht im sicht- baren Spektralbereich zwischen 400 und 750 nm reagieren, das nicht in den völlig abgedunkelten Keller dringt. Wenn noch Restlicht im sichtbaren Bereich vorhanden ist, wie in der Dämmerung oder bei teilweiser Dunkelheit, reagie- ren die Stäbchen auf diese kleinen Hell-Dunkel-Unterschiede und er- möglichen es uns, Dinge zu erken- nen. Eindeutig im Vorteil ist aber Buffalo Bill, dessen Nachtsichtbrille die Infrarotstrahlung der Umge- bung verstärkt und in sichtbares Licht umwandelt, sodass für ihn die Nacht (fast) zum Tag wird.

Hauptsächlich das Militär, der Bundesgrenzschutz, Jäger, aber auch Höhlenforscher und Tierfil- mer nutzen Nachtsichtgeräte, um sich bei Dunkelheit im Gelände zu orientieren. Passive Nachtsichtge- räte detektieren dabei die in der Natur vorhandene Infrarotstrah- lung, die durch das Rekombinati- onsleuchten der tagsüber von der Sonne ionisierten Moleküle und die Streuung von terrestrischem und Sternenlicht in niedrigen Atmosphärenschichten zustande kommt. Aktive Geräte dagegen hellen bei völliger Dunkelheit mit IR-Strahlungsquellen die Umge- bung auf. Bei kurzen Reichweiten (z. B. zum Kartenlesen bei Nacht) reichen dafür LEDs aus, für größere Entfernungen bis zu 800 Meter ist intensives Laserlicht erforderlich.

Aus wenig Licht mach viel Ein Nachtsichtgerät besteht aus einem speziell für das Infrarot durchlässigen Objektiv, welches das vorhandene IR-Licht sammelt, aus einem zentralen Bildwandler bzw. Restlichtverstärker und einem Okular, welches das relativ kleine Abbild der Röhre vergrößert dar- stellt (Abb. 1). Für die eigentliche Umwandlung von IR- in sichtbares Licht ist die Bildwandlerröhre,

die aus einer Photokathode, ei- ner Mikrokanalplatte und einem Leuchtschirm aufgebaut ist, verant- wortlich. Die Photokathoden sind mit Gallium-Arsenid beschichtet, da dieses Material auf Strahlung bis 920 nm anspricht und somit für eine gute IR-Empfindlichkeit sorgt.

Die Lebensdauer der Bildwandler- röhre ist dank der Halbleiter-Be- schichtungen verglichen mit Vor- gängermodellen um einen Faktor 3 auf gut 10 000 Stunden gestiegen.

Fällt das vom Objektiv ge- sammelte und gebündelte IR-Licht auf die Photokathode, so schlagen die Photonen aus der IR-licht- empfindlichen Oberfläche Photo- elektronen heraus (äußerer Photo- effekt), die zur Mikrokanalplatte hin beschleunigt werden. Bei dieser handelt es sich um eine wenige Zehntel Millimeter dünne Scheibe, in der einige Millionen parallel zueinander liegende Glasröhrchen gebündelt sind. Die Kanäle haben einen Durchmesser von 6 bis 8 μm und sind rund 10 μm voneinander entfernt. Innen sind sie mit einem speziellen photochemischem Mate- rial beschichtet.

Ein besonderes Merkmal der Ka- näle ist, dass sie etwa 8 bis 10 Grad gegenüber der Plattenachse geneigt sind. Dadurch prallen die aus der

Wenn die Nacht zum Tage wird

In der Dunkelheit sorgen Nachtsichtgeräte für den richtigen Durchblick,

indem sie unsichtbares Infrarotlicht der Umgebung in sichtbares Licht umwandeln.

1) vgl. www.youtube.

com/watch?v=

QM_KgPAZrYU

Nachtsichtgeräte erlauben es, das Heulen des Wolfes nicht nur zu hören,

sondern ihn dabei auch zu beobachten.

Abb. 1 Ein Nachtsichtgerät beinhaltet eine Objektiv- und Oku- larlinse, zwischen denen sich eine zentrale Bildwandlerröhre mit einer Mikrokanalplatte befindet. In ihr werden die Photo- elektronen vervielfacht. In dieses monokulare Nachtsicht gerät ist rechts ein schmaler IR-Aufheller integriert, sodass man damit auch in großer Dunkelheit Tiere noch erkennen kann.

Bushnell.de

Objekt

Photokathode

Elektronen

Okular- Linse

Phosphoreszierender Schirm

Restlicht- verstärker Objektivlinse

Bushnell.de

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P H Y S I K I M A L LTA G

© 2008 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim Physik Journal 7 (2008) Nr. 10 51 Photokathode ausgelösten und in

die Kanäle eindringenden Elektro- nen auf die innere Beschichtung und schlagen dort Sekundärelektro- nen heraus. Ein an der Mikrokanal- platte anliegendes Feld beschleunigt die Elektronen im Kanal, sodass sie beim erneuten Aufprallen auf die Beschichtung Sekundärelektronen erzeugen (Abb. 2). Pro Kanal löst jedes Photoelektron kaskadenartig einige Hundert Elektronen aus, die beim Verlassen der Mikrokanal- platte in Richtung des phosphores- zierenden Leuchtschirms beschleu- nigt werden.

Beim Auftreffen auf den Leucht- schirm regen die Elektronen im entsprechenden Bildpunkt Phos- phoratome zur Fluoreszenz an. Das dabei emittierte grüne Licht ist cha- rakteristisch für Nachtsicht geräte und liegt in dem Wellenlängen- bereich, auf den die lichtempfind- lichen Stäbchen am besten anspre- chen und in dem sie Intensitäts- unterschiede gut auflösen können.

Das Okular, an dem sich die indi- viduelle Sehstärke justieren lässt, stellt das relativ kleine und grünlich schimmernde Bild auf dem Schirm detailgenau und vergrößert dar.

Viel hilft nicht immer viel Die Bildwandlerröhren von Hoch- klasse-Geräten vergrößern das Verhältnis von Eingangs- zu Aus- gangsbeleuchtung um einen Faktor 50 000. Allerdings sagen solche Werte noch nichts über die tatsäch- liche Qualität eines Nachtsicht- gerätes aus. Entscheidend sind u. a.

auch das Auflösungsvermögen und das Rauschverhalten. Das Auflö- sungsvermögen eines Nachtsicht- gerätes hängt von der Anzahl der Mikrokanäle ab: So setzt sich das Bild auf dem Leuchtschirm aus um- so mehr Bildpunkten zusammen, je

mehr Kanäle eine Mikrokanalplatte besitzt. Bei der Umwandlung von Licht in Elektronen entsteht das Hintergrundrauschen. Besonders bei wenig IR-Restlicht und einem niedrigen Signal-zu-Rausch- Verhältnis macht sich das hohe Hintergrundrauschen als Flimmern unangenehm bemerkbar, indem Helligkeitsunterschiede verschmie- ren. Gute Geräte besitzen ein Signal-zu-Rausch-Verhältnis von 18 bis 30. Lichtempfindliche CCD- Sensoren bieten den Vorteil, dass sich hohes Bildrauschen bei der Echtzeit-Bildbearbeitung entfernen ließe. Daher könnten sie konven- tionelle Leuchtschirme künftig ersetzen, doch lassen Auflösung und Bildqualität derzeit noch zu wünschen übrig.

Tierische Leuchtteppiche

Wie so häufig versucht der Mensch, mit großem Aufwand das zu errei- chen, was die Natur einigen Tiere bereits in die Wiege gelegt hat. So wundert es nicht, dass z. B. Katzen bevorzugt im Dämmerlicht jagen, denn verglichen mit Menschen reicht ihnen eine siebenmal gerin- gere Lichtintensität zum Sehen.

Dass Katzen, Hunde oder auch Haie deutlich mehr wahrnehmen, liegt u. a. daran, dass hinter ihrer Netz- haut eine spiegelähnliche Schicht liegt, die als Restlichtverstärker für sichtbares Licht wirkt. Dieses sog.

Tapetum lucidum reflektiert die Lichtstrahlen, sodass sie die Netz- haut ein zweites Mal passieren und dadurch die Reaktion der Stäbchen verstärken. Mit diesem „Leucht- teppich“ sind Tiere hervorragend für die Nacht gerüstet, während wir auf unhandliche Geräte angewiesen sind, die alles in eine etwas unge- sunde grüne Farbe tauchen.

Katja Bammel Objekt

Licht

Abbildungsoptik

Photokathode Mikrokanalplatte Phosphorschirm Licht

e e

Abb. 2 In den Ka- nälen der Mikro- kanalplatte werden Photoelektronen vervielfacht. Dieser Prozess sorgt für die Signalverstär- kung in Nachtsicht- geräten.

Abbildung

Abb. 1  Ein Nachtsichtgerät beinhaltet eine Objektiv- und Oku- Oku-larlinse, zwischen denen sich eine zentrale Bildwandlerröhre  mit einer Mikrokanalplatte befindet
Abb. 2  In den Ka- Ka-nälen der  Mikro-kanalplatte werden  Photoelektronen  vervielfacht

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