• Keine Ergebnisse gefunden

(1)I Das Newäri

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "(1)I Das Newäri"

Copied!
36
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

I

Das Newäri.

Grammatik und Sprachproben.

Von Angnst Conrady.

I.

Die vorliegende Arbeit macht nicht den Anspruch eine er¬

schöpfende Behandluug des Newäri zu geben. Eng wie der Baum

den eine Zeitschrift der einzelnen Abhandlung zu gewähren ver¬

mag sind auch die Grenzen, welche ich ihr gesteckt habe : sie soll

— als das vorläufige Programm einer ausführlichen Bearbeitung

dieser Sprache — nur die Grundziige derselben und, soweit dies

möglich ist, nur sichere Ergebnisse darbieten.

Dass ich untemahm das Newäri zugänglich zu machen, hatte

seine Ursache zunächst in der Wichtigkeit, welche vor mehreren

Jahren bei der Herausgabe eines stark verderbten sskr. Textes der

newaresische Commentar desselben für mich gewann. Die Schwierig¬

keiten , welche er mir entgegenstellte , erhöhten dann die Lust der

Arbeit; die Pülle der Hss., in welchen die Sprache theils als Be¬

gleiterin des sskr. Textes, theils als selbständige Uebersetzung eines

solchen überliefert ist, liessen eine Bedeutung derselben für die

Sanskritphilologie besonders bei Herstellung buddhistischer Texte

hoffen; die Erwägung trat hinzu, dass der Sprachwissenschaft ein

wenn auch bescheidener Beitrag zur Kenntniss einer bis jetzt un¬

erforschten Sprache nicht unwillkommen seiu kann.

Dies die Entstehung und Rechtfertigung der vorliegenden Arbeit.

— Ihre Schwierigkeiten waren nicht gering. Denn ausser den Mss.

die mir zu Gebote standen beschränken sich, soweit mir bekannt

ist, die Hilfsmittel dazu auf die wenigen Proben und das kaum

brauchbare Wörterverzeichniss bei Wright (History of Nepäl,

Cambridge 1877), und die spärlichen Notizen die sich bei Kirk-

patrick (An Account of the Kingdom of Nepaul, London 1811),

Klatt (de tree. Cänakyae poetae sent. p. 7f. ; 23 f), P. Müller

(Grundriss II, 2 p. 346) und Hodgson (in den Miscellaneous

Essays relating to Indian Subjects, London 1880, Voll. XII, XIII

von denen mir einzelue Theile mit hdschr. Bemerkungen Hodgsons

Bd. XLV. 1

5

(2)

2 Conrady, Das Newäri.

vorliegen, und in d. Essays on the languages etc. of Nepäl and

Tibet, London 1874) finden. Die übrigen Aufsätze über Nepäl ent¬

halten nichts über die Sprache der Ureinwohner. Eine wesentliche

Hilfe dagegen wurde mir dadurch zu Theil dass Herr Dr. G r ü n -

w e d e 1 zu Berlin vor Jahresfrist seine Sammluogen über das Newäri, welches er selbst zu bearbeiten vorgehabt, in der uneigennützigsten

und selbstlosesten Weise mir zur freien Verfügung übergab. Ich

kann ihm, dem stillen Theilhaber an dieser Arbeit, nicht warm

genug den Dank aussprechen den ich ihm schulde.

Ebenso möge Herr Prof Pischel mir gestatten ihm an dieser

SteUe meinen Dank für das liebenswürdige Entgegenkommen zu

entrichten , mit welchem er mir aus der Bibliothek der DMG. die

Handschriften, welche die Grundlage meiner Forschungen bilden,

zur Benutzung überliess. — Diese Hss. sind 1) B 365, 86 Bl.,

undat. : die beiden ersten Bücher des HüopadeQa {Hi), schöne alte

Hs. in Newäri-Sprache und Schrift, Klatt 1. c. 3; 2) B 366, 39 Bl.,

undat.: Cap. 1—18 des Kärttikamähätmi/a (Kärtt.), alte Hs. meist

in Sanskrit und Newäri, einzelne Capitel bloss Newäri, New.-Schrift;

3) B 367, 135 Bl, undat.: die Svayarnbhätpattikatliä {Sv), neuere,

sehr schöne Hs. in Sanskrit und Newäri. S. Catalog der Bibl. der

DMG. II, 2 if . — Die in der kgl. Bibliothek zu Berlin aufbewahrten

New.-Mss. (vgl. Klatt 1. c. 4 f ) zu benutzen fehlte mir leider die

Zeit, welche baldige Beendigung der Arbeit erheischte.

Die im folgenden gegebenen Sprachproben sind grösstentheils

dem Kdrttikamähätmya (vgl. Aufrecht, Verzeichniss der Oxforder

Hss. No. 59) entnommen, welches, ein Theil des Padmapuräna, in

einem Gespräche Krishna's mit seinem Lieblingsweibe Satyabbämä

den Grund der hervorragenden Eigenschaften des Monats Kärttika,

die während desselben vorzunehmenden religiösen Uebungen und

ihren enormen Werth für das Seelenheil des Büssers ziemlich reiz¬

los behandelt. Die einzige, von Pandit Gangadhär Pushkarälälaji

besorgte, mit einem Hindi-Commentar versehene Ausgabe desselben

ist zu Bombay 1887 erschienen. — Die übrigen Proben entstammen

der Svayanibhütpattikathä, einer nothdürftig dialogisirten, unsäglich

eintönigen Erzählung von Buddha's Erstehung und Lehre, die aber

in sprachlicher Beziehung um so interessanter ist, da sie eine grosse

Menge von Parallelstellen gewährt. Citate aus dem Hitopade9a,

welcher die Sprache weit unverfälschter zeigt als die sanskritisiren-

den religiösen Werke, musste ich leider beiseite lassen, weil der

Hs. der sskr. Text fehlt.

Zur Textkritik bemerke ich noch folgendes. Die groben Pehler

der Hss. in den Sanskritpartien sind ohne weiteres verbessert, her¬

vorragende Abweichungen von der bombayer Ausgabe kommen in den

gebotenen Proben nicht vor. Pür den Comm. ist eine gleichmässige,

auf den erkannten Gesetzen fussende Rechtschreibung hergestellt;

doch sah ich raich veranlasst hier zuweilen die ursprüngliche Les¬

art der Controlle halber beizufügen.

5

(3)

Conrad//, Das Newäri. 3 n.

Das Newäri ist eine der etwa 30 nichtarischen lebenden

Sprachen des Himälaya-Landes Nepäl, das seine Kultur von Indien

aus durch indische Herrscherfamilien empfing, üeber die Geschichte

des Landes vgl. Wright, Kirkpatrick und Ben dall (Cata¬

logue of the Buddhist Sanscr. Mss. etc., Cambridge 1883, p. I — XVI;

A Journey in Nepal and Northern India, ib. 1886, p. 90 ff.). Es

nennt sich selber stolz nepälabhäkha „Dialekt Nepals" und mit

Recht. Denn während seine Vettern — mögen sie nun, dem ge¬

waltigen Anprall des fremden Wesens erliegend , wie z. B. das

Denwär den eigenen Wortschatz grösstentheils gegen sanskritischen

aufgegeben oder wie das Pahi in geschützterer Stellung die alt¬

heimische Mundart nahezu rein bewahrt haben — während diese

doch eben nur Mundarten geblieben sind, hat sich das Newäri wohl

unter Gunst und Einfluss seiner Königshöfe zu allen Vorzügen und

Fehlern einer Schriftsprache entwickelt, wie sie ein einfacher Stamm

der Kultur eines unverwandten, hochentwickelten Volkes verdankt.

Die Vorzüge sind: vor allem Bereicherung durch concrete

sowohl wie abstracte Begriffe, die einem Naturvolk abgehen, und

infolge dessen grössere Ausdrucksfähigkeit; der Hauptfehler ist:

allzu starke Abhängigkeit von der Sprache der Culturträger.

Allein nicht eine einmalige nur ist die Einwirkung, welche

vom Träger der Cultur auf den Empfönger geübt vrird. Sie ist

ein dauernder Strom, der — soweit es die Schriftsprache angeht —

zu jeder Zeit und überall von der schreibenden Classe bedeutend

regulirt wird. Und wie ein Strom Jahr für Jahr abgespültes

Gestein zu Thale führt, das er je nach der Weite des Weges glatt¬

geschliffen oder nur erst zu runden begonnen hat : ebenso zeigt

jede Sprache, besonders aber die aus stammverschiedenen Elementen

entstandene, neben jahrhundertealten unkenntlichen Entlehnungen

neueren und neuesten Erwerb, den sie noch nicht oder nicht mehr

zu assimiliren vermocht hat. Wo aber künstliche Regulirung hin¬

zukommt, die den Strom durch festgefügten Steindamm fahrbar zu

machen sucht, da geht neben der schon cultivirten, geschriebenen

oder gesprochenen eine Kunstsprache einher , welche in vornehmer

Geringachtung des Geistes der vergewaltigten Sprache die geborgten

Stoffe völlig unverarbeitet und im üeberschwange führt. — Nahe¬

liegende und ziemlich treffende Beispiele dieser beiden grossen

Phasen sind das Althochdeutsche mit seiner verschiedenartigen Be¬

handlung der lateinisch-romanischen Lehnworte und die „deutsche"

Schriftsprache etwa des XVII. Jh.

So im Newäri. Bei der im indischen Gelehrtenstande offenbar

schon seit Jahrhunderten herrschenden Sprachreinigungs- d. h. Sanskri-

tisirungs - Wuth , einer starren Reaction gegen die freie Fort¬

entwicklung der Dialecte, ist man ihm leider arg zu Leibe gegangen.

Namentlich die neueren Hss. (wie die Sv.) zeigen Sanskritphrasen

in reinster Form. Die Sprache uimmt sich darin aus wie ein

1*

(4)

4 Conrady, Das Newäri.

Emporkömmling, der im bewussten Gegensatz zu seinen „Vettern

vom Land" in städtischem Pracbtgewande einberschreitet, das ihm

doch , obgleich oder weil es so modisch ist , weder sitzen noch zu

Gesichte stehen will.

Trotzdem vermögen wir nicht undeutlich die angegebenen

Perioden übernommener Lehnworte zu unterscheiden. Nicht nur

dass die älteren Hss. (zumal wenn sie nichtreligiösen Inhalts sind)

öfter die volksthümlicbe Gestaltung derselben zeigen, auch in den

neuen hat uns zuweilen ein gfutmüthiger Abschreiber neben vielen

neuen eine alte Form überliefert, und die Worte in Wright's Voea¬

bular und bei Kirkpatrick und Hodgson sind mit mehr oder weniger

scharfem Ohr dem Volksmunde abgelauscht.

Mit diesen Hilfsmitteln erkennen wir drei Perioden der Wort¬

übernahme aus den sskr. Sprachen in das Newäri. Die erste der¬

selben umfasst diejenigen Lehnworte, welche die Sprache am

frühesten übernommen, deshalb nach ihren Gesetzen gewandelt und

sich gänzlich angeglichen hat. Es sind meist Worte für den täg¬

lichen Gebrauch , abgeschliffene Münze der ünterhaltung und des

Verkehrs zwischen Volk und Volk, und darum zumeist präkritischen

Gepräges: newarisirte Tadbhava.

Die folgende Periode giebt ein Bild der Entlehnung in einem

Zeitraum, da die Sprache ihr Anpassungsvermögen eingebüsst hatte.

Die Lehnworte zeigen also die Form in der sie überliefert wurden

und zwar je nach der Zeit als ältere oder jüngere Tadbhava oder

als Semitatsama. Zu den jüngern Tbh. gehören die zahlreichen

persischen Worte, welche durch das Hindi ins Newäri gelangten.

Zu diesem Zeitabschnitt würde auch der letzte gehören, in

welchem die reinen Tatsama auftreten. Ich habe ihn jedoch von

den vorigen geschieden , weU er nicht ihr zeitlicher Nachfolger ist,

vielmehr — als der Zeitraum der Kunstsprache — neben ihnen her¬

geht. Denn er begreift die Lehnworte, welche in die Sprache ein¬

geschmuggelt, nicht aber freiwillig von ihr übernommen sind. Zu

diesen gehören vor allem sämmtliche Ausdrücke, welche mit der

Religion in irgend einer Beziehung stehen. Sie in reiner Gestalt

zu überliefern scheint den Hs.-Redakteuren besonders am Herzen

gelegen zu baben. Und so könnte man die beiden ersten Zeit¬

räume als die Perioden der Cultur-, den letzten als die der Cultus-

Worte bezeichnen.

Diesen drei Schichten habe ich in der Tabelle als erste die¬

jenige der echten Newäri-Worte vorangestellt, sowohl um ein voll¬

ständigeres Bild der Sprachentwickelung zu geben , als auch weil

eigenartige Verschmelzungen zwischen heimischen und Lehnworten

stattgefunden haben. Dabei ist das erstere — der Prophet gilt

nichts in seinem Vaterlande — zur blossen Begriffsmarke, dem sog.

Numeralwort, herabgedrückt, während das Fremdwort der eigent¬

liche Bedeutungsträger ist. So z. B. hat sich new. lä „Hand"

(erhalten iu lila „hands and feet' H. 28 IA, cf pahri la „band".

(5)

Conrady, Das Newärt. 5

Hodgson, ME. XH, 164) mit hät(a), hä, hath zu lä-hät, lä-häth,

pä-lä-hä {„pä the mark of flat things , prefixed' H. 28 I A ; die

Ansicht H.'s , hä bezeichne „long things', theile ich wegen der hs.

Form lä-hät nicht) amalgamirt. Ein solches Connubium findet

jedoch nur zwischen den Angehörigen der drei ersten Perioden

(I , II , III, 1) statt und die so gebrauchten Tbh. kommen nicht

alleinstehend vor.

Wahrend für Nomen (und Adjeetiv) diese Beobachtungen gelten,

müssen sie für das Zeitwort etwas modificirt werden. Hier scheint

die Zahl der alten Entlehnungen begreiflicherweise äusserst gering *),

wo sie aber als solche erwiesen sind, da treten sie als newarisirte

Tats. oder Tbh. auf, unveränderte Tbh. scheinen zu fehlen. Daher

war es geboten, die Periode II zu theilen : 1 enthält die ganz ein¬

gebürgerten Verba, 2 diejenigen wie zwar der Form nach newarisirt,

aber durch die Zusammensetzung eines sskr. nom. actionis mit dem

niemals selbständig und nur bei Lehnworten auftretenden Hüfs¬

verbum {ra-)par („sein") doch als Eindringlinge charakterisirt sind.

Sie erscheinen so als eine ähnliche Verschmelzung wie die oben

erwähnte ist. Die Uebemahmen der letzten Epoche sind Phrasen¬

bildungen, welche vorzugsweise mittelst des selbständigen Vbi. yät

(,sein', „machen') aus sskr. nom. actionis erzeugt sind.

I.

II.

nä mi-sä

.Fisch' „Weib'

III. 1. macch itthi

2. -— tiri

A. Nomen.

lä — — dhu „Tiger«

„Hand«

hä, hät thä-ya — —

„Platz«

hath sathän siroh —

„gioka«

— {thane — —

„above")

IV. matsya stri hasta sthdn{a) sloh{a) byäyhra

B. Verbum.

I. mo-karam „er — —• —

tödtet' "

11.1. khä.nd.na „in- haram, inf. karam, inf. —

dem ertödtet' hä.ie Ä;w„machen"

{ykhän, sskr. „nehmen'

kshan)

2. — har- rap. ie — sum-rap.te ,\er-

ehren'

III. — — — smuran yä.ie

IV. —■ haran yä.ie käryya yä.ie smaran yä.ie

1) Auch haram karam. sind nicht zweifellos sicher. Was auf ihren

sskr. Ursprung sehliessen lässt, ist ausser Gleichheit der Form und Bedeutung

(6)

6 Conrady, Das New&rt.

m.

Nachdem so der Weg angedeutet ist, auf welchem das echte

Sprachgut des Newäri von dem Import aus unverwandter Sprache

sich scheiden lässt, tritt die Frage heran: zu welchor Sprachrasse

gehört das echte? Sie zu beantworten ist nach dem Vorauf¬

gegangenen nicht schwer. Auf den ersten Blick erhält man das

negative Ergebniss, dass die Sprache eine nichtarische ist ; genaueres

Zusehen zeigt positiv, dass sie in allen Hauptpunkten mit den

sogen, indochinesischen Sprachen übereinstimmt. Dies ist

denn auch von allen welche sich bisher mit dem New. beschäftigten

angenommen worden.

Schwer dagegen ist es die Klasse jener Sprachen zu be¬

stimmen, welcher es angehört. Denn theils hat — wie mir scheint,

der freUich auf diesem Gebiete noch ein Neuling ist — die idch.

Sprachvergleichung nur erst die rauhen Umrisse grösserer Sprach¬

gruppen gezeichnet, reinliche Scheidimg in kleinere durch strenge

Lautgesetze abgegrenzte Bezirke aber noch nicht durchführen können ;

theils ist es mir mangels ausführlichen Wortmaterial» noch nicht

geglückt auf dem Gebiete des einen Newäri feste Regeln zumal

der Lautlehre ausser im bescheidensten Umfange aufzufinden. Und

erst, wenn diese in der Einzelsprache völUg klargelegt sind, ist es

möglich über die Grenze hinauszuschreiten; erst dann wird sich

auch die zweite Frage lösen lassen, die vorläufig noch offen bleiben

muss: welche Lehnworte das New. verwandten Sprachen, speciell

der tibetischen, entnommen hat.

Ich beschränke mich also darauf, einige wesentliche Punkte

der Uebereinstimmung mit näheren und femeren Verwandten an

Beispielen zu erläutern.

Zunächst schliesst sich New. den beiden Gruppen gleich¬

lautender Worte (ich fünf Pisch; du zwei Ohr), welche v. d. Gabe¬

lentz (Chin. Gramm, p. 103) als Prüfsteine indochinesischer Ver¬

wandtschaft bezeichnet, fast ganz (oder ganz?) an. —• Die erste

derselben lautet chin, ngu, iü, in den übrigen Sprachen fast durch¬

weg nga , gna , nya und ähnlich. New. hat ji (ich) , iiä , ria (5),

nä (Pisch). Dem am nächsten scheint pahi nüng, jd : ngo : nyö-jd

zu stehen ; es reihen sich an die übrigen Mundarten der , broken

tribes" und die Kiräntisprachen im Osten Nepals ■)• Sie alle zeigen

eine mehr oder minder deutliche Differenzirung des Pronominal¬

stammes gegenüber den beiden andern Worten. — Die zweite

Gruppe — chin, r'i, ni, sonst na, no und ähnlich — zeigt New.

mit und der Umstand, dass das erste nur nocli in dem dem New. so

nahe stehenden Pahi (oder wäre das Ichäh'-yu mancher Kiräntisprachen zu

hdie zu ziehen?), letzteres wie es scheint nur im New. vorkommt, wo es

Causativbildner geworden ist.

1) Vgl. Hodgsons Vocabularien, ME. XII, 164—215.

s *

(7)

Conrady, Das Newdrt. 7

cha, cht, che (du), nie, (2), nd-i-pong, nhdi-pong, nhypeen Kirkp.

225 (Ohr), dem wieder pahi chüng, chi : ni : nhüa-puru angrenzt,

während die übrigen Sprachen Nepals mit geringen Ausnahmen

femer stehen.

Eine Gleichheit des Anlauts bei 8 und 100, die sich sonst

findet (v. d. Gabelentz 1. c. 104), ist für das New. direet nicht

nachweisbar, da wohl 8 (eya) erhalten, 100 aber aus dem Sskr.

übemommen ist: sar-chi, sat-cM; chi (wie dor-chi 1000 beweist)

ist das Zahlwort 1. Dagegen kommt pahi in eyd : sd-ci (= *sat-

ci?) mit den andern überein. Da nun die Multiplication im new.

wie in den verwandten Sprachen durch Vorsetzung der niedem vor

die höhere Zahl (cf. new. nie-sar (200) erfolgt, sar-chi demnach

nicht, wie es thatsächlich der Fall ist, 100 sondern 101 bedeuten

müsste, so wird wahrscheinlich, dass es ein umgedeutetes *sar-ci

{das eine Bildung wie lä-hdt wäre) darstellt und dor-chi ihm an¬

geglichen ist, indem man sie etwa als „eine Hekatontas, eine Chilias*

auffasste. Denn auch jim-khu-dor 16000, c(a)ya-dor 8000 zeigt

•die normale Bildung.

Urverwandtschaft der Zahlworte pflegt als Beweis für sprach¬

liche Zusammengehörigkeit zu gelten (wenn schon Unverwandtschaft

nicht das Gegentheil beweist); ich stelle daher die übrigen Zahl¬

bezeichnungen des New. mit denen anderer indooh. Sprachen zu¬

sammen. — New. 1 chi schliesst sich mit pahi chi an tib. (g)cig,

bodo cS, tengsa-naga khatu; suo 3 mit der ganzen Sippe nepale¬

sischer Dialekte an chin, säm, barm, sung, siam. säm, leptscha

sdm , dhimäl sdm , tib. (g)sam ; pie 4, dem sich pahi pi,

pi-ng-gu, bhrämu hi, väyü M-ning , kustinda pin- jang, courasya

(kiranti) phi-hakha gesellen, wohl an das erste Element in leptscha

fa-li, naga phä-le, be-li, me-li, bodo br& (nach Schott, über die

Sprache des Volks Röng etc. p. 6 aus *bele entstanden). Diesen

■entspricht genauer thäksya bla und cepäng ploi-zho(?), aus den

Kiräntisprachen thulungya bli, dümi bhydl, khäling bhdl, während

■die übrigen theils reines theüs wenig verändertes li aufweisen.

Die von Hodgson (ME. XIII, 131) angegebene new. Form ehi 4

■dagegen steUt sich wohl zu ehin. ss'i', tib. {b)zi, siam. si. In den

Hss. ist sie mir nicht vorgekommen. — khu 6, pahi khü, cöpäng

kruk-zho erinnert an barm, khyok, khyauk, das Schott (1. c. 7)

auf *krok zurückführt, und an singpho kru; es gehört demnach

wohl zur Sippe: chin, luk, tib. {d)rug (gespr. dug, dhug), der

sich die Kiräntisprachen mit tuk-(ka-ra), tük{ya) tuk(-ci) und

rukQcd), ro, ri u. s. f. näher ansehliessen. — nha.s 7 (bei

Hodgson nhl), pahi nh&, thäksya gnes mag mit singpho sinil,

bodo sini, dhimäl nkCi verwandt sein; die Kiräntisprachen zeigen

hier abweichende Bildungen. — jim 10, pahi g6, cepäng gyib-zho,

thäksya cyu gehört wohl zu ehin. sip, tib. (ti)cu, barm, die, nam-

sang-naga ici, singpho si. Daran lehnt sich ein Kiräntidialekt mit

kipa, htp, andere weichen ab, die meisten scheinen die 10 aus

(8)

8 Conrady, Das New&rt.

der 1 zu bilden. — Die Form gun 9 (bei F. Müller, Grundriss

II, 2, 346) ist in den Hss nicht belegt.

Eine derartige Inconsequenz der Entsprechungen scheint eine

Entlehnung des Zahlensystems (z. B. aus dem tib.) auszuschliessen

und eine Urverwandtschaft des New. mit der indoch. Sprachrasse zu

beweisen. Es kommen aber noch mannigfache Uebereinstimmungen

im Wortschatz hinzu, deren ich einige beifüge.

New. mi, me „Feuer" sammt den nahezu gleichlautenden Worten

dafür in den Mundarten Nepäls deckt sich mit tib. me, barm.

mi u. s. w. — lam-khun, Id-khuo „Wasser" möchte ich nebst pahi

lü-khd, thäksya kya und Kiräntiworten wie kd-kü, Icd-d, hü zu

tib. chu stellen (die übrigen nepales. Mundarten weichen ab). —

La, larn „Weg" — fast in allen Dialekten ebenso — entspricht

tib. lam, leptscha lom, kassia lynti(^); mikha mikhä (pahi mi-gi,

cepäng mi, mS u. s. w.) „Auge" dem ehin. mok, muk, mu, tib.

mig, singpho mi, leptscha amik, bodo magon, dhimäl mi, miri

ämik; ld „Hand" (pahi ld, courasya-kiränti ld „Arm" und „Hand"):

tib. lag, barm, lak, singpho lettd, Mirisprachen dldk , eldg ; hi

„Blut" (so oder äbnlich in den meisten Dial.) : chin, hüi, hjüe

hjie, naga hS , bamr. swS (cf. cöpäng wii, wi, väyü vi); si-mä

{md Numeralwort f. Bäume) „Baum", pahi si-mä, kusünda i, Ki¬

räntisprachen sang, sing, sim-mak u. s. w. : tib. sing, Mirisprachen

esing, ising (?). — Von den Pronominibus mag ji (s. o.) eine durch

*ga, *gi hindurch (vgl. pahi gi new. jim 10) erfolgte Verschiebung

des allgemein - idch. nga nya sein; ua, ha{?) „er" (pahi hö, ü,

Kiräntispr. khana, hand, dnd u. s. w.) scheint leptscha hu, tib.

kho, chin, khui, gui, khoi, khi, kassia u nicht fern zu stehen (?).

Völlig gleich dem tib. su „wer?" (chin, schü, leptscha schüi) ist

new. su „wer?" (cf. väyü sii und einige Kiräntisprachen). — Von

Verbis stelle ich hierher : new. si „tödten" (Auslaut unbekannt) :

tib. shig , barm, sat, singpho satu (vgl. bhrämu sdto , väyü si-

shto u. a.) ; nan, nyan „hören": tib. nyam, singpho ndngu; uon

„gehen" : singpho wdn , nowgong-naga wang. New. jur „werden,

sein": tib. 'agyur (cf. cha „du": tib. khyod, che{m) „Haus": tib.

khyim), new. yin (esse): tib. yin.

Aus dieser leider nur sehr skizzenhaften Zusammenstellung

scheint mir immerhin das als sicher hervorzugehen, dass das Newäri

eine selbständige, der indochin. Sprachrasse angehörige Sprache ist.

Es ist gewiss möglich dass auch unter den angeführten Worten sich

tibetische Lehnworte finden, doch halte ich die Lautgestalt der

new. Worte zumeist für genügend eigenartig um diese Annabme

auszuschliessen. Ja ich gehe noch weiter: wie sich aus meinen

Zusammenstellungen als nächster Verwandter das Pahi, dann viel¬

leicht Thäk'sya, fernerhin die Mehrzahl der nepalesischen Mund¬

arten ergeben möchte, so könnte man aus der in die Augen

springenden Aehnlichkeit und Uebereinstimmung des Newäri mit

(9)

Conrady, Das Newäri. 9

den tibetischen Worten vielleicht jetzt schon sehliessen, dass jenes

dieser Sprache lautlich näher steht als den übrigen Vettern.

Diese Annahme wird ein näherer Einblick in den Bau des

Newäri, welcher jetzt gegeben werden soll, vielleicht verstärken;

jedenfalls wird er den Beweis liefern, dass es eine durch und durch

indochinesische Sprache ist. Denn mag man einer Sprache auch

jedes einzelne heimische Wort duroh ein fremdes verdrängen , ihr

Geist, der angeborene Charakter wird niemals zu ändern sein.

IV. Grammatik.

A. Lautsystem, Betonung.

Es ist an und für sich ein gewagtes Ding, die Lautlehre einer

lebenden Sprache zu schreiben, die man nur als tote d. h. auf dem

Papier kennt. Schwieriger wird es noch, wenn sie nur in Hss.

überliefert ist die nicht immer zuverlässig sind, und wenn sie

einem Volke angehört, dessen nähere Beziehungen zu verwandten

Stämmen noch zu sehr im Dunkeln liegen, als dass durch Laut¬

vergleichung ein gesichertes Resultat zu gewinnen wäre.

Eine kleine Hilfe ist für das Newäri, dass die Sehreibart

seiner Mss. der neuindischen (vermuthlich der bengalischen) ent¬

lehnt ist. Dies ergiebt sich unter anderen daraus, dass auch in

new. Worten gya'^ mit jfia'>, in sskr. Worten ksha mit kha

wechselt, kha f. sha eintritt, manehe consonantisch auslautende

Worte (z. B. *l«<<<« f. *l *«««!>) in den Sanskritversen der Texte unter

Vernachlässigung der Sandhigesetze ohne Viräma geschrieben sind,

aber mit demselben gesprochen werden müssen u. a. m. Hieraus

folgt, dass der Buchstabenwerth ungefähr derjenige des BangalJ

ist; ganz sicheres für echte new. Worte aber folgt auch daraus

uicht. Ich muss daher für die nun folgenden schmalen Notizen

um besondere Nachsicht bitten.

Das Lautsystem des Newäri hat wie es scheint folgendes Ansehen.

Vocale a [d], i [C], e [e], 6 [o], m [m].

Diphthonge [a«'] ie uo.

Consonanten. Explosivae. Nasale. Halbvocale. Spiranten.

Tonlos Tönend Tönend Tönend Tonlos

Nicht

Asp. Nicht

Asp. Nicht

Asp. Nioht

Asp. Nioht

asp. asp. asp. asp. aep.

Gutturale k kh 9 gh n nh h

Palatale c ch

3 jh ? ? y —

[y]

Dentale t th d dh n nh r{t) rh{lh) S

Labiale P ph b bh m mh V — —

(10)

10 Conrady, Das Newäri.

Vocalismus. Ich neige zu der Ansicht, dass dem New. der

Hss. die langen Vocale fremd waren. Denn i i u ü wechseln im

selben Worte scheinbar ganz wiUkürlich. Dass aber die Kürze,

nicht die Länge gesprochen wurde, das scheint ausser dem Ueber¬

wiegen der erstem der Umstand zu beweisen, dass i ü auch der

Lehnworte vorwiegend als ^ u auftreten : ^ wird trr, tirth,

''^^^^ sanip, 'gWr puja pujä, 'g^ purhba. Nebenher geht

gleiches beweisend z. B. ein hshatriya f. '^f^*!, purükh, pürukh

f. Und gerade die ältesten Hss. zeigen den Hang zur Ver¬

kürzung, jüngere, gelehrt redigirte (wie Sv.) geben die Formen in

Tatsamagestalt.

Kürze von e o resultirt aus ihrem Wechsel mit i u: heto-

pades neben äj'" , dis neben des (^»l) , ji : je (ich) ; chu : cho („was?"), opa" oba'^:upa'> (^TO) u. s. f. Hieraus scheint mir zugleich

hervorzugehen , dass e o eine geschlossene Aussprache hatten , ich

bezeichne sie daher e ö (cf. Kirkpatrick, 1. c. 252: „the e (is) sharp as the French accented e").

Selten wechselt d : a. Da es gewiss auffallend ist dass unter

sonst kurzen Vocalen ein einziger Länge und Kürze besitzen soUte,

so vermuthe ich dass ä der unbeholfene Schriftausdruck einer Be¬

tonung (vielleicht des 'pausing accent' Hodgsons) ist, die etwa die

betr. Silbe schwerer oder tiefer machte. Sie mag theils einen

weggefallenen Consonanten (wie im Centraltibetischen) ersetzt, theüs

die Bedeutung einer Sübe gespalten haben. Es ist z. B. durchaus

wahrscheinlich, dass die Locativpartikel -sa des Nomens sich im

Verbalsf. -sä säm wiederfindet, welches, die Wortbeziehung er¬

weitemd zur Satzbeziehung, das Vorderglied der Bedingungssätze

bildet.

Ich glaube dies ist der Angriffspunkt von dem aus in den

Wirrwar der t i u il Ordnung zu bringen ist. Diese kann des¬

halb nicht vöUig sinnlos sein, weil in den neuen Wortverzeichnissen

i ü & 6 — und ebenfaUs mit den Kürzen wechselnd — gefunden

werden. So hat Wright (Hist. of N., App. S06S.) ji:ji (ich), wie

auch in den Mss. für ji am Satzende emphatisch je ji (ich = ich

bin) steht. Gleicherart werden sich auch die (satzschUessenden)

Futurformen va . yl (va . i) , ju . yi etc. erklären , denen ju . yi . va

{ju-i-va) va . yi . va gegenübersteht. Doch das ist Sache einer

Statistik, die erst auf Grund ausgiebigster Sammlungen aufgestellt

werden soll (s. darüber weiter unten).

(11)

Conrady, Das New&rt. 11

Den Diphthongen ai halte ich nicht für vollberechtigt, virenn

•er gleich in eben diesen Verzeichnissen vorkoramt. Die Hss. haben

ihn nur in tats.-Worten oder als vereinzelten Schreibfehler für ie.

ie XM hoffe ich aus diesen erschlossen zu haben. Schon Klatt

(de trecentis Cänakyae etc. sententiis Berl. 1873 S. 23 f.) hat darauf

hingewiesen, dass in den New.-Mss. „saepius e pro ya et o pro va

leguntur", und diesen Vorgang bei o : va dadurch zu erklären ver¬

sucht, dass der Schreiber den untergesetzten u-Bogen zu weit rück¬

wärts geschwungen habe. Das ist schon darum nicht plausibel,

weil in der New.-Schrift ü unter der Mehrzahl der Buchstaben

von links nach rechts schräg abwärts geht, d. h. die Gestalt des

Viräma hat. Es kommt aber hinzu, dass in einer FüUe von

Worten dieser Wechsel niemals eintritt, also auch an eine aus

neuind. Sprachen entlehnte Schreibweise nicht gedacht werden kann.

Als Beispiele von unveränderlichen Lehnworten greife ich heraus

ceta (%7T^t.), des dis {^jO, aneg (^»Nl), kärya surya; sirok

('^^), dokh (^^), rok {^t^; von einheimischen: jije (ich),

jim {10) chi, cÄe (du); *m (wer?), cAm (was?). Dagegen manukhe:

manukhya («l^"«l), byar : ber : bei (^'ü l) , ture : tule : turya (W^),

sf •se(m) : -sya(m); svabhu : sobhä (^ftTT), go : gva (welcher),

u: 0 : va (er) u. s. w.

Während nun bei sskr .Worten, die unveränderliches "rya ent¬

halten, y wie andere Consonanten nach r (gemäss allgemein-indischer

Orthographie) verdoppelt und r übergeschrieben wird (^TT^), tritt

in den veränderlichen aus derselben Entlehnungsperiode bei der

Schreibung "r-j/a (für "rya Hya oder "re "fe) das r ausnahms¬

los nach Art und in der Form der Gupta-Schrift vor das ein¬

fache y: Tipu = sskr. fl"W . Gleiches geschieht bei rva; indess

das unveränderliche sich zu rbb verhärtet (^), behält im ver¬

änderlichen das r seine ursprüngliche Gestalt und va (hie ba) wird

ihm fast wie ein Vocal untergeschrieben (TTJ „will"). Da nun,

während sonst r : l promiscue gebraucht werden , die Gruppen rbb

ryy nie mit U)b Iyy wechseln, r aber die ausgeprägte Neig^g hat

unbefugter Weise über jede andere sskr. Doppelconsonanz zu treten

Cftr^, «1^^, u. a. m.), so folgt daraus 1) dass in rbb ryy

das r entweder einen andern Laut ') als io. ry rv hatte oder noch

1) Vielleicht wurde ryy etwa wie rg in „verbergen" im Rheingau, rhb wie ebendort rb in „ehrbar" gesprochen. Vgl. Hörnle Gand. Gramm, p. 18 Anm. — Uebergeschriebenes r findet sicb auch initial und zwar öfter über jy:rjamunä {yamun&), rjagatnäth. Diese gehören dann wohl einer andern Uebernahme-Periode an.

(12)

12 Conrady, Dag New&rt.

wahrschemlicher überhaupt nicht gesprochen wurde ; 2) dass ya va

der beiden Gruppen völlig verschiedene und zwar in der ersten

(semi) consonantische, in der andem (semi?) vocalische^

Laute waren bezw. sind. — Nehme ich hinzu, dass für veränderl.

ya gleich oft ye {turye : turya : ture ; dhanye : dhanya : dhane u. s. w. ; vgl. Wright I.e. 310: matyenä: Mss. mate .nd, taleitalye „until";

Hodgson ME. XII, 293 ddye: Mss. däya, juye: Mss. juya;

Kirkpatrick 1. c. 248 pee-e-e: Mss. pya-ya u. s. w.), für va vo

und (selten) uo (^ —pho phva; vgl. Kirkpatrick 243 soo-on:

Mss. SM sva(m) , woe: Mss. vaya, wane wone: Mss. one vane;

Hodgson 28IA wo ü: Mss. o u va) gesohrieben wird: so ist

der Schluss gewiss nicht ungerechtfertigt, dass wir es hier mit

zwei eigenartigen Lauten zu thun haben. Ich bezeichne sie in

Ermangelung eines treffenderen Ausdrucks als Diphthonge, deren

zweiter Bestandtheil offen (je uo) gesprochen ward. Der Umstand,

dass va : o, ya : e im Anlaut wechseln (o-mha : va-mha) beweist

wohl, dass damit nicht etwa eine Labialisirung oder Mouiliirung

eines vorangehenden Consonanten ausgedrückt werden soll.

Woher es kommt dass das eine Lehnwort unverändert bleibt,

das andere Umlaut erfährt , ist mir noch unklar. Bei e : ya wäre

eine Möglichkeit, dass die sskr. Betonung ihn veranlasst hätte,

da ein geringer Ueberschuss der umgelauteten Worte (Verhältniss

etwa 9 : 7) betontes "ya "e zeigt. Das würde gestützt durch Kirk-

patrick's (p. 245) käi (to take): Mss. Jeäya, chöni (to sit) und

vereinzelte Erscheinungen wie -ske f. -sake. Für o : va lässt sich

aber dergleichen bis jetzt nicht erweisen. Eine Bezeichnung für

besondem new. Ton scheint keines von beiden zu sein, denn wir

finden ne : nya : ni (2) als ni' (mit dem „abmpt accent") bei

Hodgson (22 1B) neben chi' (28 1 B) = unveränderlichem chi

(1) u. a. m. — ie uo sind kurz, wie ya va und der zeitweiUge

üebergang in i u beweist , können aber wie es scheint ebenfalls

einen Tonwechsel erfahren der sie dehnt.

Eine Erscheinung die für die Folge von Werth ist will ich

nicht unerwähnt lassen: eine Ablautsreihe nämlich, die mir bisher

nur bei Pron. und Suff, vorgekommen ist, sich aber vieUeicht

■weiter erstreckt, a (ä) wechselt mit ie uo. Ich stelle die Beispp.

hierher. — Pronomina, a (ä) : uo ,er'; tha : thug „der",

thie „so"; ga : gva „welcher", gie „wie". — Suffixe, na (nä) :

nie : nuo(rn) ; ta (tä) : tuo(m) ; sa (sd) : sie(m) ; kie : kua ? Mit

der Betonung hat dies nichts zu thun. — Der vermuthlicbe Mangel

absoluter Längen im Vocahsmus und die relative Verlängerung,

soweit sie als Ersatzdehnung aufzufassen ist, entspricht den tibe¬

tischen Verhältnissen (vgl. Jäschke-Wenzel Tib. Grammar'' (1883)

§ 3, 1; § 9, 5).

Consonantismus. Die beiden ersten und die letzte Gruppe

der Verschlusslaute sind durch die Stetigkeit der Schreibart

(13)

Conrady, Das Newäri. 13

und die Transscribirang in den Wortverzeichnissen in ihrem Laut¬

werthe gesichert (s. Tab.). Bei der dritten dagegen herrscht

bunteste Mannigfaltigkeit: dasselbe Wort, im selben Satze doppelt

■vorkommend, zeigt einmal Cerebral einmal Dental. Nur einer von

beiden ist möglich. Wie beim Vocalismus sind hier wieder die

Lehnworte Träger des Beweises, dass New. niemals Cerebrale be¬

sessen hat. Denn -wie für sskr. Dental der Cerebral eintreten kann

{näm = TTT, parbbat = M^fl) , was oft genug und auch in

einheimischen Worten geschieht, ebenso erscheint umgekehrt der

sskr. Zungenlaut durch den Zahnlaut ersetzt. Gerade die Worte

der früheren Entlehnungsperioden sind — ich möchte sagen durch¬

weg — dentalisirt: das Pluralsf. gan ist sskr. TBT; brämhan:

WT^Pff. Ebenso überwiegt z. B. baikuth baikumth weitaus

nipun f^yU! , sarntusta u. s. f Darnach darf man wohl

die Cerebralreihe im new. Lautsystem streichen. — Die Nasale

zeigen eine Doppelreihe : aspirirte und nichtaspirirte. Erstere werden

in den Mss. mit Vorsetzung des h ^ W) geschrieben, viel¬

leicht weil so die Ligatur erleichtert wurde. Jedenfalls schreiben

Kirkpatrick und Wright durchgehends wÄ ?wÄ und Hodgson

schwankt nur bei mha : hma (body) ; ich muss mich hier natürlich

auf das Gehör meiner Gewährsmänner verlassen. — Ein Palatal¬

nasal ist mir in den Hss., ausser in der Verbindung jna, die durch

Wechsel mit gya (cf. Wright's gyäni TfTt'T't^ u. a.) ihre Aus¬

sprache als Semitats. verräth, nicht vorgekommen. — Bezüglich

des Nasals der 1. Reihe muss ich folgendes bemerken. Klatt

(1. c. 4) fand den Buchstaben , welcher in den mit Newärischrift

aufgezeichneten Mss. den Gutturalnasal (n) wiedergiebt, auch unter

den Devanägarl-Charakteren einer Hs. und zog daraus den Schluss,

dass derselbe einen dem New. eigenthümlichen Laut bezeichnen

müsse. Die sehr sorgfältig geschriebene Sv. bestätigt dies, indem

sie das n der alten Mss. in ^ und fl theilt, die wieder zu¬

weilen wechseln. So hat sie IFT (5), alt Wi, aber »IJI. (^'l.),

alt (hören). Man vergl. dazu pahi ngo (5): nyii (hören) und

Wright's nyanya (hören). Leise Spuren dieses Unterschiedes finden

sich auch in den alten Mss. Sind hier zwei Laute in einen ver¬

schmolzen ? Oder zeigt die Einheit des Zeichens — da doch dem

sskr. Alphabet nach eine Difierenzirung möglich, ja natürlich ge¬

wesen wäre — die Einheit des Lautes, der eine eigenartige Klang-

(14)

14 Conrady, Das Newäri.

färbe haben muss? Der Wechsel in cepäag nya, ngä („Pisch",

new. nd) und der oben (bei der Gruppe „ich fünf Pisch") erwähnte

gemeinindochinesische stimmen vielleicht damit überein. — Halb¬

vocale. r , für welches ohne Unterschied l gebraucht wird , ist

dental. Das Pehlen der Cerebrale im New. vorausgesetzt, wird

das durch Vorgänge wie tora {tola) - täva : toda'^ : toda^ (zittemd)

und viele ähnliche erhärtet. — Ueber das wechsellose r in Lehn¬

worten s. 0. — rh lh werden in den Hss. 5 von meinen

Gewährsmännern aber in der auch von mir angenommenen Weise

geschrieben. — y v sind als Halbvocale da anzusetzen, wo sie ohne

den oben besprochenen Wechsel erscheinen. So y fast nur in new.

Worten wie ju-yu-va (soll sein) ; v nur in Lehnworten wie dev,

tarvä (Schwert), v (auch des Diphth. ug) wird von der labialen

Media wie von dem Semicons. b in den älteren Mss. durch Ein¬

buchtung der Schlinge, in den jüngeren nach Vorgang des Bangall

u. a. durch einen unter dieselbe gesetzten Punkt streng geschieden. —

Spiranten. Durch meine Ausführungen über te ug glaube ich

wahrscheinlich gemaeht zu haben, dass das nur in sskr. Lehnworten

auftretende y {yy) ein consonantischer Laut ist. Ich bin geneigt,

ihn als Spiranten deshalb aufzufassen, weil der (präkritische) Semi¬

cons. y (s. Hörnle Gaudian Grammar p. 17 f.) als ein Mittellaut

zwischen dem Halbvocal y und der palat. Media {j) in diese über¬

geht (Beispiele dafür auch in den Semitats. der new. Mss. : jogya

^'Jf, jam{a) u. a.), dies y {x/y) aber — soweit meine Er¬

fahrung reicht — in den Hss. nur einmal {karja = kärya) als

j vorkommt, obgleich das vorangehende r verschliffen scheint. —

In new. Worten tritt y öfter als eine (spirantische oder halb-

vocalische?) Modification des spir. lenis vor i auf: yind-pararii

(erzählte) neben iVia", yiharok{a) f. t'Äa*. — Die palatale und

cerebrale Spirans fehlen der Sprache, wenn auch der Schrift nicht;

aus den Lehnworten haben sie sich sogar in die einheimischen zu

schmuggeln versucht. Doch werden sie auch in jenen meist s und

kh geschrieben. — s scheint den Transscriptionen nach tonloser

Spirant zu sein.

Ich muss darauf verzichten hier Genaueres über das Verhalten

der Vocale und Conss. unter und zu einander wie zu denen der

verwandten Sprachen zu geben , weil ich den knappen Raum mit

wenigen Thatsachen, vielen Hypothesen nicht noch verringern will.

Nur zwei Gesetze , welche für das Nachfolgende von Wichtigkeit

sind stelle ich hierher. Zu diesem Zwecke muss ich auf das zu

Anfang dieses Abschnittes Bemerkte zurückgreifen. Darnach ist

die Schreibart der new. Mss. die im Bangali gebräuchhche, wie

das ausser durch die dort gegebenen Beispiele durch mancherlei

Vorkommnisse in sskr. und new. Worten der Hss. und nicht min¬

der durch die Gewährsmänner bezeugt wird. Es folgt daraus

dass das auslautende a mehrsilbiger nicht zusammengesetzter Worte

(15)

Conrady, Das New&rt. 15

(also der Lehnworte) stumm war, und es scheint als sei hörbares

a öfter durch Anusvära angedeutet werden {taparn TfTO!., bamsam

^IT, balavantam "^WXT^ u. s. w), wie dieser ja analog dazu in

älteren sskr. Hss. nicht selten Länge des Vocales anzeigt. — Die

beiden Gesetze nun sind :

1) Sandhi kennt das New. weder für das Wort noch für den

Satz: paryat briksha, samyak vainateya, sarnpad je, bacan

nenäva, ji-pränasamdn cha u. s. w. Vomehmlich scheut es den

Hiat nicht: ji atimatehd , tha-va ätmä; ja es führt ihn sogar

herbei: prati-uttar, hita-upades, heto-upades (f^Tft'^^^T) ■ mahd-

utsdha.

2) Der Auslautsconsonant des New. , der stets ein einfacher

ist, hat die Neigung abzufallen, verhaucht zu werden. So ni (2)

(tib. {g)nis) : nis-td „beide" (cf Kirkpatrick 243 nuschee nu-

chee ,2"), häta:hät:hd (Hand), nhas (thäksya gnes) 7: Hodgson

nh6, Kirkpatrick nhy; bei Wright (1. c. S02) jhyd (window):

parbati jhyäl , d^va (temple) : parb. deval , pid (onion) : parb.

piäj u. a. m. So auch la (Weg) neben lam, ld (Hand) neben

lak let der verwandten Sprachen , che (Haus) neben tib. , bahing

khyim, cepäng kyim u. ähnl., chi (1): tib. {b)cig , chi che (du):

tib. khyid u. s. w. u. s. w. — Diess Gesetz ist ein machtvolles

Mittel der Sprache in der Conjugation : je nachdem z. B. bei ju

(werden, sein) einer der drei Stämme ju jur jura angewandt wird,

ergeben sich Schattirungen des Begriffs. Darüber unten mehr.

Es findet sich nun, dass die — stets einsilbigen — Stamm¬

worte, während sie bei Antritt eines Suff, die kurze Form {la.sa,

che.sa [Wright 309: cha.sa] nhu.to) zeigen, suffixlos oft den

Anusvära erhalten: larn, chem (Wright 302: chen), nhurn. Bei

einem Theile derselben mag das die letzte Spur eines finalen m, n

sein (cf Hodgson: dahan (Sumpf), Sv. , aber Genetiv schon

■TT), bei eiuem anderen, da ja Anusvära und Längezeichen

wechseln (cf nänam : nänä u. a. m.) eine Andeutung der Ersatz¬

dehnung, wie denn auch im Tib. (Jäschke-Wenzel 1. c. §9, 5)

offene Silbe, zumal wenn sie durch Consonantenabfall entstand, ver¬

längert wird (vgl. new. nhas: Hodgson nh4).

Es findet sich aber auch eine grosse Anzahl von Worten, bei

welchen diese Gründe wegfallen und die doch anusvarirt sind, und

eine ebensogrosse, welche niemals anusvarirt wird (z. B. ma „nicht",

cha „du", ji je „ich", u. s. w.). Die Anusvarirung kann also

kein blosser Zufall, keine blosse Willkür sein. — Behält man

nun fest im Auge, dass der Anusv. in vielen Pällen nichts, in

anderen nur Hörbarkeit des Schluss-a, in manchen den Vorklang

eines folgenden Nasals bezeichnet, so muss man mit der ünter¬

suchung zu einem Resultat kommen. Ich habe von diesen Gesichts-

(16)

16 Conrady, Das Newäri.

punkten aus zwei Drittel des Kärtt. , einen grossen Theil des Hi.

und das erste Buch der Sv. genau durchgesehen — zu aus-

gebreiteterer Forschung fehlte die Zeit — und stelle die skizzen¬

haften, aber wie ich meine beachtenswerthen Ergebnisse hierher.

Ausgangspunkt sind wieder Lehnworte, welche obigen Gesetzen

nicht unterworfen sind und zwar solche, die entweder durch Doppel¬

consonanz der letzten Silbe oder anderen Endvocal als a die Hör¬

barkeit des Auslautsvocales sichem und bedeutungsschwer genug

sind um einen Ton auf sich zu ziehen: samasta (smasta) und

sakale (new. sakalie). Aus meinen Zusammenstellungen geht her¬

vor dass beide, nachgestellt und besonders am Schlüsse einer Auf¬

zählung, also in betonter Stelle gebraucht, fast ausnahmslos anu¬

svarirt sind (Verhältn. 7:1): devarok sakaliern, devagan rudragan

samastarn u. s. w. Wenn sie dagegen vorangestellt werden oder

ein Casus-sf. erhalten, föllt unweigerlich der Anusvära fort, es heisst

also smasta pdp , sakalte rok; samasta.yd, sakalie. na{rn). Und

so finden sich noch viele Beispiele auch anderer Worte.

Diesen schhessen sich einheimische Worte an. Immer anus¬

varirt sind an hervorragender Stelle das sf ag. -siem, das Objectiv-

sf. -tuom , das verallgemeinernde nuom , welchen in Zusammen¬

setzungen oder an unbetonter Stelle sie , tuo , nuo entsprechen :

rdjd . siern dhdram (rex dixit) : ju . sie kdryya (opus verum) ; nä-

rdyan . tuom bijydtarn (N. venit) : irshyd . tuo ydria (invidiosus)

kamkan . sa . tuo rohh (Gier nach d. Armband) ; dhär . sa . nugm

(siquidem dicitur): bi.nuo.na (quoniam abierunt). In gleicher

Weise wechselt -narn (das als Activ-sf. und als gleichbedeutender

Vertreter von nuom gebraucht mit diesem identisch scheint, s. o.)

mit na, -tarn (Objectiv-Sff. genau wie tua tuam, vgl. nam : miarn)

mit -ta, und das Loc.-Gen.-Sff. -sa tritt besonders in Gegensätzen

iyiharok . sarn pararok . sarn , che . sam sarir . sam) gern als -sam

auf. Femer mha (body), das freistehend, zumal als Abscbluss eines

Eelativsatzes (den es substantivirt) weit überwiegend mham {ya¬

ka. mham qui facit), adjectivisch aber {thug .mha manukhie hic

homo) stets mha lautet ; dann thie (so), welches am Schlüsse eines

Vergleichungssatzes prägnannt gebraucht fast immer als thiem

{bidhän thiem ,die Satzung so" = ,wie — ist") , vorangestellt aber

als thie erscheint (jathasakie thie ydndug „wie die Kraft so

thuend", d. h. „nach Kräften thuend"; thie puja-rapä „so ehrend").

Es ist deutlich dass der Veränderung immer eine Bedeutungsnuance zu Grunde liegt.

Wie diese Worte nun in nicht bedeutsamer Stellung des Anusv.

ermangeln, ebenso verlieren sie, seien es Nomina oder Suffixe, ihn,

wenn ein (zweites) Suffix antritt. Wir lesen -sie.na{m), -tug.yd,

■na.sa, -ta-na, -sa-kie{m) {-s . kie), -sa.ta {-s .ta), -sa . tug {-s . tug) ;

mha. yd, mha . yd . ta{m) , mha.va, mlia . sa{m) ; thie.na{m), thie.

sa{m). Vgl. dazu che.sa{m), la.sa, nhu .tug{m). Das letzte Sff.

erhält oft, wie oben gezeigt, den Anusvära und zwar in der Flexion

(17)

Conrady, Das Newäri. 17

häufiger als in der Declination, -narn fast durchgehends im ersteren Falle {yä . nä . narn „indem, dadurch dass man nf&cht"). — Vor einer

(kleinen) Anzahl von Suffixen aber behalten sie den Anusvära, so:

da. siern-ri (das Schlagen, der Schlag), thuo .nam-ri (darauf),

thietn-guo (dies), {ga-)thiem . na{. nya) „derartig".

Dies zusammengenommen scheint zu beweisen dass der Anusv.

eine Bedeutung, und zwar die der Tonnüancirung hatte. Bei

den Suffixen mag das eine erste Spur des Zusammenwachsens,

einen Uebergang vom Wortton zum Satzrythmus darstellen, wie

denn in der neueren iSv. schon überwiegend %T {sie.na) neben

geschrieben wird, während ältere Mss. ''^•T schreiben oder

= gebrauchen.

Die Kraft dieser Sff. ist dagegen wirkungslos neben einem

anderen Ton, der durch nie wechselnde Länge («) bezeichnet wird. So :

jur.nä.ug, j'u.yä{ie).uo, yät.nä .sa{m), yä.riä.narn (Verbalformen);

su.nä.nani (durch wen immer) , yä{ie) . ta{m) (Dativ-Sf.). Sie be¬

halten wobl ihren eigenen Ton, der oft durch Anusv. angedeutet wird,

vermögen aber die voraufgehende Länge nicht zu verändern. Nun

zeigt es sich dass diese Längen selbst Differenzirungen von Kürzen

sind, ilä {nyä) z. B. in yä.riä (er macht) ist eine Variante von

im {nya) in yä.na (machend), ebenso wie ju.yä{ic) neben einem jm.

ya{ie) steht. Nicht minder finden wir die oben genannten Sff. -ta

-na als -tä -nä {kha . mha . tä{. na) „(wenn) wahr ist" cf dhär. sä.

iia\) bi.ya{ie) nä „ich möchte wohl geben"; su.nd{.nam) neben

su-chi.nam {.num, .nugm)), genau wie das Loc.-Gen.-Sf. -sa

als Verbalsf (s. o.) -sä lautet. Dem entsprechen noch die Fälle,

in denen ji (ich) mit ji, gug („the sign of the minor of gender") mit

gü wechselt. Wir erhalten dadurch folgende Zusammenstellung.

na : nam \

I na

nug : nugm ]

ta : tarn 1

tug : tuom i

sa : sam : sä

ita nya — : iiä nyä

ya{te) — : yd{ii)

Ohne Zweifel sind das Bezeichnungen für verschiedenartige Töne,

wie sie einem grossen Theile der mit New. verwandten Sprachen zum

Ausdruck der Bedeutungsunterschiede dienen. Hodgson (wohl im

Journal of the Bengal Asiatic Society Bd. XXVIH, der

mir niclit zur Verfügung stand) hat scheint es für das New. deren

drei, die er durch a' da a bezeichnet ; die beiden ersten drücken den

„abrupt" bezw. „pausing tone' aus , für den letzten finde ich keine

Erklärung. Die so accentuirten Worte bei H. haben leider keine

derartigen Parallelen in den Mss., dass ich daraus etwas für meine

Aufstellungen folgern könnte. Auch weicht die moderne Sprache

Bd. XLV. 2

i

(18)

18 Conrady, Daa Newäri.

gerade in diesen oft bedeutend von der alten ab (alt nhas, neu

nM 7), wie sicherlich auch dialektische Verschiedenheiten darin

eine RoUe spielen. Deshalb vermag ich leider die Töne des New.

nicht mit denen seiner Verwandten zu vergleichen oder zu iden¬

tifiziren.

B. Satz- und Formenlehre.

I. Satzlehre.

Erkenntniss der Eigenart des New. ist nur aus dem Satz,

nieht aus dem Wort zu gewinnen ; also ist eine Grammatik des¬

selben lediglich Syntax. Wenn diese hier in Satz- und Pormen¬

lehre getheilt wird , so geschieht das der Uebersichtlichkeit halber.

Doch fordert die genannte Eigenthümliehkeit der Sprache, dass ent¬

gegen dem allgemeinen Gebrauch die Satzlehre wenigstens im Ab¬

riss vorangestellt werde. — Ich benutze im folgenden die üblichen

gramm. Bezeichnungen mit dem Vorbehalt, dass nur Ueberein¬

stimmungen des Gebrauchs, nicht des Begriffs der damit benannten

Kategorien darunter zu verstehen sind.

1) Nomen (Adjeetiv) und Verbum des New. sind

nach Begriff und (ursprünglich auch) Porm nicht ge¬

schieden.

Das Nomen — sogar das entlehnte — kann als Verbum con¬

struirt werden; das Verbum ist ein nomen actionis oder

essi 0 nis (ich finde keinen andern Ausdruck dafür). Denn es

entbehrt Activ-Passiv-Unterscheidung, Zeitbegriff,

Personenbezeichnung 1).

Daraus folgt a) für das Nomen: dass es weder gram¬

matisches Geschlecht noch die eigentlichen gramm. Casus (Nora.

Gen. Acc.) ausgebildet haben kann; b) für das Verbum: dass

es declinirt, nicht conjugirt wird. — Die Declination erfolgt durch

lose Anfügung einer oder mehrerer vertauschbarer Beziehungs

(Richtungs)-Silben (Suffixe) an den Starara.

2) Eine Verbindung solcher Nomina, folglich der

Satz des New., ist ein (zusammengesetztes) Wort

(„Quasiwort" v. d. Gabelentz Chin. Gr. p. 115).

3) Die Verbindung zweier (nicht coordinirten) No¬

mina kann stattfinden: a) ohne Suffix, durch Aneinander¬

reihung reiner Stämme: priraäre (Stamm-) Composition;

b) mit Suffix, durch Aneinanderreihung decUnirter Stämme:

secundäre (Form-) Composition. — Beide Verbindungsarteu

können wiUkürlich wechseln.

4) Das rectum geht in beiden Fällen dem regens

voran; mehrere recta werden im Verhältniss der gramm. Ab¬

hängigkeit gruppirt.

1) Daher die Vorliebe für Phrasenbildung aus einem sskr. nom. aet. und einem new. vb. neutrum.

6

(19)

Conrady, Das Newäri. 19

5) Da der Satz ein zusammengesetztes Wort ist,

gelten demnach für ihn die gleichen Gesetze. Es

muss also

a) das logische vor dem gramm. Subj., d. h. das

Subject vor dem Prädicat;

b) das Object vor dem Verbum;

c) das (log.) Subject vor dem Object mit Verbum

stehen.

6) Mithin ergeben sich

1. für den einfachen Prädicatsatz 2 Pormen:

a) S (log. Subj.) = r (radix) ; Pr. = r. (Dies erleidet Aus¬

nahmen, vorzüglich weun das log. Subj. ein Pronomen ist).

b) S = r + s (Suff.); Pr. = r.

2. Pür den einfachen Objectsatz deren 4:

a) S = r; 0 = r; gramm. Subj.(Vb. fin.). b) S = r -f s;

0 = r; Vb. fin. c) S = r; 0 = r + s; Vb. fin. d) S = r + s;

0 = r -j- s; Vb. fin. — Das Suff, des log. Subj. ist dasjenige

des Instr. (Factiv) bei transitiven, des Dativ (Objectiv, Essiv) bei

intrans. Verben; das des Obj. das Dativ-Suffix.

Bestimmungen irgendwelcher Art (wie Orts-, Zeitbestimmungen

u. s. w.), die an und für sich mit der Handlung des Satzes nichts

zu thun haben, werden vorangestellt oder eingeschoben.

7) Im mehrgliederigen Satze tritt für das ein¬

fache Wort das zusammengesetzte, das Quasiwort

ein; denn jeder Nebensatz ist ein nach dem Muster

des einfachen Satzes gebautes Wort. Seine Be¬

ziehungen zu dem nächstübergeordneten werden dem¬

gemäss durch Composition ausgedrückt.

Diese ist in dor Minderzahl der Fälle primär, meist wird sie

secundär (durch ein Gerundium oder Supinum mit Sff.) hergestellt.

Naturgemäss kann von einer Composition nur bei solchen Sätzen

die Eede sein , welche in einem directen Abhängigkeitsverbältniss

zu einander stehen. Alle andern werden — wie die Zeit- und

Ortsbestimmungen in den einfachen Satz — lose in das Gefüge

eingeschoben.

Die einzelnen Theile des Satzes sind also unter sich und mit

dem Ganzen gleichsam verzahnt, so zwar dass sich im Allgemeinen

das Vorangehende näher bestimmend zum Nachfolgenden verhält,

und werden von dem unweigerlich am Schlüsse stehenden gram¬

matischen Subj. , einem Nomen (auch Lehnwort) oder (meistens)

Vb. fin. regiert. Man möchte es eine tatpurusha-Composition im

grossen Stile nennen.

Auf dieser mit starrer Consequenz durchgeführten Composition

ruht der ganze Bau des Newäri. Die nun folgende Pormenlehre

wird vielleicht dazu beitragen das zu erweisen.

(20)

20 Conrady, Das Newäri.

II. Formenlehre.

1) Nomen. Wie oben gesagt fehlt ihm das grammat. Ge¬

schlecht; eine Scheidung von Lebewesen und Dingen (logisches

Geschl.) wird durch Anfügung der Numeralworte (s. u.) mha gug

(mit oder ohne Zahlwort) erzielt. Bei Thiernamen findet sich, wenn

nöthig, vorgesetztes bä mä für „Männchen", „Weibchen" ').

Das Nomen hat 2 Numeri: Sing. Plural. Letzterer braucht

nicht ausgedrückt zu werden, da er sich meist aus dem Satz¬

zusammenhang ergiebt : die Composition erspart ihn (vgl. sskr.

padoham „Fuss wasser' = „Wasser für die Füsse"). Wird er be¬

zeichnet, so geschieht es durch nachgesetzte, eine Menge bezeichnende

(sskr. oder new.) Worte: gan «i'il , rok »al^, pani (pirn pi); gan-

pani, rok-samasta , pani-salcalie u. s. w. — Einen Dual möchte

ich nicht annehmen, die häufige Anfügung von nie-mha, nie-td „2"

oder thug-nie-mha „diese 2" ist nur ein Analogon zu angehängtem suo-mha „3" pie-mha „4" u. s. w. : eine Enumeration, kein Numerus.

— Die Pluralworte fallen vor Casussuffixen gern weg.

Es giebt 5 Casus: Factiv (Instr.-Nom.) , Objectiv (Dat.-

Acc), Genitiv, Locativ, Vocativ. Dieser zeigt meist den

Stamm, welchem zuweilen (in ehrerb. Anrede?) das (Loc.-)Sf. -sa

angefügt wird , und vorgesetztes sskr. he , bho , bho-chi („o du") ;

die übrigen Casus entstehen durch Antritt von Richtungssff., welche

wechseln und sich zu Paaren verbinden können. Die so entstehen¬

den Beziehungsnüancen sind noch unklar, doch scheint das letzte

Glied für die Bedeutung massgebend zu sein.

Casus. Einfache Suffixe. Doppelsuffixe.

Factiv. na „durch"; sana ; tana ; kiena ;

Obj e ctiV.

Genetiv.

Locativ.

sie „in, von".

ta tu tug „zu" ; kie „zu" ; ug „mit".

yä(ie) „von, für".

sa „in ; zu-hin ; von".

yä(ie)na; siena

nata natu nakie ;

yd(ie)ta yä(ie)kie; s(a)ta s(a)tu s(a)kie saug.

sayä(ie).

nasa; tasa.

Es ist möglich dass ein Ablativ durch yä(ie)kie („zu-hin" und

„von-her") gebildet wird ; sonst wird er dui-ch den (mit dem Locativ

wechselnden) Gen. vertreten. Auch scheinen die mit sa beginnen¬

den Doppelsff. in ehrerb. Rede gebraucht werden.

Als Respektsworte dienen (immer?) Lehnworte, z. B.

nietra •J'^+l, f mikhä „Auge".

1) Hüde son (ME. XII, acO) fiihrt an lyaye-lima m., lydse- lima f., jyatlia-lima m., jyitlii-hma t. Ersteres ist mir noch niclit begegnet, letzteres lindet sich als Jyätlia m. oft, als f jifln nur Hi. 32 A 3.

(21)

Conrady, Daa Newäri. 21

Der bestimmte Artikel kann durcb Vorsetzung des pron.

dem. thuo, der unbestimmte durcb nachgesetztes cha-mha {-guo)

(eine Differenzirung aus cM 1) ausgedrückt werden.

2) Das Adjeetiv bildet mit seinem Nomen ein karmadhäraya-

Compositum entweder in primärer oder in secundärer (Gen.-Sf.)

Verbindung. Der Form nach ist es bald Verbalstamm {bhi{rn) „gut") bald Verbalform {bhi. iia „gut") und fungirt nachgestellt (prädicativ)

als beugungsfähiges Verbum mit Activ und Causativ {bhin.ie „gut

sein", bhin-li . ie „gut machen"). Ein Theil der Adjectiva besitzt nur Causativform {si-lca „sterbengemacht = tot", ca-lc.w> süss* u.s.w.)

mha Cfuo treten gern an ; sie bleiben vor Suff. , weichen aber fast

immer den Pluralworten.

Die Comparation erfolgt meist durch Anfügung der Post¬

pos. sina{m) {sinuo) „von-her, von-aus" an den Genetiv des Ver¬

gleichungsobjekts. Je nachdem sie an den Gen. Sing, oder Gen.

Plur. desselben tritt entsteht Comparativ oder Superlativ.

Diese Art der Vergleichung wird auch beibehalten, wenn das Adj. ein

sskr. Superlativ ist. Beispiele: cha . le sina tavadliaha „von

dir aus gross" d. h. „grösser als du", thuo-te sundari.ie sina

sresta cha „von diesen Schönen her (bist) du (sehr) schön' d. h.

die Schönste".

Eine zweite Art entsteht aus der Gegenüberstellung von Po¬

sition und Negation, so : napumsalc ju . ie bhi. iia, parastri sieva-

ra-p.ie ma bhi.ria {Hi. 34 B. 3) „Eunuch sein (ist) gut, fremden

Weibern dienen (ist) uicht gut" d. h. „E. ist besser als —".

3) Zahlwort. 1. Cardinalia. 1 chi 2 nie 3 suo 4 pie

5 Tia {ild) 6 Idiuo 7 nhas 8 cyä 9 (/wn? 10 ji \2 ji-ma-nie 14

ji-ma-pie 16 ji-ma-khuo 20 nie-ya {-ieJ) 30 suo-ya {-ie?) 100 sat-

{sar)-chi 200 nie-sat{-sar) 224 nie-sar-bo-nie-ya-pig 1000 dor-chi

16000 ji-ma-khuo-dor-chi.

Die Formen sanho 10 bei F. Müller 1. c. 11^ 346, sanuh,

surm 10 bei Kirkpatrick 1. c. 243 f (Hodgson: ni-sanho 20)

sind mir in den Hss. nicht begegnet.

Bei der Addition wird die kleinere Zahl nachgestellt und bei

den Zahlen 11—19 ma eingeschaltet; bei Multiplication tritt sie

vor die grössere. — Das Pluralwort ist td (cf. Pronomen).

2) Ordinalia. Ausser iihdpa iihapä „erster", ist mir in

deu Hss. keine Ordinalzahl bekanut.

3) Zahladverbien. Ich fand suo-por „3 mal' iid-por

„5 mal" ji-por ,10 mal« {p)or aus tib. p&r entlehnt?); ji-de-na suo-bo f^^. Aus dem sskr. U<*«(I ist yakutä , vielleicht in Analogie zu cha-tu („einmal" ?), gebildet.

Das Zahlwort tritt mit einem Numeralworte, d. h. einem

Worte welches den Begriff der zu zählenden Person oder Sache

angiebt {mha „Lebewesen , body" ; nhu „Tagbeit", aber nhi „Tag")

zu einem dvigu-Comp. zusammen, welches entweder mit dem Gen.-

Sf (adjectivisch) dem betr. Nomen voran oder ohne dasselbe ihm

6 *

(22)

22 Conradi/, Da« Neicdrt.

nachgüsetzt wird : cha-nhu . if; din . sa „eines Tages" (w. „an eineni ein-tagheit-igen Tage") ; kuukha cha-mha „eine Krllhe".

Erscheiut das NW ohno Zahl, so wird es dem Nomen unmittelbar

ungehUngt, vor i'luralworten fllUt es weg: knokhii-inha, kiMkha-jmnI.

Die NW viha guo ((jug-ri) sind im stände einen ganzen 8atz, sei er

declinirt oder nicht, in ein Nomon (Adjeetiv) zu verwandeln. — Eiu

Verzeichniss von NW giebt Hodgson (ME. XII, 331), doch wird

erst eine ausführliche Sanmilung über ihren Gebrauch völlig auf-

klllren; die Hss. stimmen mit Hodgsons Kegel nicht übereiu.

4) Fronoinou. Von ihm gilt dasselbe vvie vom Adjectivum

{\g\. fhug-örämhan „dieser U.' uud thu<>.if; samkha „dieser (,!anklia- surii") ; es scheint demnach einen liogritt' wie Ich-heit, Dies-heit

zu bezeichnen (vgl. Winkler, d. Uralalt. uud seine Gruppen 31).

Als eigne I'luralworto (neben denjenigen des Nomens) hat es

Uli, tv, Ic-td {fd fililt vor Sff. weg).

a) Persönliches Pronomen. 1. Pers. /'{ je 2. Pers.

ehn, die dii 3. Pers. wo (ursprünglich wohl ein Demonstrativ,

da es noch als Correlativ zu dm ijug „was" gebraucht wird.) Es

kann mit mha i/iui (gug-ri) vorbuiidou werden.

Dual? ji'-dir dic-jr „icii und du = wir zwei". I'lural¬

worto: alle geiiaiiutoii mit Ausiiahini^ von gnn, rok, \w\ deuen

oino Verwechselung dos pnm. por.s. mit dem [lossess. möglich wiire.

Docl in ation wie beim Nomen.

K e s p e k t s f o r m 0 n. Es ist nicht unwahrscheinlich dass

zwischen cha : die du eine Unterscheidung wio zwischeu deu tili.

Verwandten khyod : khycd stattfindet, indem che dii die höflicliero

Form ist (dalier stets hho-chi). Die ehrerb. Anrede an Höhere ist

vha-raj)or; iu dor Uodo an oder übor solcho kommen wie os

scheint die oben orwilliiiton DoppulsIV. /ur (Joltuug.

b) Das I'o s s 0 s s i V u lll Siug. wird durch Vorsetzuug des

uudoclinirtoii oder doclinirton prou. pors. goi)ildet ; dor 1' 1 u r a 1

(Sf. nti) scheint nur auf erstero Woiso dorn Nomon vorbuiideu zu

worden, {ji.gan „mein (ii-folgo" ; dia.na M/a/idr „doiii Hetrageii" ; rha-iiii saiiigif ,mwv (Josaiig"). Hoi socuudilror Comp, kiiiiuon dio

|{i'spoktstoriiioii aiig(iwaii(lt wonlou {im . saya rihil „bis nini" Wriglit 1. e. :!07).

o) Do III o Ii s 1 1' a t i V u Ul. fhiig „diosor, dor dio das" (vgi.

Artikel). Vou Doclinatioiist'oniiou ist (ioii. fhiig .ir, l''act.. thiig.na,

Obj. «(,' bo/.ougt, nihil giig (ijug-ri) köuiiou autrotou. Cor re¬

lativ gug (ü. d.). thug tritt gern zusiiiumoufassoud an den Hchliiss

einer Aiif/,!lliluug, doron Num. -Wort odor Sf. os üboruiiiiint, oboiiso

\vit< oin Ziilitworl.. Die DoiiioustrativsliiMiuio (f , ihn, t/iir sind Ills solbsliiiuligo vorloroii gogiingiiii (s. .\dvorliioii), d lud sich iu d-iiiii „diosor" orlmlloii.

Dom St. ihn schoiiioii /u oiitspi iiigoii :

(I) diis ]{ e I I I'X i V 11 Ul thong „(iiioiii doiu sein) oigon", welches violloiciit oino ('iisiisrnnii ((>lij.) diirslollt; dit< ehrorli. [''onu dor-

6 *

(23)

Conrady, Daa Newdrt. 23

selben zeigt thaug.kie nietra „sein Auge" (Kärtt. 21 B. 8). — Das

reciproke Pron. ist thauo-tkatu).

e) tham „selbst". (Pact. tham.na).

f) Relativum. {pu} .welcher welche welches". Von Casus¬

formen ist der Factiv bezeugt; Plural worte unbelegt, viha ijwf

(guo-ri) können angefügt werden. — yuo hat noch die Bedeutungen :

„was? wie? etwas" (in der letzten scheint es mit dem neutralen

Geschlechtszeichen identisch zu sein) und ist offenbar gleich dem

Interrogativ-St. ya (vgl. a : ug, tha : thug). Da es ausserdem nur

höchst selten einem Vb. fin., sonst immer einem Particip oder

Gerund als entbehrlicher Zusatz vorangeht, so scheint die Ver¬

muthung begründet, dass ein eigentlicher Relativsatz so wenig wie

im tibetischen ausgebildet ist. (Ansätze zur Ausbildung eines

solchen durch arischen Einfluss?)

g) Interrogativum. sit „wer?" fhu „was?" ffug „was?

wie beschaffen?" mha yug könneu antreten. Der hierhergehörige

Stamm ya kommt nur uoch adverbial vor (s. d.). Vgl. tib. su ci yari.

h) Indefinitum. Es entsteht aus dem vorigen durch An-

htlngung des Zahlwortes chi 1 mit dem verallgemeinernden -nam

-nugm, seltener durch Verdoppelung des Stammes oder Antritt von

-nam-7iugin - nä an deu einfachen Stamm; bisweilen findet sich auch

das blosse Interrogativ: su-rhi.nam (nuinn), chu-ehi .nam yug-chi.

nani (vgl. tib. su-zig ci-kiy yaii-ziy); susu chuchu; su.nam su.

nugm su.nä (chu. nam u. s.w. unbelegt); sm chu. Ohne Analogon

findet sich yug-ra „irgeud einer".

i) P r 0 n o ni i u a 1 a d j e c t i v a. iiieba, mebu „anderer". „Keiner*

wird durch das Indef. rait folgendem ma „nicht", „jeder" durch Doppelnegation gebildet.

5) Verbum. 1) Hier ist zimllchst wieder vom Satze aus¬

zugehen. Aus dem darüber oben Gesagten ergiebt sich die natür¬

liche Eintheilung der Verbalformen nach ihrem Satzverhttltniss

in selbstllndige (B\ des Hauptsatzes): Verbum fini¬

tum, und abhllngige (F. des Nebensatzes): Partioip-

Infinitiv.

Die Stämme, welche sie bilden oder bilden helfen, zerfallen

in einfache; Praesens - Praetori tum (Aorist), und zu¬

sammengesetzte: Futurum, Perfectum (l'lusij pf.).

Die Verba selbst theilen sich in wurzelbafte und ab¬

geleitete (Causativa, Desiderativa, Durativa, Deno¬

minativa). Solche abgeleitete Verba sind der Bildung, nicht dem

Gebrauche nach auch die zusammengesetzten Stllmuio.

Die Zusaunnensotzuug bezw. Ableituug, wolche sich aus dem

Charakter des now. Verbi erklllrt, erfolgt durch primäre oder socun-

dllro ('omposition d(« einfachen Stammes mit Hilfszoitworteu.

2) .leder Vorbaistamm (einfach oder zusam inon-

gesotzt) hat dreifache Form: kurze, mittlere, lauge.

Diese sind — uullhnlich deu tibetischen - vollkonimen zeitlos; diu

(24)

24 Conrady, Daa Newäri.

mittleren scheinen ein conditionales , concessives Verhältniss zu be¬

zeichnen.

a) Sie entstehen je nachdem der Auslautsconso¬

nant abfällt, bleibt, oder um a{rn) vermehrt wird.

Solcher Conss. giebt es drei: tnr.

b) Ausgenommen sind vor allem die Hilfsverba tar (Perf)

har (Causativ) par (welches sskr. Worte verbalisirt). Bei ihnen

zeigt der kurze St. bloss den Anlautscons., der mittlere Anlaut und

Stammvocal, der lange den vollen Stamm -\- a{m). Also:

a) da dat data{m) b) t ta tara{m)

uo uon uona{rn) k ka kara{m)

ju jur jura{rn) p pa para{^m)

Sonstige Ausnahmen sind: einige Verba -r mit langem

Stammvocal («), sie sind einstämmig ; die Hilfsverba des Futurs

yi und yu, ersteres hat nur die St. yi yin, letzteres nur yu (?).

3) Die langen Stämme sind die selbständigen

Verbalformen, den abhängigen liegen die kurzen

und mittleren Stämme zu Grunde.

Diese letzten können durch primäre oder secundäre Composition

mit ihrem regens verbunden und in beiden Fällen durch mlia guo

ri (juo-ri substantivirt werden.

4) Die zur secundären Composition verwendeten

Suffixe sind:

na ta uo ie (ya) iia (nya) sa sie

nain uom iem iiam (nyam) sam siem

nä ie (yä) iid (nyä) sä

nuo tuo

nuom tuom

Also bis auf üi iia iiä dieselben wie die Casusbildner des

Nomens. Es ergiebt sich aus na : itä u. s. w. wie aus den Formen

des zusammengesetzten Stamms : ta : td Jea : ku pa : pä, dass der

Tonwechsel hier eine wichtige Rolle spielt. Deshalb ist ie (ya)

(das auch als Adjectiv-Sf bezeugt ist) gewiss als die leichte Form

von ii; (i/u) aufzufassen, zumal da ie : ie, ria: iid sich entsprechen;

die Form ie ist aus den Schreibungen ya : ye : e erschlossen. —

sir; geht vielleicht auf sa zurück ; na (nya) , auch ein Adjectiv-Sf

wie ie ug , mag ein Genetiv-Suffix oder eine Differenzirung vou na

sein. Für letzteres spricht die häufige Schreibart ne nya. Wir

erhielten dann analog oben (p. 12) berührten Vorgängen eine ver¬

einfachte Reihe, nemlich

na nam nd ta | (a u) I sa sam sd

nie niem nie ! ie iem ie | sie siem

nug nugm tug tuom j ug mnn I

Allein das steht auf schwachen Füssen, weil die Schwankung

von ria : ne : nya auch auf dem eigenartigen Klange des Nasals

beruhen kann. Ob und vvie nug(m) (nam nä) mit dem verall-

(25)

Conrady, Das Newart. 25

gemeinernden nuo{m) nam zusammenhängt, ist mir noch nicht deut¬

lich. Jedenfalls lässt sich über den Zusammenhang von na : na nya

{nie) : nuom nichts Bestimmtes sagen , bevor eine breite Basis der

Untersuchung gewonnen ist. Vorläufig steht nur fest dass nuo

mit nya{nie) ria , dies mit na und tuo wechseln kann : dkar . sd .

nuom , dhär . su . nya{ne iia) , dhär . sä . nam ; gathie . n.a{nya)

dhär . sä: gathie . na dhär . sä: gathie . tuo dhar . sä.

Ebenso wie bei der Declination ist Häufung der SufF. zulässig.

Dabei scheint die Regel zu gelten dass an ein schweres Sf. nur ein

leichtes treten darf. Ich fand die Verbindungen:

(na) {ta)

uo uo . sa uo . na ug . tug

ie in .nä ie . ta ie . sa ie . iS

ie ig . na{m) iS . ug te . ta ie . tug ie . sa

na iia . iii na . ie . ta

fia nii . na{m) nä .ie? nä . ug iiä . sa iid . sie

sa sa . natn sa . nugm

sd . iia sie sie.nam{?)

Diese Bemerkungen gelten für sämmtliche Verbalformen.

5) Wurzelhaftes Verbum. a) Selbständige Pormen:

Verbum finitum. Dies endigt auf am (bei Wright a, in

spätem Texten {Sv) o geschrieben) im Aorist '), Perfekt, Plusquam¬

perfekt. Der Anusvära bedeutet vermuthlich eine besondere Be¬

tonung. — Das vb. fin. futuri scbeint auf schweren Vocal aus-

zufehen , es wird oft so geschrieben ; meistens aber tritt es als

abhängige Porm, oft sogar mit Sf {ug) auf — Der Imperativ

ist eigenthümlicher Weise stets eine suffixale (Supin-) Porm.

Von den zusammengesetzten Stämmen gilt dasselbe. In der

Regel sind sie primäre Composita, und zwar tritt tar gewöhnlich

an den mittlem, oft mit sie an den kurzen Stamm, selten an eine

andere Suffixform, yin yu nur an den kurzen Stamm; bei n-Stämmen

verUert yin das y.

b) Abhängige Pormen: Particip-Infinitiv. Von

dieser wie im tib. einheitlichen Porm werden durch Suftixe alle

übingen Beziehungsausdrücke — Supina Gerundia — abgeleitet.

Es ist dabei zu bemerken dass diese Scheidung nur eine gramma¬

tikalische ist; denn an und für sich ist das Particip ebenso gut

ein Supin oder Gerund, wie jedes von diesen Particip, nur die Art

der Composition mit dem regens ist verschieden. — Der Uebersicht¬

lichkeit halber ordne ich diese Formen nach der oben gegebenen

Reihenfolge der Suffixe.

MO »mit" -) an den kurzen St. tretend bildet ein Supinum, 1) Aorist nenne icli die selbst. Form des einfachen St., weil sie lediglich den Eintritt einer Handlung ausdrückt.

2) In Gebrauch und Bedeutung von uo vgl. Jäschke Hdwb. d. tib.

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Hort Gröbzig SteJH Hallesche Straße 72 OT Gröbzig, Stadt 06388 Südliches Anhalt Tel. Jugendhilfe Dr.-John-Rittmeister-Straße 06

Internationaler Bund, IB Mitte gGmbH für Bildung und soziale Dienste, Niederlassung Sachsen-Anhalt, Kinder- und Jugendhilfezentrum Harz. Vogelgesang 35

Weg zum Hutberg 12 06295 Lutherstadt Eisleben.. Kindertagesstätte

Hort Freizeitstrolche Huttenstraße 12 OT Merseburg 06217 Merseburg Tel.. 15

Internationaler Bund, IB Mitte gGmbH für Bildung und Soziale Dienste, Niederlassung S-A, Gebiet Süd Jugendhilfe- u.. Bildungsverbund Halle/BLK

Uns wird aus Bremerhaven gemeldet, dass eine Verankerung wieder aufgetaucht ist, die wir vor drei Tagen ausgelegt haben.. Jede Verankerung ist mit einem Satellitensender

Die Messungen werden alle 15 Sekunden durchgeführt und liefern aneinandergereiht Informationen über die Sed-.. i---ment-dicke und Topographie

Als 1952 die Universität Harnburg an Franz Nus- ser, der sich als Mitglied der Geographischen Gesellschaft in Hamburg und außerhalb seines dienstlichen Tätigkeitsfeldes engagiert