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Tim Wersig. Für mich und für andere

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Tim Wersig

Für mich und für andere

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Tim Wersig

Für mich und für andere

Das Freiwillige Soziale Jahr im politischen Leben aus der Perspektive der Freiwilligen

Tectum Verlag

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Tim Wersig

Für mich und für andere. Das Freiwillige Soziale Jahr im politischen Leben aus der Perspektive der Freiwilligen

Tectum Verlag Marburg, 2015

Umschlagabbildung: © christophe papke / photocase.com

ISBN 978-3-8288-6166-4

(Dieser Titel ist zugleich als gedrucktes Buch

unter der ISBN 978-3-8288-3497-2 im Tectum Verlag erschienen.)

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Bibliografische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Angaben sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

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„Das FSJ-P war der Auslöser für die Orientierung für die Zukunft, ohne das FSJ-P hätte mir dieser Auslöser gefehlt.“

„Früher wollte ich Politikerin werden, heute glaube ich, dass man eher von außen auf das politische System einwirken kann und Dinge on the roots verän- dern kann. Das musste ich bei meinem FSJ-P schmerzlich feststellen und konnte es freudig bei meinem weltwärts-Jahr feststellen.“

„Seit diesem Jahr habe ich ein noch größeres politisches Interesse und den Wil- len mich global zu engagieren. Ich habe gelernt, dass gerade die Arbeit von NGOs [Nichtregierungsorganisation] so wichtig sind und ich nicht aktiver Teil dieses politischen Systems werden möchte.“

Aussagen von Freiwilligen nach Absolvierung ihres FSJ-P

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Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung 9

2. Begriffliche und thematische Annäherung, einschließlich der Darstellung

des gesetzlichen Rahmens 13

2.1 Freiwilligendienste in Deutschland 13 2.2 Das Freiwillige Soziale Jahr (und die Soziale Arbeit) 23

3. Forschungsstand 31

3.3 Struktur und Motive der Freiwilligen 31

3.2 Wirkungen von Freiwilligendiensten 39

4. Das Freiwillige Soziale Jahr im politischen Leben 43 4.1 Vielfältige Perspektiven auf dem Begriff der (politischen) Bildung,

das Phänomen der Politikverdrossenheit sowie Möglichkeiten

der (politischen) Partizipation 44

4.1.1 (Politische) Bildung 45

4.1.2 Politikverdrossenheit bei jungen Menschen 55 4.1.3 Möglichkeiten der (politischen) Partizipation

von jungen Menschen 63

4.2 Allgemeine und FSJ-P-spezifische Ziel-Maxime 73 4.3 Rahmenbedingungen und Projektinhalte 77

4.3.1 Die Einsatzstellen 77

4.3.2 Die Seminare 78

4.3.3 Die pädagogische Begleitung 79

5. Empirischer Teil 83

5.1 Zur Einführung: Evaluation und Evaluationsforschung

in der Sozialen Arbeit 83

5.2 Rahmenbedingungen, Planung sowie Grenzen der Untersuchung 85

5.3 Ziel und Hypothesen der Untersuchung 86

5.4 Das leitfadengestützte (Expert_innen-)Interview 90

5.5 Der Leitfaden 92

5.6 Transkription 94

5.7 Auswertung 95

6. Ergebnisse und weiterführende Thesen der Studie 99

6.1 Politisches Interesse und Engagement 99

6.2 Einsichten in politische Prozesse 102

6.3 Das Politikverständnis und dessen „Veränderung“ 103 6.4 Stärkung des Selbstbewusstseins und der Selbstständigkeit 104 6.5 Stärkung, Ausbau und Zugewinn von Kompetenzen 106

6.5.1 Respekt und Toleranz anderen Haltungen gegenüber 108

6.5.2 Umgang mit Konflikten 110

6.6 Berufliche Orientierung 110

6.7 Möglichkeiten der Partizipation 111

(9)

8

6.8 Förderung ehrenamtlichen Engagements 112 6.9 Zusammenfassende Perspektiven 113

6.10 Ein Jahr danach 116

7. Zusammenfassung und Fazit 121

8. Quellen- und Literaturverzeichnis 125

9. Anhang 169

9.1 Gesetz zur Förderung von Jugendfreiwilligendiensten 171 9.2 Tabellarische Übersicht über vorhandene Freiwilligendienste 179 9.3 Tabellarische Übersicht von Studien über Freiwilligendienste 181

9.4 Konzeption des FSJ-P 193

9.5 Vereinbarung über die Ableistung des Jugendfreiwilligendienstes Freiwilliges Soziales Jahr im politischen Leben (FSJ-P) 199

9.6 Fragebogen zur Nacherhebung 208

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1 Einleitung

„Bürgerschaftliches Engagement, Freiwilligendienste und Ehrenamt erfreuen sich aktuell großer öffentlicher Aufmerksamkeit.“1 Vielmehr stellt das bürgerschaftliche Engagement2, so halten es Thomas Rau- schenbach und Annette Zimmer fest, „zweifellos (…) ein Phänomen von zentraler gesellschaftlicher, politischer, sozialer und wirtschaftlicher Bedeutung.“3

„Es ist der ‚Kitt‘, der moderne Gesellschaften zusammenhält, dem politischen Gemeinwesen ein solides Unterpfand gibt und in seiner ökonomischen Bedeutung gar nicht groß genug eingeschätzt wer- den kann.“4

Oder wie es Serge Embacher ausdrückt:

„Ohne das tägliche Engagement von vielen Millionen Menschen ist eine freiheitliche und soziale Demokratie nicht möglich. Denn Frei- heit zeigt sich nicht darin, dass jeder machen darf, was er will, son-

1 Rätz-Heinisch, 2007, S. 26; vgl. Slüter, 2009a, S. 62; vgl. Olk, 2000; vgl. Dobs- law/Fischer/Jax, 2004, S. 5; vgl. Glaß, 2004, S. 95; vgl. Slüter, 2011, S. 7; vgl.

Backhaus-Maul/Nährlich/Speth, 2011, S. 48; vgl. Jakob, 2011a, S. 185; vgl.

Zimmer/Rauschenbach, 2011, S. 11f.; vgl. Bündnis für Engagement, 2010; vgl.

Fechner/Jakob, 2012, S. 4; vgl. Olk/Hartnuß, 2011, S. 5; vgl. Liebig, 2009, S.

11; vgl. Olk/Hartnuß, 2011a, S. 145; vgl. Backes, 2011, S. 65; vgl. Gleich, 2003, S. 213; vgl. Vondrasek, 2003a, S. 416; vgl. Jakob, 2004, S. 15; vgl. Hartmann, 2004, S. 37; vgl. Slüter, 2004, S. 143; vgl. Krettenauer/Gudulas, 2003, S. 221;

vgl. auch Krettenauer, 2007, S. 93ff.; vgl. Christen, 2013, S. 39; vgl. auch Ha- feneger, 2013a, S. 68ff. Als eine Begründungsperspektive bedienen sich Thomas Olk und Birger Hartnuß der Erklärung, dass dieses anhaltende Inte- resse ein „Ausdruck veränderter Bedingungen und Ausdrucksformen des En- gagements und neuer Erwartungshaltungen durch gesellschaftliche und poli- tische Akteure[_innen ist].“ (Olk/Hartnuß, 2011a, S. 147); vgl. dazu auch Hummel, 2003, S. 52

2 Zur begrifflichen Einordnung des bürgerschaftlichem Engagements schreibt Ansgar Klein beispielgebend: „Alle Formen des freiwilligen Engagements sind dann Formen des bürgerschaftlichen Engagements, wenn sie öffentlich Anlie- gen vertreten, die sich an Gemeinsinn und Fragen einer politischen Gemein- schaft orientieren. Insofern ist dieses Engagement „bürgerschaftlich“, d.h. ein Engagement von BürgerInnen des politischen Gemeinwesens.“ (Klein, 2013, S. 69) Mit dieser Annäherung stellt Klein auch einen Zusammenhang zur En- quete-Kommission „Zukunft des Bürgerschaftlichen Engagement“ her, welche von 1999-2002 im Auftrag des Deutschen Bundestages wirkte.

3 Zimmer/Rauschenbach, 2011, S. 11 4 ebd.

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10

dern darin, Verantwortung für sich und andere zu übernehmen und dadurch das Gemeinwesen mitzubegründen.“5

In der Bundesrepublik Deutschland bestehen verschiedene Möglichkei- ten eines freiwilligen, bürgerschaftlichen Engagements. So gibt es seit über 40 Jahren gesetzlich geregelte Freiwilligendienste, in denen sich meist Jugendliche bzw. junge Erwachsene gemeinnützig betätigen kön- nen. „Die klassischen Freiwilligendienste sind eine besondere Form des bürgerschaftlichen Engagements, in der sich Jugendliche und junge Erwachsene zur Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung für einen bestimmten Zeitraum selbst verpflichten.“6 Diese besondere Form zeich- net sich dadurch aus, dass die Freiwilligendienste vertraglich geregelt sind, überwiegend öffentlich gefördert werden, sowohl Dauer und Inhalt als auch die Art der freiwilligen Tätigkeit und die Einsatzstellen und Trägerstrukturen verbindlich geregelt sind und die Dienste Vollzeit- dienste darstellen, welche in der Regel 12 Monate und in Ausnahmefäl- len bis zu 18 bzw. 24 Monaten andauern können. Außerdem besteht der Anspruch auf ein „Taschengeld“, häufig werden Unterkunft und Ver- pflegung bereitgestellt und es besteht eine sozialrechtliche Absicherung.

Gleichzeitig stehen Jugendliche und junge Erwachsene auch in der heu- tigen Zeit vor der Herausforderung ihre Biografie zu gestalten. Auch zeigen sich hier immer mehr individualisierte und diversifizierte Über- gänge in das Erwachsenenalter. Durch die aktive Gestaltung dieser Le- bensphase7 sind die jungen Erwachsenen immer mehr angehalten, den bestehenden Anforderungen gerecht zu werden und sie zugleich selbst- tätig zu bewältigen, um so ihre eigenen Biografien hervorzubringen.8 So werden auch Übergänge „keinesfalls nur institutionell reguliert, sondern auch von den Individuen subjektiv bewältigt und gestaltet.“9

5 Embacher, 2012, S. 3

6 Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), 2006, S. 30; vgl. Christ/Fischer, 2007, S. 13; vgl. Werner, 2003, S. 327; vgl. Deutscher Bundesjugendring, 2011, S. 1; vgl. Fischer, 2011, S. 53; vgl. Jakob, 2011, S. 28;

vgl. Pollhans, 2011, S. 31; vgl. Bielenberg, 2011, S. 45; vgl. Fischer, 2011a, S.

54ff. ; vgl. Jakob, 2011a, S. 185f.; vgl. Kreuter, 2012, S. 24; vgl. Olk, 2005, S. 3;

vgl. Slüter, 2009, S. 2; vgl. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), 2013, S. 239

7 „Die Lebensphase Jugend umfasst den Abschnitt zwischen der Pubertät und dem Eintritt in ein eigenständiges Berufs- und Familienleben.“ (Hurrelmann, 2003, S. 121); dazu weiterführend auch: Walther, 2008, S. 10ff.; Stau- ber/Pohl/Walther, 2007, S. 7ff.; Walther/Stauber, 2007, S. 19ff.; Stau- ber/Walther, 2013, S. 270ff.

8 Vgl. Reißig, 2013, S. 6; vgl. auch Hurrelmann, 2003, S. 115 9 Walther/Stauber, 2013, S. 31

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„Die Biografie mit der Strukturierung von Ereignissen im Zeitablauf wird nur zu einem Teil durch gesellschaftliche Vorgaben [z.B. der Besuch von formalen Bildungseinrichtungen] und kulturelle Symbo- le unterstrichen. Die Formung der Biographie ist in diesem Sinne ein zentraler Bestandteil des Prozesses der Sozialisation über den gan- zen Lebenslauf hinweg. Dem Jugendalter kommt dabei immer mehr eine Schlüsselrolle zu, es wird prototypisch für die Lebensbewälti- gung.“10

Eine Übergangsmöglichkeit stellt z.B. die Absolvierung eines Freiwilli- gendienstes dar.11

Neben dem Freiwilligen Ökologischen Jahr (FÖJ) gilt das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) als eine der Hauptformen. Nebst der Caritas, der Dia- konie und der Arbeiterwohlfahrt (AWO) sind auch die Internationalen Jugendgemeinschaftsdienste (IJGD) einer seiner anerkannten Träger. Als eine neue Unterform des FSJ konzipierte der IJGD das Freiwillige Soziale Jahr im „politischen Leben“ (FSJ-P) und möchte damit der weiterhin anhaltenden Politikverdrossenheit entgegenwirken. Innerhalb des letz- ten Studien-Semesters waren die Verantwortlichen des Projektes auf der Suche nach einer Person, welche die Evaluation des FSJ-P übernehmen würde. Nach ausführlicher Überlegung entschied ich mich, diese Her- ausforderung anzunehmen und diese zugleich zum Thema der vorlie- genden Studie werden zu lassen. Aus diesem Grund wurde folgendes Thema gewählt: „‚Für sich und für andere.‘ Das Freiwillige Soziale Jahr im politischen Leben aus der Perspektive der Freiwilligen.“ Durch meine langjährige Mitgliedschaft (seit 2009) in der hochschulinternen Kommis- sion für Qualitätssicherung als ein Vertreter der Studierenden ist mir der Bereich der Evaluation nicht fremd. Vielmehr erscheint es mir sehr tref- fend, meine Kompetenzen in diesem Bereich weiter zu vertiefen, da nach einschlägiger Recherche12 festgestellt werden kann, dass die Evaluations- forschung einen bedeutenden Teil in der Sozialen Arbeit einnimmt. Im Sinne des Titels dieser Arbeit besteht das Ziel darin, die vielfältigen Perspektiven der Freiwilligen darzustellen. Im Folgenden wird vorerst der Aufbau der Arbeit erläutert. Einführend sollen im Rahmen einer begrifflichen Annäherung, einschließlich der Darstellung des gesetzli- chen Rahmens, vorerst die Freiwilligendienste in Deutschland verortet werden, bevor in einem zweiten Schritt das Freiwillige Soziale Jahr in Zusammenhang mit der Sozialen Arbeit betrachtet wird. Auf Grundlage

10 Hurrelmann, 2003, S. 115f.; vgl. auch Truschkat, 2013, S. 44ff.; vgl. auch Ko- nietzka, 2010

11 Weiterführend dazu: Lempp, 2013, S. 614ff.

12 Vgl. Groenemeyer/Schmidt, 2011, S. 366; vgl. May, 2010, S. 305; vgl. Baum- gartner/Sommerfeld, 2010, S. 1163

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12

bestehender Evaluationsergebnisse sollen folgend die Freiwilligen selbst näher beschrieben werden. Anschließend soll das Freiwillige Soziale Jahr, hier speziell im „politischen Leben“ (FSJ-P), aus verschiedenen Blickwickeln betrachtet werden. So gehören dazu die Darstellung vielfäl- tiger Perspektiven auf den Begriff der (politischen) Bildung, das Phäno- men der Politikverdrossenheit, Möglichkeiten der (politischen) Partizipa- tion sowie die Beschreibung der Internationalen Jugendgemeinschafts- dienste als Träger des FSJ-P. Des Weiteren werden allgemeine und FSJ-P- spezifische Ziel-Maximen dargestellt. Auch die Untersuchung der Ziel- gruppe und der Projektinhalte sind ausschlaggebend, um einen Über- blick über das FSJ-P zu erhalten. Im empirischen Teil dieser Arbeit soll vorerst allgemein auf die Evaluation und Evaluationsforschung in der Sozialen Arbeit eingegangen werden, bevor Rahmenbedingungen, Pla- nungen und Grenzen der Untersuchung aufgezeigt werden. Infolgedes- sen werden Ziel und Hypothesen der Studie sowie das leitfadengestützte Interview als Durchführungsmethode vorgestellt und damit auch die methodologische Begründung vorgenommen. Nachdem der Interview- leitfaden inkl. Hinweisen zur Durchführung dargestellt wurde, soll die Auswertungsmethode näher beschrieben werden. Im Folgenden werden die Ergebnisse und weiterführenden Thesen der Studie zusammenge- fasst, bevor die vorliegende Arbeit mit einer allgemeinen Zusammenfas- sung und einem Fazit schließt.

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2 Begriffliche und thematische Annäherung, einschließlich der Darstellung des gesetzlichen Rahmens

Da es für die Einordnung, das Verständnis und das Erkennen des Zu- sammenhanges der gesamten Darstellungen bedeutend ist, werden in diesem Kapitel die unterschiedlich verwendeten Haupt-Begriffe aus verschiedenen Perspektiven inklusive der exemplarischen Darstellung der rechtlichen Grundlagen untersucht. Es wurde sich hierbei bewusst für die Aufführung einer „begrifflichen und thematischen Annäherung“

entschieden, da aufgrund der Mannigfaltigkeit eine abschließende Defi- nition der folgenden Begriffe nur schwer möglich ist. So kann diese „An- näherung“ auch als eine überblickartige Themeneinführung gesehen werden.

2.1 Freiwilligendienste in Deutschland13

„Junge Menschen im freiwilligen sozialen Jahr [und] freiwilligen ökolo- gischen Jahr (…) leisten (…) einen wichtigen sozial- und gesellschaftspo- litischen Beitrag.“14 Viel mehr noch befinden sich die Freiwilligendienste

„seit Jahren im Aufwind. (…) [und konnten eine] (sozial-)politische Be- deutung [erlangen].“15

„Das Ziel ist eine aktive Gesellschaft, die niemanden durch unglei- che Lern- und Teilhabechancen ausgrenzt - eine Gesellschaft, in die sich alle einbringen können und wollen. Freiwilligendienste sind der Motor bei der Umsetzung dieser Vision.“16

Werden die verschiedenen vorhanden Freiwilligendienste in Deutsch- land näher betrachtet, wird deutlich, dass sie anders als andere Arten

13 Es sei darauf hingewiesen, dass sich (aufgrund des gewählten eingeschränk- ten Fokus) im Anhang der vorliegenden Arbeit eine Gesamt-Übersicht über vorhandene Freiwilligendienste befindet.

14 Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, 2004, S. 6 15 Slüter, 2011, S. 7; vgl. Bündnis für Engagement, 2010

16 Guggenberger, 2001, S. 2

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14

bürgerschaftlichen Engagements17 eine eher geordnete Form18 darstellen.

Zudem werden sie überwiegend von jungen Menschen19 geleistet.

Somit besteht für Menschen die Möglichkeit, auf Grundlage einer freien Entscheidung eine meist gemeinnützige Tätigkeit auszuüben.20 „Freiwil- ligendienste als Lerndienste mit besonderem bildungspolitischem Cha- rakter basieren auf freiwilliger Mitarbeit. Sie unterscheiden sich dadurch in ihrer Beschäftigungs- und Arbeitsmarktneutralität von berufsbezoge- ne (...) [m] Engagement.“21 Auch das „Gesetz zur Förderung von Jugend- freiwilligendiensten“22 als Gesetzesgrundlage stellt fest, dass die Jugend- freiwilligendienste die Bildungsfähigkeit der Jugendlichen fördern und zu den „besonderen Formen des bürgerschaftlichen Engagements“23 gehören.24 Des Weiteren bestehen verschiedene Formen der Freiwilli- gendienste im Inland, welche sich hauptsächlich in ihren Tätigkeitsfel- dern unterscheiden und im Folgenden überblicksartig aufgezeigt wer- den sollen. Das Freiwillige Soziale Jahr wird hierbei vernachlässigt, da auf dieses in einem späteren Gliederungspunkt gesondert eingegangen wird.

Neben dem Freiwilligen Sozialen Jahr stellt das Freiwillige Ökologische Jahr eine der Hauptformen der Freiwilligendienste in Deutschland dar.

Wer sich hierfür entscheidet, sollte sich für die Bereiche Naturschutz, Landschaftspflege, Umweltbildung in Umweltschutzverbänden, Forst-

17 Nach Wolfgang Hinte ist dieses Engagement (als eine Perspektive) „lokal, kleinteilig, anlassbezogen, eigensinnig, manchmal stabil, manchmal flüchtig.“;

Hinte, 2004, S. 1 18 Vgl. auch Olk, 2005, S. 3

19 Es wird darauf hingewiesen, dass unter jungen Menschen/jungen Erwachse- nen/Jugendlichen im Folgenden 12- bis 28-jährige Jugendliche und junge Er- wachsene in Deutschland verstanden werden. Diese Ausführungen folgen dementsprechend den Alterseinschätzungen des Jugendsurveys des Deut- schen Jugendinstituts (DJI). (Vgl. Gille/Sardei-Biermann/Gaiser/de Rijke, 2006); vgl. auch Ecarius/Eulenbach/Fuchs/Walgenbach, 2011, S. 13ff.

20 Vgl. Platzbecker, 2003, S. 31; vgl. Freise, 2000, S. 85

21 Platzbecker, 2003, S. 32; vgl. Rauschenbach/Liebig, 2002, S. 13; vgl. Guggen- berger, 2001, S. 2; vgl. Rauschenbach, 2010, S. 404ff.; vgl. Corsa, 2003, S. 59 22 Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), 2008 23 Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), 2008,

§ 1 „Fördervoraussetzungen“; vgl. Jakob, 2004, S. 17

24 Vergleichend hierzu hält Helmut Richter fest, dass die genannte Gesetzes- grundlage im Rahmen einer kritischen Perspektive „das Verständnis einer In- tegration durch Arbeitserziehung unter Hintanstellung der Freizeit- und Mußeerziehung [unterstützt]. (…) Es [das Gesetz] stärkt einmal mehr das Dienstleistungsprinzip und trägt dadurch nicht dazu bei, eine demokratische und lebensweltlich orientierte Zivilgesellschaft (…) emporzubilden (…).“

(Richter, 2003, S. 79)

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und Umweltämtern oder landwirtschaftlichen Betrieben interessieren.25

„Im freiwilligen ökologischen Jahr sollen insbesondere der nachhaltige Umgang mit Natur und Umwelt gestärkt und Umweltbewusstsein ent- wickelt werden, um ein kompetentes Handeln für Natur und Umwelt zu fördern.“26

Die Aussetzung der allgemeinen Wehrpflicht und der damit verbundene Wegfall des Zivildienstes27 war der Grund für die Einführung eines

25 Vgl. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, 2011, S. 7 26 Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), 2008,

§ 4 „Freiwilliges ökologisches Jahr“

27 In Zusammenhang damit hält Uwe Slüter erweiternd fest, dass der Wegfall der Wehrpflicht sowie derjenige des Zivildienstes auch Folgen für die Freiwil- ligendienste hat. Dementsprechend bedeuten weniger Zivildienstleistende, dass sich die Zahl der Freiwilligen erhöhen wird. (Vgl. Slüter, 2009, S. 2; vgl.

auch Liebig, 2009, S. 12) Im Zivildienst selbst, so halten Holger Backhaus- Maul et al. fest, ging es darum, „soziale Dienstleistungen für politisch gesetzte Zwecke bereitzustellen. Gleichwohl wurden mit dem Zivildienst Vorstellun- gen und Hoffnungen verbunden, junge Männer zu guten Staatsbürgern erzie- hen zu können.“ (Backhaus-Maul/Nährlich/Speht, 2011, S. 47; vgl. auch Backhaus-Maul/Nährlich/Speht, 2012, S. 203). Der Zivildienst kann erwei- ternd auch als Rekrutierungsort für sozialprofessionelle Berufe gesehen wer- den, da der psycho-soziale Arbeitsbereich durch die Tätigkeiten im Zivildienst für die Zivildienstleistenden erlebbar wird. Heißt es doch, u.a. bei Jürgen Budde et al., dass der „angemahnte Bedarf männlicher pädagogischer Fach- kräfte durch die derzeitige Zahl männlicher Studierender zukünftig kaum zu decken [ist]“ (Budde/Willems/Böhm, 2009, S. 195) Im Rahmen einer selbst- durchgeführten Befragung (vgl. Wersig 2011/2013), auf die weiter unten noch einmal genauer eingegangen wird – siehe Gliederungspunkt 2.2 – von Studie- renden des ersten Semesters im Wintersemester 2010/2011 gaben 20 von 34 teilnehmenden männlichen Studierenden an, im Vorfeld ihres Studiums einen Zivildienst geleistet zu haben. So äußerten die Befragten auch, dass die Erleb- nisse/Erfahrungen/Tätigkeiten im Zivildienst ausschlaggebend für die Wahl ihres Studiums waren. Sicherlich gilt es diese These im Rahmen weiterführen- der Forschungsarbeiten differenziert zu betrachten. Auch Marc Melcher hält vergleichend fest, dass in den kommenden Jahren damit gerechnet werden muss, dass „weniger junge Männer die sozialen Arbeitsbereiche (…) als Be- rufswahlmöglichkeit in Betracht ziehen.“ (Melcher, 2012, S. 58) Im Jahr 2006, als von der Aussetzung der Wehrpflicht und damit auch des Zivildienstes noch nicht die Rede war, untersuchte Claudio Jax Möglichkeiten und Grenzen der Kompensation des Zivildienstes durch Freiwilligendienste. (Jax, 2006) Zu- sammenfassend kam er im Rahmen der Potentialanalyse zu dem Ergebnis, dass etwa ein Viertel bis die Hälfte der Arbeitsleistung der Zivildienstleisten- den aus der Sicht der Einsatzstellen im Zivildienst durch Freiwilligendienste ersetzt werden kann. So bestehe ein reelles Kompensationspotential. (Vgl. Jax, 2006, S. 104f.) Zudem reiche das Potential der Freiwilligendienste (im Bereich der Einsatzmöglichkeiten) über dasjenige des Zivildienstes hinaus. (Vgl. ebd.)

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16

Bundesfreiwilligendienstes (BFD). Handelt es sich bei dem Freiwilligen Sozialen Jahr und dem Freiwilligen Ökologischen Jahr eher um Jugend- freiwilligendienste, lässt sich der Bundesfreiwilligendienst (BFD) als ein Dienst aller Generationen charakterisieren. „Nichts erfüllt mehr als ge- braucht zu werden“28 heißt es auf den Internetinformationsseiten zum BFD. Der Bundesfreiwilligendienst wird als ein Angebot an Frauen und Männer aller Generationen beschrieben, welche sich außerhalb von Schule und Beruf für das Allgemeinwohl engagieren möchten.29 Zudem hält Uwe Slüter fest, dass der Staat die Freiwilligendienste auch als „so- zialpolitisches Steuerungsinstrument“30 einsetzt. „Sie sollen helfen, die sozialen Sicherungssysteme finanzierbar zu halten oder junge Menschen mit Benachteiligungen oder mit Migrationshintergrund in unsere Gesell- schaft zu integrieren.“31 Auch Ansgar Klein als Geschäftsführer des Bundesnetzwerks Bürgerschaftliches Engagement32 stellt aktuell eine Entwicklung zwischen dem Verhältnis von Staat und Zivilgesellschaft am Beispiel der Freiwilligendienste fest. Er beobachte dementsprechend ein intensives staatliches Interesse am freiwilligen Engagement (u.a.

durch die Schaffung des Bundesfreiwilligendienstes und den damit verbundenen direkten staatlichen Zugriff auf die Freiwilligendienste, den Erhalt des Bundesamtes für den Zivildienst bzw. dessen Umbenen- nung als Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben).33 Gisela Jakob bezeichnet dieses Vorgehen erweiternd als eine „Indienst- nahme der Freiwilligendienste“34 und führt hierbei auch als Beispiel die Etablierung des Bundesfreiwilligendienstes an. „Freiwilligendienste müssen unabhängig von staatlichen Pflichtdiensten begründet und gere-

28 http://www.bundesfreiwilligendienst.de/ (Zugriff: 02.07.12); vgl. Notz, 2012, S. 95

29 Vgl. http://www.bundesfreiwilligendienst.de/ (Zugriff: 10.12.11) 30 Slüter, 2011, S. 7

31 Ebd.

32 Das Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement (BBE) ist ein Zusam- menschluss von Akteuren aus Bürgergesellschaft, Staat und Wirtschaft. Das übergeordnete Ziel des Netzwerks ist die nachhaltige Förderung von Bürger- gesellschaft und bürgerschaftlichem Engagement in allen Gesellschafts- und Politikbereichen. (http://www.b-b-e.de/index.php?id=bbe_ueber_uns, Zu- griff: 12.02.12)

33 Vgl. Klein, 2011, S. 16ff.; vgl. Jakob, 2011, S. 20ff.; vgl. Jakob, 2011a, S. 185 u.

S. 195f.; vgl. Kreuter, 2012, S. 24. Vergleichend hierzu schreibt Liebig: „Inner- halb der Debatten um das bürgerschaftliche, freiwillige und ehrenamtliche Engagement bilden Freiwilligendienste einen vielversprechenden Hoffnungs- träger auf dem Weg in die Zivil- und Bürgergesellschaft (…)“ (Liebig, 2009, S.

11f.) und konstatiert damit die anhaltende Bedeutung der Freiwilligendienste für eine funktionierende Zivilgesellschaft.; vgl. dazu auch Picot, 2004, S. 59 34 Jakob, 2011, S. 20ff.; vgl. Jakob, 2011a, S. 185

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gelt werden.“35 Innerhalb einer ersten begleitenden Untersuchung36 des Bundesfreiwilligendienstes konnte extrahiert werden, dass sich dieses Dienste-Format aktuell zwischen zwei Kulturen verortet:

„Auf der einen Seite erwächst der Dienst strukturell aus dem Zivil- dienst. Staatliche Organisationen betreten als neue Akteure das Feld der Freiwilligendienste. Auf der anderen Seite knüpft der BFD an die Tradition der Jugendfreiwilligendienste an, die sich durch ein diversifiziertes Träger- und Einsatzstellensystem und ein spezifi- sches Bildungskonzept auszeichnen.“37

Abschließend halten Helmut K. Anheier, Annelie Beller et al. fest, dass sich der Bundesfreiwilligendienst in Zukunft zwischen den Polen Enga- gement und Erwerbsarbeit verorten müsse.38 Zudem kann die Bundes- republik von dieser Reform (vom Pflichtdienst [Zivildienst] zum Freiwil- ligendienst [Bundesfreiwilligendienst]) gesellschaftlich gewinnen, „denn Freiwilligendienste bergen ein Potential, welches über Engagement und Partizipation letztlich das demokratische Gemeinwesen stärken kann.“39 Im Bereich der als etabliert zu bezeichnenden Jugendfreiwilligendienste (FSJ, FÖJ) lassen sich vielfältige Funktionen finden. Denn unabhängig vom Betätigungsfeld bieten diese Orientierung und Qualifizierung für den persönlichen und beruflichen Lebensweg. „Hier sammeln junge Frauen und Männer erste berufliche Erfahrungen und trainieren soziale Kompetenzen wie Kommunikations- und Teamfähigkeit. Das gibt Si- cherheit und Selbstbewusstsein (…).“40 Bernhard Vondrasek stellt hier

35 Slüter, 2009, S. 1

36 Hierbei sei angemerkt, dass im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) aktuell die Institute INBAS-

Sozialforschung und ISG die gemeinsame Evaluation des Gesetzes über den Bundesfreiwilligendienst (BFDG) und des Gesetzes zur Förderung von Ju- gendfreiwilligendiensten (JFDG) durchführen. In einer Längsschnittbefragung werden Freiwillige von Herbst 2012 bis Herbst 2014 zu drei Zeitpunkten be- fragt. Die Gesamtergebnisse und Handlungsempfehlungen der Evaluation sol- len im Herbst 2015 vorliegen. (Information aus: Beller/Haß, 2013, S. 63; siehe dazu auch Huth, 2013, S. 139ff. sowie auch Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), 2013a, S. 24ff.)

37 Anheier/Beller/Haß et al., 2012, S. 3; vgl. auch Haß/Beller, 2012, S. 209; vgl.

auch Beller/Haß, 2013, S. 51ff.

38 Vgl. Anheier/Beller/Haß et al., 2012, S. 4

39 Anheier/Beller/Haß et al., 2012, S. 5. Fragend sei hierbei angemerkt, ob es anstelle der Einführung eines neuen Freiwilligendienstes nicht sinnvoller ge- wesen wäre, die Förderung vorhandener Freiwilligendienste auszubauen; vgl.

auch Anheier/Beller/Haß et al., 2012, S. 5

40 Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), 2011, S. 3; vgl. Vondrasek, 2003, S. 11f.

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einen Zusammenhang zu einer Aussage von Karl Jaspers her: „‘Die Zu- kunft ist als Raum der Möglichkeiten der Raum unserer Freiheit.‘“41 und meint damit, dass Freiwilligendienste diesen „Raum der Möglichkeiten“

darstellen können.42 Zudem haben die Jugendfreiwilligendienste auch eine bedeutende gesellschaftliche Stellung. Im Sinne des Gemeinwohls erhalten die Freiwilligen die Möglichkeit, ihre Stärken und Interessen zu nutzen. „Viele erleben hier zum ersten Mal, wie bereichernd und erfül- lend es sein kann, sich gemeinsam mit anderen zu engagieren.“43 Die Freiwilligendienste machen demnach vielfältig kompetent und sind somit für die Bildungsbiografien der Freiwilligen von unschätzbarem Wert.44 Die Erfahrungen der letzten Jahre zeigen ein wachsendes Interes- se der Jugendlichen und jungen Erwachsenen an einem gesetzlich gere- gelten Freiwilligendienst. Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gab bekannt, dass im Jahr 2009 rund 37.500 junge Freiwillige einen Freiwilligendienst begannen.45 Auch aus dem Bericht des Bundes zum Themenbereich Freiwilligendienste geht hervor, dass im Sinne der nachhaltigen Sicherung und Stärkung der Jugendfrei- willigendienste diese besonders gefördert werden sollen.46 Gleiche For- derungen lassen sich auch bei anderen Bundestagsfraktionen47 sowie dem aktuellen Koalitionsvertrag der Großen Koalition (CDU/CSU, SPD)48 finden. So entstehen zu den bisher rund 19.400 Regelplätzen im FSJ/FÖJ etwa 10.000 weitere FSJ-Regelplätze. Daraus ergibt sich eine Gesamt-Regelplatz-Zahl von 29.400.

„In den vergangenen anderthalb Jahren ist es uns gelungen, die his- torische Chance zur Stärkung des freiwilligen Engagements zu nut- zen. Mittlerweile sind wir mit insgesamt rund 85.000 Freiwilligen im Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) und Freiwilligen Ökologischen Jahr (FÖJ), im neuen Bundesfreiwilligendienst (BFD) und den Auslands- freiwilligendiensten einer neuen Kultur selbstverständlicher Freiwil-

41 Vondrasek, 2003, S. 11 zit. n. Jaspers, deutscher Philosoph (1883-1969) 42 Vgl. Vondrasek, 2003, S. 11

43 Ebd.

44 Hoorn/Rindt/Stampfl, 2010, S. 7

45 Vgl. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), 2011, S. 7; vgl. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), 2006, S. 5

46 Vgl. Bernschneider, 2012; vgl. Bär/Grübel/Tauber, 2011, S. 1ff.; vgl. Bär, 2013, S. 26ff.; vgl. Bernschneider, 2013, S. 29ff.

47 Vgl. Kumpf/Rix/Crone et al., 2010, S. 1ff.; vgl. Gehring/Haßelmann/Koczy et al., 2010, S. 1ff.; vgl. Koch, 2013, S. 43ff; vgl. Rix, 2013, S. 45ff.; vgl. Schnei- der, 2013, S. 24ff.

48 Siehe http://www.tagesschau.de/inland/koalitionsvertrag136.pdf (Zugriff:

22.12.13), S. 111

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ligkeit als je (...) [zuvor]. Über 38.000 sind im neuen Bundesfreiwilli- gendienst engagiert. (...) Und auch die Jugendfreiwilligendienste gehen gestärkt aus diesen Entwicklungen hervor. Rund 50.000 Men- schen leisten aktuell ein FSJ oder ein FÖJ. Dazu kommen die rund 6.000 Freiwilligen in den staatlich geförderten Auslandsfreiwilli- gendiensten (...). Die Freiwilligendienste sind damit insgesamt aus der Nische herausgerückt und in der Mitte der Gesellschaft ange- kommen. Ganz offensichtlich gibt es generationsübergreifend eine hohe Bereitschaft zum Engagement; darauf können wir stolz sein“49 So schreibt es Jens Kreuter, ehemaliger Leiter des Arbeitsstabs Freiwilli- gendienste im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ). Durch gezielte Maßnahmen50, auf welche an dieser Stelle nicht näher eingegangen werden kann, soll zudem die Integration von benachteiligten jungen Menschen verstärkt werden. Den Sachverhalt der zunehmenden Förderung bestätigt zudem die folgende Grafik, wel- che die Anzahl der vom Bund geförderten Freiwilligendienste wieder- gibt.

Abbildung 1: Entwicklung der Freiwilligenzahlen51

49 Kreuter, 2013, S. 17

50 Dazu weiterführend: u.a. Wersig, 2013a sowie Kapitel 3.3 Struktur und Motive der Freiwilligen

51 Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Bundesamt für den Zivildienst, Dortmunder Arbeitsstelle Kinder- und Jugendhilfestatistik, Erhebungszeitraum: 2001 bis 2009, „Anzahl der vom Bund geförderten Frei- willigendienste“. Unter den vom Bund geförderten Freiwilligendiensten sind

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Daraus ergibt sich folgende Übersicht, in welcher u.a. die genauen zah- lenmäßigen Angaben zu finden sind.

Jahr Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) Zugänge

zum FSJ1)

Darunter geförderte Plätze aus Mitteln des Kinder- und Jugend-

plans (KJP) pro Jahr

Insgesamt Zusammen Inland Ausland

2002/03 15.985 13.277 13.120 157

2003/04 21.314 13.387 13.211 176

2004/05 25.934 13.624 13.442 182

2005/06 29.378 13.734 13.476 258

2006/07 32.481 16.010 15.694 316

2007/08 35.144 16.365 15.995 400

2008/09 37.748 16.420 16.001 419

2009/10 41.441 16.645 16.204 441

2010/11 42.898 27.114 26.701 413

Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Freiwilligendiensten, geförderte Plätze aus Mit- teln des Kinder- und Jugendplans (KJP) 2002 bis 201152

Werden die Freiwilligendienste im Kontext einer fachlichen und politi- schen Diskussion betrachtet, wird deutlich, dass diese einen Beitrag zu einer lebendigen Demokratie leisten. Freiwilligendienste bieten demnach den Freiwilligen die Möglichkeit, die Gesellschaft mitzugestalten und somit auch demokratische Prozesse zu erleben und zu gestalten. Es ent- steht eine Art „Bürger/-innengesellschaft“, welche von Thomas Olk wie folgt beschrieben wird:

„Bürgergesellschaft beschreibt ein Gemeinwesen, in dem sich die Bürgerinnen und Bürger im Rahmen der politischen Demokratie selbst organisieren und auf die Geschicke des Gemeinwesens ein- wirken können. Im Spannungsfeld von Markt, Staat und Familie wird Bürgergesellschaft überall dort sichtbar, wo sich freiwillige Zusammenschlüsse bilden, wo Teilhabe und Mitgestaltungsmög- lichkeiten genutzt werden.“53

Christian Glaß beobachtet auch ein verstärktes Interesse an Freiwilligen- diensten und führt dieses auf verschiedene gesellschaftspolitische Ver- änderungen zurück, „die allesamt im öffentlichen Bewusstsein vorhan-

das Freiwillige Soziale Jahr und das Freiwillige Ökologische Jahr im In- und Ausland zu verstehen.

52 Aus: Autorengruppe Bildungsberichterstattung, 2012, S. 270 53 Olk, 2003, S. 312

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den sind (…).“54 Diese Veränderungen sind: die Ausweitung der Mög- lichkeiten zum bürgerschaftlichen Engagement, der Bedeutungs-Wandel traditioneller Bildungsinstanzen (Familie, Schule etc.) und hierbei vor allem der Bereich der außerschulischen Bildung55 sowie die generelle strukturelle Veränderung im Bildungswesen.56 Wie bereits erwähnt, sind Freiwilligendienste auch und vor allem Bildungszeiten zur biografischen und beruflichen Orientierung bzw. zur Weichenstellung für die zukünf- tige Lebensgestaltung. „Der für diese biografische Phase typische Orien- tierungsbedarf wird aufgegriffen und mit Angeboten zur gesellschaftli- chen Partizipation und gemeinwohlorientierten Gestaltung beantwor- tet.“57 Zudem bietet ein Freiwilligendienst einen „Raum des Ausprobie- rens“, fernab von ökonomischem Zwang und beruflicher Spezialisie- rung. Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen übernehmen ggf. zum ersten Mal verantwortungsvolle Aufgaben für andere. Gisela Jakob präg- te in diesem Bereich den Begriff des gelungenen Passungsverhältnisses und meint damit, dass das Angebot der Freiwilligendienste offensicht- lich zu den Anforderungen passt, „vor denen die Freiwilligen in ihrer individuellen Situation und in der für sie besonderen Lebensphase ste- hen.“58 Neben dieser biografischen Sinngebung werden zudem „wichti- ge berufsrelevante Schlüsselqualifikationen und soziale Kompetenzen vermittelt.“59 Der gesetzte Bildungsanspruch erstreckt sich von einer

54 Glaß, 2004, S. 95

55 Petra Sauerborn und Thomas Brühne bezeichnen das außerschulische Lernen beispielgebend sogar als „moderne Unterrichtsmethode“ [außerschulisches Lernen kann somit auch im Kontext Schule eingesetzt und diskutiert werden]

und plädieren für einen Weggang von der einseitigen Betonung kognitiver Wissensbereiche. Der Unterricht der Schüler/-innen selbst ist nicht mehr die ausschließliche Tätigkeit des Lehrers /der Lehrerin. Vielmehr gestalten die Schülerinnen und Schüler ihren Lernprozess individuell. So schreiben Sauer- born und Brühne, dass außerschulisches Lernen immer dann stattfindet,

„wenn sich Schüler [und Schülerinnen] außerhalb des Schulgebäudes oder außerhalb des schulischen Rahmens mit einem originalen Lerngegenstandun- ter gezielter pädagogischer Anleitung auseinandersetzen.“ (Sauer-

born/Brühne, 2010, S. 10f.) Außerschulisches Lernen meint aus anderer Per- spektive jedoch auch eben das Lernen außerhalb formaler Bildungseinrich- tungen. Siehe auch die Ausführungen über non-formale und informelle Bil- dungsprozesse. Auch Anna Stegemann betrachtet das informelle Lernen bei- spielgebend als außerschulisches Lernen; vgl. Stegemann, 2008, S. 10 56 Vgl. Glaß, 2004, S. 95

57 Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), 2006, S. 30; vgl. Fialka, 2003, S. 329

58 Jakob, 2002, S. 24

59 Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, 2006, S. 31

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