• Keine Ergebnisse gefunden

Basel III ergänzen und Druck von Wirtschaft und Staat nehmen | Die Volkswirtschaft - Plattform für Wirtschaftspolitik

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Basel III ergänzen und Druck von Wirtschaft und Staat nehmen | Die Volkswirtschaft - Plattform für Wirtschaftspolitik"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Stellungnahmen

41 Die VolkswirtschaftDas Magazin für Wirtschaftspolitik 12-2010

Ein altbekanntes Problem

Warnende Stimmen gab es bereits 1998.

Sie verlangten, dass sich der Staat mit der Problematik von Unternehmen befasst, de­

ren Konkurs für die gesamte Volkswirtschaft mit einem enormen Schaden verbunden wä­

re (Too big to fail). Verschiedene Interventi­

onen im Parlament forderten den Bundesrat auf, sich mit einem Szenario auseinanderzu­

setzen, das damals unmöglich schien. Dies war kurz nach der Fusion des Schweiz. Bank­

vereins (SBV) und der Schweiz. Bankgesell­

schaft (SBG), mit der in der Schweiz der Bankriese UBS entstand. Damals galt die Frage als rein hypothetisch, und die Debatte beschränkte sich auf Expertenkreise. Zehn Jahre später hat sich die Situation grund­

legend verändert. Niemand zweifelt heute mehr daran, dass in der Schweiz tatsächlich ein Grosskonzern Konkurs gehen könnte.

Deshalb stellt sich jetzt die Frage, wie mit einem Unternehmen umzugehen ist, das für die Wirtschaft eine Schlüsselrolle spielt und dessen Konkurs das ganze Land in eine tiefe Krise stürzen würde. Der Handlungsspiel­

raum des Staates und die Interventionsmög­

lichkeiten staatlicher Instanzen sind in einem solchen Fall sehr begrenzt.

In genau dieser Situation befand sich die Schweiz im Herbst 2008. Wir wurden Zeuge davon, wie im Ausland riesige Konzerne un­

tergingen und Staaten zahlungsunfähig wur­

den, weil sie das Schlimmste verhindern wollten und deshalb absurde Verpflichtungen eingingen.

Nicht mehr die gesamte Volkswirtschaft in Gefahr bringen

Heute können wir die Dinge mit einem gewissen Abstand betrachten. Es ist Zeit, die Konsequenzen aus diesen Erfahrungen zu ziehen und sich zu überlegen, wie wir ver­

hindern können, dass solche Unternehmen nochmals die gesamte Volkswirtschaft in Ge­

fahr bringen. Einerseits können Unterneh­

men verpflichtet werden, Risiken abzubauen und ihre Finanzlage zu stärken. Andererseits kann man dafür sorgen, dass sie nicht mehr zu gross für einen Konkurs sind.

Die international getroffenen Vor keh run­

gen sind noch kaum koordiniert. Von den

G20 und den Regierungen grosser Länder kamen bisher eher Zusicherungen als kon­

krete Taten. Einen Fortschritt bedeuten die verschärften Eigenkapitalvorschriften für die Banken des Basler Ausschusses, der allerdings dadurch relativiert wird, dass auch Basel III mehrere Kapitalkategorien unterscheidet, für die jeweils andere Eigenkapitalvorschriften gelten. Ausserdem hat die Schweiz Basel II mit Sonderbestimmungen ergänzt, die im Rahmen von Basel III nicht unbedingt über­

nommen werden. Folgende Punkte würden eine wirksame Regulierung ermöglichen:

− Wie bei Basel II ist den Anforderungen von Basel III ein «Swiss Finish» hinzuzu­

fügen, das die Bankenregulierung stärkt.

− Auf nationaler Ebene sind die Kapitalvor­

schriften durch eine höhere Eigenkapital­

quote als die heute gültige zu ergänzen.

− Das Eigengeschäft der Banken ist zu be­

schränken, damit sich diese auf die Kun­

denanlagen konzentrieren. Denn die im­

mensen Risiken, die Investmentbanken manchmal auf eigene Rechnung einge­

gangen waren, gehörten zu den Ursachen der Krise.

− Es sollte ein System entwickelt werden, um bei Schwierigkeiten Schulden in Ei­

genmittel umzuwandeln.

Diese Massnahmen würden verhindern, dass gewisse Grossunternehmen von einer impliziten Staatsgarantie profitieren und staatliche Hilfe in Anspruch nehmen, die letztlich von den Steuerzahlenden zu berap­

pen ist. Wenn gewisse Unternehmen quasi darauf zählen können, im Notfall öffentliche Subventionen zu erhalten, andere dagegen nicht, führt das zu Wettbewerbsverzerrungen.

Schliesslich darf die implizite Staatsgarantie nicht dazu verleiten, sorgloser Kapital aufzu­

nehmen und zusätzliche Risiken einzugehen.

Fazit

Die Empfehlungen der Expertengruppe gehen in die richtige Richtung. Sie bekräfti­

gen die Einsicht, dass entschlossene poli­

tische Schritte notwendig sind. Darin scheint sich zum ersten Mal eine grosse Mehrheit ei­

nig zu sein. Konkrete Massnahmen sind des­

halb tatsächlich in Reichweite. m

Basel III ergänzen und Druck von Wirtschaft und Staat nehmen

Alain Berset Ständerat, ehemaliger Ständeratspräsident

Die Finanzkrise und die Ereignisse vom Herbst 2008 haben uns in Erinnerung gerufen, dass jedes Unternehmen – selbst ein Grosskonzern – in unüberwind- liche Schwierigkeiten geraten und Konkurs gehen kann. Die Frage, wie in solchen Fällen vorzugehen ist, hat eine äusserst hitzige politische Debatte ausgelöst. Der Bundesrat hat den Bericht der Expertengruppe TBTF geprüft und kann nun auf dieser Grundlage Vorschläge formulieren. Danach wird es am Parlament liegen, Entscheidungen zu treffen. Ob tatsächlich die erforderlichen griffigen Massnahmen beschlos- sen werden, ist heute schwer zu beurteilen. Es besteht nach wie vor das Risiko, dass diese nicht mehr so dringlich scheinen, so- bald die schwierigste Zeit vorbei ist. Dies ist die grösste Klippe, die das Parlament umschiffen muss.

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Sehr konstruktiv war un- ter anderem, dass sie unisono gesagt haben, dass sie sich nicht in einem Wettbewerb wie- derfinden wollen, in dem die limitierte An- zahl Zuwanderer

Die Personalverantwortlichen haben teilweise darauf hingewiesen, dass verschiedene der angeführten Massnahmen auch für jüngere Mitarbeitende angeboten würden oder nur

Potenzielle Negativeffekte entstehen etwa, wenn Personen, die eine Vorliebe für Bargeld aufweisen, ihr Verhal- ten nicht an die beschlossenen Massnah- men anpassen. Da

Damit soll eine langfristig orientierte Grösse gemessen werden, welche beschreibt, wie sich eine Volkswirtschaft bei einer «norma- len» oder «durchschnittlichen» Auslastung der

Die kleine Zahl an Beobachtungen lässt zwar kei- ne umfassende und abschliessende Analyse zu, dennoch zeigt sich: Eine wichtige Rolle für die Widerstandsfähigkeit einer

Die prognostizierte Abnahme der Erwerbs- bevölkerung und die Zunahme des Anteils der Rentner an der Gesamtbevölkerung dürften zwischen 2000 und 2030 auch einen Rückgang

Um das Potenzial der Digitalisierung auch in Zukunft optimal ausschöpfen zu können, kommt der Ausgestaltung von günstigen, allge- meinen Rahmenbedingungen für die Wirtschaft

Departement für Umwelt Verkehr, Ener- gie und Kommunikation (Uvek), Strategie des Bundesrates für eine Informationsgesell- schaft in der Schweiz, März 2012, abrufbar