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2017/057-5 EKD-Synode: Bericht Scherle

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SYNODE DER EVANGELISCHEN KIRCHE Drucksache Nr. 57-5/17 IN HESSEN UND NASSAU

EKD-Synodale Gabriele Scherle

"Kirche in Vielfalt. Eine Kulturanalyse der mittleren Leitungsebene der evangelischen Kirche"

Auf der EKD Synode beschäftigten wir uns auch mit Ergebnissen und Empfehlungen einer Kulturanalyse der mittleren Leitungsebene der evangelischen Kirche mit dem Titel "Kirche in Vielfalt führen". Anlass für die Studie war die Beobachtung, dass der Frauenanteil auf der mittleren kirchlichen Leitungsebene derzeit lediglich bei 21 Prozent liegt - bei 33 Prozent Theologinnen im aktiven Dienst. (In der EKHN sind es 19%, Stand 2015). Dies gilt nicht für die höhere Leitungsebene so die Studie, S. 30-31.

Die Untersuchung wurde vom Studienzentrum der EKD für Genderfragen in Kirche und Theologie in Kooperation mit dem Fraunhofer Center for Responsible Research and Innovation durchgeführt.

Die Untersuchung basiert auf einer qualitativen Befragung von Frauen und Männern in fünf Landeskirchen. (Bayern, Berlin-Brandenburg-OL, Hannover, Westfalen, Württemberg)

„Männern würden oft Attribute wie Selbstmarketing und Durchsetzungsstärke zugeschrieben, Frauen Empathie und Sozialkompetenz. Da allerdings vor allem Durchsetzungsvermögen für Leitungspositionen gefragt sei, hätten Frauen immer Probleme aufzusteigen“, sagten die beiden Herausgeberinnen der Studie, Prof. Martina Schraudner und Dr. Jantine Nierop, die die Studie einbrachten. (Zu den Herausgeberinnen gehört auch Frau Dr. Mantei. Sie hat seit letztem Jahr die Stelle zur Begleitung der Theologiestudierenden an der Uni Frankfurt übernommen.) Frauen müss- ten zudem eine besondere Fachkompetenz und ein „ausbalanciert selbstbewusstes“ Auftreten aufweisen, „um überhaupt in den Bewerbungsprozess eintreten und bestehen zu können“, heißt es weiter.

Die Studie empfiehlt eine stärkere Auseinandersetzung mit Klischees. Es sei schon hilfreich, fünf Minuten vor einem Bewerbungsgespräch über Geschlechterstereotype zu reden, um sich darüber bewusst zu werden und sie danach zu vermeiden. Zudem mahnt die Studie mehr Transparenz bei der Stellenbesetzung an, die nach den Ergebnissen der Studie oftmals als informell vereinbart empfunden wird. Statt des bisher vorherrschenden Blicks auf die Frauen als unterrepräsentierte Gruppe lenkt die Studie den Blick erstmals auf die innerkirchliche Organisationskultur und deren Auswirkungen auf die Attraktivität hauptamtlicher Leitungsämter auf mittlerer Ebene.

Die Studie gibt zwölf Handlungsempfehlungen. Wichtig ist es, Hindernisse für die Übernahme von Leitungsämtern zu beseitigen. Dies geschieht beispielsweise, indem stereotype Rollenbilder abgebaut werden. Frauen werden - meist unbewusst - immer noch Eigenschaften zugeschrieben, die mit aktuellen Führungsbildern nicht konform sind. Auch müsse in den Landeskirchen eine strukturelle Ermutigungspolitik etabliert werden. Zudem solle die Kirche es ermöglichen, dass in einer Partnerschaft beide (Ehe-)partner eine anspruchsvolle Berufstätigkeit ausüben können.

Weiterhin sei es notwendig, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass Leitungsaufgaben mit Familienverantwortung vereinbart werden können.

Nach einer intensiven Diskussion beschloss die EKD Synode die Gliedkirchen zu bitten, sich intensiv mit der Studie auseinander zu setzen und entsprechende Maßnahmen zu erproben, um die mittlere Leitungsebene für mehr Frauen und Menschen in vielfältigen Lebenssituationen zu öffnen. Der Beschluss ist angehängt.

Die Studie „Kirche in Vielfalt führen“ Hg. Jantine Nierop, Simone Mantei, Martina Schraudner ist herunterzuladen unter:

https://www.gender-ekd.de/download/Kirche%20in%20Vielfalt%20fuehren.pdf

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Drucksache Nr. 57-5/17 B E S C H L U S S

der 12. Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland auf ihrer 4. Tagung zur Studie

"Kirche in Vielfalt.

Eine Kulturanalyse der mittleren Leitungsebene der evangelischen Kirche"

Die Synode nimmt die Studie "Kirche in Vielfalt führen. Eine Kulturanalyse der mittleren Lei- tungsebene der evangelischen Kirche" mit Dank zur Kenntnis. Die Studie leistet einen wichtigen Beitrag zur Debatte um die mittlere Leitungsebene. Die Synode erachtet es für notwendig, der Tatsache, dass stereotype geschlechtsspezifische Zuschreibungen in unserer Kirche nach wie vor starke Wirkung entfalten und eine Hürde für die Öffnung von Leitungsämtern insbesondere für Frauen darstellen, entschieden entgegenzuwirken. Die Kirche steht vor der Herausforderung, die Dimension der Vielfalt als Ressource zu entdecken und Menschen mit vielfältigen

Lebensentwürfen die Teilhabe an und die Einflussnahme auf kirchliches Leitungshandeln zu ermöglichen.

Deshalb bittet die Synode die Landeskirchen, sich mit den Ergebnissen der Studie "Kirche in Vielfalt führen. Eine Kulturanalyse der mittleren Leitungsebene der evangelischen Kirche" aus- einanderzusetzen und die in der Studie gemachten Empfehlungen zu erproben und umzusetzen.

Im Einzelnen bittet die Synode die landeskirchlichen Synoden und die weiteren kirchenleiten- den Gremien

die Studienergebnisse und Empfehlungen zur kulturellen Öffnung der mittleren Lei- tungsebene gendergerecht zu diskutieren;

zu beraten, welche der aufgeführten Gestaltungsfelder und Empfehlungen in den je- weiligen Landeskirchen angegangen bzw. umgesetzt werden sollen;

in Zusammenarbeit mit den Gleichstellungsbeauftragten und Genderreferaten zu prüfen, durch welche Maßnahmen und neugefasste Regelungen die Vereinbarkeit von

Leitungsämtern mit Familienverantwortung, Privatleben und dualer Erwerbstätigkeit von Paaren gewährleistet werden kann. Dabei soll insbesondere auch bedacht werden, wie die Vereinbarkeit auch für Männer gefördert werden kann;

in den Pfarrkonventen eine Diskussion über die Kultur des Miteinanders von Pfarrer- schaft und mittlerer Ebene anzustoßen.

Die Synode bittet das Studienzentrum der EKD für Genderfragen in Kirche und Theologie, die Weiterarbeit mit der Studie "Kirche in Vielfalt führen. Eine Kulturanalyse der mittleren Leitungs- ebene der evangelischen Kirche" zu begleiten und eine Plattform für den Austausch von Wis- sen und Good-Practice-Erfahrungen zur Verfügung zu stellen.

Die Synode soll zu ihrer Tagung im Jahr 2020 informiert werden, mit welchen Maßnahmen zur Förderung diversitätsoffener Leitungsämter in den Landeskirchen gute Erfahrungen gemacht worden sind.

Bonn, den 15. November 2017 Die Präses der Synode

der Evangelischen Kirche in Deutschland Dr. Irmgard Schwaetzer

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