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Herausgegeben vom Zentrum für Literatur‑ und

Kulturforschung

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Meine Sprache ist Deutsch

Kulturverlag Kadmos Berlin

Mit Beiträgen von

Stephan Braese, Arndt Engelhardt, Birgit R. Erdle, Petra Ernst, Claude Haas, Hans‑Joachim Hahn, Andreas B. Kilcher, Christoph König, Mona Körte, Vivian Liska, John McCole,

Hinrich C. Seeba, Daniel Weidner, Liliane Weissberg und Philipp von Wussow

Deutsche Sprachkultur von Juden und

die Geisteswissenschaften 1870−1970

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Das Buch wurde gedruckt mit freundlicher Unterstützung der RWTH Aachen

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten

sind im Internet über <http://dnb.d‑nb.de> abrufbar

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Ver ‑ wertung ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung

und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Copyright © 2015,

Kulturverlag Kadmos Berlin. Wolfram Burckhardt Alle Rechte vorbehalten

Internet: www.kulturverlag‑kadmos.de Umschlaggestaltung: kaleidogramm, Berlin.

Umschlagabbildung: Alter Hörsal, Foto: Grischa Georgiew Gestaltung und Satz: kaleidogramm, Berlin

Druck: Sowa Printed in EU ISBN 978‑3‑86599‑286‑5 01UG1412 gefördert.

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als Verleger im Zeitalter der Emanzipation

Arndt Engelhardt

Mit Moritz Veit (1808−1864) ist dieser Beitrag einem Intellektuellen und Verleger gewidmet, dem die deutsche Sprachkultur des 19. Jahrhunderts wesentliche Impulse verdankt. In der Geschichte der politischen Eman‑

zipation und der gesellschaftlichen Integration der deutschsprachigen Juden haben seine politische und verlegerische Tätigkeit eine nachhaltige Rolle gespielt. Dazu werden zunächst in einem Überblick Leben und Werk Veits in Erinnerung gerufen, das nicht nur aufs Engste mit der deutschsprachigen Wissenschaft des Judentums des 19. Jahrhunderts verbunden war, sondern auch mit der Entwicklung der Philologie als wissenschaftliche Disziplin. Am Wirken von Moritz Veit – so die These des Beitrags – werden nicht nur zeitgenössische Vorstellungen von Wis‑

senspopularisierung sichtbar, sondern auch, dass für ihn das Zugleich von politischer Anteilnahme, literarischem Schaffen und Verlagsarbeit ebenfalls die Teilhabe an der deutschsprachigen Kultur bedeuteten.

Vor diesem Horizont soll auch das literarische und publizistische Programm des Verlags Veit & Comp. vorgestellt werden. Zudem wird auf Moritz Veits Einsatz für die Interessen der preußischen Juden und seine politische Arbeit sowie die Rolle im Börsenverein der Deutschen Buchhändler eingegangen.

In kulturhistorischen Ansätzen der Verlags‑ und Buchforschung wurde seit den 1970er Jahren verstärkt die zentrale Rolle der Verleger als Vermittler innerhalb einer »Sozial‑ und Kulturgeschichte der Kom‑

munikation durch das gedruckte Wort«1 thematisiert. Die vorliegenden Arbeiten zur jüdischen Verlags‑ und Pressegeschichte haben deren Funktion für die deutschsprachige Kultur im 19. und 20. Jahrhundert dargestellt, häufig mit dem Ansatz, deren spezifischen Beitrag für die sie

1 Robert Darnton: »Was ist die Geschichte des Buches?«, in: ders.: Der Kuß des Lamourette.

Kulturgeschichtliche Betrachtungen, München/Wien: Hanser 1990 (= Edition Akzente), S. 66−97 u. S. 259−264. Vgl. dazu ders.: »What Is the History of Books« Revisited, in:

Modern Intellectual History 4 (2007) 3, S. 495−508.

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umgebende Mehrheitsgesellschaft herauszustellen.2 Die jüdische Publi‑

zistik und die Zeitschriften als zentrales Selbstverständigungsmedium sowie deren Bedeutung für die sich aus dem traditionellen Kanon des jüdischen Schrifttums heraus entwickelnden Gattungen und Genres der Literatur sind in sozialgeschichtlichen und literaturwissenschaftlichen Forschungsarbeiten und in der historischen Presseforschung unter‑

sucht worden.3 Mehrere umfassende Projekte haben sich dabei mit der deutsch‑jüdischen Kinder‑ und Jugendliteratur befasst, deren Entwick‑

lungslinien, literarische und sprachliche Transformationen und zentrale Rolle für die Bildung der jüdischen Jugend seit der Haskala untersucht.4 Verlags‑ und Buchgeschichte kann somit als ein Feld für die Histori‑

sierung der durch moderne Technologien und Wissensformationen be‑

stimmten Kommunikation und der deutsch‑jüdischen Kulturgeschichte im 19. Jahrhundert aufgefasst werden.5 Hierbei wurde wiederholt auch auf das Potential solcher Ansätze vor dem Hintergrund der Ausbildung der bürgerlich geprägten Öffentlichkeit im Zeitalter der politischen und wirtschaftlichen Emanzipation hingewiesen.6 Grundlegend ist dabei die

2 Vgl. Siegmund Kaznelson: »Verlag und Buchhandel«, in: ders. (Hg.): Juden im deutschen Kulturbereich. Ein Sammelwerk, Berlin: Jüdischer Verlag 1962, S. 131−146 [druckfertig 1934]; Jacob Toury: Die Jüdische Presse im Österreichischen Kaiserreich. Ein Beitrag zur Problematik der Akkulturation 1802−1918, Tübingen: Mohr Siebeck 1983 (= Schriftenreihe wissenschaftlicher Abhandlungen des Leo‑Baeck‑Instituts 41) sowie Kurt Koszyk: »Der jüdische Beitrag zum deutschen Presse‑ und Verlagswesen«, in: Werner E. Mosse/Hans Pohl (Hg.): Jüdische Unternehmer in Deutschland im 19. und 20. Jahrhundert, Stuttgart:

Steiner 1992 (= Zeitschrift für Unternehmensgeschichte, Beiheft 64), S. 196−217.

3 Vgl. Hans Otto Horch: Auf der Suche nach der jüdischen Erzählliteratur. Die Literaturkritik der »Allgemeinen Zeitung des Judentums« (1837−1922), Frankfurt a. M./Bern/New York:

Peter Lang 1985 (= Literarhistorische Untersuchungen 1); Itta Shedletzky: Literaturdis- kussion und Belletristik in den jüdischen Zeitschriften in Deutschland, 1837−1918, Univ. Diss., Jerusalem: The Hebrew University of Jerusalem 1986. Forschungsüberblicke bieten u. a.

Michael Nagel (Hg.): Zwischen Selbstbehauptung und Verfolgung. Deutsch-jüdische Zeitungen und Zeitschriften von der Aufklärung bis zum Nationalsozialismus, Hildesheim/Zürich/New York: Olms 2002 (= Haskala 25) und Susanne Marten‑Finnis/Markus Bauer unter Mit‑

arbeit von Markus Winkler (Hg.): Die jüdische Presse. Forschungsmethoden, Erfahrungen, Ergebnisse, Bremen: edition lumière 2007.

4 Vgl. Zohar Shavit/Hans‑Heino Ewers unter Mitwirkung von Dieter Richter (Hg.):

Deutsch-jüdische Kinder- und Jugendliteratur von der Haskala bis 1945. Die deutsch- und hebrä- ischsprachigen Schriften des deutschsprachigen Raums. Ein bibliographisches Handbuch, 2 Bde., Stuttgart/Weimar: J. B. Metzler 1996; Annegret Völpel/Zohar Shavit in Zusammenarbeit mit Ran HaCohen: Deutsch-jüdische Kinder- und Jugendliteratur. Ein literaturgeschichtlicher Grundriß, Stuttgart/Weimar: J. B. Metzler 2002.

5 Vgl. Lynne Tatlock (Hg.): Publishing Culture and the »Reading Nation«. German Book His- tory in the Long Nineteenth Century, Rochester: Camden House 2010 sowie Jonathan M.

Hess: Middlebrow Literature and the Making of German-Jewish Identity, Stanford: Stanford University Press 2010 (= Stanford Studies in Jewish History and Culture).

6 Vgl. die Beiträge von Sarah Abreyava Stein, Jonathan Frankel, Tony Michels und Ra‑

chel Rojanski in dem von Derek Penslar herausgegebenen Band zum Symposium »The Press and Jewish Public Sphere« in: Jewish History 14 (2000) 1, S. 3−107; Simone Lässig:

Jüdische Wege ins Bürgertum. Kulturelles Kapital und sozialer Aufstieg im 19. Jahrhundert,

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Annahme, dass sich durch die sozialen Veränderungen seit Ende des 18. Jahrhunderts und die zunehmende Säkularisierung der jüdischen Lebenswelten die Lese‑, Sprach‑ und Kommunikationskultur der Ju‑

den in Europa tiefgreifend transformierte und dabei dem Deutschen in Mittel‑ und Osteuropa eine besondere Funktion als »imperiale«

Sprache der Emanzipation, der Akkulturation und der Wissenschaften zukam.7

Eine solche Perspektive auf die deutsch‑jüdische Kultur‑ und Bil‑

dungsgeschichte kann einerseits einen Beitrag zur Rekonstruktion des Kanons der deutschsprachigen Literatur und Wissenschaft des Juden‑

tums im 19. Jahrhundert leisten, andererseits die hierfür verwendeten Medien und Wege der Kommunikation darstellen.8 In jüngerer Zeit hat sich die Forschung dabei wichtigen Teilbereichen des jüdischen Buchwe‑

sens angenommen,9 jedoch wird häufig zwischen ›jüdischen Verlagen‹

im engeren Sinne, also Verlagen die sich vornehmlich mit jüdischer Religion, Geschichte und Kultur beschäftigten, und der Tätigkeit von Juden im allgemeinen Buchwesen unterschieden. Dabei könnten bei einer integrierenden Betrachtung für das 19. Jahrhundert die Formen der Übertragung untersucht werden, in denen Wissen von Juden und Wissen über Juden in verschiedenen Konstellationen etabliert und ver‑

breitet wurde. Entspricht doch eine solche Konzeptionalisierung der historischen Voraussetzung des sich noch konstituierenden Wissenskor‑

pus und der zeitgenössischen Auffassung, die einen weitestgehend uni‑

versalen Begriff von jüdischer Literatur besaß. So schrieb noch Moritz Steinschneider (1816−1907) im programmatischen Vorwort zu der von ihm von 1858 bis 1882 redigierten Hebräischen Bibliographie. Blätter für

Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2004 (= Bürgertum. Studien zur Zivilgesellschaft, Neue Folge 1).

7 Dan Diner: »Imperiale Residuen. Zur paradigmatischen Bedeutung transterritorialer jüdischer Erfahrung für eine gesamteuropäische Geschichte«, in: Daniel Weidner (Hg.):

Figuren des Europäischen. Kulturgeschichtliche Perspektiven, München: Fink 2006 (= Trajekte), S. 259−274, hier insb. S. 270−272.

8 Zur Wissenschaft des Judentums vgl. Kerstin von der Krone/Mirjam Thulin: »›Wissen‑

schaft‹ in Context: A Research Essay on the ›Wissenschaft des Judentums‹«, in: Leo Baeck Institute Year Book 58 (2013), S. 249−280; Ismar Schorsch: From Text to Context. The Turn to History in Modern Judaism, Hanover, NH/London: Brandeis University Press 1994 (= The Tauber Institute for the Study of European Jewry Series 19); Michael Brenner: Propheten des Vergangenen. Jüdische Geschichtsschreibung im 19. und 20. Jahrhundert, München: C. H.

Beck 2006.

9 Vgl. z. B. Gabriele von Glasenapp: »›Die Meisterwerke der Poesie und Wissenschaft den Massen zugänglich machen‹. Brandeis’ Jüdische Universal‑Bibliothek. Geschichte, Programm und Profil einer Prager Verlagsreihe«, in: Leipziger Jahrbuch zur Buchgeschichte 19 (2010), S. 117−171.

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neuere und ältere Literatur des Judenthums, dass diese soweit wie möglich die literarischen Erscheinungen der laufenden Jahre aufführen werde:

Hieher [sic] gehört alles von Juden oder Nichtjuden, im Buchhandel oder sonst wie, Veröffentlichte, was Judenthum (im weitesten Sinne) oder Juden direct zum Gegenstande hat, oder auch gelegentlich in bedeutender Weise auf dieselben eingeht. Im Bewusstsein der nicht geringen Schwierigkeit einer solchen Begriffsbestimmung und Abgränzung, müssen wir es der Erfahrung überlassen, unsere Norm zu praecisiren, und werden dem Gegenstand selbst gelegentlich einige aufklärende Artikel widmen. Wir beabsichtigen auch zum Schluss des Jahres eine Uebersicht der schriftstellerischen Thätigkeit der Juden auf dem Gebiet der Wissenschaften und Künste überhaupt zu geben, und wer‑

den unsre Bitten und Wünsche in Beziehung darauf später aussprechen.

Steinschneider legte damit einen weitumfassenden Begriff der jüdischen Literatur als Schrifttum zugrunde, der sich von überkommenen, vor allem religiös motivierten Einschränkungen lösen wollte:

Es bedarf für Viele kaum der Erwähnung, muss aber doch ein für allemal bemerkt werden, dass unser Standpunkt nirgends ein religiöser oder theologi‑

scher, sondern stets der literarische ist. Wir scheuen es nicht für das Schriften‑

thum der Juden in seinem Zusammenhang die Bezeichnung »national« zu gebrauchen, und werden dieselbe gelegentlich rechtfertigen.10

Steinschneiders Nachfolger gegen Ende des 19. Jahrhunderts, Heinrich Brody (1868−1942) und Aron Freimann (1871−1948), schlossen sich die‑

sen For mu lierungen ihres Lehrers an und stellten die von ihnen heraus‑

gegebene bibliographische Zeitschrift als »Central-Organ für die gesammte jüdische Literatur«11 vor. Und auch für den zu Beginn der 1930er Jahre erschienenen ›Judaica‑Katalog‹ der Stadtbibliothek Frankfurt am Main, ein bis heute grundlegendes bibliografisches Hilfsmittel, wurde dieses Verständnis übernommen.12 Das 19. Jahrhundert kann somit als eine Periode des Übergangs der Juden aus der Religion in die Konfessiona‑

lität und den unmittelbaren Versuch der Teilhabe an einer zunächst als offen und gestaltbar aufgefassten deutschsprachigen Kultur noch vor der Nations‑ und Staatsbildung verstanden werden.

10 Moritz Steinschneider: »Programm«, in: Ha’maskir [Der Sekretär]. Hebräische Bibliographie.

Blätter für neuere und ältere Literatur des Judenthums 1 (1858), S. 1 f. Zu Moritz Steinschnei‑

ders Wissenschaftsverständnis vgl. die Beiträge in Reimund Leicht/Gad Freudenthal (Hg.): Studies on Steinschneider. Moritz Steinschneider and the Emergence of the Science of Judaism in Nineteenth-Century Germany, Leiden/Boston: Brill 2012 (= Studies in Jewish History and Culture 33).

11 Heinrich Brody: »Einführung«, in: Zeitschrift für hebräische Bibliographie 1 (1896), S. 1 f.

Ich gebe den Sperrdruck über Kursivierungen wieder.

12 Aron Freimann: Katalog der Judaica und Hebraica. Stadtbibliothek Frankfurt am Main. Erster Band Judaica, Frankfurt a. M.: M. Lehrberger & Co. 1932 [Reprint: Graz: Akademische Druck‑ und Verlagsanstalt 1968] Zu Freimann vgl. Rachel Heuberger: Aron Freimann und die Wissenschaft des Judentums, Tübingen: Max Niemeyer 2004 (= Conditio Judaica 51).

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Mithin wird am Beispiel des Unternehmens Veit & Comp. auch die europäische Dimension eines deutschsprachigen jüdischen Verlags und der sich darüber ausbildenden Lesekultur während des 19. Jahrhunderts sichtbar. Dies wurde auf der Grundlage des Deutschen als transnatio‑

nale Sprache der jüdischen Lebenswelten in Europa ermöglicht.13 Das deutschsprachige Buchwesen könnte somit als ein Bereich betrachtet werden, in dem die kulturellen und politischen Bestrebungen von Juden zumindest für einen gewissen Zeitraum und mit einigen Einschrän‑

kungen eine Möglichkeit der Entfaltung fanden. Seit den Napoleoni‑

schen Kriegen war der Buchhandel ein Tätigkeitsfeld, das neben einer geschäftlichen Begabung eine weite Bildung erforderte und damit eine Möglichkeit für diejenigen Juden bot, die sich von den seit Generationen ausgeübten Berufen abwandten. Hatten diese teilweise mit Enthusias‑

mus an den Universitäten Jura, Philosophie oder Philologie studiert, so mussten sie bald feststellen, dass ihnen die meisten ›freien‹ Berufe oder Staatsstellen nicht offen standen. Auch die jüdischen Gemeinden zeigten zunächst wenig Interesse, jüdische Akademiker als Lehrer oder Prediger anzustellen, da man in ihnen häufig Vertreter der Reformbewegung sah.

Bis zur Revolution des Jahres 1848 konnte man als Jude, wie schon der Sozial‑ und Wirtschaftshistoriker Jacob Toury konstatiert hat, in einem freien Beruf eigentlich nur als Arzt arbeiten – oder eben als Publizist bzw., mit einem gewissen Kapital, als Buchhändler und Verleger.14 Gerade die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts war von einer zunehmen‑

den Aneignung der deutschen Sprache und Bildung bestimmt, deren Ausrichtung in einer bei Bär Löb Monasch (1801−1876), Buchhändler aus Krotoschin in der Provinz Posen, verlegten Ermahnungsschrift eines Israeliten unter dem Titel Worte zur Beherzigung formuliert wurde:

Darum wollen wir auch die Einrichtung der Schulen, wie sie von dem Rathe der erfahrensten Männer vorgeschrieben wird, thätig besorgen und über Ord‑

nung und Fleiß in denselben wachen. Groß ist das Feld des Wissens und wird immer erweitert […]. Die Sprache, welche in dem Lande gesprochen wird, in welchem wir einheimisch sind, gut zu erlernen, ist das erste Bedürfniß. Man kann Kinder nicht früh genug dazu anhalten, daß Deutsche richtig und rein zu sprechen. Leicht gelangen sie dazu, wenn Eltern und Lehrer früh darauf wachen, daß sie sich weder Accentuirung angewöhnen, noch die Worte in einem verwirrten Kauderwelsch durcheinander bringen.

13 Vgl. Stephan Braese: Eine europäische Sprache. Deutsche Sprachkultur von Juden 1760−1930, Göttingen: Wallstein 2010.

14 Vgl. Jacob Toury: »Jüdische Buchhändler und Verleger in Deutschland vor 1860«, in:

Bulletin des Leo Baeck Instituts (1960) 9, S. 58−69, hier S. 58 f.

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Die deutschsprachige Akkulturation hatte auch einen säkularisierenden Impuls, so wenn beispielsweise empfohlen wurde, das Studium der heiligen Schriften nicht zu vernachlässigen, dabei jedoch betont wurde:

»Nie aber darf bei diesem Studium das Erlernen der zum bürgerlichen Leben nothwendigen Kenntnisse hintenangesetzt, und das als Neben‑

sache betrachtet werden, was zum täglichen Bedarf eines gebildeten Mannes gehört.«15 Monasch war seit 1850 Schwiegervater des Histori‑

kers Heinrich Graetz (1817−1891), und bei ihm und seinen Nachfolgern wurden ab 1869 insgesamt siebzehn Jahrgänge der Monatsschrift für die Geschichte und Wissenschaft des Judentums verlegt, dem angesehenen Organ der deutschsprachigen Wissenschaft des Judentums.16

Vor dem Hintergrund solcher Prozesse der Akkulturation und des Sprachwandels ist das Leben und das Werk Moritz Veits zu sehen, der aus einer seit den 1730er Jahren in Berlin ansässigen, wohlhabenden Kaufmannsfamilie stammt.17 Eben hier, in der preußischen Residenz‑

stadt, wurde er am 12. September 1808 geboren. Sein Onkel Simon Veit (1754−1819) war mit der Tochter Moses Mendelssohns, Brendel (später Dorothea) (1764−1839) verheiratet gewesen, die 1797 im Salon der Henriette Herz (1764−1847) den Dichter und Philosophen Friedrich Schlegel (1772−1829) kennengelernt hatte, den sie nach ihrer Konversion zum Protestantismus im April 1804 heiratete. Ein wichtiger Einschnitt im Leben der Familie Veit war der Erlass des Edikts vom 11. März 1812, in dem die in Preußen ansässigen Juden zu Inländern und preußischen Staatsbürgern erklärt wurden. Berlin war in jener Zeit ein literarisches Zentrum, mit ausgeprägtem Goethekult und einer Salonkultur, an der auch die Familie Veit Anteil hatte. Moritz Veit erfuhr so schon als Kind im Hause seines Vaters Philipp (1759−1838) vielfältige geistige Anregun‑

15 Worte zur Beherzigung. Eine Denkschrift, bei Gelegenheit der Umgestaltung des Verhältnisses der Israeliten im Grossherzogth. Posen, Krotoschin 1834. Zit. nach Adolf Warschauer: »Die Erziehung der Juden in der Provinz Posen durch das Elementarschulwesen. Nach ar‑

chivalischen Quellen«, in: Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland 3 (1889) 1, S. 29−63, hier S. 57 f.

16 Vgl. die zahlreichen Erwähnungen in Heinrich Graetz: Tagebuch und Briefe, hg. von Reuven Michael, Tübingen: Mohr Siebeck 1977 (= Schriftenreihe Wissenschaftlicher Abhandlungen des Leo Baeck Instituts 34). Zu Heinrich Graetz vgl. Marcus Pyka: Jü- dische Identität bei Heinrich Graetz, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2009 (= Jüdische Religion, Geschichte und Kultur 5).

17 Zur Familiengeschichte des Verlagsgründers vgl. Hanns G. Reissner: »Gebrüder Veit, Berlin (1780−1931)«, in: Herbert A. Strauss/Kurt R. Grossmann (Hg.): Gegenwart im Rück- blick. Festgabe für die Jüdische Gemeinde zu Berlin 25 Jahre nach dem Neubeginn, Heidelberg:

Lothar Stiehm 1970, S. 274−295. Zur Biographie vgl. zudem Erik Lindner: »Zwischen Biedermeier und Bismarck. Moritz Veit, ein engagierter Verleger, deutsch‑jüdischer Politiker und Gelegenheitsdichter«, in: Buchhandelsgeschichte. Aufsätze, Rezensionen und Berichte zur Geschichte des Buchwesens (1996), B 68−B 78 mit weiteren Literaturhinweisen.

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gen. Regelmäßig fand sich dort am Donnerstagabend eine literarische Gesellschaft ein, die ab 1825 auch eine eigene ›Narrenzeitung‹ herausgab und zu deren Mitgliedern u. a. der Jurist und Philosoph Eduard Gans (1798−1839) und der Medizinstudent Maximilian Heine (1804−1879), der jüngste Bruder Heinrich Heines (1797−1856), gehörten, aber auch Ver‑

wandte wie Moritz Veits Schwager Josef Lehmann (1801−1875), der seit den 1820er Jahren Redakteur der literarischen Beilage der Preußischen Staatszeitung war, aus der sich im Jahre 1832 das über Jahrzehnte von Lehmann redigierte Magazin für die Literatur des Auslandes entwickeln sollte, das die literarische Öffentlichkeit in Deutschland mit fremdspra‑

chiger Literatur bekannt machte.

Veit veröffentlichte zusammen mit Freunden, wenn auch nur in zwei Jahrgängen, einen Berliner Musen-Almanach, zu dessen zweiter Ausgabe im Jahre 1831 noch Johann Wolfgang von Goethe einen Beitrag beisteu‑

erte, und in dem Dichter der Berliner Romantik wie Achim von Arnim, Adelbert von Chamisso, Friedrich de la Motte Fouqué und Joseph von Eichendorff vertreten waren. Heinrich Heine, der ebenfalls wegen eines Beitrags angefragt wurde, lehnte die Mitarbeit ab, wahrscheinlich als Reaktion auf eine kritische Rezension seiner Nordseebilder durch Moritz Veit.18 Moritz Veit war dabei auch selbst literarisch tätig. So publizierte er 1836 eine Gedichtsammlung und lieferte zu den im Jahre 1853 von Michael Sachs (1808−1864) herausgegebenen Stimmen vom Jordan und Euphrat19 eine Vielzahl von Beiträgen. Das Urteil seines Biographen Ludwig Geiger (1848−1919) über die Gedichte Veits verwies auf die Zeitgebundenheit jener Dichtungen: »Ein großer Dichter war Veit nicht, aber er besaß Gewandtheit in Vers und Reim und verstand hübschen Gedanken einen sinnigen Ausdruck zu verleihen.« Veit verfasste spä‑

ter überwiegend Gelegenheitsgedichte zu politischen und allgemeinen Anlässen, auch zu Familienfesten und für Freunde und Bekannte, und bevorzugte formal das Epigramm, den Spruch oder das Lehrgedicht. Für umfangreichere Gedichte und Balladen wurden die stofflichen Anregun‑

gen häufig den orientalischen Literaturen entnommen, oder sie lehnten sich an biblische Erzählungen an. Dabei sei Moritz Veit vor allem daran interessiert gewesen, »den poetischen Gehalt der midraschischen und

18 Vgl. dazu genauer Ludwig Geiger: »Aus Moritz Veits Leben. Veit und die Berliner Mu‑

senalmanache«, in: Im deutschen Reich. Zeitschrift des Centralvereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens 1 (1895) 1, S. 17−26.

19 Michael Sachs: Stimmen vom Jordan und Euphrat. Ein Buch für’s Haus. Mit Beiträgen von Moritz Veit, Berlin: Veit & Comp. 1853. Vgl. hierzu u. a. Johannes Sabel: Die Geburt der Literatur aus der Aggada. Formationen eines deutsch-jüdischen Literaturparadigmas, Tübingen:

Mohr Siebeck 2010 (= Schriftenreihe wissenschaftlicher Abhandlungen des Leo Baeck Instituts 74), S. 204−207.

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talmudischen Literatur herauszuheben; Duldung zu predigen, Glau‑

bensfreiheit zu verkünden erachtete er als Aufgabe der Dichtung oder wenigstens seiner eigenen«.20 Veits literarisches Wirken suchte damit jüdische Stoffe und Literaturformen den kulturellen und politischen Ge‑

gebenheiten der Emanzipationszeit anzupassen und hierin überlieferte Erzählungen und Figuren auch in der deutschsprachigen Dichtung zu bewahren. Damit hatte er einerseits die jüdische Gemeinschaft im Blick, für die er eine zeitgemäße Bildung für unabdingbar hielt, andererseits hatte er auch das Ziel, »den Reichthum an religiösen Sagengebilden und an gnomischer Weisheit, der auf diesem fernen und unbekannten Gebiet noch zu heben war, mit der deutschen Literatur und ihren Kunstformen zu vermitteln und dadurch den idealen Gehalt des jüdischen Lebens dem Gemüth des deutschen Volkes näher zu bringen«.21

Ein weiterer Aspekt der breiten historischen Interessen des jungen Veit spiegelt sich in einer 1833 unter dem Titel Polenlieder erschienenen Sammlung von Gedichten, die den Kampf der polnischen Freiheitsbe‑

wegung thematisierte.22 Veit war den freiheitlichen Bestrebungen der polnischen Nation gegenüber aufgeschlossen und verherrlichte in die‑

sem Band einzelne Helden der polnischen Geschichte, lieferte detaillierte poetische Beschreibungen der Schlachten und Kriegsereignisse und pries die Freiheitsidee. Gleichzeitig klagte er die anderen Nationen Europas an, dem Fall Polens tatenlos zuzusehen. Veit war Zeit seines Lebens nicht nur literarisch, sondern auch publizistisch und journalistisch tätig, er schrieb nicht nur für die Blätter seiner Geburtsstadt Berlin, sondern auch für die Augsburger und Leipziger Allgemeine Zeitung.

Ab Herbst 1825 und bis zum Frühjahr 1833 war Moritz Veit an der Universität Berlin eingeschrieben und belegte dort philologische, geo‑

graphische, historische und philosophische Kollegien, besuchte jedoch ab 1829 keine Vorlesungen mehr. Zu seinen akademischen Lehrern zählten der klassische Philologe und Altertumsforscher August Boeckh (1785−1867), der Begründer der wissenschaftlichen Geographie Carl Ritter (1779−1859) und der Historiker und Jurist Friedrich von Raumer (1781−1873). Eine bleibende Wirkung entfaltete zudem die Verbindung mit Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770−1831). An der Universität Jena promovierte Moritz Veit am 3. Juni 1833 mit der im darauf folgenden

20 Ludwig Geiger: »Moritz Veit und das deutsche Geistesleben«, in: ders.: Die Deutsche Literatur und die Juden, Berlin: Georg Reimer 1910, S. 182−211, hier S. 192 f.

21 Wilhelm Wehrenpfennig: »Moritz Veit. Eine Lebensskizze«, in: Andenken an Moritz Veit.

Für Freunde als Manuscript gedruckt, Berlin: Gustav Schade 1870, S. 1−44 [zuerst in den Preußischen Jahrbüchern (1864)], hier S. 6.

22 Moritz Veit: Polenlieder. Ein Todtenopfer, Hamburg: Hoffmann und Campe 1832.

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Jahr bei F. A. Brockhaus in Leipzig erschienenen umfangreichen Studie Saint Simon und der Saintsimonismus. Allgemeiner Völkerbund und ewiger Friede.23 In diesem Buch versuchte Veit, das Leben, die Schriften und die frühe Rezeption von Henri de Saint‑Simon (1760−1825) darzustellen, dem Urvater des utopischen Sozialismus und – vermittelt über seinen Schüler und Sekretär Auguste Comte (1798−1857) – einem der Begründer des Positivismus und der wissenschaftlichen Soziologie.

Veit konnte trotz dieser von der Kritik sehr positiv aufgenommenen Arbeit keine Laufbahn an einer deutschsprachigen Universität einschla‑

gen. Da ihm als Jude das akademische Lehramt verwehrt blieb, entschied sich Veit dafür, seine literarischen und kulturellen Interessen auf einem anderen Gebiet zu verfolgen und wurde als Verlagsbuchhändler tätig.

In Berlin erwarb er am 18. November 1833 zusammen mit seinem Stu‑

dienfreund Joseph Levy (1804−1858; Levy hatte sich ab 1839 in Lehfeldt umbenannt) die Konzession zum Buchhändler und Ende desselben Jahres noch die Boike’sche Verlagsbuchhandlung, die für ihren einträg‑

lichen Berliner Wohnungsanzeiger bekannt war. Aus der alten Firma begründeten die beiden ab dem Jahre 1834 die Verlagsbuchhandlung Veit & Comp., deren Katalog sehr bald »eine Reihe von Namen ersten Ranges auf[wies]«.24 In diesem Verlag erschienen neben einem ange‑

sehenen juristischen, historischen und medizinischen Programm auch maßgebliche Schriften der Wissenschaft des Judentums sowie literarische und publizistische Werke des Vormärz. Veit war ab 1848 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung und in den Jahren 1851 bis 1853 und wieder ab 1858 bis 1861 Abgeordneter des Preußischen Landtags, wo er als Politiker ganz gezielt für die Emanzipation der Juden in Preußen ein‑

trat. Ab 1846 war er über fast zwei Jahrzehnte lang Stadtverordneter und Stadtrat in Berlin und viele Jahre als Vorstand der jüdischen Gemeinde in Berlin tätig. In dieser Zeit setzte er sich mit großem Engagement für die Entwicklung des jüdischen Schul‑ und Bildungswesens ein.

23 Moritz Veit: Saint Simon und der Saintsimonismus. Allgemeiner Völkerbund und ewiger Friede, Leipzig: F. A. Brockhaus 1834.

24 Rudolf Schmidt: »Veit, M.«, in: Deutsche Buchhändler, deutsche Buchdrucker. Beiträge zu einer Firmengeschichte des deutsches Buchgewerbes, Berlin: Weber 1902−1908, Bd. 6, S. 972−975, hier S. 973.

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Zum literarischen und publizistischen Programm des Verlages Veit & Comp.

Der Verlag Veit & Comp. hatte ab den 1830er Jahren insbesondere auf philologischem und historischem, medizinischem und staatsrechtlichem Gebiet eine herausragende Stellung. Hier erschienen seit 1835 die Schrif‑

ten von Johann Gustav Droysen (1808−1884) und August Boeckh, ab 1838 eine umfangreiche Ausgabe der deutschen Schriften von Gottfried Wilhelm Leibniz sowie die Allgemeine Zeitschrift für Geschichte und nach der Revolution von 1848 die mehrbändige Preußische Geschichte von Leopold Ranke (1795−1886). Veit unternahm zudem eine Gesamtaus‑

gabe von Johann Gottlieb Fichtes (1762−1814) Werken und redigierte eigenhändig den Briefwechsel Friedrich Schillers mit Theodor Körner.

Bei Veit handelte es sich damit um einen in der Berliner Öffentlichkeit sichtbar agierenden Verleger, der in einer frühen Phase des modernen deutschsprachigen Verlagswesens und der korporativen Organisation des Buchhandels versuchte, ein zeitgemäßes Judentum publizistisch wahrnehmbar zu machen und in den sich gerade formierenden Kanon der deutschen Kultur einzubringen. Juden, die sich dem Prozess der Akkulturation und Modernisierung öffnen wollten, auch wenn sie dem Judentum weiterhin religiös zugehörig blieben, sollte die Teilhabe an der deutschen Kultur ermöglicht werden.

Erst vor diesem Hintergrund sind die Aktivitäten des Verlags Veit

& Comp. angemessen zu verstehen. Moritz Veit und sein Kompagnon Josef Lehfeldt legten in ihrem Verlagsprogramm einen Schwerpunkt auf Publikationen zur jüdischen Geschichte und Kultur.25 Dies resultierte auch aus der persönlichen Bekanntschaft der Verleger mit Vertretern der Wissenschaft des Judentums, unter ihnen Leopold Zunz (1794−1886), Moritz Steinschneider und der oben bereits genannte Michael Sachs.

Sachs hatte im Herbst 1844 nach einer kontroversen Wahl und als Fa‑

vorit seines Studienfreundes Moritz Veit als erster Berliner Rabbiner mit akademischer Bildung sein Amt als zweiter Rabbinatsassessor an‑

treten können und führte als ein Novum die deutsche Predigt in den Gemeindegottesdienst ein.26 Bereits seit Sommer 1835 hatte er den Plan

25 Einen Überblick über die Produktion gibt der nach dem Verlagsverkauf erstellte Verlags- Catalog von Veit & Comp. Verlagsbuchhandlung in Leipzig, Leipzig: Veit & Comp. 1859.

Dort findet sich der Hinweis, dass zwei der von Michael Sachs herausgegebenen Bücher später in den Verlag von Louis Gerschel, Berlin, übergingen. Vgl. ebd., S. 38.

26 Zu Sachs vgl. die Monographie von Margit Schad: Rabbiner Michael Sachs. Judentum als höhere Lebensanschauung, Hildesheim/Zürich/New York: Georg Olms 2007 (= Netiva.

Wege deutsch‑jüdischer Geschichte und Kultur 4), zum Folgenden insb. S. 343−349.

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einer neuen deutschen Bibelübersetzung verfolgt und schließlich Moritz Veit überzeugt, das Werk in seinen Verlag aufzunehmen. Zusammen boten sie Leopold Zunz die Redaktion an und gewannen den Leipziger Universitätslektor für hebräische Sprache und Herausgeber des Orient, Julius Fürst (1805−1873), als Übersetzer für die Bücher Daniel, Esra und Nehemia. Der Glogauer Rabbiner und Lehrer Heymann Arnheim (1796−1865) übersetzte 19 Bücher der Bibel, darunter die ersten vier der fünf Bücher Mose; Sachs und Zunz übersetzten weitere, teilweise auch in Zusammenarbeit. Bereits 1837 begann der Druck der ersten Teile, im Jahre 1838 lag die später nur kurz ›Zunz‑Bibel‹ genannte Ausgabe vollständig vor.27 Die vierundzwanzig Bücher der Heiligen Schrift waren nicht die einzige deutsch‑jüdische Bibelübersetzung in jener Zeit, das Besondere dieses verlegerischen Vorhabens lag vielmehr in der Absicht, der von Augusti und de Wette auf der Basis der historisch‑kritischen Methode angefertigten Übersetzung von 1811 eine mit philologischer Akribie angefertigte Übersetzung entgegenzustellen. Moritz Veit konn‑

te sich dabei allerdings nicht mit seiner Absicht durchsetzen, »sich in der Strenge der an den Text sich anschließenden Uebersetzungsweise doch ja zu mäßigen«, so dass das Werk nicht »undeutsch« erscheine und »nur dem Gelehrten, höchstens dem Gebildeten zugänglich«28 sei.

Vielmehr entstand eine Bibelübersetzung, die eine größtmögliche Nähe zum hebräischen Original wahrte und am ehesten als Hilfsmittel für den Unterricht dienen konnte.29 Damit reflektierte das Vorhaben nicht nur den hohen wissenschaftlichen Anspruch der historisch‑kritischen Philologie und der Bibelkritik seiner Herausgeber, sondern nahm auch in der Reform des jüdischen Bildungswesens eine wichtige Rolle ein.

Veit wirkte von 1839 bis 1848 als Ältester (Vorsteher) der jüdischen Gemeinde in Berlin, später war er Vorsteher des Repräsentantenkolle‑

giums und hatte in diesen Funktionen mehr als zwei Jahrzehnte lang in allen wichtigen Angelegenheiten einen maßgeblichen Einfluss. Mit großem Engagement beteiligte er sich an der Einrichtung eines zeitge‑

mäßen jüdischen Schulwesens. Zudem war er aber auch an der ab 1847 notwendig geworden Neuorganisation der jüdischen Gemeindestruktur, für die Errichtung der neuen Synagoge sowie den Entwurf des Statuts der jüdischen Gemeinde wesentlich beteiligt. Nicht nur auf lokaler

27 David Rosin: »Die Zunz’sche Bibel«, in: Monatsschrift für Geschichte und Wissenschaft des Judentums 48, NF 2 (1894), S. 504−514.

28 Michael Sachs/Moritz Veit: Briefwechsel, hg. von Ludwig Geiger, Frankfurt a. M.: Kauff‑

mann 1897, S. 5 f. Vgl. Schad: Rabbiner Michael Sachs (Anm. 26), S. 344.

29 Ein kritisches Urteil zum Ergebnis der Übersetzung fällte Schalom Ben‑Chorin: »Jüdische Bibelübersetzungen in Deutschland«, in: Leo Baeck Institute Year Book 4 (1959), S. 311−332, hier S. 316 f.

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Ebene, sondern gleichfalls für die Juden in Preußen und in der Frage der Stellung der Juden zum Staat trat er mit Publikationen, Gedenk‑

schriften und durchaus auch mit persönlichen Interventionen hervor, gerade wenn es galt, falschen Anschuldigungen oder neuen rechtlichen Beschränkungen entgegenzutreten.

Moritz Veits Engagement in der Bildungsarbeit der jüdischen Ge‑

meinde zu Berlin trug dabei auch publizistische Früchte. Zusammen mit Leopold Zunz eröffnete er kurz nach seinem Amtsantritt als Gemein‑

deältester im Jahre 1840 ein jüdisches Schullehrer‑Seminar in Berlin, dessen Lehrprogramm in seinem Verlag erschien.30 An seinen Freund Michael Sachs hatte Veit im Dezember 1839 hierzu geschrieben: »Zunz hat einen trefflichen, mit klassischem Lakonismus geschriebenen Plan gearbeitet.« Veit hatte eine grundlegende Reorganisation des jüdischen Schulwesens in Berlin im Sinn. Zwei Volksschulen, jeweils getrennt für Jungen und Mädchen, mit drei Klassen und die Einrichtung einer neuen vierten Klasse sollten die Schüler bis zum Gymnasium führen, zur Ausbildung in Handel und Gewerbe befähigen oder den Übergang in das Lehrerseminar ermöglichen. Zudem dachte er bereits zu jener Zeit an die Einrichtung eines Rabbinerseminars:

Was aber schließt sich natürlicher an als eine Fakultät oder eine höhere Seminar‑Abtheilung, die dem studirenden, künftiger Prediger und Rabbiner denjenigen Unterricht, den die Universität ihm versagt, subsidarisch darbietet?

Diese Begründung einer jüdischen Fakultät, bei der die bewährtesten Lehrer des Seminars den wissenschaftlichen, der Rabbiner den religiösen Unterricht zu ertheilen hätte, ist mit dem Leben der Gemeinde und des Staates innigst verwachsen und, was nicht zu übersehen, praktisch ausführbar.31

Veit entwarf damit aufbauend auf den früheren Überlegungen Abraham Geigers (1810−1874) aus dem Jahre 1836 ein modernes System, das nicht parallel, sondern im Ineinandergreifen mit der Berliner Universität eine jüdische Bildung ermöglichen sollte.32

In der mittleren Position in diesem ›Organismus von Schulen‹ stand das zu begründende Lehrerseminar. Zunz hatte bereits in den Jahren 1826 bis 1829 die jüdische Gemeindeschule geleitet und wurde nun von Moritz Veit gebeten, das Curriculum für diese Einrichtung zu entwerfen.

30 Das jüdische Schullehrer-Seminarium in Berlin. Eröffnet am 18. November 1840, Berlin: Veit &

Comp. 1840. Vgl. hierzu Andreas Brämer: Leistung und Gegenleistung. Zur Geschichte jüdischer Religions- und Elementarlehrer in Preußen 1823/24 bis 1872, Göttingen: Wallstein 2006 (= Hamburger Beiträge zur Geschichte der deutschen Juden 30), S. 183−193.

31 Sachs/Veit: Briefwechsel (Anm. 28), S. 27 f.

32 Vgl. Abraham Geiger: »Die Gründung einer jüdisch‑theologischen Facultät, ein drin‑

gendes Bedürfniß unserer Zeit«, in: Wissenschaftliche Zeitschrift für jüdische Theologie 2 (1836), S. 1−21.

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Als Aufnahmevoraussetzung wurden die Sprachkenntnisse der mindes‑

tens 15 Jahre alten Kandidaten geprüft. Es war gefordert,

[…], daß der Aufzunehmende das Deutsche geläufig und sinngemäß lese, Diktirtes ohne sonderliche Fehler niederschreibe, in den vier Spezies die nöthige Uebung, und Bekanntschaft mit den ersten geographischen Begriffen habe. Außerdem muß er Pentateuch und Raschi lesen und verstehen, Mischna‑

Stellen lesen, die täglichen Gebete übersetzen können, die gewöhnlichen got‑

tesdienstlichen Gebräuche kennen und im Lesen und Schreiben der jüdischen Cursivschrift geübt sein.33

Damit war für den Eintritt in die Anstalt nicht nur eine Kenntnis jü‑

dischen Wissens, sondern auch die Aneignung der deutschen Sprache notwendig – weiterhin wurde auch eine Motivation für die pädagogi‑

sche Tätigkeit gefordert. Der Lehrgang war als dreijähriger Kursus in zwei getrennt unterrichteten Klassen konzipiert. Von den insgesamt 30 Wochenstunden waren dabei 13 für jüdische Wissensinhalte (Religion, Bibel und Bibelkunde, jüdische Geschichte und Literatur, Hebräisch, jü‑

dische Kursivschrift und Talmud) vorgesehen, die anderen Unterrichts‑

fächer – und damit der überwiegende Teil der Stundentafel – wurde auch an christlichen Lehrerbildungsanstalten gelehrt: »Der Unterricht […] umfasst diejenigen Fächer, welche einem Seminar überhaupt, nebst denjenigen, welche einem jüdischen Seminar insbesondere nötig sind.«34 Zu den allgemeinen Inhalten zählte Leopold Zunz in seinem Lehrschema die Fächer Deutsch, Geschichte, Erd‑ und Naturkunde, Geometrie, Rech‑

nen, Schreiben und Zeichnen, zudem sollte auch die lateinische Sprache

»als ein besonderes Bedürfnis der gegenwärtigen Anstalt« unterrichtet werden. Das Lernziel des Deutschunterrichts war auf Gymnasialniveau angelegt: »In der deutschen Sprache werden die grammatischen Erschei‑

nungen erläutert, Autoren gelesen und Uebungen im Rechtschreiben, Vortragen, Lesen und eigenem Ausarbeiten angestellt.«35

Das übergeordnete Ziel der Lehrerbildungsanstalt war die Befähi‑

gung zu eigenem Denken und ein »gründliches und klares Wissen«.

Zu »selbstständiger Entfaltung« sollten die »Kräfte der Zöglinge« ge‑

bracht werden und dies mit den Mitteln einer zeitgemäßen, durchaus modernen Pädagogik:

Weder Abrichten zu Kunststücken, noch Eintrichtern unnachempfundener Ergebnisse finde statt, und nicht sowohl ein Detail‑ und gelehrtes Wissen, als vielmehr ein festes, zusammenhangendes und fruchtbares Wissen zu erzielen ist die Bestimmung des Seminars. Vorzüglich hinzuarbeiten ist auf

33 Das jüdische Schullehrer-Seminarium in Berlin (Anm. 30), S. 30.

34 Ebd., S. 32.

35 Ebd., S. 33.

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richtige Begriffe, treffenden und gewandten Ausdruck, deutliche Aussprache, angenehmen Vortrag.36

Nichts anderes als die Vorausetzungen zum Erwerb von Bildung und damit die Möglichkeit, der äußeren Emanzipation der Juden durch ein inneres, ausgleichendes Moment entgegenzukommen, stand somit auf dem Programm des Lehrerseminars: die Annäherung an die ›gebilde‑

ten Stände‹ sollte befördert werden. Die Lehranstalt hatte allerdings keinen anhaltenden Erfolg. Bereits 1850, gerade zehn Jahre nach ihrer Etablierung, wurde sie vom neu gewählten Ältestenkollegium u. a.

aufgrund von hohen Etateinbußen geschlossen. Die Einrichtung hatte während der Zeit ihres Bestehens wahrscheinlich weniger als zwanzig Lehrerkandidaten ausbilden können.37

Das reformierte jüdische Schul‑ und Bildungswesen unterstützte Mo‑

ritz Veit als Verleger dadurch, dass er Schulbücher und Lehrmaterialien für den Unterricht erscheinen ließ. So erschien bei Veit & Comp. ein von Aron Horwitz und Moritz Steinschneider verfasstes Spruchbuch für jüdische Schulen38, und von Samuel Meyer Ehrenberg (1773−1853), dem Direktor der jüdischen Samson‑Schule in Wolfenbüttel, ein Praktisches Elementarbuch zur Erlernung der hebräischen Sprache mit einem Anhang für Lehrer.39 In einem zeitgenössischen Verlagskatalog sind zudem noch von Heinrich Graetz die Geschichte der Juden vom Untergang des jüdischen Staates bis zum Abschluss des Talmud und Schriften von Zacharias Frankel (1801−1875), Gabriel Riesser (1806−1863), Michael Sachs und Leopold Zunz zu finden.

Moritz Veit als Vertreter eines bewahrenden Liberalismus

Moritz Veit wurde von dem sechsten Berliner Wahlbezirk mit einem Mandat für das Reichsparlament betraut, ein anderer Bezirk wählte ihn als Stellvertreter zur Frankfurter Reichsversammlung nach der Märzrevolution von 1848. Hier trat er in das Casino ein, der Fraktion des rechten Zentrums, und gehörte zu einem Kreis von Abgeordneten, der sich früh der Idee anschloss, dass das Deutsche Reich von Preußen dominiert werden würde. In einem öffentlichen Schreiben an seine

36 Ebd., S. 39.

37 Vgl. Brämer: Leistung und Gegenleistung (Anm. 30), S. 193.

38 A[ron] Horwitz/M[oritz] Steinschneider: Imre bina. Spruchbuch für jüdische Schulen, Berlin:

Veit & Comp. 1847.

39 S. M. Ehrenberg: Praktisches Elementarbuch zur Erlernung der hebräischen Sprache, Berlin:

Veit & Comp. 1839; Anhang zum praktischen Elementarbuch der hebräischen Sprache. Für Lehrer, Berlin: Veit & Comp. 1839.

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Wähler in Berlin begründete er nach dem Austritt von 65 Abgeordneten aus der Reichsversammlung, warum er sein Mandat am 20. Mai 1849 niedergelegt habe.

Durchaus kritisch und mit großer Achtung vor dem Auftrag, der aus der revolutionären Bewegung der Jahre 1848/49 hervorgegangen war, betrachtete Moritz Veit dabei die unterschiedlichen politischen Triebkräf‑

te und Entwicklungen innerhalb der Frankfurter Reichsversammlung.

Niemals vorher sei einer Vertretung des deutschen Volkes eine so große Aufgabe übertragen worden: »Zu gleicher Zeit sollte sie die Einheit und die Freiheit eines großen Volkes begründen, das, aus vielhundertjähriger Zersplitterung erwacht, die aus jener Zersplitterung erwachsenen Zu‑

stände doch wieder fast liebgewonnen hat.«40 Mit der Verabschiedung der Verfassung sollte die Reichsversammlung dieses Ansinnen insge‑

samt 38 Regierungen gegenüber durchsetzen, darunter mit Preußen und Österreich zwei Großmächten, und somit die Interessen des Volkes und der Regierungen in den deutschen Staaten vermitteln. Veit erkannte die Reichsversammlung als eine »schiedsrichterliche Macht«41 zwischen zwei sich gegenüberstehenden Prinzipien. Dieser Versuch scheiterte je‑

doch und zwar weniger an der offenen Opposition Österreich‑Ungarns, sondern an der wiederholten Revision von bereits gefassten Beschlüssen durch die preußische Regierung. Durch die politischen Umschwünge waren im Frühjahr 1849 große Teile der deutschen Nation nicht mehr vertreten, die »Reichsversammlung mindestens in demselben Maaße ein Heerd des Aufstandes als eine Stütze der verfassungstreuen Stämme geworden« und sie sei damit nun »nicht mehr der Gesammtausdruck Deutschlands«,42 was einen Austritt der konservativen Partei berechtigt erscheinen lasse. Veit bedauerte diese Entwicklung zutiefst, gerade weil er die Einigung der deutschen Nation als übergeordnetes Ziel ansah:

Deutschland ist um eine große Hoffnung ärmer geworden. Als die Reichsver‑

sammlung, von dem jugendlichen Aufschwung der nationalen Begeisterung getragen, ihre volle Kraft entfaltete, da meinten wir, daß es den Deutschen vor andern Völkern gelingen werde, den großen Kampf staatlicher Principien auf dem Gebiete des Geistes auszukämpfen; wir bildeten uns ein, daß die lange Geistesarbeit, die das Volk seit Jahrhunderten um sein politisches Dasein be‑

trogen hatte, ihm mindestens durch die größere Verstandesreife und ruhigere Fassung des Gemüthes zu Gute gekommen sei, mit der es in die politische Laufbahn eingetreten.43

40 Moritz Veit: Sendschreiben an meine Wähler, Leipzig: Veit & Comp. 1849, S. 20.

41 Ebd., S. 24.

42 Ebd., S. 50.

43 Ebd., S. 54.

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Das ursprüngliche Vorhaben fand Moritz Veit nicht erfüllt, aber er entwarf in seinem Sendschreiben zugleich eine politische Vision zur vermittelnden Einigung Deutschlands:

Die Verletzung ihres formellen Rechts auf freie Selbstbestimmung, die Art wie sie herbeigeführt ist, hat die Nation auf das Tiefste verletzt und gespalten und sie ist in Gefahr, über dem Hader um die Form, des Inhalts, der Verfassung selbst, verlustig zu gehen. Dies darf nicht geschehen. Hierzu ist aber Nach‑

giebigkeit von Seiten der Fürsten wie der Völker erforderlich; der Fürsten, weil sie ein Mittel finden müssen, das gekränkte Selbstgefühl der Nation zu versöhnen, der Völker, weil sie nicht auf dem eingenommenen formellen Standpunkte unverrückt stehen bleiben dürfen.44

Ein auf der kulturellen Ebene angelegtes Ergebnis der Beratungen in der Paulskirche war jedoch die Einrichtung einer eigenen Reichsbibliothek.

Die Sammlung wurde auf Anregung des Verlegers Heinrich Wilhelm Hahn (1795−1873), der unter anderem die Monumenta Germaniae Historica herausgab, begründet und der Historiker und Philologe Johann Heinrich Plath (1802−1874) als Reichsbibliothekar eingesetzt. Bis zum Jahr 1851 wurde die Sammlung von 4.600 Bänden in der Paulskirche aufbewahrt, 1855 wurde sie in die Bibliothek des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg überführt. Die Deutsche Bücherei in Leipzig bemühte sich ab 1924 um die Bücher, da sie in der Reichsbibliothek ihre Vorläuferin und Wegbereiterin sah. Die Kollektion besteht aus deutschsprachiger Literatur, staats‑ und volkswirtschaftlichen Schriften, philosophischen Werken, Länder‑ und Städtebeschreibungen und ist aufgrund ihres bibliophilen Charakters heute durch ein eigenes Bestandsverzeichnis erschlossen. Hahns Idee war bei den Abgeordneten der Reichsversamm‑

lung, der u. a. 20 Schriftsteller, sieben Verleger, drei Bibliothekare und zwei Archivare angehörten, auf große Zustimmung gestoßen, bereits am 12. Mai 1849 wurde der Bestand mit 3.000 Bänden angegeben, die fast alle gebunden auf der Galerie der Paulskirche aufgestellt waren.45 Hatte Hahn ursprünglich der Reichsversammlung angeboten, dass sich diese aus seinem Katalog eine beliebige Anzahl relevanter Werke als eine Art Handbibliothek auswählte und andere Verleger seinem Beispiel sicher folgen würden, so ging Moritz Veit weit darüber hinaus. Ende Oktober, Anfang November 1848 schrieb er dem Bibliothekar Plath: »Es sei nicht die Absicht, ein paar Bücher dem Parlamente zu geben, wohl aber ein Exemplar seines gesamten Verlages, wenn dadurch der Grund

44 Ebd., S. 58 f.

45 Die Deutsche Bibliothek [bearbeitet von Johannes Jacobi unter Mitarbeit von Steffi Richter]: Bibliothek der Deutschen Reichsversammlung 1848/49 (Reichsbibliothek). Bestands- verzeichnis, Leipzig/Frankfurt a. M./Berlin: Die Deutsche Bibliothek 1999, S. 7.

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zu einer deutschen National‑Bibliothek gelegt würde.«46 Und dies tat Moritz Veit dann auch in der kurzen Periode von Oktober 1848 bis zum Austritt aus der Reichsversammlung im Mai 1849, in der die Sammlung entstehen konnte.

In einer Vielzahl von Publikationen äußerte sich Moritz Veit zur Emanzipation der Juden, vor allem zu juristischen Fragen und zum Edikt vom 11. März 1812 und seinen Revisionen. Mit diesem Erlass hatte der preußische König den Juden die Staatsbürgerschaft zugestanden und sie rechtlich erstmals in weiten Teilen den nichtjüdischen Preußen gleichgestellt. Jedoch setzte alsbald die politische Reaktion ein und vielfältige obrigkeitliche Einschränkungen traten in Kraft. Anlässlich der Bekanntgabe eines Entwurfs einer Verordnung über die Verhältnisse der Juden im Jahre 1847 verfasste Moritz Veit eine Broschüre als Gut‑

achten für den Landtag, »da […] Gefahr im Verzug ist«, und nutzte die Gelegenheit »den vorhandenen Rechtszustand in kurzen Andeutungen darzustellen und auf diesem Wege einen sicheren Maßstab zu gewinnen, um die neue Verordnung an dem alten Rechte zu messen«.47 In seiner Darstellung gelang es Veit herauszuarbeiten, »daß die Reaktion, die in den letzten 25 Jahren gegen die glorreiche Gesetzgebung von 1807 bis 1820 sich gekehrt hat, auch die Bestimmungen des Edikts vom 11. März 1812, obgleich dasselbe durch § 16 der deutschen Bundesakte den Juden verbürgt worden ist, in mehreren Punkten empfindlich getroffen«.48 Dagegen vorzugehen und »das gegebene Recht zu schützen«, sei Auf‑

gabe des Landtages, und er schlug ihm deswegen vor, im Namen der Gerechtigkeit und der Gewissensfreiheit,

im Namen des einheitlichen Volks‑ und Staatslebens, das fortan die Stämme und Bekenntnisse des Vaterlandes zu einer einigen und überwindlichen Per‑

sönlichkeit verschmelzen wird, […] die Gleichstellung der Juden mit ihren christlichen Mitbürgern und die Vorlage eines neuen, auf dieser Grundlage beruhenden Gesetzentwurfs [zu] beantragen.49

46 Johann Heinrich Plath: »Promemoria des Bibliothekars Dr. Johann Heinrich Plath, betreffend die Reichsbibliothek, vom 7. März 1850«. BA, Außenstelle Frankfurt a. M., Faszikel DB 62, zitiert nach ebd., S. 8.

47 Moritz Veit: Der Entwurf einer Verordnung über die Verhältnisse der Juden in Preußen und das Edikt vom 11. März 1812, Leipzig: F. A. Brockhaus 1847, hier S. 6. Vgl. hierzu auch Ismar Freund: Die Emanzipation der Juden in Preußen unter besonderer Berücksichtigung des Gesetzes vom 11. März 1812. Ein Beitrag zur Rechtsgeschichte der Juden in Preußen, Berlin:

M. Poppelauer 1912 (ND Hildesheim: Olms 2004).

48 Moritz Veit: Der Entwurf einer Verordnung über die Verhältnisse der Juden in Preußen und das Edikt vom 11. März 1812, Leipzig: F. A. Brockhaus 1847, S. 11.

49 Ebd., S. 26.

(22)

Diesem Prinzip blieb Veit in seinem politischen Wirken weiterhin treu, und als im Februar 1852 der Abgeordnete Emil Wilhelm Klee (1806−1855) einen Antrag einbrachte, um die Verfassung zu ändern und zu fordern, dass mit der »Ausübung einer richterlichen, polizeilichen oder exeku‑

tiven Gewalt« verbundene Ämter nur mit christlicher Zugehörigkeit bekleidet werden dürften, trat Veit als der einzige jüdische Landtags‑

abgeordnete mit scharfen Worten dagegen auf.50 Er argumentierte im Namen der Religionsfreiheit und zeigte, dass mit diesem Antrag, der zudem »Juden und Dissidenten« in einen Topf werfe, die Emanzipati‑

on der Juden zurückgenommen werde. Unter Bezugnahme auf Hegels Rechtsphilosophie wies Veit auf die rechtlichen Folgen des Antrags, sollte sich die Idee eines »christlichen Staates« durchsetzen und die wiederholten rechtlichen Proklamation der Emanzipation nun revidiert werden: »Meine Herren! Die deutsche Sprache würde Sie verlassen, wenn Sie in Zukunft nach Worten suchen wollten, denen man noch Glauben schenken könnte, wenn wieder einmal die Wogen der Zeit hochgehen, nachdem Sie diese vierfache Verheißung von sich gestoßen und zerrissen haben.«51 Der Klee’sche Antrag wurde vom preußischen Landtag schließlich abgelehnt.

Neben der Publizistik und den politischen Schriften von Moritz Veit und Gabriel Riesser wurde im Verlag Veit & Comp. im Jahr 1860 zudem von Moritz Kalisch eine umfangreiche und erläuterte Sammlung von Aktenstücken veröffentlicht, die unter dem Titel Die Judenfrage in ihrer wahren Bedeutung für Preußen die rechtliche Situation der Juden auf den unterschiedlichen Gebieten des Staatswesens und die reaktionäre Politik in den 1848 folgenden Jahren dokumentierte und kommentierte.52

Moritz Veits Engagement innerhalb des Börsenvereins der deutschen Buchhändler

Moritz Veit verstand den Buchhandel nie als reines Geschäft. In den von ihm verlegten Büchern sollte sich die wissenschaftliche und politische Gesinnung des Verlegers, seine Individualität, aber auch das Zusam‑

menwirken mit dem Autor an der Bildung der Nation spiegeln. Als er

50 Vgl. Julius H. Schoeps: Die missglückte Emanzipation. Wege und Irrwege deutsch-jüdischer Geschichte, Berlin: Philo 2002 (= Philothek), S. 189 f., die Zitate hier S. 189.

51 Moritz Veit: »Rede des Abgeordneten Veit in der Juden‑ und Dissidentenfrage, nach den stenographischen Berichten«, in: Allgemeine Zeitung des Judenthums 16 (1852) 17 [19. April], S. 193−198, hier S. 195.

52 M[oritz] Kalisch: Die Judenfrage in ihrer wahren Bedeutung für Preußen, Leipzig: Veit &

Comp. 1860.

(23)

im Jahre 1839 die Gründung eines Wissenschaftsvereins anregte, der die Herausgabe wissenschaftlicher Untersuchungen unternehmen sollte, die für einzelne Verleger zu kostspielig waren, schrieb er:

Der deutsche Buchhandel hat von jeher bewiesen, daß er seine eigenthüm‑

liche Stellung in den nachbarlichen Grenzen der Intelligenz und Industrie zu würdigen wisse. Man prüfe die neuesten Kataloge und entscheide dann, ob jener ehrenhafte Grundsatz: ein Theil des Gewinnes, den die Muse dem häuslichen Altar beschieden, der Muse selber zu opfern, nicht bis auf unsere Zeiten sich fortgeerbt habe.53

Jedoch war auch die Geschichte der berufsständischen Organisation der Buchhändler, die sich seit Mitte der 1830er Jahre immer weiter profes‑

sionalisierten, nicht frei von tradierten antijüdischen Vorurteilen: So wurde im Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel im Februar 1838 eine sogenannte »nothgedrungene und freimüthige Erklärung« der Frank‑

furter Buchhändler veröffentlicht, in der eine vermeintliche Konkurrenz durch ebenfalls in der Mainstadt ansässige Antiquare beklagt wurde, die auch mit »neuen Büchern«54 handeln würden. Die namentlich ange‑

griffenen Antiquare waren dabei mehrheitlich jüdische Kaufleute, unter den Genannten waren auch die Firmen von Isaac St. Goar und Leopold Joseph Baer (1804−1861), wobei sich Letzterer in einer Replik im selben Organ gegen den erhobenen Vorwurf verwahrte und darauf hinwies, dass er über eine Konzession zum Betrieb einer Sortimentsbuchhand‑

lung verfüge. Baer sah in der Erklärung der Frankfurter Buchhändler nichts weniger als den Versuch, jüdische Kaufleute vom Buchhandel auszuschließen und gleichberechtigte Konkurrenten durch Scheinar‑

gumente an der Ausübung ihres Geschäfts zu hindern. Baer erachtete die Einrichtung eines Frankfurter Lokalvereins der Buchhändler mit einer sehr exklusiven Aufnahmepolitik als wesentlichen Beleg solcher Versuche: »Sie haben sich zu einer Corporation gebildet, welche sich die Aufrechterhaltung ihrer gegenseitigen Interessen garantirt hat und Niemanden anerkennen zu wollen ausspricht, welcher sich nicht in diese begiebt!«55 Die in Stuttgart herausgegebene Süddeutsche Buchhänd- lerzeitung brachte die antijüdischen Vorbehalte unter den Frankfurter Buchhändlern offen zur Sprache:

53 Zit. nach Wehrenpfennig: »Moritz Veit. Eine Lebensskizze« (Anm. 21), S. 12.

54 Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel 10/1838 (02.02.1838), S. 193−198. Im Folgenden als Bbl. zitiert. Die Darstellung folgt im Weiteren Volker Titel: »Geschäft und Gemeinschaft.

Buchhändlerische Vereine im 19. Jahrhundert«, in: Archiv für Geschichte des Buchwesens 52 (1999), S. 1−219, hier S. 62−66.

55 Bbl. 21/1838 (13.03.1838), S. 477. Vgl. Titel: »Geschäft und Gemeinschaft« (Anm. 54), S. 63.

(24)

Die wahre Motivation der Frankfurter Kollegen seien Intoleranz und Vorurteil:

Leider gibt es der in engherzigem Kastengeist Befangenen auch unter uns Buchhändlern noch genug, die gleich bereit sind, einzustimmen, wenn irgend‑

wo wieder ein Hepp! Hepp! ertönt. Die Hand auf’s Herz, ihr Herren! – der Aerger, daß die Juden klüger sind und besser spekuliren, als alle die gelernten Buchhändler, hat den christlichen Nothschrei hervorgerufen.56

Diese Kontroverse setzte sich über Jahre fort und hat in der deutschen Verlagsgeschichte nachhaltige Spuren hinterlassen. Als die Firma Joseph Baer & Comp. 1842 ihre Teilnahme an der Leipziger Jubilate‑Messe ankündigte, wurde im Börsenblatt anonym ein gehässiger Text veröf‑

fentlicht, der versuchte, die Teilnahme zu verhindern: »Wir leben in einer Zeit des Fortschritts, aber der jüdische Handelsgeist triumphirt;

er ist von einem unbedeutenden Händler zum Messias geldbedürftiger Verleger emporgehoben.«57 Joseph Baer reagierte mit einem öffentlichen Schreiben und antwortete auf diesen Vorwurf direkt im Börsenblatt:

Was vermöchte also verkappter Brotneid vernünftigerweise gegen mich vor‑

zubringen, wenn nicht der Jude ein ergiebiges Thema böte? Doch in unserem Zeitalter, wo Bildung und Humanität selbst die unteren Volksklassen immer mehr und mehr durchdringen, finden solche mittelalterlichen Töne wohl nirgends mehr Anklang.58

Im Jahre 1845 nahm Moritz Veit schließlich in dieser Angelegenheit Stel‑

lung, als er anlässlich eines Artikels im Börsenblatt, der ihn als positive Ausnahme von den ansonsten hart kritisierten jüdischen Buchhändlern hervorhob, konstatierte: »Ich mag nicht als Ausnahme gepriesen werden, wo Unkenntnis oder böser Wille den Stab bricht, denn ich weiß aus der uralten Erfahrung unseres Volkes nur zu wohl, daß die Schmach, welche die Gesammtheit träfe, mich tiefer herabdrücken würde, als das immer zweideutige Lob des Unberufenen mich erheben kann.« Moritz Veit ergriff ausdrücklich Partei für Joseph Baer und lobte den innovativen Ansatz des modernen Antiquariats, dessen Erfolg doch nur deutlich mache, »daß der träge Blutumlauf des Buchhandels einen frischen Reiz gar wohl vertragen könne«.59

56 Süddeutsche Buchhändlerzeitung 18/1838 (04.05.1838), S. 136. Vgl. Titel: »Geschäft und Gemeinschaft« (Anm. 54), S. 65.

57 (Anonym), in: Bbl. 46/1842 (20.05.1842), S. 1167. Vgl. Titel: »Geschäft und Gemeinschaft«

(Anm. 54), ebd.

58 Bbl. 53/1842 (07.06.1842), S. 1299. Vgl. Titel: »Geschäft und Gemeinschaft« (Anm. 54), ebd.

59 Bbl. 19/1845 (07.03.1845), S. 225. Vgl. Titel: »Geschäft und Gemeinschaft« (Anm. 54), S. 66.

(25)

Das berufsständische Wirken von Moritz Veit fand vor allem im Bör‑

senverein der Deutschen Buchhändler seinen Rahmen. Hier trug er ab dem Jahre 1839 in einer Vielzahl von Ausschüssen und Kommissionen zu wichtigen Entscheidungen bei. Veit verfasste auch Denkschriften gegen polizeiliche Störungen des Speditions‑ und Kommissionsgeschäfts in Leipzig und gegen anderweitige behördliche Einschränkungen der Verlags‑ und Pressearbeit. 1853 wurde Veit zum Stellvertreter des Vor‑

sitzenden gewählt, und ab 1855 bis zum Jahre 1861 war er erster Vor‑

steher des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler. Seine Amtszeit war für den Börsenverein von nachhaltiger Bedeutung und ein großer Erfolg, der sich auch an der Tatsache ablesen lässt, dass Veit das Amt in der nach den Statuten längstmöglichen Zeitspanne innehatte, und dies auch noch, nachdem er nach dem Tod seines Sozius den gemeinsamen Verlag verkauft hatte.

Der Börsenverein stellte dabei insofern etwas Besonderes dar, als

»diese Genossenschaft die erste und bisher die einzige deutsche Cor‑

poration [war]; ein Verband, der aus dem einfachen Grunde, weil es eine preußische, sächsische, baiersche Literatur nicht giebt, sofort über die Einzelstaaten übergriff und die Schranken niederriß, welche die übrigen Gewerbszweige trennen«.60 Gerade in Fragen des literarischen Eigentums war dies von Bedeutung, denn es ging Moritz Veit darum,

das Chaos von einigen dreißig Particulargesetzgebungen hinwegzuräumen, ein gleichförmiges Recht des geistigen Eigenthums für ganz Deutschland zu schaffen und mit dieser nationalen Schöpfung zugleich den festen Boden zu gewinnen, auf welchem die literarischen Verkehrsverhältnisse mit fremden Völkern ohne Schaden und Verwirrung geordnet werden konnten.61

Veit war unmittelbar an den Verhandlungen zum Urheberrechtsvertrag zwischen Frankreich und Deutschland und dem Entwurf des deutschen Nachdruckgesetzes beteiligt. Mit einer kleinen Broschüre Die Erweiterung des Schutzes gegen den Nachdruck zu Gunsten der Erben verdienter Autoren aus dem Jahre 1855 stellte er sich gegen die nicht ausreichende Schutzfrist von 30 Jahren und erläuterte detailliert die vom Börsenverein einge‑

nommenen Positionen zur Urheberrechtsfrage und zum Schutz gegen Nachdruck.62 Der Gesetzentwurf wurde schließlich abgelehnt und durch einen Beschluss des Deutschen Bundes wurden im Jahre 1856 auch die Werke von Autoren, die vor 1837 verstorben waren, unter Schutz gestellt.

60 Zit. nach Wehrenpfennig: »Moritz Veit. Eine Lebensskizze« (Anm. 21), S. 14.

61 Ebd., S. 18.

62 Moritz Veit: Die Erweiterung des Schutzes gegen Nachdruck zu Gunsten der Erben verdienter Autoren, Berlin: Veit & Co. 1855.

(26)

Nimmt man die unterschiedlichen – und hier natürlich nur exemplarisch vorgestellten – Facetten des Wirkens von Moritz Veit in den Blick, so ist festzustellen, dass ein tiefes Vertrauen auf Bildung als Mittel für die Akkulturation der Juden in die deutschsprachige Kultur vorherrscht.

Der Erwerb der deutschen Sprache wurde als eine unmittelbare Vor‑

aussetzung aufgefasst, um als Bürger anerkannt zu werden und war somit das Komplement zur rechtlichen Emanzipation. Zudem sollte die hebräische Literatur und Kultur der Juden in Übersetzungen für die deutsche Literatur bewahrt werden, so wie sich der Verlag Veit & Comp.

bemühte, den in jener Zeit noch als flüssig und in der Verhandlung begriffenen Kanon der deutschen Literatur zu erweitern und die von ihm edierten Bücher unterschiedlicher Wissensgebiete als essentiellen Bestandteil einer modernen Kultur verstand. Das bisher dem religiösen Gesetz verhaftete Judentum sollte transformiert und konfessionalisiert werden. Juden wären damit in der rechtlichen Behandlung anderen Re‑

ligionsgemeinschaften gleichgestellt, ein Prozess der in der preußischen Politik ab den 1820er Jahren stetig in Frage gestellt und dem Prinzip eines

›christlichen Staates‹ konträr stand. Moritz Veit setzte dem einen unbe‑

dingten Glauben an die Objektivität der wissenschaftlichen Erkenntnis und den stetigen Einsatz zur Erhaltung der im Jahre 1812 erworbenen zivilen Rechte entgegen. Zudem vertraute er bei seinem literarischen, publizistischen und politischen Engagement auf die korrigierende Macht der sich konstituierenden bürgerlichen Öffentlichkeit.

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