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QUINTESSENZ ZAHNMEDIZIN | Jahrgang 72 • Ausgabe 3 • März 2021
Ihr
Prof. Dr. Roland Frankenberger Chefredakteur
EDITORIAL
Der Impfneid von 2021
Impfneid ist auch so ein Wort, das ich bis vor Kurzem gar nicht kannte. Beim Tippen hat mein Computer das Wort gerade rot unterstrichen, ihm ist dieser Terminus bisher ebenfalls nicht geläufig. Dennoch ist dieser Begriff in Deutschland innerhalb kurzer Zeit leider traurige Wahrheit geworden. Ich kann aus eigener Erfahrung allen Impf-Organisationseinheiten nur dringend ans Herz legen, bei der Impf-Priorisie- rung und Impf-Reihenfolge ganz genau hinzusehen, wer da den Ärmel hochkrempelt.
Zu Beginn des Jahres hatte ich aufgrund erster Berichte in den Medien eher befürchtet, dass die Impfskepsis zum manifesten Problem auch in unserer Berufsgruppe werden würde, nachdem einige Pfleger sich nicht impfen lassen wollten. Ich bin froh, dass das so nicht eingetroffen ist, ebenso wenig fruchte- ten die „Anti-Impf-Kampagnen der Corona-Skeptiker“.
So weit, so gut. Das EU-Impf-Desaster führte aber dann unvermeidlich zu einer deutlich spürbaren Impfstoffknappheit und damit auch dazu, dass viele Menschen sehr genau beobachteten, wer eine Imp- fung bekommt und wer nicht. In meinem Umfeld hat dies zu wirklich emotionalen Situationen geführt.
Und ebenso schade ist es dann, wenn man liest, dass ein Bischof, ein Oberbürgermeister und manch anderer Würdenträger erfolgreich aus der Impf-
Prioritätenreihenfolge ausgeschert und nach oben
„gerutscht“ sind.
Optimistisch bin ich trotzdem, wenn auch nur mittelfristig. Sie erinnern sich an die FFP2-Masken- Situation in 2020: erst Knappheit, später dann gut gelöst, heute an jeder Supermarktkasse erhältlich.
Man braucht kein Prophet zu sein, um vorherzu- sehen, dass es beim Impfstoff wieder genauso sein wird – an dieser Stelle herzliche Grüße aus Marburg, der Stadt der Impf-Hoffnung. Vermutlich ist die Situation dann, wenn Sie dieses Editorial lesen, schon nicht mehr so schlimm, ich hoffe es jeden- falls. Abschließend wünsche ich Ihnen, möglichst bald Ihren „Piks“ zu bekommen und für heute viel Spaß bei der Lektüre.