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„Das gibt mir was!“

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14 granatapfel3 ∙ 2018

Barmherzige Brüder

&

Christliche Welt Ehrenamt

Einen Unterschied machen

Die tiefe innere Zufriedenheit, die Menschen erfahren, werde häufig als Motivation für ehrenamtliches Engagement genannt, sagt Heinz Janning, Geschäftsführer der deut- schen Beratungsagentur „OptionBE“, die freiwilliges Engagement fördert und beglei- tet. Daneben gäbe es eine Vielzahl weiterer Motive: „Es gibt zum Beispiel Menschen, die ihre religiöse Überzeugung umsetzen wol- len, indem sie Nächstenliebe praktizieren.

Oder jene, die von mangelnder Gerechtigkeit getrieben werden und sagen: Ich möchte einen Unterschied machen. Ein sehr starkes Motiv ist für viele die Gemeinschaft. Das sind Menschen, die soziale Kontakte suchen. Ist das soziale Gefüge einer Gruppe gut, fühlen sie sich dort aufgehoben“, erklärt Janning.

Andere würden, nach dem Ausstieg aus dem Berufsleben, ihre Kenntnisse zur Verfügung stellen wollen. Oder in der Pension das nachholen wollen, was sie über die Jahre im eigenen Beruf vermisst haben.

Aufgabe in der Pension

Ihre Erfahrungen aus dem Berufsleben sinn- voll für andere einzusetzen: Auch für Emma Kemeter ist das mit ein Grund, sich ehren- amtlich im Krankenhaus Eisenstadt zu enga- gieren. „Ich war hier Diplomkrankenpflegerin und Stationsleiterin und habe dann überlegt, was ich denn in meiner Pension beitragen kann.“ Ihr Einsatzort heute: Die Palliativsta- tion, dort, wo unheilbar kranke Menschen ge- pflegt werden. Sie spielt Karten, geht mit den PatientInnen spazieren oder liest ihnen vor.

Sie betet mit ihnen und bringt sie in die Ka- pelle – so wie es sich die Kranken wünschen.

„Neue PatientInnen haben oft eine gewisse Distanz. Dann erkläre ich, wer ich bin, und sie werden meistens aufgeschlossen.“ Viele Eine Viertelstunde Fahrtzeit ist es laut Rou-

tenplaner von Hornstein nach Eisenstadt.

34 Kilometer hin und zurück, die die Horn- steinerin Gertrude Palkovits zweimal in der Woche zurücklegt, um im Krankenhaus Ei- senstadt ehrenamtlich bei der Essensausgabe zu helfen. Krankenschwester sei eigentlich immer ihr Berufswunsch gewesen, das habe sich aber letztlich anders ergeben. „Jetzt bin ich in Pension und komme immer um die Mittagszeit her.“ Sie teilt Essen an die PatientInnen aus, reicht Wasser, kocht Tee.

Geht von Zimmer zu Zimmer und fragt, ob jemand ihre Hilfe oder Gesellschaft möchte.

„Viele leiden darunter, wenn ihre Angehö- rigen nicht da sind, und brauchen Anspra- che“, schildert Palkovits. Als ihre Mutter einige Monate lang im Spital war, habe sie den Krankenhausalltag näher kennengelernt.

Das war vor über acht Jahren. Seitdem hilft sie mit und sagt: „Ich mach das gern. Das gibt mir was!“

„Das gibt mir was!“

Weltweit sind es rund 31.000 Menschen, die sich ehrenamtlich für den Orden der Barmherzigen Brüder engagieren. Fünf Frauen, die im Krankenhaus Eisenstadt den PatientInnen und deren Angehörigen ihre Zeit schenken, erzählen, warum ihnen dieses Engagement Zufriedenheit und Erfüllung schenkt.

V O N S A N D R A L O B N I G

Heinz Janning ist Geschäftsführer der deutschen Beratungsagentur

„OptionBE“, die freiwilliges Enga- gement fördert und begleitet.

Emma Kemeter kümmert sich um unheilbar kranke Menschen auf der Palliativstation in Eisenstadt.

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Sie teilt Essen an die PatientInnen aus, reicht Wasser,

kocht Tee. Geht von Zimmer zu

Zimmer und fragt, ob jemand ihre Gesellschaft

möchte.

Fotos: Lobnig, OptionBE

würden dann aus ihrem Leben erzählen und der ehemaligen Krankenpflegerin auch sehr persönliche Familiengeschichten anvertrau- en. Immer wieder komme es vor, dass sie und andere ehrenamtliche Helfer das Weg- bleiben der Angehörigen kompensieren. Weil diese entweder beruflich sehr eingespannt sind oder mit dem Leiden der Schwerst- kranken nicht gut umgehen können. „Wenn Angehörige nicht kommen wollen oder kön- nen, sind wir Ehrenamtliche da.“ Kemeter erlebt ihre Tätigkeit als erfüllend: „Wenn ich merke, der Patient hat Freude gehabt, geh ich glücklich nach Hause.“

Selbstbestimmung

Die Eisenstädterin Agnes Mühlgassner arbeitet 37 Jahre bei den Barmherzigen Brüdern als Ehrenamtliche mit. „Damals hat man mich gefragt, ob ich nicht bei der Essensausgabe helfen möchte“, erinnert sich die 82-Jährige. „Und, wenn man mich fragt, dann bin ich zu haben.“ Sie zeigt stolz eine alte Ausgabe des „Granatapfels“, in der über die freiwilligen Helfer berichtet wurde. Mo- tiviert ist Agnes Mühlgassner nach wie vor:

„Ich möchte nicht aufhören, solange es die Gesundheit erlaubt.“

Dass sich Menschen heutzutage – ganz anders als Agnes Mühlgassner – nur noch kurzfristig ehrenamtlich engagieren würden,

sei ein Missverständnis, sagt Heinz Janning.

Allerdings: „Die Leute haben keine Lust, sich Zeitanforderungen von außen vorgeben zu lassen. Sie sagen: ‚Ich mache das erst einmal ein halbes Jahr‘, bleiben dann aber oft dabei.“ Insgesamt habe sich das Ehren- amt in den vergangenen Jahrzehnten radikal verändert. „Für die Leute geht es nicht mehr um Pflichterfüllung, sondern um Selbstbe- stimmung.“ Äußere Anforderungen durch Beruf, Schule und Familie seien gestiegen.

Dennoch gäbe es in Deutschland wie auch in Österreich viele potenzielle Freiwillige: „Es gibt viele, die nur darauf warten, angespro- chen zu werden.“

Ehrenamtliche Mitarbeiterinnen in Eisenstadt (v. l. n. r.): Emma Kemeter, Schwester Amala, Erika Senft, Agnes Mühlgassner und Gertrude Palkovits

Porträt

Auf der Palliativstation

Auf der Palliativstation im Krankenhaus Eisenstadt gibt es fünf Betten für unheilbar kranke Menschen. Aufgabe der Ehrenamtlichen sei es vor allem, da zu sein, wie die gebürtige Inderin, Schwester Amala, erzählt: „Viele haben Angst vor dem Sterben und brauchen jemanden, der bei ihnen sitzt.“ Oft seien die Kranken am Anfang sehr zurückgezogen und trau- rig, „wenn sie ihre Krankheit einmal akzeptiert haben, sind sie offen und akzeptieren alle Hilfe.“ Die Erfahrungen, die man in der Sterbebegleitung mache, seien immer wieder sehr berührend, sagt Erika Senft, die seit elf Jahren in der Hospizarbeit tätig ist. „Manchmal lebt man sehr stark mit den PatientInnen und den Angehörigen mit.“

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