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Juden in Deutschland

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Academic year: 2022

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Juden in Deutschland

Ich habe letztens eine Zahl gelesen, die mich überrascht hat. In Deutschland leben weniger als 100.000 Juden. Ich dachte, die Zahl wäre viel höher. Es macht mich traurig, das zu lesen. Zum Vergleich: Es leben über vier Millionen Muslime in Deutschland.

Welche berühmten deutsch-jüdischen Menschen fallen mir ein? Albert Einstein, Heinrich Heine, Karl Marx? Aus der neueren Zeit denke ich an Michel Friedman, den man oft in Talkshows sieht, wenn es um das Thema geht. Er war Politiker und Moderator, er schreibt Bücher und ist Jurist.

In dieser Folge möchte ich über die Geschichte der Juden in Deutschland sprechen. Es ist nicht leicht, alles so kurz zusammenzufassen. Aber es ist wichtig, das Thema nicht zu ignorieren.

Juden leben schon sehr lange in Deutschland. Es gibt Beweise, dass es sie in Köln schon im Jahr 321 gab. Damals war die Stadt noch von den Römern besiedelt. Im 10. und 11. Jahrhundert stieg die Zahl der jüdischen Bürger auf 20.000 an. Jüdische Kaufleute kamen an den Rhein. 1012 wurde die erste Synagoge in Köln gebaut, es wurden jüdische Schulen und Friedhöfe

gegründet. Da die Christen damals keine Zinsen verlangen durften, weil es so in der Bibel stand, übernahmen die Juden das Kreditgeschäft. Beide Religionen lebten damals friedlich zusammen beziehungsweise nebeneinander.

Das blieb leider nicht so. Die Kreuzzüge begannen 1096. Menschen zogen in Europa los, um Palästina zu erobern. Auslöser war die Predigt des damaligen Papstes. Bereits auf ihrem Weg wurden Juden ermordet, so auch in der Region um Köln. Sie wurden als Gottesmörder beschimpft. Einige Jahre später wurde beschlossen, dass sie keine Waffen tragen durften. Nochmal hundert Jahre später wurden alle Juden zu unfreien Knechten des Kaisers. Sie mussten sich kennzeichnen. Im 14. Jahrhundert wurden Tausende von ihnen umgebracht.

1348 war die Zeit der Pest. Viele Menschen starben an der Seuche. Wie sich die Krankheit übertrug verstanden sie nicht. Also wurden die Juden

verantwortlich gemacht. Ihnen wurde vorgeworfen, Brunnen vergiftet zu

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haben. Viele von ihnen wurden verfolgt und getötet.

Es ging immer so weiter: Christliche Prediger wetterten gegen Juden. Auch die Schriften von Martin Luther waren antisemitisch. Die Bevölkerung handelte danach und verfolgte sie. Sie wurden vertrieben, auf dem Scheiterhaufen verbrannt oder auf andere Art getötet. Bis 1520 waren sie aus den großen Städten verschwunden. Ghettos entstanden. Wer konnte, der floh nach Böhmen, Polen und Osteuropa.

Um das Jahr 1600 lebten bis zu 10.000 Juden in Deutschland. Auch wieder in den Städten. Das Verhältnis zu den Christen entspannte sich etwas. Nach dem Dreißigjährigen Krieg und der Aufklärung ging es ihnen besser in Deutschland.

Weil sie an ihren Namen aber sofort erkannt wurden, gaben sich im 18.

Jahrhundert viele von ihnen neue Familiennamen.

Napoleon brachte ihnen erst die Emanzipation, später wieder Einschränkungen.

So war es auch später, mal bekamen sie neue Rechte, dann wurden sie ihnen wieder genommen. 1847 wurde ein einheitliches Judengesetz geschaffen.

Juden durften danach manche Staatsämter übernehmen und in manchen Fächern als Professoren unterrichten. Juden waren Staatsbürger. Sie

begannen, ihre Religion zu reformieren, es gab zum Beispiel erste Predigten auf Deutsch.

Die Reichsverfassung 1871 machte alle deutschen Juden zu gleichberechtigten Bürgern. Der Antisemitismus der Menschen blieb jedoch erhalten. Die

jüdischen Gemeinden blühten auf, vielen Juden ging es finanziell sehr gut. Sie waren erfolgreich. Das brachte Neid und Hass. Es gründeten sich erste

politische Parteien gegen die Juden. Antisemitismus wurde gesellschaftsfähig.

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deportiert und getötet. Schätzungen zufolge wurden 6 Millionen jüdische Menschen im Holocaust ermordet.

Wer Glück hatte, konnte fliehen. Die meisten Juden leben heute in den USA, dort sind es fast 7 Millionen. Etwas weniger in Israel. In Deutschland

verbleiben wie gesagt rund 100.000. Das sind 0,1 Prozent der Bevölkerung.

Antisemitismus gibt es heute immer noch in Deutschland. Erst kürzlich wurde ein Anschlag auf eine Synagoge in Halle verübt.

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Juden in Deutschland Vokabeln:

der Jude, die Jüdin Jew

die Juden (pl) Jews

besiedelt sein to be settled

die Kaufleute merchants

die Synagoge synagogue

der Zins, die Zinsen (pl) interest, interest rate

der Kredit credit

der Kreuzzug crusade

die Predigt sermon

der Papst pope

ermorden, umbringen to kill, to murder

die Waffe weapon

die Pest plague, black death, pest

die Seuche epidemic

vergiften to poison

vertreiben to exile

der Scheiterhaufen stake

aufblühen to flourish

der Neid envy

der Hass hate

gesellschaftsfähig socially acceptable

die Vernichtung annihilation

der Anschlag attack, strike, assault

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Juden in Deutschland Verständnisfragen:

1. Welches Geschäft betrieben viele Juden und warum?

2. Was bewirkten die Kreuzzüge?

3. Was brachte das Judengesetz von 1847?

4. Was war Adolf Hitlers Plan?

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Juden in Deutschland Verständnisfragen 2:

1. Wie viele Juden leben heute in Deutschland?

a) unter 100.000 b) unter 200.000 c) über 1 Mio.

d) über 4 Mio.

2. Seit wann gibt es Juden in Deutschland (mindestens)?

a) 100 n. Chr.

b) 321 n. Chr.

c) 745 n. Chr.

d) 911 n. Chr.

3. Für welche Seuche wurden die Juden verantwortlich gemacht?

a) Syphilis b) Typhus c) Cholera d) Pest

4. Was brachte die Reichsverfassung von 1871 den Juden?

a) Gleichberechtigung b) Geld

c) Recht auf Immobilien d) neue Synagogen

5. Welchen Anteil an der Bevölkerung im Deutschen Reich hatten die Juden 1933?

a) 0,1%

b) 0,5%

c) 0,77%

d) 12%

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Juden in Deutschland Lückentext:

Vor einigen Jahren habe ich mich sehr ________________- interessiert, wie Juden heute in Deutschland leben. Ich wollte eine Reportage

________________ schreiben. Gemeinsam mit einem Fotografen zog ich also los, um Juden ________________ interviewen. Es war eine sehr komplizierte Recherche. Wenn ________________ bei offiziellen Verbänden um

Vermittlung baten, wurden wir abgelehnt. Wir merkten: Juden bleiben unter ________________, sie treten nicht offen in Erscheinung. Die Juden, die wir dann trafen, waren interessante Menschen. Da war ein Rabbi, der vorher in den USA gearbeitet hatte. Oder ein schwuler Jude, der sozusagen

________________ um Toleranz kämpfte. Wir trafen auch eine junge Jüdin, die ihren kleinen goldenen Davidstern ________________ unter dem Pullover trug. Sie wagte es nicht, ihn offen zu zeigen. Ich persönlich habe den

________________, viele Deutsche haben nur eine Ahnung, wie jüdische Menschen eigentlich sind. Die wenigsten kennen selber einen Juden

________________. Und das ist genau wie bei Muslimen einer der Gründe, warum Vorurteile ________________. Wenn ich durch das Zentrum von München gehe, sehe ich eine Synagoge, ________________ der immer Polizisten stehen. Ich hoffe, dass das einiges ________________ nicht mehr nötig sein wird.

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Juden in Deutschland

Verständnisfragen (Antworten):

1. Welches Geschäft betrieben viele Juden und warum?

Da die christlichen und bibeltreuen Menschen keine Zinsgeschäfte betreiben durften, übernahmen die Juden das Kreditgeschäft. Sie hatten also viel mit Geld und Schulden zu tun.

2. Was bewirkten die Kreuzzüge?

Die Kreuzzüge brachten viele auch einfache Menschen dazu, sich auf die Reise zu begeben. Sie brachen auf, um Palästina zu erobern. Stießen sie auf ihrem Weg auf Juden, so brachten sie diese oft um. Als Begründung nannten sie die Juden Gottesmörder.

3. Was brachte das Judengesetz von 1847?

Das einheitliche Judengesetz von 1847 erlaubte den Juden, manche Staatsämter zu übernehmen. Sie durften auch in manchen Fächern als Professoren unterrichten. Sie wurden dadurch zu Staatsbürgern.

4. Was war Adolf Hitlers Plan?

Adolf Hitler wurde 1933 Reichskanzler und begann mit der systematischen Judenverfolgung. Die deutschen Juden sollten vertrieben und vernichtet werden.

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Juden in Deutschland Verständnisfragen 2 (Lösung):

1. Wie viele Juden leben heute in Deutschland?

a) unter 100.000 b) unter 200.000 c) über 1 Mio.

d) über 4 Mio.

2. Seit wann gibt es Juden in Deutschland (mindestens)?

a) 100 n. Chr.

b) 321 n. Chr.

c) 745 n. Chr.

d) 911 n. Chr.

3. Für welche Seuche wurden die Juden verantwortlich gemacht?

a) Syphilis b) Typhus c) Cholera d) Pest

4. Was brachte die Reichsverfassung von 1871 den Juden?

a) Gleichberechtigung b) Geld

c) Recht auf Immobilien d) neue Synagogen

5. Welchen Anteil an der Bevölkerung im Deutschen Reich hatten die Juden 1933?

a) 0,1%

b) 0,5%

c) 0,77%

d) 12%

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Juden in Deutschland Lückentext (Lösung):

Vor einigen Jahren habe ich mich sehr dafür interessiert, wie Juden heute in Deutschland leben. Ich wollte eine Reportage darüber schreiben. Gemeinsam mit einem Fotografen zog ich also los, um Juden zu interviewen. Es war eine sehr komplizierte Recherche. Wenn wir bei offiziellen Verbänden um

Vermittlung baten, wurden wir abgelehnt. Wir merkten: Juden bleiben unter sich, sie treten nicht offen in Erscheinung. Die Juden, die wir dann trafen, waren interessante Menschen. Da war ein Rabbi, der vorher in den USA

gearbeitet hatte. Oder ein schwuler Jude, der sozusagen doppelt um Toleranz kämpfte. Wir trafen auch eine junge Jüdin, die ihren kleinen goldenen

Davidstern versteckt unter dem Pullover trug. Sie wagte es nicht, ihn offen zu zeigen. Ich persönlich habe den Eindruck, viele Deutsche haben nur eine Ahnung, wie jüdische Menschen eigentlich sind. Die wenigsten kennen selber einen Juden persönlich. Und das ist genau wie bei Muslimen einer der

Gründe, warum Vorurteile entstehen. Wenn ich durch das Zentrum von München gehe, sehe ich eine Synagoge, vor der immer Polizisten stehen. Ich hoffe, dass das einiges Tages nicht mehr nötig sein wird.

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