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Archiv "Arbeiten in Österreich: Gute Chancen auf eine Stelle" (14.11.2014)

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Ö

sterreich ist für viele Deut- sche eines der Top-Urlaubs- ziele, vor allem wegen seiner traumhaften Berglandschaften, der zahlreichen Seen und attraktiven Städte, die zum Wandern, Skifahren, Flanieren und zu kulinarischen Ge- nüssen einladen. Für einige deutsche Ärzte sind diese Faktoren sogar so zugkräftig, dass sie ihr Heimatland verlassen, um ihr berufliches Glück in Österreich zu suchen.

„Die Landschaft und das Frei- zeitangebot gehören zu den Haupt- motiven für deutsche Ärzte, sich um eine Stelle in einer österrei- chischen Klinik oder um eine Nie- derlassung zu bemühen“, berichtet Peter Grill, Geschäftsführer der Personalberatung GRP consult in Leonding. Das Unternehmen hat sich seit Beginn 2008 auf die Re- krutierung von Fachärzten aus dem In- und Ausland spezialisiert.

Dass deutsche Ärzte im Nachbar- land keine sprachlichen Probleme haben, vereinfache den beruflichen Wechsel zusätzlich, so Grill. Grund- lage für die Anerkennung der in Deutschland erworbenen Berufsqua- lifikation ist eine entsprechende EU- Richtlinie.

Viele landschaftliche Reize Einer, der diesen Schritt vollzogen hat, ist Dr. med. Thomas Meinel. Seit Mai 2012 arbeitet der Radiologe im Landeskrankenhaus Feldkirch, rund 40 Kilometer von der deutschen Gren- ze entfernt. „Die Bodensee-Region hat mich immer schon gereizt“, sagt Meinel. Als dann das Angebot kam, als Oberarzt in dem 1 200-Betten- Haus zu arbeiten, habe er nicht lange gezögert. „Da ich schwerpunktmäßig im Bereich Onkologie tätig bin, war es für mich wichtig, im Klinikkontext zu arbeiten“, führt Meinel aus.

Seine Entscheidung hat der Ra- diologe, der zuvor unter anderem über zehn Jahre lang in zahlreichen Kliniken innerhalb und außerhalb Europas in der Forschung gearbeitet hat, nie bereut. Ausschlaggebend sei hierfür neben der inhaltlich interes- santen Tätigkeit die gute zwischen- menschliche Arbeitsatmosphäre in der radiologischen Abteilung des Feldkirchener Krankenhauses. Gleich- wohl sei es naiv zu glauben, eine ärztliche Tätigkeit in Österreich sei überall grundsätzlich einfacher, an- genehmer und werde auch noch bes- ser bezahlt.

Tarife variieren stark

So liegen die Ärztegehälter in Ös- terreich im europäischen Vergleich im Schnitt unter denen deutscher Kollegen. „Die Tarife unterschei- den sich allerdings von Bundesland zu Bundesland mit einem gewissen West-Ost-Gefälle und können zu- dem je nach Klinik variieren“, er- läutert Grill.

Nach Angaben der Österreichi - schen Ärztekammer (ÖÄK) in Wien gibt es im Alpenland derzeit 36 ver- schiedene Dienstrechte. Das führt dazu, dass beispielsweise das mo- natliche Bruttogehalt eines 45-jäh- rigen Oberarztes im zehnten Dienst - jahr zwischen 2 800 und 4 000 Eu - ro – ohne Zulagen für Überstun- den, Journal- oder Nachtdienste – schwanken kann. Das Verhältnis von Grundgehalt und Zulagen liegt nach Aussage der ÖÄK bei 60 zu 40.

Neben Grundgehalt und Zula- gen haben Klinikärzte zusätzlich die Möglichkeit, Honorare aus der Versorgung von Patienten mit einer privaten Krankenzusatzversiche- rung zu generieren. Diese Patien- ten werden als „Patienten in der Sonderklasse“ bezeichnet. Die ent- sprechenden Zusatzhonorare wer- den nach Informationen der Wirt- schaftsprüfungsgesellschaft KPMG zwischen den leitenden und den nachgeordneten Ärzten der jeweili- gen Abteilungen geteilt. „Der Ver- teilungsschlüssel hängt dabei von den Honorarregelungen der einzel- nen Bundesländer ab. Bei leiten- den Ärzten können Sonderklassen- Honorare das Regeleinkommen bei ARBEITEN IN ÖSTERREICH

Gute Chancen auf eine Stelle

Aufgrund ihrer fachlichen Qualifikation und fehlender Sprachschwierig- keiten sind deutsche Ärzte in der Alpenrepublik sehr willkommen.

Foto: Fotolia/Rawpixel

40 Deutsches Ärzteblatt I Heft 46 I 14. November 2014

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weitem übersteigen“, heißt es dazu in einem KPMG-Gutachten.

Darüber hinaus ist es in Öster- reich üblich, dass Klinikärzte neben ihrer stationären Tätigkeit eine Ordi- nation betreiben und als sogenannter Wahlfacharzt ohne Kassenzulassung Patienten gegen Privatliquidation ambulant behandeln. „Die Kombi- nation aus Klinikstelle plus kleiner Praxis steht bei deutschen Ärzten hoch im Kurs, mehr noch als eine reine Niederlassung“, weiß Grill.

Wie gut die Integration bei der Arbeitsstelle und im Land insgesamt klappt, hängt nicht zuletzt aber vom Einzelfall ab. Vorbehalte gegenüber

deutschen Ärzten gibt es dabei sei- tens der Österreicher offensichtlich kaum. „Der Umgang zwischen ös- terreichischen und deutschen Ärzten ist sehr entspannt. Und auch mit den Patienten gibt es keine Probleme“, bestätigt Prof. Dr. med. Thorsten Fi- scher.

Der Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe ist seit 2011 als Or- dinarius an der Universitätsklinik Salzburg tätig. Gereizt habe ihn vor allem die interessante und viel- schichtige Arbeit an einer der größ- ten Frauenkliniken Österreichs, be- tont der Gynäkologe.

Höflicher Umgangston

Wichtig für eine gute Integration ist aus seiner Sicht, dass man auch pri- vat Kontakte zu Österreichern pflegt und sich auf deren Mentalität einlas- se. „Konflikte werden hier anders ausgetragen als bei uns in Deutsch- land“, sagt Fischer.

Und auch Meinel betont, dass sei- ner Erfahrung nach der Umgangston in österreichischen Einrichtungen im Allgemeinen etwas höflicher ist, als in Deutschland. Entscheidend für ein gutes Arbeitsverhältnis, eine ho- he Qualität der ärztlichen Leistun- gen und eine geringe Personalfluk- tuation sei außerdem die Zusam- menarbeit zwischen den Ärzten und der Klinikverwaltung, was nicht zu-

letzt vom persönlichen Engagement der Chefärzte für ihre Mitarbeiter abhänge, so der Radiologe.

Während dies in Feldkirch offen- sichtlich sehr gut funktioniert, hat Prof. Dr. med. Heiner Welter weni- ger gute Erfahrungen gemacht. Zu Beginn des Jahres 2011 hatte der Chirurg aus Südbayern für drei Jahre eine Stelle als leitender Oberarzt in Waidhofen an der Ybbs in Niederös- terreich übernommen.

„So gut die Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen al- ler Fachrichtungen auch war, die Arbeit wurde durch die mächtige Verwaltungsorganisation der zu-

ständigen Krankenhausholding in St. Pölten deutlich beeinträch- tigt“, bemängelt Welter. So konnte der Chirurg sein Spektrum der elektiven und Thoraxchirurgie nicht ausüben, obwohl er geglaubt hatte, eigens für diese Spezialisie- rung nach Waidhofen geholt wor- den zu sein. Auch habe die Hol- ding einer Vertragsverlängerung mit Verweis auf die landesrecht- lich festgesetzte Altersgrenze nicht zugestimmt. Dennoch ist Welter Österreich treu geblieben und pendelt seit Anfang des Jahres von seinem Wohnsitz in Bayern über die Grenze, um als Honorar- arzt zu arbeiten.

Auch sieht der Facharzt für deut- sche Chirurgen aufgrund ihrer Qua- lifikation grundsätzlich gute Chan- cen, den Zuschlag für eine Stelle in Österreich zu bekommen, zumal der Personalbedarf seiner Meinung nach mit der Umsetzung des europäischen Arbeitszeitrechts zunehmen wird.

Noch greifen in den meisten ös- terreichischen Einrichtungen die von der EU vorgegebenen restriktiven Arbeitszeitregeln nicht, auch wenn sich einige Klinikverwaltungen be- reits darum bemühen, arbeitszeitge- setzkonforme Dienstpläne nach den EU-Vorgaben aufzustellen.

„Hier hängen die Österreicher den Deutschen hinterher“, räumt

Grill ein. Die gesetzlich vorgeschrie- bene wöchentliche Höchstarbeitszeit beträgt somit im Durchschnitt noch 60 Stunden, mit der Möglichkeit, diese in einzelnen Wochen auf 72 Stunden auszuweiten.

Fachkräfte gesucht

Das nationale Arbeitszeitrecht wird allerdings zurzeit novelliert. Auf- grund einer Übergangsfrist wird in vielen Kliniken Österreichs aber ver- mutlich erst Mitte 2021 grundsätz- lich die 48-Stunden-Woche gelten.

Längere Arbeitszeiten bedürfen dann der Zustimmung jedes einzel- nen Arztes. Hochrechnungen zufol- ge seien bei einer flächendeckenden Umsetzung je Bundesland voraus- sichtlich mehrere Hundert neue Arztstellen erforderlich, so Grill.

Und auch im niedergelassenen Bereich ist mit einem Fachkräfte- mangel zu rechnen. Schon jetzt ha- ben immer mehr Vertragsärzte Pro- bleme, einen Nachfolger für ihre Kassenordination zu finden. Wie in Deutschland mangelt es auch in Ös- terreich vor allem an Allgemeinärz- ten. Im Spitalsbereich dagegen wür- den vor allem Fachärzte für Innere Medizin und Chirurgen gesucht.

„Aber auch Psychiatrie und Gynäko- logie könnten in Zukunft Mängel aufweisen“, so die ÖÄK.

Dr. med. Michael Huesmann hat vor kurzem im Nachbarland den Schritt in die freie Niederlassung gewagt. Der Dermatologe betreibt nun eine Ordination in Hallein, 20 Kilometer südlich von Salzburg.

„Ich finde es sehr bereichernd, jetzt mein eigener Chef zu sein und bin hier sowohl beruflich als auch pri- vat sehr herzlich aufgenommen worden“, sagt Huesmann.

Eine Vertragsarztstelle erschien ihm attraktiver als eine Niederlas- sung als Wahlarzt, da er sich durch Übernahme der Klientel seines Vor- gängers nun nicht ausschließlich selbst intensiv um Patienten bemü- hen muss. Huesmann arbeitet in ei- ner Einzelpraxis, die in Österreich nach seiner Aussage noch einen sehr hohen Stellenwert genießt. Die Ver- netzung mit Kollegen ist für ihn aber ein wichtiger Aspekt, um dauerhaft in Hallein Fuß zu fassen .

Petra Spielberg

Konflikte werden hier anders ausgetragen als bei uns in Deutschland.

Thorsten Fischer, Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

4 41 Deutsches Ärzteblatt I Heft 46 I 14. November 2014

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