• Keine Ergebnisse gefunden

IMPLANTOLOGIE FÜR ALLE?

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "IMPLANTOLOGIE FÜR ALLE?"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

- 281 -

Deutscher Ärzteverlag I ZZI I 2018 I 34 I 04

IMPLANTOLOGIE FÜR ALLE?

Prof. Dr. Dr. Knut A. Grötz

Das Motto unseres diesjährigen DGI-Jahreskongresses in Wiesbaden ist in aller Munde! Auslöser war der Pa- radigmenwechsel, den die Implantatindikation in den letzten 10 bis 20 Jahren vollzogen hat. Während in Lehr- büchern aus den 1990er-Jahren noch strenge Kontraindikationen in Tabellen aufgelistet wurden, also Erkran- kungen, die eine Implantation untersagten, hat sich zwischenzeitlich das Therapiefenster der Implantologie weit geöffnet. Deshalb sind wir an einem Punkt angekommen, fragen zu müssen: „Darf jetzt wirklich jeder Pa- tient mit Implantaten versorgt werden?“ Es liegt auf der Hand, dass diese so pointierte Frage mit Nein zu be- antworten ist, aber der Weg zur Entscheidungsfindung, ob implantiert wird oder nicht, hat sich grundlegend ge- ändert. Heute sind es keine Patientenkollektive mehr, sondern Einzelfallentscheidungen, die zur ärztlichen Empfehlung für oder gegen eine Implantation führen. Deshalb lautet die momentane Antwort auf die Kon- gressfrage „Personalisierte Implantologie“.

Nun stellt sich damit natürlich die Frage nach den Konsequenzen für uns Implantologen. Die unmittelbare Konsequenz ist die viel größere Therapiefreiheit. Doch diese Freiheit geht natürlich auch mit wesentlich mehr Verantwortung einher. Für jeden einzelnen Patienten gilt es, das passende Therapiekonzept, das beste Im- plantatdesign, die angemessenen Kautelen etc. zu finden. Mit dieser Konsequenz erschließt sich eine zweite Bedeutungsebene des Kongressmottos: „Implantologie für alle – alle Behandler?“ Auch wenn die Fragestel- lung nach der ärztlichen Kompetenz und Expertise immer etwas Heikles in sich trägt, ist die Implantologie hier bestens aufgestellt. Als traditionell postgraduierte ZMK-Disziplin hat sie die besten Chancen, alle Kolleginnen und Kollegen berufsbegleitend durch Curricula und Continua, durch Qualitätszirkel, Tagungen und Jahreskon- gresse, durch Printmedien und E-Learning auf dem Laufenden zu halten und in der individuellen Qualifikation nach oben zu begleiten.

Als nächstes stellt sich die Frage, ob wir mit dem beschriebenen Status quo gleichsam ein Ziel erreicht ha- ben, also „angekommen sind“. Doch das Gegenteil ist der Fall! Für Titanimplantate und deren OP-Protokolle greifen wir auf jahrzehntelange Erfahrung (Empirie) und eine breite externe Evidenz zurück. Hier kann man tat- sächlich das Gefühl von einem erreichten Ziel bekommen. In der Augmentationschirurgie sieht es vielleicht ganz anders aus. Hier müssen wir uns beispielsweise fragen, ob der gern zitierte Goldstandard – das autologe Knochentransplantat – für den Antiresorptiva-Patienten noch Goldstandard ist? Oder transplantieren wir bei Span, Schalentechnik oder Chips die mit Bisphosphonat gesättigte Matrix gleich mit und verpflanzen ein Han- dicap? Und für die Implantate selbst wird sich angesichts der auf den Markt drängenden Keramikimplantate, die sich sowieso im Spannungsfeld zwischen Innovation und Hype befinden, die Frage stellen nach der „per- sonalisierten Indikation“. Wer profitiert vom Keramikimplantat?

Nachdem so viel über Implantat und Implantieren gesprochen wurde, sei es erlaubt, die Perspektive zu modifizieren. Die Aussage „Kein Patient möchte Implantate, sondern er möchte gut kauen können“ ist so wahr, dass es fast nach einer Plattitüde klingt. Tatsächlich aber bewegen wir uns dort auf der wirklichen Bedeutungs- ebene! Unser Handeln erschöpft sich nicht im Inserieren eines Implantats, sondern dies ist Teil der kaufunk- tionellen Rehabilitation, die das wichtige Lebensqualitätsmerkmal „Essen in Gesellschaft“ (social eating) und damit Lebensqualität insgesamt verbessert. Diese Betrachtung kann natürlich für die ästhetisch anspruchsvol- le Oberkieferfront um viele Aspekte der wahrgenommenen Physiognomie erweitert werden.

Ergo: Wir sind als Implantologen mittendrin! Wir begleiten den demografischen Wandel und den der stei- genden Komorbiditäten, werden dabei immer interdisziplinärer und verlieren nie die Bodenhaftung der medi- zinischen Behandlung des einzelnen Menschen. Kein Wunder, dass uns andere Disziplinen beneiden ...

In diesem Sinne freue ich mich, Sie alle auf unserem DGI-Jahreskongress in Wiesbaden zum 1. Advent be-

grüßen zu dürfen!

I EDITORIAL I

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Man kann zwar diese Praxen nicht kopie- ren, aber es ist ersichtlich, dass es den Kollegen gelungen ist, ihre Idee von Zahnheilkunde zu realisieren.. Nur wenn der Besitzer sich

Speziell für den schräg atrophierten Kieferkamm hat DENTSPLY Implants ein Implantat entwickelt, das bislang einzigartig auf dem Markt ist: das OsseoSpeed Profile EV. Mit

Oktober 2014 bie- tet die DGI zum dritten Mal eine Fortbildungsreise zum Kongress der türkischen Akademie für Äs- thetische Zahnmedizin an, der in Kooperation mit der DGI,

Frank Schwarz, Düssel- dorf, nicht nur von 76 Vorträgen 54 international renommierter Referenten aus sieben Ländern, die auf der Tagung neue Einsich- ten und Konzepte

Der jährlich vom Internationalen Team für Im- plantologie (ITI) ausgeschriebene und mit 20.000 Schweizer Franken dotierte Preis wurde in diesem Jahr am 6.. April

Referent: Prof. bis 14:00 Uhr) Thema: Gesteuerte Knochen- augmentation (GBR) und os- teoplastische Augmentationen Referent: Prof. bis 17:00 Uhr) Thema: Flugsimulator-Tech- nologie

Referent: Dr. bis 16:00 Uhr) Thema: Implantatprothetik konkret: Im Spannungsfeld zwischen Aufwand, Vorhersag- barkeit, Funktion und Ästhetik Referenten: Prof. Becker, PD Dr.

sofortige und verzögerte Ver- sorgungskonzepte für den Ober- und Unterkiefer Referent: Prof. Nent- wig et al. bis 17:00 Uhr) Thema: Innovative Knochen- augmentation – Die