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Analyse züchterisch nutzbarer Daten für die Eignung von Mutterkühen auf Grünland

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Tierärztliche Hochschule Hannover

Analyse züchterisch

nutzbarer Daten für die Eignung von Mutterkühen auf Grünland

INAUGURAL-DISSERTATION zur Erlangung des Grades einer Doktorin der Veterinärmedizin - Doctor medicinae veterinariae -

(Dr. med. vet.)

vorgelegt von

Tatiana Anna Hohnholz Bassum

Hannover 2019

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Wissenschaftliche Betreuung: 1. Prof. Dr. med. vet. Nicole Kemper Institut für Tierhygiene, Tierschutz und Nutztierethologie

Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover 2. Prof. Dr. sc. agr. Ralf Waßmuth

Fakultät Agrarwissenschaften und Landschaftsarchitektur

Hochschule Osnabrück

1. Gutachterin: Prof. Dr. med. vet. Nicole Kemper Institut für Tierhygiene, Tierschutz und Nutztierethologie

Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover 2. Gutachter/in: Prof. Dr. med. vet. Marion Schmicke

Naturwissenschaftliche Fakultät III

Institut für Agrar- und Ernährungswissenschaften Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Tag der mündlichen Prüfung: 08.11.2019

Die Dissertation wurde im Rahmen des Projektes „Analyse der Beziehungen zwischen Grünland, Tiergesundheit und Tierzucht bei Mutterkuhherden“ (MuKuGreen) angefertigt. Die Förderung des Vorhabens erfolgte aus Mitteln des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages. Die Projektträgerschaft erfolgte über die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) im Rahmen des Bundesprogramms Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN).

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Non vivo ut laborem, sed laboro ut vivam.

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Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung ... 1

2. Veröffentlichungen ... 7

2.1 Risk factors for dystocia and perinatal mortality in extensively kept Angus suckler cows in Germany ... 7

2.2 Beziehungen zwischen Eutermerkmalen bei Angus-Mutterkühen und täglichen Zunahmen ihrer Kälber in extensiver Grünlandhaltung ... 9

3. Übergreifende Diskussion ... 10

4. Schlussfolgerung ... 27

5. Zusammenfassung ... 28

6. Summary ... 31

7. Literaturverzeichnis ... 33

8. Präsentationen ... 44

9. Danksagung ... 45

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Einleitung 1 1. Einleitung

Die Zahl der Ökolandbaubetriebe in Deutschland nimmt seit Mitte der 1990er Jahre stetig zu. In 2018 lag der Anteil der ökologisch bewirtschafteten Fläche an der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche bei 9,1 % (BMEL 2019). Bislang repräsentieren Mutterkühe lediglich einen geringen Anteil (13,8 %, Stand Mai 2019) des Gesamtkuhbestandes in Deutschland (DESTATIS 2019). Allerdings gewinnt die Mutterkuhhaltung aufgrund steigender Ansprüche der Verbraucher hinsichtlich der Tiergesundheit und des Tierwohls, der ökologischen Nachhaltigkeit sowie der Qualität des Endproduktes zunehmend an Bedeutung (HARPER u. HENSON 2001; CONNER u. OPPENHEIM 2008; CHERIAN u. JACOB 2012). Entscheidende Faktoren für die ökonomische Effizienz der Mutterkuhhaltung, insbesondere unter extensiven Bedingungen, sind zum einen komplikationslose Kalbungen der Mutterkühe und zum anderen hohe tägliche Zunahmen der Mutterkuhkälber von der Geburt bis zum Absetzen (BUTSON et al. 1980).

Schwergeburten verursachen erhebliche finanzielle Schäden in der Mutterkuhhaltung, da diese zum einen in einer erhöhten perinatalen Mortalität der Kälber resultieren (MEYER et al. 2001; LOMBARD et al. 2007; BLEUL 2011; BARRIER et al. 2013) und zum anderen eine erhöhte Kälbersterblichkeit in der Aufzuchtperiode sowie Reproduktionsprobleme der Mutterkühe bedingen (BRINKS et al. 1973; LASTER et al.

1973; BERRY et al. 2007). Der Kalbeverlauf und die Kälbermortalität werden von einer Vielzahl genetischer und nicht-genetischer Faktoren beeinflusst (MEIJERING 1984;

ZABORSKI et al. 2009).

Laut einer Übersichtsstudie von MEE (2008) bei Milchkühen ist ein Missverhältnis zwischen der Größe des Kalbes und der Beckengröße der Kuh, neben weiteren Faktoren wie beispielsweise Lage-, Haltungs-, und Stellungsanomalien oder Mehrlingsgeburten, die häufigste Ursache für Schwergeburten bei primiparen und die zweithäufigste Ursache für Schwergeburten bei multiparen Milchkühen. Dabei sind das Geburtsgewicht des Kalbes und die Beckengröße der Kuh die bestimmenden Faktoren für das feto-pelvine Verhältnis und werden selbst wiederum von einer Vielzahl von Faktoren beeinflusst. Auswirkungen auf das Geburtsgewicht des Kalbes haben die Parität der Kuh, das Geschlecht und der Vater des Kalbes, die Rasse, die Tragezeit sowie die klimatischen Bedingungen. Die Beckengröße der Kuh wird von

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Einleitung 2 ihrer Parität, ihrem Körpergewicht, ihrem Alter sowie ihrer Kondition zur Kalbung beeinflusst (MEE 2008).

In diversen Untersuchungen sowohl bei Milch- als auch bei Mutterkühen wurde deshalb ein Einfluss der Parität bzw. des Alters der Kuh (WOODWARD u. CLARK 1959; FREEMAN 1976; BURFENING et al. 1978; PRICE u. WILTBANK 1978;

BERGER et al. 1992; MEE 2008), des Geburtsgewichtes (FREEMAN 1976; PRICE u.

WILTBANK 1978; BERGER et al. 1992; KING et al. 1993; JOHANSON u. BERGER 2003) und Geschlechtes des Kalbes (WOODWARD u. CLARK 1959; BERRY et al.

2007; BLEUL 2011), des Körpergewichtes und der Kondition der Kuh (MAKARECHIAN u. BERG 1983; KING et al. 1993; HOFFMAN et al. 1996) sowie der Geburtssaison (MEYER et al. 2001; SILVA DEL RÍO et al. 2007) auf das Vorkommen von Schwer- und Totgeburten ermittelt.

Auch in der Fleischrinderbranche wird ein Missverhältnis zwischen Kalb- und Beckengröße als einer der größten Risikofaktoren, insbesondere bei Färsen, für Schwer- und Totgeburten diskutiert. Bei primiparen Mutterkühen liegt bei Geburten von Kälbern mit hohen Geburtsgewichten häufiger ein feto-pelvines Missverhältnis vor, da diese Kühe zum Zeitpunkt der ersten Kalbung noch nicht ausgewachsen sind und dementsprechend geringere Beckenweiten aufweisen als multipare Kühe (BERGER et al. 1992). Dieser Aspekt wurde in den letzten Jahrzehnten verstärkt berücksichtigt, um Geburtskomplikationen bei Färsen zu reduzieren. Insbesondere in den USA und Kanada ist deshalb der Einsatz interner Pelvimetrie weit verbreitet. Bei der Pelvimetrie werden die innere Beckenhöhe und innere Beckenweite der Kuh mittels spezieller Messinstrumente, sogenannter Pelvimeter (beispielsweise Rice oder Krautmann Pelvimeter), durch rektale Messung erfasst (VAN DONKERSGOED et al. 1993;

MURRAY et al. 2002). Aus diesen Parametern wird die innere Beckenfläche ermittelt und anhand dieser werden Färsen gegebenenfalls von der Zucht ausgeschlossen (MURRAY et al. 2002).

Allerdings gehen die Meinungen über den potenziellen Nutzen interner Pelvimetrie in der Literatur stark auseinander. Verschiedene Autoren halten Pelvimetrie für eine wirksame Methode zur Reduktion von Komplikationen während der ersten Kalbung (BELLOWS et al. 1971; PRICE u. WILTBANK 1978; MAKARECHIAN u. BERG 1983;

COLBURN et al. 1997; HOLM et al. 2014). Im Gegensatz dazu weist die Studie von VAN DONKERSGOED et al. (1993), in welcher der Vorhersagewert von Pelvimetrie bei Fleischrindern analysiert wurde, darauf hin, dass innere Beckenmessungen

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Einleitung 3 aufgrund ihrer Ungenauigkeit zur Senkung des Schwergeburtenrisikos ungeeignet sind. Zudem sind MURRAY et al. (2002) der Meinung, dass die Messung äußerer Beckenmerkmale, für welche die Autoren Korrelationen mit inneren Beckenparametern ermittelten, der internen Pelvimetrie vorzuziehen sind aufgrund der einfachen Erfassbarkeit, der leichten Wiederholbarkeit sowie aus Gründen des Tierschutzes. Letzterer ist von relevanter Bedeutung bei der internen Pelvimetrie, da es sich bei dieser um eine invasive Technik handelt, durch welche Verletzungen der Schleimhaut des Rektums verursacht werden können (MURRAY et al. 2002).

Außerdem weisen einige neuere Untersuchungen bei Milchkühen auf Zusammenhänge zwischen äußeren Beckenmerkmalen, bei welchen es sich um Exterieurmerkmale der Kühe handelt, und dem Geburtsverlauf sowie der Kälbermortalität hin (JOHANSON u. BERGER 2003; GUNDELACH et al. 2009).

Ebenfalls einen entscheidenden Einfluss auf die Rentabilität der Mutterkuhhaltung hat die Wachstumsleistung der Kälber von der Geburt bis zum Absetzen (BUTSON et al.

1980). Neben Faktoren wie der Parität bzw. dem Alter der Kuh (BURGESS et al. 1954;

KOCH u. CLARK 1955; BAIR et al. 1972; NELSON et al. 1982; GOONEWARDENE et al. 2003) sowie dem Geburtsgewicht (GREGORY et al. 1950; CHRISTIAN et al. 1965;

SINGH et al. 1970) und Geschlecht des Kalbes (MELTON et al. 1967; SINGH et al.

1970; BAIR et al. 1972; NELSON et al. 1982; CLUTTER u. NIELSEN 1987;

GOONEWARDENE et al. 2003), hat die Milchaufnahme des Kalbes (KNAPP u.

BLACK 1941) und somit die Milchleistung der Mutterkuh einen hohen Einfluss auf die Absetzgewichte sowie täglichen Gewichtszunahmen der Kälber (NEVILLE 1962;

BRUMBY et al. 1963; GLEDDIE u. BERG 1968; HOLMES et al. 1968; WILSON et al.

1968; RUTLEDGE et al. 1971; CLUTTER u. NIELSEN 1987; BEAL et al. 1990;

MARSTON et al. 1992; MALLINCKRODT et al. 1993; MILLER et al. 1999; MINICK et al. 2001).

In diversen Studien wurde der Einfluss der Milchleistung der Mutterkühe, die häufig anhand einer sogenannten „weigh-suckle-weigh“- Technik bestimmt wurde, auf die Wachstumsleistung der Kälber untersucht. Bei der genannten Methode wird die Milchleistung der Mutterkühe anhand der Gewichtsunterschiede der Kälber vor und nach der Milchaufnahme ermittelt. Hierfür werden die Kälber für eine bestimmte Zeit von den Mutterkühen getrennt und vor der Wiedervereinigung sowie nach dem Trinken gewogen (NEVILLE 1962; BRUMBY et al. 1963; RUTLEDGE et al. 1971; CLUTTER

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Einleitung 4 2001). In anderen Untersuchungen hingegen wurde die Milchmenge nach Injektion von Oxytocin durch Ausmelken per Hand, mittels Melkmaschine oder kombinierter Technik bestimmt (GLEDDIE u. BERG 1968; HOLMES et al. 1968; WILSON et al.

1968; MARSTON et al. 1992; MILLER et al. 1999).

In verschiedenen Studien zu Milchkühen wurde ein Zusammenhang zwischen der Milchleistung und diversen Eutermerkmalen, wie dem Eutervolumen (DEGROOT et al.

2002), der Vordereuteraufhängung (DEGROOT et al. 2002), der Euterhöhe (O’BLENESS et al. 1960; SHANKS u. SPAHR 1982; NORMAN et al. 1988; FOSTER et al. 1989; HARRIS et al. 1992; BROTHERSTONE 1994) bzw. Eutertiefe (BURNSIDE et al. 1963; NORMAN u. VAN VLECK 1970; MOORE et al. 1981; PETERSEN et al.

1985; LIN et al. 1987), dem Vorder- (BATRA u. MCALLISTER 1984) und Hinterstrichdurchmesser (MOORE et al. 1981; LIN et al. 1987) sowie der Strichlänge (HICKMAN 1964; LIN et al. 1987) festgestellt.

Für Fleischrinder in Reinzucht, zu denen auch Deutsch und Aberdeen Angus in Mutterkuhhaltung gehören, wird jährlich beim vit (Vereinigte Informationssysteme Tierhaltung w. V., Verden) die Zuchtwertschätzung durchgeführt. Im Rahmen dieser Zuchtwertschätzung werden zwei Relativzuchtwerte ermittelt, die sich aus jeweils drei unterschiedlich gewichteten Einzelzuchtwerten zusammensetzen (VIT 2015a; VIT 2015b). Der Relativzuchtwert „Zuchtleistung“, der ein Maß für die Reproduktionsleistung der Kühe darstellt, besteht aus Einzelzuchtwerten für die Zwischenkalbezeit, die Totgeburtenrate und die Anzahl an Kalbungen in der Gewichtung 40:30:30. Die Datengrundlage für den Relativzuchtwert „Zuchtleistung“

bilden die Informationsmerkmale Erstkalbealter, Zwischenkalbezeit, Geburtsverlauf, Totgeburtenrate und Anzahl an Kalbungen (VIT 2015b). Für die Produktionsleistung der Kälber wird der Relativzuchtwert „Fleisch“ ermittelt, der sich aus Einzelzuchtwerten für die täglichen Zunahmen bis zum 200. Tag (maternaler Zuchtwert), für die täglichen Zunahmen bis zum 365. Tag und für die Bemuskelung am 365. Tag in der Gewichtung 40:40:20 zusammengesetzt. Als Datengrundlage für den Relativzuchtwert „Fleisch“

dienen die Informationsmerkmale Geburtsgewicht, 200-Tage-Gewicht, 200-Tage- Bemuskelung, 365-Tage-Gewicht sowie 365-Tage-Bemuskelung (VIT 2015a).

Exterieurmerkmale, wie beispielsweise Becken- oder Euterparameter, finden allerdings entgegen der Empfehlung der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Rinderzüchter e. V. keine Anwendung in der Zuchtwertschätzung für Fleischrinder (VIT 2015a; VIT 2015b; ADR 2017). Im Gegensatz dazu wird bei verschiedenen

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Einleitung 5 Milchrinder- und Zweinutzungsrassen auch eine Zuchtwertschätzung für das Exterieur vorgenommen (ADR 2017; VIT 2019). Im Rahmen der Zuchtwertschätzung „Exterieur“

werden für 19 lineare Merkmale und die vier Bewertungsnoten der Merkmalskomplexe Milchtyp, Körper, Fundament und Euter Relativzuchtwerte ermittelt (VIT 2019).

Bislang gibt es nur wenige Untersuchungen zur Leistung von extensiv auf Grünland gehaltenen Mutterkuhherden in Deutschland. In einer Studie des LELF (Landesamt für Ländliche Entwicklung, Landwirtschaft und Flurneuordnung Brandenburg) zu funktionalen Merkmalen bei Fleischrindern wurde zum einen der Einfluss verschiedener Faktoren, wie beispielsweise des Geburtsgewichtes der Kälber, auf den Geburtsverlauf der Mutterkühe untersucht, zum anderen wurden die Zusammenhänge zwischen den Lebendtagzunahmen der Kälber und Eutermerkmalen der Mutterkühe analysiert (LELF 2014). In einer weiteren Studie wurde die Leistung der Kälber zweier Fleischrinderrassen untersucht sowie im Rahmen dessen zusätzlich die Prävalenz von Schwergeburten ermittelt (BRANDT et al. 2010). Bisher gibt es jedoch keine Untersuchungen zu potenziellen Risikofaktoren für die Kälbermortalität bei Mutterkuhherden in extensiver Haltung auf Grünland. Komplikationslose Geburten ohne Kälberverluste sind jedoch insbesondere bei extensiv gehaltenen Mutterkühen während der Weideperiode, in der sich die Betreuung zumeist auf tägliche Herdenkontrollen beschränkt, entscheidend aus Gründen der Tiergesundheit, des Tierwohls sowie der Ökonomie.

Des Weiteren gibt es nur wenige Studien zu den Beziehungen zwischen Exterieur- und Leistungsmerkmalen bei Mutterkuhherden. In einigen Studien zu Milchkühen wurde ein Zusammenhang zwischen äußeren Beckenmerkmalen und dem Geburtsverlauf sowie der Mortalität der Kälber ermittelt (FREEMAN 1976; JOHANSON u. BERGER 2003; GUNDELACH et al. 2009). In einer Untersuchung von JOHNSON et al. (1988) hingegen wurde kein Zusammenhang zwischen dem Kalbeverlauf und äußeren Beckenmerkmalen bei Fleischrindern identifiziert. Außerdem wurde in einer weiteren Studie festgestellt, dass bestimmte Eutermerkmale von Mutterkühen einen Einfluss auf die täglichen Zunahmen ihrer Kälber von der Geburt bis zum Absetzen haben (LELF 2014).

Das Ziel dieser Arbeit war die Analyse züchterisch nutzbarer Merkmale für extensiv auf Grünland gehaltene Mutterkuhherden. Einen Schwerpunkt bildete die Identifikation von Einflussfaktoren auf die Reproduktionsleistung der Angus-Mutterkühe sowie die

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Einleitung 6 Wachstumsleistung der Mutterkuhkälber in extensiver Haltung. Ein besonderer Fokus lag dabei auf der Analyse möglicher Zusammenhänge dieser Leistungsmerkmale mit Exterieurmerkmalen der Mutterkühe.

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Veröffentlichungen 7 2. Veröffentlichungen

2.1 Risk factors for dystocia and perinatal mortality in extensively kept Angus suckler cows

Tatiana Hohnholz1, Nina Volkmann2, Kathia Gillandt2, Ralf Waßmuth1, Nicole Kemper1

1Faculty of Agricultural Sciences and Landscape Architecture, University of Applied Sciences Osnabrueck, Am Kruempel 31, D-49090 Osnabrueck, Germany

2Institute for Animal Hygiene, Animal Welfare and Farm Animal Behaviour, University of Veterinary Medicine Hannover, Foundation, Bischofsholer Damm 15, D-30173 Hannover, Germany

Agriculture 9(4), 85; 2019

https://doi.org/10.3390/agriculture9040085 https://www.mdpi.com/2077-0472/9/4/85/htm Abstract

Dystocia and perinatal mortality are major animal health, welfare and economic issues in beef suckler cow production. The objective of this study was to identify risk factors for dystocia and perinatal mortality and to analyze the relationships of both traits to external pelvic parameters in extensively kept beef suckler cows. Calving ease and calf survival were recorded for 785 births on five Angus cattle farms in Germany. The prevalence of dystocia and perinatal mortality was 3.4% and 4.3%, respectively. A hierarchical model was used to predict dystocia and perinatal mortality. First-parity dams had a higher probability of dystocia (p < 0.0001) than later-parity ones.

Increasing birth weight was associated with an increasing risk for dystocia (p < 0.05).

The probability of perinatal mortality (p < 0.0001) was higher in assisted births than in unassisted births. Calves from first-parity dams had a higher risk (p < 0.01) of being stillborn than calves from dams in later parities. An increase in the length of the pelvis was associated with an increase in odds for perinatal mortality (p < 0.001). In conclusion, the study indicates that dystocia and perinatal mortality are mainly

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Veröffentlichungen 8 problems in first-parity suckler cows. Concerning the predictive value of external pelvic parameters, further research is necessary.

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Veröffentlichungen 9 2. Veröffentlichungen

2.2 Beziehungen zwischen Eutermerkmalen bei Angus-Mutterkühen und täglichen Zunahmen ihrer Kälber in extensiver Grünlandhaltung

Tatiana Hohnholz1, Nina Volkmann2, Kathia Gillandt2, Ralf Waßmuth1, Nicole Kemper1

1Fakultät für Agrarwissenschaften und Landschaftsarchitektur, Hochschule Osnabrück, Am Krümpel 31, D-49090 Osnabrück, Germany

2Institut für Tierhygiene, Tierschutz und Nutztierethologie, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, Bischofsholer Damm 15, D-30173 Hannover, Germany

Züchtungskunde 91(4), 282-295, 2019

ISSN 0044-5401 © Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart Abstrakt

Hohe tägliche Zunahmen der Kälber zum Absetzen sind von entscheidender Bedeutung für die ökonomische Rentabilität in der Mutterkuhhaltung. Außerdem könnten diese einen Hinweis auf die Fitness der Tiere liefern. Das Ziel dieser Studie bestand in der Identifikation möglicher Einflussfaktoren auf das Kälberwachstum sowie in der Analyse der Beziehungen zwischen Eutermerkmalen bei Angus-Mutterkühen und den täglichen Zunahmen ihrer Kälber in extensiver Grünlandhaltung. Von April 2016 bis März 2017 wurden die täglichen Zunahmen von der Geburt bis zum Absetzen von 330 Angus Kälbern auf fünf Betrieben in verschiedenen Regionen Deutschlands erfasst. Die durchschnittlichen täglichen Zunahmen bis zum Absetzen betrugen 1.098 g. Für die statistische Analyse wurde ein gemischtes lineares Modell verwendet.

Kälber mit höheren Geburtsgewichten wiesen höhere tägliche Zunahmen auf (p < 0,0001). Kälber von primiparen Kühen zeigten geringere tägliche Zunahmen als Kälber von multiparen Kühen (p < 0,05). Die Kälber von Kühen mit mittelgroßen Eutern hatten höhere tägliche Zunahmen (p < 0,05). Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass Kälber von Mutterkühen mit mittelgroßen Eutern höhere tägliche Zunahmen erreichten, weshalb der Einsatz des Eutervolumens als funktionales Merkmal in der Zucht von extensiv gehaltenen Mutterkühen sinnvoll erscheint.

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Übergreifende Diskussion 10 3. Übergreifende Diskussion

In der Mutterkuhhaltung ist die Aufzucht eines Kalbes pro Kuh und Jahr für die wirtschaftliche Rentabilität ausschlaggebend (LELF 2014). Von entscheidender Bedeutung sind dabei einerseits komplikationslose Kalbungen der Mutterkühe sowie andererseits hohe tägliche Zunahmen der Kälber von der Geburt bis zum Absetzen (BUTSON et al. 1980; BLEUL 2011). Mit dem Ziel, züchterisch nutzbare Merkmale für die Eignung von Mutterkühen auf Grünland zu identifizieren, wurden in den vorliegenden Studien mögliche Einflussfaktoren auf die Reproduktions- und Produktionsleistung von extensiv auf Grünland gehaltenen Mutterkühen und Kälbern analysiert. Ein besonderer Fokus lag auf der Untersuchung der Zusammenhänge bestimmter Exterieurmerkmale der Mutterkühe mit ihrer Reproduktionsleistung sowie der Wachstumsleistung ihrer Kälber.

Analyse möglicher Risikofaktoren für Schwer- und Totgeburten bei extensiv auf Grünland gehaltenen Angus-Mutterkühen

Schwergeburten verursachen unmittelbare finanzielle Verluste aufgrund einer erhöhten perinatalen Mortalität der Kälber (LOMBARD et al. 2007; BLEUL 2011;

BARRIER et al. 2013). Zudem können Schwergeburten mittel- bis langfristige finanzielle Schäden durch erhöhte Kälberverluste in der Aufzuchtperiode sowie Reproduktionsdefizite der Mutterkühe bedingen (BRINKS et al. 1973; LASTER et al.

1973; BERRY et al. 2007). Darüber hinaus stellen Schwergeburten bei Mutterkühen in extensiver Haltung einen wichtigen Aspekt der Tiergesundheit und des Tierwohls dar, da die Betreuung der Mutterkuhherden während der Weideperiode zumeist auf tägliche Herdenkontrollen beschränkt ist und dadurch Geburtskomplikationen erst spät oder gar nicht bemerkt werden (LELF 2014).

Das Ziel dieser Teiluntersuchung bestand in der Identifikation möglicher Risikofaktoren für Schwer- und Totgeburten bei extensiv auf Grünland gehaltenen Angus- Mutterkuhherden. Ein weiterer Fokus lag auf der Analyse der Zusammenhänge zwischen diesen Reproduktionsleistungsmerkmalen und äußeren Beckenmerkmalen der Mutterkühe.

In der vorliegenden Untersuchung wurden die von der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Rinderzüchter e.V. empfohlenen Definitionen für Schwer- und Totgeburten angewandt

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Übergreifende Diskussion 11 (ADR 2017). Hinsichtlich des Geburtsverlaufes wurde differenziert zwischen „leichten Geburten“ (spontan, ohne Geburtshilfe), „mittelschweren Geburten“ (Geburtshilfe durch eine Person), „schweren Geburten“ (Geburtshilfe durch zwei oder mehrere Personen, Einsatz eines mechanischen Geburtshelfers, Tierarzt) sowie „Geburten mit Operation“ (Kaiserschnitt, Fetotomie). Als Totgeburt wurden alle „tot geborenen“

Kälber sowie „innerhalb von 48 Stunden nach der Geburt gestorbenen“ Kälber erfasst (ADR 2017). Im Rahmen der statistischen Auswertung musste allerdings sowohl für den Geburtsverlauf als auch die Kälbermortalität eine Zusammenfassung zu zwei Klassen vorgenommen werden, da die Erfassung dieser Merkmale durch die Betriebsleiter erfolgt war, welche bei der Dokumentation teilweise nicht die vorgegebenen Klassifizierungen angewandt hatten. Die Geburtsverlauf-Klassen wurden zusammengefasst zu den Kategorien „Geburten ohne Hilfe“ (leichte Geburten) und „Schwergeburten“ (mittelschwere Geburten, schwere Geburten, Geburten mit Operation). Hinsichtlich der Kälbermortalität wurde zwischen einem „lebenden“ und einem „totgeborenen“ Kalb (prä-, intra- oder innerhalb von 48 Stunden postnatum verstorben) differenziert.

Im Rahmen der Analyse der Reproduktionsleistung der Mutterkühe wurden Daten von insgesamt 825 Kalbungen erhoben. Bei 4,1 % dieser Kalbungen handelte es sich um Zwillingsgeburten, sodass insgesamt 859 Kälber geboren wurden. Die Schwergeburtenraten bei den Einlings- und Zwillingsgeburten betrugen 3,8 % und 8,8 %. Im peripartalen Zeitraum, unmittelbar bevor, während oder innerhalb von 48 Stunden nach der Geburt, verstarben 5,3 % der Einlingskälber und 33,8 % der Zwillingskälber. Bei 20,6 % der Zwillingsgeburten verstarben beide Kälber, bei 52,9 % verstarb jeweils ein Kalb und bei 26,5 % verstarb keines der Kälber im peripartalen Zeitraum. Außerdem zeigte sich in der statistischen Analyse ein 9,1-fach höheres Risiko einer Totgeburt für Zwillings- als für Einlingskälber. In einigen Studien wurden ebenfalls höhere Schwer- und Totgeburtenraten bei Zwillings- als bei Einlingsgeburten festgestellt (CADY u. VAN VLECK 1978; NIELEN et al. 1989; GREGORY et al. 1996).

Zudem stellen laut MEE (2008) Mehrlingsgeburten an sich einen Risikofaktor für Schwergeburten dar. Aufgrund dessen wurden die Zwillingsgeburten in der weiteren statistischen Analyse ausgeschlossen. Nachfolgend wird also nur auf die Einlingsgeburten eingegangen.

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Übergreifende Diskussion 12 Die ermittelte Schwergeburtenrate von 3,8 % ist vergleichbar mit von BERGER et al.

(1992) bei Angus-Mutterkühen beobachteten Häufigkeiten (3,7 %; 4,5 %). Andere Autoren hingegen stellten bei der Rasse Angus geringfügig niedrigere Schwergeburtenraten (3,0 %; 3,3 %) fest (LASTER et al. 1973; BLEUL 2011). Auch EDER (2012), der die Leistung und Fitness der Rasse Deutsch Angus untersuchte, ermittelte bei diesen eine geringere Schwergeburtenrate (3,3 %). Gegensätzlich dazu ermittelten BRANDT et al. (2010) eine höhere Schwergeburtenrate (7,7%) bei Deutsch Angus Mutterkühen.

Die geringfügige Differenz zwischen den ermittelten Häufigkeiten ist vermutlich bedingt durch die Verwendung unterschiedlicher Definitionen für eine „Schwergeburt“. In der vorliegenden Untersuchung wurde eine mit der Studie von BERGER et al. (1992) vergleichbare Definition des Geburtsverlaufs angewandt. Wie bereits beschrieben, wurde hinsichtlich des Geburtsverlaufes differenziert zwischen „leichten Geburten“,

„mittelschweren Geburten“ und „schweren Geburten“ sowie „Geburten mit Operation“.

Im Rahmen der statistischen Auswertung wurden diese vier Klassen zu den Kategorien „Geburten ohne Hilfe“ (spontane Geburten) und „Schwergeburten“

(mittelschwere Geburten, schwere Geburten, Geburten mit Operation) zusammengefasst. In der Untersuchung handelte es sich somit bei der Kategorie

„Geburt ohne Hilfe“ ausschließlich um Spontangeburten, bei denen keinerlei Geburtshilfe angewandt wurde, wohingegen in anderen Studien in dieser Kategorie auch Geburten enthalten waren, bei denen leichte Geburtshilfe geleistet wurde (LASTER et al. 1973; BLEUL 2011). Eine Anwendung der Definition des Geburtsverlaufes nach der Empfehlung der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Rinderzüchter e. V. (ADR 2017) erscheint für die extensive Mutterkuhhaltung sinnvoll, da auch Geburten, welche die Geburtshilfe einer Person erfordern („mittelschwere Geburten“), erhebliche Komplikationen verursachen können. Da die Betreuungsintensität bei extensiv gehaltenen Mutterkuhherden während der Weideperiode gering ist, sind Kalbungen, die keinerlei Anwendung von Geburtshilfe erfordern, anzustreben.

Im Rahmen der Analyse möglicher Risikofaktoren für Schwergeburten wurde ein Einfluss der Parität der Mutterkuh und des Geburtsgewichtes des Kalbes auf den Geburtsverlauf identifiziert. Primipare Mutterkühe hatten ein 9,7-fach höheres Risiko einer Schwergeburt als multipare Mutterkühe (p < 0,0001). Bei primiparen Kühen lag die Schwergeburtenrate bei 9,6 % und bei multiparen Kühen bei 1,8 %. BERGER et

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Übergreifende Diskussion 13 al. (1992) stellten ebenfalls ein erhöhtes Schwergeburtenrisiko bei erstkalbenden Mutterkühen der Rasse Angus fest. Außerdem wurde in diversen Studien sowohl bei primiparen Mutterkühen bestimmter Fleischrinderrassen als auch bei Milchkühen der Rasse Holstein Friesian ein höheres Schwergeburtenrisiko als bei multiparen Kühen dieser Rassen ermittelt (MCDERMOTT et al. 1992; NIX et al. 1998; JOHANSON u.

BERGER 2003; BURES et al. 2008). Zudem wurde in anderen Studien, in denen nicht die Parität als Risikofaktor untersucht wurde, sondern das Alter der Kuh, ein Einfluss dieses Faktors auf den Geburtsverlauf beobachtet (MAKARECHIAN et al. 1982;

BURFENING 1988). Des Weiteren wurde in Übereinstimmung mit diversen Studien sowohl bei Milch- als auch bei Mutterkühen ein höheres Risiko einer Schwergeburt bei Kälbern mit höheren Geburtsgewichten ermittelt (LASTER et al. 1973;

MAKARECHIAN et al. 1982; NELSON u. BEAVERS 1982; RUTTER et al. 1983;

BERGER et al. 1992; KING et al. 1993; NIX et al. 1998; GOONEWARDENE et al.

2003; JOHANSON u. BERGER 2003). In der vorliegenden Untersuchung stieg das Schwergeburtenrisiko einhergehend mit einer Gewichtszunahme des Kalbes um ein Kilogramm um 27,9 % an (p < 0,05).

Die beobachteten Einflüsse der Parität der Kuh und des Geburtsgewichtes des Kalbes auf den Geburtsverlauf beruhen nach Ansicht diverser Autoren hauptsächlich auf einem Missverhältnis zwischen der Größe des Kalbes und der Beckenweite der Kuh (THOMSON u. WILTBANK 1983; MEIJERING 1984; MEE 2008). Laut einer Übersichtsstudie von MEE (2008) zu Prävalenz und Risikofaktoren für Dystokie bei Milchkühen stellt dieses Missverhältnis die Hauptursache für Schwergeburten bei Holstein Friesian Färsen dar, da sich diese während der ersten Kalbung noch im Wachstum befinden und deshalb geringere Beckenweiten aufweisen. Die Größe des Kalbes, die üblicherweise anhand des Geburtsgewichtes beschrieben wird, ist der zweite Faktor, der einen Einfluss auf das feto-pelvine Verhältnis hat. Das Geburtsgewicht des Kalbes wird größtenteils von der Tragezeit beeinflusst (BELLOWS et al. 1987; MEE 2008). Andere Faktoren mit Auswirkungen auf das Geburtsgewicht sind die Parität der Kuh, das Geschlecht des Kalbes, die Rasse der Kuh sowie des Bullen, das Körpergewicht der Kuh, die Fütterung während des letzten Trimesters sowie die Geburtssaison (NAAZIE et al. 1989; JOHANSON u. BERGER 2003; BERRY et al. 2007; MEE 2008).

Die in der vorgestellten Studie beobachtete Totgeburtenrate von 5,3 % war höher als

(20)

Übergreifende Diskussion 14 Häufigkeiten (2,7 %; 2,1 %). In den meisten Studien ist die perinatale Mortalität, die in der vorgestellten Untersuchung auch als Totgeburt bezeichnet wird, definiert als Tod des Kalbes unmittelbar bevor, während oder innerhalb von 24 Stunden nach der Geburt (LASTER u. GREGORY 1973; BERGER et al. 1992). In der vorgestellten Studie wurden allerdings, wie von der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Rinderzüchter e.V. (ADR 2017) empfohlen, auch Kälber, die innerhalb von 48 Stunden nach der Geburt verstarben, als Totgeburt erfasst, was eine mögliche Erklärung für die ermittelte höhere Totgeburtenrate sein könnte.

Bei der Analyse möglicher Risikofaktoren für Totgeburten bei extensiv auf Grünland gehaltenen Angus-Mutterkuhherden wurde ein Zusammenhang mit dem Geburtsverlauf, der Parität der Mutterkuh sowie ihrer Beckenlänge ermittelt. Das Totgeburtenrisiko war 12,8-fach höher beim Vorliegen einer Schwergeburt (p < 0,0001). Von den Kälbern, die im Rahmen einer Schwergeburt geboren wurden, verstarben 36,7 % perinatal. Diese Beobachtung stimmt mit diversen Studien überein, in denen ebenfalls ein Einfluss des Geburtsverlaufes auf die perinatale Mortalität der Kälber ermittelt wurde (LASTER u. GREGORY 1973; BELLOWS et al. 1987; NIX et al.

1998; JOHANSON u. BERGER 2003). Einerseits kann der während einer Schwergeburt auftretende Sauerstoffmangel unmittelbar zum Tod eines Kalbes während der Geburtsphase führen, andererseits kann die vorliegende Hypoxie durch die Schädigung lebenswichtiger Organe wie des Gehirns und der Lunge mittel- bis langfristig die Lebenserwartung der Kälber beeinträchtigen. Aufgrund der verlängerten Austreibungsphase reichert sich bei einer Schwergeburt Kohlenstoffdioxid im Blut des Kalbes an, wodurch es zum Absinken des pH-Wertes und zur Entstehung einer respiratorischen Azidose kommt. Dieser Sauerstoffmangel führt dazu, dass für das intrauterine Leben nicht essentielle Organe wie die Lunge, der Magen-Darm-Trakt und die Nieren vermindert durchblutet werden. Infolge dessen wird in diesen Organen der Stoffwechsel durch anaerobe Glykolyse aufrechterhalten, wobei als Endprodukte Milchsäure und Brenztraubensäure anfallen, welche die Entstehung einer metabolischen Azidose bedingen. Durch die metabolische Azidose wird die Umstellung vom fetalen auf den neonatalen Kreislauf massiv beeinträchtigt, da durch die in den Lungenarteriolen vorliegende Vasokonstriktion das Foramen ovale nicht geschlossen wird. Außerdem werden durch die metabolische Azidose das Alveolarepithel und das Kapillarendothel geschädigt, wodurch sich deren Permeabilität erhöht, was zur Ausbildung eines interstitiellen sowie alveolären Lungenödems führt.

(21)

Übergreifende Diskussion 15 Zudem können Schädigungen des Gehirns und des Rückenmarks aufgrund von Blutungen und Ödemen eintreten, was wiederum den Saug- und Schluckreflex beeinträchtigen kann. Insgesamt ist die Vitalität des neugeborenen Kalbes deshalb stark herabgesetzt (SZENCI 2003; HOMBERG 2015). Zudem können innere Verletzungen, die aufgrund unsachgemäßer Geburtshilfe entstanden sind, sowie eingeschränkte Thermoregulation zu einer erhöhten Kälbermortalität beitragen (LOMBARD et al. 2007).

Außerdem wurde für primipare Mutterkühe ein 5-fach höheres Risiko einer Totgeburt als für multipare Mutterkühe ermittelt (p < 0,01). Die Totgeburtenraten bei primi- und multiparen Mutterkühen betrugen 8,3 % und 3,3 %. Der beobachtete Einfluss der Parität der Mutterkühe auf die Kälbermortalität wird durch diverse Studien sowohl bei Milch- als auch bei Mutterkühen, in denen ebenfalls ein erhöhtes Totgeburtenrisiko bei erstkalbenden Kühen festgestellt wurde, bestätigt (BELLOWS et al. 1971; BERGER et al. 1992; NIX et al. 1998; JOHANSON u. BERGER 2003; SEGURA-CORREA u.

SEGURA-CORREA 2009; BLEUL 2011). Eine mögliche Erklärung hierfür stellt das ebenfalls erhöhte Risiko einer Schwergeburt bei primiparen Kühen dar (BERGER et al. 1992; MCDERMOTT et al. 1992; NIX et al. 1998; JOHANSON u. BERGER 2003;

BERRY et al. 2007), das wiederum in einem höheren Totgeburtenrisiko bei primiparen als bei multiparen Kühen resultiert (LASTER u. GREGORY 1973; BELLOWS et al.

1987; NIX et al. 1998; BERRY et al. 2007; CITEK et al. 2011).

Zudem wurde ein Zusammenhang zwischen der Beckenlänge der Mutterkühe und der Mortalität der Kälber festgestellt. Mit einer Verlängerung des Beckens um einen Zentimeter stieg das Totgeburtenrisiko um 26,8 % an (p < 0,001). Bei Holstein Friesian ermittelten GUNDELACH et al. (2009) ebenfalls einen Zusammenhang zwischen der Beckenlänge der Kühe und der perinatalen Mortalität der Kälber, allerdings lediglich in univariater Analyse, wohingegen JOHANSON und BERGER (2003) keinen Zusammenhang feststellten. Eine mögliche Erklärung für den beobachteten Zusammenhang könnte darin bestehen, dass bei Mutterkühen mit längeren Becken der Geburtsweg ebenfalls verlängert ist, sodass die Austreibungsphase der Geburt länger andauert, was wiederum in einer erhöhten perinatalen Mortalität der Kälber resultiert.

Die übrigen durch äußere Messung erfassten Beckenmerkmale Beckenneigung, Hüfthöckerabstand sowie Sitzbeinhöckerabstand waren weder mit dem

(22)

Übergreifende Diskussion 16 Geburtsverlauf noch der Kälbermortalität assoziiert, was den Ergebnissen anderer Autoren bei Mutterkühen entspricht (JOHNSON et al. 1988; MCDERMOTT et al.

1992). Allerdings ermittelte KAUSCH (2009) signifikant kleinere Sitzbeinhöckerabstände bei Holstein Friesian Färsen mit einer Totgeburt. Auch JOHANSON und BERGER (2003) stellten für das Merkmal „äußere Beckenfläche“, das die Autoren aus den durch äußere Messung erfassten Parametern Beckenlänge und Beckenbreite berechneten, einen Zusammenhang mit dem Kalbeverlauf bei Milchkühen fest. Aufgrund dessen schlussfolgerten die Autoren, dass die Erfassung äußerer Beckenmerkmale möglicherweise von praktischem Nutzen in der Prävention von Schwergeburten sein könnte und einen möglichen Ersatz für interne Pelvimetrie darstellen könnte (JOHANSON u. BERGER 2003).

Wie bereits in der Einleitung erwähnt, hat sich der Einsatz interner Pelvimetrie mit dem Ziel der Reduktion von Geburtskomplikationen in den letzten Jahrzehnten in der Fleischrinderbranche weit verbreitet. Allerdings wurde der potenzielle Nutzen innerer Beckenmessungen in der Literatur bereits wiederholt kontrovers diskutiert.

Verschiedene Autoren sind der Meinung, dass die Ermittlung der inneren Beckenfläche und die Nutzung dieser als Selektionskriterium bei der Remontierung der Färsen für die Zucht eine wirksame Methode zur Senkung des Schwer- sowie Totgeburtenrisikos während der erste Kalbung darstellt (BELLOWS et al. 1971; PRICE u. WILTBANK 1978; JOHNSON et al. 1988; COLBURN et al. 1997; BURES et al. 2008;

HOLM et al. 2014). Ergänzend zur Erfassung innerer Beckenparameter empfehlen einige Autoren außerdem die Auswahl von Bullen, die geringe Geburtsgewichte vererben (ARNOLD et al. 1990; COLBURN et al. 1997; HOLM et al. 2014).

Gegensätzlich dazu weist die Studie von VAN DONKERSGOED et al. (1993) darauf hin, dass innere Beckenmessungen aufgrund ihrer Ungenauigkeit zur Prävention von Geburtskomplikationen ungeeignet sind. Auch in der Studie von BASARAB et al.

(1993) wird die Pelvimetrie für eine unzuverlässige Methode bei der Vorhersage von Schwergeburten gehalten. Außerdem sind MURRAY et al. (2002) der Meinung, dass die Erfassung äußerer Beckenmerkmale der internen Pelvimetrie aus Gründen der einfacheren Handhabung sowie des Tierschutzes vorzuziehen ist. VAN DONKERSGOED et al. (1993) sind ebenfalls der Meinung, dass der geringe praktische Nutzen pelvimetrischer Messungen einen weiteren Einsatz dieser nicht rechtfertigt. Des Weiteren halten COOK et al. (1993) die Selektion von Bullen, die

(23)

Übergreifende Diskussion 17 geringe Geburtsgewichte vererben, für eine effektivere Methode zur Reduktion von Geburtskomplikationen als interne Pelvimetrie.

In der vorliegenden Untersuchung wurde kein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen dem Geschlecht des Kalbes und dem Risiko einer Schwer- oder Totgeburt beobachtet. Die Schwergeburtenrate betrug sowohl bei Geburten von männlichen als auch von weiblichen Kälbern 3,4 %. Die Totgeburtenraten für männliche und weibliche Kälber lagen bei 4,8 % und 3,9 %. Die männlichen Kälber wiesen somit zwar eine höhere Totgeburtenrate als die weiblichen Kälber auf, allerdings war dieser Unterschied nicht statistisch signifikant. Im Gegensatz dazu wurde in diversen Studien sowohl bei Milch- als auch Mutterkühen ein höheres Schwergeburtenrisiko bei Geburten von männlichen als von weiblichen Kälbern festgestellt (BERGER et al.

1992; JOHANSON u. BERGER 2003; BERRY et al. 2007; BURES et al. 2008). Zudem zeigte sich in verschiedenen Untersuchungen ein höheres Risiko einer Totgeburt für männliche als für weibliche Kälber (MORRIS et al. 1986; LOMBARD et al. 2007;

BLEUL 2011; CITEK et al. 2011). Laut verschiedener Autoren beruhen sowohl das höhere Schwer- als auch Totgeburtenrisiko bei männlichen als bei weiblichen Kälbern hauptsächlich auf deren Geburtsgewichtsunterschieden (LOMBARD et al. 2007;

ZABORSKI et al. 2009; BLEUL 2011). Männliche Kälber haben durchschnittlich höhere Geburtsgewichte als weibliche Kälber (BELLOWS et al. 1971; LASTER et al. 1973;

NELSON u. BEAVERS 1982). Höhere Geburtsgewichte bedingen einen Anstieg des Schwergeburtenrisikos (LASTER et al. 1973; NAAZIE et al. 1989; BERGER et al.

1992; MCDERMOTT et al. 1992; COLBURN et al. 1997), was wiederum in einem erhöhten Totgeburtenrisiko resultiert (LASTER u. GREGORY 1973; BELLOWS et al.

1987; MCDERMOTT et al. 1992; NIX et al. 1998; CITEK et al. 2011). Folglich haben Bullenkälber deshalb sowohl ein erhöhtes Risiko einer Schwer- als auch einer Totgeburt (LOMBARD et al. 2007; BLEUL 2011). Möglicherweise wäre in der vorgestellten Studie deshalb ein Einfluss des Kalbsgeschlechtes auf das Schwer- sowie Totgeburtenrisiko zu beobachten gewesen, wenn das Geburtsgewicht, für das ein Einfluss auf das Schwergeburtenrisiko ermittelt wurde, in der statistischen Analyse nicht als möglicher Einflussfaktor untersucht worden wäre.

Außerdem wurde in der vorliegenden Untersuchung kein Zusammenhang zwischen der Geburtssaison und dem Schwer- sowie Totgeburtenrisiko festgestellt. Damit unterscheiden sich die Erkenntnisse dieser Arbeit von den Ergebnissen diverser

(24)

Übergreifende Diskussion 18 beobachteten (MEYER et al. 2001; JOHANSON u. BERGER 2003; SILVA DEL RÍO et al. 2007; MEE et al. 2011). In verschiedenen Studien wurde ein niedrigeres Schwergeburtenrisiko im Sommer im Vergleich zu den kälteren Jahreszeiten Frühjahr, Herbst und Winter ermittelt (JOHANSON u. BERGER 2003; MEE et al. 2011). Laut einiger Autoren sind hierfür die höheren Temperaturen während der Sommermonate ursächlich (HOLLAND u. ODDE 1992; COLBURN et al. 1997). Bei höheren Umgebungstemperaturen wird mittels physiologischer Mechanismen der Blutfluss dezentralisiert, wodurch vermehrt Blut von viszeralen zu thermoregulierenden Organen, wie beispielsweise der Haut, fließt. Dadurch verringert sich auch der Blutfluss in der Gebärmutter, sodass weniger Nährstoffe zum heranwachsenden Fötus gelangen und dieser ein geringeres Wachstum aufweist. Aufgrund dessen haben im Sommer geborene Kälber geringere Geburtsgewichte und stellen ein geringeres Risiko für Schwergeburten dar (HOLLAND u. ODDE 1992; COLBURN et al. 1997).

Hinsichtlich des Einflusses der Geburtssaison auf die Mortalität der Kälber widersprechen sich die Ergebnisse verschiedener Studien. Einige Autoren ermittelten ein höheres Totgeburtenrisiko in kälteren als in wärmeren Monaten (JOHANSON u.

BERGER 2003; SILVA DEL RÍO et al. 2007), wohingegen MEYER et al. (2001) einen gegensätzlichen Trend beobachteten. Möglicherweise wird das erhöhte Totgeburtenrisiko in den Studien von JOHANSON und BERGER (2003) und SILVA DEL RÍO et al. (2007) durch die kälteren Temperaturen bedingt (HOLLAND u. ODDE 1992; COLBURN et al. 1997). Bei niedrigen Umgebungstemperaturen laufen die bereits beschriebenen physiologischen Mechanismen in umgekehrter Richtung ab.

Der Blutfluss wird zentralisiert, damit die Temperatur in lebenswichtigen viszeralen Organen konstant gehalten werden kann. Auch die Gebärmutter wird verstärkt durchblutet, sodass dem Fötus vermehrt für sein Wachstum erforderliche Nährstoffe zur Verfügung gestellt werden. Aufgrund dessen haben die Kälber in den genannten Studien möglicherweise höhere Geburtsgewichte entwickeln können, was zu einem erhöhten Schwer- sowie Totgeburtenrisiko geführt hat. Eine mögliche Erklärung für das von MEYER et al. (2001) beobachtete höhere Totgeburtenrisiko im Sommer könnte eine weniger intensive Herdenbetreuung während der Weideperiode darstellen, wodurch Schwergeburten entweder erst im fortgeschrittenen Stadium bemerkt werden oder gänzlich unentdeckt bleiben.

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Übergreifende Diskussion 19 Analyse möglicher Einflussfaktoren auf die täglichen Zunahmen von der

Geburt bis zum Absetzen von extensiv auf Grünland gehaltenen Angus- Mutterkuhkälbern

Hohe tägliche Zunahmen der Kälber von der Geburt bis zum Absetzen sind von entscheidender ökonomischer Bedeutung in der Mutterkuhhaltung, da Kälber mit hohen Absetzgewichten höhere Erlöse einbringen (BUTSON et al. 1980; VAN DONKERSGOED et al. 1993). Insbesondere in der extensiven Mutterkuhhaltung auf Grünland, bei der üblicherweise während der Weideperiode keine ergänzende Fütterung vorgenommen wird, lassen sich durch schwere Kälber höhere Gewinne erzielen.

Das Ziel dieser Teiluntersuchung bestand in der Identifikation von Einflussfaktoren auf die täglichen Zunahmen von der Geburt bis zum Absetzen bei extensiv auf Grünland gehaltenen Angus-Mutterkuhkälbern. Ein besonderer Fokus lag dabei auf der Analyse möglicher Zusammenhänge zwischen der Wachstumsleistung der Kälber und den Eutermerkmalen der Mutterkühe.

Im Rahmen der Studie wurden für 341 Kälber die täglichen Zunahmen von der Geburt bis zum Absetzen sowie eine Euterbonitur der zugehörigen Mutterkühe erfasst. Die täglichen Zunahmen wurden anhand der Formel (Absetzgewicht – Geburtsgewicht)/Alter zum Absetzen nach BRANDT et al. (2010) ermittelt. Bei den Absetzgewichten handelte es sich um die 200-Tage-Gewichte, die im Rahmen der Feldprüfung für Fleischrinder erhoben wurden (VIT 2015a). Die Erfassung der Eutermerkmale erfolgte anhand eines linearen Bonitierungssystems mit jeweils fünf Noten modifiziert nach LELF (2014).

Die durchschnittlichen täglichen Zunahmen der Zwillingskälber (953±117 g) waren signifikant geringer (p < 0,005) als die durchschnittlichen täglichen Zunahmen der Einlingskälber (1.098±145 g). Ähnliche Ergebnisse erhielten GREGORY et al. (1996), die höhere 200-Tage-Gewichte bei Einlings- als bei Zwillingskälbern ermittelten.

Aufgrund dieses signifikanten Unterschiedes zwischen der Wachstumsleistung der Einlings- und der Zwillingskälber wurden die täglichen Zunahmen der Zwillingskälber in der weiteren statistischen Analyse nicht berücksichtigt. Die durchschnittlichen täglichen Zunahmen der Einlingskälber betrugen 1.098 g, wobei die Zunahmen bei der Hälfte der Kälber zwischen 1.017 g und 1.187 g lagen. Somit sind die beobachteten

(26)

Übergreifende Diskussion 20 täglichen Zunahmen deutlich höher als die täglichen Zunahmen (919 g; 968 g), welche BRANDT et al. (2010) bei unter vergleichbaren Bedingungen in Deutschland gehaltenen Deutsch Angus-Kälbern ermittelten. Ebenfalls geringere tägliche Zunahmen bei Angus-Kälbern (1.030 g) wurden in einer US-amerikanischen Studie festgestellt (MARSTON et al. 1992).

Im Rahmen der Analyse möglicher Einflussfaktoren auf die täglichen Zunahmen der Kälber von der Geburt bis zum Absetzen wurde ein Zusammenhang mit dem Geburtsgewicht des Kalbes, der Parität der Mutterkuh sowie ihrem Eutervolumen ermittelt. Das durchschnittliche Geburtsgewicht der Kälber betrug 36,1 kg±4,1 kg. Bei der Hälfte der untersuchten Kälber lag das Geburtsgewicht zwischen 33 kg und 39 kg.

Für die statistische Analyse erschien deshalb eine Einteilung des Geburtsgewichtes in die Geburtsgewichtsklassen 1 (≤30 kg), 2 (31-34 kg), 3 (35-37 kg), 4 (38-40 kg) und 5 (≥41 kg) sinnvoll. Mit einer zunehmenden Geburtsgewichtsklasse ging ein kontinuierlicher Anstieg der täglichen Zunahmen der Kälber einher (981±24 g;

1.033±18 g; 1.093±16 g; 1.108±17 g; 1134±23 g). Die täglichen Zunahmen der Kälber der niedrigeren Geburtsgewichtsklassen (1 und 2) waren signifikant geringer (p < 0,0001) als die täglichen Zunahmen der Kälber der höheren Geburtsgewichtsklassen (3, 4 und 5). Somit zeigten die Kälber einhergehend mit höheren Geburtsgewichten auch höhere tägliche Zunahmen bis zum Absetzen. In diversen Studien zur Leistung von Kälbern verschiedener Fleischrinderrassen wurde ebenfalls ein Zusammenhang zwischen dem Geburtsgewicht der Kälber und ihren täglichen Zunahmen bis zum Absetzen festgestellt (CHRISTIAN et al. 1965; SINGH et al. 1970; BURFENING et al. 1978). Zudem wurde in einigen Studien ein Einfluss der Geburtsgewichte der Kälber auf ihre Absetzgewichte beobachtet (GREGORY et al.

1950; RUTLEDGE et al. 1971). Im Gegensatz dazu stellten BOGGS et al. (1980) keinen solchen Zusammenhang fest.

Neben dem Geburtsgewicht der Kälber zeigte auch die Parität der Mutterkühe einen Einfluss auf die Wachstumsleistung der Kälber von der Geburt bis zum Absetzen. Die durchschnittlichen täglichen Zunahmen der Kälber primiparer Mutterkühe (1.045±20 g) waren signifikant (p < 0,05) geringer als die täglichen Zunahmen der Kälber multiparer Mutterkühe (1.095±9,4 g). In verschiedenen Untersuchungen wurde ebenfalls ein Einfluss der Parität bzw. des Alters der Mutterkühe auf die Wachstumsleistung der Kälber ermittelt (ROLLINS u. GUILBERT 1954; KOCH u. CLARK 1955; SINGH et al.

1970; NELSON et al. 1982; GOONEWARDENE et al. 2003). Im Gegensatz dazu

(27)

Übergreifende Diskussion 21 stellten RUTLEDGE et al. (1971) keinen Zusammenhang zwischen dem Alter der Mutterkühe und den täglichen Zunahmen ihrer Kälber fest. Diese Beobachtung erklären die Autoren damit, dass in ihrer Untersuchung das Alter der Mutterkühe mit deren Milchleistung, für die ein Einfluss auf die täglichen Zunahmen der Kälber ermittelt wurde, korreliert war. Dieser Zusammenhang wird durch verschiedene Studien, in denen einhergehend mit zunehmendem Alter der Kuh ein Anstieg ihrer Milchleistung sowie der täglichen Zunahmen der Kälber beobachtet wurde, bestätigt (CHRISTIAN et al. 1965; REYNOLDS et al. 1978).

Alle Eutermerkmale, außer die Afterzitzenanzahl, wurden in Übereinstimmung mit einer Studie des LELF (2014) am häufigsten mit der mittleren Boniturnote beurteilt.

Dies beschreibt ein mittelgroßes, ansitzendes, leicht-stufiges Euter mit mittlerer Strichlänge und mittlerem Strichdurchmesser. Anzustreben wären laut LELF (2014) eine gleichmäßigere, weniger stufige Strichplatzierung sowie eine festere Euteraufhängung. Alle Eutermerkmale, mit Ausnahme der Anzahl an Afterzitzen, waren gering bis mittelstark korreliert. Zwischen den Merkmalen Eutervolumen und Euteraufhängung lag eine hohe Korrelation vor. Die ermittelten Korrelationskoeffizienten zwischen den einzelnen Eutermerkmalen sind vergleichbar mit den Ergebnissen des LELF (2014). In dieser Studie wurden ebenfalls mittlere Korrelationen zwischen allen Eutermerkmalen sowie keinerlei Zusammenhang zwischen der Afterzitzenanzahl und den übrigen Eutermerkmalen festgestellt.

Bei der Analyse möglicher Einflussfaktoren auf die Wachstumsleistung der Kälber wurde hinsichtlich der untersuchten Eutermerkmale lediglich für das Eutervolumen ein Zusammenhang identifiziert. Aufgrund weniger Beobachtungen in einigen Merkmalsklassen wurden die ursprünglich fünf Eutervolumenklassen für die statistische Analyse zu den Klassen 1 (sehr kleines bis kleines Eutervolumen), 2 (mittleres Eutervolumen) sowie 3 (großes bis sehr großes Eutervolumen) zusammengefasst. Die täglichen Zunahmen der Kälber von Kühen mit mittlerem Eutervolumen (1.090±13 g) waren höher als die täglichen Zunahmen der Kälber von Mutterkühen mit kleineren (1.047±14 g) oder größeren Eutervolumina (1.073±21 g).

Der Unterschied zwischen den täglichen Zunahmen der Kälber von Kühen mit Eutervolumenklasse 1 und 2 war signifikant (p < 0,05). In der Studie des LELF (2014) wurde ebenfalls ein Einfluss des Eutervolumens der Mutterkühe auf die

(28)

Übergreifende Diskussion 22 Eutervolumen der Mutterkühe wiesen die Kälber höhere tägliche Zunahmen bis zum Absetzen auf. Ähnliche Ergebnisse erhielten auch GOONEWARDENE et al. (2003), die bei Kälbern von Mutterkühen mit mittelgroßen bis großen Eutern mit guter Aufhängung höhere tägliche Zunahmen als bei Kälbern von Kühen mit kleinen Eutern feststellten. Außerdem ermittelten DENISE et al. (1987) einen Zusammenhang zwischen der Eutergröße der Mutterkühe und den Absetzgewichten der Kälber. Der in dieser Untersuchung ermittelte Zusammenhang zwischen dem Eutervolumen der Mutterkühe und den täglichen Zunahmen der Kälber beruht vermutlich auf dem bereits von anderen Autoren bei Milchkühen beobachteten Einfluss des Eutervolumens auf die Milchleistung der Kühe (DEGROOT et al. 2002). Allerdings sind die vorliegenden Ergebnisse aufgrund weniger Beobachtungen in einigen Merkmalsklassen mit Vorsicht zu interpretieren.

Im Gegensatz zu diversen Studien wurde kein Zusammenhang zwischen der Euteraufhängung der Mutterkühe und der Wachstumsleistung der Kälber festgestellt (PAPUTUNGAN u. MAKARECHIAN 2000; GOONEWARDENE et al. 2003; SAPP et al. 2004). Allerdings liegt zwischen den Ergebnissen der genannten Studien ohnehin Widersprüchlichkeit vor. Einige Autoren ermittelten höhere tägliche Zunahmen bei Kälbern von Kühen mit fest ansitzenden Eutern (PAPUTUNGAN u. MAKARECHIAN 2000; GOONEWARDENE et al. 2003), wohingegen andere Autoren eine höhere Wachstumsleistung bei Kälbern von Kühen mit tief hängenden Eutern feststellten (SAPP et al. 2004; LELF 2014). In der vorliegenden Untersuchung lag eine hohe Korrelation (R = 0,734) zwischen den Merkmalen Eutervolumen und Euteraufhängung vor, was möglicherweise darauf hindeutet, dass Mutterkühe mit größeren Eutern tendenziell zu einer schlechteren Euteraufhängung neigen. Auch in der Studie des LELF (2014) wurde eine Korrelation zwischen diesen beiden Eutermerkmalen beobachtet. Dabei zeigten die Kälber von Mutterkühen mit voluminöseren, tiefer hängenden Eutern mit größerem Strichumfang höhere tägliche Zunahmen. Als mögliche Erklärung hierfür führen die Autoren an, dass bei Kühen mit einer hohen Milchleistung das Eutervolumen zunimmt und einhergehend damit die Euterfestigkeit nachlässt, weshalb Kälber von Mutterkühen mit großen tiefhängenden Eutern höhere tägliche Zunahmen zeigen.

Außerdem wurde weder ein Einfluss des Strichdurchmessers noch der Strichlänge auf die Wachstumsleistung der Kälber identifiziert, wohingegen in anderen Studien höhere tägliche Zunahmen bei Kälbern von Mutterkühen mit größeren Strichmaßen ermittelt

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Übergreifende Diskussion 23 wurden (PAPUTUNGAN u. MAKARECHIAN 2000; SAPP et al. 2004). Die vorliegenden Untersuchungsergebnisse legen jedoch einen Einfluss des Strichdurchmessers der Mutterkühe auf die täglichen Zunahmen ihrer Kälber nahe, da eine mittlere Korrelation (R = 0,489) zwischen den Merkmalen Eutervolumen und Strichdurchmesser vorlag. Dies deutet darauf hin, dass voluminösere Euter bei Mutterkühen tendenziell mit größeren Strichdurchmessern einhergehen.

Möglicherweise wäre deshalb ein Effekt des Strichdurchmessers auf die täglichen Zunahmen der Kälber zu verzeichnen gewesen, wenn das Eutervolumen als möglicher Einflussfaktor in der statistischen Auswertung nicht berücksichtigt worden wäre.

Allerdings ist die züchterische Nutzung der Strichgröße ohnehin kritisch zu betrachten, da große Strichdurchmesser Probleme bei der Milchaufnahme bedingen können (SAPP et al. 2004). Einerseits können große Striche eine zu geringe oder vollständig ausbleibende Aufnahme von Kolostrum unmittelbar nach der Geburt verursachen, was zu einer erhöhten Infektanfälligkeit sowie Mortalität der Kälber führt. Andererseits können große Striche die Milchaufnahme in der gesamten Aufzuchtperiode beeinträchtigen, was in geringeren täglichen Zunahmen der Kälber bis zum Absetzen resultiert (SAPP et al. 2004). Zusätzlich sollte bei der Selektion für die Zucht auf eine gute Euterfestigkeit geachtet werden, da zu tief hängende Euter ebenfalls die Milchaufnahme erschweren und dadurch erhöhte Kälberverluste sowie geringere tägliche Zunahmen verursachen können (VENTORP u. MICHANEK 1992; SAPP et al.

2004; LELF 2014).

Die Strichplatzierung der Mutterkühe hatte ebenfalls keinen Einfluss auf die Wachstumsleistung der Kälber von der Geburt bis zum Absetzen, was den Ergebnissen der Studie des LELF (2014) entspricht. Auch zwischen der Anzahl an Afterzitzen und den täglichen Zunahmen der Kälber lag kein Zusammenhang vor, was auch in anderen Studien beobachtet wurde (FRISCH 1982; LELF 2014).

Des Weiteren wurde kein Einfluss des Geschlechtes der Kälber auf deren tägliche Zunahmen zum Absetzen festgestellt. Die durchschnittlichen täglichen Zunahmen der männlichen Kälber (1.120±152 g) waren zwar höher als die täglichen Zunahmen der weiblichen Kälber (1.077±135 g), allerdings zeigte sich in der statistischen Analyse kein signifikanter Effekt des Kalbsgeschlechtes. Diese Beobachtung widerspricht zahlreichen Studien, in denen eine höhere Wachstumsleistung bei männlichen als bei weiblichen Kälbern ermittelt wurde (GREGORY et al. 1950; BURGESS et al. 1954;

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Übergreifende Diskussion 24 MELTON et al. 1967; BAIR et al. 1972; BUTSON et al. 1980; NELSON et al. 1982;

GREGORY et al. 1996; GOONEWARDENE et al. 2003). In Übereinstimmung mit den vorliegenden Ergebnissen stellten REYNOLDS et al. (1978) ebenfalls keinen Unterschied zwischen den täglichen Zunahmen männlicher und weiblicher Kälber fest.

Auch BOGGS et al. (1980) ermittelten keinen Einfluss des Geschlechtes der Kälber auf deren Wachstumsleistung im Alter von vier Monaten, jedoch höhere tägliche Zunahmen bei männlichen als bei weiblichen Kälbern im Alter von acht Monaten.

Möglicherweise lässt sich der beobachtete fehlende Zusammenhang zwischen Geschlecht und Wachstumsleistung der Kälber anhand der Geburtsgewichte der Tiere erklären. In der vorgestellten Studie wiesen die Bullenkälber (37,3±4,2 kg) höhere durchschnittliche Geburtsgewichte als die Färsenkälber (34,9±3,6 kg) auf, was mit Ergebnissen einiger anderer Studien übereinstimmt (GREGORY et al. 1950; KOCH u.

CLARK 1955). Möglicherweise wäre deshalb ein signifikanter Einfluss des Kalbsgeschlechtes auf die Wachstumsleistung zu verzeichnen gewesen, wenn das Geburtsgewicht nicht als potentieller Faktor in die statistische Analyse einbezogen worden wäre.

Auch zwischen der Geburtssaison und den täglichen Zunahmen der Kälber von der Geburt bis zum Absetzen wurde in Übereinstimmung mit einigen Autoren kein signifikanter Zusammenhang identifiziert (SINGH et al. 1970; BOGGS et al. 1980).

Andere Autoren wiederum ermittelten einen Einfluss des Geburtszeitraums auf das Wachstum der Kälber in der Aufzuchtperiode (MARLOWE u. GAINES 1958; SELLERS et al. 1970; MINICK et al. 2001). MARLOWE und GAINES (1958) stellten fest, dass von Februar bis Mai geborene Kälber höhere tägliche Zunahmen bis zum Absetzen als von Juni bis Dezember geborene Kälber aufwiesen, was die Autoren durch die während der Weideperiode zunehmende Milchleistung der Mutterkühe erklären.

Ähnliche Ergebnisse erhielten auch MINICK et al. (2001). Im Gegensatz dazu ermittelten SELLERS et al. (1970) höhere Absetzgewichte bei im Frühjahr und im Winter geborenen Kälbern, was die Autoren durch die energiereichere Futterversorgung der Kälber während der Stallhaltung begründen. In der vorgestellten Studie wurden die Mutterkuhherden unter extensiven Bedingungen gehalten. So stand den Kälbern zur Deckung ihres Energiebedarfs ausschließlich die Milch der Mutterkühe sowie zusätzlich Gras während der Weideperiode zur Verfügung, jedoch keine ergänzende Fütterung. Die Ergebnisse weisen deshalb auf eine über das gesamte Jahr konstante Milchleistung der Mutterkühe hin, was wiederum auf eine

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Übergreifende Diskussion 25 gleichbleibende Versorgung der Kühe mit Energie während der Weide- und Stallhaltung hindeutet.

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die Parität der Mutterkühe sowohl einen hohen Einfluss auf die Reproduktions- als auch Produktionsleistung von extensiv auf Grünland gehaltenen Angus-Mutterkuhherden hat. Schwer- und Totgeburten stellen primär ein Problem primiparer Mutterkühe dar, da während der ersten Kalbung häufiger ein feto-pelvines Missverhältnis vorliegt. Zudem weisen Kälber primiparer Mutterkühe geringere tägliche Zunahmen zum Absetzen auf, was vermutlich auf eine geringere Milchleistung während der ersten Laktation zurückzuführen ist.

Außerdem wird durch die vorgestellten Untersuchungen deutlich, dass hohe Geburtsgewichte der Kälber sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf die Herdenleistung haben. Zum einen stellen hohe Geburtsgewichte einen entscheidenden Risikofaktor für Schwergeburten dar, die ihrerseits eine erhöhte perinatale Mortalität der Kälber bedingen, zum anderen weisen Kälber mit hohen Geburtsgewichten höhere tägliche Zunahmen von der Geburt bis zum Absetzen auf.

Bei der Belegung erstkalbender Mutterkühe empfiehlt sich deshalb der Einsatz von Bullen, die geringe bis mittlere Geburtsgewichte vererben, um einerseits das Schwer- und Totgeburtenrisiko zu minimieren sowie andererseits hohe tägliche Zunahmen der Kälber in der Aufzuchtperiode zu erzielen.

Außerdem deuten die Ergebnisse auf mögliche Zusammenhänge zwischen Exterieur- und Leistungsmerkmalen bei extensiv gehaltenen Mutterkuhherden hin. Es zeigte sich ein Einfluss des Eutervolumens der Mutterkühe auf die Wachstumsleistung ihrer Kälber. Die Kälber von Mutterkühen mit mittelgroßen Eutern wiesen höhere tägliche Zunahmen auf als die Kälber von Mutterkühen mit kleineren oder größeren Eutervolumina. Aufgrund dessen erscheint die Berücksichtigung des Eutervolumens als funktionales Merkmal in der Zucht von extensiv gehaltenen Mutterkühen zur Steigerung der maternalen Leistung beziehungsweise der Wachstumsleistung der Kälber sinnvoll. Allerdings sollten die Merkmale Euteraufhängung sowie Strichdurchmesser bei der Selektion der Färsen für die Zucht ebenfalls berücksichtigt werden. Sowohl tiefhängende Euter als auch große Striche können die Kälber bei der Milchaufnahme beeinträchtigen, was in erhöhten perinatalen Kälberverlusten sowie geringeren Wachstumsleistungen der Kälber resultieren kann. Zudem weisen die Analysen auf einen möglichen Zusammenhang zwischen der Beckenlänge der

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Übergreifende Diskussion 26 zunehmender Länge des Beckens der Mutterkühe war ein Anstieg des Totgeburtenrisikos zu verzeichnen. Hinsichtlich dieses Zusammenhangs sind weitere Untersuchungen empfehlenswert.

Für das Geschlecht der Kälber wurde weder ein Zusammenhang mit deren täglichen Zunahmen von der Geburt bis zum Absetzen noch mit dem Schwer- sowie Totgeburtenrisiko ermittelt. Außerdem zeigten sich keine Auswirkungen der Geburtssaison auf die Reproduktions- und Produktionsleistung der Mutterkuhherden in extensiver Haltung.

Die in dieser Untersuchung analysierten Daten wurden im Rahmen einer Feldstudie auf fünf Betrieben in unterschiedlichen Regionen Deutschlands erhoben. Für die Erfassung der Exterieurmerkmale mussten die Mutterkühe aufgetrieben und fixiert werden, weshalb die Messungen auf den jeweiligen Betrieben bei allen Mutterkühen am selben Tag vorgenommen wurden. Daher muss berücksichtigt werden, dass die Becken- und Eutermerkmale der Mutterkühe in unterschiedlichen zeitlichen Abständen zur Geburt beziehungsweise in verschiedenen Laktationsstadien erhoben wurden. Da insbesondere die Euter der Kühe während der Laktation starken physiologischen Veränderungen unterliegen, sollte in weiteren Studien die Erfassung der Exterieurmerkmale jeweils im gleichen zeitlichen Abstand zur Kalbung vorgenommen werden. Außerdem wurden die Reproduktionsleistungsmerkmale, der Geburtsverlauf und die Mortalität der Kälber, durch die jeweiligen Betriebsleiter dokumentiert. Eine Erhebung dieser Merkmale durch jeweils denselben Beobachter wäre in weiteren Untersuchungen wünschenswert. Des Weiteren wäre eine Analyse des Einflusses des BCS und des Körpergewichts der Mutterkühe auf deren Schwer- und Totgeburtenrisiko sowie die Wachstumsleistung der Kälber interessant.

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Schlussfolgerung 27 4. Schlussfolgerung

Die vorgestellten Untersuchungen geben einen Einblick in die Leistung von extensiv auf Grünland gehaltenen Angus-Mutterkuhherden. Generell weisen primipare Mutterkühe eine geringere Leistung als multipare Mutterkühe auf. Bei der Erstbelegung sollten deshalb Bullen eingesetzt werden, die geringe bis mittlere Geburtsgewichte vererben, da hohe Geburtsgewichte zwar höhere tägliche Zunahmen bedingen, jedoch auch das Schwer- sowie Totgeburtenrisiko erhöhen. Ein Einsatz des Eutervolumens als funktionales Merkmal in der Zucht von extensiv auf Grünland gehaltenen Mutterkuhherden zur Steigerung der maternalen Leistung erscheint sinnvoll, allerdings sollte dieser Zusammenhang in weiteren Studien evaluiert werden.

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Zusammenfassung 28 5. Zusammenfassung

Tatiana Anna Hohnholz (2019):

„Analyse züchterisch nutzbarer Daten für die Eignung von Mutterkühen auf Grünland“

Mutterkühe repräsentieren lediglich einen geringen Anteil des Gesamtkuhbestandes in Deutschland. Allerdings gewinnt die Mutterkuhhaltung aufgrund steigender Verbraucheransprüche hinsichtlich der Tiergesundheit und des Tierwohls, der ökologischen Nachhaltigkeit sowie der Produktqualität stetig an Bedeutung.

Entscheidend für eine ökonomisch rentable Mutterkuhhaltung sind einerseits komplikationslose Kalbungen der Mutterkühe sowie andererseits hohe tägliche Zunahmen der Kälber von der Geburt bis zum Absetzen. Außerdem stellen Schwer- und Totgeburten wichtige Aspekte der Tiergesundheit und des Tierwohls dar.

Ziel der Untersuchungen war die Analyse möglicher züchterisch nutzbarer Merkmale im Hinblick auf die Eignung von Mutterkuhherden für die extensive Grünlandhaltung.

Ein Schwerpunkt der Studien bestand in der Identifikation von Einflussfaktoren auf die Reproduktionsleistung der Angus-Mutterkühe sowie die Wachstumsleistung der Mutterkuhkälber. Ein weiterer Fokus lag auf der Analyse der Zusammenhänge dieser Leistungsmerkmale mit Exterieurmerkmalen der Mutterkühe. Die Untersuchungen wurden auf fünf Betrieben mit Angus-Mutterkuhhaltung in unterschiedlichen Regionen Deutschlands durchgeführt. Die Datenerhebung erfolgte im Zeitraum April 2015 bis März 2017.

Der Schwerpunkt der ersten Studie bestand in der Identifikation von Risikofaktoren für Schwer- und Totgeburten bei extensiv gehaltenen Angus-Mutterkühen sowie der Analyse der Zusammenhänge äußerer Beckenmerkmale der Mutterkühe mit deren Reproduktionsleistung. Insgesamt wurden für 825 Kalbungen Daten zum Geburtsverlauf sowie zur perinatalen Mortalität der Kälber erhoben. Bei 4,1 % der Kalbungen handelte es sich um Zwillingsgeburten, sodass insgesamt 859 Kälber geboren wurden. Die Schwer- und Totgeburtenrate bei den Zwillingsgeburten betrugen 8,8 % und 33,8 %. Zwillingskälber hatten ein 9,1-fach höheres Risiko einer Totgeburt, weshalb diese bei der statistischen Analyse nicht berücksichtigt wurden.

Die Schwer- und Totgeburtenrate der Einlingskälber lagen bei 3,4 % und 4,3 %. Für die statistische Analyse wurden ein hierarchisches Modell sowie logistische

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Zusammenfassung 29 Regression angewandt. Es zeigte sich, dass primipare Mutterkühe ein 9,7-fach höheres Risiko einer Schwergeburt (p < 0,0001) sowie ein 5,0-fach höheres Risiko einer Totgeburt (p < 0,01) hatten als multipare Kühe. Zudem ging eine Zunahme des Geburtsgewichtes der Kälber um ein Kilogramm mit einem Anstieg des Risikos einer Schwergeburt um 27,9 % einher (p < 0,05). Außerdem war das Totengeburtenrisiko beim Vorliegen einer Schwergeburt 12,8-mal höher (p < 0,0001). Hinsichtlich der analysierten äußeren Beckenmerkmale zeigte sich, dass das Totgeburtenrisiko mit einer Verlängerung des Beckens der Mutterkuh um einen Zentimeter um 26,8 % anstieg (p < 0,001).

Der Fokus der zweiten Studie lag auf der Identifikation von Einflussfaktoren auf die täglichen Zunahmen der Mutterkuhkälber bis zum Absetzen sowie der Analyse der Beziehungen zwischen Eutermerkmalen der Mutterkühe und der Wachstumsleistung der Kälber. Von insgesamt 330 Kälbern wurden die durchschnittlichen täglichen Zunahmen von der Geburt bis zum Absetzen erhoben. Die durchschnittlichen täglichen Zunahmen der Einlings- und Zwillingskälber betrugen 1.098±145 g und 953±117 g.

Bei der statischen Analyse wurden die Zwillingskälber nicht berücksichtigt, da sich deren tägliche Zunahmen signifikant von denen der Einlingskälber unterschieden (p < 0,005). Die statistische Analyse erfolgte anhand eines gemischten linearen Modells. Es zeigte sich, dass Kälber mit hohen Geburtsgewichten höhere tägliche Zunahmen von der Geburt bis zum Absetzen hatten (p < 0,0001). Außerdem wiesen die Kälber primiparer Mutterkühe geringere tägliche Zunahmen auf als die Kälber multiparer Kühe (p < 0,05). Hinsichtlich der analysierten Eutermerkmale deuten die Ergebnisse auf einen möglichen Einfluss des Eutervolumens der Mutterkühe auf die täglichen Zunahmen der Kälber hin (p < 0,05). Kälber von Mutterkühen mit mittelgroßen Eutern zeigten höhere tägliche Zunahmen als Kälber von Kühen mit kleinerem oder größerem Eutervolumen.

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die Parität der Mutterkühe sowohl einen Einfluss auf deren Schwer- sowie Totgeburtenrisiko als auch auf die Wachstumsleistung der Mutterkuhkälber hat. Außerdem zeigte sich, dass hohe Geburtsgewichte der Kälber zwar höhere tägliche Zunahmen der Kälber bedingen, gleichzeitig allerdings das Schwer- sowie Totgeburtenrisiko erhöhen. Insbesondere bei Färsen sollten daher Bullen eingesetzt werden, die geringe bis mittlere Geburtsgewichte vererben. Darüber hinaus deuten die Ergebnisse darauf hin, dass

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Zusammenfassung 30 der Einsatz des Eutervolumens als funktionales Merkmal in der Zucht extensiv gehaltener Angus-Mutterkuhherden zur Steigerung der maternalen Leistung und folglich der Wachstumsleistung der Kälber möglicherweise sinnvoll ist.

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