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Auf der Suche: Die Arbeit im Zentrum für Seltene Erkrankungen

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FORSCHEN UND WISSEN

Im Fokus: Studie erforscht ambulante Palliativversorgung Seite 40/41

BEHANDELN UND PFLEGEN

Im Auge: Ärzte implantieren

ersten Sehchip in der MHH Seite 28

NAMEN UND NACHRICHTEN

Im Hubschrauber: Neuer ärztlicher Leiter im Christoph 4 Seite 16

Das Magazin der Medizinischen Hochschule Hannover info

Heft 4/2016

Auf der Suche

Die Arbeit im Zentrum für Seltene Erkrankungen

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Die Einstiegsklasse

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H

eu oder Stroh – das ist hier die Frage. Ja, wo suchen wir denn die Nadel: im Heuhaufen oder im Stroh- haufen? Das Sprichwort geht natürlich im Heuhaufen auf Pirsch. Aber Fotografen?

Die nutzen ihre künstlerische Freiheit. Und weil nun mal Stroh wesentlich fotogener ist als Heu, hat sich unsere Fotografin Karin Kaiser für Stroh entschieden. Wie übrigens viele andere Fotografen vor ihr auch schon (schauen Sie doch mal bei Google nach Na- deln-im-Heuhaufen-Bildern). Wir, die wir auf dem Lande groß geworden sind, wir kennen den Unterschied ja noch – zwi- schen Heu und Stroh.

Aber wie geht es Ihnen, liebe Städte- rinnen und Städter? Werden Sie nach Heu oder Stroh gefragt, erinnern Sie sich künf- tig einfach an die MHH. Antworten, dass es eigentlich egal ist, in welchem Haufen die

Nadel gefunden werden muss. Dass die Su- che nach der Ursache von Seltenen Erkran- kungen immer langwierig und schwierig ist.

Dass die 18 Spezialzentren der Hochschule ihr Wissen bündeln, um auch Menschen mit äußerst seltenen Krankheiten Hoffnung geben zu können. Letztendlich ist es also völlig egal, ob Heu oder Stroh. Hauptsache, Sie denken bei den Seltenen immer an uns.

Viel Vergnügen beim Lesen der Beiträge oder Stöbern in unserem Magazin. Wir wollen Ihnen in diesem Heft einen Quer- schnitt durch unsere Forschung und Klinik, durch die Lehre und das Lernen aufzeigen.

Damit Sie sich an uns erinnern, bis in zwei Monaten das nächste MHHinfo-Magazin erscheint.

Ihr Stefan Zorn

4/2016 EDITORIAL 3

Von Stroh und Heu

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Suchen die Nadeln im Heuhaufen, der eigentlich ein Strohhaufen ist – die Autorinnen Bettina Bandel und Tina Gerstenkorn.

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4/2016 INHALT 5

Herausgeber

Das Präsidium der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH).

Der Inhalt namentlich gekennzeichneter Beiträge unterliegt nicht der Verantwortung der Herausgeber und der Redaktion. Abdruck honorarfrei. Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe ist am 12. September 2016.

Chefredaktion Stefan Zorn (stz) Redaktion Bettina Bandel (bb) Claudia Barth (cb) Simone Corpus (sc) Bettina Dunker (dr) Tina Gerstenkorn (tg) Ursula Lappe (la) Annika Morchner (am) Camilla Mosel (ck) Kirsten Pötzke (kp) Fotoredaktion Karin Kaiser

Layout und Realisierung

Madsack Medienagentur GmbH & Co. KG August-Madsack-Straße 1

30559 Hannover Telefon (0511) 518-3001 www.madsack-agentur.de Anzeigen

Günter Evert

Verlagsgesellschaft Madsack GmbH & Co. KG

30148 Hannover Kontakt Anzeigenverkauf:

Telefon (0511) 518-2153 oder -2114 Auflage: 14.500 Stück

Druck

Silber Druck oHG Am Waldstrauch 1 34266 Niestetal Telefon (0561) 52 00 70

Gedruckt auf 100-prozentigem Recycling-Papier Online-Ausgabe

Das MHHinfo ist auch im Internet zu finden unter www.mh-hannover.de/mhhinfo.html

Fotos

Alle Fotos von Karin Kaiser außer:

Almuth Siefke (16), Susanne Czichos (16), Bettina Bandel (17), aus Abteilungen oder privat (22, 23, 24, 27, 40, 42, 46), Ilka Kosmalski (26), Sabine Meier (27), Beate Volke (46), Shirin Abedi (50), Tristan Hartung (50), Wilfred Feege (51), Bodo Kremmin (52), Stefan Zorn (53) Anschrift der Redaktion

Medizinische Hochschule Hannover Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Stefan Zorn

Carl-Neuberg-Straße 1 30625 Hannover Telefon (0511) 532-6772 Fax (0511) 532-3852 zorn.stefan@mh-hannover.de ISSN 1619-201X

IMPRESSUM

_42 Blutkrebs besser therapierbar _42 Auf dem Weg zum

neuen Therapeutikum _43 Rund um den Urin _44 Neue Immuntherapie

LERNEN UND LEHREN

_45 Abschied von „Emma H“

_46 Kompetenz in biomedizinscher Forschung

_46 Direkt für Patienten forschen _48 „Den AStA präsenter machen“

_48 Jugendvertretung neu gewählt _49 Studierende ehren Dozenten

_50 Sport verbindet Kulturen _50 Auszeichnung für IsiEMHH

GÄSTE UND FESTE

_51 Erfolgreich im Land der Ideen _51 Vereint im Engagement _52 Kinderuni Hannover

_52 Kletterspaß für junge Patienten _53 Familienfest 775 Jahre Hannover _53 Spende für Wasserwelt _54 Ein Plus an Komfort _54 Bücher von MHH-Autoren _54 Anonymer Wohltäter spendet _54 MHH-Kitas im Fußball-Fieber Institut bescheinigt den Herzspezialisten bei katheterbasiertem Aortenklappenersatz „hervorragend“ _29

Kleine Herzen geehrt: „Ausgezeichneter Ort 2016“ _51 Zehn Jahre Master in Biomedizin _46

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as autonome (vegetative) Nerven- system reguliert unseren Blutdruck, unsere Herzfunktion sowie die Funk- tion von Magen, Darm und Blase. Bei Patienten mit Erkrankungen des auto- nomen Nervensystems sind diese Re- gulationsmechanismen gestört. Das kann sich ganz unterschiedlich zeigen.

Peter D. (71) aus Kaiserslautern bekam im Januar 2011 eine Darminfektion, er litt an Magenkrämpfen und Durchfall.

Kurze Zeit später brach er in seinem Wohnzimmer zum ersten Mal zusam- men. „Es passierte mir dann immer mal wieder, ich bin plötzlich umgefallen, meistens morgens oder abends, und konnte wegen meines trockenen Mun- des kaum noch etwas Festes essen.“

Als ein Spezialist aus Essen sein Blut auf spezielle Antikörper untersuchte, war die Diagnose klar. Er wurde so- fort in die MHH geschickt und bekam mehrere Blutwäschen. Da lag schon ein Jahr mit Kreislauf- und Magenpro- blemen hinter ihm. In der MHH küm-

mern sich seitdem Ärzte aus der Klinik für Nieren- und Hochdruckerkrankun- gen sowie klinische Pharmakologen um ihn. Er bekam einen individuellen Therapieplan, lernte einfache Maßnah- men zur Stabilisierung des Blutdrucks, bekam spezielle Zusatznahrung ver- schrieben und Medikamente, die die Antikörperbildung unterdrücken. „Das hat gut funktioniert. Ich konnte wieder vernünftig essen, habe zugenommen und falle nicht mehr so oft um.“ dr

A

ls Julius mit vier Monaten auf die Intensivstation der Kin- derklinik kommt, ist es fast zu spät. Er liegt nach einem ersten grip- palen Infekt im Koma, kämpft um sein Leben.

Erst bei einer speziel- len Urinuntersuchung finden die Ärzte her- aus, dass Julius an der seltenen angeborenen Methylmalonazidurie leidet. „Sein Körper

kann bestimmte Eiweißbausteine nicht komplett abbauen, es stauen sich insbe- sondere bei Infekten Stoffwechselme- tabolite an, die den Körper vergiften“, erklärt Professor Dr. Anibh Martin Das, Leiter der Stoffwechselambulanz der Kinderklinik, der den heute 23-jähri- gen Patienten seit der Diagnose betreut.

„Eine so komplexe Erkrankung kann nur in einer Spezialambulanz mit ange- schlossenem Speziallabor und kompe- tenter Ernährungsberatung behandelt werden.“

Julius hatte viel Glück: Das defekte Enzym lässt sich durch Vitamin B12 akti-

vieren. Alle drei Tage be- kommt er es gespritzt.

Auch seine Ernährung hat er mithilfe seiner Eltern und der MHH-Er- nährungsberaterin Uta Meyer umgestellt. Er weiß, dass er nur 60 Gramm Eiweiß am Tag zu sich nehmen darf, auf Fleisch und Fisch muss er verzichten.

„Das ist kein Problem für mich, auch wenn wir grillen. Ich mache mir dann gerne selber einen Kartoffelsalat.“

Leider erlitt er durch die Stoffwech- selkrise eine Hirnschädigung, seine Entwicklung ist daher nicht ganz alters- gerecht. Doch es hätte viel schlimmer kommen können, das wissen auch seine Eltern. „Wir sind sehr froh, dass es ihm so gut geht und er in der MHH so gut betreut wird. Er ist ein fröhlicher Mensch und hat uns gelehrt, mit wenig glücklich zu sein“, sagt die Mutter. Julius arbeitet in den Hannoverschen Werkstätten, dort hat er eine Ausbildung zum Tischler ge- macht und ist stolz, für Kunden Aufträ- ge aus Holz fertigen zu können. dr

Diagnostik, Forschung und Therapie, schiedlichen Fachrichtungen

t der Seltenen,

Ständig umgefallen

Peter D.

Julius D.

Viel Glück gehabt

Der vierte Aufgabenbereich betrifft den Aufbau von Netzwerken und die Versor- gung der Patienten in spezialisierten Zen- tren für Seltene Erkrankungen.

In Deutschland gibt es eine Vielzahl an Zentren, die auf drei unterschiedlichen, miteinander vernetzten Ebenen arbeiten.

Sie unterscheiden sich nicht hinsichtlich der Qualität der Versorgung, sondern im angebotenen Leistungsspektrum. Die Typ C-Zentren versorgen Patienten mit gesi- cherter Diagnose ambulant. Das können beispielsweise niedergelassene Schwer- punktpraxen, Gemeinschaftspraxen, Me- dizinische Versorgungszentren (MVZ) oder Krankenhäuser sein. Typ B-Zentren verfü- gen neben dem ambulanten auch über ein stationäres, interdisziplinäres und multi- professionelles Versorgungsangebot. Typ A-Zentren setzen sich aus mehreren Typ B- Zentren zusammen und haben zusätzlich krankheitsübergreifende Strukturen – zum Beispiel Angebote für Patienten mit unkla- rer Diagnose, Lotsen, interdisziplinäre Fall- konferenzen und innovative Spezialdiag- nostik. Typ A-Zentren betreiben außerdem Grundlagen- und klinische Forschung und bilden Mediziner aus. Es gibt derzeit 25 Typ A-Zentren in Deutschland. Eines davon ist das Zentrum für Seltene

Erkrankungen (ZSE) der MHH. tg

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schen mit derselben Seltenen Erkrankung kennenlernen, sich austauschen und beim Umgang mit der Krankheit unterstützen“, sagt Professor Schmidtke.

Bald mit eigener Ambulanz?

Das MHH-Zentrum für Seltene Erkran- kungen wird zurzeit vom Präsidium finan- ziert. „Darüber sind wir froh, und es zeigt, dass die Leitung der Hochschule großen Wert darauf legt, dass die Seltenen Erkran- kungen hier erforscht und viele Betroffene hier versorgt werden“, erklärt Professor Schmidtke. Dennoch strebt das ZSE auf lange Sicht eine andere Finanzierung an.

„Wir haben einen Antrag beim Innovati- onsfonds der Bundesregierung gestellt“, erläutert Dr. Zeidler. „Unser Ziel ist es, im ZSE eine Ambulanz für die Voruntersu- chung von Patienten ohne Diagnose ein- zurichten.“ Nach einer Voruntersuchung wäre es einfacher, die Betroffenen an eines der 18 Fachzentren weiterzuleiten.

Wird der Antrag bewilligt, bestehen gute Aussichten, dass die Ambulanz in die Re- gelversorgung übernommen wird. tg

Leiten die Patienten in das richtige spezialisierte Fachzentrum: Anna Dierking, Dr. Cornelia Zeidler, Professor Jörg Schmidtke, Dr. Astrid Spangenberg und die studentische Hilfskraft Claudia Schmidtke (von links).

Zum ZSE der MHH gehören 18 Fachzentren, die alle sowohl Patienten betreuen als auch For- schung auf ihrem jeweiligen Gebiet betreiben.

Alle Fachzentren sind miteinander vernetzt.

Fachzentrum für angeborene Nierenerkran- kungen, Professor Dr. Dieter Haffner, Fachzentrum für blasenbildende Autoimmun- erkrankungen der Haut, Professorin Dr. Ulrike Raap,

Fachzentrum für Blutbildungsstörungen, Dr.

Cornelia Zeidler,

Fachzentrum für Erkrankungen des Hörorgans, Professor Dr. Thomas Lenarz,

Fachzentrum für erbliche Tumorerkrankungen, Professorin Dr. Brigitte Schlegelberger, Fachzentrum des autonomen Nervensystems, Professor Dr. Jens Jordan,

Fachzentrum für Fanconie-Anämie (seltenes Fehlbildungssyndrom), Professor Dr. Christian Kratz,

Fachzentrum Jeffrey-Modell-Zentrum für Dia- gnostik und Therapie angeborener Immunde- fekte, Professor Dr. Reinhold Ernst Schmidt, Fachzentrum für metabolische Erkrankungen, Professor Dr. Anibh Martin Das,

Fachzentrum für Mukoviszidose, Professor Dr.

Burkhard Tümmler,

Fachzentrum für Muskelerkrankungen, Profes- sorin Dr. Susanne Petri,

Fachzentrum für Ösophagusatresie, Professor Dr. Benno Ure,

Fachzentrum für pulmonale Hypertonie im Kin- desalter, Professor Dr. Georg Hansmann, Fachzentrum für Seltene Arrhyhtmiesyndrome und Kardiomyopathien (seltene Herzrhythmus- störungen und Erkrankungen des Herzmuskels), Privatdozent Dr. Christian Veltmann,

Fachzentrum für Seltene entzündliche System- erkrankungen mit Nierenbeteiligung, Professo- rin Dr. Annette Wagner,

Fachzentrum für Seltene Tumore, Professor Dr.

Viktor Grünwald,

Fachzentrum für Syndromologie und Dys- morphologie (seltene erbliche und nicht erb- liche syndromale Erkrankungen), Dr. Susanne Morlot,

Fachzentrum für Tuberöse Sklerose (seltene erbliche Erkrankung mit Hautveränderungen und Tumoren im Gehirn und anderen Organen), Dr. Hans Hartmann.

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Die Fachzentren

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Nimmt jedes Symptom ernst:

Professorin Annette Wagner (rechts) im Gespräch mit einer Patientin im Fachzentrum für Seltene entzündliche Systemerkrankungen.

Auch René K. (oben) konnte sie eine Diagnose stellen.

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ie erste Ansprechpartnerin für alle Patienten, die sich an das Zentrum für Seltene Erkrankungen (ZSE) wenden, ist Dr.

Astrid Spangenberg. Sie ist die Lotsin des Zentrums und setzt sich mit den Fragen und der Krankheitsgeschichte der meist rat- losen und Hilfe suchenden Menschen aus- einander. Die Patienten kommen nicht zu ihr, sondern schicken einen ausfüllten Fra- gebogen mit Angaben zu ihren Beschwer- den, zur Vorgeschichte, zu Symptomen, zu bisherigen Diagnosen und Medikamenten.

„Oft bekomme ich auch ganze Ordner mit Unterlagen“, sagt Dr. Spangenberg.

Dann arbeitet die Neurologin alles durch und macht sich ein Bild davon, welcher Art die Erkrankung sein könnte. Wenn sie eine Idee hat, leitet sie die Patientin oder den Patienten direkt an eines der 18 Fachzen- tren unter dem Dach des ZSE weiter. Doch das ist nicht immer so einfach. „Auf dem Gebiet der Neurologie kenne ich mich als Neurologin natürlich aus, in anderen Fach- gebieten habe ich nicht das gleiche Detail- wissen“, erklärt sie. Deshalb gehört es zu ihrem Job, viel Fachliteratur zu lesen und

zu jedem einzelnen Fall selbst zu recher- chieren. „Ich versuche, das Kernsymptom herauszufinden. Manchmal hilft dabei auch ein Telefongespräch mit dem Patienten“, sagt sie.

Die Lotsin muss sich Zeit nehmen für die Gespräche, die richtigen Fragen stellen und die Facetten einer Erkrankung kennen. Oft hat sie einen Diagnoseverdacht, die körper- liche Untersuchung und die Anamnese des Patienten erfolgt aber erst in dem jeweili- gen Fachzentrum. Die Ärztin oder der Arzt dort stellt auch die Diagnose. „Meine Tä- tigkeit stellt im Rechtsinn keine Behandlung dar“, erläutert Dr. Spangenberg. „Ich weise den Weg und gebe Ideen.“

Wenn Dr. Spangenberg auch nach vielen Überlegungen nicht weiterkommt, erörtert sie den Fall mit Professor Jörg Schmidtke und Dr. Cornelia Zeidler. Einmal in der Wo- che treffen sich die drei zu einem Gespräch über die schwierigen Fälle. Kommen sie zu einer Entscheidung, in welchem Fachzen- trum der Patient behandelt werden sollte, schicken sie eine entsprechende Empfeh- lung raus. Scheint der Fall zu kompliziert,

wird der Patient in einer der monatlich stattfindenden Fallkonferenzen vorgestellt.

Dort kommen Experten aus mehreren Fach- zentren zusammen und beschäftigen sich interdisziplinär mit dem Patienten.

Der Andrang im ZSE ist groß. Pro Jahr gehen zwischen 400 und 450 Anfragen ein. 15 Prozent haben zwar schon die Dia- gnose einer Seltenen Erkrankung, möchten aber eine Zweitmeinung einholen oder sind auf der Suche nach einem neuen behan- delnden Arzt. „Diesen Patienten können wir schnell helfen“, sagt Dr. Spangenberg.

Sorgen bereiten dem kleinen Team des ZSE die 85 Prozent der Patienten, die noch keine Diagnose haben. „Diese Gruppe wird leider immer größer.“ Und auch die Zahl der An- fragen steigt stetig. In der ersten Hälfte 2016 waren es rund 300. Zurzeit können keine weiteren neuen Anfragen angenom- men werden. „Die Zahlen zeigen einerseits, dass der Bedarf riesig ist“, sagt Professor Schmidtke. „Andererseits sind wir natürlich unglücklich darüber, dass die Patienten teil- weise lange warten müssen, bis wir uns mit ihren Erkrankungen befassen können.“ tg

Lotsin weist den Weg ins Fachzentrum

Jedes Jahr fragen mehr als 400 Betroffene im ZSE an

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ie besten Ideen entstehen häufig in der Freizeit, wenn man seinen Gedanken freien Lauf lassen kann.

So war es auch bei Dr. Lorenz Grigull von der MHH-Klinik für Pädiatrische Hämato- logie und Onkologie. Er schenkte seinen Kindern vor Jahren einen kleinen Taschen- computer mit dem Namen Q20. Eine Art

„elektronischer Gedankenleser“, der auch ihn herausforderte. Das Gerät schafft es, in nur 20 Fragen herauszufinden, woran man denkt. „Mein Gedanke war: So etwas brauche ich für meine Arbeit als Arzt, um mit nur 20 Fragen die richtige Diagnose zu stellen.“ Gesagt, getan.

Dr. Grigull lernte über Umwege einen Experten für künstliche Intelligenz ken- nen, der von seiner Idee ebenfalls begeis- tert war: Professor Dr. Werner Lechner, damals Professor für Informatik an der Fachhochschule Hannover. Gemeinsam entwickelten sie ein Data-Mining-Verfah- ren, das Daten für 18 Kinderkrankheiten sammelte und damit ein erster Q20 für die Kinder-Notaufnahme war. „Die Idee war so gut und so einfach, dass ich es daraufhin auch für Seltene Erkrankungen anwenden wollte“, erzählt der engagierte MHH-Mediziner. „Wir wollten Patienten erzählen lassen und die vielen verschie- denen Erfahrungen und Geschichten für eine Krankheitsgruppe zusammenfassen, um ein Werkzeug zu entwickeln, das uns bei einer seltenen Erkrankung schneller

und früher den Weg zur richtigen Diag- nose zeigt.“

In zeitintensiver, aber wertvoller Arbeit entstanden ein 46-Fragen-Katalog und ein wertvoller Datensatz. Damit konnte das Team um Dr. Grigull das Computer- programm zunächst für einige seltene neuro-muskuläre Erkrankungen, dann für bestimmte seltene Lungenerkrankungen und schließlich für eine Handvoll seltene Immundefekte füttern. Dabei kooperierte er mit den jeweiligen Fachkliniken inner- halb der MHH.

Schwer zu diagnostizieren

Die Robert-Bosch-Stiftung förderte schließlich ein Projekt für zwei Jahre mit 200.000 Euro, um Seltene Erkrankungen besser zu erkennen. Das Team startete eine Expertenbefragung, um die 21 Seltenen Er- krankungen herauszufinden, die besonders schlecht erkannt werden. Daraufhin nahm das Interviewer-Team Kontakt zu den jewei- ligen Selbsthilfegruppen auf, um erneut so viele Erfahrungsberichte und Phänomene der Seltenen Erkrankungen wie möglich zu bekommen und in das System einzuar- beiten. Es entstand ein Fragebogen für Er- wachsene und Kinder mit jeweils 53 Fragen, den das Projektteam seitdem auch über das Internet zur Verfügung stellt.

„Wir haben bislang mehr als 1.700 beantwortete Fragebögen zurückbekom-

men, das war ein neuer Rekord für uns.

Damit haben wir jetzt eine 90-prozentige Sensitivität. Das heißt, wir können vor- sichtig optimistisch sein, in 90 von hun- dert Fällen mit dem Programm bei einem Menschen mit Seltener Erkrankung diese mit dem Antwortmuster im Fragebogen auch zu erkennen“, sagt Dr. Grigull. Ge- meinsam mit seinen Mitstreitern, dem emeritierten Professor Dr. Werner Lech- ner und Professor Dr. Frank Klawonn, Leiter der Projektgruppe „Biostatistik“

am Helmholtz-Zentrum für Infektions- forschung in Braunschweig, hat er mitt- lerweile eine Firma gegründet, um dieses Werkzeug zur Unterstützung der Diag- nostik für Seltene Erkrankungen weiter in die Welt zu tragen: Die Improved Medical Diagnostics (IMD) GmbH ist gerade von der Hannover Impuls GmbH als Sieger im Rahmen des 13. StartUp Impuls Ideen- wettbewerbes mit dem Internationalisie- rungspreis „Going global“ ausgezeichnet worden, hat das operationelle Geschäft aufgenommen und ist auf der Suche nach weiteren Investoren. dr

Kontakt: Privatdozent Dr. Lorenz Grigull, MHH-Klinik für Pädiatrische Hämatologie und Onkologie, Telefon (0511) 532-9476, Internet: www.mh-hannover.de/kurzewege.

html. Der Fragebogen ist auch online zu finden unter http://imdiagnostics.com/

selten.

Kurze Wege zur Diagnose

Projektteam entwickelt Computerprogramm zur schnelleren Diagnose von Seltenen Erkrankungen

Das Projektteam

„Kurze Wege zur Diagnose“:

Pflegefachkräfte Susanne Blöß, B.A., Sandra Mehmecke, M.A., PD Dr. Lorenz Grigull und Assistenzärztin Dr. Ann-Katrin Rother (von links).

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I

mmer wieder musste Emily eine Pause machen, obwohl sie auf dem Spielplatz so gern mit den anderen Kindern mit- rennen wollte. Aber dazu bekam sie zu schlecht Luft“, erinnert sich die Mutter an die ersten drei Lebensjahre ihrer heute sie- benjährigen Tochter. Die Kinderärztin hatte schon früh ein ungewöhnliches Herzge- räusch bei Emily festgestellt, doch zunächst konnte kein Arzt der Familie sagen, woran ihr Mädchen eigentlich litt. Erst als es drei Jahre alt war, wurde festgestellt, dass ihr Ductus arteriosus noch offen ist – also das verbindende Gefäß zwischen der Körper- und der Lungenschlagader, das sich nor- malerweise in den ersten Tagen nach der Geburt von selbst verschließt. So ein dauer- hafter Ductus arteriosus kommt selten vor und wenn er erkannt wird, verschließt man diese Verbindung so schnell wie möglich – zumindest wenn darüber viel Blut fließt.

Doch eine solche Operation hätte Emily wahrscheinlich nicht überlebt, weil sie eine zweite, ebenfalls seltene und lebensgefähr- liche Erkrankung hat: Lungenhochdruck.

Dauerstress für das Herz

Emilys Herz muss ständig gegen einen zu hohen Druck in den Blutgefäßen der Lunge anpumpen – das ist Schwerstarbeit.

Derzeit hilft ihr der Ductus: Durch ihn gleicht sich der Druck zwischen der Lun- gen- und Körperschlagader aus und wird die rechte Herzkammer entlastet. Doch durch ihn fließt auch sauerstoffarmes Blut an der Lunge vorbei in die Körperschlag- ader. So kam es, dass die Sauerstoffsätti- gung an Emilys Füßen, als sie sich im Jahr 2012 im Alter von drei Jahren erstmalig an der MHH vorstellte, nur 50 Prozent betrug – normal sind über 95 Prozent. „Wenn der Ductus damals verschlossen worden wäre, dann hätte sie akut versterben können“, erläutert Professor Dr. Georg Hansmann von der Klinik für Pädiatrische Kardiologie und Intensivmedizin. Die Kinderkardio- logen entschieden gemeinsam mit Dr.

Alexander Horke von der Klinik für Herz- , Thorax-, Transplantations- und Gefäß- chirurgie, den Ductus mit einem Bändchen operativ zu verengen – damit weniger Blut an der Lunge vorbeifließt und mehr sauer-

stoffgesättigtes Blut in der unteren Körper- hälfte ankommt. Die risikoreiche OP verlief gut. Und glücklicherweise überstand Emily auch die erworbene schwere Lungenent- zündung unbeschadet, gegen die sie – im künstlichen Koma – sechs Wochen auf der Intensivstation kämpfen musste.

Seitdem geht es Emily schon jahrelang gut, sie wächst und gedeiht, geht mitt- lerweile in die zweite Klasse. Tapfer ar- beitet sie mit ihrer Mutter das Programm ab: täglich sechsmal inhalieren – auch in der Schule – und fünf verschiedene Medi- kamente einnehmen, monatliche Blutkon- trolle beim Kinderarzt und dreimonatlich

Untersuchungen in dem von Professor Hansmann geleiteten Zentrum für Pul- monale Hypertonie im Kindesalter an der MHH. „Eventuell müssen wir bei Emily per Herzkathetereingriff den Ductus wieder weitermachen, da dieser druckentlastende Strohhalm für Emily, die ja nun gewachsen ist, bald zu klein werden könnte“, erläutert er. Es bestünde zudem die Möglichkeit, ihr – sobald sie zirka 40 Kilogramm wiegt – eine Pumpe unter die Haut zu implantie- ren, die über eine permanente, intravenöse Medikamenteninfusion den Blutdruck in der Lunge senkt und somit das Inhalieren überflüssig macht. Wirklich geheilt werden kann Emily derzeit nicht. Das Ziel ist es, sie möglichst mit wenigen Einschränkungen und optimaler Behandlung ins junge Er- wachsenenalter zu bringen. Als letzte Be- handlungsmöglichkeit im fortgeschrittenen Stadium des Lungenhochdrucks gibt es noch die Lungentransplantation.

Doch so weit ist es noch nicht. Was jetzt zählt, ist, dass der Lungengefäßwiderstand gesenkt wird und wieder sauerstoffreiches Blut in Emilys untere Körperhälfte kommt, also auch in die Nieren. Und, dass sie mit ihrer Familie in den Urlaub fahren kann.

Am regulären Sportunterricht nimmt sie nicht teil, stattdessen kann sie aber malen und basteln, was sie liebt. Und auf dem Spielplatz? Da schafft sie es, mit den ande- ren mitzuhalten – ohne lästige Verschnauf- pausen. bb

Der entlastende Strohhalm

Emily muss schon von Geburt an gleich mit zwei Seltenen Erkrankungen leben.

Was zählt: das Hier und Jetzt.

Emily im Urlaub.

Im Herzkatheterlabor: Professor Hansmann bei einem Eingriff.

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NAMEN UND NACHRICHTEN 23 4/2016

ernannt. Gewürdigt wurden damit seine herausragenden Leistungen zur Weiter- entwicklung der Rehabilitationsmedizin in Europa und weltweit.

n Dr. med. Eleni Papakonstantinou, Klinik für Dermatologie, Aller- gologie und Venerolo- gie, wurde im Februar 2016 in Leipzig von der Deutschen Dermatolo- gischen Gesellschaft mit dem ersten Posterpreis in Höhe von 250 Euro ausgezeichnet für ihre Arbeit „Komorbiditäten bei Patienten mit bullösen Pemphigoid“.

n Dr. rer. nat. Jörn Pezoldt, Absolvent des internationalen Promo- tionsprogramms „Infec- tion Biology“, erhielt den mit 1.000 Euro dotierten Infection Biology PhD- Preis (unterstützt von CO- ALITION), für seine Arbeit

„Identification of micro-environmental factors and molecular signals modulating the tolerogenic properties of stromal cells in gut-draining lymph nodes“.

n Dr. rer. nat. Annika Reinhardt, Institut für Immunologie, Absolventin des internatio- nalen Promotionsprogramms „Infection Biology“, errang den mit 1.000 Euro do- tierten Infection Bioloy PhD-Preis (unter-

stützt von BioLegend) für ihre Arbeit „Characteri- zation of IL-17-produ- cing enthesis-resident γδ T cells“.

n Mareike Sandvoß, Doktorandin in der Klinik für Pädiatrische Nieren-, Leber- und Stoff- wechselerkrankungen und im IFB-Tx, erhielt im März 2016 in Hildesheim den mit 5.000 Euro do- tierten Heinrich-Finkel- stein-Preis der Norddeutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (NDGKJ).

Gewürdigt wurde die Arbeit „HELLP syn- drome: Altered hypoxic response of the fatty acid oxidation regulator SIRT 4“.

n Dr. rer. nat. Bianca Schröder-Heurich, Kli- nik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, erhielt im Juni 2016 in Erfurt ei- nen mit 300 Euro dotier- ten Poster Prize Award der International So ciety for Immunology of Re- production & the European Society of Reproductive Immunology. Damit ausge- zeichnet wurde die Arbeit „Complement regulation in Preeclampsia“.

n Hadeel Shammas, Doktorandin in der Klinik für Pädiatrische Nieren-, Leber- und

Stoffwechselerkrankun- gen, erhielt im März 2016 den mit 500 Euro dotierten Ursula Wach- tel-Posterpreis. Die Ar- beitsgemeinschaft für Pädiatrische Stoffwechselstörungen wür- digte damit die Präsentation „Abnormali- ties of cellular membranes can be reversed by Substrate reduction in Fabry disease“.

n Kathrin Werth, PhD, Institut für Immu- nologie, Absolventin des internationalen Promo- tionsprogramms „Infec- tion Biology, wurde mit dem ZIB Infection Biolo- gy PhD-Preis in Höhe von 1.000 Euro geehrt für ihre Arbeit „The role of ACKR4 and CCR7 in dendritic cell migra- tion and function”.

n Dr. med. Andreas Wloch, Klinik für Neu- rochirurgie, wurde im Juni 2016 in Frankfurt am Main von der Deut- schen Gesellschaft für Neurochirurgie (DGNC) ausgezeichnet mit einem DGNC-Posterpreis Neu- romodulation in Höhe von 500 Euro für seine Präsentation „Hyperkinesien nach mehrjähriger pallidaler Stimulation“.

EXAMEN BESTANDEN

Im Zeitraum Mai bis Juli 2016 haben das Interna- tionale Graduiertenkolleg IRTG 1273 „Strategies of human pathogens to establish acute and chronic infections“ erfolgreich abgeschlossen mit der Promotionsprüfung

n zum Dr. rer. nat.:

Sandra Billig, Miriam Bothe, Maik Rosen- heinrich.

Den internationalen PhD-Studiengang „Infection Biology“ an der Hannover Biomedical Research School (HBRS) haben im Juni 2016 erfolgreich abgeschlossen mit der Promotionsprüfung

n zum Dr. rer. nat.:

Hristo Georgiev, Carolin Hoppe, Jörn Pezoldt.

Den internationalen PhD-Aufbaustudiengang

„DEWIN – Dynamik der Erreger-Wirt-Interak- tionen“ an der Hannover Biomedical Research School (HBRS) haben im Juni 2016 erfolgreich abgeschlossen mit der Promotionsprüfung

n zum Dr. rer. nat.:

Angelika Hinz, Annika Reinhardt,

n zum PhD:

Peyman Ghorbani, Mohammed Nooruzza- man, Kathrin Werth.

Erfolgreich abgeschlossen haben im Juni 2016 das internationale PhD-Programm „Regenerative Sciences“ im Rahmen des Cluster of Excellence REBIRTH an der Hannover Biomedical Research School (HBRS) mit der Promotionsprüfung

n zum Dr. rer. nat.:

Stefan Michael Klaus Kalies, Steffi Liebhaber, Adele Mucci, Anett Witthuhn,

n zum PhD:

Anamika Chatterjee, Marwa Farid, Marisa Granados Pastor, Rodrigo Gutierrez Jauregui, Akshay Menon, Debapriya Saha, Hsin-Chieh Tsay.

Erfolgreich bestanden haben im Juni 2016 zehn Studierende des internationalen PhD-Studien- ganges „Molecular Medicine“ an der Hannover Biomedical Research School (HBRS) die Promoti- onsprüfung

n zum Dr. rer. nat.:

Anna Buermann und Christina Galonska (Deutschland),

Razan Jammal (Libanon), Dennis Rataj und Kristina Thamm (Deutschland);

n zum PhD:

Nupur Aggarwal, Pavan Beleyur Naray- anaswamy, Michelle Cruz, Raghav Oberoi, (Indien), Dakai Yang, (China).

Kontakt Ursula Lappe

Telefon (0511) 532 6772 lappe.ursula@mh-hannover.de

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NAMEN UND NACHRICHTEN 25 4/2016

L

eukämie ist die häufigste Krebserkran- kung im Kindesalter, auch Säuglinge und Neugeborene können daran er- kranken. In dieser frühen Lebensphase ist die sogenannte akute myeloische Leukä- mie, kurz AML, die häufigste Form. Weil sie gerade bei so jungen Kindern sehr ag- gressiv verläuft und die Kinder gleichzei- tig besonders empfindlich auf eine Che- motherapie reagieren, ist die Behandlung dieser kleinen Patienten für Kinderonko- logen eine große Herausforderung. Pri- vatdozent Dr. Jan-Henning Klusmann hat nun für seine Forschung zur Behandlung dieser Erkrankung 364.032 Euro vom Evangelischen Johannesstift erhalten. Die Stiftung zählt zu den größten und traditi- onsreichsten diakonischen Einrichtungen mit Ursprung in Berlin und Angeboten bis nach Niedersachsen.

Das Geld stammt aus einer Erbschaft, die das Johannesstift erhalten hat, ver- bunden mit der Bitte der Erblasserin, einen Teil der Erbschaft für Leukämie- forschung zu spenden. „Durch unsere Einrichtungen in Hannover und dem Um- land ist uns die MHH natürlich für ihre hervorragende Arbeit bekannt, und daher lag es für uns nahe, sie mit dieser Spen- de zu unterstützen“, sagte Pfarrer Martin von Essen, Stiftsvorsteher des Evangeli- schen Johannesstifts. „Ich freue mich sehr über die Unterstützung, die eine Kontinu- ität für die Erforschung von Leukämien bei Säuglingen gewährleistet“, betonte Dr. Klusmann, Oberarzt in der Klinik für Pädiatrische Hämatologie und Onkologie.

Die Kinder leiden unter Infektionen, schmerzhaften Schleimhautentzündun-

gen, Übelkeit und Erbrechen. „Daher sind neue, zielgerichtete Therapiekonzepte, die nur die Leukämiezellen, nicht aber die gesunden Zellen des Säuglings angrei- fen, ein Forschungsschwerpunkt unserer Klinik, den Dr. Klusmann mit seiner Ar- beitsgruppe sehr erfolgreich bearbeitet“,

lobte Klinikdirektor Professor Dr. Christian Kratz.

Dazu brauche es einige Voraussetzun- gen, erläuterte Dr. Klusmann. „Wir müs- sen die unterschiedliche Blutbildung bei Föten und Erwachsenen verstehen und den Mechanismus der Leukämieentste- hung bei Säuglingen vollständig beleuch-

ten. Schließlich brauchen wir geeignete Testmodelle für die Therapiekonzepte, bevor sie bei den Kindern anwenden kön- nen.“ Dazu nutzen der Kinderonkolo- ge und seine Arbeitsgruppe sowohl die neuesten Methoden der DNA-Sequen- zierung, um genetische Veränderungen

zu verstehen, als auch Methoden auf der Basis des CRISPPR-Cas9 Systems, eines preisgekrönten Präzisionswerkzeugs, mit dem man gezielt einzelne DNA-Bausteine

„umschreiben“ kann. „Wir wollen für je- den Säugling eine optimale Therapie ent- wickeln und ihm damit die Chance auf ein normales Leben geben.“ sc

Chance auf ein normales Leben

Das Evangelische Johannesstift unterstützt Forschungsprojekt zu Leukämien bei Säuglingen

Im Labor: Dr. Manfred Elff, Professor Dr. Christian Kratz, Professor Dr. Christopher Baum, Dr. Jan-Hen- ning Klusmann, Pfarrer Martin von Essen und Wilfried Wesemann vom Evangelischen Johannesstift.

„Was Sie und das Team vom Netzwerk für die Versorgung schwer kranker Kin- der und Jugendlicher in Niedersachsen leisten, kann man gar nicht hoch genug einschätzen.“ Das sagte Hannovers Ober- bürgermeister Stefan Schostok (links), nachdem er sich bei Rebecca Kampschul- te, der Geschäftsführerin des Netzwerks (rechts), über die Arbeit des Vereins Netz- werk für schwer kranke Kinder informiert

hatte. Das Stadtoberhaupt versprach, über Möglichkeiten der Unterstützung nachzudenken. Das Netzwerk organisiert die ambulante Versorgung von schwer kranken jungen Patienten und deren Familien in ganz Niedersachsen und fi- nanziert sich vollständig aus Drittmitteln und Spenden. Daher freut sich Rebecca Kampschulte natürlich sehr über den prominenten Fürsprecher. inf/tg

OB Schostok lobt Arbeit

für schwer kranke Kinder

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NAMEN UND NACHRICHTEN 27 4/2016

Jahrelang lieferten sich die MHH und die Polizei ein Kopf-an-Kopf-Rennen – die- ses Mal gewann die Hochschule: Das MHH Dream Team belegte den ersten Platz beim 17. Niedersächsischen Behördenmarathon.

Den zweiten Platz erreichten die Läufer der Polizeidirektion Hannover, auf Platz drei folgte die Polizeiakademie Niedersachsen.

Ein tolles Ergebnis erzielten am 15. Juni auch die beiden anderen Mannschaften

der Hochschule. Die MHH Road Runners er- kämpften sich den zwölften Platz, das MHH Race Team eroberte Platz 65. Mit insgesamt

1.743 Läuferinnen und Läufern starteten in diesem Jahr so viele wie nie zuvor bei dem Lauf-Event. 249 Teams nahmen teil. tg

MHH ist schneller als die Polizei

Ganz schön schnell:

Die Läufer der MHH.

O

b ein kleines, aber feines Symposi- um, eine Schulung oder ein Kon- gress für mehrere Tausend Gäste:

Die MHH ist mit ihrem Veranstaltungsma- nagement und der Tochterfirma medcon &

more GmbH hervorragend aufgestellt. Das sieht auch MHH-Vizepräsidentin Andrea Aulkemeyer: „Als Gründungsgesellschaf- ter der medcon & more GmbH haben wir einen professionellen Partner im Kongress- management für Medizin und Wissen- schaft geschaffen und ermöglichen somit die gesamte Palette von kleinen bis sehr großen Veranstaltungen auf höchstem Ni- veau.“ Die medcon & more GmbH ist ein gemeinsames Tochterunternehmen von MHH, Hannover Congress Centrum und Deutsche Messe AG. Während sich das Ver- anstaltungsmanagement der

MHH um die Vermarktung und Vergabe des MHH-Campus kümmert, ist medcon für Kon- gresse und Tagungen europa- weit zuständig mit besonderer Expertise bei Veranstaltungsfi- nanzierung und Industrieaus- stellungen.

Das Veranstaltungsma- nagement der MHH unter der Leitung von Fabian Eggers bietet in der Medizinischen

Hochschule Hannover zahlreiche Hörsäle und Räume unterschiedlicher Ausstattung und Größe. „Unser Team sorgt mit maß- geschneiderten Dienstleistungspaketen und kreativen Vorschlägen für ein Rund- um-sorglos-Angebot“, sagt Eggers. „Von der Gestaltung Ihrer Werbematerialien, über Catering bis hin zur maßgeschneider- ten Technik umfasst der Service viele Berei- che.“ Egal, ob Kongress – mit dem Partner

medcon & more –, Konferenz, Tagung, Symposium, Work- shop, Schulung, Lesung, Kon- zert, Aufführung, Ausstellung, Mitgliederversammlung, Wer- beveranstaltung oder Charity.

Die medcon & more GmbH ist die Brücke von Wissenschaft und Forschung zum Kongress- und Veranstaltungswesen.

„Gemeinsam mit Ihnen als Experten des Me-

dizinsektors schaffen wir für Sie das passende Forum“, betont Hellmuth Pusch, Leiter Vertrieb und Administration. „Für das Management medizinischer Kongresse und Tagungen sind wir perfekt aufgestellt.“ Durch die MHH als Gesellschafter liegt die inhaltliche Fachkompetenz für Themen medizinischer Fach-

veranstaltungen so nah, wie es nur möglich ist. Mit dem Hannover Congress Centrum und der Deutsche Messe AG wird das Port- folio durch den direkten Zugriff auf die besten Tagungsorte Hannovers komplett.

So kann das enorme Themenpotenzial der MHH in unterschiedliche Veranstaltungsfor- mate und -größen fließen. Die Expertise von medcon in den Bereichen Compliance, Teil- nehmermanagement und Veranstaltungsfi- nanzierung rundet das Portfolio ab. inf

Weitere Informationen bei Fabian Eggers,

veranstaltungsmanagement@

mh-hannover.de, Telefon (0511) 532-9500, www.mh-hannover.de/vm.html sowie bei Hellmuth Pusch, www.medconandmore.de, pusch@medconandmore.de, Telefon (0511) 26 09 42 62.

Die Profis für jede Veranstaltung

Veranstaltungsmanagement und medcon & more bieten maßgeschneiderte Dienstleistungen

Gelungen: Die NIFE-Eröffnung wurde von medcon organisiert.

Fabian Eggers

Hellmuth Pusch

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BEHANDELN UND PFLEGEN 29 4/2016

G

roßer Erfolg für die Herzmedizin MHH: Das Institut für Qualitätssi- cherung und Transparenz im Ge- sundheitswesen (IQTIG) hat den Ärzten eine hervorragende Expertise im Bereich des kathetergestützten Aortenklappen- ersatzes bescheinigt. Die Verengung der Aortenklappe, die sogenannte Aortenklap- penstenose, ist der häufigste Herzklappen- fehler im hohen Lebensalter. „Gerade bei älteren oder geschwächten Patienten, für die eine Operation am offenen Herzen ein zu hohes Risiko bergen würde, ist diese Methode eine schonende und sichere Al- ternative“, betont Professor Dr. Johann Bauersachs, Direktor der Klinik für Kardio- logie und Angiologie. „Wir tun alles für die Sicherheit unserer Patienten.“

Das IQTIG untersucht seit vergangenem Jahr im Auftrag des Gemeinsamen Bun- desausschusses – oberstes Beschlussgre- mium der gemeinsamen Selbstverwaltung der Ärzte, Zahnärzte, Psychotherapeuten, Krankenhäuser und Krankenkassen in Deutschland – die Versorgungsqualität im Gesundheitswesen. Dazu hat das Institut die 147 katheterbasierten Aortenklappen- Implantationen, kurz TAVI (Transcatheter Aortic Valve Implantation), ausgewertet, die im Jahr 2015 von dem MHH-Herzteam durchgeführt worden waren. In dem Team arbeiten die Spezialisten der Klinik für Kardiologie und Angiologie (PD Dr. Julian

Widder), der Klinik für Herz-, Thorax-, Transplantations- und Gefäßchirurgie (PD Dr. Serghei Cebotari) und der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin eng zusammen.

Weniger Komplikationen als andernorts

Das Ergebnis spricht für sich: In allen verglichenen Punkten schneidet die MHH wesentlich besser ab als der Bundesdurch- schnitt. Während es bundesweit bei 3,05 Prozent der Fälle während der Eingriffe zu intraprozeduralen Komplikationen kam, trat das in der MHH-Klinik bei keiner der 147 Behandlungen auf. Auch bei Gefäß- komplikationen liegt die MHH-Klinik mit 7,48 Prozent unter dem Durchschnitt aller Kliniken (8,61 Prozent). Noch frappieren- der ist die Differenz bei der Sterblichkeits- rate: Während bundesweit 3,86 Prozent der Patienten in der Folge eines derartigen Eingriffs sterben, sind es in der MHH nur 0,68 Prozent.

Die Aortenklappe zwischen linker Herz- kammer und der Aorta (Hauptschlagader) verfügt über Klappensegel, die sich öffnen und Blut in die Aorta strömen lassen, wenn sich das Herz zusammenzieht. Eine Aortenklappenstenose entsteht durch Kalkablagerungen an den Klappensegeln.

Dadurch verengt sich die Klappenöffnung.

Der Herzmuskel wird dicker, um den Blut- fluss aufrechtzuerhalten. Beschwerden wie Luftnot, insbesondere unter Belastung, Brustschmerzen und Engegefühl (Angina pectoris), Schwächegefühl und Schwindel bei Anstrengung, aber auch Müdigkeit – vor allem unter erhöhter Belastung – und plötzliche kurz dauernde Bewusstlosig- keit können die Folge sein. Mit der ka- theterbasierten Aortenklappen-Implanta- tion (TAVI) kann die Aortenklappe in der Regel ohne das Öffnen des Brustkorbs am schlagenden Herzen ersetzt werden.

Dazu wird über die Leistenschlagader mit einem Katheter – einem langen und flexi- blen Schlauch – die neue Herzklappe über die Hauptschlagader ins Herz eingeführt.

Sobald sich die Klappenprothese innerhalb der verkalkten Aortenklappe befindet, wird die Herzklappe exakt positioniert und dann implantiert. Im Anschluss wird das Kathetersystem entfernt.

„Von unserem erfahrenen Herzteam an der MHH wird dieser Eingriff in der Regel ohne Vollnarkose durchgeführt“, erläutert PD Dr. Widder einen der Vorteile des Sys- tems. Im ersten Halbjahr 2016 hat das Herz- team der MHH bereits 88 derartige Eingriffe durchgeführt. Die MHH ist die größte von fünf Kliniken in Niedersachsen, die einen solch schonenden Aortenklappenersatz an- bieten kann – und die einzige in der Region Hannover. stz

Besonders schonend und sicher

Das Institut für Qualitätssicherung bescheinigt den Herzspezialisten der MHH bei katheterbasiertem Aortenklappenersatz eine hervorragende Expertise

Ausgezeichnete Expertise:

Professor Dr.

Johann Bauersachs, PD Dr. Julian Widder – mit einem Herzmodell – und Professor Dr.

Tibor Kempf (von links) im Herzkatheter-Labor.

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BEHANDELN UND PFLEGEN 31 4/2016

A

us einer ganz normalen Geburt wird plötzlich ein Notfall. Die Ent- scheidung für einen Not-Kaiser- schnitt fällt. Jetzt muss alles ganz schnell gehen. Jeder Handgriff muss sitzen, alle Beteiligten müssen reibungslos zusam- menarbeiten. Ein kleiner Fehler könnte fa- tale Folgen haben. „Bei einer Notsectio ist das Leben von Mutter und Kind in Gefahr, da ist der Handlungsdruck extrem hoch.

Die Situation ist mit der einer Reanimation vergleichbar“, erklärt Dr. Maike Höltje, leitende Oberärztin in der MHH-Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin.

Muss ein Kind per Not-Kaiserschnitt auf die Welt geholt werden, sind viele Berufs- gruppen gefordert: Geburtsmediziner, Neonatologen, Anästhesisten, Hebam- men sowie die Pflegekräfte aus dem OP, der Anästhesiologie und der Neonatolo- gie. Um das Zusammenspiel der vielen Be- teiligten weiter zu verbessern, haben Dr.

Maike Höltje und Dr. Markus Flentje von der Klinik für Anästhesiologie und Inten- sivmedizin sowie Professor Dr. Constantin von Kaisenberg und Dr. Elna Kühnle von der Klinik für Frauenheilkunde und Ge- burtshilfe ein gemeinsames Simulations- training Notsectio konzipiert und an der MHH etabliert.

„Zu einer Notsectio kann es beispiels- weise kommen, wenn die Plazenta sich vorzeitig ablöst, die Gebärmutter reißt oder die Herztöne des Kindes abfallen“, erläutert Professor Dr. Constantin von Kaisenberg, Bereichsleiter Geburtshilfe

und Pränatalmedizin der MHH-Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Die MHH bietet ihren Patientinnen eine Level 1-Geburtsklinik mit hoch spezialisierter Pränataldiagnostik. Dort werden viele Frauen mit Erkrankungen der Mutter und/

oder des Kindes betreut. Etwa 55 Babys pro Jahr kommen in der MHH per Not- Kaiserschnitt zur Welt. „Die Abläufe sind bei uns gut eingespielt“, sagt Professor Dr. Constantin von Kaisenberg. Die Zeit zwischen der Entscheidung für eine Not- sectio und der Entwicklung des Kindes aus dem Bauch der Mutter liegt an der MHH im Median bei fünf Minuten. „Das ist im Vergleich zu anderen Kliniken ein sehr gu- ter Wert“, stellt Professor Kaisenberg fest.

In Niedersachsen insgesamt liegt die Dauer bei neun Minuten durchschnittlich.

Hilfreicher Perspektivwechsel

Sowohl für die Anästhesisten als auch für die Geburtsmediziner, Hebammen und Pflegekräfte gibt es bei einem Not- Kaiserschnitt eine festgeschriebene Stan- dardvorgehensweise. „Während der Kon- zeption unseres Projektes haben wir die bestehenden Ablauflaufpläne noch einmal gemeinsam unter die Lupe genommen und in Teilen neu und noch genauer und damit besser festgeschrieben“, sagt Dr.

Höltje. Also wurde im MHH-Simulations- zentrum gemeinsam gelernt und praktisch geübt. Bei dem vierstündigen Seminar mit drei Vorträgen und jeweils drei bis vier Ein-

heiten Simulationstraining ging es auch darum, das Verständnis der unterschied- lichen Berufsgruppen füreinander zu ver- bessern. „Ein Perspektivwechsel kann sehr hilfreich sein“, erklärt die Anästhesistin.

Insgesamt durchliefen 147 Teilnehmer das Simulationstraining. Bei den meisten kam es sehr gut an, und die Rückmeldungen in der Befragung waren durchweg positiv.

Inzwischen halten sich alle Berufsgrup- pen, die in eine Notsectio eingebunden sind, an den neu entwickelten Ablaufplan.

Eine wichtige Veränderung ist beispiels- weise, dass der Anästhesist die Gebärende bei Betreten des OP-Saals sofort präoxige- niert, also reinen Sauerstoff verabreicht, bis der Operateur deutlich den „Narkose- beginn“ ansagt. 60 bis 90 Sekunden nach der Narkoseeinleitung, zeitgleich mit der Intubation, gibt dann der Anästhesist of- fiziell den „Schnitt“ frei. Diese Regeln strukturieren den Ablauf und sparen Zeit.

Eine weitere Zeitersparnis erreicht das Team dadurch, dass es den Tuchbügel zur Abdeckung der Patientin erst nach der Narkoseeinleitung am OP-Tisch anbringt.

In einem halben Jahr sollen die Teil- nehmer das Simulationstraining Notsectio erneut bewerten. „Unser Ziel ist es, das Simulationstraining Notsectio als festen Bestandteil der Aus- und Weiterbildung zu etablieren und es regelmäßig zu wieder- holen, damit auch allen neuen Mitarbeite- rinnen und Mitarbeiter im Kreißsaal die Abläufe bestens vertraut und sie für eine Notfallsituation gut vorbereitet sind.“ tg

Geburt als Notfall

Not-Kaiserschnitt: Fortbildungsprojekt bringt beteiligte Berufsgruppen enger zusammen

Jetzt muss schnell gehandelt werden: Frauenärztin Dr. Ismini Staboulidou (rechts) erklärt an einer Puppe, wann eine Notsectio angezeigt ist.

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FORSCHEN UND WISSEN 33 4/2016

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»Zusammenkommen ist ein Beginn, Zusammenbleiben ein Fortschritt, Zusammenarbeiten ein Erfolg.«

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), Berlin, bewilligte … n Professor Dr. med. Dr.-Ing. Michael Mar- schollek, Peter L. Reichertz Institut für Me- dizinische Informatik der TU Braunschweig und der MHH, Professorin Dr. rer. biol. hum.

Marie Luise Dierks, Institut für Epidemio- logie, Sozialmedizin und Gesundheitssys- temforschung, und Diplom-Pflegewirtin Iris Meyenburg-Altwarg, Geschäftsführung Pflege, 894.545 Euro für das Forschungs- vorhaben „Mobile Care Backup (MoCaB) – Verlässliche mobile Begleitung für pflegende Angehörige durch Mensch und Technik“.

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), Bonn, bewilligte …

n Professor Dr. rer. nat. Guntram Graßl, In- stitut für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene, 290.200 Euro für zwei Jahre. Gefördert wird im Rahmen des SFB 900 „Chronische Infektionen: Mikro- bielle Persistenz und ihre Kontrolle“ das Forschungsprojekt „Wirts- und bakterielle Faktoren, die zu chronischen Salmonella In- fektionen führen“.

n Professorin Dr. med. Anne Jörns, Institut für Klinische Biochemie, 250.200 Euro für drei Jahre. Gefördert wird das Projekt „Op- timierte Kombinationstherapien zur Rever- sibilität der diabetischen Stoffwechsellage im Typ 1 Diabetes inklusive der LADA-Form auf Grundlage der Pathomechanismen:

Studien im Modell der LEW.1AR1-iddm Rat- te und vergleichend zum Menschen“.

n Professor Dr. rer. nat. Volkhard Kae- ver, Institut für Pharmakologie, im Rah- men des DFG-Schwerpunktprogramms

„Nucleotide Second Messenger Signaling in Bacteria (SPP 1879)“ 197.200 Euro für drei Jahre. Unterstützt wird das Projekt

„Identifizierung und Quantifizierung nie- dermolekularer bakterieller Signalmolekü-

le mittels HPLC-gekoppelter Massenspek- trometrie“.

n Professor Dr. med. vet. Thomas Krey, In- stitut für Virologie, 284.900 Euro für zwei Jahre. Gefördert wird im Rahmen des Son- derforschungsbereichs 900 „Chronische Infektionen: Mikrobielle Persistenz und ihre Kontrolle“ das Forschungsprojekt B10:

„Structural flexibility in the Hepatitis C vi- rus glycoprotein complex as viral strategy to evade the humoral immune system“.

n Dr. rer. nat. Joachim Volk, Klinik für Zahn- erhaltung, Parodontologie und Präventive Zahnheilkunde, 425.321 Euro für drei Jah- re. Unterstützt wird das Projekt „Molekulare Mechanismen zahnärztlicher Kunststoffe in humanen oralen und intestinalen Zellen“.

Die Deutsche Krebshilfe, Bonn, bewilligte … n Professor Dr. med. Christian Hartmann, Institut für Pathologie, 274.965 Euro für drei Jahre. Damit unterstützt wird das Pro- jekt „Mutationen im CIC Tumorsuppres- sorgen und deren funktionelle Konsequen- zen in oligodendroglialen Tumoren“.

Die Deutsche Rentenversicherung, Berlin, bewilligte …

n Professor Dr. phil. Siegfried Geyer und Dr.

rer. biol. hum. Dorothee Noeres, Forschungs- und Lehreinheit Medizinische Soziologie, 245.705 Euro für drei Jahre. Unterstützt wird das Forschungsvorhaben „Rückkehr zur Erwerbsarbeit nach Brustkrebs“.

Die European Society for Sexual Medicine bewilligte …

n Professor Dr. rer. biol. hum. Dipl.-Psych.

Uwe Hartmann, Professor Dr. med. Thomas Hillemacher und Professor Dr. med. Tillmann Krüger, Klinik für Psychiatrie, Sozialpsychiat- rie und Psychotherapie, 27.900 Euro für zwei Jahre. Gefördert wird das zweite Projekt der

„Sex@Brain study – klinische und neurobio- logische Mechanismen der Sexsucht“.

Die European Society of Human Genetics, Wien, Österreich, bewilligte …

n Professor Dr. med. Jörg Schmidtke, Zent- rum für Seltene Erkrankungen, 42.432 Euro für die Weiterführung der Section „Clinical Utility Gene Cards“ im European Journal of Human Genetics.

Das Niedersächsische Ministerium für Sozia- les, Gesundheit und Gleichstellung, Hanno- ver, bewilligte …

n Professor Dr. rer. biol. hum. Dipl.-Psych.

Uwe Hartmann und Professor Dr. med. Till- mann Krüger, Klinik für Psychiatrie, Sozial- psychiatrie und Psychotherapie, 450.000 Euro für drei Jahre. Gefördert wird das Pro- jekt „Prävention und Behandlung dysregu- lierten Sexualverhaltens (PBDS)“.

Die VolkswagenStiftung, Hannover, bewil- ligte …

n Professor Dr. rer. nat. Andreas Piech, Pro- fessor Dr. rer. nat. Ralf Gerhard, Professor Dr.

rer. nat. Harald Genth und Professor Dr. med.

Ingo Just, Institut für Toxikologie, im Rah- men des Niedersächsischen Vorab 356.860 Euro für zwei Jahre. Gefördert werden die folgenden Forschungsvorhaben: „Compa- rative structure-function analyses of C. diffi- cile toxins“, „Host response to C.difficile“

sowie „Bile acid.mediated inhibition of C.

difficile Toxin A and Toxin B”. Dies sind Pro- jekte innerhalb des Forschungsverbundes

„CDiff: Epidemiology and systems biology of the bacterial pathogen Clostridium dif- ficile“. Kooperationspartner sind Arbeits- gruppen des HZI Braunschweig, der TU Braunschweig, des DSMZ Braunschweig, der Universität Göttingen und der Univer- sität Greifswald.

Drittmittel für MHH-Forschungsprojekte

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FORSCHEN UND WISSEN 35 4/2016

Sechs Millionen Euro für Klinische Forscher

Mit neuen Systemen zur Entlastung von Herz und Lunge will die Forschergruppe 311 kritische Krankheits phasen überbrücken

Atemfunktion von Patienten, deren Lungen und/oder Herzen sehr schwer geschädigt sind, aufrechterhalten werden – zum Bei- spiel bei akutem Lungenversagen, kardio- genem Schock oder einer schweren Lun- genentzündung. So kann Wartezeit bis zu einer Transplantation überbrückt werden.

MHH-Wissenschaftler aus der Klinik für Pneumologie und aus der Klinik für Herz-, Thorax-, Transplantations- und Gefäßchir- urgie haben das Konzept der Wach-ECMO vor Lungentransplantation etabliert, wel- ches das Überleben nach Lungentransplan- tation signifikant verbessert.

Microaxialpumpen, die über die Leis- tengefäße implantiert werden, können das Herz bis zu zehn Tage entlasten. Bei der linksventrikulären Unterstützung wird Blut aus der linken Herzkammer in die Hauptschlagader gefördert, sodass der Blutkreislauf unterstützt wird und somit die Voraussetzung für weitere kardiolo- gische oder herzchirurgische Notfallmaß- nahmen geschaffen sind. Die MHH führt europaweit die meisten Implantationen bei kardiogenem Schock durch und leitet die deutschlandweite Erprobung einer neuen Mikroaxialpumpe.

Das implantierbare Linksherzunterstüt- zungssystem (LVAD), auch Kunstherz ge- nannt, übernimmt die Funktion der linken Herzkammer. Die kleine Pumpe kann meh- rere Jahre im Körper verbleiben. Sie sorgt ebenfalls dafür, dass sauerstoffreiches Blut aus der Lunge über einen Schlauch zur Hauptschlagader und in den Körper ge- langt. Das eigene Herz arbeitet weiter und kann bestenfalls eines Tages genesen – zu- mindest so weit, dass es mit Medikamenten unterstützt die lebenswichtige Pumpleis- tung wieder allein schaffen kann. bb

W

enn Nierentumore nicht he- rausoperiert werden können, können Ärzte ihre Patienten noch mit Medikamenten behandeln. Die The- rapien können das Tumorwachstum aufhalten oder sogar dafür sorgen, dass der Tumor schrumpft. Doch ge- heilt werden können die Patienten in den allermeisten Fällen mit diesen Me- dikamenten nicht. Deswegen werden weltweit neue, wirkungsvollere The- rapien gesucht – mithilfe von Studi- en, für die Forscher viele Monate lang Daten erheben müssen, bevor sie eine Aussage über die Effektivität der neu- en Therapie machen können.

„Diese Zeit kann wesentlich ver- kürzt werden. Bereits sechs Wochen, nachdem der letzte Patient in die Stu- die aufgenommen worden ist, kann die Effektivität der Therapie beurteilt werden: Wenn der Tumor sechs Wo- chen nach Beginn der Behandlung mindestens zehn Prozent kleiner ge- worden ist, lohnt sich die Fortsetzung der Studie – sonst nicht“, sagt Profes- sor Dr. Viktor Grünwald. Der Arzt aus der Klinik für Hämatologie, Hämosta- seologie, Onkologie und Stamm- zelltransplantation hat dies heraus- gefunden und in der Fachzeitschrift

„European Urology“ veröffentlicht.

Dazu hat er in den Jahren 2003 bis 2013 Computertomografie-Aufnah- men von Nierentumoren ausgewer-

tet, die von mehr als 4.300 Patienten stammen. Die Verkürzung der Studi- endauer hilft auch dabei, Kosten zu sparen.

Bei etwa 90 Prozent der Nierentu- more handelt es sich um ein Nierenzell- karzinom, also um einen bösartigen Tu- mor, der vom Nierengewebe ausgeht.

In Deutschland sind etwa neun von 100.000 Einwohnern betroffen. Welt- weit gibt es rund 370 solcher Studien zum Nierenzellkarzinom. bb

Nierenkrebs: Erfolg früher messbar

MHH-Onkologen entdecken schnellen und kostensparenden Weg

Professor Dr. Viktor Grünwald

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4/2016 FORSCHEN UND WISSEN 37

Fachklinik

für

Rehabilitation

Kardiologie

- Herz-, Kreislauf- u. Gefäßerkrankungen - Zustand nach Herztransplantation und

Herzunterstützungssysteme

Pneumologie

- Zustand vor u. nach Lungentransplantation - Lungenhochdruck (PAH) - Bronchialkrebs

Nephrologie

- Zustand nach Nierentransplantation

Internationale Rehabilitation Vor- u. Nachsorgeprogramme

- Herzwoche, Gefäßwoche, Lungenwoche - Wunschgewicht

Das Angebot

- Qualifizierte fachärztliche

medizinische Diagnostik u. Therapie - Individuelle Physio- und Sporttherapie - nach Belastung angepasste Einzel-

und Gruppentherapie

- med. Trainingsprogramm mit Fahrrad- ergometer- u Muskelaufbautraining - physikalische Therapie

- psychologische und seelsorgerische Betreuung

- professionelle Pflege - Schwimmbad

- spezielles Schulungsprogramm - Einzelzimmer ggf. Aufnahme von

Angehörigen im DZ - Angehörigenseminar

Tel. Zentrale: (05162) 44-0 Tel. Aufnahme: (05162) 44-606

oder 44-607

Fax: (05162) 44-400

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info@klinik-fallingbostel.de www.klinik-fallingbostel.de

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S

erotonin beeinflusst verschiedene Funktionen des Gehirns, des Herzens und des Magens. So sind Schlaf, Appetit, Schmerzempfinden und Sexualverhalten eng mit diesem Stoff verbunden. Da wun- dert es nicht, wenn es auch für viele Krank- heiten eine große Rolle spielt – etwa für Depressionen, Alzheimer, Schizophrenie und Epilepsie. Um die Funktion von Sero- tonin genauer zu verstehen und künftig bessere Therapien für diese Leiden finden zu können, untersucht es das Team von Professor Dr. Evgeni Ponimaskin aus dem Institut für Neurophysiologie in drei Projek- ten genauer. Vor allem geht es ihnen um die von Serotonin übermittelten Signale zwischen Nervenzellen des Gehirns. Dafür unterstützt sie die Deutsche Forschungs- gemeinschaft (DFG) mit insgesamt fast 900.000 Euro.

Professor Ponimaskin analysiert den Serotoninrezeptor 5-HT1A. Dieses Protein befindet sich in der Membran von Nerven- zellen des Gehirns und kann Serotonin an sich binden, wodurch bestimmte Prozesse im Zellinnern ausgelöst werden. „Man be- handelt Depressionen, indem man diesen Rezeptor pharmakologisch beeinflusst.

Biochemisch kann man eine Veränderung des Rezeptors schon nachweisen. Doch bisher weiß man noch nicht, welcher Me- chanismus dahintersteckt – und diesen möchten wir aufklären“, erläutert er.

Dr. Daria Guseva untersucht den Zu- sammenhang zwischen Serotonin und den sogenannten Zelladhäsionsmolekülen.

„Das sind Proteine, die für den Kontakt zwischen Zellen unentbehrlich sind. Sie be- finden sich unter anderem in der Hülle der Gehirn-Nervenzellen und ermöglichen die Kommunikation zwischen diesen Zellen“, erläutert sie. Ihre zentrale Frage ist, wie Serotonin diese Zellkontakte beeinflussen kann.

Dr. André Zeug befasst sich mit Astro- zyten – also mit Zellen im menschlichen Gehirn, die Nervenzellen unterstützen und für die Übertragung von Signalen zwi- schen Nervenzellen an der Synapse unent- behrlich sind. „Ich untersuche, wie Seroto- nin auf Astrozyten wirkt und wie dadurch die Kommunikation von Nervenzellen be- einflusst wird“, sagt er. Es wurde beispiels- weise bereits beobachtet, dass sich Astro- zyten während eines epileptischen Anfalls zurückziehen. bb

Wie wirkt Serotonin?

Neurophysiologen erforschen Wirkung auf das Gehirn, um psychiatrisch Kranken helfen zu können

Am Lasermikroskop: Die Doktorandin Franziska Müller, Professor Dr. Evgeni Ponimaskin, Dr. André Zeug und Dr. Daria Guseva (von links).

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FORSCHEN UND WISSEN 41 4/2016

eam der MHH erforscht ambulante Palliativver sorgung durch Hausärzte

ambulanten Palliativversorgung“, sagt Professor Dr. Nils Schneider, Leiter des MHH-Instituts für Allgemeinmedizin. „Pal- liativversorgung braucht Abstimmungen im Team, zum Beispiel Fallkonferenzen mit anderen Leistungserbringern. Das ist in Deutschland im ambulanten Bereich nicht systematisch gelöst.“

Zunächst erkunden die Forscher, welche Herausforderungen bei der ambulanten hausärztlichen Betreuung von Menschen mit palliativem Versorgungsbedarf beste- hen. Dann entwickeln sie in Kooperation

mit relevanten Akteuren – Hausärzte, Pa- tientenfürsprecher, Vertreter von Kosten- trägern und Fachverbänden – Handlungs- strategien für Veränderungen und Hilfen.

Anschließend untersuchen sie, wie sich das Programm auswirkt. „Ich hoffe, dass die- ses Projekt dazu beitragen wird, eine stär- kere Brücke zwischen spezialisierten und allgemeinen Leistungserbringern zu schla- gen“, sagt Dr. Jünger. Ein wichtiges Ziel sei es, dass das Lebensende für Patienten und Angehörige besprechbar wird. „Dies ist ein

sensibler Prozess, der Zeit braucht.“ bb Dr. Saskia Jünger und Professor Dr. Nils Schneider bei einer Fallbesprechung mit einem Hausarzt.

D

as Magenkrebs auslösende Bakterium Helicobacter pylori kann sich so genau an den Menschen anpassen, dass es so indi- viduell wird wie ein menschlicher Fingerab- druck: Wie kein anderes Bakterium variiert es dazu im Laufe der Infektion seine Gene.

Nun haben Wissenschaftler der MHH um Professor Dr. Sebastian Suerbaum in Zu- sammenarbeit mit dem Statistikexperten Dr. Xavier Didelot vom Imperial College in London den Grund für diese große Variabi- lität herausgefunden.

Bereits bekannt war, dass zwei ver- schiedene Helicobacter pylori-Bakterien DNA-Fragmente austauschen, wenn sie im Magen aufeinandertreffen. Nun zeigte sich, dass die große Individualität dadurch zustande kommt, dass es zwei Aufnah- memechanismen gibt, die zur Integration von Fragmenten unterschiedlicher Längen führen: „Die Aufnahme ganz kurzer Gen- schnipsel, die weniger als 50 Basenpaare lang sind, ermöglicht den Bakterien eine ex- trem hohe Variabilität innerhalb der Gene.

Die Aufnahme längerer, im Durchschnitt 1.600 Basenpaare umfassender DNA-Stü- cke sorgt für Konstanz und die Möglichkeit, ganze Gene auszutauschen. Der Effekt des Erbgut-Austausches ähnelt sogar dem, der bei sexuell reproduzierenden Organismen stattfindet“, erläutert Professor Suerbaum.

Der Leiter des Instituts für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene möchte mit seinem Team nun den zugrunde liegenden molekularen Mechanismen auf die Spur kommen.

Einen Mechanismus konnte er bereits klären: Helicobacter pylori besitzt viele so- genannte Restriktionsenzyme, die eindrin- gende fremde DNA zerschneiden. Doch die aufgenommenen Stücke von DNA anderer Helicobacter pylori-Bakterien wer- den unabhängig von diesen Enzymen in das Erbgut integriert. Die Ergebnisse ver- öffentlichten die Forscher in der angese- henen Fachzeitschrift „Nature Communi- cations“. Erstautoren sind Juliane Krebes und Sebastian Bubendorfer.

Die große genetische Variabilität von Helicobacter pylori wird auch als eine wichtige Hürde für die Entwicklung eines Impfstoffs gegen diesen Erreger angese- hen. Das ist eine wichtige Motivation für

die Forscher, deren Arbeiten im Rahmen des Deutschen Zentrums für Infektionsfor- schung (DZIF) und des Sonderforschungs- bereichs (SFB) 900 gefördert werden. Etwa 40 Prozent der Deutschen sind chronisch mit Helicobacter pylori infiziert. Es kann unter anderem Magengeschwüre verur- sachen und ist für den größten Teil der Magenkrebserkrankungen verantwortlich.

Jüngst konnte nachgewiesen werden, dass Patienten mit einer Helicobacter py- lori-Infektion, die behandelt werden, we- niger häufig Magenkrebs bekommen als unbehandelte Patienten. Deswegen sind die Empfehlungen für die Behandlung des Magenkrebserregers deutlich ausgeweitet worden. bb

Ein „Chamäleon“ im Magen

Mikrobiologen haben Anpassungsfähigkeit des Magenkrebserregers Helicobacter pylori ergründet

Professor Dr. Sebastian Suerbaum (Mitte) mit der Doktorandin Iratxe Estibariz und dem Postdoc Dr.

Florent Ailloud, die an dem Nachfolgeprojekt der jetzt publizierten Studie arbeiten.

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