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Archiv "„Wounded in Action“: Ein Weiterleben ermöglichen" (08.08.2011)

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A 1694 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 108

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Heft 31–32

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8. August 2011

„WOUNDED IN ACTION“

Ein Weiterleben ermöglichen

In einer Ausstellung in Chicago haben Künstler Kriegsopfern und Helfern kleine Monumente gesetzt.

F

ast erinnert die junge Frau ein wenig an die Freiheitsstatue.

Statt eines Armes hat sie indes bei- de gen Himmel erhoben, und sie trägt im Gegensatz zu Lady Liberty keine Strahlenkrone, kein antikisie- rendes Gewand. Die Ärztin in ih- rem grünen OP-Hemd, umgeben von Sanitätssoldaten, winkt die Ver- letzten zu sich, die Traumatisierten eines Krieges ohne klare Trennlini- en, mit Feinden, die sich unter die Zivilbevölkerung mischen, um dann die Bombe am Leib oder im Auto zu zünden. Das Künstlerehe- paar Heather und James Ficke hat eine Szene aus Mosul, Irak, auf die Leinwand gebannt, kurz nachdem sich ein Selbstmordattentäter in ei- ner Moschee in die Luft gesprengt und 92 Menschen dabei getötet hat- te. Die Ärztin, eigentlich Geburts- helferin, ruft die Verletzten zu sich, nicht um neuem Leben den Weg zu bereiten, sondern um ein Weiterle- ben zu ermöglichen – notfalls auch ohne ein Bein, einen Arm.

Die versteckte Bombe, der Sprengsatz am eigenen Körper ist die wichtigste Waffe in der asym- metrischen Kriegsführung in Afgha- nistan und im Irak geworden, das Mittel, um dem hochtechnisierten Feind, die Amerikaner, und neben- bei auch die eigene Bevölkerung zu terrorisieren. Der Blutzoll wird in den Nachrichten in Toten gemessen, doch um ein Vielfaches höher liegt die Zahl der Kriegsversehrten.

Den Opfern haben US-amerika- nische Künstler ebenso wie den Helfern kleine Monumente gesetzt:

Plastiken und Radierungen, Ölbil- der und Fotoserien zum Thema

„Wounded in Action“, die in einer Ausstellung in Chicago gezeigt werden, zu deren Organisatoren die American Academy of Orthopedic Surgeons gehört. Nicht wenige der Künstler haben einen unmittelbaren Bezug zum Thema wie James Fi-

cke, der als Arzt im Irak diente, wie die New Yorkerin Alexandra Mar- tin, die Schöpferin eines in stoischem Gleichmut emporschau- enden (armamputierten) Torsos, die den Terroranschlag vom 11. Sep- tember 2001 hautnah miterlebte, und wie Joseph Pearson, der einen beidseits beinamputierten Vetera- nen in einem Coffee Shop porträ- tierte und dabei sein eigenes Kind-

heitstrauma verarbeitete – er hatte miterleben müssen, wie seine dia- betische Mutter beide Beine verlor.

Zahlreiche der Chicagoer Expo- nate gehen dem Betrachter buch- stäblich unter die Haut – wohl auch, da der Anblick eines Amputierten beim Gesunden stets ambivalente Empfindungen auslöst, ihn zwi- schen Mitleid und Scham und Un- wohlsein schwanken lässt. Die Aus- stellung würde nicht im Amerika des Jahres 2011 stattfinden, in dem Soldaten und vor allem Verwundete

eine hohe Wertschätzung in der Be- völkerung einnehmen, wenn nicht auch dort der Stolz auf die Nation und diejenigen, die für ihr Land körperliche wie seelische Unver- sehrtheit opfern, manifest wäre.

Und auch der Glaube daran, dass Amerika eine Kraft des Guten sei, ist in einigen der Objekte greifbar – am eindringlichsten vielleicht in Benjamin Kams Foto „First steps, first smiles”: der kleine afghanische Junge, dem ein Taliban einen Früchtekorb gegeben hatte mit der Aufforderung, diesen zu einem lo- kalen Politiker zu bringen (die darin deponierte Bombe explodierte zu früh), vollzieht seine ersten Schritte nach mehreren Operationen im amerikanischen Militärspital.

Die Kriegschir urgie ermöglicht heute Überlebensraten, die in frühe- ren Konflikten utopisch erschienen wären. Die Überlebensrate verletz- ter US-amerikanischer Soldaten in den beiden modernen Konflikten liegt bei etwa 90 Prozent; im Zwei- ten Weltkrieg betrug sie 69 Prozent.

Ein wichtiger Grund ist neben der besseren medizinischen Sofortver- sorgung auch das fast perfektionier- te Wesen des MedEvac, des Trans- portes der Verletzten. Dank dieses Systems des Verwundetentransports sind manche Schwerverletzte bin- nen zwölf Stunden im Militärhospi- tal im pfälzischen Landshut und oft nach bereits drei Tagen in den USA.

Der Künstler und Orthopäde Dr.

William Loscher zeigt sich desillu- sioniert, über das was den meisten Kriegen zugrundeliegt: „Politik, Habgier und Religion sind verant- wortlich für den Schmerz und das Leiden der menschlichen Rasse.“

Die Ausstellung „Wounded in Action“ ist bis 31. August im Chicago Cultural Center, 78 E.

Washington Street, Chicago, IL

60602, zu sehen. ■

Dr. med. Ronald D. Gerste Joseph Pearson

porträtierte in

„Home from War“

einen beidseits beinamputierten Veteranen in einem Coffee Shop.

Foto: Chicago Cultural Center

K U L T U R

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