• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Gedenkstätte Hohenschönhausen: Ein Krankengefängnis" (14.10.2011)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Gedenkstätte Hohenschönhausen: Ein Krankengefängnis" (14.10.2011)"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Deutsches Ärzteblatt

|

Jg. 108

|

Heft 41

|

14. Oktober 2011 A 2169 GEDENKSTÄTTE HOHENSCHÖNHAUSEN

Ein Krankengefängnis

Nach Sanierungsarbeiten können Besucher jetzt das ehemalige Haftkrankenhaus in Berlin- Hohenschönhausen besichten.

L

ange war das zentrale Haft- krankenhaus des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) der DDR in Berlin-Hohenschönhausen für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.

Nach Sanierungsarbeiten können Besucher jetzt Krankenzellen, OP- und Therapieräume sowie das Zim- mer des Chefarztes besichtigen. „Es war kein Krankenhaus, sondern ein Krankengefängnis“, präzisiert Christiane Rudolph, Mitarbeiterin der Gedenkstätte Hohenschönhau- sen. Der Stasi verpflichtete Ärzte und Schwestern behandelten dort kranke, verletzte, oft bei Fluchtver- suchen über die Mauer angeschos- sene Menschen aus der gesamten DDR. Das Hospital war Teil der Untersuchungshaftanstalt des MfS in Hohenschönhausen.

Minimale medizinische Versorgung

1950 wurde das MfS gegründet, ein Jahr später übernahm die Stasi das Gefängnis von den Sowjets. 1960 wurde im ehemaligen Verwaltungs- gebäude das Haftkrankenhaus ein- gerichtet. 1972 entstanden am Ost- teil des langgestreckten Hauses drei sogenannte Hofgangzellen. Wärter und Insassen bezeichneten sie als

„Tigerkäfige“. Über den fünf mal sechs Meter großen, nach oben of- fenen Betonkästen spannte sich in vier Meter Höhe ein unerreichbarer Drahtverhau. Sobald ein Patient die Freiluftzelle betrat, postierten sich weit über ihm schwerbewaffnete Aufseher.

Obwohl der Gefängnistrakt im Nachbarhaus gelegen war, wurde ein erkrankter Insasse in einem Sa- nitätswagen mindestens 20 Minu- ten über das weitläufige Gelände gefahren, bevor sich die Schleuse des Krankenhauses öffnete: Grund für diese Absurdität war das Ziel,

den Patienten zu verwirren. Am Eingang zum Gefängnis gab es ebenfalls eine Schleuse. Die Häft- linge wussten also nicht, wo sie sich befanden. Sie sollten sich einer allmächtig empfundenen Staats- macht ausgeliefert fühlen. Das war Teil der psychologischen Folter.

Die Insassen erhielten eine mini- male medizinische Versorgung. Die Untersuchungshaft wurde auch während der Krankheit fortgesetzt.

Die Therapie zielte auf die Prozess- fähigkeit der Gefangenen ab und nicht darauf, ihre Gesundheit wie- derherzustellen. Krankenzellen mit 28 Betten standen zur Verfügung.

Fast jeder zweite Patient klagte über haftbedingte Krankheiten wie Kopf-, Rücken- und Glieder- schmerzen, Magen- und Darmbe- schwerden, Hautkrankheiten, Schlaf - störungen und Psychosen.

Das Personal, etwa 30 Wachsol- daten und ebenso viele medizini- sche Fachkräfte, gehörte dem Zen- tralen Medizinischen Dienst des MfS an: Er galt als politisch-ideolo- gisch zuverlässig, doch seine ärztli- che und pflegerische Ausbildung lag oft weit unter dem DDR-übli- chen Standard. Eine Schweige- pflicht gab es nicht, und die Wa- chen arbeiteten mit Schlagstöcken, Fesseln und Zwangsjacken. Außer- dem standen ihnen für kritische Si-

tuationen sogar Maschinenpistolen zur Verfügung. Die verriegelten Krankenzimmer hatten Türen mit Klappen für die alle zehn Minuten vom Korridor aus stattfindende Sichtkontrolle.

1974 wurde das Krankenhaus zuletzt renoviert. Diesen Zustand hat die Sanierung wiederhergestellt.

So geht man durch ein Museum mit gynäkologischer Abteilung und Operationssaal, Leichenkammer, Behandlungs- und Laborräumen.

Das Röntgengerät des Zahnarztes stammte aus sowjetischer Produkti- on. Das Chefarztzimmer in Hohen- schönhausen spiegelt den kleinbür- gerlichen Mief der offiziellen DDR-Ästhetik wider. Kritiker der SED wie der Dissident Rudolf Bah- ro, der Schriftsteller Jürgen Fuchs oder die Bürgerrechtlerin Bärbel Bohley waren in Hohenschönhau- sen inhaftiert. Die friedliche Revo- lution von 1989 führte zur Auflö- sung des MfS. Mit dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutsch- land 1990 wurde die Haftanstalt in Berlin-Hohenschönhausen ge- schlossen.

Das Haftkrankenhaus kann mit einer Führung besichtigt werden.

Weitere Informationen: www.stif

tung-hsh.de.

Judith Meisner Sobald ein Patient

die als „Tigerkä- fig“ bezeichnete Freiluftzelle betrat, postierten sich über ihm schwerbewaff - nete Aufseher.

Auch eine gynäkologische Abteilung ist in dem Museum zu besichtigen.

Fotos: Hans-Peter Theurich

K U L T U R

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

 200 MW ( 18 Zentralen) Zentrale einer internationalen Wasserkraftanlage Centrale d’un aménagement hydro-électrique international Centrale d’un impianto

 200 MW ( 18 Zentralen) Zentrale einer internationalen Wasserkraftanlage Centrale d’un aménagement hydro-électrique international Centrale d’un impianto

Centrales d’aménagements hydro-électriques suisses d’une puissance maximale disponible aux bornes des alternateurs d’au moins 10 MW. Centrali d’impianti idroelettrici svizzeri

c) Nach einem oder mehreren Hyperthyreoserezidiven des Morbus Basedow sollte eine Schilddrüsen- Operation oder 131 Radiojodtherapie vorrangig empfohlen werden.. d) Bei

≥ 200 MW ( 14 Zentralen) Zentrale einer internationalen Wasserkraftanlage Centrale d’un aménagement hydro-électrique international Centrale d’un impianto

 200 MW ( 17 Zentralen) Zentrale einer internationalen Wasserkraftanlage Centrale d’un aménagement hydro-électrique international Centrale d’un impianto

≥ 200 MW ( 17 Zentralen) Zentrale einer internationalen Wasserkraftanlage Centrale d’un aménagement hydro-électrique international Centrale d’un impianto

≥ 200 MW ( 16 Zentralen) Zentrale einer internationalen Wasserkraftanlage Centrale d’un aménagement hydro-électrique international Centrale d’un impianto