Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 272. Juli 2004 AA1967 Verkehrswesen, das primär an
den Interessen der Autofahrer orientiert ist. Internationale wissenschaftliche Evidenz zeigt eindeutig, dass es mög- lich ist, Verkehrsunfälle im Kindesalter durch zwei Maß- nahmen wirkungsvoll zu ver- hindern:
Strukturelle Trennung des Straßenverkehrs von Fußgän- gern und Fahrradfahrern,
Geschwindigkeitsreduktion.
Da die strukturelle Trennung schwieriger, teurer und eine langfristigere Maßnahme ist, sollte der Fokus der aktuellen Präventionspolitik auf der Ge- schwindigkeitsreduktion lie- gen. Drastische Herabsetzung der Tempolimits, z. B. inner- orts flächendeckend auf 30 km/h – nicht nur in Wohnge- genden, durch die dann oft noch Tempo-50-km/h-Durch- fahrtsstraßen ziehen – und de- ren konsequente Kontrolle durch eine Vielzahl fest instal- lierter und mobiler Radarfal- len führten in einigen europäi- schen Ländern und in Austra- lien zu einer massiven Reduk- tion der Verkehrsunfälle ins- gesamt und speziell im Kin- desalter. Die Kosten von fest installierten Radarfallen auf verkehrsreichen Straßen in Frankreich hatten sich schon innerhalb von zwei Tagen amortisiert und brachten da- nach erhebliche Einnahmen in die leeren Kassen der Ge- meinden. Die Wirksamkeit von Tempolimits und der er- wünschte finanzielle Nebenef- fekt können noch verstärkt werden, indem man die Geld- bußen auf norwegisches Ni- veau anhebt. Dort kostet eine Überschreitung der vorge- schriebenen Geschwindigkeit um 20 km/h zwischen 314 und 343 Euro.
Die Wirksamkeit von Ver- kehrserziehungsmaßnahmen ist hingegen umstritten. In den bisherigen Studien führten sie – allerdings nur bei in regel- mäßigen Abständen wieder- holten Maßnahmen – zu bes- serem Wissen der Kinder, aber eine Reduktion des Unfallrisi- kos konnte bisher nicht ge- zeigt werden. Randomisierte Studien in den USA, Australi- en und Neuseeland führten
im Gegenteil zu dem unerwar- teten Ergebnis höherer Ver- kehrsunfallraten bei Jugendli- chen, die in der Schule an ei- ner Verkehrserziehung teilge- nommen hatten. Dies lag dar- an, dass durch die Verkehrser- ziehung das Interesse dieser Jugendlichen am Autofahren erhöht wurde, diese früher ihren Führerschein machten als die Kontrollgruppen und junge Fahrer überproportional häufig Verkehrsunfälle verur- sachen.
Die Antwort der Bundesregie- rung widerspricht jeder wis- senschaftlichen Evidenz im Bereich der Prävention von Verkehrsunfällen und lenkt von den wirklichen Ursachen ab, die nicht angegangen wer- den.
Dr. med. Christian Gericke, MSc (Econ),Institut für Gesundheitswissen- schaften, Technische Universität Berlin, Straße des 17. Juni 145, 10623 Berlin
Dysfunktion
Zu dem „Kurz informiert“-Beitrag:
„Erektile Dysfunktion“ in Heft 23/2004:
Begleiteffekt
Im Beitrag wird das Glaxo- SmithKline-Präparat Avodart®mit dem Bayer- Präparat Levitra®gleichge- setzt. Levitra®ist Vardenafil, Avodart®dagegen Dutasterid.
Letzteres ist kein potenzför- derndes Medikament, sondern dient zur Behandlung der Symptome der benignen Prostatahyperplasie und hat als unerwünschten Begleit- effekt u. a. Impotenz und ver- ringerte Libido.
Prof. Dr. Hans W. Asbach,
Theodor-Heuss-Platz 8, 42853 Remscheid B R I E F E
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