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Archiv "Medizinische Expedition zum Mount Everest: Forschen auf 4 000 Metern" (19.04.2013)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 110

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Heft 16

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19. April 2013 A 799

T

rotz Thermounterwäsche und dicker Kleidung friere ich oft, die feuchte Kälte der Monsunzeit im Himalaya kriecht durch alle Löcher, legt sich wie ein eisiger, feuchter Mantel auf meine Haut.

Aber jetzt gerade habe ich Glück.

Ich sitze in 3 840 Meter Höhe auf der Veranda des Kunde-Hospitals und werde von seltenen Sonnen- strahlen gewärmt. Heißer, gesüßter Milk Tea hilft zusätzlich gegen die Kälte. Ich gebe gerade

Daten aus dem Logbuch der stationären Patienten aus dem letzten Jahr- zehnt in meinen PC ein, als ich auf dem Pfad zwischen Khumjung und

Kunde eine Traube von Männern erblicke. Sie bewegen sich schnell in Richtung Kunde, in der Mitte ei- ne selbst gebaute Trage, zwei dicke Äste und eine Decke, darauf liegt eine Person. Mingma tritt durch die Tür des Aufenthaltsraumes nach draußen, in der Hand ebenfalls Tee:

„Chris, wir bekommen Arbeit!“

Auch er hat die Gruppe gesehen.

Für fünf Wochen gehörte auch ich zum Team des Kunde-Hospitals, des einzigen Krankenhauses der Hochgebirgsregion. Als Mitglied der „Aachen Dental and Medical Expedition – ADEMED 2011“, ei- ner medizinischen Forschungsex - pedition der Arbeitsgruppe „Sport-, Flug- und Reisemedizin“ des Insti- tutes für Arbeits- und Sozialmedizin des Universitätsklinikums Aachen, sammelte ich Daten über die Epide-

miologie von gravierenden Gesundheitsstörungen un- ter Höhentrekkern und Ex- peditionsbergsteigern in der Khumbu-Region am Fuß des Mount Everest. Im Fo- kus steht vor allem die Ent- wicklung der Inzidenz von Höhen- lungen- und Höhenhirnödem.

Das Kunde-Hospital wurde im Jahr 1965 von Sir Edmund Hillary gegründet und erbaut und von der neuseeländischen Organisation

„Himalayan Trust“ finanziert. 1976 vereinbarte man ein Abkommen, in dem die Finanzierung Schritt für Schritt der kanadischen „Sir Ed-

mund Hillary Foundation“ über- schrieben wurde. Heute versorgt das Krankenhaus circa 8 000 Sher- pas, die in der Khumbu-Region le- ben, sowie nepalesische Arbeiter, Guides, Träger, ausländische Trek- ker und Expeditionsbergsteiger.

Während der Erfassung von Da- ten für meine Dissertation war es mir auch möglich, bei den Konsul - tationen zu hospitieren und später auch aktiv mitzuwirken. Das Kunde- Hospital mit sechs stationären Bet- ten und einer Ambulanz verfügt über einen großen Behandlungs- raum, wo alle Untersuchungen und Therapien durchgeführt werden.

Dort wird von Ohrenschmerzen und Atemwegsinfekten bis hin zu offe- nen Frakturen und Tumorleiden al- les behandelt. Sogar Kaiserschnitte und Appendektomien wurden be- reits durchgeführt. Für normale Ge- burten gibt es zusätzlich einen klei- nen Kreißsaal mit Inkubator. Des Weiteren gibt es einen Raum für bildgebende Verfahren, ein kleines Labor und den Aufenthaltsraum für das Personal. Das Personal setzt sich aus Dr. Kami Temba Sherpa M.D., Leiter des Kunde-Hospitals, Dr. Eliza Bajracharya Rai M.D., ei- ner Krankenschwester, einem Assis- tenten und einem Koch zusammen.

Angesichts der doch sehr be- grenzten diagnostischen Möglich- keiten ist die Qualität der medizini- schen Versorgung wirklich beein- druckend. Zur Diagnostik stehen neben einem kleinen Labor einzig ein Pulsoximeter, ein Otoskop, ein Ophthalmoskop, ein CTG, ein Röntgenapparat, ein Sonograph und ein EKG mit Defibrillator zur Ver- fügung. Hier haben die Anamnese und die körperliche Untersuchung wirklich noch den höchsten Stellen- wert. Selten werden das vorhande- ne Ultraschall- oder das Röntgenge- rät verwendet. Vor allem die Benut- zung der Röntgenanlage stellt eine lange Prozedur dar. Denn die Bilder müssen erst in einer Dunkelkammer in vielen Einzelschritten von Hand entwickelt werden, bevor sie ge- föhnt und danach befundet werden können. Die Apotheke der Klinik besteht nicht zuletzt aus Medika- menten, die Trekker auf dem Ab- stieg der Klinik spenden. Bei nöti- MEDIZINISCHE EXPEDITION ZUM MOUNT EVEREST

Forschen auf 4 000 Metern

Eine Arbeitsgruppe des Universitätsklinikums Aachen sammelte in Nepal Daten unter anderem über die Epidemiologie von Gesund- heitsstörungen unter Höhentrekkern und Expeditionsbergsteigern.

Eine Warnung, die Leben rettet. Oben der einzige Behand- lungsraum des Kunde-Hospitals

Fotos: Christian Kühn

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19. April 2013 gen großen Operationen werden die

Patienten an die Klinik in Kathman- du, der Hauptstadt Nepals, verwie- sen. Oft wird dafür ein Rettungshe- likopter zum klinikeigenen Lande- platz beordert, um akut gefährdeten Patienten eine schnelle Versorgung zu gewährleisten. Allerdings bedeu- tet „schnell“ eine Anflugzeit von 90 Minuten und ein Flug, der auch nur bei guten Wetterverhältnissen möglich ist. Außerdem muss für die Übernahme der Kosten von knapp 7 000 US-Dollar garantiert werden.

Mich hat die Arbeit dieses kleinen Teams, das tagtäglich mit den ein- fachsten Mitteln Menschen aus al- ler Welt versorgt, beeindruckt.

Eine weitere herausragende Er- fahrung war für mich das Leben in Kunde. Die Familie des Bruders eines Teammitglieds des Kranken- hauses nahm mich für die Zeit mei- nes Aufenthalts sehr herzlich bei sich auf. Es dauerte eine Zeit lang, bis ich mich an den Alltag ohne

fließendes Wasser, ohne Strom und an die Kälte gewöhnt hatte. Obwohl dies bereits mein dritter Aufenthalt in Nepal war, ist ein normaler All- tag ohne diese Luxusgüter doch noch einmal anders, als wenn man als Trekkingtourist oder Bergsteiger auf diese Dinge nur kurzzeitig ver- zichten muss. Ich lernte schnell, wie ich mich an den alltäglichen Arbeiten beteiligen konnte. Wasser- holen, Kartoffeln ernten, Yak-Kühe melken, Feuer schüren, Brennstoff aus Yak-Dung herstellen und Raksi (ein lokaler Schnaps) brennen sind nur einige Aufgaben des Lebens in fast 4 000 Meter Höhe, die mir bei- gebracht wurden. Abends half ich den Kindern bei den Hausaufgaben, im Gegenzug versuchten sie, mir ein paar Sätze Nepali beizubringen.

Die ADEMED-Expedition ist eine Gruppe von Professoren, Ärzten und Medizinstudierenden, die im Herbst 2011 zusammen 14 verschiedene rei- semedizinische Fragestellungen bear-

beiteten. Hierbei erhoben wir Studen- ten vor allem Daten für unsere Dis- sertationen. Unter der Leitung von Prof. Dr. med. Thomas Küpper, Insti- tut für Arbeits- und Sozialmedizin an der Rheinisch-Westfälischen Techni- schen Hochschule Aachen, Sport- Flug- und Reisemedizin, beschäftig- ten wir uns mit einer ganzen Reihe unterschiedlicher Themen, beispiels- weise lag ein Schwerpunkt bei der Trinkwasserversorgung und -qualität, zum einen der Trekkingreisenden, parallel aber auch der Sherpadörfer.

Ein sozialmedizinisches Teilprojekt beschäftigte sich mit den Erkran - kungen von einheimischen Trekking - guides und Trägern. Mehrere Frage- stellungen betreffen unmittelbar die Trekker – dabei geht es um Vorer- kranken, Risikoprofile, akute Proble- me unterwegs und ihre Erste-Hilfe- Kenntnisse. Zudem ist ADEMED in ein Lehrprojekt eingebettet, in dem wir lernten, wie Feldforschung und wissenschaftliche Expeditionen in Re gionen mit minimaler Infrastruktur organisiert und durchgeführt werden.

Im Vorfeld der eigentlichen Expediti- on benötigten wir elf Monate intensi- ver Planung und Organisation, um uns schließlich bei einem fast reibungslo- sen Ablauf der Forschung zu widmen.

Mehr Informationen und Neuigkeiten gibt es auch auf unserer Homepage unter: www.ademed.de.

Christian Kühn Autor Christian

Kühn und Assis- tenzärztin Eliza Bajracharya Rai

Ein Abrechnungsbetrug zulasten privat kran- kenversicherter Patienten beziehungsweise zum Nachteil der entsprechenden Versicherun- gen ist ein ausreichender Grund für den Wider- ruf der Approbation. Dies hat das Bundesver- waltungsgericht entschieden.

Nach Auffassung des Gerichts muss ein zu- sätzlicher behandlungsrelevanter Aspekt für den Approbationswiderruf nicht vorliegen. Der Kläger war mit Strafbefehl rechtskräftig verur- teilt worden. Er hatte gegenüber 33 Patienten in 364 Fällen ärztliche Leistung nach der Amt- lichen Gebührenordnung für Ärzte abgerech- net, obwohl er wusste, dass die Leistungen nicht oder nicht in der bezeichneten Art er-

bracht worden waren. Das Bundesverwal- tungsgericht hat bereits in früheren Verfahren entschieden, dass die korrekte Abrechnung der ärztlichen Leistung gegenüber der gesetz - lichen Krankenversicherung zu den Berufs- pflichten gehört und die Gefährdung der finan- ziellen Basis der Krankenkassen durch be - trügerische oder leichtfertige Falschabrech- nungen im großen Umfang eine gravierende berufsrechtliche Verfehlung darstellt. Dies gilt auch für betrügerische Falschabrechnung unmittelbar gegenüber Patienten.

Die berufsrechtliche Pflicht zur ordnungsge- mäßen Abrechnung der ärztlichen Leistungen besteht unabhängig davon, ob es sich um Kas-

senpatienten oder Privatpatienten handelt.

Falschabrechnung zum Nachteil von Privatpa- tienten verletzt nicht nur deren berechtigte Ver- mögensinteressen. Betrügereien im Bereich pri- vatärztlicher Abrechnung schädigen darüber hin aus das Gesundheitssystem, wenn dadurch die private Krankenversicherung und staatlichen Beihilfestellen nach Vorlage von Rechnungen für Leistungen aufkommen, die nicht angefallen sind oder nicht so wie abgerechnet erbracht wurden. Anlass zu dem Approbationswiderruf wegen Unwürdigkeit ist somit das schwerwie- gende Fehlverhalten des Arztes, welches das Vertrauen der Öffentlichkeit in den ärztlichen Berufsstand nachhaltig erschüttert. (Bundesver- waltungsgericht, Beschluss vom 20. September 2012, Az.: 3 B 7.12) RAin Barbara Berner

RECHTSREPORT

Falsche Privatabrechnung: Widerruf der Approbation als Arzt

Mich hat die Arbeit dieses kleinen Teams, das tagtäglich mit den einfachsten Mitteln Menschen aus aller Welt versorgt, beeindruckt.

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(1976), Scripps Institution of Oceanography, Internal Report. GEOSECS Pacific Bottom Hydrogrophy, Radon. and Suspended Por- tJculate Atlas. COG Publication No. Scripps