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Deutsche Zusammenfassung des Positionspapiers zur Globalen Bildungskampagne 2006

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Deutsche Zusammenfassung des Positionspapiers zur

Globalen Bildungskampagne 2006

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Lehrerinnen und Lehrer für alle – die Globale Bildungskampagne 2006

Bildung ist eine der effektivsten Maßnahmen zur Bekämpfung von Armut und Ungleichheit. Dennoch bleibt Millionen von Kindern auf der ganzen Welt der Schulbesuch nach wie vor verwehrt. 15 Millionen zusätzliche Lehrkräfte wären nötig, damit jedes Mäd- chen und jeder Junge in einer Klasse von maximal 40 Kindern von einer qualifizierten Lehrkraft unterrich- tet werden können.

Die Globale Bildungskampagne möchte mit ihrem diesjährigen Schwerpunkt „Lehrerinnen und Lehrer für alle“ auf den akuten Mangel an Lehrkräften und deren katastrophale Arbeitsbedingungen aufmerk- sam machen. Damit soll der Druck auf Regierungen und die internationale Gemeinschaft erhöht werden.

Denn diese müssen Bildung eine höhere Priorität zu- ordnen, damit die „Bildung für alle“-Ziele des Welt- bildungsforums in Dakar 2000 sowie die des Millen- niumsgipfels bis zum Jahr 2015 erreicht werden.

Bildung für alle – eine weltweite Herausforderung

Mehr als 100 Millionen Kinder weltweit können nicht zur Schule gehen, die meisten von ihnen sind Mädchen. Statt zu lernen, arbeiten sie, um zum Ein- kommen ihrer Familien beizutragen. Es gibt aber auch Positives zu berichten: Zwischen 1990 und 2002 ist die Anzahl der eingeschulten Kinder um 75 Millionen gestiegen, unter anderem weil in mehreren Ländern, wie zum Beispiel Kenia, die Schulgebühren abgeschafft wurden. Die hohen Geburtenraten im südlichen Afrika, aber auch in Süd- und Westasien führen zu einer wachsenden Nachfrage nach Bildung.

Aktuelle Schätzungen gehen davon aus, dass bis 2015 weltweit zusätzlich 200 Millionen Kinder neu einge- schult werden müssten.

Um das zu gewährleisten, bedarf es vor allem professionell ausgebildeter und hoch motivierter Lehrkräfte. Sie sehen sich aber in Ländern, wo die heutigen Schüler die Ersten in ihren Familien sind, die jemals eine Schule besuchen können, besonde-

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diese Kinder zu Hause eine andere Sprache oder

kommen aus ärmeren, bildungsfernen Schichten. Ihre Eltern können sie daher nicht bei den Hausaufgaben unterstützen – ohne diese Hilfe und die besondere Zuwendung der Lehrerinnen und Lehrer brechen viele der Kinder die Schule vorzeitig ab.

Das von der internationalen Gemeinschaft für 2005 anvisierte Ziel, ebenso viele Mädchen wie Jungen einzuschulen, wurde in 94 Ländern nicht erreicht. Ein wichtiger Grund hierfür ist, dass der An- teil an weiblichen Lehrkräften gerade in Regionen, in denen weniger Mädchen als Jungen zur Schule gehen, sehr gering ist. In Benin oder im Tschad sind weniger als ein Fünftel des Lehrpersonals Frauen. Erfahrungs- gemäß steigt jedoch die Anzahl der Schülerinnen, wenn Lehrerinnen eingesetzt werden. Zusätzlich problematisch ist, dass Lehrerinnen in vielen Ländern Benachteiligung und Diskriminierung erfahren.

Unterrichten heute –

ein Beruf am Rand des Abgrunds

Um das im Jahr 2000 vereinbarte Millenniums- ziel „Grundschulbildung für alle Mädchen und Jungen bis zum Jahr 2015“ zu erreichen, fehlen weltweit mindestens 15 Millionen zusätzliche Lehrkräfte.

Derzeit unterrichten etwa 26 Millionen Lehrerinnen und Lehrer, oft unter katastrophalen Bedingungen.

Die Klassenstärken sind häufig zu groß, teilweise müssen die Lehrkräfte in mehreren „Schichten“ am Tag unterrichten, oder sie betreuen gleichzeitig ver- schiedene Klassenstufen. Folglich leiden viele unter Demoralisierung und Erschöpfung.

Neben geringer Bezahlung, schlechter Ausbildung, unsicheren Arbeitsbedingungen und mangelnden Aufstiegschancen gibt es einen weiteren negativen

„Gute Bildung ist für unsere Kinder essenziell. Ich denke, jeder von uns erkennt, dass die Vermitt- lung von Bildung ‚mehr als alles andere‘ von der Qualität der Lehrer und der Beschaffenheit des Unterrichts abhängt, dem unsere Jugend ausgesetzt ist.“

(James D. Wolfensohn, ehemaliger Weltbankdirektor, 1994)

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„Wir haben nicht genügend Schulmaterial, Bücher und Computer. Die Klassenräume sind überfüllt. Jede Lehrkraft beaufsichtigt täglich 160 Kinder, 80 am Morgen und 80 am Nachmittag. Viele Schülerinnen und Schüler kommen aus armen Familien, die ihnen die notwendigen Unterrichtsmaterialien nicht kaufen können... Aber ich würde meinen Beruf als Lehrerin für keinen anderen Job der Welt aufgeben. Lehrerin sein, das ist eine Berufung, die Verantwortungsbewusstsein und Leidenschaft erfordert. Man stellt sich in den Dienst der Kinder dieser Welt.“ Martine Hujawimana, Lehrerin aus Ruanda

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Seit dem Jahr 2000 gilt ein neues Paradigma in der Entwicklungszusammenarbeit: nachhaltige Armutsre- duzierung und damit einhergehend eine Verstärkung der Bereiche Bildung und Gesundheit. Bisher sind allerdings die Industrieländer ihrem Versprechen, die Finanzen für die Entwicklungszusammenarbeit bis 2010 um 50 Milliarden US$ zu erhöhen, nur sehr schlep- pend nachgekommen. Stattdessen flossen 95 Prozent der bisherigen Erhöhung der Entwicklungshilfe in den Schuldenerlass für den Irak. Auch die Entwicklungshilfe, die für den Bildungssektor aufgewendet wird, ist in den letzten Jahren nur minimal gestiegen. Mit 2,6 Milliarden US$ jährlich macht sie gerade mal sechs Prozent aller Ausgaben in der Entwicklungszusammenarbeit aus. Um das Ziel universaler Grundbildung bis 2015 zu erreichen, bedürfte es jedoch zwischen fünf und zehn Milliarden US$ jährlich.

Der internationale Währungsfonds (IWF) und die Weltbank koordinieren einen Großteil der multilateralen Entwicklungshilfe. Ihre Kredite sind in der Regel an har- te Konditionen geknüpft, die einer langfristigen sozialen Entwicklung oft entgegenlaufen. So fordert der IWF Entwicklungsländer auf, ihre Inflation möglichst gering zu halten und deshalb Ausgaben im öffentlichen Sektor zu reduzieren. In Sambia konnten 9000 Lehrkräfte nicht eingestellt werden, da die Mittel für Bedienstete des öf- fentlichen Sektors gestrichen wurden.

Faktor: Die Wertschätzung von Lehrkräften in der Gesellschaft ist in den letzten Jahren erheblich zurück- gegangen – und zwar weltweit. Lehrerinnen und Lehrer werden zu Sündenböcken für gesellschaftliche Probleme aller Art gemacht. Vor allem trügen sie die Schuld für die schlechte Ausbildung der Jugend. Zu diesen Pro- blemen kommt hinzu, dass aufgrund fehlender Gelder die Ausbildungsstandards für Lehrkräfte sinken. Viele werden schlecht, manche gar nicht auf ihre Lehrtätigkeit vorbereitet. Auch verdienen unausgebildete Lehrkräfte häufig nur einen Bruchteil des ohnehin schon geringen Lehrergehalts.

Die Blockierung aufheben – Lehrkräfte werden Bildung für alle liefern

Diese Aussage von Nyerere ist heute aktueller als je zuvor. In Entwicklungsländern, die unter Kriegen, HIV/

Aids oder wirtschaftlichen Krisen leiden, sorgen vor allem Lehrerinnen und Lehrer dafür, das Fundament für eine bessere Zukunft zu legen.

„Lehrer beeinflussen, mehr als irgendeine andere Gruppe, die Meinungen der Menschen und formen die Ideen und Zukunftspläne der ganzen Nation.“

(Julius Nyerere, The Power of Teachers, 1966)

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Hinzu kommt ein geringes Wirtschaftwachstum,

das viele der ärmsten Staaten daran gehindert hat, in die Grundschulbildung zu investieren. Allerdings ha- ben sie die Ausgaben für Bildung auch nicht – wie seit langem versprochen – auf sechs Prozent des Brutto- nationaleinkommens erhöht, sondern geben weniger als 3,5 Prozent für den gesamten Bildungssektor aus.

In ihre Grundschulbildung investieren diese Länder im Durchschnitt weniger als in ihr Militär.

Aber es gibt auch Lichtblicke: Die „Fast Track Ini- tiative“ der Weltbank hat grundlegende Kriterien für die Entwicklung von Bildungsplänen erarbeitet und unterstützt Regierungen in den Entwicklungsländern bei deren Umsetzung. Mit dieser Initiative könnten in den nächsten Jahren bis zu 60 Länder erreicht werden, in denen etwa 70 Prozent der derzeit nicht eingeschulten Mädchen und Jungen leben. Die Indus- trieländer stehen nun in der Pflicht, ihren Zahlungs- versprechen nachzukommen: Investitionen in den Bildungssektor sollten bei der Armutsbekämpfung an erster Stelle stehen.

Die Globale Bildungskampagne hat folgende Forderungen:

Die Regierungen der Entwicklungs- länder müssen

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angfristige und tief greifende Reformpläne zur Erreichung des Ziels „Bildung für alle“ formu- lieren,

in ihren Strategien zur Armutsbekämpfung der Bekämpfung der Kinderarmut und dem Thema Bildung einen größeren Stellenwert einräu-

men,mindestens drei Prozent ihres Bruttonational- einkommens für Grundbildung und insgesamt 20 Prozent für das allgemeine Bildungswesen aufwenden,

Schulgebühren abschaffen,

mit Bildungsgewerkschaften zusammenarbeiten, um innerhalb von fünf Jahren auch ungelernte Lehrkräfte und solche mit Kurzzeitverträgen vollständig in das nationale Bildungssystem zu integrieren.

IWF und Weltbank müssen

die Regierungen der Entwicklungsländer mo- tivieren, nachhaltige Bildungsstrategien zu entwickeln, so dass jedes Kind in einer ange- messenen Klassengröße lernen kann,

mit Regierungen in Industrie- und Entwick- lungsländern kooperieren, um Neueinstellun- gen von Lehrkräften zu bewirken,

die Empfehlung der „Fast Track Initiative“ re- vidieren, nach der das Gehalt der Lehrerinnen und Lehrer nicht mehr als 3,5-mal so hoch wie das Durchschnittseinkommen sein darf.

Die Regierungen der Industrieländer müssen

ihre Versprechen einlösen und 0,7 Prozent ihres Bruttonationaleinkommens für die Ent- wicklungszusammenarbeit aufwenden,

verlässliche Finanzzusagen machen, die eine Planung über einen Zehn-Jahres-Zeitraum zu- lassen,

die von der niederländischen Regierung vor- geschlagene Reform der „Fast Track Initiative“

– Vorauszahlungen für zukünftige Bildungsplä- ne zu erlauben – umsetzen,

sich für die Abschaffung von Schulgebühren einsetzen und dabei sicherstellen, dass trotz- dem genügend Geld für die Einstellung von neuen Lehrkräften vorhanden ist.

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Die deutschen Mitglieder der Globalen Bildungskampagne Aktion Weißes Friedensband e.V.

CARE International Deutschland e.V.

Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Kindernothilfe e.V.

Oxfam Deutschland e.V.

Plan International Deutschland e.V.

World University Service e.V.

WORLD VISION Deutschland e.V.

Schirmherrin der Globalen Bildungskampagne in Deutschland ist

Prof. Dr. Gesine Schwan, Präsidentin der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder).

Unsere Webseite fi nden Sie unter www.bildungskampagne.org.

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