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A R S M E D I C I 1 12 0 0 5 4 9 5

I N T E R V I E W I N T E R V I E W

Viele Therapien sind bei alten Menschen genauso wirkungs- voll wie bei jüngeren. Trotz- dem werden Herzpatienten im höheren Lebensalter oft untertherapiert, moniert Professor Dr. Karl Werdan, Kongresspräsident der dies- jährigen Jahrestagung der deutschen Gesellschaft für Kardiologie. Im Interview nimmt der Herzspezialist zu wichtigen Themen der kardio- logischen Grossveranstaltung Stellung.

ARS MEDICI: Herr Professor Werdan, was ist die wichtigste Botschaft des diesjährigen deutschen Kardiologen- Kongresses?

Werdan:Schwerpunktthema der Tagung waren Herzerkrankungen beim älteren Menschen, die in der Vergangenheit oft stark vernachlässigt wurden. Immer noch sind viele ältere Herzpatienten unterthe- rapiert. Dies gilt zum Beispiel für die Behandlung der Hypertonie mit Anti-

hypertensiva, deren Nutzen bei al- ten Menschen oft sogar noch bes- ser ist als bei jüngeren Patienten.

Denn im hohen Alter ist natur- gemäss viel häufiger mit lebensbe- drohlichen Herz-Kreislauf-Kompli- kationen zu rechnen, sodass sich die Therapieerfolge schon bei ei- ner viel geringeren Patientenzahl zeigen, was sich mit der «number needed to treat» einfach in Zahlen ausdrücken lässt. Dabei sollte man bedenken, dass es nicht nur um die Verlängerung des Lebens geht, sondern auch um die Vermeidung schwer wiegender Komplika- tionen. Zum Beispiel ist jeder ver- hinderte Schlaganfall für einen al- ten Menschen als hoher Gewinn an Lebensqualität anzusehen.

Warum werden ältere Menschen un- tertherapiert?

Schuld ist häufig die Besorgnis vor Neben- wirkungen, mit denen man alte Men- schen nicht mehr belasten will. Dies ist eine häufige Begründung, warum ältere Patienten oft nicht in den Genuss nützli- cher Therapien kommen. Doch statt alten Menschen wirkungsvolle Therapien kom- plett vorzuenthalten, sollte man lieber darauf achten, die Präparate vorsichtiger

zu dosieren und langsamer aufzusättigen.

Bei der Herzinsuffizienz ist im hohen Alter die Betablocker-Dosierung dann eben bis zur Erreichung der Zieldosis nicht alle zwei, sondern alle vier Wochen zu ver- doppeln.

Bezieht sich Ihre Kritik nur auf die me- dikamentöse Therapie?

Nein. Ähnliches gilt auch für invasive Massnahmen. Zum Beispiel werden Herzkatheter-Behandlungen bei älteren Patienten immer noch zu selten durchge- führt, da erhöhte Komplikationsraten be- fürchtet werden oder der Benefit als zu niedrig angesehen wird. Beide Ein- schätzungen sind allerdings oft nicht rich- tig. Nach einer neuen Studie, die in Mann- heim präsentiert wurde, ist zum Beispiel

«Älteren Herzpatienten keine Therapien vorenthalten»

71. Jahrestagung der deutschen Gesell- schaft für Kardiologie in Mannheim:

Interview mit Kongresspräsident Professor Dr. Karl Werdan

Herzkatheter-Unter- suchungen werden noch zu

selten durchgeführt.

Professor Dr. Karl Werdan

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der Nutzen von Herzkatheter-Behandlun- gen bei über 80-jährigen Angina-pectoris- Patienten genauso hoch wie bei den 60-Jährigen. Schmerzen und die subjek- tive Gesundheitseinschränkung verbes- serten sich bei den über 80-Jährigen sogar etwas mehr, während die Komplikations- rate nur unwesentlich höher war.

Ähnliches gilt für die Aortenstenose, die eine häufige Ursache für Leistungsein- schränkungen im höheren Alter darstellt.

Denn auch bei alten Menschen lassen sich mit einem Klappenersatz hervorragende Therapieerfolge erzielen, wenn zum Bei- spiel statt künstlicher Herzklappen eine Bioprothese zum Einsatz kommt und so- mit auf eine dauerhafte Antikoagulation verzichtet werden kann. Auch hier ist zu betonen, dass es nicht nur um die Lebens- verlängerung geht, sondern zu einem grossen Teil um die Lebensqualität. So- wohl die Leistungsfähigkeit als auch die Beschwerdearmut lassen sich bei alten Menschen mit einem solchen Klappen- ersatz oft immens steigern.

Worauf sind die Fortschritte der inva- siven Verfahren zurückzuführen?

Zum einen werden die neueren OP-Tech- niken aufgrund der weiter ansteigenden Lernkurve immer besser beherrscht. Zum anderen hat es in der Vergangenheit zahl- reiche Weiterentwicklungen in der peri- operativen Intensivmedizin gegeben, wie etwa die schonenderen Beatmungstech- niken. Insgesamt kommt man heute mit der Multimorbidität alter Patienten immer besser zurecht, sodass invasive Eingriffe auch im hohen Lebensalter auf einem si- cheren Boden stehen. Früher war es zum Beispiel selbstverständlich, dass die Pati- enten nach einem Herzeingriff mehrere Tage auf der Intensivstation lagen, während heute viel früher extubiert wird

und häufig schon am ersten postopera- tiven Tag die Verlegung auf eine Normal- station erfolgen kann.

Ein interessanter Kongresspunkt be- traf den Einfluss von Depressionen auf die koronare Herzerkrankung, der in den letzten Monaten immer stärker betont wurde. Hat man diesen Zu- sammenhang in der Vergangenheit unterschätzt?

Schon lange gibt es Vermutungen, dass psychische Erkrankungen das Voran- schreiten von Herzerkrankungen fördern.

Der exakte Einfluss war jedoch über viele Jahre nicht klar. Allerdings zeigen nun auf- wändige epidemiologische Untersuchun- gen, allen voran die unlängst publizierte

«Interheart»-Studie mit 30 000 Teilneh- mern, dass depressive Syndrome das Risiko für eine koronare Herzerkrankung ungefähr verdoppeln. Insgesamt muss man sagen, dass Depressionen in Bezug auf Herzerkrankungen noch viel mehr Aufmerksamkeit erfahren müssen und ab sofort in einem Atemzug mit den klassi- schen Risikofaktoren wie Rauchen, Blut- hochdruck, Diabetes mellitus oder Fett- stoffwechselstörungen zu nennen sind.

Nicht vergessen sollte man auch, dass rund jeder zweite Patient nach einem Herzinfarkt depressive Symptome ent- wickelt, die dem betreuenden Arzt nicht entgehen sollten. Aus diagnostischer Sicht hat sich dabei zum Beispiel die Ver- wendung standardisierter Fragebögen als überaus hilfreich erwiesen, mit denen sich

die psychische Ebene nicht nur Zeit spa- rend, sondern auch sehr zuverlässig erfas-

sen lässt. ●

Die Fragen stellte Karl Eberius

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I N T E R V I E W I N T E R V I E W

«Älteren Herzpatienten keine Therapien vorenthalten»

Jeder zweite Infarkt- patient entwickelt depressive

Symptome

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F a a a a z z z z ii ii tt tt ff ff ü ü ü ü r r r r d d d d ii ii e e e e

P r a x i s P r a x i s

●Schwerpunkt des diesjährigen Kardiologen-Kongresses in Mann- heim waren Herzerkrankungen beim älteren Menschen. Dabei zeigte sich deutlich, dass viele Menschen im höheren Lebens- alter aus Angst vor Nebenwir- kungen untertherapiert sind.

Dies gilt zum Beispiel für Hyper- toniemedikamente oder Choles- terinsenker.

●Allerdings muss die Medikamen- tengabe bei älteren Patienten vorsichtiger begonnen werden, und die Dosierungen sind lang- samer zu steigern.

●Auch invasive Verfahren sind für alte Herzpatienten oft Gewinn bringend. So verbessern beispielsweise Herzkatheter- Eingriffe bei über 80-jährigen KHK-Patienten die Lebensqua- lität genauso gut wie bei den 60-jährigen Patienten, wobei nur mit unwesentlich höheren Kom- plikationsraten zu rechnen ist.

●Ähnliches gilt für die weit ver- breiteten Aortenklappensteno- sen, bei denen sich auch im hohen Alter mit einem Klappen- ersatz die Lebensqualität deut- lich verbessern lässt.

●Ein interessanter Aspekt des dies- jährigen Kardiologen-Kongresses war zudem der Konsens, dass Depressionen das KHK-Risiko ver- doppeln und somit zu den Haupt- risikofaktoren einer koronaren Herzerkrankung zu rechnen sind.

Te i l n e h m e r- R e k o r d

Der deutsche Kardiologen-Kongress er- freut sich immer grösserer Beliebtheit.

Nachdem es bereits im letzten Jahr mit 6300 Teilnehmern einen neuen Rekord gegeben hatte, wurden in diesem Jahr sogar über 6400 Besucher gezählt. Einen wesentlichen Anteil an dem anhalten- den Aufwärtstrend hat dabei möglicher- weise die in Deutschland neu geregelte Fortbildungspflicht für Ärzte, wonach die regelmässige Fortbildung mit Punk- ten nachgewiesen werden muss.

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