• Keine Ergebnisse gefunden

Ein gutes Neues fröh-liches Weihnachten

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Ein gutes Neues fröh-liches Weihnachten"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

1 1 5 8 A R S M E D I C I 2 5 / 2 62 0 0 5

ENICUM

Ein gutes Neues fröh- liches Weihnachten

Nach der letzten Sprechstunde vor Weih- nachten sitze ich mit meinen MPA und meiner Frau vor dem Praxis-«Gabentisch».

Alle Gschänggli werden gerecht verteilt.

Die Agenden finden seit Jahren genauso begeisterte Abnehmer wie die Bildkalen- der. So sind die luxuriösen Terminer (in Leder mit Goldschnitt) Objekte der Be- gierde von befreundeten, hip-hop gestyl- ten Teenagern. An meinen geradlinigen, aufrechten Buchhalter geht die Querfor- matagenda. Für den Riesenplaner ist die klitzekleine Marktfrau vorgemerkt, bei der wir unser Gemüse kaufen. Den Fotokalen- der mit Schweizer Berglandschaften schicke ich alljährlich meinem indischen Kollegen, der seinerzeit hier mit mir stu- diert hat und seit Jahrzehnten in Bombay praktiziert. Den Apothekenkalender mit Stichen von Heilpflanzen liebt meine Zür- cher Schwiegermutter, die in dieser Stadt vermutlich nur noch Beton und keine Ve- getation mehr zu Gesicht bekommt.

Dann gehts ans Eingemachte. Meine MPA sind auf Diät, deshalb krallen sie sich nur die Pralinéschachteln und Guetzli-Tüten.

Augenscheinlich macht das weniger dick als die sauren Gurken mit Dill, die Zucchinipickles und die eingekochten Tomatenkonserven, die meine Patientin- nen liebevoll in ihren Küchen gezaubert haben … Seufzend überlegt meine Frau, wie sie uns diese nicht immer schmack- haften Gaben diskret unterjubeln kann, denn weggeworfen wird bei uns nichts.

Schon gar nicht Lebensmittel. Dazu gehört natürlich auch Wein. Ich opfere mich, den Inhalt der geschenkten Fla- schen im Laufe des Jahres zu vernichten.

Denn erstens ist Wein gefährlich, insbe- sondere für den alkoholvulnerablen Orga- nismus von Frauen, und zweitens kann man ihn nicht Gästen auftischen, denn Patienten schenken immer nur eine Flasche. Na hoffentlich auch, schliesslich ist man kein Säufer, sondern Hausarzt!

Alpenbitter und Chrüter entsorgt die Putzfrau. Für ihren Mann, einen Bündner.

Die vertragen so etwas.

Ganz besonders liebe ich die Weihnachts- post. Immer häufiger bekommt man lei- der nur lakonisch signierte Karten nach angelsächsischem Vorbild. Effizienz zeigt sich im Komprimieren und Präzisieren, auch in der Sprache. «E guets Nois» be- zieht sich natürlich aufs Jahr, genauso klar wie «En Guete» auf den Appetit, den ich auf den Spirig-Lachs habe. «X-Mas» spart Platz und Schreibkraftzeit, aber da der amerikanische Pharmakonzern die Karte gedruckt und nicht handschriftlich ver- fasst hat, könnte er «Weihnachten» auch aus- und deutsch schreiben. Politisch kor- rekt schreibt er «Season’s greetings».

Kanzleideutsch und überschwängliche französische Höflichkeitsformen weichen dem knappen Englischen. Noch findet sich zwar in vielen Karten der Aufdruck

«Fröhliche Weihnachten und ein gutes Neues Jahr», doch das wird vermutlich

bald zu einem einzigen Grusssatz «Ein gutes Neues fröhliches Weihnachten»

zusammengezogen. Schenkt man dem anderen weniger Worte, Zeit und Auf- merksamkeit, dann geht damit auch ein bisschen Kultur und Zuwendung verloren.

Doch es gibt auch wunderbare Gegenbei- spiele: liebevoll sternenbeklebte Karten, selbst gebastelte Glückwunsch-Gesamt- kunstwerke mit Miniaturkrippen, aufre- gend gestylte und parfümierte Pracht- briefe. Samichläuse in jeder Farbe, Falttännchen, geflochtene dänische Her- zen zu Weihnachten. Und zum Jahres- ende/-anfang selbst gemalte Sektflaschen und ein schwarzer Karton mit Silberflitter und Sternchen, um den Feuerwerk- Sylvesterhimmel zu visualisieren. Ein mas- sives Angebot an Glücksschweinen, Huf- eisen, Kleeblättern und Fliegenpilzen wünscht mir Glück. Lange Briefe mit Ka- tamnesen, wie es jetzt meinen Patienten geht. Fotos von der ganzen Familie, die alle mal bei mir in Behandlung waren.

Rundbriefe, die auch an den «Lieben Herrn Doktor» gehen, der augenschein- lich zum Familien- und Freundeskreis ge- zählt wird. Darf ich Sie zu meinem Leser- kreis zählen? Bitte entschuldigen Sie, wenn ich Ihnen allen hier nur gedruckt in grosser Auflage ein frohes Fest und ein gutes Neues Jahr wünsche – es ist ge- nauso herzlich gemeint, wie wenn es selbst gebastelt wäre.

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Droste Meersburg sowie das Hotel Heiligenberg bedanken sich bei allen Gästen für ihre Treue und wünschen ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins Jahr 2017. Wir freuen

Für das uns entgegengebrachte Vertrauen und die langjährige Treue sagen wir all unseren Gästen, Freunden, Bekannten und unseren Familien ein herzliches DANKESCHÖN und wünschen

Unserer verehrten Kundschaft, Freunden und Bekannten danken wir für das uns entgegengebrachte Vertrauen und wünschen Ihnen ein frohes Weihnachtsfest und ein gutes neues Jahr..

Spielform «Alkohol behindert die Wahrnehmung»

Alte Wege wurden verändert, neue Wege wurden gesucht und haben sich aufgetan - all dies auch auf dem Gelände der Waldorfschule Schwäbisch Gmünd?. Dieses wunderbare Neue gilt es nun

Der ehemalige französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy wird wegen illegaler Wahlkampffinanzierung zu Hausarrest für die Dauer von einem Jahr ohne Bewährung verurteilt.?.

schließlich, dass die neuartige Krankheit in Form eines stäb- chenartigen Erregers von der Affenart übertragen wurde, die man zur Gewinnung des Polio-Impfstoffes nutzte: 700

„Weihnachtsausgabe“, sondern auch so etwas wie eine Jahreszusammenschau, die sich neben den vielen Themen, die wir wieder in dieser Ausgabe versammelt haben, auch aus