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Cannabis und Cannabinoide eher wenig wirksam

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Academic year: 2022

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STUDIE REFERIERT

Mit der Änderung gesetzlicher Vorga- ben ist das Interesse an medizinischen Verwendungen von Hanfwirkstoffen und -präparaten in den USA und auch in Europa stark gestiegen. Ein Indika - tionsgebiet ist die Behandlung von CNCP. Die vorliegende Übersicht hat erstmals gemeinsam alle Daten zu Stu- dien bei CNCP mit Hanfprodukten (Cannabis) und mit Hanfwirkstoffen (Cannabinoiden) zusammengetragen.

Grosse Vielfalt an Wirkstoffen

Die Autoren sammelten zunächst alle bisherigen Reviews (und die darin be- rücksichtigten Studien) und erstellten darüber hinaus vier systematische Re- views zu den spezifischen Schmerzzu- ständen neuropathischer Schmerz, Fi- bromyalgie, Arthritis sowie gemischte Gruppen von CNCP. In den erfassten Studien wurden Tetrahydrocannabinol (THC), Cannabidiol, die Kombination von THC und Cannabidiol, ferner pflanzlicher Cannabis (C. sativa L.) sowie andere Cannabinoide (z.B. THC- Säure, Cannabidivarin, Nabilon, Dro- nabinol) geprüft.

Für die Übersicht wurden randomi- sierte, kontrollierte Studien (RCT) be- rücksichtigt, darüber hinaus aber auch nicht randomisierte, quasi experimen- telle, beobachtende und retrospektive Untersuchungen. Insgesamt wurden für den Review 91 Publikationen über 104 Studien mit 9958 Patienten verwendet – 47 waren RCT und 57 Beobachtungs- studien; 48 Studien betrafen neuropathi- schen Schmerz, 7 Studien Fibromyalgie, eine die rheumatoide Arthritis sowie 48 Studien andere CNCP, zum Beispiel durch Spasmen bedingte chronische Schmerzen bei Multipler Sklerose (MS).

Hohe NNT

In den RCT betrugen die gepoolten Er- eignisraten für eine 30-Prozent-Schmerz-

reduktion 29 Prozent für Cannabinoide und 25,9 Prozent für Plazebo. Für Can- nabinoide wurde ein signifikanter Effekt gefunden, mit einer «number needed to treat» (NNT) von 24 (95%-Konfidenz- intervall [KI]: 15–61). Für eine 50-Pro- zent-Schmerzreduktion war der Unter- schied zu Plazebo hingegen nicht signi- fikant. Die gepoolte Veränderung bei der Schmerzintensität entsprach einer Ab- nahme von 3 mm auf einer 100-mm-Visu - ellen-Analogskala im Vergleich zu Plazebo.

Niedrige NNTH

In den RCT betrugen die gepoolten Er- eignisraten für Nebenwirkungen aller Art 81,2 Prozent für Cannabinoide und 66,2 Prozent für Plazebo, entsprechend einer «number needed to harm» (NNTH) von 6 (95%-KI: 5–8). Es ergaben sich keine signifikanten Auswirkungen bei körperlichen und emotionalen Funktio- nen und eine Evidenz geringer Qualität für verbesserten Schlaf und für die Ge- samteinschätzung durch die Patienten.

Beste Evidenz

bei Multipler Sklerose

Die Evidenz für eine Effektivität von Cannabinoiden bei CNCP ist insgesamt beschränkt. Dies liegt einerseits an den oft sehr kleinen Teilnehmerzahlen in den Studien, die erfahrungsgemäss eher zu einer Überschätzung der Effektgrös- sen führen. Andererseits waren die Stu- diendauern mit median acht Wochen sehr kurz, was angesichts der chroni- schen Natur von CNCP kaum Rück- schlüsse auf den langfristigen Nutzen erlaubt. Ungeklärt bleibt auch, ob es im Zeitverlauf zu einer Wirkungsabnahme der Cannabinoide kommt und ob Tole- ranzentwicklungen, iatrogene Abhän- gigkeit und Entzugssymptome Pro- bleme bereiten könnten.

Das am häufigsten studierte Cannabi- noid war Nabiximols, eine Pflanzenex-

traktmischung aus den Blättern und Blüten der Hanfpflanze (in der Schweiz als Sativex®Mundspray zur Therapie schmerzhafter Muskelspasmen bei MS zugelassen). Im Vergleich zu anderen Cannabinoiden bestand das höchste Ausmass an Evidenz hoher Qualität für Nabiximols.

Die Autoren kommen zu folgenden Schlussfolgerungen: Es erscheint als un- wahrscheinlich, dass Cannabinoide bei CNCP hoch effektive Medikamente sind. Ebenso wenig wahrscheinlich ist, dass Cannabinoide eine Monotherapie für CNCP sind. Es gibt jedoch Evidenz mittlerer und hoher Qualität, die den Einsatz von Nabiximols zur Erzielung mässiger Schmerzreduktionen in der er- gänzenden Therapie der MS stützen.

Allerdings waren in den gepoolten Daten die geschätzten NNT hoch und die NNTH niedrig, was zu häufigen Behandlungsabbrüchen wegen uner- wünschter Wirkungen führte. Daneben ergab der Review minimale Evidenz für eine Effektivität von Cannabinoiden in weiteren Bereichen, die für Patienten mit CNCP bedeutsam sind, beispiels- weise körperliche und emotionale Funktionsfähigkeit. Da Patienten mit chronischen Schmerzen oft komplexe Komorbiditäten aufweisen, ist eine multidisziplinäre Therapie unter Be- rücksichtigung von körperlichen und psychologischen Behandlungsansätzen aussichtsreicher als ein nur auf Medika- menten basierendes Konzept. HB s Quelle: Stockings E et al.: Cannabis and cannabi- noids for the treatment of people with chronic noncancer pain conditions: a systematic review and meta-analysis of controlled and observatio- nal studies. Pain 2018: 159: 1932–1954.

Interessenlage: Einige Autoren der referierten Originalarbeit deklarieren finanzielle Unterstüt- zung bei Forschungsvorhaben durch Pharma - firmen mit Interessen auf dem Gebiet der Schmerztherapie.

Chronische nicht krebsbedingte Schmerzen

Cannabis und Cannabinoide eher wenig wirksam

Unter chronischen nicht krebsbedingten Schmerzen (chronic non-cancer pain, CNCP) werden ganz un- terschiedliche Krankheitsbilder wie neuropathischer Schmerz, Fibromyalgie oder Spasmen bei Multi- pler Sklerose zusammengefasst. Zu ihrer Behandlung mit Cannabinoiden gibt es etliche, zumeist aber sehr kleine Studien. Ein systematischer Review hat diese gesichtet.

Pain

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ARS MEDICI 1+2 | 2019

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