Symmetrische Ableitungen von Massen
Hyuksung Kwon 5. Juni 2013
Inhaltsverzeichnis
1 Einf¨uhrung 1
2 Hardy-Littlewood Maximaloperator 2
3 Symmetrische Ableitung vom positiven Maß 7
1 Einf¨ uhrung
Definition 1.1 (Borelmaß und ¨außeres Maß). SeiBd die Menge aller Borelmengen imRd, und bezeichne M(Rd,Bd) die Menge aller auf Rd definierten positiven Maße. Ein µ ∈ M(Rd,Bd) heißt Borelmaß, wenn jede kompakte Teilmenge k von Rd endliches Maßµ(k) hat.
Eine Abbildungµ∗ :P(Rd)→[0,∞] heißt ein ¨außeres Maß, wenn 1) µ∗(∅) = 0,
2) A⊆B ⇒µ∗(A)≤µ∗(B), ∀A, B ⊆Rd, (Monotonie) 3) µ∗([
n∈N
An)≤X
n∈N
µ∗(An). (sub-σ-Additivit¨at von µ∗) Bemerkung 1.2. Jedes Borelmaßµerzeugt ein ¨außeres Maßµ∗. Definition 1.3 (Regul¨arit¨at). Seiµ∈M(Rd,Bd).
1) µ heißt von innen regul¨ar ⇐⇒µ(A) = sup{µ(K) :K ⊆A , K kompakt}
2) µ heißt von außen regul¨ar ⇐⇒µ(A) = inf{µ(G) :G⊆A ,G offen}
3) µ heißt regul¨ar ⇐⇒µ(A) ist von beiden regul¨ar Definition 1.4 (µ∗ messbar und σ-Algebra).
1) Eine Menge A ∈ P(Ω)heißt µ∗ messbar, wenn µ∗(M)≥µ∗(A∩M) +µ∗(Ac∩M),
∀M ⊆Rd.
2) Die Menge Aµ:={A⊆Ω : A µ∗messbar} ist eine σ-Algebra, und µ∗|Aµ ist ein Maß auf Aµ.
Bemerkung 1.5. Ein ¨außeres Maß µ∗:P(Ω)→[0,∞] heißt regul¨ar bez¨uglich µ, falls f¨ur jede MengeE ⊂Ω eine µ∗ messbare Obermenge A⊃E mitµ∗(E) =µ∗(A) existiert.
Satz 1.6 (Radon-Nikodym und Lebesgue Zerlegungssatz). Seien µ,σ positive Borelmaße auf Rd.
1) Dann gibt es zwei eindeutig bestimmte Maßeµs und µa aus positiven Borelmaß mit µ=µs+µa, sodass µs⊥σ , µsσ gilt. (Lebesgue Zerlegungssatz)
2) Seif :Rd→[0,∞]. Dann gilt µa(A) = Z
A
f dσ , A∈ B.(Satz von Radon-Nikodym)
Beweis. Siehe Wolfgang Wertz: Mass- & Wahrscheinlichkeitstheorie Seite 108, 133.
Satz 1.7. Seien µ,σ positive Borelmaße aufRd, seiµ=µs+µa die Zerlegung aus dem Lebes- gueschen Zerlegungssatz, und bezeichne σ∗, µ∗, µ∗s, und µ∗a die entsprechenden ¨außeren Maße.
Weiters setzeA{µ,σ} :=Aµ∩Aσ, und sei f die Radon-Nikodym Ableitung von µa nach σ. Dann gilt
1) µ∗|A{µ,σ} =µ∗s|A{µ,σ}+µ∗a|A{µ,σ}, sodass µ∗s|A{µ,σ}⊥σ∗|A{µ,σ} , µ∗a|A{µ,σ} σ∗|A{µ,σ}. 2) µ∗a(A) =
Z
A
f dσ∗|Aσ, A∈Aσ.
Beweis. Zuerst zeigen wir die absolut stetigen Teil. Sei A∈Aσ. W¨ahle Q∈ B mitQ⊇A und σ∗(Q\A) = 0, seiS ∈ B mitS ⊇Q\A, und σ(S) = 0. Dann giltµa(S) = 0, µ∗a(Q\A) = 0.
Das heißt A∈Aµa, so folgt Aµa ⊇Aσ. Also, Z
Q\A
f dσ∗|Aσ = Z
S
f dσ =µa(Q) =µ∗a(A).
Es bleibt noch die Orthogonalit¨at zu zeigen.Aµ=Aµs∩Aµa impliziert, dassA{µ,σ} =Aµs∩Aσ und µ∗s|A{µ,σ} messbar sind. Nun w¨ahlen wir S∈ B mitµs(Rd\S) = 0,σ(S) = 0. Also
µ∗s(Rd\S) = 0 , σ∗(S) = 0 undS ∈A{µ,σ}, so folgtµ∗s|A{µ,σ}⊥σ∗|A{µ,σ}.
2 Hardy-Littlewood Maximaloperator
Definition 2.1. Seiσ ein positives Borelmaß auf Rd und f ∈L1(σ). Dann heißt Mσf :Rd→ [0,∞] Hardy-Littlewood Maximaloperator, wenn
(Mσf)(x) =
sup
r>0
1 σ(B(x, r))
Z
B(x,r)
|f|dσ , x∈supp(σ)
0 , x /∈supp(σ).
Lemma 2.2 (Lemma von Rising Sun). Sei F : [a, b]→ R eine stetige Funktion auf ein kom- paktes Interval [a, b], und sei U = {x ∈ (a, b)|∃y, F(y) > F(x), x < y < b}. Dann ist E eine offene Menge und kann man U als die Vereinigung der abz¨ahlbaren disjunkten nichtleeren offenen Intervalle bezeichnen, wie folgt
U =[
n
(an, bn), n∈N.
(F¨ur jedesn∈N, entweder F(an) =F(bn) oder F(bn)≥F(an) mit an=a).
Beweis. Wegen der Stetigkeit von F, ist U offen und k¨onnen wir U als die Vereinigung der abz¨ahlbaren disjunkten nichtleeren offenen IntervalleIn := (an, bn) mit an, bn ∈/ U bezeichnen.
Jetzt ist unsere BehauptungF(bn)≥F(x), x∈(an, bn). Machen wir die Widerspruchsannahme.
Sei F(bn) < F(x) und sei A ein kompakte Teilmenge von [x, bn], die aus ein Punkt y mit
F(y)≥F(x) besteht. Dann enth¨alt A x aber nicht bn, und dazu hat es eine gr¨oßte Element z.
Weilz inU liegt, gibt es ein Punkty mitz < y < bundf(y)> f(z). Wir wissenbn∈/U, sodass f(t)≤f(bn), bn≤t≤b. Also wegen f(y)> f(z)≥f(x)> f(bn), mussy in (z, bn) liegen. Das ist Widerspruch zu der Maximalit¨at von z. Daraus folgtf(bn)≥f(an).
Nun denken wir 2. Fall. Sei an 6=a. Weil der Endpunkt an nicht inU liegt, existiert es ein Punkt y mit F(y) ≤ F(an) f¨ur alle an ≤ y ≤ b. Also erhalten wir F(bn) ≤ F(an), insgesamt F(bn) =F(an). Wennf(x) =f(an) in einem inneren Punkt, dann giltf(y)≤f(x) ∀x < y < b.
Das ist Widerspruch zu x∈U.
Jetzt k¨onnen wir beweisen, die 1.dimensionale Hardy-Littlewood Maximalgleichung.
Theorem 2.3(1-dimensionale Hardy-Littlewood Maximalungleichung). Seiσdas 1-dimensionale Lebesgue Maß, und[a, b]ein kompaktes Interval. Dann gilt f¨ur jedes t >0
σ∗({x∈[a, b] : sup
[x,x+h]⊂[a,b]
1 h
x+h
Z
x
|f|dσ > t})≤ 1 t
Z
R
|f|dσ, f ∈L1. (1) Beweis. SeiF : [a, b]→RmitF(x) :=Rx
a |f|dσ−(x−a)t,t >0. WeilF stetig ist, k¨onnen wir Lemma von Rising Sun anwenden. Nach dieses Lemmas k¨onnen wir wenigstens ein abz¨ahlbares IntervalIn finden, d.h.,
{x∈[a, b] : sup
[x,x+h]⊂[a,b]
1 h
x+h
Z
x
|f|dσ > t} ⊂ [
x+h
In, t >0.
Und h1Rx+h
x |f|dσ > tkann alsF(x+h)> F(x) bezeichnen werden. Also wegenσ-Additivit¨at, hat die linke Seite von (1) eine Obereschranke P
n(bn−an). Andereseits gilt es R
In|f|dσ ≥ t(bn−an), daF(bn)−F(an)≥0. Daraus folgt
X
n
(bn−an) ≤ 1 t
X
n
Z
In
|f|dσ
≤ 1 t
Z
[a,b]
|f|dσ.
In h¨oheren Dimensionen, oder f¨ur andere Maße als λ, kann man diesen Theorem nicht mit dem Lemma von Rising Sun beweisen. Anstelle von dieses Lemmas, verwenden wir die Besicovitch ¨Uberdeckung Theorem.
Definition 2.4 (Besicovitch ¨Uberdeckung). Sei E ⊂Rd und sei F eine Familie abgeshlossner B¨alle mit beschr¨ankten Radien. Falls f¨ur jedes x∈E es einen Ball inF mit Mittelpunktxgibt, nennen wirF eine Besicovitch ¨Uberdeckung vonE. (Das heißt,Eist die Menge der Mittelpunkte der B¨alle aus F.)
Theorem 2.5 (Besicovitch ¨Uberdeckung Theorem). Sei E ⊂ Rd und sei F eine Besicovitch Uberdeckung von¨ E. Dann gibt es jeweils abz¨ahlbare Unterfamilien Fi ⊂ F (f¨ur i= 1,· · ·, CN) mit folgenden Eigenschaften : Die B¨alle in jedem Fi sind disjunkt und die Unterfamilien zu- sammen ¨uberdecken E, d.h.,
E⊂
CN
[
i=1
[Fi⊂
CN
[
i=1
[
B∈Fi
B (2)
Beweis. Siehe Emmanuele DiBenedetto:Real analysis, 2002 Birkh¨auser Boston.
Theorem 2.6(n-dimensionale Hardy-Littlewood Maximalungleichung). Seiσ ein positives Bo- relmaß auf Rd, und seiCN ∈Neine Konstant mit der Eigenschaft im Besicovitch ¨Uberdeckung Theorem. Dann gilt f¨ur jedes t >0
σ∗({x∈Rd: (Mσf)(x)> t})≤ CN
t kfk1, f ∈L1(σ). (3) Beweis. Siehe
Um dieses Theorem zu beweisen, brauchen wir folgenden Hilfssatz.
Hilfssatz 2.7. SeiXn∈ P(Rd) mitXn⊆Xn+1,∀n, d∈N. Dann gilt, µ∗(
∞
[
n=1
Xn) = lim
n→∞µ∗(Xn). (4)
Beweis. W¨ahle An ∈ B mit An ⊇ Xn und µ∗(Xn) = µ(An). Nun sei Bn := T
k≥nAk, n ∈ N. Dann giltBn∈ B mitXn⊆Bn⊆An undBn⊆Bn+1. Folglich gilt
µ∗(Xn) ≤
|{z}
Xn⊆Bn
µ(Bn) ≤
|{z}
Bn⊆An
µ(An) =µ∗(Xn), d.h., µ∗(Xn) =µ(Bn).
Daraus folgt µ(
∞
[
n=1
Bn) = lim
n→∞µ(An) =
|{z}
µ∗(Xn)=µ(An)
n→∞lim µ∗(Xn).
Jetzt wissen wir
∞
[
n=1
Bn⊇
∞
[
n=1
Xn, sodass µ∗(
∞
[
n=1
Xn)≤µ∗(
∞
[
n=1
Bn).
Also
µ∗(
∞
[
n=1
Xn)≤ lim
n→∞µ∗(Xn) =µ(
∞
[
n=1
Bn) =
|{z}
µ(Bn)=µ∗(Xn)
µ∗(
∞
[
n=1
Xn).
Beweis. (n-dimensionale Hardy-Littlewood Maximalungleichung)
Sei t > 0, R ∈ N, f ∈L1(σ) und definieren wir Ft,R := {x ∈ Rd :kxk ≤ R,(Mσf)(x) > t} ⊆ supp(σ). Wennx∈Ft,Rist, k¨onnen wir einen Radiusr(x)>0 mit σ(B(x,r(x))1
R
B(x,r(x))|f(t)|dt >
tw¨ahlen.
Nun definieren wir eine Familie F wie folgt,
F :={B(x, r), x∈Ft,R}.
Dann istFdie Besicovitch ¨Uberdeckung vonFt,R. Außerdem gibt es abz¨ahlbare Unterfamili- enF1,F2,· · · ,FCN vonF. JedesFi bestehet aus disjunkten Kugeln undFt,R⊆SCN
i=1
S
B∈FiB, F1={Bn1},· · ·,FCN ={BnCN}.
Also
σ∗(Ft,R) ≤ σ(
CN
[
i=1
[
B∈Fi
B) ≤
|{z}
Sub-σ-Additivit¨at CN
X
i=1
X
B∈Fi
σ(B)
<
|{z}
1 σ(B)
R|f(t)|>t CN
X
i=1
X
B∈Fi
1 t
Z
B
|f(t)|dσ= 1 t
CN
X
i=1
Z
S
B∈Fi
|f(t)|dσ
≤ CN
t kfk1. W¨ahle R→ ∞. Dann gilt
σ∗({x∈Rd: (Mσf)> t}) = σ∗([
R∈N
Ft,R) =
|{z}
(4)
R→∞lim σ∗(Ft,R)≤ CN
t kfk1. (5)
Definition 2.8(Lebesgue Punkt). Seiσ ein positives Borelmaß aufRdundf :Rd→Cist eine Borel messbare Funktion mit R
|f|dσ <∞. Dann heißt x∈Rd Lebsgue Punkt von f bez¨uglich σ, wenn
r→0lim 1 σ(B(x, r))
Z
B(x,r)
|f(y)−f(x)|dσ= 0, (6)
wobei B(x, r) ={y∈Rd:|x−y|< r} ist.
Theorem 2.9. Sei σ ein positives Borelmaß auf Rd und f ∈ L1(σ). Dann geh¨ort die Menge aller Lebesgue Punkte von f bez¨uglich σ zu Aµ und
σ∗({x∈Rd:x ist kein Lebesgue Punkt von f bez¨uglich σ}) = 0. (7) Beweis. Sei zuerst f stetig. Dann gilt,
1 σ(B(x, r))
Z
B(x,r)
|f(y)−f(x)|dσ(y) ≤ 1
σ(B(x, r)) sup
y∈B(x,r)
|f(y)−f(x)| ·σ(B(x, r))
= sup
y∈B(x,r)
|f(y)−f(x)|
F¨urr→0 strebt die rechte Seite, und damit auch die linke, gegen Null.
Nun betrachten wir den allgemeinen Fall. Fixieren wir n ∈ N und w¨ahlen wir eine steti- ge Funktion hn mit kompakten Tr¨ager wie folgt, kf−hnk1< 1n.
Sei gn:=f −hn. Dann gilt f¨ur jede x∈supp(σ), 1
σ(B(x, r)) Z
B(x,r)
|f(y)−f(x)|dσ(y)
≤ 1
σ(B(x, r)) Z
B(x,r)
|gn(y)−gn(x)|dσ(y) + 1 σ(B(x, r))
Z
B(x,r)
|hn(y)−hn(x)|dσ(y)
≤ 1
σ(B(x, r)) Z
B(x,r)
|gn(y)|dσ(y) +|gn(x)|+ 1 σ(B(x, r))
Z
B(x,r)
|hn(y)−hn(x)|dσ(y)
≤ (Mσgn)(x) +|gn(x)|+ 1 σ(B(x, r))
Z
B(x,r)
|hn(y)−hn(x)|dσ(y).
Also
(T f)(x) := lim sup
r→0
1 σ(B(x, r))
Z
B(x,r)
|f(y)−f(x)|dσ(y)
≤ (Mσgn)(x) +|gn(x)| (8)
und wegen (8), bekommen wir f¨urt >0
{x∈supp(σ) : (T f)(x)> t} ⊆ {x∈supp(σ) : (Mσgn)(x)> t
2} ∪ {x∈supp :|gn(x)|> t 2}.
Nach der Formel (3),
σ∗({x∈supp(σ) : (Mσgn)(x)> t
2})≤ 2CN
t kgnk1 ≤ 2CN
tn σ∗({x∈supp(σ) :|gn(x)|> t
2})≤ 2
t kgnk1 ≤ 2 tn
also insgesamt,
σ∗({x∈supp(σ) : (T f)(x)> t})≤ 2(CN + 1) tn . Weil nbeliebig ist, wissen wir jetzt
σ∗({x∈supp(σ) : (T f)(x)> t}) = 0 f¨urn→ ∞ und{x∈supp(σ) : (T f)(x)> t} ∈Aσ. Nun fomulieren wir{x∈supp(σ) : (T f)(x)>0}alsA:=S
l∈N{x∈supp(σ) : (T f)(x)> 1l}.
Dann giltσ∗(A) = 0 und {x∈supp(σ) : (T f)(x)>0} ∈Aσ. Also
{x∈Rd: xist kein Lebesgue Punkt von f bez¨uglichσ}
= (supp(σ)c∪ {x∈supp(σ) : (T f)(x) = 0}.
3 Symmetrische Ableitung vom positiven Maß
Definition 3.1.
1) Seien µ, σ positive Borelmaße aufRd. F¨urx∈supp(µ)∪supp(σ) bezeichnen wir (Dσµ)(x) := lim
r&0
µ(B(x, r))
σ(B(x, r)) (9)
sofern dieses Grenzwert in[0,∞]existiert. Weiters sei Dne(µ, σ)Die Menge aller punkte die nicht insupp(µ)∪supp(σ) liegen, oder f¨ur die obigen Grenzwert nicht existiert. Die Funktion Dσµ:Rd\Dne(µ, σ)→[0,∞] heißt symmetrische Ableitung von µbez¨uglich σ.
2) F¨ur die Teilmenge M ⊆[0,∞]definieren wir DM(µ, σ) als
DM(µ, σ) := (Dσµ)−1(M) ={x∈Dne(µ, σ)c: (Dσµ)(x)∈M}.
Bemerkung 3.2. Weil die Abbildung f :
([0,∞]→[0,∞]
x 7→ x−1
hom¨oomorph ist (da, 0−1=∞und ∞−1 = 0) k¨onnen wir uns folgende Darstellung herleiten.
Dne(µ, σ) =Dne(σ, µ), (Dσµ)(x) = (Dµσ)(x)−1, ∀x∈Dne(µ, σ)c. (10) Besonders, fallsM ⊆[0,∞]
DM(µ, σ) = {x: (Dσµ)(x)∈M}={x: 1
(Dσµ)(x) ∈M−1}
= {x: (Dµσ)(x)∈M−1}=DM−1(σ, µ). (11) Theorem 3.3. Seienσ undµpositive Borelmaße aufRd. Dann gelten folgenden Eigenschaften.
1) Es giltµ∗(Dne(µ, σ)) =σ∗(Dne(µ, σ)) = 0.
2) Es existiert eine BorelmengeS0 mit Dne(µ, σ)∪D{∞}(µ, σ)⊆S0 und σ(S0) = 0, sodass Dσµ|
Rd\S0 Borel messbar ist.
3)SeiD˜σµ:Rd→[0,∞]eine Fortsetzung vonDσµ. Dann istD˜σµ Aµ,σ-messbar und geh¨ort zu L1loc(σ).
4) Es giltD{∞}(µ, σ)∈Aµ,σ und µ∗(D{∞}(µ, σ)) = 0.
5) Die Lebesgue Zerlegung vonµ in einen bez¨uglich σ singul¨aren und absolut stetigen Teil ist gegeben durch
µ∗(x) =µ∗(x∩D{∞}(µ, σ)) + Z
x
Dσµ dσ , x∈Aσ. (12)
Zuerst betrachten wir absolut stetigen Teil bez¨uglich σ und singul¨aren Teil bez¨uglich σ.
Beweis.
Seienµ,σpositive Borelmaße auf Rd. Dann kann man nach dem Satz 1.6µ=µs+µamitµs⊥σ ,µsσ bezeichnen und µa,µs sind Borel messbar.
Schritt 1.[Absolut stetiger Teil]
Sei f :Rd→[0,∞]. Dann giltµa(x) =R
xf dσ , x∈ B. Weilµendliche Werte auf kompak- ten Mengen hat, gilt esf ∈L1(σ) und Borel messbar. Also f¨ur jedesR∈N, ist f·11R auch aus L1(σ).
Sei LReine Menge der Lebesgue Punkte von f·11R. Jetzt w¨ahlen wir einde BorelmengeSR mitσ(SR) = 0,LcR⊆SR und S :=S
R∈NSR. Dann gilt, S ∈ B, (da,B ∪ B ∪ · · ·=B) σ(S) = 0, (da, σ(SR) = 0) und S
R∈NLcR⊆S. (da, S
R∈NLcR⊆S
R∈NSR⊆S).
Nun sei x ∈ (Rd \S) ∩supp(σ) und w¨ahle R ∈ N mit R > kxk. Dann gilt f¨ur jedes r < R− kxk,B(x, r)⊆B(0, R) und (f·11R)(y) =f(y),∀y ∈B(x, r). Also
µa(B(x, r))
σ(B(x, r)) −f(x)
=
1 σ(B(x, r))
Z
B(x,r)
f(y)dσ(y)− 1 σ(B(x, r))
Z
B(x,r)
f(x)dσ(y)
≤ 1
σ(B(x, r)) Z
B(x,r)
|f(y)−f(x)|dσ(y)
= 1
σ(B(x, r)) Z
B(x,r)
|(f ·11R)(y)−(f ·11R)(x)|dσ(y).
Falls r→0, wegen x∈Sc⊆LR, wird rechte Seite 0 sein. Also bekommen wir (Dσµa)(x) =f(x) und Rd\(S∪(supp(σ))c)⊆D[0,∞](µa, σ), und Dσµa|Rd\(S∪(supp(σ))c) ist Borel messbar, weil f Borel messbar ist.
Zus¨atzlichDne(µa, σ)∪D{∞}(µa, σ)⊆S∪(supp(σ))c. (da, LcR⊆S⇒ Dne(µa, σ) ⊆S und D{∞}(µa, σ)⊆(supp(σ))c)
Also
Dne(µa, σ),D{∞}(µa, σ),D[0,∞)(µa, σ)∈Aσ, (da, S∪(supp(σ))c∈Aσ) σ∗(Dne(µa, σ)) =σ∗(D{∞}(µa, σ)) = 0, (da, σ(S∪(supp(σ))c) = 0) und µa(A) =
Z
A
D˜σµ dσ,A∈ B. (Satz von Radon-Nikodym) Nach dem Satz 1.7.2), bekommen wir
Dne(µa, σ),D{∞}(µa, σ),D[0,∞)(µa, σ)∈Aµa, µ∗a(Dne(µa, σ)) =µ∗a(D{∞}(µa, σ)) = 0, und µ∗a(A) =
Z
A
D˜σµadσ, A∈Aσ.
Schritt 2. [Singul¨arer Teil]
W¨ahle S∈ B mitσ(S) = 0,σs(Rd\S) = 0 und definieren wir Ek :={x∈S∩(supp(σ)∪supp(µs)) : lim inf
r→0
µs(B(x, r))
σ(B(x, r)) < k}, k∈N.
Und f¨ur jedes n ∈ N w¨ahlen wir eine offene Menge Vn mit S ⊆Vn und σ(Vn) < 1n. Wenn x ∈ Ek, existiert es ein Radius rx,k,n > 0 mit µσ(B(x,rs(B(x,rx,k,n))
x,k,n)) ≤ k und B(x, rx,k,n) ⊆ Vn. Nun sei eine Familie Fk,n := {B(x, rx,k,n) : x ∈ Ek} Besicovitch ¨Uberdeckung von Ek. Dann gibt es abz¨ahlbare Unterfamilien Fk,n1 ,· · ·,Fk,nCN von Fk,n und jedes Fk,n besteht aus punktweise disjunkte B¨alle mitEk⊆
CN
[
i=1
[
B∈Fk,ni
B. Also
µ∗s(Ek) ≤ µs(
CN
[
i=1
[
B∈Fk,ni
B) ≤
|{z}
Sub-σ-Additivit¨at CN
X
i=1
X
B∈Fk,ni
µs(B)
≤ k
CN
X
i=1
X
B∈Fk,ni
σ(B) =
|{z}
B disjunkt
k
CN
X
i=1
σ( [
B∈Fk,ni
B)
≤ k·CN·σ(Vn) (da, B⊆Vn)
≤ k·CN
n (da, σ(Vn)< 1
n). (13)
Weiln∈Nbeliebig ist, bekommen wirµ∗s(Ek) = 0 und zus¨atzlichD{∞}(µs, σ)c⊆S
k∈NEk∪ [(supp(σ))c∩(supp(µs))c], sodassµ∗s(D{∞}(µs, σ)c) = 0. Also
Dne(µs, σ), DM(µs, σ) mit∞∈/ M,D{∞}(µs, σ)∈Aµs, µ∗s(Dne(µs, σ)) =µ∗s(DM(µs, σ)) = 0, ∞∈/M.
Nach der Bemerkung 3.2, k¨onnen wir σ∗(D{0}(µs, σ)c) = σ∗(D{∞}(σ, µs)c) = 0 wissen, sodass
D{0}(µs, σ),DM(µs, σ) mit 0∈/ M,Dne(µs, σ)∈Aσ, σ∗(Dne(µs, σ)) =σ∗(DM(µs, σ)) = 0, 0∈/M.
Wir haben schonµ∗s(D{∞}(µs, σ)c) = 0 gezeigt, also
µ∗s(x) = µ∗s([x∩D{∞}(µs, σ)]∪[x∩D{∞}(µs, σ)c])
= µ∗s([x∩D{∞}(µs, σ)]) +µ∗s([x∩D{∞}(µs, σ)c])
= µ∗s([x∩D{∞}(µs, σ)]), x⊆Rd. (14)
Schritt 3. Nun beweisen wir das Theorem.
1) Nach dem Lebesgue Zerlegungsssatz, gilt es Dne(µ, σ) ⊆ Dne(µa, σ)∪Dne(µs, σ) und we- genσ∗(Dne(µa, σ)) =σ∗(Dne(µs, σ)) = 0, erhalten wirσ∗(Dne(µ, σ)) = 0, undDne(µ, σ)∈Aσ. Also
µ∗a(Dne(µ, σ)) = 0.
Und wir wissen schon Dne(µ, σ)⊆D{∞}(µ, σ)c⊆D{∞}(µs, σ)c, sodass µ∗s(Dne(µ, σ)) = 0. (da, µs(D{∞}(µs, σ)c) = 0)
2) Es gelten die Voraussetzungen von S im ersten Schritt. W¨ahle eine Menge S0 ∈ B mit S0 ⊇D{0}(µs, σ)c und σ(S0) = 0. Jetzt setzen wir S0 :=S∪(supp(σ))c∪S0. Dann gilt S0 ∈ B und σ(S0) = 0, daσ(S) =σ((supp(σ))c) = σ(S0) = 0. Also bekommen wir (Dσµs)(x) = 0 f¨ur jedes x ∈ Rd\S0, weil x ∈Rd\S0 ⇒ x /∈ S0 ⇒ x /∈ S0 ⇒ x /∈ D{0}(µs, σ)c ⇒ x /∈ Dσµs ⇒ (Dσµs)(x) = 0.
Daraus folgt,
(Dσµ)(x) = (Dσµa)(x) + (Dσµs)(x) = (Dσµa)(x), x∈Rd\S0. Das heißt die Funktion nimmt endliche Maß und Borel messbar auf Rd\S0 . 3) Es gelten die Voraussetzungen vonS0 :=S∪(supp(σ))c∪S0 von 2). Dann gilt
D˜σµ|
Rd\S0 =Dσµ|
Rd\S0 =
|{z}
Satz von Radon-Nikodym
f|
Rd\S0.
Weil σ(S0) = 0 ist, bekommen wir P(S0) ⊆ Aσ und σ∗(x) = 0, ∀x ⊆ S0. Also ˜Dσµ ist Aσ-messbar und geh¨ort zuL1(σ). Und nach dem Satz von Radon-Nikodym, ist ˜DσµauchAσa- messbar.
Außerdem wissen wir schon, dass
{x∈Rd: ( ˜Dσµ)(x)6=∞} ⊆D{∞}(µ, σ)c, (15) sodass ˜DσµAσs-messbar ist. Insgesamt ist ˜Dσµ Aσ-messbar.
4) Wir wissen, dass
D{∞}(µ, σ)⊆Dne(µa, σ)∪Dne(µs, σ)∪D{∞}(µa, σ)∪D{∞}(µs, σ).
Also k¨onnen wir herleiten, dass σ∗(D{∞}(µ, σ)) = 0 und D{∞}(µ, σ)∈Aσ, sodass D{∞}(µ, σ)∈Aµa.
Und wegen D{∞}(µ, σ)c⊆D{∞}(µs, σ)c, erhalten wir D{∞}(µ, σ)∈Aµs.
Das heißt D{∞}(µ, σ)∈Aµ, sodass insgesamt D{∞}(µ, σ)∈A{µ,σ}.
5) Im Schritt 1., haben wir schon gezeigt, dassµa(x) = R
x
D˜σµ dσ, x∈ B, und diese Gleichung auch g¨ultig f¨ur jedes x∈Aσ ist. Als n¨achstes gilt es
µ∗s(x)≥µ∗s(x∩D{∞}(µ, σ))≥µ∗s(x∩D{∞}(µs, σ)) =
|{z}
(14)
µ∗s(x), x∈Rd.
Aber wegen σ∗(x∩D{∞}(µ, σ)) =µ∗a(x∩D{∞}(µ, σ)) = 0,
µ∗s(x∩D{∞}(µ, σ)) =µ∗(x∩D{∞}(µ, σ)), x⊆Rd.
Literatur
[1] Emmanuele DiBenedetto: Real analysis, 2002 Birkh¨auser Boston.
[2] W.Rudin:Real and Complex Analysis, International Edition, 3rd Edition, McGwaw-Hill 1987.
[3] Wolfgang Wertz: Mass- & Wahrscheinlichkeitstheorie, 2010, Institut f¨ur Statistik und Wahrscheinlichkeitstheorie
[4] Rising sun lemma : Wikipedia, http://en.wikipedia.org/wiki/Rising sun lemma