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Lohnkürzungen machen nicht wettbewerbsfähig

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DGB-Bundesvorstand, Abteilung Wirtschafts-, Finanz- und Steuerpolitik

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Nr. 02/2013 18. Januar 2013

DGB-Bundesvorstand, Abteilung Wirtschafts-, Finanz- und Steuerpolitik

Lohnkürzungen machen nicht wettbewerbsfähig

Bundesregierung und Bundesbank loben Europas Krisenländer: Ihre Wettbewerbsfähigkeit verbessere sich. Die Defizite in der Leistungsbilanz – also die Lücke zwischen hohen Importen und niedrigen Exporten – gehe dank der „Reformen“ in diesen Staaten zurück.

Die Logik: Wenn die Krisenländer Löhne senken, sinken auch die Kosten für Unternehmen. Exportgüter können billiger angeboten werden und werden attraktiver für Käufer im Ausland.

Aber das ist keinesfalls immer so. Beispiel Spanien: Die spanische Regierung setzt seit Mitte 2010 zwar rabiate Reformen auf dem Arbeitsmarkt um, kürzt Löhne und Arbeitnehmerrechte. Spanische Exportgüter werden aber nicht billiger. Im Gegenteil – sie verteuern sich zum Teil stark, was auf eine stabile Auslandsnachfrage nach spanischen Waren hinweist. Offensichtlich sind die Güter bereits so wettbewerbsfähig, dass sie sogar höhe- re Preise erzielen können (siehe Grafik). Die Lohnkür- zungen steigern hier also nicht die preisliche „Wettbe- werbsfähigkeit“. Sie haben aber ganz andere Effekte.

Zum einen führen die niedrigeren Einkommen direkt zu mehr Armut und Ungleichheit. Wer weniger Geld hat, kann auch weniger kaufen – die Binnennachfrage bricht ein. Das trifft vor allem die lokalen Märkte und Unter- nehmen. Die Wirtschaftsleistung schrumpft und das spanische Volkseinkommen sinkt insgesamt. Gleichzei- tig wachsen aber trotz Rezession die Gewinneinkom- men. Grund: Wenn die Lohnstückkosten massiv sinken, die Exportunternehmen ihre Preise aber trotzdem er- höhen können, steigen deren Gewinne. Kurz: Was bei den Arbeitnehmern gekürzt wird, landet direkt bei den Eigentümern der Unternehmen.

Die spanischen Exporte wachsen auch nicht schneller als zu Zeiten stark steigender Lohnstückkosten. Viel- mehr schwindet mit jeder Lohnkürzung auch die kauf-

kräftige Nachfrage nach Importen. So geht das Defizit in der spanischen Leistungsbilanz zwar zurück. Aller- dings nicht wegen überproportional starker Exporte, sondern weil die Importe massiv sinken.

Kanzlerin Merkel, die den Kürzungskurs im Süden heute lobt, machte 2008 und 2009 hierzulande das Gegenteil.

Weil trotz geringerer Produktion damals keine Lohn- senkungen und kaum Entlassungen bei der Kernbeleg- schaft stattfanden, sondern Kurzarbeit ausgeweitet wurde, verteuerte sich die Produktion. Die deutschen Lohnstückkosten stiegen stark. Arbeitsmarkt und Binnennachfrage blieben dadurch aber stabil. Unter- nehmen hielten an ihren Fachkräften fest – ein Vorteil als auch die Exportnachfrage wieder stieg.

In Irland, Spanien und anderen Krisenländern wandern hingegen Hochqualifizierte wegen der schlechten Situa- tion ins Ausland ab. Das verschlechtert die Wettbe- werbsfähigkeit dauerhaft. Gleichzeitig schädigt der Rezessions- und Sparkurs-bedingte Rückgang öffentli- cher und privater Investitionen langfristig Produktions- stätten und Infrastruktur.

Lohnkürzungen schaden Europa. Die EU braucht eine Stabilisierung der Konjunktur und der Arbeitsmärkte. Sie braucht Investitionen in den Aufbau nachhaltiger Wirt- schaftsstrukturen. Europa braucht einen Marshallplan.

Spanien: Löhne sinken, Exportpreise & Gewinne steigen (Veränderungen in % zum Vorjahr*)

-10,0 -8,0 -6,0 -4,0 -2,0 0,0 2,0 4,0 6,0 8,0 10,0

Juni September Dezember März Juni September Dezember März Juni

2010 2011 2012

*AN-Entgeld & Gewinneinkommen: nominale Quartalszahlen, Quelle: Spanische Nationalbank und Spanisches Statistik-Institut Lohnstückkosten

Arbeitnehmerentgelt Exportpreise

Gewinn und Vermögenseinkommen

Referenzen

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