Tagungsbericht
198 Ärzteblatt Sachsen 5 / 2018
Fortbildungsveran- staltung für Ärzte und Hebammen
Am 24. Januar 2018 fand im Plenar- saal der Sächsischen Landesärzte- kammer die inzwischen 11. gemein- same Fortbildungsveranstaltung der Arbeitsgruppe Perinatologie/Neona- tologie mit dem Sächsischen Hebam- menverband e.V. statt.
Die Zusammenarbeit zwischen den beiden Berufsgruppen ist in Sachsen traditionell sehr gut, die Themen der Veranstaltung sind immer Schwer- punkte des geburtshilflichen Arbei- tens der Hebammen.
Der erste Beitrag von Grit Kretsch- mar-Zimmer beschäftigte sich mit den Möglichkeiten, Chancen und Ergebnissen der Projektkoordinie- rungsstelle „Hebammen in Sachsen“.
Die Geschäftsstelle wurde durch eine fraktionsübergreifende Entscheidung auf Initiative der Grünen Fraktion ins Leben gerufen. Die Hebamme Anke Uhlig hat ihre Arbeit dort bereits auf- genommen.
Das Sächsische Staatsministerium für Soziales und Verbraucherschutz hat dabei gemeinsam mit dem Sächsi- schen Hebammenverband e.V. ein Programm erarbeitet, welches die Hebammenversorgung in Sachsen sichern soll, denn Sachsen ist deutschlandweit Spitzenreiter bei der Geburtenrate. Ziel der Geschäfts- stelle ist die Vernetzung der Hebam- men untereinander, die Koordinie- rung von freien Kapazitäten, die Nachwuchsgewinnung, Hilfen beim Berufsstart, Hilfen beim Wiederein- stieg in die klinische Geburtshilfe und Unterstützung anderer berufsre- levanter Felder, zum Beispiel auch die Entwicklung eines Gesundheits- ziels „Natürliche Geburt“.
Im zweiten Beitrag referierte Anke Wiemer, freiberufliche Hebamme, wie jedes Jahr über die Ergebnisse der außerklinischen Geburtshilfe.
Von insgesamt 1.005 außerklinisch begonnenen Geburten wurden 119 Frauen (11,8 Prozent) wegen Kom-
plikationen im Geburtsverlauf in Kli- niken verlegt und dort entbunden, davon 40 Prozent per Kaiserschnitt.
Es wird eine Zusammenfassung der Ergebnisse aller Bundesländer ge - wünscht, um mehr Datenvalidität zu erhalten.
Der folgende Vortag von Prof. Dr.
med. habil. Eva Robel-Tillig beschäf- tigte sich mit der Wärmepflege post partum – ein wichtiger Qualitätsindi- kator der Beurteilung der perinatalen Versorgung. Ein noch zu großer Anteil der in neonatologische Abtei- lungen verlegten Kinder weist eine Körpertemperatur <36,5°C auf. Die Konsequenzen sind Vasokonstriktion, Engstellung der pulmonalen Gefäße und daraus resultierend eine pulmo- nale Hypertension. Deshalb ist die Vermeidung von Wärmeverlusten im Kreißsaal und an den Reanimations- plätzen ein zentrales Thema. Die Möglichkeiten der Vermeidung sind einfach – Abtrocknen, auf der Brust der Mutter lagern oder in vorge- wärmte Tücher einpacken. Natürlich muss die Transporteinheit – vor allem für die Kleinsten notwendig – immer gut vorgewärmt sein.
Der zweite Abschnitt der Veranstal- tung war dem Thema Infektionen gewidmet. Dr. med. Sylvia Junghanß aus dem Fachkrankenhaus Coswig sprach über die Bedeutung der Tuberkulose. Sie stellte voran, dass circa zehn Prozent aller Infizierten erkranken und dabei in 80 Prozent eine Lungentuberkulose entsteht.
Betrachtet man die größeren, das gesamte Bundesgebiet umfassenden Zahlen, so ist ersichtlich, dass 74 Pro- zent der Er krankten nicht in Deutsch- land geboren wurden. Bei einer Infektion während einer bestehen-
den Schwangerschaft kann und muss standardisiert behandelt wer- den, Stillen ist auch unter Therapie erlaubt.
Dr. rer. nat. Susanne Bastian vom Staatsministerium für Soziales und Verbraucherschutz referierte an schlie- ßend über die Risiken bei der Reptili- enhaltung im Haushalt. Hier ist ins- besondere zu beachten, dass Repti- lien Salmonellenträger und -aus- scheider sind und Gefahren für Schwangere und Kleinkinder darstel- len. Wichtig erscheint in diesem Zusammenhang die Aufklärung bereits vor der Geburt eines Kindes, weiterhin natürlich die Händedesin- fektion, strenge Trennung von diesen Tieren und Kindern < 5 Jahre, das heisst möglichst kein freier Auslauf der Tiere in der Wohnung der Fami- lie. Auch in Kindertagesstätten soll- ten keine Reptilien gehalten werden.
Der Vortrag von Dr. med. Jakob Armann, Kinderklinik Universitätskli- nikum Dresden, beschäftigte sich mit multiresistenten Erregern. Besonders bezog er sich in seinen Ausführun- gen auf die Unterscheidung von Kolonisation und Infektion. Die Pflege dieser Patienten wurde erläu- tert und klargestellt, dass eine Tren- nung von Mutter und Kind bei ent- sprechender Hygiene nicht notwen- dig ist.
Den letzten Beitrag leisteten zwei freiberuflich tätige Hebammen, Steffi Möller und Silke Zocher, gemeinsam mit einer ehemaligen Patientin. Sie stellten vor, wie schwierig es ist, das Konzept „Sternenkinder“ (Bestat- tung ganz früh im Mutterleib ver- storbener „Sternenkinder“ mit einem Geburtsgewicht von < 500g) bei nicht stationär behandelten Müttern umzusetzen.
Alles in allem konnten wir uns für interessante Vorträge und eine leb- hafte Diskussion bei den Anwesen- den bedanken, für 2019 werden schon Themenwünsche gesammelt.
Dr. med. Gabriele Kamin Vorsitzende der Arbeitsgruppe
Geburtshilfe/Neonatologie Dr. med Gabriele Kamin (l.) und Stephanie
Hahn-Schaffarczyk moderierten die Veranstaltung. © SLÄK