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Unsere zielstrebige Arbeit gilt auch im neuen Jahr unserer Heimat, Deutschland und einem Printen Kuropa Liebe Landsleute!

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fi im neuen <Juhr der verlassenen deutschen Renken

UNABHÄNGIGE W O C H E N Z E I T U N C FÜR DEUTSCHLAND

Parkalice 84, 2000 Hamburg 13 / 31. Dezember 1977

C 5 5 2 4 C

Unermüdlich für Ostpr

Unsere zielstrebige Arbeit gilt auch im neuen Jahr unserer Heimat, Deutschland und einem Printen Kuropa Liebe Landsleute!

eußen

Das Jahr 1977 ist zu Ende gegangen. Was es uns gebracht hat, ist wenig befriedigend.

Die politischen Parteien sind in sich selbst und untereinander zerstritten. Die Zahl der Arbeitslosen hat wieder die Millionengren- ze überschritten. In den Kassen der für die Rentenzahlungen z u s t ä n d i g e n Stellen zeich- net sich für die kommenden Jahre ein De- fizit von mehreren Milliarden ab. Die grau- samen Terroraktionen einiger weniger wahnwitziger Verbrecher haben uns alle aufgeschreckt und deutlich gemacht, wie schwer sich unser Staat tut, mit derartig brutalen G e w a l t t ä t e r n und ihren Sympathi- santen fertig zu werden, ohne die rechts- staatlichen Grundprinzipien zu verletzen.

Auch auf dem Weg der Wiedervereinigung unseres Deutschland in allen seinen Teilen sind wir nicht weitergekommen. Ganz im Gegenteil versucht die »DDR" mit W i l l k ü r - akten und kleineren Querelen die Berlin- vereinbarungen zu ihren Gunsten umzu- deuten und einer echten Entspannung ent- gegenzuwirken.

Verbindliche Verpflichtung

Das Wiedervereinigungsangebot unserer Verfassung und die allen Staatsorganen im Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 31. 7. 1973 verbindlich auferlegte Ver- pflichtung, den Wiedervereinigungsan- spruch im Innern wachzuhalten und nach außen beharrlich zu vertreten, werden von vielen S t a a t s m ä n n e r n b e w u ß t und furchtsam verschwiegen. Nicht einmal die Frage der Volksgruppenrechte für die in Ostdeutsch- land verbliebenen Deutschen ist ernsthaft von den staatlichen Stellen in aller Öffent- lichkeit so deutlich angeschnitten worden, wie dies die der Regierung obliegende Schutzpflicht für ihre S t a a t s a n g e h ö r i g e n er- fordert. Uber die besonders krassen Ver- letzungen der Menschenrechte in dem unter sowjetischer Verwaltung stehenden nördli- chen Teil O s t p r e u ß e n s herrscht v ö l l i g e s Schweigen. Auch auf der Belgrader Konfe- renz w ä r e n alle diese Verletzungen der Menschenrechte in Ostdeutschland nicht

einmal andeutungsweise zur Sprache ge- kommen, wenn sie nicht in den Dokumenta- tionen des B d V und der C D U zur Frage der Menschenrechte den Konferenzteilneh- mern von nichtstaatlichen Stellen dargelegt worden w ä r e n . Schließlich sind auch auf dem Wege zu einem geeinten freiheitlichen Huropa in dem letzten Jahr keine wirkli- chen Fortschritte erzielt worden.

Kein Anlaß zur Resignation

Alles dies und noch vieles mehr ist si- cherlich e n t t ä u s c h e n d , darf aber für uns O s t p r e u ß e n kein A n l a ß zur Resignation sein. Zeigt uns doch ein Blick in die Ge- schichte Deutschlands und vor allem auch in die Geschichte des jahrhundertelangen Grenzkampfes im Osten, d a ß nur derjenige eine Chance hat g e g e n ü b e r dem totalitä- ren bis an die Z ä h n e bewaffneten Regimen des Ostblocks zu bestehen, der nie aufgibt, zäh um jede Rechtsposition kämpft und lan- gen Atem besitzt.

Lovis Corinth: Rudolf Rittner als Florian Geyer (190b)

Diese Zähigkeit und den .langen Atem", den unsere Vorfahren im Grenzkampf im- mer wieder an den Tag gelegt haben, wol- len auch wir in dieser sich so schnell ver- ändernden unruhigen Zeit unter Beweis stellen. Wir wollen nicht in den Verdacht geraten, unsere gerechte Sache und damit unsere Heimat zu verraten, weil uns der Wohlstand bequem und kurzatmig gemacht hat. Unsere Ostpolitik ist, das wissen wir, eine .Aufgabe für Jahrzehnte", denn wir haben es mit totalitären Regimen zu tun, deren Vorstellungen von Menschenrechten und Freiheit ganz anders sind als die unse- ren. Rasche Erfolge sind nicht zu erwarten.

Deshalb wollen wir in den kommenden Jah- ren noch fester zusammenstehen als bisher schon und uns sachlich und mit A u g e n m a ß , aber furchtlos und engagiert für die von uns als richtig erkannten Aufgaben einsetzen.

Die uns gestellten Aufgaben sind eindeu- tig:

O s t p r e u ß e n und die übrigen deutschen Ostgebiete sind, wie das Bundesverfas- sungsgericht in seinen richtungweisenden Entscheidungen vom 31. 7. 1973 und 7. 7.

1975 für alle Staatsorgane verbindlich fest- gestellt hat, kein Ausland, sondern nach wie vor, Teile des deutschen Gesamtstaates.

Wir sollten alles in unseren Kräften stehen- des tun, um zu verhindern, daß unsere Hei- mat aufgrund leichtfertiger Aufgabe von Rechtspositionen, infolge von Gleichgül- tigkeit und Bequemlichkeit oder als Folge von Interesselosigkeit insbesondere der mit unserer Geschichte nicht mehr näher

vertrauten nachwachsenden Generation noch nachträglich zum Ausland wird. Dazu gehört eine lebendige, auch die Nichtver- triebenen interessierende Kulturarbeit und insbesondere ein stetiger Kampf dem Ver- such einer Geschichtsverfälschung, wie wir ihn zur Zeit — man denke an die Schul- buchempfehlungen — so bedrückend erle- ben m ü s s e n .

Wir haben dem Wiedervereinigungs- gebot unseres Grundgesetzes entsprechend auf die Wiederherstellung der Einheit des deutschen Gesamtstaates hinzuwirken, den Wiedervereinigungsanspruch im Innern wachzuhalten und nach außen hin beharr- lich zu vertreten. Davon darf uns auch nicht der Umstand abhalten, daß sich zur Zeit ein gangbarer Weg für die Wiederver- einigung nicht abzeichnet. Haben uns doch wesentlich kleinere und weniger leistungs- fähigere V ö l k e r gezeigt und vorgelebt, daß da, wo ein Wille ist, sich auch ein Weg auftut.

Ausgehend von dieser Grundeinstellung wollen wir uns unermüdlich dafür einset- zen, daß die in unserer Heimat verbliebe- nen Deutschen die ihnen nach dem Volker- recht eindeutig zustehenden Volksgruppen- rechte erhalten. Es m u ß erreicht werden, daß sie deutsch sprechen und deutsche Schu- len und Gottesdienste besuchen können, ohne daß ihnen dadurch lebensbedrohliche Nachteile entstehen. Der Aussiedler, die aus diesen Gebieten jetzt zu uns kommen, wollen wir uns mit besonderer Herzlichkeit

tatkräftig annehmen. Den Bestrebungen, zu einem geeinten freiheitlichen Europa zu kommen, m ü s s e n wir lebhaftes Interess«-

entgegenbringen. Dabei sollten wir aber sorgsam darauf achten, daß der Wiedervei- einigungsanspruch in dem Bestreben, die Grenzen durchlässiger zu machen, nicht aul- gegeben wird.

Die Geschehnisse der letzten Zeit insbe- sondere auf dem Gebiete des Terrorismus machen sehr deutlich, daß unser Staat nur dann in Freiheit und Ordnung weiter be- stehen kann, wenn seine Bürger wieder ein besseres Verhältnis zu diesem Staat be- kommen. Wir alle sollten immer wieder uns und anderen vor Augen führen, daß der Staat nicht ein drittes abstraktes We- sen ist, das man beliebig mit Ansprüchen überziehen kann, sondern daß wir alle verantwortliche Teile dieses Staates sind.

Unser Grundgesetz, durch das sich wie ein roter Faden der Gedanke der Menschlich- keit, der Freiheit, der Selbstbestimmung, der Toleranz und der Ablehnung von Ge- walt hindurchzieht, verdient es. daß wir un*

für seine Anwendunq und Einhaltung im- mer wieder mit ganzer Kraft einsetzen

Um allen diesen Aufgaben gerecht zu werden, genügt es nicht, daß wir innerhalb der Organisation unserer Landsmannschaft fest zusammenstehen und uns gegensntin helfen, so notwendig dies auch ist. Wir müssen uns vielmehr nachhaltiger als bis- her bemühen, unsere Gedanken auch nach außen hin zu vertreten und ihnen Geltung zu verschaffen. Es gilt daher, nicht nur in unserer Familie und im Freundeskreis, son- dern darüber hinaus auch in den Elternrä- ten der Schulen, im kommunalen Bereich, in den Parlamenten und in den Massenme- dien unsere Vorstellungen zu verdeutlichen und sie überzeugend vorzutragen.

Für unser Ostpreußenblatt

Mit besonderem Nachdruck aber müssen wir alle dafür sorgen, daß unsere Zeitung .Das Ostpreußenblatt*, das unsere Vorstel- lungen auf politischem, kulturellem und so- zialem Gebiet so interessant und lebensnah Ausdruck verleiht, von allen Ostpreußen und darüber hinaus von allen denjenigen gelesen wird, die für die deutsche Ostpo- litik und ostpreußisches Kulturgut ein le- bendiges Interesse haben.

Im Jahre 1978 besteht die Landsmann- schaft Ostpreußen 30 Jahre. Ich rufe Sie alle, liebe Landsleute, auf. sich auch in die- sem vor uns liegenden Jahre jedem Versuch einer ideologischen Unterwanderung zu wi- dersetzen und zielstrebig, einfallsreich und unermüdlich sich für unsere Heimat Ostpreußen, für Deutschland und ein ge- eintes Europa einzusetzen.

Ihr

Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen

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Politik

r u s O f i p n u 6 r n b l a i r 31. D e z e m b e r 1977 — F o l g e 53 — S e i t e 2

AUS ALLER WELT

Aussiedler:

Brandts Reisen

Der S P D - V o r s i t z e n d e W i l l y B r a n d t h ä l t sich ü b e r d e n J a h r e s w e c h s e l i n d e n N a c h - b a r s t a a t e n R h o d e s i e n s i m s ü d l i c h e n A f r i k a auf. E r w i r d S a m b i a u n d B o t s w a n a besu- chen u n d d e m V e r n e h m e n nach dort n e b e n G e s p r ä c h e n m i t den Staatschefs auch m i t V e r t r e t e r n v o n B e f r e i u n g s b e w e g u n g e n z u - s a m m e n k o m m e n .

Deutschlandlied brachte 69 000 D M F ü r 69 000 D M ist eine O r i g i n a l h a n d - schrift der ersten Strophe des D e u t s c h l a n d - liedes v o n H e i n r i c h H o f f m a n n v o n F a l l e r s - l e b e n i m Stuttgarter A u k t i o n s h a u s G u s Schiele v e r s t e i g e r t w o r d e n . D e r deutsche K ä u f e r b l i e b ungenannt.

Carter k o m m t

U S - P r ä s i d e n t J i m m y C a r t e r hat i n W a - s h i n g t o n a n g e k ü n d i g t , d a ß er i m s p ä t e n F r ü h j a h r oder i m F r ü h s o m m e r 1978 nach B o n n k o m m e n w e r d e . In der B u n d e s h a u p t - stadt geht m a n d a v o n aus, d a ß dieser B e - such i n z e i t l i c h e m Z u s a m m e n h a n g m i t d e m W i r t s c h a f t s g i p f e l i n B o n n stehen w i r d . Z w ö l f M i r a g e f ü r R h o d e s i e n

Laut N a c h r i c h t e n aus R h o d e s i e n hat das Ian S m i t h - R e g i m e mindestens z w ö l f M i r a g e - Bomber, die i n f r a n z ö s i s c h e r L i z e n z v o n S ü d a f r i k a h e r g e s t e l l t w u r d e n , e r h a l t e n . Z u r gleichen Z e i t l e i t e n f r a n z ö s i s c h e u n d israe- lische T e c h n i k e r i n der U m g e b u n g v o n G a - t o o m a den B a u v o n d r e i L u f t s t ü t z p u n k t e n , auf d e n e n mindestens 50 M i r a g e - F l u g z e u g e stationiert w e r d e n k ö n n e n .

Nochmals K r e u t h

A u f i h r e r i m J a n u a r b e v o r s t e h e n d e n K l a u s u r t a g u n g i n W i l d b a d K r e u t h w i l l d i e C S U - L a n d e s g r u p p e i m B u n d e s t a g auch dar- ü b e r b e r a t e n , w i e das starre D r e i p a r t e i e n - g e f ü g e i n der B u n d e s r e p u b l i k aufgebrochen w e r d e n k ö n n e , e r k l ä r t e d e r s t e l l v e r t r e t e n d e V o r s i t z e n d e der C D U / C S U - F r a k t i o n , W a l - ter A l t h a m m e r , i n Stuttgart.

„ R o m m e l - M u s e u m " w u r d e e r ö f f n e t Im R a h m e n der F e i e r l i c h k e i t e n z u m is- l a m i s c h e n N e u j a h r s t a g hat der G o u v e r n e u r der ä g y p t i s c h e n W ü s t e n - u n d K ü s t e n p r o - v i n z , M a r s a M a t r u k , G e n e r a l I b r a h i m K a - mel, e i n „ R o m m e l - M u s e u m " e r ö f f n e t . Papst besorgt ü b e r G e w a l t

Papst P a u l V I . hat erneut seine Sorge ü b e r d i e W e l l e v o n G e w a l t t a t e n i n I t a l i e n bekundet. I n e i n e r A u d i e n z f ü r d e n n e u e n Botschafter Italiens b e i m V a t i k a n , V i t t o r i o C o r d e r e d i M o n t e z e m o l o , u n t e r s t r i c h der Papst, d a ß solche G e w a l t a u s b r ü c h e j e d e n Fortschritt Italiens i n F r a g e s t e l l t e n . G e h e i m e A r b e i t s l a g e r

In g e h e i m e n A r b e i t s l a g e r n der „DDR"

s e i e n e t w a 1000 w e g e n Fluchtversuchs v e r - u r t e i l t e j u g e n d l i c h e H ä f t l i n g e z w i s c h e n 15 u n d z w a n z i g J a h r e n untergebracht. D i e J u - g e n d l i c h e n k ä m e n m i t a n d e r e n H ä f t l i n g e n nicht i n B e r ü h r u n g , u n d bereits b e i i h r e r V e r u r t e i l u n g stehe fest, d a ß sie für eine m ö g l i c h e A u s l i e f e r u n g i n die B u n d e s r e p u - b l i k nicht i n F r a g e k ä m e n . D i e s teilte jetzt die A r b e i t s g e m e i n s c h a f t 13. A u g u s t m i t .

Ausweis mit polnischem Gütezeichen

Drei Jahrzehnte aus dem deutschen Volkstum vertrieben, rechtfertigen den Vertriebenenausweis

V e r t r e i b u n g u n d V e r t r i e b e n e darf es nach p o l n i s c h e r Rechts- u n d Geschichtsauffas- s u n g nicht gegeben h a b e n u n d auch nicht geben. B i s i n die deutsch-polnischen S c h u l - b u c h e m p f e h l u n g e n h i n e i n hat sich diese A n s i c h t durchgesetzt. J e t z t s o l l sich auch unsere G e s e t z g e b u n g oder z u m i n d e s t die A u s f ü h r u n g des „ G e s e t z e s ü b e r die A n g e - l e g e n h e i t e n der V e r t r i e b e n e n u n d F l ü c h t - l i n g e " der p o l n i s c h e n A u f f a s s u n g anbeque- m e n .

Der p o l n i s c h e J u s t i z m i n i s t e r Professor Dr. J e r z y B a f i a hatte nach R ü c k k e h r v o n s e i n e m Besuch i n B o n n a m 5. M ä r z 1977 i n

„ P o l i t y k a " e r k l ä r t : „ D i e aus P o l e n a u s r e i - senden P e r s o n e n w e r d e n m i t d e m Begriff v o n . V e r t r i e b e n e n ' u n d . A u s g e s i e d e l t e n ' belegt. Ich habe diese A n g e l e g e n h e i t i n

V O N D R . H E R B E R T H U P K A M d B auch, w e r als deutscher S t a a t s a n g e h ö r i g e r oder deutscher V o l k s z u g e h ö r i g e r nach A b - s c h l u ß der a l l g e m e i n e n V e r t r e i b u n g s m a ß - n a h m e n die z u r Z e i t u n t e r fremder V e r - w a l t u n g s t e h e n d e n deutschen O s t g e b i e t e , D a n z i g , E s t l a n d , L e t t l a n d , L i t a u e n , d i e S o - w j e t u n i o n , P o l e n , die T s c h e c h o s l o w a k e i , U n g a r n , R u m ä n i e n . . . v e r l a s s e n hat oder v e r l ä ß t , es s e i d e n n , d a ß es erst nach d e m 8. M a i 1945 e i n e n W o h n s i t z i n d i e s e n G e - b i e t e n b e g r ü n d e t hat ( A u s s i e d l e r ) . " E n t s p r e - chend d i e s e r B e g r i f f s b e s t i m m u n g e n h a b e n ü b e r 500 000. A u s s i e d l e r b i s heute d e n

„ A u s w e i s A für V e r t r i e b e n e u n d F l ü c h t - l i n g e " e r h a l t e n .

D e r n e u e A u s w e i s , w i e er geplant ist, s o l l nach r e g i e r u n g s a m t l i c h e r V o r s t e l l u n g e i n e n v e r s c h l ü s s e l t e n H i n w e i s auf das B u n -

^ Wie gut ginge es uns, wenn ihr euch nur halb so sehr in Polens Schuld fühltet wie Heimut Schmidt..."

B o n n i n F o r m eines entschiedenen P r o t e - stes g e g e n eine solche N i c h t a n p a s s u n g der i n n e r e n G e s e t z g e b u n g i n der B R D a n d i e aus d e m V e r t r a g v o n 1970 r e s u l t i e r e n d e n B e s c h l ü s s e u n d die i h n e r g ä n z e n d e n d u r c h H e l s i n k i e n t s t a n d e n e n V e r e i n b a r u n g e n v o r - gebracht."

Das B u n d e s k a n z l e r a m t z o g daraus die K o n s e q u e n z , i n d e m es d u r c h S t a a t s m i n i s t e r H a n s - J ü r g e n W i s c h n e w s k i e r k l ä r e n l i e ß :

„ D a n a c h geht es b e i der A b s i c h t der B u n - d e s r e g i e r u n g , das B u n d e s v e r t r i e b e n e n g e - setz z u ä n d e r n , d a r u m , d e m U m s t a n d R e c h - n u n g z u tragen, d a ß die A u s s i e d l e r aus P o - len u n d d e n a n d e r e n o s t e u r o p ä i s c h e n Staa- t e n m i t der g e l t e n d e n B e z e i c h n u n g des B u n - d e s v e r t r i e b e n e n g e s e t z e s nach A u f f a s s u n g der B u n d e s r e g i e r u n g nicht zutreffend be- zeichnet w e r d e n . "

N a c h e i n e r A u s e i n a n d e r s e t z u n g i n n e r h a l b der B u n d e s r e g i e r u n g z w i s c h e n B u n d e s k a n z - l e r a m t u n d B u n d e s i n n e n m i n i s t e r i u m l i e ß m a n die s t r i k t e E r f ü l l u n g der p o l n i s c h e n F o r d e r u n g , das ganze G e s e t z z u ä n d e r n , a u ß e r Betracht u n d m e i n t e d a d u r c h entge- g e n z u k o m m e n , d a ß m a n auf d e m V e r o r d - n u n g s w e g e d u r c h das B u n d e s i n n e n m i n i s t e - r i u m e i n e n n e u e n A u s w e i s für A u s s i e d l e r a u s h ä n d i g e n k ö n n e . „ U m S c h l i m m e r e s z u v e r h ü t e n " , so w u r d e b e s ä n f t i g e n d u n d Z u - s t i m m u n g h e i s c h e n d v e r l a u t b a r , h a b e m a n sich z u d i e s e m Schritt entschlossen.

N a c h d e m e i n i g e B u n d e s l ä n d e r e r k l ä r t e n , sie w ü r d e n eine solche V e r o r d n u n g des B u n d e s i n n e n m i n i s t e r s nicht a u s f ü h r e n k ö n - n e n u n d es b e i d e n a l t e n A u s w e i s e n be- lassen, s o l l n u n m e h r noch v o r J a h r e s e n d e ü b e r eine v o m B u n d e s r a t a b z u s e g n e n d e V e r w a l t u n g s v o r s c h r i f t die p o l n i s c h e F o r d e - r u n g e r f ü l l t u n d e i n n e u e r A u s w e i s für A u s - s i e d l e r erstellt w e r d e n .

D a s B u n d e s v e r t r i e b e n e n g e s e t z hat i m P a r a g r a p h e n 1 „ B e g r i f f s b e s t i m m u n g e n " aus- d r ü c k l i c h festgehalten: „ V e r t r i e b e n e r ist

Zeichnung aus „DIE W E L T "

d e s v e r t r i e b e n e n g e s e t z e n t h a l t e n u n d d e n Betroffenen k e i n e r l e i M i n d e r u n g i h r e s Rechtsanspruchs bescheren. M a n m u ß d a n n aber fragen, w e n n d e m so s e i n s o l l , w i e es a n g e k ü n d i g t w i r d , w a r u m d e n n ü b e r h a u p t der A u s w e i s e n t g e g e n d e m T e x t des B u n - d e s v e r t r i e b e n e n g e s e t z e s ü b e r h a u p t g e ä n - dert w e r d e n m u ß . E i n e deutsche N o t w e n - d i g k e i t o d e r E r f i n d u n g ist es b e s t i m m t nicht, s o n d e r n a u s s c h l i e ß l i c h die E r f ü l l u n g e i n e r F o r d e r u n g der p o l n i s c h e n R e g i e r u n g . W a r - schau r e g i e r t i n B o n n mit, anders k a n n m a n das ganze U n t e r n e h m e n nicht k e n n z e i c h - n e n .

U m der Ä n d e r u n g des A u s w e i s e s für A u s - s i e d l e r p o l i t i s c h e n A u f t r i e b z u geben, w i r d n e u e r d i n g s d a m i t operiert, d a ß u m d i e A u s r e i s e der D e u t s c h e n gebangt w e r d e n m ü ß t e , w o l l t e n w i r d e n b i s h e r i g e n A u s - w e i s für V e r t r i e b e n e u n d F l ü c h t l i n g e f ü r A u s s i e d l e r nicht e i n z i e h e n . D e r P a r l a m e n -

tarische S t a a t s s e k r e t ä r b e i m B u n d e s i n n e n - m i n i s t e r , G e r h a r d B a u m , e r k l ä r t e a m 23.

N o v e m b e r i m D e u t s c h e n B u n d e s t a g , d a ß

„sich d i e B u n d e s r e g i e r u n g b e i d i e s e n Ü b e r - l e g u n g e n d a v o n l e i t e n l ä ß t , a l l e s z u tun, w a s die A u s s i e d l u n g s b e m ü h u n g e n der be- troffenen P e r s o n e n erleichtert." A n d e r s aus- g e d r ü c k t , uns s o l l e i n g e h ä m m e r t w e r d e n , d a ß v o n e i n e m n e u e n A u s w e i s für A u s s i e d - ler die C h a n c e n f ü r e i n e A u s r e i s e a b h ä n - gen. So liest m a n es ü b r i g e n s auch i n der V o r l a g e der B u n d e s r e g i e r u n g für den B u n - desrat.

G e g e n dieses uns v o n der V o l k s r e p u b l i k P o l e n auferlegte J u n k t i m m u ß e n t s c h i e d e n E i n s p r u c h e r h o b e n w e r d e n , steht doch ge- rade P o l e n m e h r m a l s b e z ü g l i c h d e r A u s - reise der D e u t s c h e n i m W o r t : „ I n f o r m a t i o n "

zum W a r s c h a u e r V e r t r a g , d e u t s c h - p o l n i s c h e V e r e i n b a r u n g e n , K S Z E - S c h l u ß a k t e K o r b III, W e l t p a k t für b ü r g e r l i c h e u n d p o l i t i s c h e Rechte.

D a w i r w i s s e n , w o r a u f d i e p o l n i s c h e R e - g i e r u n g z i e l t , w ä r e es g e b o t e n , d e n A n f ä n - g e n z u w e h r e n , ist doch d i e s e r n e u g e p l a n - te A u s s i e d l e r a u s w e i s n u r der erste S c h r i t t h i n z u e i n e r Ä n d e r u n g u n s e r e r G e s e t z g e - b u n g für V e r t r i e b e n e u n d F l ü c h t l i n g e , d e n n w i e a n der B e z e i c h n u n g w i r d auch a n d e r G e s e t z g e b u n g für d i e A u s s i e d l e r als e i n e m

„ G e s e t z für die A n g e l e g e n h e i t e n d e r V e r - t r i e b e n e n u n d F l ü c h t l i n g e " p o l n i s c h e r s e i t s A n s t o ß g e n o m m e n .

U m S c h l i m m e r e s z u v e r h ü t e n , l ä ß t m a n sich auf das S c h l i m m e , e i n e n A u s w e i s m i t p o l n i s c h e m u n d z u g l e i c h k o m m u n i s t i s c h e m G ü t e s t e m p e l e i n , e r ö f f n e t a b e r d a m i t d e m S c h l i m m s t e n T ü r u n d T o r , i n d e m w i r u n s d a m i t e r p r e s s e n l a s s e n , d a ß d i e A u s r e i s e der a u s r e i s e w i l l i g e n D e u t s c h e n g e f ä h r d e t sei, w e n n w i r nicht w i l l e n s w ä r e n a u s z u - f ü h r e n , w a s d i e W a r s c h a u e r R e g i e r u n g v o n uns fordert.

ü b r i g e n s w a r aus B u k a r e s t k ü r z l i c h z u v e r n e h m e n , d a ß es sich g a r nicht u m A u s - s i e d l e r , s o n d e r n u m A u s w a n d e r e r o d e r Z u - w a n d e r e r h a n d e l e . M i t n e u e n F o r d e r u n g e n a n eine w i l l f ä h r i g e B u n d e s r e g i e r u n g i s t a l - so j e d e r z e i t z u rechnen.

W e n n d i e A u s s i e d l e r selbst befragt w ü r - den, so w ü r d e n sie e r w i d e r n , d a ß s i e d r e i J a h r z e h n t e als Deutsche, d i e aus i h r e m V o l k s t u m , i h r e r M u t t e r s p r a c h e , i h r e r K u l - t u r v e r t r i e b e n w o r d e n s i n d , h ä t t e n l e b e n m ü s s e n u n d d a r u m z u Recht d e n A u s w e i s für V e r t r i e b e n e n u n d F l ü c h t l i n g e e r h a l t e n h a b e n u n d auch w e i t e r h i n e r h a l t e n w o l l e n .

Sowjetunion:

Führungswechsel in Moskau?

Breschnews harte Kritik an den Fehldiagnosen des Plans

UNABHÄNGIGE W O C H E N Z E I T U N G FÜR D E U T S C H L A N D Chefredakteur: Hugo Wellems

Verantwortlich für den politischen Teil

Ostpreußische Familie und Briefkasten:

Ruth M a r i a W a g n e r Bonner Büro:

C l e m e n s J . N e u m a n n Berliner Büro:

H a n s B a i d u n g Anzeigen und Vertrieb:

Heinz P a s s a r g e

Das O s t p r e u ß e n b l a t t Ist das Organ der Landsmannschaft O s t p r e u ß e n und erscheint w ö c h e n t l i c h zur Information der Mitglieder des F ö r d e r k r e i s e s der Landsmannschaft O s t p r e u ß e n . - Bezugspreis Inland 4.80 DM monatl., Ausland 6,- DM monatl. Postscheckkonto f ü r den Vertrieb Postscheckamt Hamburg 84 26 - 204 - Verlag, Redaktion, Anzeigenabteilung, Postfach 8047, Parkallee 84-86 , 2 Hamburg 13, Telefon 0 40-44 65 41/42 Anrufbeantworter nach D i e n s t s c h l u ß 44 65 41 - Bankkonto Landesbank Hamburg BLZ 200 500 00, Konto-Nr.

192 344. — F ü r unverlangte Einsendungen wird nicht gehaftet. R ü c k s e n d u n g nur, wenn Porto beiliegt.

_ Postscheckkonto f ü r Anzeigen 90 700 - 207 Postscheckamt Hamburg.

Druck: Gerhard Rautenberg, N o r d e r s t r a ß e 29/31, 2950 Leer (Ostfriesland), Fernruf 04 91 /42 88.

A V A Für Anzeigen gilt Preisliste Nr. 18.

/ \Ä/ \ Telefon (0 40) 44 65 41 und 44 65 42 Kultur, Unterhaltung, Frauenseite:

S i l k e Steinberg

Geschichte, Landeskunde, Soziales:

Horst Z a n d e r zugleich Aktuelles Jugend, Heimatkreise, Gruppen:

C o r n e l i a Sternberg Literaturkritik:

Paul Brock

E i n i g e U n g e w i ß h e i t e n i m V e r h ä l t n i s z w i - schen der B u n d e s r e p u b l i k D e u t s c h l a n d u n d der S o w j e t u n i o n , die auch Botschafter V a - l e n t i n F a l i n b i s h e r nicht k l ä r e n k o n n t e , b l e i - b e n z u n ä c h s t w e i t e r b e s t e h e n . D a s G e s p r ä c h z w i s c h e n W i l l y B r a n d t u n d L e o n i d B r e s c h - n e w i n M o s k a u k a m nicht z u s t a n d e ; es s o l l nach d e m W u n s c h des s o w j e t i s c h e n Staats- o b e r h a u p t e s „ m ö g l i c h s t b a l d n a c h g e h o l t "

w e r d e n .

E i n e p o l i t i s c h e A b s a g e , so ist v o n s o w j e - tischer S e i t e betont w o r d e n , w a r das nicht.

B r e s c h n e w , h e i ß t es i n o f f i z i e l l (denn offi- z i e l l w i r d so e t w a s i n M o s k a u n i d i t er- w ä h n t ) , s e i e r k r a n k t u n d b e d ü r f e der Scho- n u n g . D a s ist durchaus g l a u b w ü r d i g . I m m e r - h i n ist das sowjetische S t a a t s o b e r h a u p t a m 19. D e z e m b e r 71 J a h r e alt g e w o r d e n . Z u - d e m n a h m B r e s c h n e w nicht a n der S i t z u n g des O b e r s t e n S o w j e t b e i d e r V e r a b s c h i e - d u n g des W i r t s c h a f t s p l a n e s für 1978 t e i l — w a s sich u n t e r n o r m a l e n U m s t ä n d e n d e r er- ste M a n n i m Sowjetstaat nicht e n t g e h e n l ä ß t .

A b e r so v e r s t ä n d l i c h das auch a l l e s schei- n e n m a g — es d r ä n g t sich d i e F r a g e auf, ob d i e Z u r ü c k h a l t u n g B r e s c h n e w s v i e l l e i c h t doch p o l i t i s c h b e e i n f l u ß t ist. U n m i t t e l b a r v o r d e m Z u s a m m e n t r i t t des O b e r s t e n S o - w j e t j e d e n f a l l s hat B r e s c h n e w i n s e i n e r E i - genschaft als G e n e r a l s e k r e t ä r der K P d S U v o r d e m Z e n t r a l k o m i t e e d i e t r a d i t i o n e l l e

s u m m i e r e n s i c h m i t w a c h s e n d e r U n z u f r i e - d e n h e i t d e r a r b e i t e n d e n M a s s e n : D i e H e - b u n g des L e b e n s s t a n d a r d s macht n u r ge- r i n g e F o r t s c h r i t t e . D a r a n w i r d s i c h auch nach d e m W i r t s c h a f t s p l a n f ü r 1978 nichts ä n d e r n . E i n L o h n z u w a c h s v o n 2,2 P r o z e n t , der Z u w a c h s d e r K o n s u m g ü t e r i n d u s t r i e u m 3,7 P r o z e n t u n d 12 R u b e l p r o K o p f d e r so- w j e t i s c h e n B e v ö l k e r u n g f ü r „ M a ß n a h m e n zur H e b u n g des L e b e n s s t a n d a r d s " — d a ß v e r s p r i c h t a l l e s a n d e r e a l s e i n e r o s i q e Z u - kunft.

N u n ist es sicher, d a ß d i e s e E n t w i c k l u n g nicht i m S i n n e B r e s c h n e w s l i e g t . E r w o l l t e e i n e s c h n e l l e r e H e b u n g des L e b e n s s t a n - d a r d s e r r e i c h e n . S e i n e P o l i t i k d e r „Öff- n u n g nach W e s t e n " u n d d e r V e r e i n - b a r u n g e n ü b e r R ü s t u n g s b e g r e n z u n g m i t d e n U S A w a r e n M i t t e l f ü r d i e s e n Z w e c k . D e r E r f o l g hat sich nicht i m e r w ü n s c h t e n M a ß e e i n g e s t e l l t . D a f ü r g i b t es d r e i v o r - r a n g i g e F a k t e n : 1. d i e S t a r r h e i t des s o w j e - t i s c h e n S y s t e m s , 2. d e n W i d e r s t a n d d o k t r i - n ä r e r P a r t e i - u n d M i l i t ä r k r e i s e , 3. d i e A u s - w i r k u n g e n d e r W e l t w i r t s c h a f t s k r i s e . G e h t m a n d a v o n aus, d a ß B r e s c h n e w u n v e r ä n - d e r t m ä c h t i g s t e r M a n n i m K r e m l ist, k ö n n t e s e i n F e r n b l e i b e n v o n d e r S i t z u n g des O b e r - sten S o w j e t s auch b e d e u t e n , d a ß er d i e g r o ß e R e d e g e h a l t e n . W a s durch d i e v e r - v o l k s wi r t s c h a f t l i c h e n B e s c h r ä n k u n g e n z w a r schlossenen T ü r e n g e d r u n g e n ist, l ä ß t auf a k z e p t i e r e n m u ß , a b e r i m P r i n z i p nicht be- u n g e w ö h n l i c h harte K r i t i k a n d e n w i r f - w i l l i g t . S o l l t e B r e s c h n e w s M a c h t a b e r be

Si ^a f t lS -e n« Leistungen im a b l a u f e n d e n reits i m A b k l i n g e n s e i n , so k ö n n t e der J a h r s c h l i e ß e n . Rü dc zu g au s d er öffentlidlkeit eb ul

D a z u hat er auch a l l e n G r u n d . D i e be- e i n e n e u e V a r i a n t e s o w j e t i s c h e n F ü h r u n n s k a n n t e n F e h l d i a g n o s e n der P l a n w i r t s c h a f t w e c h s e i s b e d e u t e n . G e r d E i c h m a i

(3)

3t. D e z e m b e r 1977 - F o l g e 53 - Seite 3

Auch im neuen Jahr der verlassenen

Deutschen gedenken

V O N D R . H E R B E R T C Z A J A M d B , P R Ä S I D E N T D E S B U N D E S D E R V E R T R I E B E N E N

Dokumentation

Z

u w e n i g e d e n k e h i n den s t i l l e n T a g e n zwischen den J a h r e n an die geistige, politische, r e l i g i ö s e u n d e x i s t e n t i e l l e N o t v i e l e r Deutscher i n M i t t e l d e u t s c h l a n d . Dort herrscht nicht m a t e r i e l l e N o t , aber auf dem A l l t a g , d e m Berufsleben, der Freizeit, dem k u l t u r e l l e n Leben, auf der M e i n u n g s - b i l d u n g u n d -aussage, selbst auf dem F a - m i l i e n l e b e n lastet der Druck der D i k t a t u r , der befohlenen M e i n u n g , der a l l g e g e n w ä r - tigen Ü b e r w a c h u n g .

A b e r noch i s o l i e r t e r , verlassener und ein- samer s i n d die v i e r e i n h a l b M i l l i o n e n Deut- schen unter fremder V e r w a l t u n g u n d H e r r - schaft i n O s t d e u t s c h l a n d u n d Osteuropa.

Ihr V e r s u c h , sich zur Muttersprache, zur eigenen K u l t u r u n d z u m eigenen V o l k zu bekennen, gilt nicht selten als staatsfeind- lich. Immer m e h r fordert m a n ihre totale E i n f ü g u n g i n die a l l e i n s e l i g machende so- zialistische N a t i o n . Z u d e m a l l g e m e i n e n Schicksal der M e n s c h e n unter k o m m u n i s t i - schen D i k t a t u r e n tritt die nationale Isolie- rung u n d D i s k r i m i n i e r u n g . E i n erheblicher T e i l dieser Deutschen fühlt sich seit den O s t v e r t r ä g e n v o m freien T e i l Deutschlands preisgegeben u n d v e r r a t e n . Es ist ureigene Pflicht der Ost-, Sudeten- u n d S ü d o s t d e u t - schen, z u W e i h n a c h t e n dieser v i e r e i n h a l b M i l l i o n e n Deutschen zu gedenken. W i r rufen unsere B e v ö l k e r u n g auf, sich i n die t ä g l i c h e N o t dieser M e n s c h e n z u versetzen, an die m a n nicht denkt u n d v o n denen m a n k a u m redet.

D a s i n d w e i t ü b e r e i n e i n v i e r t e l M i l l i o n e n Deutsche — meist deutsche S t a a t s a n g e h ö - rige — i n den G e b i e t e n östlich v o n O d e r und N e i ß e , ferner i n anderen G e b i e t e n , die vor 1939 z u P o l e n g e h ö r t e n . D i e V o l k s r e p u - b l i k P o l e n m i ß a c h t e t ihre deutsche Staats- a n g e h ö r i g k e i t , hat i h n e n , ohne sie zu fra- gen, durch e i n e n Z w a n g s a k t 1951 die p o l - nische S t a a t s a n g e h ö r i g k e i t auferlegt. D i e V e r f a s s u n g s o r g a n e der B u n d e s r e p u b l i k Deutschland — a u ß e r dem Bundesverfas- sungsgericht — w a g e n es nicht, v o n P o l e n die Beachtung i h r e r deutschen Staatsange- h ö r i g k e i t z u fordern. N a c h polnischer A u f - fassung gibt es dort k e i n e deutsche V o l k s - gruppe, diese M e n s c h e n s i n d bis zur A u s - gabe der A u s r e i s e p a p i e r e als Deutsche rechtlich nicht existent. M a n m u ß t e sich je- doch selbst w i d e r l e g e n u n d seit der B e e n d i - gung der M a s s e n v e r t r e i b u n g als 1950 ü b e r eine h a l b e M i l l i o n Deutsche aussiedeln lassen.

B e d e n k t m a n h i e r z u l a n d e , w a s es für diese Deutschen bedeutet, k e i n e n e i n z i g e n deut- schen V e r e i n , k e i n e e i n z i g e deutsche Schule oder Schulklasse, i n O b e r s c h l e s i e n auch nicht Deutsch als Fremdsprache u n d fast k e i n e deutschen Gottesdienste z u haben (bis zum staatlichen V e r b o t der deutschen Beichte i n b e s t i m m t e n Gebieten)? J a h r e - l a n g durfte m a n m i t d e n K i n d e r n v i e l e r o r t s nicht deutsch sprechen, w e n n m a n nicht unter d e m D r u c k k o m m u n i s t i s c h e r F u n k t i o - n ä r e gesellschaftlich u n d beruflich unter- gehen oder w e g e n Staatsfeindlichkeit ein- gesperrt w e r d e n w o l l t e . W e i ß m a n h i e r z u - lande, w a s es bedeutet, acht-, zehn-, z w a n - z i g , oder d r e i ß i g m a l , oft 10 und 15 J a h r e lang die A u s r e i s e v e r g e b l i c h z u beantragen, in diesen J a h r e n die eigene Zukunft und die A u s b i l d u n g der K i n d e r nicht mehr ge- stalten zu k ö n n e n u n d v o n w i l l i g e n D i e n e r n m ä c h t i g e r F u n k t i o n ä r e verfolgt z u werden?

W e i ß man, w a s es bedeutet, w e n n v o n amts- wegen die eigenen N a m e n umgeschrieben, die deutschen Grabinschriften v e r b o t e n oder g e l ö s c h t w e r d e n ? U n d dazu die N o t e der V e r s o r g u n g , das Schlangestehen, aber auch das E r l e b n i s , d a ß v i e l e deutsche T o u r i s t e n ohne G e s p r ä c h achtlos v o r ü b e r f a h r e n , d a ß die k u l t u r e l l e n K o n t a k t e mit der Bundes- r e p u b l i k Deutschland in diesen G e b i e t e n v ö l l i g unterbunden w e r d e n und offizielle deutsche Besucher meist so tun, als gebe es dort k e i n e Deutschen!

Im N o v e m b e r w u r d e n neue Hoffnungen z e r s t ö r t . Es sprach sich rasch herum d a ß w i e bei den O s t v e r t r ä g e n man es leider auch b e i m letzten Besuch des Bundeskanz- lers nachgeordneten B e a m t e n ü b e r l i e ß die V o l k s g r u p p e n r e c h t e anzusprechen, die v o n den f ü h r e n d e n k o m m u n i s t i s c h e n fohUkern dann eine e i s k a l t e A b f u h r erhielten. Diese Deutschen fragen sich, w a r u m d,e katho- lische K i r c h e durch eine feste H a l t u n g be,

dem morschen, abgewirtschafteten, k o m m u - nistischen System substantielle Z u g e s t ä n d - nisse erzwingt, die reichlich zahlende Bun- desrepublik Deutschland aber nichts erreicht.

Sie ziehen die Folgerung, sie seien restlos abgeschrieben. Sie l i e b e n ihr V o l k , aber sie s i n d g e g e n ü b e r allen, die bei uns Macht a u s ü b e n , zutiefst verbittert. Manche p o l n i - schen M i t b ü r g e r zeigen ihnen g e g e n ü b e r echte S o l i d a r i t ä t , aber sie verstehen nicht die F e h l e i n s c h ä t z u n g des K o m m u n i s m u s durch die M ä c h t i g e n i n der Bundesrepublik Deutschland und sind a u f g e w ü h l t d a r ü b e r , w i e w e n i g politische Widerstandskraft dem V o r d r i n g e n des kommunistischen E i n - flusses und der kommunistischen T ä u - schung i m W e s t e n entgegengesetzt w i r d .

N u r w e n i g e Z e i t u n g e n w a g e n die Z a h l der unerledigten A u s r e i s e a n t r ä g e dieser Deutschen z u nennen — 270 000 Ende 1976

—, u n d t ä g l i c h w ä c h s t ihre Z a h l , w e n n auch 30 000 i n diesem J a h r ausreisen durften.

V o r der Reise des Bundeskanzlers h i e ß es, ein A u s s i e d l e r p r o b l e m gebe es nicht, bis durchsickerte, d a ß er eine Liste v o n unbe- antworteten amtlichen Interventionen für 13 000 H ä r t e f ä l l e deutscher S t a a t s a n g e h ö - riger i m G e p ä c k hatte, für die die deutsche Botschaft seit mehreren J a h r e n bei polni- schen B e h ö r d e n intervenierte, ohne einer A n t w o r t g e w ü r d i g t zu werden.

D e n S i e b e n b ü r g e r Sachsen, deren V o r - fahren 800 J a h r e l a n g b l ü h e n d e s Leben in den v o n ihnen besiedelten Gebieten v e r b r e i - teten, den Banater Schwaben, die das gleiche seit den T ü r k e n k r i e g e n taten, droht die A u s l ö s c h u n g ihrer V o l k s g r u p p e i n R u - m ä n i e n . A l l e M i n d e r h e i t s g a r a n t i e n m i ß - achtend, fordert der r u m ä n i s c h e Parteichef das A u f g e h e n der r u n d 380 000 Deutschen mit g r o ß e r k u l t u r e l l e r V e r g a n g e n h e i t i n einer e i n z i g e n „ s o z i a l i s t i s c h e n N a t i o n " . Kronstadt, Hermannstadt, S c h ä s b u r g und andere d ü r f e n sie nicht mehr mit deutschem N a m e n bezeichnen, ihre G e m e i n w e s e n und E i n r i c h t u n g e n s i n d zerschlagen, ihr Eigen- tum w e i t g e h e n d weggenommen. D i e deut- schen D ö r f e r g e h ö r e n nicht mehr den Deut- schen, die evangelisch-lutherische Landes- kirche steht unter strenger Ü b e r w a c h u n g , die proletarisierten Deutschen s i n d ü b e r das ganze L a n d verstreut, ihre Schulen schrumpfen und w e r d e n mit r u m ä n i s c h e n K l a s s e n zusammengelegt. In den w e i t e r f ü h - renden deutschen Schulen gibt es nur Fach- unterricht i n r u m ä n i s c h e r Sprache. In den deutschen Z e i t u n g e n steht mit einiger V e r - z ö g e r u n g die Ubersetzung der r u m ä n i s c h e n kommunistischen Propaganda.

P a n i k hat die V o l k s g r u p p e erfaßt, e i n T e i l w i l l dennoch aushalten, so w i e man Seuchen und T ü r k e n k r i e g e ü b e r s t a n d . U b e r 80 000 A u s r e i s e a n t r ä g e sind unerledigt, ob- w o h l die Z a h l der A u s s i e d l e r steigt und R u m ä n i e n e i n vermehrtes K o p f g e l d fordert.

B e i der neuesten V o l k s z ä h l u n g i n der S o w j e t u n i o n w u r d e n 1,9 M i l l i o n e n Deutsche ausgewiesen. T a t s ä c h l i c h d ü r f t e n es ü b e r

Auch in diesen Kinderaugen steht die Hoffnung auf die Ausreise in die Heimat seiner Väter Foto np z w e i M i l l i o n e n sein. O b w o h l sie ohne jeden

K o n t a k t mit dem nationalsozialistischen Deutschland waren, w u r d e n sie 1941 aus der A u t o n o m e n Deutschen W o l g a r e p u b l i k ,

aus den 3000 deutschen Gemeinden v o n der W o l g a bis zum Schwarzen M e e r , nach S i b i r i e n und an den Polarkreis als Staats- feinde verbannt, und diejenigen, die v o n der deutschen Wehrmacht ü b e r r o l l t und nach W e s t e n umgesiedelt wurden, ver- schleppte man nach dem K r i e g i n die glei- chen Gebiete. O b w o h l 1955 begnadigt, 1964 durch ein Dekret des P r ä s i d i u m s des Ober- sten Sowjets ausdrücklich rehabilitiert (die V e r b a n n u n g wurde amtlich als W i l l k ü r a k t und Ausfluß des stalinistischen Personen- kults bezeichnet), durften sie i n ihre W o h n - sitze nicht z u r ü c k k e h r e n , haben keine deut- sche Schule und nur kommunistische O r g a - nisationen. A b 1958 führte das deutsche Repatriierungsabkommen die meisten z i v i - len deutschen S t a a t s a n g e h ö r i g e n zurück, die deutschen V o l k s a n g e h ö r i g e n hofften bei den O s t v e r t r ä g e n vergebens darauf, ihre b ü r g e r l i c h e Gleichheit, ihre k u l t u r e l l e Eigen- art und ihre innerstaatliche F r e i z ü g i g k e i t zugesichert zu erhalten.

A m H e i l i g e n A b e n d werden sich sicher- lich wieder Hunderttausende dieser Deut- schen i n Kasachstan, i n Tadschikistan, i n M o l d a w i e n , i m baltischen Bereich und i m Innern R u ß l a n d s nach einem schweren A r b e i t s t a g sich mit Nachbarn i n k l e i n e n G r u p p e n i n W o h n u n g e n verstohlen versam- m e l n und deutsche Weihnachtslieder gesun- gen und die A l t e n w e r d e n aus der B i b e l vorgelesen haben. V i e l e werden ihrer zu A r b e i t s l a g e r und Zuchthaus verurteilten V e r w a n d t e n gedacht haben, die lange Listen der Ausreisebewerber ehrlich mit der N o t ihrer V o l k s g r u p p e b e g r ü n d e t e n oder v o r dem K r e m l auf die Genehmigung der A u s - reise warteten oder i n der Deutschen Bot- schaft unbarmherzig auf V e r w e i g e r u n g der z e i t w e i l i g e n Zuflucht s t i e ß e n .

M i t 15 K i n d e r n i n die neue H e i m a t k a m z w e i Tage v o r Weihnachten die Aussiedler- familie B i e l e t z k i aus dem polnischen Bereich. Unser dpa-Bild zeigt sie nach der W e i h - nachtsfeier i n F r i e d l a n d . Weihnachten haben die Eltern mit ihren 2—25 Jahre altem Nachwuchs i m Lager M a s s e n bei U n n a verbracht, und i m neuen Jahr werden sie in die N ä h e v o n N e u w i e d zu V e r w a n d t e n ziehen. E i n K i n d fehlt bei dem Gruppenbild.

Es w i r d in K ü r z e in der Bundesrepublik Deutschland erwartet.

E n t t ä u s c h t und entmutigt versuchen sie, aus ihrem d ü s t e r e n und hoffnungslosen A l l - tag durch A u s r e i s e auszubrechen. Trotz der V e r s t ä r k u n g der A u s s i e d l u n g gibt es auch hier ü b e r 60 000 unerledigte A n t r ä g e . Manche werden verbittert bemerken, d a ß Sacharow offener für sie eintritt, als manche M ä c h t i g e n in Deutschland, die das gefahrlos tun k ö n n t e n .

A m einsamsten sind die deutschen Indu- strie- und Facharbeiter i n den K r e i s e n F a l - kenau, Gablonz, Reichenberg. Trautenau und anderen T e i l e n des Sudetenlandes und der Tschechoslowakei. Sie wurden wegen ihrer Unentbehrlichkeit z u r ü c k g e h a l t e n . Diese Reste der Deutschen sind'vergessen und hoffnungslos. A u c h sie ohne deutsche Schule, mit immer weniger deutschen Got-

tesdiensten, die A l t e n vereinsamt, die Menschen mittleren A l t e r s ohne Hoffnunq.

Ihre Z a h l schwankt zwischen 100 000 und 130 000. B e i uns spricht k a u m jemand von ihnen. Die 25 000 Bewerber, die 1970 aus- siedeln w o l l t e n , sind angeblich auf 4000 zusammengeschmolzen, obwohl nur 2000 i n - zwischen ausreisen durften. Tatsächlich be- kommt ein abgelehnter Bewerber keine A n - tragsformulare mehr, trotz feierlichen deutsch-tschechoslowakischen Briefwechsels ü b e r h u m a n i t ä r e Fragen.

Etwas besser soll es den Deutschen in U n g a r n und J u g o s l a w i e n gehen. A b e r auch sie sind zerstreut und oft vereinsamt.

In Belgrad hat man die Lage dieser Deut- schen nicht i n v o l l e m Umfang offengelegt.

Dort, w o stille Interventionen helfen, ver- langen w i r nicht laute Rufe. W o sie aber nicht helfen, m u ß man reden, denn i n den kommunistischen Diktaturen geht es jenen am schlimmsten, v o n denen niemand redet.

Jedes Land des Ostblocks u n t e r h ä l t i m A u s - land breite Gruppen für die Desinformation und T ä u s c h u n g . V i e l e v o n uns erliegen dem, helfen u n b e w u ß t oder biedern sich dieser g ä n g i g e n Propaganda sogar an. Die Unfreien aber fordern v o n den Freien, d a ß sie die W a h r h e i t offenlegen, d a ß sie ihre Stimme gegen die V e r l e t z u n g der M e n - schenrechte und dies nicht einseitig und auch nicht ohne ein echtes V e r h ä l t n i s zum j e w e i l i g e n Umfang des Unrechts erheben und d a ß sie ihr klares U r t e i l , v o r allem aber, d a ß sie die Freiheit bewahren.

Es sollte i n diesen Tagen bei v i e l e n dei Entschluß reifen, v o n den Verantwortlichen einen s t ä r k e r e n Einsatz der politischen und wirtschaftlichen M i t t e l für die schrittweise Durchsetzung einer halbwegs menschen- w ü r d i g e n Existenz auch für diese v i e r e i n - halb M i l l i o n e n Deutschen zu fordern.

V i e l e n dieser Deutschen und der verfolg- ten und u n t e r d r ü c k t e n Menschen in aller W e l t leuchtet i n diesen stillen Tagen trotz allem ein Hoffnungsstern. D a ist die Hoff- nung der Menschenrechtler, d a ß trotz aller E n t t ä u s c h u n g e n vielleicht hier und dort der W e s t e n mehr M u t aufbringt, die Rechtsver- pflichtungen auch der kommunistischen Staaten nach den neu i n Kraft getretenen Menschenrechtspakten endlich einzufordern und die politischen und wirtschaftlichen Z u - g e s t ä n d n i s s e endlich v o n Fortschritten i m Bereich der Menschenrechte a b h ä n g i g z u machen. U n d v i e l e fühlen i n dieser N o t tie- fer als die Menschen i m W e s t e n , was Z u - versicht und Hoffnung auf die Gnade und Macht des Heilands bedeuten.

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Politik £Xß DOinTütrnljluii

31. D e z e m b e r 1977 - F o l g e 53 - S e i t e 4

Nicht ohne Berlin

D e r regierende Berliner Bürgermei- ster Stobbe hat jetzt gefordert, bei wirtschaftlichen Verhandlungen zwi- schen der EG und dem Rat für gegen-

seitige Wirtschaftshilfe COMECON des Ostblocks müsse die Stadt Berlin mit eingeschlossen werden.

Formaljuristisch wird das nicht leicht zu verwirklichen sein. Politisch gehört Berlin nicht zur Bundesrepu- blik Deutschland und also nicht zur Europäischen Gemeinschaft. Verträge, die zwischen der EG und dem Ost- block abgeschlossen werden, können nicht automatisch auf Berlin ausge- dehnt werden. Allerdings hat Berlin bisher praktisch an allen EG-Abschlüs- sen teilgenommen. Der Ostblock wird sehr genau darauf achten, daß in die- sem Fall Berlin „draußen vor der Tür"

bleibt. Diese Absicht sollte frühzeitig vereitelt werden.

Es gibt ein sehr gutes Argument gegen den Ausschluß Berlins aus west-östlichen Wirtschaftsgesprächen.

Die „DDR" ist auch, wie die SED über Berlin sagt, eine „selbständige politi- sche Einheit". Sie gehört zum COME- CON und nimmt so an allen eventu-

ellen Abschlüssen mit der EG teil.

Zugleich ist sie aber nach Ansicht Bonns immer noch ein Teil Deutsch- lands und wird somit bei Wirtschafts- beschlüssen Nutznießer der Vorteile, die die EG erarbeitet hat. Sie zahlt beim innerdeutschen Verkehr keine Zölle und wird auch anderen Abgren- zungen der EG gegenüber der roten Wirtschaftsorganisation COMECON nur zum Teil unterworfen.

Man kann nicht erwarten, daß die EG für Berlin mehr tut als die Bundes- regierung. Also ist Bonn aufgerufen, bei den kommenden Verhandlungen die Interessen Berlins mit besonderer Energie zu vertreten und zu verhin- dern, daß der Ostblock hinter dem Rücken der Bundesregierung vielleicht Bundesgenossen gegen Berlin bei an- deren EG-Ländern sucht. Es bietet sich jetzt die Gelegenheit, dem Ostblock zu zeigen, daß es für ihn auf die Dauer sinnlos ist, wenn er sich bei jeder Gelegenheit gegen Berlin stellt und seine Isolation in Westeuropa be- treibt. Aurel Werner

Niedersachsen:

Liberale legen sich nicht fest

FDP präsentiert Wahlprogramm Keine Koalitionszusage - „Nach beiden Seiten offen

In N i e d e r s a c h s e n b e r e i t e n sich die F r e i e n D e m o k r a t e n auf die L a n d t a g s w a h l i m J u n i 1978 v o r . U m auf a l l e F r a g e n i m l a n d e s - p o l i t i s c h e n B e r e i c h R e d e u n d A n t w o r t stehen zu k ö n n e n , p r ä s e n t i e r t sich der E n t w u r f des W a h l p r o g r a m m s , der v o m L a n d e s v o r s t a n d k o n z i p i e r t w u r d e , i n seiner T h e m a t i k b r e i t g e f ä c h e r t . Das P r o g r a m m e n t h ä l t A u s s a g e n zur B i l d u n g s p o l i t i k , z u d e m V e r h ä l t n i s z w i - schen P a r l a m e n t u n d R e g i e r u n g , z u r W i r t - schafts- u n d F i n a n z p o l i t i k , z u r Innen- u n d K o m m u n a l p o l i t i k , z u s o z i a l e n u n d sport- b e z o g e n e n F r a g e n , z u m U m w e l t s c h u t z u n d nicht z u l e t z t z u r S t e l l u n g der F r a u i n der Gesellschaft. W a s aber fehlt, o b w o h l es der W ä h l e r s c h a f t schon v e r s p r o c h e n w u r d e , ist die K o a l i t i o n s a u s s a g e . D i e s e w i r d erst i n d e n ersten F e b r u a r t a g e n i n O l d e n b u r g ge- troffen w e r d e n , w e n n der L a n d e s p a r t e i t a g die e n d g ü l t i g e F a s s u n g des W a h l p r o g r a m m s a u s a r b e i t e n w i r d .

Wissenschaft, K u n s t " u n d „ S c h u l e " h e i - ß e n die e r s t e n K a p i t e l des W a h l k a m p f - entwurfes, w o r a u s m a n s c h l i e ß e n k a n n , d a ß die F D P sich i m W a h l k a m p f v e r s t ä r k t auf diese T h e m e n k o n z e n t r i e r e n w i r d . K e n n e r der Szene sehen d a r i n aber auch e i n e n A n - h a l t s p u n k t d a f ü r , d a ß die F D P i m n e u e n

Fall Heß:

Gericht lehnt Klage gegen Bonn ab

D i e B u n d e s r e g i e r u n g k a n n nicht z u rechtlichen S c h r i t t e n für die F r e i l a s s u n g v o n R u d o l f H e ß aus der S p a n d a u e r H a f t v e r - pflichtet w e r d e n . M i t d i e s e r F e s t s t e l l u n g hat das V e r w a l t u n g s g e r i c h t K ö l n die K l a g e der F a m i l i e des e i n s t i g e n H i t l e r - S t e l l v e r - treters R u d o l f H e ß , der sich i n a l l i i e r t e r Haft befindet, abgelehnt. M i t d i e s e r K l a g e s o l l t e B o n n g e z w u n g e n w e r d e n , d i e seit 36 J a h r e n a n d a u e r n d e H a f t des heute 8 3 j ä h - r i g e n u n d k r a n k e n H e ß ö f f e n t l i c h als V e r - s t o ß g e g e n die M e n s c h e n r e c h t e z u bezeich- n e n u n d seine F r e i l a s s u n g b e i d e n v i e r S i e g e r m ä c h t e n u n d der U N O z u f o r d e r n . Der H e ß - R e c h t s a n w a l t E n g e l h a r d aus N ü r n - b e r g e r k l ä r t e , er w e r d e jetzt w a h r s c h e i n l i c h d i r e k t v o r d e m V e r f a s s u n g s g e r i c h t k l a g e n , u m k e i n e Z e i t m i t e i n e r B e r u f u n g z u v e r - l i e r e n . H e ß m ü s s e d r i n g e n d o p e r i e r t w e r - den.

K a b i n e t t n e b e n I n n e n m i n i s t e r G r o ß , d e m L a n d e s v o r s i t z e n d e n , u n d W i r t s c h a f t s m i n i - ster K ü p k e r , die i h r e P o s t e n w e i t e r h i n e i n - n e h m e n m ö c h t e n , m i t d e m W i s s e n s c h a f t s - o d e r K u l t u s m i n i s t e r d e n „ d r i t t e n M a n n " z u s t e l l e n gedenkt. D i e s k ä m e s e l b s t v e r s t ä n d - l i c h n u r i n F r a g e , w e n n die F D P g e s t ä r k t aus der L a n d t a g s w a h l h e r v o r g i n g e u n d w e i t e r h i n als K o a l i t i o n s p a r t n e r der C D U i n Betracht k ä m e . E s ist a u s z u s c h l i e ß e n , d a ß die C D U u n t e r der V o r a u s s e t z u n g , d a ß sich für i h r e n W i s s e n s c h a f t s m i n i s t e r P e s t e l e i n neues g l e i c h w e r t i g e s A m t , w i e e t w a e i n M i n i s t e r i u m für F o r s c h u n g u n d T e c h n o l o g i e e i n r i c h t e n l i e ß e , b e r e i t w ä r e , das W i s s e n - s c h a f t s m i n i s t e r i u m ebenfalls a n die F D P ab- zutreten.

Im schulischen B e r e i c h fordert die F D P , u m die G e f a h r der R ü c k b i l d u n g der Schule zur r e i n e n L e h r a n s t a l t z u b a n n e n , eine r e g e l m ä ß i g e Ü b e r p r ü f u n g der L e h r p l ä n e , P a r l a m e n t s b e s c h l ü s s e ü b e r das V e r f a h r e n zur A u s a r b e i t u n g v o n R a h m e n r i c h t l i n i e n u n d e i n v e r b e s s e r t e s B e t e i l i g u n g s v e r f a h r e n für E l t e r n , L e h r e r u n d S c h ü l e r . A l l e M ö g - l i c h k e i t e n n e b e n der W i s s e n s v e r m i t t l u n g u n d D e n k s c h u l u n g , s o z i a l e , g e f ü h l s m ä ß i g e , p r a k t i s c h e u n d s c h ö p f e r i s c h e F ä h i g k e i t e n z u f ö r d e r n , s e i e n w e i t m ö g l i c h s t z u n u t z e n . D i e B ü r o k r a t i s i e r u n g des B i l d u n g s w e s e n s sei d u r c h e r w e i t e r t e E n t s c h e i d u n g s b e f u g n i s s e für die S c h u l e n u n d u n t e r e S c h u l b e h ö r d e n e n t g e g e n z u w i r k e n . D a s H a u p t z i e l „ d i e h u - m a n e S c h u l e " s e i ü b e r d e n W e g k l e i n e r e r K l a s s e n i n der G r u n d s c h u l e u n d b e s o n d e r s a u s g e b i l d e t e L e h r e r für bessere L e r n b e d i n - g u n g e n z u e r r e i c h e n .

D i e F D P spricht sich i n i h r e m W a h l p r o - g r a m m - E n t w u r f auch als R e g i e r u n g s p a r t e i für eine S t ä r k u n g des P a r l a m e n t s gegen- ü b e r der R e g i e r u n g aus. Z u r V e r m e i d u n g

„ g r a u e r Z o n e n " nicht e i n d e u t i g e r V e r a n t - w o r t l i c h k e i t e n h ä l t die P a r t e i die T r e n n u n q v o n M i n i s t e r a m t u n d A b g e o r d n e t e n m a n d a t , den A b b a u der z a h l l o s e n staatlichen A u s -

s c h ü s s e u n d B e i t r ä g e u n d d i e f r ü h e r e Infor- m a t i o n des P a r l a m e n t s ü b e r R e g i e r u n g s - p l ä n e f ü r angebracht. W e i t e r w i r d i n d e m E n t w u r f gefordert, d a ß e i n G e s e t z geschaf- fen w i r d , das d i e V e r l a g e r u n g der V e r a n t - w o r t u n g v o m P a r l a m e n t auf d i e G e r i c h t e v e r h i n d e r t .

Im w i r t s c h a f t s p o l i t i s c h e n B e r e i c h des E n t - w u r f s n e h m e n d i e e i n z u l e i t e n d e n M a ß n a h - m e n des L a n d e s , u m d i e V o l l b e s c h ä f t i g u n g w i e d e r z u e r r e i c h e n u n d z u s i c h e r n , d e n e r s t e n R a n g e i n . D i e W i r t s c h a f t d ü r f e nicht s o l c h e n B e l a s t u n g e n a u s g e s e t z t w e r d e n , d i e auch l a n g f r i s t i g z u m V e r l u s t v o n A r b e i t s - p l ä t z e n f ü h r e n k ö n n t e n . D i e A u s d e h n u n g v o n T e i l z e i t a r b e i t u n d d i e V e r r i n g e r u n g v o n Ü b e r s t u n d e n u n d N e b e n t ä t i g k e i t e n l i e - ß e n w e i t e r e A r b e i t s p l ä t z e schaffen. Z u r k u r z f r i s t i g e n V e r w i r k l i c h u n g v o n I n v e s t i - t i o n s - u n d A r b e i t s b e s c h a f f u n g s p r o g r a m m e n m ü ß t e n d i e s e schon v o r b e r e i t e t w e r d e n u n d d u r c h E n t b ü r o k r a t i s i e r u n g d e r V e r w a l - t u n g s v e r f a h r e n s e i für e i n e n s c h n e l l e r e n A b f l u ß v o n H a u s h a l t s m i t t e l n z u s o r g e n . D i e S t e u e r r e f o r m s e i e b e n f a l l s v o r a n z u t r e i b e n .

G r o ß e n R a u m des E n t w u r f e s n e h m e n z u m T h e m a I n n e n p o l i t i k d i e A p p e l l e z u r V e r - b e s s e r u n g d e r i n n e r e n S i c h e r h e i t e i n . D a G e g n e r d e r f r e i h e i t l i c h e n d e m o k r a t i s c h e n G r u n d o r d n u n g nicht i n d e n ö f f e n t l i c h e n D i e n s t g e h ö r t e n , spricht s i c h d i e F D P z w a r für d i e E i n h a l t u n g des r e c h t s s t a a t l i c h e n U b e r p r ü f u n g s v e r f a h r e n s für B e w e r b e r z u m S t a a t s d i e n s t aus, t r i t t j e d o c h d a f ü r e i n , d a ß auch für d i e j e n i g e n e i n e „ A u s b i l d u n g o h n e D i s k r i m i n i e r u n g " e r m ö g l i c h t w e r d e n s o l l t e , die sich nicht z u r V e r f a s s u n g s o r d n u n g der B u n d e s r e p u b l i k b e k e n n e n , w e n n d e r e n T ä - t i g k e i t e n a u ß e r h a l b des ö f f e n t l i c h e n D i e n - stes l ä g e n (!).

D i e s e r W a h l k a m p f - E n t w u r f b i e t e t i n s e i - n e r F ü l l e s i c h e r l i c h g e n ü g e n d Stoff f ü r i n - n e r p a r t e i l i c h e D i s k u s s i o n e n u n d es s o l l t e v o n d e m d e r z e i t i g e n K o a l i t i o n s p a r t n e r d i e M ö g l i c h k e i t z u r r e c h t z e i t i g e n S t e l l u n g - n a h m e genutzt w e r d e n . C . S.

Ostpolitik:

Prof. Leonhard warnt vor Illusionen

Trotzdem soll die Sowjetunion „unglaublich schwach" sein

Terrorbekämpfung:

Kritik am Bundeskriminalamt

Bisher war kein wesentlicher Fahndungserfolg feststellbar

Im R a h m e n der T e r r o r b e k ä m p f u n g m e h r t sich i n letzter Z e i t d i e K r i t i k a n d e r A r b e i t des B u n d e s k r i m i n a l a m t e s . O b w o h l B u n d e s -

i n n e n m i n i s t e r M a i h o f e r e b e n s o w i e der P r ä s i d e n t des B K A , H e r o l d , w i e d e r h o l t die

Z u s a m m e n a r b e i t z w i s c h e n d e n P o l i z e i b e - h ö r d e n der L ä n d e r u n d d e m B K A lobt, beruht diese A n e r k e n n u n g k e i n e s w e g s auf G e g e n s e i t i g k e i t . D i e s e P o l i z e i b e h ö r d e n d e r L ä n d e r w a r f e n d e m B K A v i e l m e h r M ä n g e l bei der W a h r n e h m u n g i h r e r A u f g a b e als Z e n t r a l s t e l l e v o r .

T r o t z A u f b a u u n d E i n f ü h r u n g eines auf- w e n d i g e n M e l d e s y s t e m s b l i e b d i e A u s w e r - tung der g e s a m m e l t e n N a c h r i c h t e n s o w i e die R ü c k Ü b e r m i t t l u n g g e w o n n e n e r E r k e n n t - nisse an die L ä n d e r b i s h e r u n b e f r i e d i g e n d .

Immer noch m ü s s e n d i e P o l i z e i b e h ö r d e n der L ä n d e r u n z u m u t b a r l a n g e auf k r i m i n a l - technische U n t e r s u c h u n g s e r g e b n i s s e u n d -berichte ü b e r S p u r e n u n d B e w e i s m i t t e l w a r t e n . N e b e n der p o l i z e i l i c h e n K r i m i n a l - s t a t i s t i k fehlt es a n g e e i g n e t e n A n a l y s e n ü b e r d i e K r i m i n a l i t ä t s e n t w i c k l u n g . A u c h F o r s c h u n g s e r g e b n i s s e z u r V e r b e s s e r u n g der M e t h o d e n u n d A r b e i t s w e i s e n i n der V e r - b r e c h e n s b e k ä m p f u n g l i e g e n b i s h e r nicht vor.

Z w a r w i r d d e r A u s b a u des B u n d e s k r i m i - n a l a m t e s s o w i e die umfassende N u t z u n g der e l e k t r o n i s c h e n D a t e n v e r a r b e i t u n g als V e r d i e n s t des d e r z e i t i g e n P r ä s i d e n t e n H e - r o l d a n e r k a n n t , g l e i c h z e i t i g aber k r i t i s i e r t , d a ß eine d a m i t v e r b u n d e n e , a l l z u g r o ß e C o m p u t e r g l ä u b i g k e i t u n d e i n p e r f e k t i o n i - stisches D e n k e n nicht i m m e r a n d e n R e a l i - t ä t e n der p o l i z e i l i c h e n A r b e i t an der B a s i s ausgerichtet s i n d .

K r i t i k g e ü b t w i r d auch a n d e m U m s t a n d , d a ß das B K A i m E r m i t t l u n g s b e r e i c h bereits heute ü b e r f o r d e r t ist. O b w o h l b e i d e n T e r - r o r a n s c h l ä g e n der l e t z t e n M o n a t e v o n A n - fang an m i t den E r m i t t l u n g s a r b e i t e n be-

traut, w u r d e b i s h e r i n k e i n e m e i n z i g e n F a l l e i n w e s e n t l i c h e r F a h n d u n g s e r f o l g a u f g r u n d v o n E r m i t t l u n g s e r g e b n i s s e n des B u n d e s - k r i m i n a l a m t e s e r z i e l t .

D e r fachlich w e n i g ü b e r z e u g e n d e , aber t a k t i s c h u n d p u b l i z i s t i s c h u m so e i n d r u c k s - v o l l e r e R u f nach n e u e n K o m p e t e n z e n für das B K A v e r m a g diese M ä n g e l k a u m z u v e r d e c k e n u n d schafft n u r e i n K l i m a des M i ß t r a u e n s z w i s c h e n B u n d u n d L ä n d e r n .

(dfk)

V o r j e d e r i l l u s i o n ä r e n O s t p o l i t i k hat der deutsche S o w j e t e x p e r t e Prof. W o l f g a n g L e o n h a r d i n e i n e m V o r t r a g i n der H e r m a n n - E h l e r s - A k a d e m i e i n K i e l g e w a r n t . E r w a r f der B o n n e r O s t p o l i t i k e i n S t r e b e n nach r a - schen E r f o l g e n v o r , o b w o h l die g e g e n s ä t z - l i c h e n I n t e r e s s e n z w i s c h e n O s t u n d W e s t z u g r o ß seien, u m s c h n e l l g e l ö s t w e r d e n z u k ö n n e n . O s t p o l i t i k s e i e i n e „ A u f g a b e für J a h r z e h n t e " , sagte L e o n h a r d , u n d h a b e

„ n i c h t s m i t der A u s s ö h n u n g der V ö l k e r " z u tun.

M i t N a c h d r u c k b e g r ü ß t e der a n der Y a l e - U n i v e r s i t ä t i n d e n U S A l e h r e n d e E x p e r t e d e n V e r s u c h des a m e r i k a n i s c h e n P r ä s i d e n - t e n J i m m y C a r t e r , E n t s p a n n u n g u n d M e n - schenrechte m i t e i n a n d e r z u v e r b i n d e n . D i e s e P o l i t i k d i f f e r e n z i e r e g e n a u z w i s c h e n d e r so- w j e t i s c h e n F ü h r u n g u n d der B e v ö l k e r u n g des L a n d e s . S i e b e r ü c k s i c h t i g e d i e b e s o n - dere S t e l l u n g der o s t e u r o p ä i s c h e n S t a a t e n u n d C h i n a s .

D e r B r i e f C a r t e r s a n d e n s o w j e t i s c h e n R e g i m e k r i t e r Prof. A n d r e j S a c h a r o w i m

W a s b i n i c h ?

angestellt I Selbständig:

„Ihr konntet es auch gar nicht erraten — die Kandidatin w e i ß es n ä m l i c h selbst nicht!' Zeichnung aus „Kölnische Rundschau'

F e b r u a r g l e i c h n a c h d e r A m t s ü b e r n a h m e sei „ e i n k l u g e r u n d d u r c h d a c h t e r S c h r i t t "

g e w e s e n , sagte L e o n h a r d . E r h a b e d i e B ü r - r e c h t s b e w e g u n g e r m u t i g t .

G l e i c h z e i t i g k r i t i s i e r t e L e o n h a r d , d a ß B u n d e s k a n z l e r H e l m u t S c h m i d t e i n e n B r i e f S a c h a r o w s u n b e a n t w o r t e t g e l a s s e n h a b e .

„ N i c h t s ist f ü r M e n s c h e n i n e i n e r D i k t a t u r s c h l i m m e r , als w e n n sie v o m A u s l a n d m i t der nicht g e w ä h l t e n R e g i e r u n g i n e i n e n T o p f g e w o r f e n w e r d e n . "

L e o n h a r d b e u r t e i l t e d i e i n n e n p o l i t i s c h e S i t u a t i o n i n d e r S o w j e t u n i o n a l s „ u n g l a u b - l i c h s c h w a c h " . D e r ü b e r l e b t e d i k t a t o r i s c h e A p p a r a t s e i a u f g e b l ä h t u n d z u e i n e r m o d e r - n e n W i r t s c h a f t s f ü h r u n g nicht f ä h i g . S o gebe es i n d e r S o w j e t u n i o n b e i s p i e l s w e i s e nicht e i n e n , s o n d e r n 82 W i r t s c h a f t s m i n i s t e r .

W e i t e r w i e s L e o n h a r d d a r a u f h i n , d a ß d i e P r o p a g a n d a d e r r e v o l u t i o n ä r e n T r a d i t i o n s - pflege b e i d e r J u g e n d auf D e s i n t e r e s s e s t o ß e . D e r M a r x i s m u s - L e n i n i s m u s b i l d e

„ k e i n e i n s p i r i e r e n d e K r a f t " m e h r . H i n z u k o m m e n M a n g e l a n K o n s u m g ü t e r n u n d die s t ä n d i g e n V e r s o r g u n g s c h w i e r i g k e i t e n . „ D a s P o l i t b ü r o f ü r c h t e t L e b e n s m i t t e l u n r u h e n der s o w j e t i s c h e n B e v ö l k e r u n g s t ä r k e r a l s ame- r i k a n i s c h e W a f f e n " e r k l ä r t e d e r A u t o r v o n

„ D i e R e v o l u t i o n e n t l ä ß t i h r e K i n d e r " . B e i d e r B e t r a c h t u n g d e r s o w j e t i s c h e n A u ß e n p o l i t i k k a m d e r Y a l e - P r o f e s s o r z u d e m S c h l u ß , das M o s k a u s K o n f l i k t m i t Pe- k i n g e i n e n K e r n p u n k t d a r s t e l l e . „ J e d e A b - s c h w a c h u n g des M o s k a u - P e k i n g - K o n f l i k t e s w u r d e sofort e i n e V e r s c h ä r f u n g d e r s o w j e - t i s c h e n P o l i t i k g e g e n ü b e r d e m W e s t e n z u r F o l g e h a b e n " , w a r n t e er.

D u r c h geschickte A u s n u t z u n g d e r M e i - n u n g s - u n d I n t e r e s s e n v e r s c h i e d e n h e i t e n z w i s c h e n d e n e u r o p ä i s c h e n L ä n d e r n , suche d i e S o w j e t u n i o n i h r e n E i n f l u ß i n W e s t - e u r o p a z u v e r g r ö ß e r n . D i e s e s Z i e l m ü s s e d i e d e u t s c h e O s t p o l i t i k n ü c h t e r n i n s A u g e fassen. S i e s o l l t e m i t d e m K r e m l sachlich w e i t e r v e r h a n d e l n , a b e r g l e i c h z e i t i g B r ü k - k e n z u r B e v ö l k e r u n g s c h l a g e n .

L e o n h a r d w a r n t e d a v o r , d e n O s t b l o c k als statisch aufzufassen. D i e S o w j e t u n i o n u n d d i e o s t e u r o p ä i s c h e n L ä n d e r s t ü n d e n an e i n e r W e g s c h e i d e . D e r F r i e d e u n d d i e Ent- s p a n n u n g s e i e n nicht v o n d e r Z a h l d e r V e r - t r a g e a b h a n g i g , d i e m a n u n t e r z e i c h n e , s o n - d e r n v i e l m e h r v o n e i n e r Ö f f n u n g d e r So- wjetgesellschaft. J e m e h r sich d i e s e l i b e r a - Usiere, d e s t o g r ö ß e r s e i e n d i e C h a n c e n für che E n t s p a n n u n g .

Referenzen

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