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Über das Judentum nachdenken - Stationenlernen Ethik

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Academic year: 2022

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Winfried Röser: Über das Judentum nachdenken 1

© Persen Verlag

I – Theorie: Zum Stationenlernen

1. Einleitung: Stationenlernen, was ist das?

Die veränderten gesellschaftlichen Bedingungen der letzten Jahre gehen Hand in Hand mit einem geänderten Verständnis von Schule und Unter- richt. Nicht mehr die reine Wissensvermittlung, sondern fachliche und fachübergreifende Basis- qualifikation spielen eine zentrale Rolle, welche für die schulische und spätere berufliche Ausbildung von Bedeutung sind und ein lebenslanges an- schlussfähiges Lernen ermöglichen. Ziel ist, neben der Persönlichkeitsentwicklung jedes einzelnen Schülers, auch die Weltorientierung zu vermitteln, die sich aus der Auseinandersetzung mit zentralen Gegenständen unserer Kultur und Gesellschaft er- gibt und die als Beschluss der Kultusministerkon- ferenz in den Bildungsstandards festgeschrieben und für alle Schulen als allgemeingültig festgelegt wurde.

Im Einklang mit der Entwicklung der Persönlichkeit steht die Individualisierung, die jedem heran- wachsenden Menschen das Recht auf schulische Bildung, Erziehung und individuelle Förderung be- scheinigt. Von der Politik eingeleitete Maßnahmen wie Ganztagsschulen, Abbau des dreigliedrigen Schulsystems, Gesamtschulen, das Hinterfragen des Sitzenbleibens oder die Parole: „Kein Schüler ohne Abschluss!“ belegen die Notwendigkeit einer besonderen unterrichtlichen Umsetzung und För- derung. Nicht mehr der Lehrer als alleiniger Wis- sensvermittler, sondern der lernende, aktive Schü- ler steht im Fokus des täglichen Unterrichts und seiner Methodik.

Als ein vielversprechender Ansatz gilt hier das Ar- beiten an Stationen – auch Stationenlernen ge- nannt. Gleichzeitig soll jedem Unterrichtenden be- wusst sein, dass es die Unterrichtsmethode nicht gibt, sondern dass jeder Unterricht, abgestimmt auf Thema und Zielgruppe, von Methodenvielfalt geprägt sein muss. So ist auch das Lernen an Sta- tionen eine Alternative, aber eine, die sowohl der Individualisierung als auch der Schüler- und Hand- lungsorientierung besonders Rechnung trägt.

Das Lernen an Stationen greift eine spezifische grundlegende Problematik auf und thematisiert so- wohl fachbezogene Kompetenzen wie zugrunde- liegende Wissensbestände in einer für jeden Schü- ler zugänglichen und differenziert aufbereitenden

Art und Weise. Bei dem Aufbau der Stationen wird dabei bewusst auf unterschiedliche Lernvoraus- setzungen, abwechslungsreiche und schülerge- mäße Zugänge und Betrachtungsweisen sowie un- terschiedliche Lern- und Arbeitstempi Rücksicht genommen.

Der Unterrichtsgegenstand wird in Arbeitsstatio- nen dargeboten, die grundsätzlich unabhängig voneinander bearbeitet werden können. Dabei wird zwischen Pflicht- und Zusatzstationen unter- schieden. Während die Pflichtstationen für alle Schüler verbindlich sind, können die Zusatzstatio- nen je nach Interesse und Leistungsvermögen ausgewählt werden. Somit werden der Individuali- tät des Schülers, aber auch der Heterogenität der Lerngruppe Rechung getragen. Mit der Bearbei- tung der Pflichtstationen werden alle signifikanten fachlichen Kompetenzen umgesetzt. Das Aussu- chen der Zusatzstationen beinhaltet eine zusätzli- che individuelle Vertiefung des Themengebietes durch weiterführende bzw. ergänzende Fragestel- lungen.

Die Aufgaben der einzelnen Stationen bieten in der Regel unterschiedliche Schwierigkeitsgrade und Fragestellungen. Das so didaktisch aufbereitete Material impliziert sowohl das Prinzip der Hand- lungsorientierung wie das der Schülerorientie- rung. Handlungsorientierung umschreibt dabei die direkte Auseinandersetzung des Schülers mit dem angebotenen Material und der damit verbundenen Erarbeitung von Wissen und Fertigkeiten durch ei- gene Tätigkeit.

Daher ist es sinnvoll, vor den Aufgaben einer jeden einzelnen Station die zu bearbeitende Thematik anzugeben, um ein zielgerichtetes Arbeiten durch die Schüler zu gewährleisten.

Schülerorientierung umfasst mehr als einen schü- lergemäßen Zugang zum Thema. Es impliziert, dass nicht der Lehrer, sondern der Schüler im Mit- telpunkt der Interaktion steht. Der Lehrer fungiert als Beobachter, Berater, evtl. sogar Helfer, aber besonders als Moderator. Seine Tätigkeit umfasst beim Stationenlernen nicht das kleinschrittige Darbieten des Unterrichtsgegenstandes vor der Klasse. Er schafft vielmehr durch die vorbereiteten Stationen eine Lernatmosphäre, in der die Schüler selbst agieren, sich Gegenstände eigenständig er- arbeiten bzw. üben und vertiefen können.

1 Einleitung: Stationenlernen, was ist das?

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Winfried Röser: Über das Judentum nachdenken 3

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II – Praxis: Materialbeiträge

Die skizzierten prozessbetonten Kompetenzen fin- den in unterschiedlicher Ausprägung, Kombination sowie Schwerpunktsetzung ihren Einklang in sechs grundlegenden Themenkomplexen des Ethikun- terrichts des 5. bzw. 6. Schuljahres.

1. Gemeinschaft – Inhalt: Bedeutung von Ge- meinschaften, gemeinschafts-förderndes Ver- halten, Familie und Schule als Gemeinschafts- beispiele, der Mensch als ein auf Gemeinschaft angelegtes Wesen

2. Mythische und religiöse Erklärungsversu- che zur Welt – Inhalt: verschiedene Welterklä- rungsversuche, die Welt im Wandel, Weltbild der Antike, heutiges Universum

3. Von und mit der Natur leben – Inhalt: Natur als lebensbestimmendes Element, Natur als Kunst- werk, Natur und ihr Zerstörungspotenzial, Um- weltbedrohung, Naturschutz

4. Urteile und Vorurteile – Inhalt: bewertende Ur- teile, Urteile und ihre Wirkung, Vorurteile als Konfliktpotenzial, Ursachen für Vorurteile, Vor- urteile abbauen und überwinden

5. Judentum – Inhalt: der Gaube der Juden, Thora, Schabbat, Bar-Mizwa, jüdische Festtage, Symbole und Zeichen, Stationen im Leben ei- nes Juden

6. Wahrnehmung und Wahrheit – Inhalt: Wahr- nehmungen sind verschieden und gefärbt, Re- dewendungen über die Wahrheit, Thema Wahr- heit und Unwahrheit, Wahrheit, das höchste Gut Jeder Themenkomplex ist dabei in verschiedene Teilaspekte aufgeschlüsselt, deren Bearbeitungs- reihenfolge dem Schüler freigestellt wird. Den Ge- samtüberblick bietet der Laufzettel mit den Ein- zelthemen, den Pflicht- und Zusatzstationen sowie der Rubrik Bemerkung. Hier kann der Schüler alle bearbeiteten Stationen abhaken. Die Pflichtstati- onen sind mit Zahlen, die Zusatzstationen mit

Großbuchstaben ausgewiesen. Eine mögliche Wiederholungsstation schließt das Thema ab.

Jeder Schüler hat so jederzeit den Gesamtüber- blick über seine Arbeit.

Jeder Teilaspekt besteht aus einem Aufgaben- und einem zugehörigen Materialblatt. Das Aufgaben- blatt formuliert zunächst das Thema der Station als Zielorientierung und mehrere differenziert gestal- tete Aufgaben zur intensiven Arbeit mit ethischen, religiösen oder gesellschaftlichen Phänomenen des Alltags und der Kultur.

Das zugehörige Materialblatt stellt die themati- schen Grundinformationen in unterschiedlicher methodischer Aufbereitung (wie z. B. Sachtext, Ta- gebucheintrag, Gespräch, Zeitungsartikel, Bild, Karikatur ...) zur Verfügung, orientiert an den schü- lergemäßen Zugängen der Jahrgangsstufe 5/6.

Die vorgegebenen Informationen bearbeiten die Schüler selbstständig, gesteuert durch die Impulse des Aufgabenblattes. Der Lehrer fungiert hier als Moderator, der die entsprechenden Materialien be- reithält und als Helfer bei Problemen oder Ver- ständnisfragen jedem Schüler persönlich zur Ver- fügung steht.

In den Partnerstationen bearbeitet ein Schüler- paar, das sich selbst gefunden hat, vor allem in kommunikativer Weise die Aufträge und versucht, zu einer einvernehmlichen Lösung zu gelangen.

Zur Bearbeitung des Materials benötigen die Schü- ler zur schriftlichen Fixierung eine Ethikmappe bzw. ein Ethikheft.

Zu jedem Themenkomplex gibt es eine Wiederho- lungs- bzw. Zusammenführungsstation. Hierbei geht es um Wissenskontrolle, z. B. in Form eines Rätsels mit Einordnung von wesentlichen Begrif- fen und deren Erklärung oder es geht um Frage- stellungen, bei denen erarbeitetes Wissen der vor- ausgegangenen Stationen verknüpft werden muss.

II – Praxis: Materialbeiträge

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Judentum

Judentum

Die weitaus größte Anzahl der Menschen, die auf der Erde leben, sind religiös, gläubig und gehören einer Religionsgemeinschaft an. Es gibt viele Reli- gionen, die auf unterschiedliche Weise, zu ver- schiedenen Zeiten und Orten entstanden sind. Ne- ben dem Glauben an Gott oder Gottheiten haben die Religionen Glaubens- und Wertvorstellungen entwickelt, die das Leben der Menschen in Vergan- genheit und Gegenwart beeinflusst.

Zu den ältesten Religionen gehört das Judentum, mit seinem Ursprung im heutigen Mittleren Osten.

Das Judentum gilt als Ursprungsreligion für die beiden großen Weltreligionen, Christentum und Is- lam. In der heutigen mobilen und vernetzten Welt haben sich die großen Weltreligionen über ihre Ur- sprungsländer hinaus verbreitet und sind in fast jedem Land der Erde anzutreffen.

Auch die Schüler der 5./6. Klasse sind im täglichen Schulbetrieb davon betroffen. Christen, Muslime oder Mitschüler jüdischen Glaubens gehören heute zu vielen Klassengemeinschaften. Deshalb erhält die Beschäftigung mit den großen Weltreligionen als Thema des Ethikunterrichts an Schulen eine zusätzliche Begründung.

In dieser Stationenreihe wird als Religion das Ju- dentum thematisiert und detailliert dargestellt. Da- bei werden zentrale Glaubensaussagen erläutert, an Beispielen aufgezeigt, wie die Religion heutige Bräuche und Sitten beeinflusst. Darüber hinaus wird auf besondere Symbole des jüdischen Glau- bens hingewiesen.

앬 Station 1 gibt einen Überblick über die Ge- schichte des Judentums bis zur heutigen Zeit.

앬 Ab Station 2 werden dann wesentliche Aussa- gen zur jüdischen Religion und zum Glauben dargelegt. Zunächst wird der Tempel in Jerusa-

lem als das wichtigste jüdische Heiligtum der Geschichte und die Bedeutung der Synagoge als jüdischen Gotteshaus erläutert.

앬 Die Kerngebote jüdischen Glaubens, die soge- nannten 10 Gebote sowie die 13 Grundlehren werden in Station 3 erläutert.

앬 Station 4 zeigt am Fallbeispiel den Verlauf des Sabbats und seine Bedeutung für die heutige moderne Zeit.

앬 Station 5 beantwortet die Frage, wie wird ein Heranwachsender endgültig in die jüdische Ge- meinschaft aufgenommen und erzählt die Bar- Mizwa eines 13-jährigen Jungen.

앬 Dass zu jeder Religion auch besondere Fest- tage gehören, zeigt Station 6, in der 4 bedeu- tende jüdische Feste (Chanukka, Passah, Jom Kippur, Sukkot) vorgestellt werden.

Die Zusatzstationen vertiefen und konkretisieren allgemeine Aussagen zum jüdischen Glauben. Zu- satzstation A erläutert detailliert die 39 Hauptarbei- ten, die am Sabbat verboten sind. Zusatzstation B erklärt Symbole und Zeichen, die für den jüdischen Glauben wichtig sind. Den Mittelpunkt des Passah- festes, den Sederteller, erklärt Zusatzstation C.

Zusatzstation D beschäftigt sich mit der Eheschlie- ßung im Judentum und in der Zusatzstation E wird im Gespräch die Bedeutung der Thora, des heili- gen Buches der Juden, erläutert.

In der abschließenden Bündelung des Stationen- lernens fertigen die Schüler in Kleingruppen ein Plakat als wiederholende Zusammenfassung über das Judentum an, um es als Informationsträger für längere Zeit sichtbar in der Klassen aufhängen zu können.

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Winfried Röser: Über das Judentum nachdenken

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Winfried Röser: Über das Judentum nachdenken

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Station 1

Aufgabe

Wo leben die Juden?

In der ersten Station erhältst du einen Überblick über die Geschichte der Juden.

1. Erstelle eine stichwortartige Ablaufskizze zur Geschichte der Juden.

Stammvater Abraham

2. Nenne die direkten Nachbarstaaten des heutigen Staates Israel.

3. Erkläre das Symbol des Judentums.

4. In Deutschland leben heute viele Bürger jüdischen Glaubens.

Gibt es in deinem Wohnort Erinnerungen an die jüdische Geschichte?

Schreibe diese auf.

Tipp: Frage deine Eltern oder Großeltern. Recherchiere auch im Internet, zum Beispiel unter:

http://www.stolpersteine.eu/chronik/

Station 2

Aufgabe

Tempel und Synagoge

Der Tempel in Jerusalem und die Synagoge als das Gotteshaus der Juden sind Kernelemente des jüdischen Glaubens.

1. Sieh dir die Fotos der Klagemauer an.

a) Zu welchem Gebäude gehörte sie?

b) Wo steht die Klagemauer?

c) Was machen die Leute dort?

d) Wie wirken die Fotos auf dich?

2. Beschreibe den Aufbau einer Synagoge und zeichne eine beschriftete Skizze.

3. Frage nach, ob es in deinem Wohnort eine Synagoge gibt.

Wenn du kannst, beschreibe die heutige Nutzung.

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Winfried Röser: Über das Judentum nachdenken

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Station 5

Aufgabe

Bar-Mizwa

Bar-Mizwa für den Jungen oder Bat-Mizwa für das Mädchen sind ein wichtiges Ereignis im religiösen Leben.

1. Welche Bedeutung hat Bar-Mizwa für den jüdischen Jungen, Bat-Mizwa für das jüdische Mädchen?

2. Wie bereiten sich Jungen und Mädchen auf diesen besonderen Tag vor?

Was müssen sie dafür wissen?

3. Welche besonderen Aufgaben hatte Samuel in der Synagoge?

4. Gibt es eine Feier bei den katholischen und evangelischen Christen, die der Bedeutung von Bar-Mizwa/Bat-Mizwa entspricht?

Schreibe eine ausführliche Antwort dazu auf.

Station 6

Aufgabe

Festtage der Juden

Diese Station bearbeitest du zusammen mit einem Partner/einer Partnerin.

Ihr lernt die wichtigsten jüdischen Festtage im Jahresverlauf kennen.

1. Lest zunächst die Texte.

2. Jeder wählt zwei Texte aus, einen langen und einen kurzen, und erstellt zu jedem der beiden eine Stichwortkarte mit folgenden Angaben:

R Name des Festes

R Monat des Festes und Dauer R Grund des Festes

R besondere Riten

3. Erklärt euch gegenseitig die bearbeiteten Feste.

4. Erstellt ein gemeinsames Plakat mit den vier Festtagen unter der Überschrift: die wichtigsten jüdischen Festtage.

Tipp: Sammelt Bilder dazu im Internet und klebt sie auf euer Plakat.

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Winfried Röser: Über das Judentum nachdenken

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Zusatzstation E

Aufgabe

Die Thora – das heilige Buch

In dieser Station beschäftigst du dich mit Informationen über die Thora, dem heiligen Buch der Juden.

1. Auf welche religiösen Feste bereiten sich die beiden Jungen vor?

2. Erstelle je eine Informationskarte in Stichworten:

a) Die Thora b) Die Bibel

3. Zeichne eine Thorarolle, schneide sie aus und zeige mit der Zeichnung, wie mit ihr gelesen wird.

4. Erkläre den Begriff: Tenach.

Abschließende Bündelung

Aufgabe

des Stationenlernens

Ein Plakat zum Judentum

Bildet eine Kleingruppe (max. 4 Schüler).

Erstellt ein Plakat zum Judentum mit folgenden Schwerpunkten:

Tempel und Synagoge – Glaubensaussagen – Sabbat – Bar-Mizwa – besondere Festtage

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Station 1

Material

Wo leben die Juden?

Der Glaube der Juden ist unmittelbar mit der Geschichte des Volkes Israel verknüpft. Nach ihren Vorstellungen lebte vor ca. 4000 Jahren in Mesopotamien Abraham, ihr Stammvater. Im Gegen- satz zu allen Nachbarvölkern verehrten Abraham und sein Stamm nur einen einzigen Gott, Jahwe. Dieser schloss mit Abraham einen Bund. Wenn sie an Jahwe glauben und ihn verehren, dann sollten sie das auserwählte Volk sein und das Land Kanaan (Palästina) in Besitz nehmen.

Nach einer beschwerlichen Wanderung ließen sich die Israeliten in Kanaan nieder. Später zwang eine Hungersnot die Israeliten nach Ägypten zu ziehen. Dort wurden sie versklavt und von Mose zurück in ihr gelobtes Land geführt. Auf dem Weg durch

die Wüste erneuerte Jahwe den Bund mit seinem Volk und gab ihnen die 10 Gebote als Richtschnur allen Handelns.

Nach der Eroberung Palästinas und der späteren Zer- störung ihrer Hauptstadt Jerusalem, wurden die Juden aus ihrem Land vertrieben. Sie ließen sich in vielen Staaten der Erde nieder, ohne irgendwo eine gemein- same Heimat zu finden. Immer wieder wurden sie wegen ihres Glaubens und ihrer Lebensweise gedemütigt, gehasst und verfolgt.

Den Höhepunkt dieser Verfolgung erlebten die Juden in der Zeit des Nationalsozialismus (1933–1945), als Hitler und seine nationalsozialistische Partei etwa 6 000 000 Juden aus ganz Europa in Konzentrations- lagern umbringen ließen.

Viele Juden flohen in dieser Zeit aus Europa nach Nordamerika und Palästina. Im Jahre 1948 durften die Juden dort mit der Genehmigung durch die Vereinten Nationen ihren eigenen Staat gründen.

Dort leben sie bis heute, immer wieder in Auseinander- setzungen mit ihren arabischen Nachbarn verwickelt.

Die Juden sind als Glaubensgemeinschaft wie alle großen Religionen heute über die gesamte Welt verstreut. In Deutschland lebten 2012 ungefähr 105 000 Menschen jüdischen Glaubens.

Der Davidstern

ist das Symbol des Judentums, in Erinnerung an David,

den größten jüdischen König.

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Zusatzstation A

Material

Die verbotenen 39 Hauptarbeiten

In der jüdischen Tradition existiert eine Liste mit 39 Hauptarbeiten, deren Verrichtung am Sabbat untersagt ist.

auflesen, backen, bauen, bearbeiten, bleichen, zwei Buchstaben schreiben, dreschen, einfä- deln, zwei Fäden aufspannen, zwei Fäden weben, färben, Feuer anzünden, Feuer löschen, Garben binden, hämmern, kneten, einen Knoten knüpfen, einen Knoten lösen, löschen – um 2 Buchstaben zu schreiben, mähen, malen, niederreißen, pflügen, ein Reh fangen, reißen – um zu nähen, säen, salzen, schaben, schlachten, zwei Schüre drehen, sich schwer mühen, sieben, spinnen, zwei Stiche nähen, tragen aus einem Gebiet in ein anderes Gebiet, Wolle scheren, Getreide reinigen, zerschneiden, zupfen

Viele Juden sind heute nicht mehr bereit, die erheblichen Begrenzungen des Sabbatgebotes auf sich zu nehmen.

Gesetzestreue Juden übertragen die Geltung der Sabbatvorschriften auf die moderne technisierte Welt. So darf man zum Beispiel keine elektrischen Geräte ein- oder ausschalten; das wird mit An- zünden und Löschen gleichgesetzt. Das Autofahren ist ebenfalls verboten.

Weniger konservative1 Juden lehnen solche Übertragungen ab und verweisen auf die eigene Verantwortung. Die An- nehmlichkeiten der modernen Welt wie Auto, Elektrogeräte oder Medien können auch am Sabbat genutzt werden, wenn sie nicht zum reinen Vergnügen oder der Arbeit ge- dacht sind. Wer zum Beispiel mit dem Auto zur Synagoge fährt, handelt rechtmäßig, wer zu einem Einkaufsmarkt startet, handelt gegen das Gebot. Wer Elektrogeräte für seinen persönlichen Bedarf nutzt, darf das tun, wer sie für eine auch persönliche Arbeit in Betrieb nimmt, übertritt die Vorschrift.

1 konservativ = an der Tradition festhalten

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Zusatzstation B

Material

Symbole und Zeichen

Wie in jeder Religion gibt es bedeutsame Symbole und Zeichen – auch wie bei den Juden:

Die Zahl 7 steht für Vollständigkeit und Vollkommenheit.

Jahwe erschuf die Welt in 7 Tagen, der 7. Tag ist Ruhetag, die Feiern zum Passahfest dauern 7 Tage.

Der siebenarmige Leuchter ist das am weitesten verbreitete Bildmotiv.

Der Gebetsschal (Tallit) wird vollständig über Rücken und Schulter gelegt und über der Schulter gefaltet.

Die Gebetsriemen (Tefillin) werden um Arme und den Kopf gebunden. An den Gebetsriemen befindet sich jeweils eine würfelförmige kleine Kapsel, in der Zettel mit Versen aus den fünf Büchern des Mose stecken.

Die Kippa ist ein kleines rundes Käppchen aus Stoff oder Le- der, das am Hinterkopf aufliegt.

Thorarolle – Rollen mit dem Text der 5 Bücher Mose, auf einem aufgewickelten Pergament in hebräischer Schrift. Bevor der gläubige Jude aus der Thora das ihm gezeigte Stück liest, berührt er dieses mit den Fransen seines Gebetsschals.

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Zusatzstation C

Material

Der Sederteller

Der traditionelle Sederteller, der für das Passahmahl genutzt wird, ist meist aus farbig bemaltem Porzellan und folgendermaßen gestaltet:

Für jede Speise bietet er einen besonderen Platz und jede Speise erfüllt einen bestimmten Zweck.

Lammknochen (Seroa) = am letzten Abend wurde in jeder Familie ein Lamm geopfert und gegessen.

Ein Ei (Bejzah) = Symbol des neuen Lebens in einem neuen Land.

Petersilie oder Salat (Karpas) = grünes Kraut, denn das Passahfest findet im Frühling statt.

Bitterkräuter (Maror) = erinnern an die Härte der Sklaverei in Ägypten.

Charosset (das Lehmartige) = eine Mischung aus Äpfeln, Nüssen und Zimt. Diese Speise gleicht dem Lehm, den die Israeliten in Ägypten zu Ziegeln verarbeiten mussten, schmeckt aber süß als Zeichen der Freiheit.

Zu den symbolischen Speisen gibt es:

Salzwasser (Mej Melach), das an die vielen Tränen erinnern soll, die das Volk in der Sklave- rei vergossen hat.

Ungesäuertes Brot (Matze), weil die Juden Ägypten in großer Eile verließen und keine Zeit hat- ten, Sauerteigbrot zu backen.

Vier Gläser Wein als „Freudenbecher“.

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Zusatzstation D

Material

Die Eheschließung bei den Juden

Für viele Menschen zählt die Hochzeit oder Eheschließung zu den schönsten Ereignissen in ihrem Leben.

Rebekka berichtet:

„Heute habe ich mit meiner Schwester Rachel über die morgige Eheschließung gesprochen – ganz schön aufregend, wie das abläuft.

Braut (kala) und Bräutigam (chatan) betrachten die Eheschließung als Beginn einer gemein- samen Reise. Zur Vorbereitung auf den neuen Lebensabschnitt fasten die Brautleute am Tag ih- rer Eheschließung. Dies bedeutet, dass die beiden damit um Vergebung der begangenen Sünden bitten.

Der Bräutigam schenkt seiner Braut ein Gebetbuch, sie ihm einen Tallit. So will es die alte Tradi- tion, die auch heute noch von vielen Paaren eingehalten wird.

Die Zeremonie findet, wenn möglich, im Freien statt. Ein großer Saal oder eine Synagoge sind aber auch möglich.

Ein Rabbiner leitet die Zeremonie. Anwesend sind: Braut und Bräutigam, zwei männliche, nicht mit dem Brautpaar verwandte Zeugen, unverheiratete junge Männer, die den Baldachin halten und Männer, die den Bräutigam zu der Zeremonie führen.

Die Brautleute werden getrennt zur Zeremonie geführt. Sie treten unter einen von vier Pfeilern gehaltenen Baldachin, als Symbol für das neue Heim. Wenn man sich an die Tradition hält, trägt der Bräutigam ein weißes Gewand, als Symbol für die Reinheit. Die Braut verhüllt ihr Gesicht mit einem Schleier. Rachel wird ein weißes Gewand tragen und einen wunderschönen Schleier, aber ihr Bräutigam wird auf das weiße Gewand verzichten.

Der Rabbiner verliest die Trauungsurkunde, in der die Rechte und Pflichten der Brautleute nieder- gelegt sind. Unter Segenswünschen trinkt das Paar aus einem Becher Wein. Das symbolische Trinken aus einem Glas zeigt jedem, dass sie jetzt gemeinsam Freude und Leid teilen werden.

Der Schleier der Braut wird gelüftet. Der Bräutigam steckt der Braut den Trauring an mit den Wor- ten: ‚Durch diesen Ring bist du mir angelobt nach dem Gesetz Moses und Israels.‘ Die Braut ver- fährt ebenso.

Danach spricht der Rabbiner die 7 Hochzeitssegenswünsche. Am Ende der Zeremonie zerbricht der Bräutigam ein Glas. Anschließend gibt es ein üppiges Festmahl mit Musik und Tanz.“

Hier kannst du dir eine jüdische Hochzeit ansehen:

http://www.youtube.com/watch?v=rm85C3fnMM0

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