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Ernährungsverhalten und motorische Leistungsfähigkeit von 10- bis 14-jährigen Jugendlichen

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(1)

In den letzten beiden Dekaden haben sich jedoch in den westlichen Industrie­

staaten neben dem Bewegungsverhalten auch die Ernährungsgewohnheiten von Kindern und Jugendlichen verändert [3, 8, 28]. So belegen Studien, dass sich ein Großteil der Heranwachsenden gemäß der Richtlinien der Weltgesundheits­

organisation nicht ausreichend bewegt und die Freizeit hauptsächlich durch pas­

sive Aktivitäten wie Fernsehen und Com­

puterspielen gestaltet [11, 14, 25, 26, 27].

Da aber eine nachlassende Alltagsmoto­

rik die motorische Leistungsfähigkeit ne­

gativ beeinflusst [13, 17], weisen immer mehr Heranwachsende auch eine redu­

zierte Fitness auf [2, 8] (▶ Abb. 1).

Daneben hat das spezifisch auf Kinder und Jugendliche ausgerichtete Lebens­

mittelangebot, wie etwa Convenience­

und Fastfood­Produkte, zu Veränderun­

gen im Ernährungsverhalten und bei Mahlzeitengewohnheiten geführt [21, 28]. So kann beobachtet werden, dass zu­

Körperliche Aktivität, motorische Fitness und Ernährung beeinflussen über den gesamten Lebensabschnitt unsere Ge­

sundheit und unser Wohlbefinden. Von besonderer Bedeutung sind diese Fakto­

ren für die gesundheitliche Gesamtent­

wicklung bei Kindern und Jugendlichen [20]. Vor dem Hintergrund der steigen­

den Prävalenz von Übergewicht und Adi­

positas bei Heranwachsenden rückten in den letzten Jahren das Bewegungs­ und Ernährungsverhalten dieser Altersgrup­

pe vermehrt in den Fokus der Gesund­

heitsvorsorge [10, 21]. Da für Kinder und Jugendliche ein ausgewogenes Ernäh­

rungsverhalten, körperliche Aktivität und motorische Leistungsfähigkeit als wichtige Gesundheitsressourcen ver­

standen werden [28], wird neben einem Mindestmaß an körperlich­sportlicher Aktivität pro Tag [14] auch eine vielsei­

tige Ernährungsweise empfohlen, die Lebensmittel aus unterschiedlichen Le­

bensmittelgruppen enthält [21, 22].

Zusammenfassung

Hintergrund: Im Rahmen eines Pilot­

projektes wurde der Zusammenhang von Ernährungsverhalten und motorischer Leistungsfähigkeit an einer Neuen Mittelschule in Tirol an 10­ bis 14­jäh­

rigen Jugendlichen (n = 62) untersucht.

Methoden: Die Beurteilung der moto­

rischen Leistungsfähigkeit erfolgte anhand des Deutschen Motorik­Tests (DMT 6­18). Der Lebensmittelverzehr wurde mittels des Food Frequency Questionaires erfasst. Die sportliche Aktivität pro Tag in Stunden wurde ebenfalls erfasst. Außerdem wurden BMI, Geschlecht und Lebensalter registriert.

Ergebnisse: Mittels Hauptkomponenten­

analyse der Häufigkeiten der verzehrten Nahrungsmittel ließen sich die 3 Nah­

rungsmittelgruppen identifizieren.

Leitnahrungsmittel der 3 Gruppen waren Obst/Gemüse, Milchprodukte und Wurst/

Brot. In einer mehrfaktoriellen Regres­

sionsanalyse ergab sich nach Bereinigung um Alter, Geschlecht, BMI und körper­

licher Aktivität ein Zusammenhang zwischen der Verzehrshäufigkeit von Obst/Gemüse und motorischer Leistungs­

fähigkeit (partieller Korrelationskoeffi­

zient 0,23, p = 0,02). Schlussfolgerung:

Es zeigte sich ein vom Alter, BMI und der sportlichen Aktivität unabhängiger, schwacher Zusammenhang zwischen Ernährungsgewohnheiten und körper­

licher Fitness. Andererseits konnte festgestellt werden, dass der häufige Verzehr von Wurst und Brot nicht zu einer signifikanten Verminderung der Fitness führte.

Ernährungsverhalten und motorische Leistungsfähigkeit von 10- bis 14-jährigen Jugendlichen

K. Greier1,2, G. Ruedl1, C. Weber1, G. Thöni2, H. Riechelmann3

1 Leopold-Franzens-Universität Innsbruck, Institut für Sportwissenschaft (A)

2 Pädagogische Hochschule (KPH-ES) in Stams – Bewegungs- und Sporterziehung (A)

3 Medizinische Universität, Innsbruck (A)

▶Abb. 1 Egal, ob Mannschaftssport oder Ballett: Wichtig ist es, aktiv zu sein. © Fotolia/pmphoto▶

Autoren-PDF

(2)

die Verzehrshäufigkeiten waren für alle Lebensmittel in gleicher Weise ange­

führt (Wurde folgendes Lebensmittel am Vortag eingenommen? „Ja“, „Nein“).

Dabei wurden die relativen Häufigkeiten der konsumierten Lebensmittel angege­

ben. Wurde z. B. an 4 von 7 Tagen Fleisch gegessen, entsprach dies einer relativen Häufigkeit von 57 %.

Datenanalyse

Kardinalskalierte Daten wurden mit Mit­

telwert und Standardabweichung be­

schrieben, Häufigkeitsdaten wurden ta­

belliert. Die Ergebnisse der Fitnesstests wurden z­transformiert und gleichge­

richtet, sodass bessere Fitnessleistungen mit positiven Werten belegt wurden. Der z­Score für Fitness­gesamt wurde durch Mittelwertbildung der 8 z­Scores für die einzelnen körperlichen Fitnesstests durchgeführt. Die sportliche Gesamt­

aktivität am Vortag wurde durch Addi­

tion der sportlichen Aktivität im Verein und der sportlichen Aktivität außerhalb des Vereins als Gesamtstundenzahl be­

rechnet.

Die von mindestens 50 % der Jugend­

lichen zumindest einmal pro Woche kon­

sumierten Nahrungsmittel wurden zur Dimensionsreduktion einer Hauptkom­

ponentenanalyse mit Varimax­Rotation unterzogen. Faktoren mit einem Eigen­

wert > 2,5 wurden ermittelt und Faktor­

ladungen > 0,3 tabelliert.

Zur Ermittlung des Zusammenhangs zwischen Ernährungsverhalten und kör­

perlicher Fitness wurde eine mehrfakto­

rielle, schrittweise Regressionsanalyse durchgeführt, wobei der z­Score für Fit­

ness gesamt als abhängige Variable und die Faktorenscores der Hauptkomponen­

tenanalyse für Ernährung, der BMI, das Geschlecht, das Alter und die Gesamt­

summe für sportliche Aktivität als unab­

hängige Variablen einbezogen wurden.

Die Datenanalyse wurde mit IBM/SPSS­

ständnis eingeholt. Die Messung der an­

thropometrischen Daten Körperhöhe und ­gewicht erfolgte mittels eines mo­

bilen Stadiometers (SECA® 217; Deutsch­

land) und einer geeichten Körperwaage (Grundig® 3710; Deutschland). Basierend auf diesen Werten wurde der Body­

Mass­Index (BMI, kg/m²) berechnet und nach dem Referenzsystem von Kro­

meyer­Hauschild et al. [16] kategorisiert.

Sportmotorische Leistungsfähigkeit Die sportmotorische Leistungsfähigkeit wurde mit dem Deutschen Motorik­Test (DMT 6­18) bestimmt [4]. Die Jugend­

lichen absolvierten dabei 8 gesamtkör­

perliche Testaufgaben:

● 20­Meter­Sprint (Aktionsschnellig­

keit)

● Balancieren rückwärts über einen 6 cm, 4,5 cm und 3 cm breiten Balken (Koordination unter Präzisionsdruck)

● seitliches Hin­und­Herspringen in 2 × 15 sec (Koordination unter Zeitdruck)

● Standweitsprung (Sprungkraft der unteren Extremitäten)

● Rumpfbeuge (Rumpfbeweglichkeit)

● Sit­ups (Kraftausdauer der Rumpf­

muskulatur)

● Liegestütz (dynamische Kraft­

ausdauer der oberen Extremitäten)

● 6­Minuten­Lauf (aerobe Ausdauer­

fähigkeit)

Ernährungsgewohnheiten und Bewegungsverhalten

Zusätzlich wurde über einen Zeitraum von 7 Tagen retrospektiv die Verzehrs­

häufigkeit von Lebensmitteln, Mahlzei­

tengewohnheiten und das Bewegungs­

verhalten des Vortages erfasst. Die Er­

nährungsdaten wurden mittels eines an den Food Frequency Questionaire [20]

angelehnten Fragebogens erhoben. In diesem Fragebogen werden 47 Lebens­

mittel erfasst. Die Antwortkategorien für nehmend auf das Frühstück verzichtet

und auch immer seltener gemeinsam mit der Familie gegessen wird [5, 21, 23, 29, 30]. Die von 2003–2006 in Deutschland durch das Robert Koch­Institut durchge­

führte KiGGS­Studie lieferte repräsenta­

tive Daten zum Ernährungsverhalten von Kindern und Jugendlichen [21]. Es konnte u. a. festgestellt werden, dass ein Großteil der Jugendlichen im Vergleich zu den Empfehlungen der Deutschen Gesell­

schaft für Ernährung (DGE) zu häufig Fleisch­ und Wurstwaren, Schokolade und andere Süßigkeiten zu sich nimmt.

Der Obst­ und Gemüsekonsum liegt hin­

gegen weit unter den Ernährungsemp­

fehlungen. Ähnliche Ergebnisse lieferten auch der aktuelle Österreichische Ernäh­

rungsbericht 2012 [9] und eine in Tirol durchgeführte Longitudinalstudie (1995–

2014). Hierbei konnte zudem beobachtet werden, dass die Fettzufuhr im 20­jähri­

gen Beobachtungszeitraum bei Schüle­

rinnen und Schülern von 25 % auf 32 % an­

gestiegen ist [28].

Studienziel

Während im Bereich des Leistungsspor­

tes zahlreiche Studien existieren, die sich mit sportlicher Leistung und Ernäh­

rungsgewohnheiten befassen [1, 7, 12], ist die Datenlage zum Zusammenhang zwi­

schen motorischer Leistungsfähigkeit und dem Ernährungsverhalten für die Zielgruppe der Schulpflichtigen in Öster­

reich noch relativ dürftig. Daher werden in der hier vorgestellten Studie die Er­

nährungs­ und Mahlzeitengewohnhei­

ten, das sportliche Freizeitverhalten sowie die motorische Fitness bei 10­ bis 14­jährigen Tiroler Jugendlichen ermit­

telt.

Methoden

Stichprobe und Messinstrumente In der vorliegenden Querschnittsstudie wurden im Frühjahr 2015 die sportmoto­

rische Leistungsfähigkeit und das Ernäh­

rungsverhalten von 10­ bis 14­jährigen Jugendlichen an einer Neuen Mittelschu­

le (5.–8. Schulstufe) im Bundesland Tirol (Österreich) erhoben. Schulleitung und zuständige Schulträger (Landesschulrat für Tirol) genehmigten die Untersu­

chung. Die Eltern wurden brieflich ver­

ständigt und ihr schriftliches Einver­

▶Tab. 1 Anthropometrische Daten (MW und SD) des Probandenkollektivs (n = 62).▶

Merkmal Mädchen Knaben gesamt

Alter (Jahre) MW ± SD 12,2 ± 1,3 12,0 ± 1,1 12,1 ± 1,1

Größe (cm) MW ± SD 155 ± 10,0 154 ± 10,1 155 ± 10,1

Gewicht (kg) MW ± SD 48,8 ± 9,9 49,7 ± 16,2 49,4 ± 14,0

BMI MW ± SD 20,0 ± 3,2 20,3 ± 4,1 20,2 ± 3,7

Autoren-PDF

(3)

Milch) repräsentierte Nahrungsmittel wie Marmelade/Honig/Nutella, Milch, Schokoriegel und Weißbrot und Faktor 3 (Wurst/Brot) Nahrungsmittel wie Ver­

dünnungssäfte, Wurst, Schinken, Käse sowie Weiß­ und Schwarzbrot (▶ Tab. 3).

Die Hauptkomponentenanalyse konnte 35 % der Variabilität in den Ernährungs­

angaben erklären.

Univariat zeigte sich ein Zusammen­

hang zwischen der Häufigkeit des Ver­

zehrs von Nahrungsmitteln aus der Obst/

Gemüse­Gruppe und der motorischen Leistungsfähigkeit (r = 0,37; p < 0,005) (▶ Abb. 3).

In der mehrfaktoriellen Regressions­

analyse (▶ Tab. 4) korrelierte die Gesamt­

fitness der untersuchten 62 Jugendlichen mit dem Alter (p = 0,004), dem BMI (p < 0,001), dem Verzehr von Obst und Gemüse (p = 0,02) und der Sportaktivität gendlichen zumindest einmal pro Woche

konsumiert (▶ Abb. 2).

Mittels Faktorenanalyse ließen sich aus den Angaben zur Ernährung 3 Fakto­

ren extrahieren. Faktor 1 (Gemüse/Obst) repräsentierte Nahrungsmittel wie Ge­

müse und Obst, Faktor 2 (Brotaufstrich/

Statistik­Version 23, IBM­Kooperation (Wien, Österreich) durchgeführt.

Ergebnisse

An der Untersuchung nahmen insgesamt 87 Jugendliche teil. Bei 25 Teilnehmern war die Datenerhebung aufgrund von Krankheit, Verletzung etc. lückenhaft.

Diese wurden nicht in die Analyse einbe­

zogen. Somit konnten die Daten von 62 Jugendlichen (40,3 % ♀) ausgewertet wer­

den. Die anthropometrischen Daten zeigt

▶ Tab. 1. Nach den Referenzdaten von Kromeyer­Hauschild [16] waren von den 62 Jugendlichen insgesamt eine Person (1,6 %) untergewichtig, 77,4 % (n = 48) nor­

malgewichtig, 14,5 % (n = 9) übergewich­

tig und 6,5 % (n = 4) adipös.

Bewegung

Die Leistungsfähigkeit im Deutschen Motorik­Test ist in ▶ Tab. 2 dokumen­

tiert.

Die befragten Kinder und Jugendli­

chen gaben an, am Vortag durchschnitt­

lich 2,9 ± 1,6 Stunden sportlich aktiv (inkl. Schulsport) gewesen zu sein. Von den 62 Befragten führten 33 (53,2 %) an, in einem Sportverein zu sein, 38 (61,3 %) hatten einen Fernseher oder PC im eige­

nen Schlafzimmer, 56 (90 %) besaßen ein Smartphone und 15 (24,2 %) bewältigten ihren Schulweg zu Fuß oder mit dem Fahrrad, während 37 (59,6 %) private oder öffentliche motorisierte Verkehrs­

mittel nutzten. Einen Migrationshinter­

grund wiesen 4 (6,5 %) der Befragten auf.

Ernährung

Von den 47 befragten Nahrungsmitteln wurden 32 Nahrungsmittel nach deren Angaben von mindestens 50 % der Ju­

▶Abb. 2 Prozentualer Anteil der Tage, an denen das abgefragte Nahrungsmittel verzehrt wurde. ▶ Dargestellt sind nur Nahrungsmittel, die von mindestens 50 % der Studienpopulation mindestens einmal im Untersuchungszeitraum verzehrt wurden. Demnach haben wenigstens 50 % der Teil- nehmer an allen Tagen Leitungswasser getrunken und z. B. 50 % der Teilnehmer an einem Tag der Woche (14 %) Nudeln oder Käse verzehrt.

Leitungswasser Obst Weißbrot/Schwarzbrot Mineralwasser Marmelade/Honig/Nutella Fleisch Milch Verdünnsäfte Butter Wurst/Schinken Kuchen/Süßigkeiten Gemüse gesamt Limonaden Kartoff eln Fruchtjoghurt Fruchtsäfte Vollkornbrot Eis Gemüse gekocht Reis Kakao Käse Nudeln Joghurt natur Schokoriegel Pommes Gemüse roh Eier

0 20 40 60 80 100

Prozentualer Anteil der Tage, an denen Nahrungsmittel von mind. 50 % der Studienteilnehmer verzehrt wurden

▶Tab. 2 Mittelwerte (MW) und Standardabweichungen (SD) der Ergebnisse des DMT 6-18.▶

Disziplin Absolutwerte (MW ± SD)

20-Meter-Sprint 3,8 ± 0,3 sec

Balancieren rückwärts 38,7 ± 8,5 Schritte

seitlich Hin- und Herspringen 41,1 ± 9,6 Sprünge

Sit-ups 20,5 ± 6,1 Wiederholungen

Liegestütz 15,5 ± 3,4 Wiederholungen

Standweitsprung 156,4 ± 29,2 cm

Rumpfbeuge –1,4 ± 8,3 cm

6-Minuten-Lauf 1081 ± 154 m

Autoren-PDF

(4)

am Vortag (p = 0,03). Keinen Einfluss in diesem Modell hatten das Geschlecht (p > 0,2), der Verzehr von Nahrungs­

mitteln der Milch/Brotaufstrich­Gruppe (Faktor 2) sowie der Verzehr von Nah­

rungsmitteln der Wurst/Brot­Gruppe (Faktor 3).

58 % der untersuchten Jugendlichen nahmen täglich ein Frühstück zu sich, während knapp 10 % nie und der Rest nur sporadisch frühstückte. Etwa Dreiviertel (71 %) der Jugendlichen gaben an, täglich ein Mittagessen zu konsumieren und 79 % der Befragten essen regelmäßig zu Abend.

Diskussion

In der vorliegenden Untersuchung wurde bei 62 Tiroler Schülerinnen und Schülern einer „Neuen Mittelschule“ (ehemals Hauptschule) mit einem mittleren Alter von 12 ± 1 Jahren anhand eines standar­

disierten Fragebogens (Food Frequency Questionaire) das Ernährungsverhalten und mittels DMT 6­18 die motorische Leistungsfähigkeit erfasst. 21 % der Stu­

dienpopulation war übergewichtig oder adipös.

Etwa jeder Zehnte der untersuchten Jugendlichen nahm niemals ein Früh­

stück zu sich während ein Drittel (30 %) nur sporadisch frühstückt. Studien konn­

ten belegen, dass das Auslassen des Früh­

stücks die kognitive Leistungsfähigkeit vermindert und zugleich den Verzehr von zuckerreichen, ballaststoff armen Zwischenmahlzeiten fördert [6]. Neben Bewegungsmangel gilt Fehl ernährung als eine der Hauptursachen für die Zu­

nahme von Zivilisationskrankheiten. Le­

bensmittel wie Obst, Gemüse und Voll­

kornprodukte gelten als besonders ge­

sund, Süßigkeiten und Limonaden hin­

gegen als ungesund [19].

Wer sich gesund ernährt, ist auch sportlich fitter

In dieser Untersuchung zeigte sich ein positiver Zusammenhang zwischen häu­

figem Obst­ und Gemüseverzehr und sportlicher Leistungsfähigkeit. Dabei war der Verzehr von Obst und Gemüse mit dem Verzehr von weiteren als gesund geltenden Nahrungsmitteln der Obst/

Gemüse­Gruppe assoziiert. Die positive Korrelation des Verzehrs von Nahrungs­

▶Tab. 3 Faktorladungen der 3 extrahierten Faktoren, aufgeschlüsselt nach befragten Nahrungs-▶ mitteln. Der 1. Faktor entspricht demnach dem häufigen Verzehr von Gemüse und Obst, der 2. Fak- tor von Marmelade, Milch, Schokoriegeln und Weißbrot und der 3. Faktor dem häufigen Verzehr von Verdünnungssäften, Wurst, Schinken, Käse sowie Weiß- und Schwarzbrot. Negative Vor- zeichen bedeuten Nahrungsmittel, die besonders selten verzehrt wurden.

Nahrungsmittel

Faktor 1 (Gemüse/

Obst-Gruppe)

Faktor 2 (Brotaufstrich/

Milch-Gruppe)

Faktor 3 (Wurst/Brot- Gruppe)

Gemüse gesamt 0,85

Gemüse gekocht 0,73

Gemüse roh 0,63 –0,32

Obst 0,63

Kartoffeln 0,62

Eier 0,53

Naturjoghurt 0,44

Fruchtsäfte 0,32

Fruchtjoghurt Pommes Mineralwasser

Marmelade, Honig, Nutella 0,67

Kakao 0,67

Milch 0,57

Kuchen, Süßigkeiten 0,56

Butter 0,52

Limonaden 0,50

Schokoriegel 0,48

Leitungswasser

Verdünnungssäfte 0,62

Reis 0,34 –0,60

Wurst, Schinken 0,55

Nudeln 0,31 –0,53

Weißbrot, Schwarzbrot 0,42 0,51

Eis 0,37 –0,43

Vollkornbrot –0,39

Käse 0,34

Fleisch 0,32 0,33

▶Tab. 4 Einfluss von BMI, Alter, Ernährungsweise und sportliche Aktivität auf die körperliche ▶ Fitness von 62 zehn- bis vierzehnjährigen Jugendlichen (mehrfaktorielle Regressionsanalyse).

Die Beta-Gewichte weisen auf die relative Bedeutung der jeweiligen Variable für die Gesamtfitness hin. Keinen Einfluss auf die Gesamtfitness hatten das Geschlecht sowie die Häufigkeit des Verzehrs von Süßigkeiten (Faktor 2) und von Wurst und Käse (Faktor 3).

B Std. Error Beta Sign.

Konstante –0,89 0,74 0,23

BMI –0,09 0,02 –0,46 0,00

Alter 0,20 0,06 0,33 0,00

Häufig Obst/Gemüse (Faktor 1) 0,17 0,07 0,23 0,02

Sportaktivität gesamt 0,06 0,03 0,23 0,03

Autoren-PDF

(5)

kann. Möglicherweise erinnert man sich auch nicht mehr an alle Nahrungsmittel, die man am Vortag aufgenommen hat.

Fazit

Zusammenfassend zeigte sich in dieser Pilotuntersuchung ein vom Alter, BMI und der sportlichen Aktivität unabhängi­

ger Zusammenhang zwischen Ernäh­

rungsgewohnheiten und körperlicher Fitness. Der häufige Verzehr von Obst und Gemüse war mit einer besseren kör­

perlichen Fitness vergesellschaftet.

Online

http://dx.doi.org/10.1055/s-0042-111145

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Kindern und Jugendlichen. In: Schmidt W, Hartmann-Tews I, Brettschneider W, Hrsg.

ließ sich zwar ein Zusammenhang zwi­

schen dem häufigen Verzehr von Obst und Gemüse und der körperlichen Fit­

ness darstellen. Insgesamt sind die Er­

gebnisse aber mit Vorsicht zu interpre­

tieren. So konnte in dieser Untersuchung z. B. kein überzeugender Zusammenhang zwischen den Ergebnissen des Ernäh­

rungsfragebogens und dem BMI ermit­

telt werden. Ein wesentlicher Nachteil ist, dass zwar die Zusammensetzung der Ernährung mit diesem Fragebogen er­

fasst wird, nicht jedoch die aufgenom­

mene Nahrungsmenge.

Außerdem ist es mit derartig „ge­

schlossenen“ Fragen nicht möglich, die Gesamtheit der verzehrten Lebensmittel zu erfassen, sondern lediglich die vorge­

gebenen groben Lebensmittelgruppen.

Hierbei kann es vorkommen, dass Le­

bensmittel, die von einer Person regel­

mäßig verzehrt werden, nicht aufgeführt sind. Dies kann zu Verzerrungen von Be­

rechnungen zur Nährstoffversorgung führen [21].

Alle Angaben zu den Ernährungs­

gewohnheiten basieren beim verwende­

ten Fragebogen auf einer Selbsteinschät­

zung. Es ist gut vorstellbar, dass dies im Zusammenhang mit der „sozialen Er­

wünschtheit“ zu Abweichungen von den tatsächlich verzehrten Mengen führen mitteln der Obst/Gemüse­Gruppe mit

dem Ergebnis des Fitnesstests zeigte sich auch nach Adjustierung um die Effekte von BMI und sportlicher Gesamtaktivi­

tät. Neben dem gemeinsamen Confoun­

der „gesunde Lebensführung“ mit nor­

malem Körpergewicht und sportlicher Betätigung gibt es womöglich einen direkt ernährungsphysiologischen Zu­

sammenhang zwischen dem Verzehr von Nahrungsmitteln der Obst/Gemüse­

Gruppe und der körperlichen Fitness.

Alarmierend: geringer Obst- und Gemüseverzehr

Was den geforderten täglichen Obstkon­

sum anbelangt, zeigte sich, dass lediglich ein knappes Drittel der untersuchten Jugendlichen (29 %) täglich Obst konsu­

miert. Vor dem Hintergrund der genann­

ten Empfehlung „5 am Tag“ ist dieses Er­

gebnis als alarmierend zu bezeichnen.

Hingegen konsumieren etwa 60 % der untersuchten Jugendlichen mindestens jeden zweiten Tag Fleischprodukte. Diese Ergebnisse decken sich großteils mit an­

deren Studien [6, 9, 28]. Der Verzehr von Gemüse wird allerdings bis zu 50 % ge­

genüber den Empfehlungen unterschrit­

ten, während Süßigkeiten, wie etwa Ku­

chen und Schokoriegel zu häufig konsu­

miert werden [5, 6].

Perspektiven

Da angenommen werden kann, dass sich Ernährungs­ und Geschmackspräferen­

zen bereits im Kindes­ und Jugendalter entwickeln und bis ins Erwachsenenalter erhalten bleiben, sollte möglichst früh versucht werden, das Ess­ und Trinkver­

halten positiv zu beeinflussen. Wesent­

liche Settings zur Durchführung von Prä­

ventionsmaßnahmen sind neben dem El­

ternhaus v. a. Kindergärten und Schulen.

Es kommt dabei sowohl auf die Weiter­

gabe von Wissen über gesunde Ernäh­

rung (Verhaltensprävention), als auch auf strukturelle Maßnahmen (Verhältnis­

prävention) an. Letztere beinhalten bei­

spielsweise die kontinuierliche Bereit­

stellung von Wasser und gesunden Nah­

rungsmitteln (z. B. Verkauf von gesunder Schuljause) in den Bildungs­ und Betreu­

ungseinrichtungen [24].

Die Erfassung von Ernährungs­

gewohnheiten erwies sich als schwierig.

Mit dem eingesetzten Ernährungsbogen

Z-Score Gesamt-Fitness

2

1

0

–1

–2

–2 –1 0 1 2 3

Faktor-Score für die Häufi gkeit des Verzehrs von Obst/Gemüse

▶Abb. 3 Zusammenhang zwischen der Aufnahme Nahrungsmitteln aus der Obst/Gemüse- ▶ Gruppe und der motorischen Leistungsfähigkeit (univariat, r = 0,37; p < 0,005).

Autoren-PDF

(6)

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Prof. PD Dr. Klaus Greier

LF Universität Innsbruck, Institut für Sport- wissenschaft (A) und Kirchliche Pädagogische Hochschule – Edith Stein in Stams (A) Stiftshof 1

6422 Stams Österreich

Klaus Greier ist Sportwissenschaftler und unterrichtet an der Privaten Pädagogischen Hochschule (KPH-ES) in Stams und am Institut für Sportwissenschaft der Universität Innsbruck. Sein Forschungsschwerpunkt liegt in der Gesundheitsförderung von Kindern und Jugendlichen.

nikolaus.greier@kph-es.at

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(7)

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