In den letzten beiden Dekaden haben sich jedoch in den westlichen Industrie
staaten neben dem Bewegungsverhalten auch die Ernährungsgewohnheiten von Kindern und Jugendlichen verändert [3, 8, 28]. So belegen Studien, dass sich ein Großteil der Heranwachsenden gemäß der Richtlinien der Weltgesundheits
organisation nicht ausreichend bewegt und die Freizeit hauptsächlich durch pas
sive Aktivitäten wie Fernsehen und Com
puterspielen gestaltet [11, 14, 25, 26, 27].
Da aber eine nachlassende Alltagsmoto
rik die motorische Leistungsfähigkeit ne
gativ beeinflusst [13, 17], weisen immer mehr Heranwachsende auch eine redu
zierte Fitness auf [2, 8] (▶ Abb. 1).
Daneben hat das spezifisch auf Kinder und Jugendliche ausgerichtete Lebens
mittelangebot, wie etwa Convenience
und FastfoodProdukte, zu Veränderun
gen im Ernährungsverhalten und bei Mahlzeitengewohnheiten geführt [21, 28]. So kann beobachtet werden, dass zu
Körperliche Aktivität, motorische Fitness und Ernährung beeinflussen über den gesamten Lebensabschnitt unsere Ge
sundheit und unser Wohlbefinden. Von besonderer Bedeutung sind diese Fakto
ren für die gesundheitliche Gesamtent
wicklung bei Kindern und Jugendlichen [20]. Vor dem Hintergrund der steigen
den Prävalenz von Übergewicht und Adi
positas bei Heranwachsenden rückten in den letzten Jahren das Bewegungs und Ernährungsverhalten dieser Altersgrup
pe vermehrt in den Fokus der Gesund
heitsvorsorge [10, 21]. Da für Kinder und Jugendliche ein ausgewogenes Ernäh
rungsverhalten, körperliche Aktivität und motorische Leistungsfähigkeit als wichtige Gesundheitsressourcen ver
standen werden [28], wird neben einem Mindestmaß an körperlichsportlicher Aktivität pro Tag [14] auch eine vielsei
tige Ernährungsweise empfohlen, die Lebensmittel aus unterschiedlichen Le
bensmittelgruppen enthält [21, 22].
Zusammenfassung
Hintergrund: Im Rahmen eines Pilot
projektes wurde der Zusammenhang von Ernährungsverhalten und motorischer Leistungsfähigkeit an einer Neuen Mittelschule in Tirol an 10 bis 14jäh
rigen Jugendlichen (n = 62) untersucht.
Methoden: Die Beurteilung der moto
rischen Leistungsfähigkeit erfolgte anhand des Deutschen MotorikTests (DMT 618). Der Lebensmittelverzehr wurde mittels des Food Frequency Questionaires erfasst. Die sportliche Aktivität pro Tag in Stunden wurde ebenfalls erfasst. Außerdem wurden BMI, Geschlecht und Lebensalter registriert.
Ergebnisse: Mittels Hauptkomponenten
analyse der Häufigkeiten der verzehrten Nahrungsmittel ließen sich die 3 Nah
rungsmittelgruppen identifizieren.
Leitnahrungsmittel der 3 Gruppen waren Obst/Gemüse, Milchprodukte und Wurst/
Brot. In einer mehrfaktoriellen Regres
sionsanalyse ergab sich nach Bereinigung um Alter, Geschlecht, BMI und körper
licher Aktivität ein Zusammenhang zwischen der Verzehrshäufigkeit von Obst/Gemüse und motorischer Leistungs
fähigkeit (partieller Korrelationskoeffi
zient 0,23, p = 0,02). Schlussfolgerung:
Es zeigte sich ein vom Alter, BMI und der sportlichen Aktivität unabhängiger, schwacher Zusammenhang zwischen Ernährungsgewohnheiten und körper
licher Fitness. Andererseits konnte festgestellt werden, dass der häufige Verzehr von Wurst und Brot nicht zu einer signifikanten Verminderung der Fitness führte.
Ernährungsverhalten und motorische Leistungsfähigkeit von 10- bis 14-jährigen Jugendlichen
K. Greier1,2, G. Ruedl1, C. Weber1, G. Thöni2, H. Riechelmann3
1 Leopold-Franzens-Universität Innsbruck, Institut für Sportwissenschaft (A)
2 Pädagogische Hochschule (KPH-ES) in Stams – Bewegungs- und Sporterziehung (A)
3 Medizinische Universität, Innsbruck (A)
▶Abb. 1 Egal, ob Mannschaftssport oder Ballett: Wichtig ist es, aktiv zu sein. © Fotolia/pmphoto▶
Autoren-PDF
die Verzehrshäufigkeiten waren für alle Lebensmittel in gleicher Weise ange
führt (Wurde folgendes Lebensmittel am Vortag eingenommen? „Ja“, „Nein“).
Dabei wurden die relativen Häufigkeiten der konsumierten Lebensmittel angege
ben. Wurde z. B. an 4 von 7 Tagen Fleisch gegessen, entsprach dies einer relativen Häufigkeit von 57 %.
Datenanalyse
Kardinalskalierte Daten wurden mit Mit
telwert und Standardabweichung be
schrieben, Häufigkeitsdaten wurden ta
belliert. Die Ergebnisse der Fitnesstests wurden ztransformiert und gleichge
richtet, sodass bessere Fitnessleistungen mit positiven Werten belegt wurden. Der zScore für Fitnessgesamt wurde durch Mittelwertbildung der 8 zScores für die einzelnen körperlichen Fitnesstests durchgeführt. Die sportliche Gesamt
aktivität am Vortag wurde durch Addi
tion der sportlichen Aktivität im Verein und der sportlichen Aktivität außerhalb des Vereins als Gesamtstundenzahl be
rechnet.
Die von mindestens 50 % der Jugend
lichen zumindest einmal pro Woche kon
sumierten Nahrungsmittel wurden zur Dimensionsreduktion einer Hauptkom
ponentenanalyse mit VarimaxRotation unterzogen. Faktoren mit einem Eigen
wert > 2,5 wurden ermittelt und Faktor
ladungen > 0,3 tabelliert.
Zur Ermittlung des Zusammenhangs zwischen Ernährungsverhalten und kör
perlicher Fitness wurde eine mehrfakto
rielle, schrittweise Regressionsanalyse durchgeführt, wobei der zScore für Fit
ness gesamt als abhängige Variable und die Faktorenscores der Hauptkomponen
tenanalyse für Ernährung, der BMI, das Geschlecht, das Alter und die Gesamt
summe für sportliche Aktivität als unab
hängige Variablen einbezogen wurden.
Die Datenanalyse wurde mit IBM/SPSS
ständnis eingeholt. Die Messung der an
thropometrischen Daten Körperhöhe und gewicht erfolgte mittels eines mo
bilen Stadiometers (SECA® 217; Deutsch
land) und einer geeichten Körperwaage (Grundig® 3710; Deutschland). Basierend auf diesen Werten wurde der Body
MassIndex (BMI, kg/m²) berechnet und nach dem Referenzsystem von Kro
meyerHauschild et al. [16] kategorisiert.
Sportmotorische Leistungsfähigkeit Die sportmotorische Leistungsfähigkeit wurde mit dem Deutschen MotorikTest (DMT 618) bestimmt [4]. Die Jugend
lichen absolvierten dabei 8 gesamtkör
perliche Testaufgaben:
● 20MeterSprint (Aktionsschnellig
keit)
● Balancieren rückwärts über einen 6 cm, 4,5 cm und 3 cm breiten Balken (Koordination unter Präzisionsdruck)
● seitliches HinundHerspringen in 2 × 15 sec (Koordination unter Zeitdruck)
● Standweitsprung (Sprungkraft der unteren Extremitäten)
● Rumpfbeuge (Rumpfbeweglichkeit)
● Situps (Kraftausdauer der Rumpf
muskulatur)
● Liegestütz (dynamische Kraft
ausdauer der oberen Extremitäten)
● 6MinutenLauf (aerobe Ausdauer
fähigkeit)
Ernährungsgewohnheiten und Bewegungsverhalten
Zusätzlich wurde über einen Zeitraum von 7 Tagen retrospektiv die Verzehrs
häufigkeit von Lebensmitteln, Mahlzei
tengewohnheiten und das Bewegungs
verhalten des Vortages erfasst. Die Er
nährungsdaten wurden mittels eines an den Food Frequency Questionaire [20]
angelehnten Fragebogens erhoben. In diesem Fragebogen werden 47 Lebens
mittel erfasst. Die Antwortkategorien für nehmend auf das Frühstück verzichtet
und auch immer seltener gemeinsam mit der Familie gegessen wird [5, 21, 23, 29, 30]. Die von 2003–2006 in Deutschland durch das Robert KochInstitut durchge
führte KiGGSStudie lieferte repräsenta
tive Daten zum Ernährungsverhalten von Kindern und Jugendlichen [21]. Es konnte u. a. festgestellt werden, dass ein Großteil der Jugendlichen im Vergleich zu den Empfehlungen der Deutschen Gesell
schaft für Ernährung (DGE) zu häufig Fleisch und Wurstwaren, Schokolade und andere Süßigkeiten zu sich nimmt.
Der Obst und Gemüsekonsum liegt hin
gegen weit unter den Ernährungsemp
fehlungen. Ähnliche Ergebnisse lieferten auch der aktuelle Österreichische Ernäh
rungsbericht 2012 [9] und eine in Tirol durchgeführte Longitudinalstudie (1995–
2014). Hierbei konnte zudem beobachtet werden, dass die Fettzufuhr im 20jähri
gen Beobachtungszeitraum bei Schüle
rinnen und Schülern von 25 % auf 32 % an
gestiegen ist [28].
Studienziel
Während im Bereich des Leistungsspor
tes zahlreiche Studien existieren, die sich mit sportlicher Leistung und Ernäh
rungsgewohnheiten befassen [1, 7, 12], ist die Datenlage zum Zusammenhang zwi
schen motorischer Leistungsfähigkeit und dem Ernährungsverhalten für die Zielgruppe der Schulpflichtigen in Öster
reich noch relativ dürftig. Daher werden in der hier vorgestellten Studie die Er
nährungs und Mahlzeitengewohnhei
ten, das sportliche Freizeitverhalten sowie die motorische Fitness bei 10 bis 14jährigen Tiroler Jugendlichen ermit
telt.
Methoden
Stichprobe und Messinstrumente In der vorliegenden Querschnittsstudie wurden im Frühjahr 2015 die sportmoto
rische Leistungsfähigkeit und das Ernäh
rungsverhalten von 10 bis 14jährigen Jugendlichen an einer Neuen Mittelschu
le (5.–8. Schulstufe) im Bundesland Tirol (Österreich) erhoben. Schulleitung und zuständige Schulträger (Landesschulrat für Tirol) genehmigten die Untersu
chung. Die Eltern wurden brieflich ver
ständigt und ihr schriftliches Einver
▶Tab. 1 Anthropometrische Daten (MW und SD) des Probandenkollektivs (n = 62).▶
Merkmal Mädchen Knaben gesamt
Alter (Jahre) MW ± SD 12,2 ± 1,3 12,0 ± 1,1 12,1 ± 1,1
Größe (cm) MW ± SD 155 ± 10,0 154 ± 10,1 155 ± 10,1
Gewicht (kg) MW ± SD 48,8 ± 9,9 49,7 ± 16,2 49,4 ± 14,0
BMI MW ± SD 20,0 ± 3,2 20,3 ± 4,1 20,2 ± 3,7
Autoren-PDF
Milch) repräsentierte Nahrungsmittel wie Marmelade/Honig/Nutella, Milch, Schokoriegel und Weißbrot und Faktor 3 (Wurst/Brot) Nahrungsmittel wie Ver
dünnungssäfte, Wurst, Schinken, Käse sowie Weiß und Schwarzbrot (▶ Tab. 3).
Die Hauptkomponentenanalyse konnte 35 % der Variabilität in den Ernährungs
angaben erklären.
Univariat zeigte sich ein Zusammen
hang zwischen der Häufigkeit des Ver
zehrs von Nahrungsmitteln aus der Obst/
GemüseGruppe und der motorischen Leistungsfähigkeit (r = 0,37; p < 0,005) (▶ Abb. 3).
In der mehrfaktoriellen Regressions
analyse (▶ Tab. 4) korrelierte die Gesamt
fitness der untersuchten 62 Jugendlichen mit dem Alter (p = 0,004), dem BMI (p < 0,001), dem Verzehr von Obst und Gemüse (p = 0,02) und der Sportaktivität gendlichen zumindest einmal pro Woche
konsumiert (▶ Abb. 2).
Mittels Faktorenanalyse ließen sich aus den Angaben zur Ernährung 3 Fakto
ren extrahieren. Faktor 1 (Gemüse/Obst) repräsentierte Nahrungsmittel wie Ge
müse und Obst, Faktor 2 (Brotaufstrich/
StatistikVersion 23, IBMKooperation (Wien, Österreich) durchgeführt.
Ergebnisse
An der Untersuchung nahmen insgesamt 87 Jugendliche teil. Bei 25 Teilnehmern war die Datenerhebung aufgrund von Krankheit, Verletzung etc. lückenhaft.
Diese wurden nicht in die Analyse einbe
zogen. Somit konnten die Daten von 62 Jugendlichen (40,3 % ♀) ausgewertet wer
den. Die anthropometrischen Daten zeigt
▶ Tab. 1. Nach den Referenzdaten von KromeyerHauschild [16] waren von den 62 Jugendlichen insgesamt eine Person (1,6 %) untergewichtig, 77,4 % (n = 48) nor
malgewichtig, 14,5 % (n = 9) übergewich
tig und 6,5 % (n = 4) adipös.
Bewegung
Die Leistungsfähigkeit im Deutschen MotorikTest ist in ▶ Tab. 2 dokumen
tiert.
Die befragten Kinder und Jugendli
chen gaben an, am Vortag durchschnitt
lich 2,9 ± 1,6 Stunden sportlich aktiv (inkl. Schulsport) gewesen zu sein. Von den 62 Befragten führten 33 (53,2 %) an, in einem Sportverein zu sein, 38 (61,3 %) hatten einen Fernseher oder PC im eige
nen Schlafzimmer, 56 (90 %) besaßen ein Smartphone und 15 (24,2 %) bewältigten ihren Schulweg zu Fuß oder mit dem Fahrrad, während 37 (59,6 %) private oder öffentliche motorisierte Verkehrs
mittel nutzten. Einen Migrationshinter
grund wiesen 4 (6,5 %) der Befragten auf.
Ernährung
Von den 47 befragten Nahrungsmitteln wurden 32 Nahrungsmittel nach deren Angaben von mindestens 50 % der Ju
▶Abb. 2 Prozentualer Anteil der Tage, an denen das abgefragte Nahrungsmittel verzehrt wurde. ▶ Dargestellt sind nur Nahrungsmittel, die von mindestens 50 % der Studienpopulation mindestens einmal im Untersuchungszeitraum verzehrt wurden. Demnach haben wenigstens 50 % der Teil- nehmer an allen Tagen Leitungswasser getrunken und z. B. 50 % der Teilnehmer an einem Tag der Woche (14 %) Nudeln oder Käse verzehrt.
Leitungswasser Obst Weißbrot/Schwarzbrot Mineralwasser Marmelade/Honig/Nutella Fleisch Milch Verdünnsäfte Butter Wurst/Schinken Kuchen/Süßigkeiten Gemüse gesamt Limonaden Kartoff eln Fruchtjoghurt Fruchtsäfte Vollkornbrot Eis Gemüse gekocht Reis Kakao Käse Nudeln Joghurt natur Schokoriegel Pommes Gemüse roh Eier
0 20 40 60 80 100
Prozentualer Anteil der Tage, an denen Nahrungsmittel von mind. 50 % der Studienteilnehmer verzehrt wurden
▶Tab. 2 Mittelwerte (MW) und Standardabweichungen (SD) der Ergebnisse des DMT 6-18.▶
Disziplin Absolutwerte (MW ± SD)
20-Meter-Sprint 3,8 ± 0,3 sec
Balancieren rückwärts 38,7 ± 8,5 Schritte
seitlich Hin- und Herspringen 41,1 ± 9,6 Sprünge
Sit-ups 20,5 ± 6,1 Wiederholungen
Liegestütz 15,5 ± 3,4 Wiederholungen
Standweitsprung 156,4 ± 29,2 cm
Rumpfbeuge –1,4 ± 8,3 cm
6-Minuten-Lauf 1081 ± 154 m
Autoren-PDF
am Vortag (p = 0,03). Keinen Einfluss in diesem Modell hatten das Geschlecht (p > 0,2), der Verzehr von Nahrungs
mitteln der Milch/BrotaufstrichGruppe (Faktor 2) sowie der Verzehr von Nah
rungsmitteln der Wurst/BrotGruppe (Faktor 3).
58 % der untersuchten Jugendlichen nahmen täglich ein Frühstück zu sich, während knapp 10 % nie und der Rest nur sporadisch frühstückte. Etwa Dreiviertel (71 %) der Jugendlichen gaben an, täglich ein Mittagessen zu konsumieren und 79 % der Befragten essen regelmäßig zu Abend.
Diskussion
In der vorliegenden Untersuchung wurde bei 62 Tiroler Schülerinnen und Schülern einer „Neuen Mittelschule“ (ehemals Hauptschule) mit einem mittleren Alter von 12 ± 1 Jahren anhand eines standar
disierten Fragebogens (Food Frequency Questionaire) das Ernährungsverhalten und mittels DMT 618 die motorische Leistungsfähigkeit erfasst. 21 % der Stu
dienpopulation war übergewichtig oder adipös.
Etwa jeder Zehnte der untersuchten Jugendlichen nahm niemals ein Früh
stück zu sich während ein Drittel (30 %) nur sporadisch frühstückt. Studien konn
ten belegen, dass das Auslassen des Früh
stücks die kognitive Leistungsfähigkeit vermindert und zugleich den Verzehr von zuckerreichen, ballaststoff armen Zwischenmahlzeiten fördert [6]. Neben Bewegungsmangel gilt Fehl ernährung als eine der Hauptursachen für die Zu
nahme von Zivilisationskrankheiten. Le
bensmittel wie Obst, Gemüse und Voll
kornprodukte gelten als besonders ge
sund, Süßigkeiten und Limonaden hin
gegen als ungesund [19].
Wer sich gesund ernährt, ist auch sportlich fitter
In dieser Untersuchung zeigte sich ein positiver Zusammenhang zwischen häu
figem Obst und Gemüseverzehr und sportlicher Leistungsfähigkeit. Dabei war der Verzehr von Obst und Gemüse mit dem Verzehr von weiteren als gesund geltenden Nahrungsmitteln der Obst/
GemüseGruppe assoziiert. Die positive Korrelation des Verzehrs von Nahrungs
▶Tab. 3 Faktorladungen der 3 extrahierten Faktoren, aufgeschlüsselt nach befragten Nahrungs-▶ mitteln. Der 1. Faktor entspricht demnach dem häufigen Verzehr von Gemüse und Obst, der 2. Fak- tor von Marmelade, Milch, Schokoriegeln und Weißbrot und der 3. Faktor dem häufigen Verzehr von Verdünnungssäften, Wurst, Schinken, Käse sowie Weiß- und Schwarzbrot. Negative Vor- zeichen bedeuten Nahrungsmittel, die besonders selten verzehrt wurden.
Nahrungsmittel
Faktor 1 (Gemüse/
Obst-Gruppe)
Faktor 2 (Brotaufstrich/
Milch-Gruppe)
Faktor 3 (Wurst/Brot- Gruppe)
Gemüse gesamt 0,85
Gemüse gekocht 0,73
Gemüse roh 0,63 –0,32
Obst 0,63
Kartoffeln 0,62
Eier 0,53
Naturjoghurt 0,44
Fruchtsäfte 0,32
Fruchtjoghurt Pommes Mineralwasser
Marmelade, Honig, Nutella 0,67
Kakao 0,67
Milch 0,57
Kuchen, Süßigkeiten 0,56
Butter 0,52
Limonaden 0,50
Schokoriegel 0,48
Leitungswasser
Verdünnungssäfte 0,62
Reis 0,34 –0,60
Wurst, Schinken 0,55
Nudeln 0,31 –0,53
Weißbrot, Schwarzbrot 0,42 0,51
Eis 0,37 –0,43
Vollkornbrot –0,39
Käse 0,34
Fleisch 0,32 0,33
▶Tab. 4 Einfluss von BMI, Alter, Ernährungsweise und sportliche Aktivität auf die körperliche ▶ Fitness von 62 zehn- bis vierzehnjährigen Jugendlichen (mehrfaktorielle Regressionsanalyse).
Die Beta-Gewichte weisen auf die relative Bedeutung der jeweiligen Variable für die Gesamtfitness hin. Keinen Einfluss auf die Gesamtfitness hatten das Geschlecht sowie die Häufigkeit des Verzehrs von Süßigkeiten (Faktor 2) und von Wurst und Käse (Faktor 3).
B Std. Error Beta Sign.
Konstante –0,89 0,74 0,23
BMI –0,09 0,02 –0,46 0,00
Alter 0,20 0,06 0,33 0,00
Häufig Obst/Gemüse (Faktor 1) 0,17 0,07 0,23 0,02
Sportaktivität gesamt 0,06 0,03 0,23 0,03
Autoren-PDF
kann. Möglicherweise erinnert man sich auch nicht mehr an alle Nahrungsmittel, die man am Vortag aufgenommen hat.
Fazit
Zusammenfassend zeigte sich in dieser Pilotuntersuchung ein vom Alter, BMI und der sportlichen Aktivität unabhängi
ger Zusammenhang zwischen Ernäh
rungsgewohnheiten und körperlicher Fitness. Der häufige Verzehr von Obst und Gemüse war mit einer besseren kör
perlichen Fitness vergesellschaftet.
Online
http://dx.doi.org/10.1055/s-0042-111145
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Kindern und Jugendlichen. In: Schmidt W, Hartmann-Tews I, Brettschneider W, Hrsg.
ließ sich zwar ein Zusammenhang zwi
schen dem häufigen Verzehr von Obst und Gemüse und der körperlichen Fit
ness darstellen. Insgesamt sind die Er
gebnisse aber mit Vorsicht zu interpre
tieren. So konnte in dieser Untersuchung z. B. kein überzeugender Zusammenhang zwischen den Ergebnissen des Ernäh
rungsfragebogens und dem BMI ermit
telt werden. Ein wesentlicher Nachteil ist, dass zwar die Zusammensetzung der Ernährung mit diesem Fragebogen er
fasst wird, nicht jedoch die aufgenom
mene Nahrungsmenge.
Außerdem ist es mit derartig „ge
schlossenen“ Fragen nicht möglich, die Gesamtheit der verzehrten Lebensmittel zu erfassen, sondern lediglich die vorge
gebenen groben Lebensmittelgruppen.
Hierbei kann es vorkommen, dass Le
bensmittel, die von einer Person regel
mäßig verzehrt werden, nicht aufgeführt sind. Dies kann zu Verzerrungen von Be
rechnungen zur Nährstoffversorgung führen [21].
Alle Angaben zu den Ernährungs
gewohnheiten basieren beim verwende
ten Fragebogen auf einer Selbsteinschät
zung. Es ist gut vorstellbar, dass dies im Zusammenhang mit der „sozialen Er
wünschtheit“ zu Abweichungen von den tatsächlich verzehrten Mengen führen mitteln der Obst/GemüseGruppe mit
dem Ergebnis des Fitnesstests zeigte sich auch nach Adjustierung um die Effekte von BMI und sportlicher Gesamtaktivi
tät. Neben dem gemeinsamen Confoun
der „gesunde Lebensführung“ mit nor
malem Körpergewicht und sportlicher Betätigung gibt es womöglich einen direkt ernährungsphysiologischen Zu
sammenhang zwischen dem Verzehr von Nahrungsmitteln der Obst/Gemüse
Gruppe und der körperlichen Fitness.
Alarmierend: geringer Obst- und Gemüseverzehr
Was den geforderten täglichen Obstkon
sum anbelangt, zeigte sich, dass lediglich ein knappes Drittel der untersuchten Jugendlichen (29 %) täglich Obst konsu
miert. Vor dem Hintergrund der genann
ten Empfehlung „5 am Tag“ ist dieses Er
gebnis als alarmierend zu bezeichnen.
Hingegen konsumieren etwa 60 % der untersuchten Jugendlichen mindestens jeden zweiten Tag Fleischprodukte. Diese Ergebnisse decken sich großteils mit an
deren Studien [6, 9, 28]. Der Verzehr von Gemüse wird allerdings bis zu 50 % ge
genüber den Empfehlungen unterschrit
ten, während Süßigkeiten, wie etwa Ku
chen und Schokoriegel zu häufig konsu
miert werden [5, 6].
Perspektiven
Da angenommen werden kann, dass sich Ernährungs und Geschmackspräferen
zen bereits im Kindes und Jugendalter entwickeln und bis ins Erwachsenenalter erhalten bleiben, sollte möglichst früh versucht werden, das Ess und Trinkver
halten positiv zu beeinflussen. Wesent
liche Settings zur Durchführung von Prä
ventionsmaßnahmen sind neben dem El
ternhaus v. a. Kindergärten und Schulen.
Es kommt dabei sowohl auf die Weiter
gabe von Wissen über gesunde Ernäh
rung (Verhaltensprävention), als auch auf strukturelle Maßnahmen (Verhältnis
prävention) an. Letztere beinhalten bei
spielsweise die kontinuierliche Bereit
stellung von Wasser und gesunden Nah
rungsmitteln (z. B. Verkauf von gesunder Schuljause) in den Bildungs und Betreu
ungseinrichtungen [24].
Die Erfassung von Ernährungs
gewohnheiten erwies sich als schwierig.
Mit dem eingesetzten Ernährungsbogen
Z-Score Gesamt-Fitness
2
1
0
–1
–2
–2 –1 0 1 2 3
Faktor-Score für die Häufi gkeit des Verzehrs von Obst/Gemüse
▶Abb. 3 Zusammenhang zwischen der Aufnahme Nahrungsmitteln aus der Obst/Gemüse- ▶ Gruppe und der motorischen Leistungsfähigkeit (univariat, r = 0,37; p < 0,005).
Autoren-PDF
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Prof. PD Dr. Klaus Greier
LF Universität Innsbruck, Institut für Sport- wissenschaft (A) und Kirchliche Pädagogische Hochschule – Edith Stein in Stams (A) Stiftshof 1
6422 Stams Österreich
Klaus Greier ist Sportwissenschaftler und unterrichtet an der Privaten Pädagogischen Hochschule (KPH-ES) in Stams und am Institut für Sportwissenschaft der Universität Innsbruck. Sein Forschungsschwerpunkt liegt in der Gesundheitsförderung von Kindern und Jugendlichen.
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