A
SECOND GERMAN COURSE
FOR SCIENCE STUDENTS
Readingsfrom Recent
German
Scientific PublicationsSELECTED, ARRANGED,
ANQ BV
H. G. FlEDLm
Taylortan Professorofthe German Lartgttage andLiterature in the University of Oxford
AND
F.
E. SANDBACH
Professor oj the German Language and Literature in the University ofBirmingham
SECOND EDITION, REVISED
HUMPHREY MILFORD OXFORD UNIVERSITY PRESS
LONDON
EDINBURGHGLASGOW NEW YORK TORONTO
MELBOURNECAPETOWN BOMBAY
1929
jSeco»*ef
^tcanti jr»^/>xv<»s$oHf
Pnni:ad m Oreat Sxitain
PREFACE,
This book
is intended asasupplementtoour
FirstGerman
Coursefor Science Students.While
in the latter the reading passageswere
specially constructed to illustrate themore
important grammatical rules in a systematic sequence, the passages inthisbook
have beenselectedfrom
recentGerman
scientific publications.
An
attempthasbeenmade
toarrangethem
in order of difficulty, without, however, alteringthem
in
any
way. In order to familiarize the student with the variations ofGerman
orthography, even the spellingof
the originals has been retained in all cases.As
at this stage the student should learn the useof
the dictionary (a few hintson which
arc givenon
pp.67
f.),no
glossary has been provided.Some
help has, however, been givenm
the Notes,which
deal with anumber
of technicalterms,
compound
words,idioms,and
grammatical difficulties.Where
possible, reference ismade
to theGrammar accom- panying
our First Course,and
asummary
ofthenew gram-
matical points dealtwith in theNotes
is givenon
pp.69
ff.An
Alphabetical lastof German
Abbreviations occurring in thisbook
will also befound on
pp.75
f.We
have again to expressour
best thanks for the helpwe have
receivedfrom
Dr. AlexanderMcKenzie,
Lecturer on"Chemistry
at the Birkbeck College,London
; Dr. Findlay, Special Lectureron
Physical Chemistryin the UniversityorBirmingham;
and Dr. A.du
Pr6Denning,
Lectureron
Physics in the University ofBirmingham.
TABLE OE GSGNTKJTe.
TAQC
Preface « . - . _ , 7,
Rradihgs
—
I. Anilinfarbstoffe- - -
...
iz. Die FranzSsischea Prufungsbestimmungen flir Thermo- meter
3
3. DasLeuchtgas 4
4. Besprcchung von Landolt-Bdmstein:PhTsikalisch-chemische
Tabellen
---
6^ Technisches Eiscn
---
86. UbereineVioletteundUltravioletteStrahlung der Metalle beigewohnlichen Temperaluren - - - ll
7. Geschichte derThermochemie - - - - 17
8. UbereinigeEntladungserscheinungeninevakniertenRShren 1
8
9. UberAnorganische Collolde - - - - 22
10. ChromatischeDepolarisation durchLichtzerstreuung - 23 11. Gold
---
2512. Rezensionvon Th. C. Hebb: DieSchallgeschwindigkeit- 27 13. ChemischeVerwandtschaftslehre - - - 28 14. Die Entstehungdes“NationalPhysicalLaboratory” - 30
15. Berichte.
A —
Percarbonate - - - - 33B
—
Monochloracetylperoxyd- - - 34 16. UbereinigeEigenschaften der a-StrahlcndesRadiums - 3517. ChemischesGleichgcwicht - ~ - 39
18. Der Einflussder Ionisationauf die Leitungsfahigkcit des
Koharers
---
4019. Einc Allgemcine EigcnschaR derVerdunntcn Matciic - 42 20. Uberdie DifTusionnaszierendenWasserstoflsdurch Eisen- 21. Uranstrahlcn und RadioaktivcStofTe - - - 47 22. Ein Planimcter zur Bcstimmungder Miltleicn Oidinaten
beliebigerAbschnittevonregistricrten Kuivcn - 49
23. Radium und Helium
---
5224. Die Messung kleinerTemperaturdiiTcicnzcn - - 54
Notes
---59
Hints on the Use of the Dictionary- - - - 67
Grammatical Summary- - - - - - 69
Alphabetical List of German Abbreviations - - ~ 75
vii.
READINGS
1.
ANILINFARBSTOFFE*
Der
wichtigste Teil der Industrie des Steinkohlenteers istdie Herstellung der kQnstlichen Farbstoffe,auch
A
nilin- farbs
toffe genannt, die namentlich in Deutschland in grossenMengen
hergestellt werdeh.5 Sie wardeneingeteutin folgende
Hauptgruppen
:
I.
AbkGmmlinge
der Triphenylmethans-, Rosanilin-, Phenol-und
Phtalsaurefarbstoffe; 2. AzofarbstolFe; 3.An-
thracenfarbstolFe; 4, Indigo; 5, verschiedene: Nitrofarb- stofFe, ChinolinfcbstofFe, Methylenblau, Safranin, Indulin, ro Anilinschwarz, u,s,w.
Die Triphenylmethanfarbstoffe
leiten sichvom
Anilin,
vom
Toluidinund von
derenAbkCmmlingen
ab,Verbindungen, die aus
dem
Benzol,dem
Toluol u.s.w.durch Nitrieren
und
nachfolgende Reduktiongewonnen
15 werden.Die
Herstellungvon Nitrobenzol
geschieht,indem man
in Benzol unter Umrtlhren langsam ein Gemisch
von
Sal- petersaureund
konzentrierter Schwefelsaureeinfliessenlasst.Hierauf wird das Nitrobenzol wieder unter
UmrOhren
mit 20 verdttnntcr Salzsaureund
Eisendrehspanen bchandeltund
sodas
Anilin
hcrgestellt.ReincsAnilin heisstBlauol^weil eszur Herstellungblauer FarbstoflFe bcnutzt wird,
wahrend
cin Gemischvon
Anilinund
ToluidinRotU
heisstund
zur Herstellungvon roten 25 FarbstoJfFcn dient. Letzteres ist nichtzu
verwechseln mitdem
TUrkischrotttl, das aus OlivenOlgewonnen
wird./Der
zuerst entdeckte AnilinfarbstofF ist das schOn rote sogenannte Fuchsin^ salzsaures Rosanilin, das durchOxyda-
tion des RotOles hergestcllt wird. Dicse Oxydation
wurde
30 namentlich frUhermit Hilfevon
Arsensaurcvorgenommen,
waszu
vielen Beschwerden Veranlassung gab,indem
dabe<B I
einesteils arsenhaltige Abfillle sich bilcletcn, deren
Wicder-
verwertung recht lastig war, wahrcnd andercrseita auch Arsenikin den FarbstoffalsVerunrcinigung hineingclangte,uad
daher die AnilinfarbstofFe in denRuf
der Giftigkcit 35brachte. Neuerdings verwendet
man
deshalb’Nitrobenzolals Oxydationsmittel bei der Herstcllung des Fuchsins, dessen Sauerstoffhierbei durch die Vermittclung
von
Kisen- hydroxyd auf die Base abertragen wird. Ahnliche Stoffij wie Fuchsinsind das Neufuchsinund
das Saurefuchsin,40
Wenn
dieAmidowasserstofFedesRosanilinsdurch Methyl, Aethyl oder Phenol ersetzt werden, so entstehen violette Oder blaue FarbstofFe, wie Methylviolctt, Kristallviolett, Anilinblau.Abkdmmlinge
des Benzaldehyds oder Bittermandelfllcs,QHjCHO
sind MalachitgrQn,SmaragdgrQn, SauregrQnund
45 Patentblau.Vom
PhenolphtaleinleitensichdiePhtalsaurcfarbstofFe ab, unter dencn namentlich Eosinund Rhodamin zu
ncnnensind.
p
Besonderszahlreich istdie Klasse der Azofarbstoffe^ unter denen das Amidoazobenzol,
QH. NH, N, QHj,
Anilin-•gelb genannt, dereinfiichste ist.
Zu
dieser Klasse gchOrenfernerChrysoidin,Bismarckbraun, Methylorangc. Ix‘tzteres dient auch
zum
Gelbfilrben der Butterund
heisst dann 55 Buttergelb. Ferner gehOrcn hierher kQnstlicher Scharlach, Naphtholschwarzund
Kongorot.Die Anthracenfarbstoffe ferner sind wichtig namentlich dadurch, dass das
Alizarin zu
ihnen gchdrt, cin KarhstofF, der fraher in ausgedehntestem Masse aus der eigens zu (>odiesem
Zweeke
angebautenKrapppflanzc
gewonnen,' heutzutage aber ausschliesslich kfinstlich hergcstcllt wird,Es
ist Dioxyanthrachinon,QH,
(CO), C,II, (011),.Ihm
verwandt 1st auch dasAlizarinblau,
das an Farbe ileinIndigoahniich ist und ihn an Echtheit sogar ahertriflt. 65 Eine besondere Industrie istalsdann die Ilerstellung lies Indigos^ der bis vor wenigen jahren ausschliesslich aus Pflanzengewonnenwurde.
Er
findet sich indem
in I'luropavorkommenden
Waid, namentlich aber indem
in Imiicn in grossenMengen
angebautenIndigostrauch. Diese Straucher 70 werden kurz vor der BlQte abgeschnittenund dann
mit Wasser tlbergossen.Nach
kurzer Zeit beginnt die den Indigo ergebende Verbindung, das Indican, sichzu
Idsen.Die LOsung
wlrd abgezogenund
durch Schlagen mitRuten
75 innigmit LuftinBertthmng
gebracht.Dadurch
findet eine Oxydation stattund
der fertige IndigofarbstofFMt
aus.Er
wird nachdem Waschen, Auskochen und
Abfiltrieren phne weiteresversandt.Die
in den letzten Jahren so ausserordentlich vervoll- 8okommnete
Herstellungdes kttnstlichenIndigos wird indessen voraussichtlich in nichteulanger Zeitdennatttrlichen Indigo ebenso verdkangen, wiebereits dieHerstellung desAlizarins denAnbau
des Krapps verdrangt hat.Dr.
GUSTAV RAUT£R
:AllgettietnechemischeTechnologic.Leipzig,,GBschen,igo}.
2. DIE
FRANZOSISCHEN *PBU.FUNGSBESTIMMUNGEN FUR THERMOMETER.
Das
Versuchslaboratorium desConservatoireNationaldesArts etMitiers in Paris hatim Mai
1902 Prttfungsbestimmungen farThermometer
herausgegeben,diesich fijgandiedeutschen anlehnen,ja siein denHauptpunkten
vollstandig kopjearen,- 5 jedoch in einigen Beziehungen davon abweichen. So sind,-*um
dies gleichyprwegzunehmen,
die Fehlergrenzenim
dlgemeinen enger als in den deutschenBestimmungen
gezogen.Die
zu Grunde
gelegte Temperaturskala ist die Skalades 10 WasserstofFthermometers.Ober
deren Beziehungzu
den anderen praktischen Temperaturskalen in den hoherenund
niederen Temperaturen ist in denBestimmungen
nichts gesagt,aberwir werden in einem besonderen Referat daraufzurQckkommcn.
15
Die Thermometer
werden nach den franzPsischen PrU- fungsbestimmungen in 7Gruppen
geteilt, deren jede durch einen grossen Buchstaben bezeichnet wird:
P. Prazisionsthermomefer (kalorirrietrische
und
hypso- metrische Normale);
20 DP.
Halb-Prazisionsthermometerund
meteorologischeThermometer
;
O.
GewPhnliche Laboratoriumthermometer;
H.
GewPhnliche Siedethermometer far HPhenbestim-mungen
(Hypsometer);
3
M.
ArztiicheThermometer
; 25S. Besoadere
Thermometer
(gewerbliche, u.s.w.);
D. Hausliche Thermometer,
Die Einteilung weicht
von
der deutschen insofcrn ab, als sie in raancher Beziehung etwasmehr
spezialisiertund
anders gruppiert
und
ausserdem die BezeichnungHalb-
30Prazision (demi-pricision) einfQhrt, die aber
dem
Rcfcrenten nichtgltlcklich gewahltzu
sein scheint.Vor
der dgentlichenPrOfung werden
dieThermometer
hinsichtlich ihrer Konstruktion untersucht (^Follung des Ge(asses, Regelmassigkeit
und
Durchsichtigkeit der Rohrc, ,35richtiges Funktionieren des Index bci
Maximum- und
'
Minimumthermoraeteru.s.w.).
Die Instrumente der
Gruppe
P,DP, H und
alleTher-
mometer filr Temperaturen tlbcr 100“ werden hinsichtlich der Konstanz ihrer
Angaben
giprQft;wenn
dabci das40
Ergebnis unbefriedigendausMt,
sowerden
dieThermo-
metereinem kQnstlichen Alterungsverfahren unterworfen.Stabthermometer dttrfen hOchstens 10
mm
stark sein.Einschlussthermometer mtlssen auf
dem
Umhttllungsrohr zwei Strichmarken haben; beiThermometern,
die oben 45 zugeschmolzen sind, gentlgt ein Strich.Die
Angaben
derMaximum- und Minimumthermometer
dlirfen bei aufeinander folgenden Vergleichungen bei dcr- selben Temperatur nicht
mehr
als o, 1° fttr die KlassenDP
und M
abweichen.Der
fttr dieThermometer
der anderen 50 Klassen zugelassene Fehler richtet sich nach dcr Itinteilung dieser Instrumenteund
wirdim
Zeugnis angegeben.{Dejitsche Mechaniker-Zeituttg^ Nr. xvii.,
September, 1905, S. 170.)
3.
DAS LEUCHTGAS.
Das
Leuchtgas wird hauptsachlich aus Steinkohlc dar- gestellt.^Zum Zweeke
der Leuchtgasherstellungwerden
die Kohlenin Retorten ausChamotte,deren mehrere ingemein-schaftlichen
Ofen
mit Gasfeuerung eingemauert sind, bisauf beginnendeWeissgluterhitzt. Die entwcichenden Gase ^ mtlndenineinemit Fltlssigkeitsverschlussversehene Vorlage, die den
Zweek
hat, die einzelnen Retortenvon
derHaupt-
gasleitung abzuschliessen. Siegehen
von
da inhohe
eiserneZylinder,urngektlhlt zu warden,
wodurch Tear und Wasser
lo sich verflQssigenund
absetzen. Alsdann durchstreichen sieWaschtQrme,
auchSkrubber
genannt, in denen sie mitWasser
in Bertlhrungkommen und
dadurchvon
den in diesem lOslichen Gasenbefreitwarden. Als solchekommen
namentlich
Ammoniak,
Kohlensaure, SchwefelwasserstofF,15 CyanwasserstoflF
und
RhodanwasserstofFin Betracht.Nun- mehr
durchstreichen sie einen Ventilator, eine Vorrichtung, die ihre gleichmassigeBewegung von
den Retortenweg
durch die vorbeschriebenen Ttlrmeund
durch die nach- folgende trockene Reinigungsanlagezum
Gasbehalter hin20
aufrechterhalt.Die
trockene Reinigung derGase bestchtnun
darin, dass sie durch Filtervon
sogenannterLamingscher Masse,
aus einemlockerenGcmischvon nattlrlichemRaseneiscnstein mit Sagespanen bestehend, hindurchgedrtlckt werden,
wo-
25 durch die durch die nasseWasche
noch nicht vollstandig beseitigten fremden Gasevollends niedergeschlagen werden.Die
verbrauchteGasreinigungsmasse
wird auf Cyanver- bindungenverarbeitetund
zuletzt, dasieauch starkschwefel- haltiggewordenist,durchVerbrennenfardieSchwefelsaure-30
herstellungnutzbar gemacht. Schliesslichwird dasLeuchtgasvon dem
Gasbehalter oder Gasometer aus untcr geringemUberdruck
in die Verbrauchsleitungen vcrteilt.Um
die Leuchtkraft des Gaseszu
erhohen, was je nach derverwendeten Kohlensortemitunter nOtigwird,kannman
3^ esdurchsogenanntesKarburieren
Icuchtknlftigermachen,indem man
es durch Icichtflassige BrennOle, Benzol oder Petroleumather streichen lasst,die alle mit stark IcuchtcndcrFlamme
verbrennen. Namentlich das Benzol, das ausdem
Steinkohlcnteer in grossen
Mengen gewonnen
wird,istzum 40
Karburieren des Leuchtgascs sehr geeignet.An
Stcllevon
Leuchtgas sclbst verwendetman
sogar viclfach auch kar-buriertes Wassergas,
das dadurch entsteht, dassman
Wassergas, das an sich nicht mit leuchtender
Flamme
ver- brennt, z.B. mit Petroleum karburiert.4£
Ein
andcrcs Verfahren, das Leuchtgas besser Icuchtendzu
machen, ist dieVerwendung
desGltthstrumpfes,
die sich in den letzten Jahrenausserordehtlich cingebargert hat.Zu
diesemZweeke
wird das Gas in einem Bunsenschen Brenner durchMischung
mit Luft entlcuchtet, so dass cine JO sehr beisse, an sich dunkleFlamme
entsteht, aber die ein5
mit einem Geraisch
von
Thorerdeund
iVo
Cererdc ^e-tranktes Gewebe, der sogenannte Glahstrumpf,gestQrzt ist.
Diese
Oxydmischung
hat,zum Glahen
erhitzt, ein ausser-ordentlich starkes LichtausstrahlungsvermOgen
und
leuchtct demzufolge weit heller, als es die nicht entlcuchtete Gas- flammean sich getan haben wUrdc.Dr.
GUSTAV RAUTER
: AltgmelnechcmischeTechfwlo/lU, Leipzig, (Juschen, 1903.4
,BESPRECHUNG
vonLANDOLT-BORNSTEIN
: Fh^stkdisch-chimucheTMkn.
Dritte,um-gearbeitete und vermehi'te Auflage (xvi u. 861 S., gel).
Berlin: J. Springer. 1905).
Die seit langem erwartete
und
dringend gewQnschtedritte Auflage des grossen Tabellcnwcrkcs
— 4
'*^ zweite Auflagestammtaus dem
Jahre 1894—
istsoebencrschicncn.Dass sie eine ausserordentlich vermehrte Auflage ist, zeigt das
Anwachsen
desUmfanges;
die Seitcnzahl istvon
563^
auf 861, die Zahl der Tabellen
von
208 auf264
gestiegen.Doch
entspricht dieVermehrung
des Inhaltes keineswegsdem
blossenZuwachs
an Seitenund
Tabellen;denn
tlieTabellen sind in der neuen Auflage fast durchgehends in gedrangterer
Form
gedruckt, so dass gewisscrniassen jede 10 Seite inhaltreicher geworden ist. Die Fassungder Tabellenund
die ganzeAnordnung
des Stoffes isteincr vollstiUuiigen Umarbeitungunterzogen, durch die nicht bloss eine bessere Gruppierung des ZusammengehOrigen, sontlern vor ullein derAnschlussan diemoderne
Formulierung derProblemo
15in der Physik
und
besonders in der physikalischenChemie
angestrebt
und
durchgeftthrtworden
ist.So
schliessen sich jetzt an die ersten, nicht wesentlich verilnderten 'labellen Uber Atomgewichte, Schwerkraft, I.uftdichte, Casvoluniina, Druckreduktionenund
Dichtevon Wasser und
Quecksilber 20 zunachst die Tabellen tlber ElastizitJlt, Reibung, Koin-pressibilitat, Zahigkeit
und
Kapillaritat an;dann
folgen Tensionen,kritische Zustande,Thermometrie,Ausdehnung,
Dichte, Schmelz-
und
Siedepunkte, Polymorphicvon Elementenund
Verbindungen; dannein besonderes Kapitel 25 mit sechs Tabellen uber Schmelz-und
Krstarrungserschei- nungen beizwei StofFen (Legierungen), z.T. unter Wieder-6
^be
der Kesultate in Kurvenfbrm, statt in Tabellen.£s
folgendie Kapitel Dichte
und Ausdehnung von
Lbsungen, 30 Difiusion, Gasmolekole, spezifische Wilnne,dann
schr viel ausfitthrlicher als frtlher ein KapitelThermochemie
mit 15 Tabellen, darunter auch diejenigen fiber Schmelz-und
Verdampfungswarmen,dann
ebenialls neu gegendiefrfihereAu£age
ein Kapitel mit vier Tabellen zur Molekulargc- 35 wichtsbestimmung (Ge&ier-und
Siedepunktsinderungen);
darauf das Kapited fiber Warmeleitung,
und
ein zehn Tabellen um£issendes Kapitel fiber chemisches Gleich- gewicht, Lbslichkeitund
Absorption. Forigeiallen ist aus derWarmelehre
die Tabelle fiber Kaltemischungcn. In40 dem
ersten Kapitelaus der OptiksindTabellenfiber Licht- absorption vrasserigerLbsungen und
ansgevrahlter Kristalleund
fiber das RcSesionsvermbgenvon
Metallcnneu
auf-genommen
; auch die Mitteilungen fiber Spektrallinien sind erweitert. Dass letzteres nur in geringcmUmfange
gc-45
schehen ist, kann mitdem
Hinweis aur die ausffihrlichen spektralanalytischen Tabellen-und
Tafelwerkc, die wir bereits besitzen,wohl
zur Genfigebegrfindet werden.Die
folgendenKapitel,Brechungsexponenten, OptischeDrehung,
Elektrische Leitung, Dielektrizitatskonstante, entsprcchen 50 der Einteilung der alten Auflage, sind aber samtlich
um-
gearbeitet
und
erweitert. Nicht berficksichtigt sind dabei, wie ausdrficklich herrorgehoben werden mag, die neucsten Untersuchungen fiber Elektrizitatslcitung in Gasen.Doch
ist eine Tabelle fiber Funkenpotentiale neu
aufgcnommen,
55 desglcichen eine Tabelle fiber thermoclektrische Krilftcgegen Platin; ferner enthalt das Kapitel
Magnetismus
ausscr den erdmagnetischen
Werten
jetzt auch Tabellen fiber Magnetisierbarkeitvon
Eisenund
Stahl, Nickelund
Kobaltund
fiber para-und
diamagnctische Kbrper.Den
60 Schluss bilden dieTabellen fiber Schallgeschwindtgkcit, fiber Masseinheiten
und
Dimensionen—
diesc in stark erweiterterForm —
vermischte Konstanten, zwei neue Tabellen fiber Mineralienund
organischeVcrbmdungen, und
die Ober-sicht fiber die Jahres-
und
Bandzahlcn von Zcitschriften.65
Es
fehlen auffsllhgcrweise volIstJlndig Tabellen fiber Poten-tialdifierenzen zwischen zwei KOrpern
und
fiber elektro- motorische Knlftevon
Kettcn. Die Mitteilungen hierfiber bcschrfinken sich auf die Zahlen fttr wenige Elementc, die unter die „vermischtcn Konstanten” eingestellt sind.7
Dass die Riesenarbeit der Revision bez. Neuaufstellung 70
dieser Tabellen nicht
von
den Herausgcbern allein gelcistctwerden fconnte, ist selbstvcrstandlich.
Die
Zahl der Mit-arbeiter, die bei der zweiten Auflage 15 betraeen hatte, ist bei der dritten auf 45 gestiegen.
Mit
besonucrer Freudeund Genugtuung
abermuss
hervorgchobcn werden, dass 75 dasWet^
die UnterstOtzung dcrKgl
I’rcussischenAkademie
der Wissenschaftcn gcfundcn hat.Ohne
diese ware es wohl nicht mOglich gcwesen, dieses umfangreicheund
kostspicligcWerk zu dem
verhaltnlsmassig so nicdrigen Preisevon 36M.
in denHandel zu
bringen.W.
K. 80[BdU. z, d. Ann. d. Phys.^ Bd. xxix,
No.
17, S. 910-912.)6.
TECHNISCHES
EISEN.Das
technische Eisenist nicht rein,sondern enthalt ncben geringerenBeimengungen
biszu
5%
Kohlcnstoff, wclcher seine Eigenschaften in sehrhohem Masse
heeinflusst.Wahrend
reines Eisen zwar sehr zah, aber verhaltnisraassig weich ist, vermehrt es seine Harte mitdem
Gehalt an^ KohlenstofF,
und
auchseinVerhaltenbeihOhererTcmpcratur
wirdwesentlich anders.Man
unterscheidet wesentlich drei Artcn technischcn Eisens: Schmiedeeisen^ Stahlund
Gusseisen; ersteres enthaltam
wenigsten, letzteresam
moisten KohlenstofF.Das
10 Schmiedeeisen nahert sich wie in seinerZusammensetzung
so auch in seinen Eigenschaften
am
moistendem
reinenEisen: es istzah, nicht sehr hart,
und
wirdbeim
b'rhitzcn vordem
Fltissigwerden erstweich wieWachs
odor Natrium.Diese Eigenscnaft ist ftlr die technische Bearbcitung des Eisens von grOsster Wichtigkeit, da sie es ermOglicht, das Metall zu formen
und
verschiedcnc Stdckezu
vereinigcn, ohne dassman
die Temperatur biszum
Schmelzcn des Metalls zu steigern braucht.Es
gentlgt viclmchr, die Erweichungstemperatur (etwa 600®)zu
erreichcnum
durch 20 Pressen,Walzen und
Schmieden das Erfordcrlichezu
er- reicheh. DieVereinigung zweier Eisenmassen durchDruck (Hammern)
nenntman
^^Schweissen," die dazu crforderlichc Temperaturisthelle Rotglut.Das
Schmiedeeisen andert seine Eigenschaften nicht 25 8wesentlich,
wenn man
es erhitztund
plOtzlich abktthlt.Im
hOchsten
Masse
istdagegendie BeschafFenheitdes Stahlsvon
solcherBehandlung abhangig.
Stahl istEisen, welches o’8 bis 2*5 ®/o Kohlenstoffenthalt 30
und
sonst mOglichstrein ist.Der
Kohlenstoff ist chemisch an Eisen gebundenund
dies Kohlenstoffeisen oder Eisen- karbid FOgC
istmitdem
anderen Eisen legiert.Die
Folge dieses Gehaltes an einem fremden Stoffe ist zunachst ein sehr merkliches Sinken des Schmelzpunktes; Stahl ist bei 35 1400° fltlssigund
lasst sich giessen.Der
Gi^sstahl istcin aus feinen kristallinischenKOrnchen
bestehendes Metall, welches vor.dem
Schmelzen ahnlich wie Schmicdeeisen erweichtund
sich daher auch schmieden lasst.Durch
eine solche Behandlung erhalt der Stahl eine ahnliche faserige40
Oder sehnige Beschaffenheitwie bearbeitetcs Schmicdeeisen.Wird
der Stahl rotgltlhend gemachtund
plotzlichabgekQhlt, so wird er sprOdeund nimmt
gleichzeitig den hOchsten.
Hartegradan.
Er
istdann so hart, dass er Glas ritzt,und
heisstdanachglashart.
Wird
derglasharte Stahlvon ncuem
45 vorsichtigerwarmt, so
kann man ihm
jeden beliebigenGrad von Harte
erteilen, denn er wirdum
so weicher, je langcr Oder hoherman
ihn erwarmt.Man
nennt diesenVorgang
das Anlassen oder Nachlassen des Stahls.
Als KennzeichenfUr den
zu
erzielendenGrad
desNach-
50 lassens dienenvon
altersher die Farben, welche eine blanke Stahlflache beimErwarmen
annimmt. Bei etwa 220° be- ginnt das Metall sichmit messbarer Geschwindigkeitan der Luft zuoxydieren,und
das entstehendeOxyd
uberzieht in Gestalt einer sehrdtlnnen Schicht das Metall. Ist die Dickcj5 dieserSchicht
von
derOrdnung
einer Lichtwelle, sobcginncn die entsprechenden Interferenzfarben oder,,Farben dunner Blattchen” sichtbar
zu
werden.Da
zuerst die kQrzcstcn Wellen,von
densichtbaren dievioletten,ausgelOschtwerden, so erscheint als erste Anlauffarbe die Komplcmcntilrfarbc, )0 ein blasses Strohgelb. > Dies geht durchOrange
in Purpur,Violett, Blau
und
schliesslichGrau
Qber. jeder dicser Farben entspricht ein bestimmter Erweichungsgrad des Stahls: gelb lasst
man
Stable zur Bearbeitung von Eisen, purpurrot solche ftlr Messinganlaufcn, wahrendWerkzcug
5^ nlr
Holz
blau angelassen wird.Wiewohl
sich Farbeund
Harte nicht vollkoromen cntsprechen, so ist doch derZusammenhang
ftir den erfehrenen Arbeiter ausrcichend.9
Dutch
diese Mannigfiiltigkeit der die der Stahl. atUieblD.en kann, wird seineausgecMnte
technischc Brauchbarkeit bedingt.Man
kann ihn im weichenZu-
ycstande beliebigformenund.'diegeformten GegcnstUnde dann aufjeden erforderlichen Htlrtegrad bringen.
Die Theorie des Jahreh
klargestellt worden.
Das o^ncnmote
Eiscnkarbid Fe^Cist nicht nur for sich sehr hart, sondcrn bildet auch mit 75 feinem Eisenein gleichteiligesGemisch,cine„fcsteI-Osung,”
die gleichfallshart istfnururn so wen^etj
jc
W
ijgyr Karbidsie enthalt.
Wenn man nun
eine derartiye tes^pi^Osung, die bei hoher Temperatur aus Karbid iiefesn^i^n bestcht, langsam abktlhlt, so zersetet sie sich bei etwa ^yo'jindcm 80sie in reines Eisemjtfbe
r^arbid
zerfallt, welchebmoe
alsGemenge neb^euian^rl^gen. Da
das rcinc ICisen weichist, so teilt es diese Eigenschaftauch
dem
Gcm^n|;;emj^tj^^Wird
dageg^.
j
ije
Abkt^ung
ploizHch ausgefunrt, so findet dieseEnrausSnuii^’clfcrfestenLOsung
nicht statt,und
85sie bleibt in ihrer Hartc erhalten. Die fcste
LOsung
wird hierbei metastabil oder gewissermassen abcrsilttigt.Dies erklart zunichst,
warum
abgeschreckter Stahl hart, langsam abgekohlter weich ist.Das
Jnlassen des hartcn Stahls bestehtnun
darin, dass dutch die Temperatur- 90 erhohung der Zerfall der festenLOsung
in die beiden Bestandteile langsam eintritt,und
zwar urn so schneller, je hoher die Temperatur steigt.Dutch
das plotzlichcAb-
kahlen wird der jeweils erreichte Mischungszustand fest- gehalten,dabeigewohnlicherTemperaturdie Umwiindlungs- 95 geschwindigkeit unmessbar klcin ist,und man
crliJllt clicentsprechenden Hftrtegrade.
Diese Betrachtung erkhlrt auch,
warum
das Anlassen erfahrungsmassig nicht nurvon
der Temperatur, sondern auch von der Zeit abhangig ist, dcrart, dass eine niedrigere 100 TemperaturbeilangcrDauer
ebcnso wirkt, wie eine IiOhere bei kurzer.Man
kann dieHartung
in cincr einzigen Operation aus- ftlhren,wenn man
dutch passendes Erw:lrmen oberhalb 670®das gewtlnschte
Gemenge von
Eisenund
fester I.Osung 105 (deren Gleichgewicht sich mit der Temperatur verschlebt) herstelltund
den Zustand dutch plotzlicheS Abktlhlen fest- halt. Die fur einen bestimmten Hartegrad erforderliche Temperaturistvom
KohlenstofFgehalt abhangig; kenntman
10
10 diesen, so kann
man
die Temperatur voraus bestimmen, durch welcheman
einen bestimmten Hartezustanderzeugt.Nimmt
derKohlenstofFgehalt auf4
bis 5 Prozciit zu, so wird der Schmelzpunkt des Eisens noch niedriger,und
cs verliert die Zahigkeitund
die Moglichkeit, den „sehnigen”15 Zustand anzunehmen, wahrenddie Moglichkeit des Hartens
in einem gewissen
Umfange
erhalten bleibt. Solches Eisen heisst Gussetsen.Man
unterscheidet weissesund
graues Gussetsen.Das
ersterewird bei schnellem Abktlhlen erhalten, ist sehr hart 120
und
kristallinischund
enthaltden grOssten Teildes Kohlen-stoffs
im
chemischgebundenen Zustandeals Karbid. Lang- samabgektlhltesGusseisenscheideteinen Teil des Kohlenstoffs in Gestalt feiner Blattchenvon
Graphitab, diedem
Eiseneine graue Farbe geben. Gleichzejtig wird das Metall 125 weniger hart
und
sprOde,und
dasKorn
wird feiner. In diesem Zustandefindetdas Gusseisenzu
zahllosenZwecken
Verwendungen, bei denen dieLeichtigkeit derFormgebung
durch Giessen inBetracht
kommt, und
die geringere Festig- keit des Metalls gegenZug und
Biegung kein wesentliches 130 Hindernis ist.W. OSTWALD
:Gmitdliitiender Anorganischen Chemie.Leipzig,W,Engeliniinn,1904,* S.581ff.
6.
UBER EINE VIOLETTE UND ULTRAVIOLETTE STRAH-
LUNG DER METALLE
BEIGEWOHNLICHEN TEM- PERATUREN.
Jeder, der eine Winternacht im
Norden
gesehen hat, erinnert sich wahrscheinlich, wie hell die Landschaft dalicgt, auchwenn
derHimmel
mit dicken Stratocumuluswolkcn bedeckt ist. Ist das Licht, welches wir dann wahrnehmen,5 nur reflektiertes Sternenlicht oder ist die Schneedccke auf irgend eine
Weise
selbst leuchtend?Das
waren Fragcn, die ich mir Oftersvorgelcgt hatte.Im
Winter1893-1894
versuchte ich dicse Fragc experi-mentell zulOsen.
10
Der
gebrauchte Apparat besteht aus einem Mctallkasten ohne Boden, der tief in den Schnee eingedrQckt werden kann. - Als Deckel des Kastenswurde
cine photographischeII
Kassette (Lancaster Instantograph, 9
x12 cm)
in der ge- wfihnlichenWeise
eingeschoben.Dielichtempfindliche Platte
wurde
in derDunkelkammer
i^ in die Kassette eingelegt
und
teilweise mitcinem
dtlnnen Kartonblatt bedeckt.Der
Kastenwurde dann
in derNacht
tlber eine freie, frisch gefallene Schneeflache eingedrClcktund
die Kassette eingeschoben.Die
Schiebtarwurde
ausgezogenund
die 20 Platte auf dieseWeise
in derNacht
langere oder kttrzere Zeit (4 bis 7 Stunden) derEinwirkung
der Schneeflache ausgesetzt.Alle Versuche, die ich
im Winter 1893-1894
an ver- schiedenen Stellen in derUmgebung von
Helsingforsund
25im
Botanischen Garten der Universitat ausgefuhrt habe, lieferten keine Resultate. jBei der Entwickelung
wurdcn
die Platten glcichmassig schwarz,und
keine Spurvon
einerSchirmwirkung
der Kartonscheibe konntebeobachtet werden. 30Neuerdings sind durch
Wilson und
Allan die radio- aktiven Eigenschaften desRegens und
des Schnees entdeckt worden.Es
schien auchdarum
ratsam, nochmals nachzu-prtlfen, ob nicht die Durchlassigkeit des Papiers fUr die gedachten Schneestrahlen die Ursache der negativen Re- 35
sultate sei.
Im
Frtthling 1904 bin ich daher auf diese Versuche zuriickgekommen.Die
Experimentewurden
hauptsachlichvon Hrn.
Studentv
Berg inmeinem
Auftragc aufdem Landgut
Stennkulla in derNahe
der Station Dickurshy 40 ausgemhrt.Anstatt der Kartonscheibe benutzte ich jetzt Zink-
und
Glasscheiben, spater auch Eisen-, Kupfer-
und
Messing- scheibenzurBedeckung
der photographischen Platte.Die
Wirkung
der Schneedecke warnun
schr auffallig. 45Es
schien mirjedoch notwendig,erstzu
ermitteln,obund
in welchem
Masse
die Schneedecke die Ursache der beo- bachteten Schwarzung der photographischen Platten war.Deswegen wurden
kleine empfindliche Platten(3x8 cm)
indieselbe holzerne Kassette eingeftlhrt,
und
quer uber die- 50 selbenwurden
verschiedene schmale Metallscheiben gelogt.Anstatt die Platten
zu
belichten,wurden
sienun
in der Taschegetragen oder in derDunkelkammer
gehalten, bevorsie entwickelt wurden. Bei der Entwickelung traten an 12
den Stellen zwischen den Metallplatten wieder dieselben dunklenStreifen auf.
Zunachst
wurden nun
die photographischeLampe und
die Kassetteeinereingehenden Prtirung unterworfen.
Die Lampe
schien in der Tat nicht ganz zuverkssigzu
sein.6o A-uch die Kassette
wurde
genau geprttftund
die zuerst angewandte Kassette als verdachtig verworfen.Nachher
habe ich die Versuche vielmals wiederholtund
schliesslich sowohl diephotographischePlattewiediedarauf- gelegten Metallscheiben ohne -jede Beleuchtung in die 65 Kassette eingefflhrt. Die Metallscheiben
wurden
in derDunkelkammer
ohne Beleuchtungherausgenommen und
die Platten in gewOhnlicher
Weise
entwickelt.Bei-einem Versuche War die' empfindliche Platte sechs
Monate
lang vor der Entwickelung mit einer Zink-und
70 einer Messingscheibe bedeckt gewesen. Die
Wirkung
der schiefliegenden Zinkscheibe auf die empfindliche Platte entsprachjedoch nichtder langen Expositionszeit. Bei derEmagung
dieses Resultates erschien es mir mOglich, dass dieTemperatur dabei eineRoUe
gespielthaben kOnne.7^ Ich begann
nun zu
untersuchen, ob dieWirkung
der Metalleaufdiephotographische PlattedurcheineErhdhung
der Temperaturgesteigert werden kOnnte.
In einen Kasten aus verzinntem Eisenblech
wurde
zuerst eine Glasscheibe gebrachtund
darauf eine photographische 80 Platte mit der empfindlichen Seite nach oben eingelegt.Auf
diese photographische Plattewurde
aus Grtinden, die ich spater berQhren werde, eine stabformigeTherm
osaule gelegtj die ausWismut und Antimon
bestand. . . .Die
beidenEnden
der Saule waren an KupferdrahtegelOtet, die 85 durch zwei an den Deckel gelotete feine McssingrOhrcn herausragten.Der
Deckelwurde nun
lichtdicht Qbergc- schobenund
die ganze Vorrichtung in einen holzerncn Kasten eingelegt. Dabei standen nur die beidcn Leitungs- drahte hervor.Das
alleswurde
in derDunkelkammer
90 ohnejede Beleuchtung ausgefllhrt.Mit
diesem Apparat habe ich verschiedene Versuche an-gestellt.
I.
Ein
elektrischer Strom, 0,45Amp., wurde
durch die Thermosaule in der Richtungvom Antimon zum Wismut
95 geschickt.
Der
Strom war 16 Stunden20 Min.
geschlossen.Nach
der Entwickelungder Plattefandich intensivschwarze 13Punkte, welche Uber die ganzc Platte vcrbrcitct waren.
Diese sehr charakteristischen
Punkte
geben, wie bekannt, dieWirkung
des SauerstoiFs an.Die
photographischc Platte war eine orthochromatische Isolar- Gelatinetrockcn- iqo platte der Aktiengesellschaft far Anilinfabrikationzu
Berlin.Mit
demselben Apparatwurdc
cin ncuer Versuch ge- macht, wobei jedoch die Stromstarke 5Amp.
lietrug,und
der Strom i Stunde 45Min.
lang hindurchgcschicktwurdc.Bei der Entwickelung dieser Platte find ich nur wenige 105 schwarzePunktean
dem
Platzc der Lotungsstcllc dcs cinen Kupferdrahtes. . . .Derselbe Versuch
wurde nun
wiederholt,Nur wurdc
der Strom nun
5J
Stunde lang hindurchgcschickt.Nach
der Entwickelung konnte ich nur drei kicinc .schwarzeno
Punkte aufderPlatte sehen.
Es
schien mir daher bewiesen, dass die anfangs so Starke, spater aberkaum
raerkbareWirkung
dcs Sauenstoffsvon
Resten des Ldtungswassers an den r..0tstcllcn hcr- rahrte. DieseAnnahraewurde
durchallespatcrenV
crsuche 11 5
bestatigt.
2. Die Wirkungszeit des Stromes
wurde nun
bcdcutcndverlangert.
Ein Strom, 5 Amp.,
wurde
in der Richtungvom
Anti-mon zum Wismut 25^
Stunden durch die Thcrmosaulcno
geschickt.
Nach dem
Entwickeln zeigtc die Platte nicht die geringste Spurvon
einzelnen schwarzen Punkten, dagegen aber eine starkeWirkung
desWismuts und
cine schwachere des Antimons. Dabei ist esschr auflllllig, ilass der rektangulare Teil der empfindlichcn Platte, dievon
der 125 Saule bedeckt war, keinc oder nur cine sehr schwache Ein- wirkung zeigte. Dieser Urastand schien mir anzudeuten, dass dieWirkung von
einem Case herrOhre. Russell, der vor allem dieWirkung
verschiedener Stofie auf die photo- graphische Platte studiert hat, sieht ja die Ursache einer 130 solchenEinwirkung in der Entstehung von Wasserstoft-superoxyd.
******
Es
war nun die Fragezu
beantworten, ob dieseWir- kung
der Metallevon den Warmestrahlen odervon
denim
allgemeinen
mehr
chemisch wirksamen Strahlen herrahre. 135 Dass die Warmestrahlen hierbei nicht wirksam gewesensind, war mir schon vorher sehr wahrscheinlich. . . .
14
Es
schien mir jedoch notwendig, diesc Frage experi- mcntellzu
studieren.Darum
habe ich erstens die ortho- 140 chromatische Isokrplatte durch einegewohnliche, besonders gegenvioletteund
ultraviolette Strahlen empfindliche Platte ersetzt,3.
Der
zweiteVersuch awurde
daher miteiner Itnperial- platte wiederholt-Der
Strom betrugnun
wie bei alien 145 diesen Versuchen 5Amp., und
die Wirkungszeit war 26 Stunden 20Min. Nach dem
Entwickeln zeigte die Platte eine sehr starkeEinwirkung
der Strahlen.Der
ElFekt scheint also vielmehr
durch violetteund
ultraviolette als durch gelbe
und
grtlne Strahlen hervorge- 150 rufenzu
sein.4. Derselbe Versuch
wurde
nochmals wiederholt,und
die Expositionszeit belief sich auf 25 Stunden. Bei diesen Versuchen lag die Saule ca. 2mm
oberhalb der empfind- lichen Platte, sich also ankeiner Stelle mit derselben 155 in Bertthrung..Nach
der Entwickelung fand ich einen dunklen, ellip- tischen Fleck an der Stelle der Wismuyftange.Die Wirkung
scheintsich also bei frei schweBender Saule gleich- formig injede Richtungzu
verbreiten.160
Nur
die Abktlhlung der unteren FlacTie der Saule bei Bertthrung mit der Platte scheint den l/mstand erklarenzu
kOnnen, dass die Stelle,"wo'die Thermosaule bei^ denfrttheren Versuchen lag, keine Becinflussungzeigte.
Dass die Warraestrahlen an
und
fttr sich nicht wfrksam 165 sind, das beweisen noch folgendc Versuche.******
Es
schicn mir noch notwendigzu
zeigen, dass diese Strahlung kcinc spc/iellcWirkung
dcs Stromcs darstellt,sondern nur durch eine
Erhohung
der Tcmpcratur hcrvor- gerufcn ist.Darum
habe ich mir einThermoelement
von 170 Kupfcrund
Zink machcn lassen. Diesc Thermosaulewurde
in ganz ilhnlichcrWeise
wie dieAntimon-Wismut-
saule in dcnselben Hasten cingeftthrt
und
aufdie empfind- liche Seite einer photographischen Platte gelegt. Ein Strom, 5Amp., wurde
dann26
^ Stunden durch die Ther- 175 mosaule geschickt. Derselbe Versuchwurde
spttter mit umgekehrter Stromrichtung ausgeftthrt.Nach dem
Ent- wickeln fand ich mitAusnahme
eincs schwarzen Punkteskeine Beeinflussung in der
Umgebung
der StcTle,wo
die Saule gelegen hatte.^ ^
Es
scheint mir hierdurch bewiesenzu
scin, dass allc i8o Metalle schon bei gewOhnlichenTemperaturensogarvlolettcund
ultraviolette Strahlenaussendcn, ol^lcich dicsc Strahlcn nochzu
schwach sind,um
mit unserenAugcn cmpfunden
werden zu kOnncn. Bei Stcigcrung dcrTemperatur
wird, diese Strahlungimmer
intensivcr, bis bei Weissglut auch i8'jf unsereAugen
.davon affiziert werden. Diese Strahlung wird mOglicherweise durch gewisse chcmischc Prozesse an der Oberflache des Metalles erzeu|;ti'aberdieWirkung
aufdie erapfindliche Platte scheintvonder Oberflache
und
nicht von hierbei entstandenen Emanationen auszugchen. 190Bei diesen Versuchen habe ich cin
Thermoelement
ge- braucht,um
auch dieWirkung
an der Verbindungsstelle zweier Metalle studierenzu
kOnnen.Das
erhaltcne Re-sultat zeigt nun, dass die Bertthrungsstelle der Metalle in
bezugauf
die Energieausstrahlung keine bcmerkbarc Rollcspielt.
Es
ist also sehr wahrscheinlich, dass die Ursache derThermostrOrac nicht in dieser BcrClhrungsstcIIe,sonderninden Eigenschaften derbeidenzusammengeloteten Metalle gesuchtwerden muss.
W. Thomson
hat ja schon auf theorctischemWege
ge- 200 zeigt, dass bei den Peltierschen Erscheinungen Krafte vor-komnien
mtlssen, die Funktionen der entsprechenden Temperaturensind,und
derenForm
von der Beschaflfenheit der Metalleabhangt, welche dasThermoelement
bilden.Die Erfahrung lehrt dazu, dass z.B. zwei KupferdrUhtc,
wenn
auch che]pi,sch ganz glcich, doch physikalisch so voneinander veifscmeden sein kOnnen, dass,wcmi
sie einen Kreis bilden, schonThermostrOmc
auftreten kOnnen.Wir
haben es also bei jedcr Thermosilulo mit ciner Energieausstrahlungzu
tun, die beidem
einen Metalle bei 210 gewOhnlichenTemperaturen grosser ist alsbei den anderen.Wahrscheinlich wird sich diese Verschiedenheit der aus- gestrahlten Energieniengen bei einer anderen
Temperatur
|!ilSgl®ichen, ja sogar' bei noch grOsserer Verilndcrung tier
Temperatur in umgekehrter
Weise
entstehen kOnnen. 2 r5 Hierdurch kOnnteman
vielleicht die Inversion derThcr-
mosaulenbei hoherenTemperaturen crklaren.Wahrscheinlich senden, wie schon erwahnt, fast allc 16
Karper bii gewOhnlichen Temperaturen auch violette
und
220 ultraviolette Strahlen aus.Die
ionisierendeWirkung
dieser Strahlen spielt vielleicht eine ungeahnte Rolle in der jNatur.'Es
liegt auch jtiahe, anzunehmen, dass Tiere, dieim Dynkeln
sehen, speziell ftlr diese Strahlen empfindlicheAugen
haben.G.
MELANDER,
Helsingfors.
{Annakn
der Physik, Bd. xvii., 1905, S. 705-716.)7.
GESCHICHTE DER THERMOCHEMIE.
Robert Boyle, der BegrQnde
n
upserer heutigen Ansicht (Iber die GrundstoflFc, warwohl*‘3fei^ste, der sich mitther- mochcmischen Untersuchungen befasste.Er
machtegegen dievon
Paracelsus vertretene Ansicht, dass sich dieGrund-
5 bestandtheilederKorperdutch
Anwendung von
Feuersichererkennen liessen, energisch Front.
Er
wusste schon, dass Korper bei der Verbrennung eine Gewichtsvermehrung er- fahren. Hieraus musste auf eine sich dabei abspielende Vercinigung mit anderen StoiFen geschlossen werden.Im
10
Zusammenhang
mit physikalischenArbeiten beschaftigte er sich lebhaft mit der Untersuchung der Luftund
ihrer Ver- anderung, namcntlich beim Verbrennungs-und Atmungs-
,t, prozess.
Im
Verfolg der Boyle’schen Ideen zeigteMajow,
dassdie 15 atmospharische Luft bei der Verbrennung eines Korpers einen ihrer Bcstandteileabgicbt. Lavoisierbewies dann,dass der SauerstofF derLuftdieVerbrennung unterhalte,indem er sich mit dera verbrennenden Korper vereinige,und
stellte hiermit den Hauptsatz der heute gQltigcn Verbrennungs-20
thcorieauf.Er
waresauch,derthermochcmischeM
essungenvon
Verbrennungswarmen ausfohrte; speziell suchte er dievon
tierischen Organismen produziertenWarmemengen zu
messen. Ein Grundgesetz, ein Spezialfall des Gesetzes von der Erhaltung derKraft, istschonvon ihm
aufgestellt,25 namlich dass zur Zerlegung einer Verbindung ebensoviel
Warme
erforderlich sei, als bei ihrer Bildung aus den Elementen frei werde.Um
auch die beiWarmemessungen
nach aussen abgegebene,Warmemenge zu
kennen,'wardie Kenntnis der spezifischenWarmen
der erwarmten Stoffe notwendig.c *7
Die
LOsung
diescr Aufgabe wic auch die systematischcAnwendung
unseres heutigcnWarmcmasscs,
ilcr Kaloric,ist das Verdicnst
von
Hess.Auch
stelltc cr das wichtigc^rincip von der ^^Konstanz der
H^armmmmen^'Wxv. Haupt-
grundlage der heutigcn Thcrniochcmic,auf. I'ir sclbst hat 35 es mitJtolgendenWortcn
gcgeben:
Wenn
eine Verbindung stattfindct, so istdie cntwickelteWarmemenge
konstant,mag
dieVerbindung
dirckt oticr indirektund
zu wicderholtcnMalcn
gcschchcn.”Das
heisst also, die cincm chemischenVorgango
out- 4c sprechendeWarmeentwicklung
ist stets dicselbc,csmag nun
der
Vorgang
auf einmal odor in bclicbig vielenund
beliebig getrenntenAbteilungcn verlaufen.Auf
chemische Prozesse ist die mcchanischcWarnic-
theorie zuerst von Julius
Thomsen
angcwaniU worden. 45 Wichtige Prozesse wie don Verbronnungsvorgang,Oxyda~
tion, Reduktion
und
die Salzbildung hat cr in ticn Kreis seiner Betrachtungen gezogen.Auch
in dor Vorbcsscrungund
Verfeinerung thormochcmischorMethoden
hat or viol geleistet, ebenso wie Bortholot, Plorstmann,Stohmann umi
50 andere.Dr.
MAX RUDOLPHI
: Chniiic, liCip/iSi <ri>!iclion.8.
UBER
EINIGEENTLADUNGSKRSCIIEINUNtJKN
INEVAKUIKRTKN
Rt)IIRKN.Es
ist eine bekannte Tatsache (Vgl. z.B. Mailer-Pouillct, Lehrb. d. Phyi., III., 9. Aufl., p. 285; Cl. Hess, Pfiysik.Zeitschr.y 6., p. 200, 1905; R. Lohnstoin, 'Acitschr.f.phystk.
u. chem. XJntcrricht^ Jan. 1905; Physik. Zdtsekr., 6., p. 443, 1905