Die Cur der
Fettleibigkeit
in l\/larienbad
Enoch Heinrich
Kisch
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DIE GUR
DER
FETTLEIBIGKEIT
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MARIENBAD.
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Dr/E. MNIUCH m,
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Die Cur der Fettleibigkeit
inMarienbad.
Von
Meditiiiahatli Dr.£.HeiliriclLKisch m
Marit-nbad.Als FrttU'ibigkeit Ixzeichnen wir die übermässige Fett- ansanimlung iin menschlichen Körper in der
Form
von fVtt- infiUration. Unter normalenVerhältnissen beträgt das Fett bei einem Erwachsenen von mittlerer Grösse den zwanzigsten Gcwichtsthcil desganzenKörper>. i'iir einen ÖOKilo schwerenMann
betrügt also die normale Fettquantität etwa 4 Kilo. Für dasweibliche(iesclilecht stimmen dieAngaben der Physiologen darin überein, dass das FettdenS((.p.s/chntenTheil desKürper- gewichtes unter den normalen \crliältiiis.scn bildeL. Lst diese Grenze überschritten, so kann man vonFettleibigkeit .sprechen,und
wenn
diese hoheGrade erreichthat,vonFettstickt Inder RegelerreichtderMann
das höchste Gewicht imAlter von 40 Jahren, die Frau hingegen wiegtam
meistenum
das 50. Jahr.' Die Scheidung zwischen einer in den Grenzen des Nor«
malen bleibenden grösseren Fettleibigkeit und der als patho*
logischenZustand aufzufassenden Fettsuchtistsch\v(i-zuziehen und wird oft mir durch dassubjective
Moment
der damit ver- bundenen Beschwerden gegeben.Die pathologische FtttarT^nmmiung beginnt h.'iufig schon im frühesten Lrbt-nsalter und dieZaiil der sogenannten Fett- kinder" ist eiiK zitinlich grosse. Es zeigt sich hieraus, wie aus dem Unistaiule, tlass in gewissen Familien alle iMitglieder, unbeeiiiflu.sst von ihrerLebensweise und unabhängigvon ihrem Aulenthaltsorte, unter allen Umständen hochgradig fettleibig werden, das unleugbare Walten des hereditörm Einflusses.
Es scheint, dass dann dieoxydativenProcesse in denGewebs- zellen nicht mit der normalen Energie vor steh gehen.
Nebst dererblichenAnlage ist die fehlerhafteErnahrutig die häufigste l'rsache der Fettkil)igkeit; nämlich derreichliche oderiibenuiissigeGeiiitss vofisolchenNahrungsniittein,welche bereits fertiges Fett <ntlialten, oder wenigstenssolcheBestand- theile, aus denen im K(>r[)er leicht Fettgebildet werden kann.
Eine hiinreUrsache derFettleibigkeit ist iibermässiorsFssen
und r
nutzen überhaupt,Mangel
an Lcibesiibimg und Ver- längerung des Schlafes.Was
die Nalirungsveilxi/titusse betriflft, so hat sich dieAuaehauung über den EiniUi.>s derselben aufdif l\ ttbildung in jüngster Zeit wcst-ntliclvgeändert. Der aite Erfaluungssatz,.
1
2
dass dieAufnahme reichlichen fertigenFettes mit derNahrung grössere Fettablagening im Körper begünstige, ist zwar auch durch neue Versuche bestätiget worden. „Fett macht Fett"
ist ein längst bekannter und bewährter Satz. Der reichliche Gcnuss von Butter, Od, Fett, Speck, fettem Fleische, der starke Zusatz von Fett zu den verschiedenen Sj>eist;-ü bewirkt nnliirlicher
Wt
ise starke Fettablagerungen im Körper. Sowohl yoi/ als J\ Hojinaun haben auf Grundlagfe von Füll',riings- versuchen an Hunden nachgewiesen, das^jSuhhofin's iicnbach- tung, dass von fremden, im Organismus nicht vorkonnncnden FettennichtsodernureineSpur abgelagert wird, nichtaufdie gewöhnlichimThierkörperbefindlichenFetteausgedehntwerdendarf. Diese Forscher stellen vielmehr den Satz fest: ,JDiis Nahntngsfcft als solches tragt
zum
Fettwerden des ihie- rischenOrganismus
gewiss heif*und es ist schwererklärlich, wie Prof. Ebstein in seiner bekanntengeistvollen Schrift über die Fettleibigkeit und ihre Behandlung von derVoraussetzung ausgehen kann, dass das Nahrungsfett das Zustandekommen der Fettleibigkeit hindere.Neuere Untersuchungen habenfernergelehrt, dass Liebig's Annahme, wonachden Kohlenhydraten der Nahrung dieHaupt- rolle bei der Fettbiidung im Organismus zukomme, nicht be- gründet ist, dass vielmehr „neben
dem
Fett das Eiweiss die yuclle für Fcubildung sei". [l oiL)Bei Voit*s Fütterungsversuchen erwiesen sich mittlere Fleischmengen nebst viel Fett
dem
Fettansätzeam
gOn^stigsten. Es muss daher als feststehend
angenommen
werden, dass sehr reichliche gemischte Nahrung, ebenso wie einseitige fetteKost die besten Gelegenheitsursachen zur Fettanbildung bietet. Der reichliche Genuss von Alcoliolwirkt gleichfalls in dieser Richtung fördernd ein, da er im Organismus verbrannt wird, Sauerstoff in Menge absorbirt und die Verbrennungdes gebildeten und abgelagerten Fettes verhindert.Wenn
gewis«;e Gewerbe, so das der Fleischerund Wurst- macher, den zweifelhaften Vorzug geniessen, dass sie ihre Leute ungewöhnlich häufig fett machen, so liegt der Grundfür diese Erscheinung nicht, wie man früher aiuiahm, in spe- cicUcn thierischen Ausdunstungen, sondern einfach dtuin, dass bckannterfiiassen jene Gewerbetreibenden sich sehr gut und
kräftig zu nähren plkgen und auch spirituöse Getränke nicht verachten.
Aber auch bei der minderbemittelten Classe kann leicht ein stattliches Bäuchlein angemästetwerden durch Kartoffeln, die an Stärkemehl so reichsind, durch akoholartige Getränke,
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Brwmfyßem,
mcUzreiches Bier, Die biertrinkenden Völker haben die wunderbarsten Bäuche.Ebenso wichtig wie die Beschaffenheit der Nahrung sind ßir die Bildung der Fettleibigkeit alle diejenigen Verhältnisse, welche den Stoffwechsel
und
damit den Feitverbrauch min- dern. Andauernde-Ruhe
der Muskeln,geringekörperlicheBe-wegung
hei gleichbleibender milssiger Ernährung, der an- dauerndeAufenthalt in gesclilossenen, sauerstoffarmen Räumen, ohne genügende Bewegung in freier Luft, begünstigen die Fettablagerung. Dasselbe gilt für die Gewohnheit allzulange dauernden Sclilafens. Je triigcr der Stüffwechsel; je geringer derConsum
der Gewebe, desto weniger wird circulirendes EiweissinOrgan-Eiweiss umgewandelt,desto mehr kann davon zur Bildung vonFettverwendet werden und desto mehr kann das schon im Blute circulirende Fett zurAblagerung vonFett in denGeweben
beitragen. Ebenso wie ungenügende körper- licheBewegung
wirkt die unzureichendeAufnahme vonSauer*Stoffin der Luft als eine den Fettansatz begünstigende Be»
dingung. Ein gewisses ruhiges, phlegmatisches Temperament, das frei von erregenden und aufreibenden Leidenschaften das Leben geniesst, wie es sich eben gibt, befördertauchdieFett«
büdung.
Dass (las weiblieJic Geschlecht im Allgemeinen mehr dis- ponirt ist für Fettleibigkeit, als das männliche, liegt zumeist in der bei Frauen beliebteren Ernährung mit fetten, süssen Speisen, in ihrerNeigung, Rulie zu pllegen, in
dem
häufigeren anhaltenden Sitzen, sowie ihrem längeren Aufenthalte in ge- schlossenen Räumen. Aber auch gewisse sexuelleVorgänge scheinen hier nicht ohne Einfluss zu sein.Nach
normal ab- gelaufenenWochenbetten und nach längeremStillenderKinder werden dieFrauen zuweilen auffällig fettleibig. Ebensoscheint mangelhafte S(xualfunction bei Frauen stärkere Entwicklungvon
Fett im Gefolge zu haben. Junge, „keusch und sorgen- frei lebende"Wittwen werden leichtfettleibig. Es scheint hier die Aenderung derErnälirungsvorgänge, die Bildung vonFett, dtirrh jenesMoment
veranlasst zu werden, welches Virchotv als „nutritiven Antagonismus" bezeiclniet. So ist es auch das^Wechselalter" der Frauen (zwischen 45 und 50 Jahren), in welcliem mit dem Aufhuren dtr Gesrhleclitslunctionen eine grossere FeLtcnLwicklung hervortritt. In ähnlicherWeise macht die Castration des Mannes diesen bekanntlich fettleibig.
Die Fettleibigkeit beeinträchtigt,
wenn
sie einen gewissenGrad
erreicht, eben so sehr dieSchönheit wie dieGesundheit, Fettsucht ist nicht blos, wieman
oft denkt, nur eine Unbe*4
quemlichkeit, sondern ein schivercr pathologisclier Zustand, vvelclier von
Anfang
bekämpft iverden uuiss,um
nicht un- heilbar zu werden.Die Sciiönlieä wird geschädigt, indem die Fettleibigkeit die ursprüngliche Harmonie der Kürpertheile stört, da durch die Ablagerung von Fett nicht alle Thelle in gleicher
Weise
zunehmen. Es werden Vertiefungen durch Fett ausgefällt, die von der Natur dazu bestimmt waren, Schatten zu bilden; es verschwinden Furchen und Falten, welche natürliche Begren- zungendarstellten. DasGesichthochgradigfettleibigerPersonen verliert seinen richtigen Ausdruck. Der Grund liegt darin, dass unterdem
deckenden Fettpolster die g^rössere Straffheit einzelner Muskeln schwerer hervortritt, Gesichtstalten seltener erscheinen und rasch wieder verschwinden. Lichtenberg sagt in seiner srharfen Wci.'^e: „KsgibtLeute, diesofetteGesichter haben, dass sie iint(r dem Speck lachen können, so dass der grösste })h\siögnt^niischc Zauberer nichts davon gewahr wird, da wir arme unddürre Geseiiripfe, denen dieSeele uniiiittelbar unter der Epidermis sitzt, immer die Sprache sprechen, worinman
nicht lügen kann."Die alten Griechen, deren Schönheitssinn besonders auf
Anmuth
undEbenmassigkeit derFormen sichrichtete, betrach«teten ein Uibermass derselben als Hindernisse einer schönen und glücklichen Körperbildung. Bei
Damen
besonders be- einträchtigt zuweilen das Uibermass der Formen, deren sanfte Wellenlinien zur höchsten Zierde des weiblichen Geschlechtes gehören, den Begriff des Schönen.Uibermässige Fettcntwickelung verursacht aber auch stets mannigfaciu' Sföridigen der Gesundheit, krankhafte Erschei- nungen in den verschiedenen iniieren Organen. Sie veranlasst Störungen im Blutkreislaufe, welche Bluiandrang gegen das Gehirn, Stockungen des Blutes in den Unterleibsge'rissrn, Schwellungen der Venen u. s. w. hervorrufen. Es
kommt
ferner zur Fettbildung an der Leber und Fettablagerung
am
Herzen.
Wenn
die Fettsucht einen hohenGrad
erreicht hat, so geben sich die verschiedenen Beschwerden, welche die Fett- ablagerung in den inneren Organen veranlasst, schon in der äusseren Erscheinung kund und ich kann davon ungefähr folgendes allgemeine Bild geben:Personen, dieanhochgradigerFettleibigkeit leiden, haben gewöhnlich ein etwas geröthetes Gesicht. Die geringste An- strengung, stärkere Bewegung. lUicken des Oberkörpers treibt das Blut gegen den Kopf. Die Transspiration an der
Haut
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5 des Kopfes ist gewöhnlich eine grössere. Die Ilaut erscheint allgemein glatt, glänzend. DasKinn wirti durchP'cttablagerung wulstig. Der Hals erscheint kurz und dick. Das Hinterhaupt geht in gerader Linie in den Nacken über. Die
Arme
werden cylindeil'örmige Wülste, uljer welche die Haut prall gespanntist und sich nicht im Falten heben las^t, während die Hände kleiner Schemen, da sie im Allgemeinen später an dci- Fett- bildung theilnehmen.
Der Unterleib wird sehr ausgedehnt, zuweilen geradezu fassförmig oder in mehrfachen Wulstungen herabhängend. Die Schenkel zeigen einen enormenUmfang, dieHaut bildetgegen die Knie zu wulstige Falten, die Beine nehmenauchbeträcht- lich zu, während bei den Füssen sich ein gleiches Verhalten wie bei den Händen zeigt.
Um
dasGleichgewicht zu erhalten,müssen sehr hochgradig Fettleibige mit auswärts gerichteten Beinen bedächtig herschreiten, den Kopf hochhalten und den Körper stramm nach rückwärts ziehen.
Wenn
solche niitFett-massen geplagte Personen gehen, klagen sie durchwegs über quälendeKreuzschmerzen,denn durchdas Bestreben, das Gleich- gewicht zu erhalten, werden die Rückeninuskeln .stark ange- strengt;
wenn
sie sUzcHf werden sie leicht von Schlälrigkeit übelfallen;wenn
sie liegen, müssen sie den Kopf hochhalten und denKörper möglichst hoch lag(rn,um
nicht vonHusten- reiz geplagt zu werden, denn die grosseMenge
Fett, welche im Unterleibe angesammelt ist, treibt das Zwerchfell in die Höhe, übt einen Druck auf Herz und Lungen aus und ver- anlasst Brustbeklemmungen.Der Appetit ist meist nicht übermässig gfross. Hingegen
ist gewöhnlich starker Durst vorhanden und sind besonders kohkiisäurehaltige Getränke beliebt.
Dies das allgemeine Bild, welches für exfrcnie Cirade von Fettsucht passt. Bei mässigenGraden treten natürlichdieoben bezeichneten Erscheinungen nicht so klar zu Tage.
1lochgradigeFettleibigkeit beeinträchtigt auch diegeistige Thatigkcii, macht sinnlich, unlaiiig zu grösseren körperlichen, wie auch zu ernsteren geistigen Arbeiten. Cäsar sagte, als
man
ihm Dolabella und Antonius der Verschwörung wegen verdächtigte: «Diese Beiden (brchte ich nicht, denn sie sind fettleibig."Die Fettleibigkeit schadet der
Kraß
des Körpers, indem sie das Gewicht der zubewegenden Masse des Körpers ver- mehrt, ohne die treibende Kraft zu vergrössem, sie schadet ihr ferner, weil sie dieAthmung
erschwert, was jede Arbeit unmöglich macht, die einen längeren Gebrauch der Muskel-6
kraft erfordert. Fette Personen sind darum nicht starke Per-
«onen.
Aber auch die Blutbildufig ist durch Fettleibigkeit be- einträchtigt Sehr fette Personen sind, wie ich nicht genug
oft betonen kann, auch
wenn
ihr Aiissrhen eine gewisseBlut- füile zu verrathen scheint, stets blutann. (Nach J. Ranke*s Untersuchungen bei Kaninchen war bei mageren Ihieren bei einem Körpergewicht bis 1300Gramm
eine Blulinenge von 69*72Gramm
oder in Proccntcn 55^0, bei fetten Thieren von tlber 1400Gramm
Kürpergewicht betrug die Blutmenge 48"i8Gramm
oder33'Vo. Die Blutverminderung bei stärkerem Fettansatz ist also ganz enormund wieman
sieht, auch eine absolute, hier von etwa 70Gramm
auf48, d. h.um
mehr als30%). Bei hohen Graden von Fettleibigkeit wird das Blut arm an rothen Blutkörperchen, enthalt im Uibermasse Fett und wird verhältnissmässig zu reich an Wasser
—
Lipämit.
In der Erkenntniss des geringen Blutgehaltes bei fetten Personen liegt die Erklärung fürdenErfahrungssatz, dass fett- reiche Körper eine geringere Energie ihrer Organthätigkeiten und Widerstandskraft gegen äussere störende Einflüsse ent- wickeln.
Da
die Grösse des Stoffwechsels im directen Ver- hältnisse zurBlutmenge steht, so ist leicht erklärlich, dass der Stofiwechsel fetter Individuen sich absolut geringer zeigt.Als gewolmhchfttes
Symptom
der Fettleibigkeitkommt
dieFetticber vor und glaube ich wohl nicht zu viel zu sjagen,
wenn
ich ihrVorkommen
in9
Zehntel derFälle hochgradiger Fettleibigkeit behaupte. Massige Grade von Fettleber ver- anlassen keine Functionsstörungen und bieten wenigeAnhalts- puncte. Bei höheren Graden von Fettleber zeigt sich Ver- änderung der Grösse undForm
der Leber. Der Durchmesser der Leber von hinten nach vornenimmtzu, dabeiwirddieselbe schlaff und welk, geneigt, sich abwärts zu senken, welcheUm-
stände durch die Percussion erkannt werden können.
Von
besonderer Wichtigkeit ist aber das Fettherz.Wir
gebrauchen hierdenAusdruck injenemSinne, welchenLeyden jtingstens scharf pnicisirt hat, indem er darunter den Zustand der Fettumlai^erung und Fcttumwachsung des Herzens unddie I'(Ji^^ezustaiide dieser Veränderungen versteht. Die Be- obachtung an Fettleibigen zeigt in der i'iiat, da^s sich die Krankheitsbilder, welche das Fettherz bietet, wie Leyden an- nimmt,indreiGruppen scheidenlassen. Bei geringerenGraden von Fettleibigkeit bietet die Untersuchung des Herzens nichts Abnormes, nur die Herztöne erscheinen zuweilen etwas ab- geschwächt; diese Fettleibigen klagen auch wenig über 6e-
DigitizedbyGoo^^lc
7 schwerden, nur nach reichlicher Mahlzeit oder nach anstren- gender körperlicher
Bewegung
tritt etwas Kurzathmigkeit ein.Bei hochgradigeren
Formen
des Fettherzens erscheint die Herzdämpfung vergrössert, sowohl der Breite wie der Länge nach, der Spitzenstoss ist nach aussen gerückt, meist nur schwach zu fühlen, gcwöhnUch niedrig und wenig resistent.Die Herztöne sind dumpf, meist rein, zuweilen mit der Systole ein kurzesBlasen odereinDoppelton hörbar. Hiemit verbunden sind mehr oder minderheftii^eErscheinungenvonHcrzasiluna, sichkennzeichnend dufchAnfalle beschleunigterunderschwerter Respiration. Die zunehmendeHerzerkrankung führt weiterszur Blutstockung in den Venen und Hydrops.
Bei anderenFällen treten die
Symptome
der mitdem
Fett- herzen einhergehenden Arteriosclerose in den Vordergrund,Das
Herz zeigt meist deutliche Vergrösserungf der Herzstoss stark hebend; der zweite Aortenton zuweilen verstärkt, der^ Puls voll, gross, zumeist stark schnellend. Hlebei sind immer grossere Beschwerden vorhanden, heftigeasthmatische Anfälle, öfterauch Schwindel. Bei solchen Individuen
kommt
es nicht selten zu apoplectischen Anfällen.Endlich zeigt die Herzcontraction zuweilen mehr oder minder deutliche Arhythmien. Der Puls ist gesteigert, unregel- mässig, klein, niedrig, leicht unlerdrückbar.
Um
den Eiußitss dts Frfflirrzens auf den Puls fest- zustellen, habe ich bei 400 Fällen von Fettherz genauere sphygmogi'aphische Untersuchungen vorgenommen, welcheim wesentlichen folgende Resultate ergaben:X. In dergrOssten Zahl derFälle und zwarbei
36
Per- cent warder Character desP, tardus in seinen verschiedenen Abstufungenatisgeprflgt, von denerstenAnfängen derTardität bis zu dem deutlichen, Anakrotie zeigenden P. rotundo-tardus.2. Die nächst grösste Frequenz, niünlich 32 Percent der Gesammtzahl, weist der unterdikrote bis
zum
vollkommendu
kroten Puls auf.3. Bei 24 Percent der Fälle zeigte sich eine,Vermehrung der Gefässspannung durch Arteriosclerose erweisende
Form
des Pulses.
4. Bei 7'1 Percent der Gesammtzahl war ArJiythmie des Pulses von der einlachen Intermittenz biszur ausgesprochenen vollkommensten Irregularität.
Was
dieRespiraiionsorgane betriffti so ist der Percus- sionsschaU derLungen
imAllgemeinen, entsprechend derauf- lagernden Fettschichte, abgeschwächt, zuweilen gedämpft. Ein häufiger auscultatorischer Befund ist der des verbreiteten8
Katarrhs (i^r Respirationsorgane.
Wo
sich die obenerwähntLn Syniptonic von Herzschwäche mit\%i•^rüssenini^ des Htiv^ ns kiiiid grben, tret<^n auch nicht selten asthmatische AnfSllt^ auf, plötzhch entstehendes Angstgefühl nn't Schmerz in der Herz- gegend, der von hier nacli derUnken Schulter und bis in den hnken Arn», selten aber in die rechte obere Exlreniitat aus- strahlt, das Gefühl von Beengung auf der Brust, Lufthungeru. s. w.
Die
Verdauung
sorgane zeigen nicht seltenSymptome
chronischen Magen- und Darmkatarrhs, die bekannten Zeichen von Stauung im Pfortadergebiete, Haemorrhoidalleiden*Im
Harm
sind oft beträchtliche harnsaure Sedimente vorhanden, seltenerAblagerungen oxalsauerenKalkes, zuweilen konnte icli beiFettleibigen periodischAnwesenheit vonZucker, bald wieder verschwindend, nachweisen.Die Drüsen der äusseren Ilaitf, sowohl die Talg- wie Scinvcissdrüsxn, zeigen gewohnlich eine vermehrte Secretion und ist dieo eines der auffälligsten Syni]-)t«)ine. Hieniit in Vcr- bindung ist die r)is|)os!tiun für gewisse Hautkrankheiten.
Die ScxiialJitnctiun wird durch Fettsucht wesentlich be- -einträchtigt. Es zeigt sich dies beim Manne, wie bei der Frau.
Hochgradig fettleibige Männer verlieren wesentlich an Potenz, es ist bei ihnen auch in der Regel verminderte Geschlechts- lust vorhanden. Selbst die Beschaffenheit des Sperma scheint ungünstig beeinflusstzuwerden. Wiederholt habeichbei Unter- suchung des Sperma derartiger Individuen auffällig wenige Spermatozoen darin gefunden, nicht selten war vollständige Azoospermie vorhanden. Bei Frauen gibt die Fettleibigkeit zu einer grossen Reihe von Störungen in den Sexual-Func- tionen Veranlassung und habe ich schon vor Jaliren den ZttsaiiiiHcuhtniir ./fy Fettleibigkeil der Frauen mit Krank- keiten der xiaiiorgane erörtert. Ich habe bei 215 hoch- gradig fettleibigen Frauen, die ich genauer untersuchte, 49inal Amenorrhoe und ii6nial Menstruatio parca gefunden; 4Ö von diesen Frauen waren steril.
Zuweilen ist die colossale Fettentwickelung an speciellen Partien des Körpers ganz besonders hervortretend Dies ist
namentlich an den weiblichen Brüsten der Fall,
wo
zuweilen eine ganz excessiveZunahme
des ganzen, die Milchdrüse umgebenden Fettes stattfindet. Eine 2ojährige Frau meiner Beobachtung, die mässigen Grad von Fettsucht auswies, hatte colossale Feiibrüsfc, 31'6 Centimeter Länge von der Basis bis zurWarze
und 6o'5 CentimeterimUmfang, die sich beide vollständig berührten und die Patientin nöthigten, nach vorneDigitizedbyGoo^^le
9 geneigt zu gehen. Die Patientin miisste, wenn sie ging oder im Bette lag, immtr eigene Vorrichtungen anbringen,
um
die Last dieser Fettbrüste zu ertragen.Die Fettsucht bietet in ihren geringeren Graden, sobald frühzeitig die geeignete Cur und diätetisches Vcrf.ihren ein- geleitet wird, /.iuuvi>,t^i'nisli^e Aussiciiten Tur Heilung; sieist
jedoch in höheren Graden, namentlich bei den mit hereditärer Anlage hiezu belasteten Individuen, stets alseineernsUKrank*
keit aufzufassen, welche nur allzusehr den Hippocratischen Lehrsatz, dass Fettleibigesehen altwerden, bestätigt. Diehäu- figste Lebensbedrohung geht von der mit Fettsucht so oft vergeseilschaftlichenArtcriosdcrosc,welche zur Gehirnblutung führt, und von der Fetterkrankung des Herzens mit ihren Folgezuständen aus; aber nicht minder ungünstig ist der Um- stand, dnss die Fettsucht ausserordentlich häufig zw Diabetes führt, endlich verdient die, wie mir scheint, /i(luhch grosse CieiieiLi^tlicit Fettsüchti^cr zur Gicht, harnsauren Steinbildung, Üxalurie, chron. Rheumatismus einige Beachtung. Die Dis- position Fettsüciuiger zu carcinomatosen Erkrankungtii, welche nach Merkel und Wunderlich bestehen soll, habe ich trotz eines sehr grossen Beobachtungsmateriales durchaus nicht nachzuweisen vermocht. Unbestreitbar ist aber die rdativ grosse Sterblichkeit^ welcheFettsOchtige bieten,
wenn
sie von fieberhaften Krankheitsprocessen,wie Pneumonie, Typhus, Va^riola etc. befallen werden und die vorzugsweise in der so leicht eintretenden Herzschwäche ihren Grund hat. Ein un- günstiges
Moment
der Beurtheilung liegt auch in derNeigung zu Rccidiven, welche stets bei hochgradiger Kettsucht besteht und welche gerade nach dendrastischesten „Entfettungsciiren**eine baldigepathologischeZunahmeder Fettbildung zurFolgehat.
Die Hcihnethüdc der Fettsucht ist, seitdem die Gesetze der normalen Ernährung näher erforscht wurden, eine von den trüberenMethoden wesentlich verschiedene. Ehedem waren Blutcntzielningen, Hungercur, Schwitzcur, Purganzen und die Speicheicur beliebte Mittel gegen Fettsucht und werden auch jetzt noch hie und da empfohlen.
Entsprechend den Ursachen der Fettsucht ist die Haupi' aufgäbe derCur, das Ernahrungsmateriale nicht imUibermass zuzufahren, mit den Nahrungsmitteln äusserst
wen^
Fett, mittlere Mengen eiweisshaltiger Substanzen, besonders Fleisch und geringere Mengen Kohlenhydrate und LeimstofTe zu ver- abreichen, dabei aufBeförderung der Blutbildung zu sehen, die willkürlichen Muskeln in Uibung zu halten undSteigerung der SauerstoiTzufuhr zu veranlassen. Es lässt sich dies kurz10
in
dem
Gebote massiger,gemiscliier,jedoch vorzviegmd aus 5 FleischbestehenderKostund fleissiger körperlicherBewegutig . :•/iisammenf^isscn.
Wenn
Fleisch in mässigerMenge
genossen ^ wird, so kann sicli aus diesenmassigenGaben Eiweiss iintnög-\;
lieh irgend beträchtlich Fett abspalten; dies abgespaltene Fett
,
kann noch weniger abgelagert werden,
wenn
die in der Nah- rung gebotenen Gaben Kohlenhydrate zu gering sind,um
das'
Fett vor
dem
Verbrauche zu schüt/en. Aus Kohlenhydraten * kann sich kein Fett bilden, dagegen mildern geringeMengen
* von Kohlenhydraten in der Nahrung den Kivvtissvcrbiauch, durch den sonst,wenn
derselbe zu gross wäre, die Muskel*schwäche eine bedrohende würde. Fett jeglicher Art muss
als direct wieder Fett bildendes Material möglichst gemieden werden; dagegen ist der mässige Genuss von Leimstoffen in ahnlicher
Weise
und aus denselben Gründen wie vonKohlen- hydraten gestattet.Wenn
einerseits dieMenge
derNahrung
jedesUibermass zu meiden hat, so darfdieselbe doch bei der entschiedenen Neigung aller Fettsüchtigen zu Blutarmuth auch quantitativ nichtzu gering sein.Mit der als
BanUi^cur
bekannten Methode, welchenahezu im ausschliesslichen Fleischregimc, mit vollständiger Vermei- dung jeden Fettes und aller Kohlenhydrate besteht, kann ich mich auf Grund meiner Erfahrungen ;//(/// einverstanden erklären.Vor
Allem ist die Anforderung, welche an die bei FettleibigenohnediesfastimmergeschwilclucnVerdauungsorganegestellt wird, zu schwierig, nämlich so grosse Quantitiiten Fleisch zu bewältigen, wie sic^
wenn man
fast nichtsAnderes zur Nahrung reicht, zur Erhaltung des Körperbestandes noth- iwendig sind. Es
kommt
dabei leicht zu Magen- undDarm-
katarrhen. £ine weitere Folge der exciusiven Fleischkost be- steht in vermehrter Harnsäurebildung, welche bei der, den Fettleibigenohnedies eigenthümlichenDispositionzurGicht, die EntwickelungdieserKrankheitganzwesentlich fördert Dievöl*
ligeVermeidung vonFett und Kohlenhydraten in der
Nahrung
entzieht
dem
Körper auch zuviel zur Kraft- und zurWärme-
bildung nothwendigesMaterial, unddieFolge davon istMattig- keit, Unbehagen, gestörte Blutbereitung.
Ebenso wenig kann ich mich mit dervon Prof. Ebstein angerathenen Methode befreunden, welcher „mitVorliebe fette FleischsorttII FettvonSchinken,fettenSchwei ^ u,uIlaoo^m^a braten, den Genuss des Nierenfettes, IVf-^d mit reiclilTcneim Butter", tVttrSaucen u. s. w. eniptiehlt, dabei denCenviss dtr Koliienh^-drate einschränkt, dann Zucker,Sfj^^f^igkeften,Kartoffeln verbietet Ebstein geht.
von^ßfcAn
nähme aus, dass die Fette11
das NahrungsbedOrfniss herabsetzen und dass bei Fleisch- fressern, welche ausser
dem
Fette keine stickstofffreien Nah- rungsstofie geniessen, die Fettbildung meist nur unbedeutendsei. Diese letztere
An
' luung scheint aber unberechtigtf denn die grundlegenden Stoifwechselversuche von Voit,Petten- koffer undHofmami
haben erwiesen, dass Nalirungsfett ent- schiedenzum
Fettvverden beitrage. Dann vertragen aber Fettleibicje das viele Fett bei sonst knapper Nahrungsmenge nicht und ich sah davon dyspeptische Beschwerden auftreten, welche zum Aufgeben dieser Cur nöthigten.Für geradezu verwerflich halte ich
TarnUr
s Cur der Fettleibigkeit durch ausschlicssHchen Milchgenuss. Es ist dies eine Art der Inanition und die Fettleibigen sind dadurch der Gefahr hydrämisch zu werden ausgesetzt. Ebenso ist die vonDancd
angegebene Wasserentzieliungsdiät bei Fettleibigkeit ein viel zu eingreifendes Verfahren.Ich halte zur Cur der Fettleibigkeit
am
wichtigsten die systematischeDurchführung des diätetischenRegimes:Mäss^e
gemischte Kost, mit möglichster Vermeidung von Fett und Zucker, lleissige Bewegung im Freien. Eine solche systema- tische DiiU lässt sich
am
besten in den Curorten durchführen,wo
der Fettleibige seinen gewohnten häuslichen Verhältnissen entrückt ist.Kommt
nun, wie in Man'fiibaä, derUmstand hinzu, dass zur Trinkcur eiscnhalLigc CiKuibcrsalzwässer,zum
äusseriichen Gebrauche geeigintc Bäder zur Verfügung stehen und der Fetlieibigc die IlühenlufL in Waldbergen respirirt, so sind die inMarienbad erzielten trefflichenResultate begreiflich und der Ausspruch gerechtfertigt, dass es kein wirksameres Mittel gegen Fettleibii^kcit gibt, als eine richtig geleitete,Wochen
oderMonatedauerndeCurinMarienbad, inVerbindung mitder geeigneten Diät.Meine Methode der
Qir
derFettleibigkeif iuMartitibnd, welcheich inmehralslo.oooFällen erprobt habe, ist folgende:Des Morgens: Um
5—
6 Uhr Trinken von 3—
4Glä-sern Kreuzbrunnen oder Ferdinandsbrunnen in Pausen von 15
—
2üMinuten, dann (ine T—
-2Stunden dauerndePromenade durch denWald, dannzum
Frühstück T 'I'asseKaffeeoderTiiee (je nach Gewohnheit) mit Zusatz von 1 Esslöffel voll Milch, ohne Zucker; 50Gramm Zw
i»hack, der weder süss nuch fett seindarf, 25—
50 Granunkaltes mageresFleisch odermageren,von Fett sorgfältig abgelösten Schinken. Keine Butter!
Kein zweites Frühstück.
Um
10—
IXUhr
einMarienquellbad mitZusatz von 2bis12
3KiiuSoda, 26" R.
warm
und 15 Minuten Dautr. mit nichfol- gender kalterRt gcndouchc-, dann t Stund»:'Promenade, hierauf Trinken von r (das Waldquelle mit Zusatz von Citronensaft.Bei volikonuHeii intactem, kräftigem Ilerzen und Mangel
jed<II Zeichens von Arteriosclerose zweimal der
Woche
einDampfbad
mit nachfolgender kalter Abreibung.Mittags: Grnrcn 1--2 Uhr eine Tasse dünner, nicht fetterFleischbrühsuppe, ohne Zusatz von(u'aupen, Sago, Brod
u. dgl., 150
—
2CX>Gramm
gcbratcnes, nicht icttesi*"leisch olme Sauce, f'twas leichtes Gemüse, Spinat, Kohl, Blumenkohl, 25Gramm
Weissbrod. Gänse, Enten und Sclnveiiielleisch, Karpfen, Lachs, Häringe,Mehlspeisen, Karluffehi, liutter,Käse, süsses Gom])ot, Creme, Gefrorenes sind strenge verboten.Ais Getränk: i
—
2 Glas, nach Gewohnheit sogar einehalbeFlasche gutenWeines, kein Bier, keinChampagner, kein Liqueur.
Nachmiiags:
Promenade von3
Stunden Dauer» dannITasseKaffeeoder
Thee
ohne Zucker und Milch.Um 6 Uhr
Nachmittags: i Glas Kreuz- oder Ferdinandshrunnen.
Abenäbrod, gegen7
— 8 Uhr
100—
120Gramm
gebratenesFleisch, kalten Braten oder magerenSchinken, 15
— 20 Gramm
Brod. Nach
dem
Essen i Stunde Biomenade.Vor
dem
Schlafengehen kalteWaschung
des Körpers.Der Schlaf darf nicht länger als 7 Stunden dauern.
Ein ebenso wichtiges
Moment
bei Fettleibigkeit, wie die Vermeidung fettbildenden Nahnmgsmateriales ist die Steige^ruug
der Zufuhr von Sauerstoff für den Organismus.Da
das
Maximum
der Sauerstofifaufnahme nach den Untersuchun- gen von Peitenkoffer und Voitvon derMenge
des Eiweisses abhängig ist und zwar von der des circulirenden Eiweisses^sowird
man
auchdieses Zielnur durcheineNahrungerreichen, welche möglichst grosseMengen
von Eiweiss mit möglichst wenii,^ stickstofffreien Stoffen enthält.Durch körperliche
Bewegung
kann ebenfalls mehrSauer- stoff in dasBlut gepumpt werden, aber nur entsprechenddem
Circulationseiweissvorrath, insoferne dieser letztere das
Ma- ximum
des aufnehmbaren Sauerstoffes bestimmt; der fette, an Circulationseiweiss arme Organismus wird daher durch An- strengungen nur wenig erreichen; der an Circulationseiweiss reiche aber besitzt ein viel bedeutenderesMaximum
derSauer- stoffaufnahme und kann durch tüchtige Kürperbewegung undtiefeAthemzügedieses hohe
Maximum
anSauerstoffvermehren- und dadurch wesentlich die Erfolge einer vorwiegendt Wi13 auch niclit ausschliesslicli, aitj Fleischkostbegründeten diäte- tischen (ur der Fetisuchf unterstützen.
Die schweisserrcgcnde Methode (Schwitzcur), schon von Galen empfohlen, erzielt durch
Dampfbäder
ganz entschieden günstige Erfolge bei FettsQchtigen und bewirkt in verhältniss- massig kurzer Zeit wesentliche Reduction des Fettes. DasKör
jDergewicht nimmt während eines ^'s bissstOndigenDampf- bades imMaximum um
QooGramm,imMinimum um
looGramm
ab,
Dock
istjedesmal derZnstanddesHerzensund
Gefäss- apparatcsgenau
cu controliren. Beidem
Verdacttte von ArterioscleroseistdieAnwendung
derDampfbäder
sirengezu verbieten.Empfelilcnswerth, besonders für hochgradig- Fettsüchtige, welche nicht viel active körperlicheBewegung machenkönnen,
ist eine zweckmässige, auf Ernähruns: d's Muskelapparates hinzielende passiveGymnastikunddie AJassa^f^e, mitConsequenz durch lange Zeit fortgesetzt. Es scheint diese Kite srhnn Ly- kurg vorgeschwebt zu haben, welcher die jungen Spai lauer geissein Hess, wenn sie fett wurden.
DrasHsckeAbführmittel^ darunter namentlich Coloquinthen und Scamonium, sind vielfach gegen Fettsucht empfohlen worden und bilden den Hauptbestandtheil von verschiedenen in denInseraten angepriesenen Pillen. Esistnichtzuleugnen, dass ihre
Anwendung
ein Schwinden des Fettes zu Stande bringt, alleines erfolgt dies nichtohne allgemeineSchwächung
desOrganismus
und darum gilt hier dasselbe, was ich bereits von der Hun<rercur erwähnt habe, es wird leicht Ver- anlassung zurHydrümie
gegeben. Eher passt schon der discrete Gebrauch derMittel- undW
utralsalze, namentlich des Glaubersalzes und dopjicltkohlensaui ren Natrons: doch, wir wollen es ausdrücklich betonen, stets in Verbindung mit Eisen- pra()ai aten, die wir bei der grossen NeigungFettsüchtiger zur Blutarmut!i für nothwendig halten.Diese gluckliche CombinationvonschwefelsaueremNatron fmt doppeltkohlensauerem Natron
und
doppeltkohlensauerem Kisenoxydul bietet sich eben in vorzügliclier Weise in den beiden Hauptquellen Marienbaets,dem
Kreuzbrunnen und Ferdinandsbrunnen.Da^ Glaubersalz übt einen unleugbaren Einiluss aufdie *
Rückbildung von Fettansammlungen aus, wenngleich noch keine genügende physiologische Erklärung hiefür gegeben ist.
Denn
Seegen's Hypothese, dass in Folge der Einnahme des schwefelsaueren Natrons die Umsetzung der stickstnfihaltigen Körperbestandtlieile, der Leim- und Eiweissgevvebe beschränkt14
und der Vcrbrcnnungsprocess mehr auf die Fettgebilde des Körpers gerichtet sei, wird mit Recht angegrifTcn. Thatsache jedoch ist die fettreducircndc
Wirkung
der Glaubcrsalzwässer und zwar, ohne dnss Hie Erzeugung von DinrrhOen nothwen- dig ist. Ich kann es nicht crf^nng betonen, dass es für Fett- leibige nicht iiüihig ist, iniMaritiibad starkabzuführen, son- dern dass die Fettreduction auch ohne dies durch unsere Glaubersalzwässererfolgt. Ja, bei hochgradigFettleibigen und bei fettleibigen Frauen halte ich, da bei diesen Personen, wie schon erwähnt, immer ein gewisser Grad von Anämie vor- handen ist, starkesPurgirenfür
geradezu schädlichund
ge- fahrbringend. IchverordnevielmeJirnur solcheGaben
unserer Glaubcrsalzwässer^ welche die Darmthätigkeit mässig und die Urinabsonderung stark anregen.Durch starkes Purgiren in Marienbad nimmt allerdings das Fett rascher ab, aber
auf
Kosten der Gesundheit, das Blut erhält eine hydrämische Beschaffenheit Durch mässige Gaben unserer Quellen hingegen erfolgt eine alhnälige, stetigeund
dauernde Feitabnahme ohne Verderbniss des Magens und Verschlechterung des Blutes.Es werden auch Kochsalzwässer, wie Kissingen und
Homburg,
gegen Fettleibigkeit empfohlen. Sie leisten aber bei w^eitcm nicht dasselbe, wie die Quellen Marienbads.Um
auch nicht den Schein des Parteiischen auf mich zu Inden, lasse ich hierüber einen an Kochsalzwässern selbst practici- renden Brunnenarzt, Dr.
Braun
sprechen, der Folgendes an- gibt: „Wollteman
in den höheren Graden von Fettleibigkeit, wie es leider noch oft geschieiit, durch starke Kochsalzcuren die abführendeWirkung
forciren, so würdeman
zwar eineAbmagerung
erzielen, aber nicht des Fettes allein, sondern eine Störung der Verdauung, einen Darmkatarrh, der an sich eine neue Krankheit, ein neues Behandlungsobject setzen würde; darauf beruhtdie Concurrenz zwischen Kissingenund
Carlsbad oder Marienbad und dergk Mässige Curen in Kis*singen und
Homburg
erzielen in mässigen Fällen dasselbe, was Carlsbad und Marienbad, versagen in bedeutendenFällen ihreWirkung
auf die Fettresorption, undwenn
sie forcirt 'werden, so erzeugen sie zwar auch eine Abmagerung, aber auf Kosten der Verdauung und Gesundheit, währendCarlsbad und Marienbad das Fett resorbiren, ohne die Verdauungund
Blutbildung zu schädigen. Es gab eineZeit,
wo
auch inCarls- bad und Marienbad vorwiegend stark abführende Curen ge- i)räuclilich waren, undwo man
gewohnt war, den Kranken in ersciiOpftcni Zustande zurückkehren zu sehea,^ do^war
dif15
7,eit, zvo Kt'sswjrm
und Homburg
aufkamen;jetzt,wo man
mit Glaub( rsalzwässcTJi discret verfährt, ist die Concurrenz mit den Kochsalzvvilssern geklärt."
Neben
dem
Kreuzbrunnen und Ferdinandsbninnen lasse ich hochgradig Fettleibige,wo
ich Verarmung an Blut an- nehme, undwo
Herzschwäche besteht, unsere Eisenwässer- {AmbrosittS' oder Carolinmhrunnen) trinken,
um
auf Ver- besserung derBlutbeschafienheit zu wirken.Femer
verordne ich während des Tages als gewöhnliches Getränkedie JVald- quelle**, welche durch ihren massigen Salzgehalt und Kohlen- säurereichthum gOnstig wirkt.Ausser der Trinkcnr in Maricnhad ist für Fettleibige aucii die Badecur von grosser Wichtigkeit, denn in den Bädern besitzen wir ein treffliches Mittel, den Stoffwechsel lebhaft anzuregen und dadurch den Fettverbrauch mfichtig zu steigern. Es sind hier besonders die kohlensäurclialtigen Mariciiquellbädey, die kuhlcnsäurereichen Perdinands- und Ambrosiusbäder, so wie die ausgezeichneten Moorbäder be- achtenswerth.
Die Dampfbäder sind für Fettleibige ein, wie ich schon froher erwähnte, sehr wirksames, aber auch ofthöchst gefähr' UchesMittel, dessen
Anwendung
wohl überdachtwerdenmuss.Die Cur derFettleibigkeit erfordert aber, und dies muss nochmals betont werden, neben der Trink- und Badecur in Marienbad eine strenge
Rodung
der Nahrungs-und
Lebens*weise, nadi den Frincipien, wie sie oben bereits angegeben wurden.
Alljälirlich sehen wir in solcher Weise in Marienbad überraschend günstige Resultate bei hochgradig Fettleibigen imd ich will aus der grossen Reihe von Fällen meiner Be- obachtung nur drei Beispiele aus meiner Praxis der letzten Jahre anfuhren.
Herr H., 40 Jahre alt, Rentier ausBerlin, ein Wohlleber im eigentlichsten Sinne,
wog
bei seiner Ankunft inMarienbad 267^]t Zollpfund. Das Gehen war ihm sehr .beschwerlich,Tag
und Nacht hatte er über Athemnoth zu klagen, grosse Müdigkeit, Neigungzum
Schlafe. Die Untersuchung ergab, dass auch starke Fettablagerungum
das Herz und Fettleber vorhanden waren. Der Puls uar sehr klein und schwach. Ich Hess den Patienten die Marienbader Cur durch mehr als6
Wochen
gebrauchen. Bei der Abreisewog
Patient nur 238 Pfund und fühlte alle seine Beschwerden ganz wesentlich vcnuinderL, derIKi/schlag wnrkräftigergeworden. Ichschrieb ihm ein strenges diätetisches Verhalten für die Nachcur vor ^.^-j16
und wie er mir biKilicn bericlitttc, wog ti im October nur noch 214 Züllptbnd.
Düse
Fcttabnainnc vojijj
'•>Pfund
*durch die Martenbader Cur binnen etwa zehn
Wochen
ist übrigens die bedeutendste, die mir hier vorgekommen ist.Herr S, ausSt.Petersburg, 36Jahrealt, bietetden
Typus
des höchsten Gradts von Fettleibigkeit.Er
hat einKörper^
gnvü
ht i'onjSjPfund
(192'sIGIogramm). DerLeibesumfang, in derHohe
des Nabels gemessen, betragt 186 Centimeter;derL'nterleib selbst ist so hängendschwer, dassHerrS.,
wenn
er sich niedersetzt, vor sich n ch ^'nen rweiten Sessel nimmt,
aut" den er seinen Bauch eintach hinlegt. Die Untersuchung ergab, dass sich bereits ein vurgcschritteticrGrad von Fettherz ausgebildet hat. dass auchFettleber vorhandenist. Eine accns- wöchenthche strenge Marienbader Brunnen- und Badecur, ver- bunden tnu
dem
zweckmässiger! diatttischen Regime hatte denEri'olg,dassHerrS.
36
PfundseinesKörpergewichte»veriorund
die Beschwerden wesentlich abnahmen.
Diesem monströs fetten
Manne
stellt sich würdigFrau W.
aus Russisch-Polen, 36 Jahre alt, Mutter von 4 Kindern, an die Seite. In ihrer Familie ist Fettleibigkeit einegewöhn-
Uche Erscheinung; das Körpergewichtbeträgt 326 Pfund.Der
grOsste Umfang de^ Unterleibes beträgt 17Ö Cendmeter.
Das
Gehen wird der Frau sehr schwer, nach einigen Schritten mi!s> sie st^'hen bleiben,um
tief Athen; zu schöpfen. Eine achtwOchentiicne Brunnen- und Badecur bewirkteAbnahme
des Körpergewichtesum
32 Pfund, wesentlicheMinderung der be- lästigenden Erscheinungen, erlekiUertes AthmeruDruck von Antun Kennin Pro^«.
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Von denudboi
Verfosseristmdiienen:
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Qruudriss der
kliniscJaeuBalneeth^apie,
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Hydro- und
Climatotheraiiie. .Verlag von
Urban &
Schwara?enberg
in Wien.1083.
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Das
dimacteriscbe Alter der Frauen
in physiologischer
und
pathologischer Beziehung.Eine Monographie.
Verlag von
Enke
in Erlangen.1874. /
Ifarienbad und
seineHeilmittel
(In deutscher, französischer, englischer, russischer und schwedischer Sprache.)
Eüfte Auflage.
' Verlag von £. A.
Götz
in Marienbad.1883.
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DigitizedbyGooglLANK MEDICAL LIBRARY
Toavoidfine,thisbookshould be returnedonor before the datelaststampcdbelow.
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